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Die Rückkehr von Robin Hood

von

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Der Anführer

Mit Stolz geschwellter Brust stand Little John auf einer kleinen Erhöhung im Sherwood Forest. Der Boden unter seinen Füßen war aufgeweicht und matschig vom Regen der immer noch durch die hohen Baumkronen niederprasselte. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und ein beinahe überhebliches Grinsen auf den Lippen besah er sich zufrieden das Versteck der Rebellen an, zumindest nur so weit er sehen konnte, denn der Nebel schränkte seine Sichtweite drastisch ein.

Die Ereignisse der letzten Jahre hatten es notwendig werden lassen, sich tiefer in den Sherwood Forest zurückzuziehen als jemals zuvor.
 

Nach der Ermordung von Richard Löwenherz durch die Franzosen brach ein regelrechter Wettstreit um die Königskrone von England aus und stürzten das Land erneut ins Chaos. Da gab es einen französischen König, der an die Macht wollte, Verwandte die niemand kannte und andere Lords, die Richards Königreich für sich beanspruchten. Und Leute wie die Rebellen im Wald wurden erbarmungslos gejagt, die einheimischen Lords wollten, dass das Volk Stellung bezog zu einem möglichen Thronfolger und zwangen sie mit Erpressung und anderen unlauteren Mitteln dazu, sich auf ihre Seite zu stellen.

Zwar bekamen die Leute im Dorf und die Bewohner des Lagers nicht viel von den Machtspielen in der Hauptstadt mit, aber die Gefahr verhaftet oder gehängt zu werden blieb bestehen, wenn man sich den Gesetzen der Lords nicht unterwarf.

In den letzten Tagen hatte man den Unterschlupf zusätzlich gesichert und fertig gebaut. Es gab Behausungen hoch oben in den Baumwipfeln, wie auch unter aufgehäuften Erdhügeln. Um das Lager herum gab es zahlreiche Fallen und Wachtposten, die Eindringlinge abschrecken sollten.
 

Zur Zeit lebten etwa 65 Männer, Frauen und Kinder im Versteck und man konnte sich vorstellen wie stolz Little John war Anführer dieser Bande zu sein.

Bitter dachte er an die Zeit zurück, als hier ein Anderer das Sagen hatte. Aber Robin war glücklicherweise nicht mehr hier, dachte sich John und so war er der alleinige Chef der Geächteten des Waldes.

„Er soll sich ja nicht wagen hier noch einmal aufzukreuzen.“, murmelte er leise. „Immerhin hat er sich sieben ganze Jahre nicht darum gescherrt wie es seinen alten Freunden ergangen ist.“

Nichts, aber auch gar nichts hat er in dieser Zeit von sich hören lassen und ihn hatte Little John einmal als Freund bezeichnet...

„Verlogener adeliger Bastard!“, fauchte er böse. Wahrscheinlich machte er sich mit seiner angetrauten Marian und seiner Cousine Winnifred ein schönes Leben und weiss gar nicht mehr, dass es so etwas wie seine alten Bekannten im Sherwood Forest gab. Noch immer war John wütend darüber gewesen, dass Robin ihnen einfach den Rücken gekehrt hatte und mit Marian aus dem Wald verschwunden war. John, der schon seit seiner Kindheit im Sherwood Forest lebte, konnte sich nicht vorstellen, dass es irgendwo schöner und sicherer war als hier. Der Wald war seine Heimat.

Little John wurde aus seinen unschönen Gedanken gerissen, als er seinen Namen hörte und drehte sich um.

Mutch kam grinsend auf ihn zugerannt, pitschnass und mit tropfendem Haar. Er blieb vor ihm stehen und musste zu ihm aufblicken, da John gute 2 Köpfe größer war als er selbst.

„Wir haben gerade die letzte Falle fertig gestellt und ich sag´dir, die ist der Hammer! Wenn sich da jemand drin verennt...hihihi.“, kicherte er.

„Gut.“, war Johns knappe Antwort, wobei er sich dabei mit den Fingern über seinen dunklen Kinnbart strich.

Little Johns Gestalt war recht impossant und wenn man ihn nicht näher kannte, dann konnte er einem auch Angst einjagen.

Er schien so groß wie ein Riese zu sein, wie Mutch glaubte, und er besaß wohl auch die Breite wie Einer.

Ein Kreuz wie ein Schrank, der Umfang der Arme glich dem, wie von anderen der Umfang der Oberschenkel, ein markantes Gesicht inmitten die dunklen Augen, eine breite Nase, schmale Lippen und Gesichtszüge die meist grimmig und überheblich wirkten (außer er war betrunken, dann ging das Grinsen gar nicht mehr aus seinem Gesicht). Zudem besaß er einen bräunlichen Hautteint und schwarzbraunes dichtes Haar.

Und sein ausgeprägter Charakter blieb selbst seinem langjährigen Freund manchmal ein Rätsel. In einem Moment war er übel gelaunt und man durfte ihm in dieser Phase nicht zu nahe treten und im anderen Moment war er freundlich und lustig. Diese Launen erschwerten es ihn richtig einschätzen zu können.
 

Der Unterschied der Beiden hätte nicht größer sein können, Mutch – der drei Jahre jünger war - war das genaue Gegenteil von John. Für seine 21 Jahre war er etwas zu klein und schmächtig, ja beinahe drahtig.

