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Schicksalsschläge II

Es beginnt von Neuem...
von

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Alptraum

Chapter 7 – Alptraum
 

So standen sie nun da. Zwei Männer, die nicht glauben konnten, was sie gerade sahen. Es kam ihnen vor wie eine Ewigkeit. Eine nicht enden wollende grausame Ewigkeit. Für einen Moment schienen die Uhren stehen geblieben zu sein. Nur um die zwei Männer zu quälen und sie die Grausamkeit dieses Augenblickes mehr als nötig spüren zu lassen. Dann rührte sich der Schwarzhaarige und trat einen Schritt zurück. Dann noch einen und noch einen. Heiße Tränen stiegen in seine Augen und er schüttelte den Kopf, als ob er damit dieses Bild vor seinen Augen abschütteln könnte.
 

Daisuke bemerkte Toshiyas Zurückweichen und drehte sich zu ihm um. Er wollte ihn noch aufhalten, doch dafür war es zu spät. Der Schwarzhaarige hatte sich auf dem Absatz umgedreht und lief nun so schnell er konnte weg. Er wollte nur noch weg. Ganz schnell und ganz weit weg. Er konnte sich das alles nicht erklären. Liebte Shinya ihn nicht mehr? War er deswegen heute früh so abweisend gewesen? Weil er einen anderen liebte? Kyo liebte? Er hatte den Kleineren die drei Jahre zwar nicht gesehen, aber ihn sofort erkannt. Trafen sich die beiden schon lange? Und was sollte er jetzt tun? So viele Fragen schossen durch seinen Kopf. Doch er hatte nicht eine einzige Antwort auf sie außer zu rennen, ganz weit weg zu rennen.
 

Der Rotschopf stützte seine Hände in seine Knie. Er hatte die halbe Stadt nach Toshiya abgerannt und bekam jetzt kaum noch Luft. Dabei war er es eigentlich der wegrennen wollte. Der einzige Grund warum er noch nicht zusammengebrochen war, waren die Sorgen, die er sich um den Bassisten machte. Wie hatte das passieren können? Er verstand die Welt nicht mehr. Es war so absurd. So absolut absurd. Erst verschwand Kyo für drei Jahre. Als er dann wieder auftauchte, erwischte er den Rotschopf mit seiner Halbschwester, mit der Die sich nur eingelassen hatte, um Kyo zu finden. Dann erfuhr er von Kyos Verlobten und jetzt stand dieser dort auf der Straße und umarmte Shinya. Hatte der Drummer die ganzen Jahre über vielleicht Kontakt zu Kyo gehabt?
 

Daisuke starrte den Boden unter seinen Füßen an. Vielleicht liebten sich die beiden ja und hatten nicht gewusst, wie sie es den anderen schonend beibringen sollten. Vielleicht hatten sie sich deswegen die Geschichte mit Kyos Verschwinden ausgedacht und Shinya war mit Toshiya zusammen geblieben, damit niemand Verdacht schöpfte. Ziemlich clever. Aber auch ziemlich absurd. Das traute er den beiden eigentlich nicht zu. Aber er hatte in seinem Leben schon genug absurde Geschichten mitbekommen und selbst miterlebt. Wahrscheinlich gab es nichts, was es nicht geben konnte. Heiße Tränen tropften auf den Asphalt vor ihm. Er konnte sie nicht länger unterdrücken. Was sollte er tun um aus dieser Zwickmühle rauszukommen?
 

Als Daisuke bei sich zu Hause ankam, entdeckte er die verloren gegangene Person. „Ich hab die halbe Stadt nach Dir abgesucht.“ Toshiya blickte ihn kurz entschuldigend an. Seine Augen waren dick und rot angeschwollen, dann schaute er wieder betreten gen Boden. „Du siehst ziemlich beschissen aus“, stellte Daisuke nüchtern fest und trat zur Tür, um diese zu öffnen. „Du siehst auch nicht besser aus“, erwiderte der Schwarzhaarige und trat auf Dies Weisung hin in das Haus. Der Rotschopf kochte einen Tee, während Toshiya sich im Wohnzimmer unter einer Decke verkroch. Beide wussten nicht so recht, wie sie das Gespräch anfangen sollten. Beide wollten nicht glauben, was sie gesehen hatten. Als Die schließlich mit Tee und Keksen ins Wohnzimmer kam, machte sich eine betretene Stimmung breit.
 

Dann hielt der Rotschopf seinem Gegenüber eine offene Zigarettenpackung hin. „Ich dachte hier drin soll nicht geraucht werden?“, fragte Toshiya etwas verwirrt. „Das ist mir gerade so was von sch*** egal.“ Demonstrativ zündete er sich eine Zigarette an und inhalierte den Rauch tief in seine Lungen. Dann nahm sich auch der Bassist eine und entzündete sie. „Glaubst Du... da ist etwas zwischen den beiden?“, traute sie Toshiya schließlich zu fragen. Doch auch Daisuke kannte keine Antwort auf seine Frage.
 

