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Finstere Düsternis

Darkest Darkness
von

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Alles, was nötig ist

„Gab es irgendwelche Komplikationen?“

Ishizu stand angespannt und mit leerem Blick neben Mariks Bett und betrachtete ihren vermeidlich, hirntoten Bruder.

Sein Gesicht wurde beinahe gänzlich von einer trüben Atemmaske eingenommen, während ein nebenstehendes Beatmungsgerät träge Luft in seine unbrauchbaren Lungen pumpte. Selbst die Geräusche des Atmens schien die Maschine für ihn zu übernehmen und Ishizu wandte sich verbittert ab.

In ihrem Innern tobte eine Schlacht zwischen Vernunft und Glauben, ein Kampf zwischen der Hoffnung auf Rettung und der unvermeidlichen Tatsache, das Marik gestorben war.

„Nein, es war alles ruhig.“

Sie räusperte sich.

„Ich habe aber auch nichts anderes erwartet.“

Ishizu drehte sich zu der Krankenschwester um und warf ihr einen vernichtenden Blick zu.

„Dort liegt mein Bruder. Wir bezahlen ihr Krankenhaus im Voraus und selbst das sehr großzügig. Etwas mehr Respekt bitte!“

Die junge Frau entschuldigte sich erschrocken, während sie ein Tablett mit blutigen Taschentüchern entfernte.

„Was ist das?“, fragte Ishizu interessiert, während sie die Arme vor ihrer Brust verschränkte.

Irgendwie hasste sie dieses junge Ding dafür, Marik nicht gekannt zu haben, sich nichts daraus zu machen, dass er nur noch mit Hilfe von Maschinen lebte.

Die Schwester senkte den Blick, während sie das Tablett über einem Mülleimer entleerte. Sie antwortete in etwas barschem Ton und Ishizu fühlte sich plötzlich daran erinnert, dass die Frau keine andere Wahl gehabt hatte, als ihr eben so zu antworten.

Marik war nach empirischen Maßstäben tot.

„Entschuldigen Sie bitte…“

Ishizu fühlte sich plötzlich verloren und musste sich setzen, während sie nur noch halbherzig auf die Antwort der Krankenschwester hörte.

„Er hat gestern Abend kurze Zeit aus der Nase geblutet, kein Grund zur Sorge, dass passiert…in seinem Zustand nun mal.“

Sie verließ das verdunkelte Krankenzimmer und schloss die Tür hinter sich, während Ishizus Herz zu rasen begann.

Es musste doch eine Möglichkeit geben!

Sie durfte ihren Bruder nicht verlieren!

Verzweifelt betrachtete sie Marik, welcher unverändert auf seinem Kissen lag und ungewohnt ruhig aussah. Ja, regelrecht friedlich, dachte Ishizu, während sie aufstand um ihrem Bruder liebevoll über seine Wange zu streicheln.

Marik war immer angespannt und unendlich traurig gewesen. Niemandem war der Grund dafür wirklich klar, selbst für Ishizu war er immer ein großes Rätsel. „Er ist wie ein trüber See“, hatte Bakura einmal gesagt „immer in Bewegung, undurchschaubar aber lebenswichtig für viele um ihn herum.“

Er hatte damals gelächelt, doch Ishizu wusste, dass er bewusst eine Metapher vergessen hatte. Der echte Marik nämlich saß, nach ihrem Verständnis, auf dem Grund des Sees, gefangen mit sich selbst und unergründlich für alle, die ihn je hatten verstehen wollen.

War er nun dort? Unterhalb des Wassers? Hatte er sich verheddert im Gewirr seiner Gedanken? Litt er unter dem Druck der Wassermassen?

Ishizu seufzte.

„Ach Bruder…“

Tränen sammelten sich in ihren Augen, während sie ihm eine Strähne aus dem Gesicht strich, zitternd und unendlich traurig.

Schon immer hatte sich Ishizu bei Marik geborgener gefühlt, als bei irgendjemand anderem, was dazu führte, dass sein Leid sie immer besonders hart traf. Sie war wie eine Furie in das Heim ihres Bruders gestürmt, als sie vom Missbrauch seines Yamis und der anhaltenden Depressionen Mariks erfahren hatte, durch Briefe, welche sich Marik nach langer Zeit endlich getraut hatte zu schreiben, und welche sie wie ein Messer durchbohrt hatten.