Gütige blaue Augen erhellten sein langes schmales Gesicht und er trug immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen. Er besaß braunes langes Haar und einen ungezwungenen offenen Charakter, der manchmal beinahe hyperaktiv wirkte und John oft den letzten Nerv raubte.

So verschieden die beiden Freunde auch waren, so sehr schätzten sie auch einander. Mutch war jemand auf den sich Little John 100 prozentig verlassen konnte und Mutch würde seine Hände ins Feuer für John legen, da er nie vergesen hat, dass Little John ihm bei ihrer ersten Begegnung das Leben gerettet hatte...auch wenn es schon etliche Jahre zurück lag, war er ihm immer noch dankbar für diese zweite Chance.

Und im Grunde war Mutch der Einzige dem John so sehr vertraute, weil er von anderen einfach viel zu oft enttäuscht wurde.
 

„Meinst du der Regen hört heute noch irgendwann mal auf?“, fragte Mutch und sah seinen Anführer an.

„Keine Ahnung. Ist Bo schon von der Erkundungstour im Dorf zurück?“

„Nein. Sicher ist er noch einmal in die Schenke eingekehrt und hebt nochmal richtig einen. Das kann dann dauern, wie du weißt.“

John grummelte etwas Unverständliches vor sich hin und wandte sich dann wortlos von Mutch ab, der ihm verwundert hinterher sah.

„Was´n los? Wo willst du hin?“

„Gedanken ordnen.“, gab er kurz angebunden zurück. Aber Mutch brauchte gar nicht mehr zu wissen, er kannte die Launen seines Anführers nur zu gut und wenn er sagte er will seine Gedanken ordnen, dann wusste er, dass man John dabei nicht stören sollte.

Little John marschierte stumm an den einzelnen Behausungen vorbei und verschwand dann zwischen den Bäumen. Er lief Richtung Süden durch den Sherwood Forest, dies war seine Lieblingsstrecke um ungestört nachdenken zu können und um seinem Ärger Luft zu machen.
 

An einer anderen Stelle des Waldes machte Josephine atemlos Rast. Sie wusste weder wie weit sie von der Burg entfernt war, noch wo genau sie nun war. Keuchend und an einem Baumstamm lehnend sah sie sich um, doch der Nebel verperrte ihr die Sicht.

Im Moment kam sie sich wie der einsamste Mensch auf der Welt vor und schutzlos vor den Gefahren des Waldes ausgesetzt. Sie erinnerte sich an die alten Spukgeschichen, die man sich vom Sherwood Forest erzählte. Ihr Großvater hielt diese Geschichten immer für erfundene Hirngespinnste und lachte darüber. Doch durch den grauen Nebel und den unheimlichen Geräuschen des Waldes, glaubte Josephine im Moment mehr den Spukgeschichten, als der Erfahrung ihres Großvaters.

Sie wusste nicht ob es Regentropfen oder Tränen waren, die ihr das Gesicht herunterliefen. Sie wischte sich das kühle Nass mit den Ärmeln ab. Ihr braunes Haar war klamm, verfilzt und hing ihr schlaff – durch die Last des Niederschlages – herunter. Sie sah schon ein wenig bemitleidenswert aus in ihrer zarten und zerbrechlichen Erscheinung.

Josephine sah sich nochmals um und als sich ihr Atem wieder beruhigt hatte, ging sie langsamen Schrittes weiter in Richtung... ja wohin eigentlich?

Sie blieb stehen und drehte sich einmal um ihre eigene Achse, mutlos ließ sie ihre Schultern hängen.

Überall schienen die Bäume gleich auszusehen. Im Grunde war es egal in welche Richtung sie lief, sie konnte nur hoffen, dass sie irgendwann einem friedlich gesinntem Rebellen begegnete und keinem hungrigen Fleischfresser...Wölfe gab es hier genug.

Langsam bewegte sie sich vorwärts und ging ziellos in eine Richtung, falsch machen konnte sie ja nichts.
 

Josephine bemühte sich ihre Gedanken nicht abschweifen zu lassen, sondern hier und jetzt zu überlegen was sie tun könnte um nicht in eine Art Resignation zu verfallen. Sie wusste, dass dieser Zustand der Schicksalsergebenheit gefährlich für sie werden könnte. So marschierte sie aufmerksam und mit Bedacht weiter, das Geäst unter ihren Füßen knackte und sie musste aufpassen, dass sie den Dornen der Beerensträucher nicht zu nahe kam. Sie verbannte jeden flüchtigen Gedanken an die Personen von Shirefield Castle. Dennoch rief sie sich die Worte ihres Großvaters in Erinnerung:

Niemals die Hoffnung aufgeben und stark bleiben. Und tatsächlich gab ihr diese Erinnerung neuen Mut und sie war sich sicher, dass sie bald ihr Ziel – das Versteck der Rebellen – erreichen würde und die Rebellen sie aufnehmen würden und ihr Schutz gewährten.
 

Wirklich?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dahlie
2006-10-11T15:43:52+00:00 11.10.2006 17:43
Jetzt ist Robin auch schon ein Verräter T.T
WEEEIIIITER!!!
Von: abgemeldet
2006-05-28T22:16:10+00:00 29.05.2006 00:16
ah....*schonganzgespanntbin* - du machst es ja ganz schön spannend......find deinen schreibstil einfach genial!!!

mach weiter so ^^
lg Missundaztood84


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