„Wie konnten Sie das zulassen?! Ich werde Sie verklagen! Sie und Ihren verabscheuungswürdigen Mann!“

Gift und Galle spukend hatte sie die Heimleiterin zur Schnecke gemacht.

Ishizu war damals noch Auszubildende im Museum für Naturgeschichte in Domino gewesen, was ihr die Finanziellen Mittel für ein Verfahren zur Zwangsverlegung der Oberschwester und ihres Mannes gab, welchen sie mit Hilfe der Museumskuratorin gewann. Mehr konnte Ishizu nicht für ihren Bruder tun, da er ohne Eltern erst mit 18 berechtigt war, das Heim zu verlassen.

Sie hatte sich damals schrecklich gefühlt, mit einer kleinen Wohnung nah des Museums, ohne weitere Mittel, um Marik und seinen Yami vor deren 18. Geburtstag aufzunehmen.

Sie hatte sich immer Vorwürfe gemacht, selbst als sie beobachtete, wie Marik mit Hilfe seines Yamis zu größten Kartenschmuggler Dominos aufstieg und durch Gewalt und Furcht immenses Geld verdiente.

Immer wieder hatte sie Marik gerechtes Handeln gepredigt, während er still zuhörte, ohne sich zu ändern. Der Kopf des Schmuggelns war immer Mariku gewesen und Ishizu hatte sich zwingen müssen ihm nicht die Schuld an Mariks geheimer Verdorbenheit zu geben.

Auch hatte sie sich zwingen müssen, nicht zur Polizei zu gehen.

Sie liebte ihren Bruder, der zu Weihnachten und ihrem Geburtstag alte, teure, Antiquitäten schickte, welche Ishizu persönlich, wie auch im Museum und der Universität, großen Ruhm einbrachten.

Schließlich fand sie sich mit der Kriminalität ihres Bruders ab und gründete, mit Hilfe seiner Mittel, ein eigenes Museum der Ägyptologie, welches ihr größter Stolz war.

Er half ihr immer, war immer für sie da, mit Geld und Herz, mit Humor und kindlicher Leichtigkeit.

Sie hatte sich nie über seine homosexuelle Neigung beschwert und wunderte sich nicht, als Marik bald schon mit Bakura nach Hause kam, seiner letzten Eroberung nach vielen.

Auch hatte sie es mit der Zeit geschafft, sich an Marikus, gänzlich gegenseitige Eigenschaft, zu gewöhnen, jede Nacht eine andere Frau mit ins Bett zu nehmen, was zweifellos auf seiner Unfähigkeit fußte, Bindungen einzugehen.

Sie selbst hatte sich nie von ihm bezirzen lassen, war nie auf seine Flirtversuche eingegangen, was ihr schon viele enttäuschte Blicke Marikus einbrachte, über die sie sich immer mit einem charmanten Lächeln hinwegsetzte.

Alles in einem war ihr Bruder unersetzlich, genau wie sein Yami, egal wie ungewöhnlich, oder seltsam sie beide jeweils sein mochten und Ishizu würde eher sterben, als einen der beiden im Stich zu lassen. Auch wusste sie, dass Mariku nicht würde ohne Marik existieren können. So war das mit Yami und Hikari eben.

Sie war dabei das beinahe wichtigste in ihrem Leben zu verlieren, fühlte sich schuldig und klammerte sich still an Mariks Bettgestell.

„Bitte, komm zurück. Du darfst mich nicht allein lassen. Noch nicht…was soll ich denn tun, ohne dich?“

Sie weinte still und schloss gequält die Augen.

Es durfte nicht passieren. Sie würde selbst dafür sorgen, dass Mariku seine Sache gut machte, selbst, wenn es seinen Tod bedeuten sollte.

Sie wollte Marik zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dragoness
2006-06-08T14:24:09+00:00 08.06.2006 16:24
Das Kapitel gefällt mir! ^^
Sehr süße, liebenswürdige Darstellung von Ishizu (bzw. mir? *sich nicht recht für ein Objekt entscheiden kann* ^^° Passt ja beides... *g*) und ihrer Beziehung zu Marik und Mariku.
Aber der vorletzte Satz passt mir nicht so recht. Ich gaub nicht so recht, dass Ishizu bereit wäre, Yami zu verlieren... ^^ (Ich wär's nicht.)

Hab dich lieb! *knuddel*


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