Plötzlich ertönte das Klingeln eines Handys und beide schreckten auf. Der Schwarzhaarige kramte in seiner Tasche und fischte schließlich den klingelnden Kasten heraus. Doch drangehen wollte er ganz sicher nicht. Er starrte auf das Display und seufzte. „Shinya?“, fragte der Rotschopf und kannte die Antwort eigentlich auch ohne dass Toshiya es ihm sagte. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. „Willst Du nicht drangehen?“ Der Bassist schüttelte heftig den Kopf. Und Die konnte es ihm nicht einmal übel nehmen. Dann ertönte das Geräusch für Nachrichten. Toshiya schaute erst zu Die, dann auf sein Handy. „Er schreibt, dass er sich Sorgen macht und ich mich bitte melden sollte. Vielleicht war er ja hier bei Dir zu Hause, als wir noch... unterwegs waren.“ Daisuke nickte. Möglich wäre es gewesen. So lange, wie er den Bassisten gesucht hatte. Und Toshiya schien ja auch nicht sofort hierhergekommen zu sein.
 

„Vielleicht... haben wir die beiden einfach verwechselt?“ Doch der Rotschopf schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht.“ So gerne er diese Variante auch favorisierte, so unwahrscheinlich erschien ihm diese auch. Die und Toshiya hatten beide genau erkannt. Sich im Nachhinein etwas anderes einzureden würde keinen Sinn machen. So würden sie schließlich auch nicht weiterkommen. „Toshiya, Du solltest mit Shinya reden.“ Der Angesprochene blickte verunsichert in Daisukes Richtung. Er wusste, dass der Rotschopf Recht hatte. Doch er hatte Angst mit Shinya zu reden. Vielleicht würde das das Ende ihrer Beziehung bedeuten. Und er wollte den Drummer auf keinen Fall verlieren, dazu liebte er ihn zu sehr. Aber er würde nicht ewig wegrennen können. Das wusste er. „Ich weiß“, hauchte er schließlich und ließ sich noch tiefer in das Wirrwarr von Decken und Kissen sinken.
 

„Du kannst gerne heute hier schlafen“, bot ihm der Rotschopf freundschaftlich an und Toshiya nickte heftig. Er wollte auf keinen Fall heute Nacht noch nach Hause gehen. Da Shinya und Toshiya mittlerweile zusammen in einer Wohnung lebten, würde der andere jetzt wohl zu Hause sein und er wollte ihm zumindest heute nicht mehr begegnen. „Willst Du Shin wenigstens schreiben, dass Du noch lebst? Er macht sich doch sonst immer so viele Sorgen.“ Doch der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. Dann würde er sicher wissen wollen, wo er abgeblieben war und vielleicht würde er sogar zu Dies Haus rüberfahren. Weder das eine noch das andere wollte er momentan. „Dann lass und mal schlafen gehen.“
 

Am nächsten Morgen erwachte Daisuke schweißgebadet aus seinem Traum. Er richtete sich im Bett auf und ließ sein Gesicht in seinen zitternden Händen verschwinden. Er hatte wieder einen der Alpträume gehabt, die ihn seit Kyos Verschwinden heimsuchten. In seinem Traum sah er Kyo, der am Rande eines Hochhauses stand. Erst hatte er ihm den Rücken zugedreht, doch dann wandte er sich um und blickte Daisuke in die Augen. „Danke“, hauchte er, dann wandte er sich wieder ab, breitete seine Arme wie Flügel aus und sprang. Die rannte ihm verzweifelt hinterher, konnte ihn aber nicht mehr erreichen. Er musste zusehen, wie Kyo in die Tiefe stürzte. Doch bevor er auf den Boden aufprallte, wuchsen schneeweiße Flügel auf seinem Rücken und er blickte nach oben zu Daisuke. Dann lächelte er und wollte wieder zu ihm nach oben fliegen, doch just in diesem Moment tauchte eine schwarze Gestalt auf, zerriss seine Flügel und ließ ihn erneut in die Tiefe stürzten. Bevor Kyo auf dem Boden zerschlug, erwachte Daisuke dann immer schweiß- und tränengebadet.
 

Nach einigen Minuten entschied er sich für eine Dusche, er musste ganz dringend diesen Schweißgeruch loswerden. Dann würde er Frühstück vorbereiten und Toshiya wecken. Vielleicht konnten sie heute dieses Wirrwarr endlich aufklären. Außerdem sollte er noch einmal Kaoru anrufen und ihn fragen wie es ihm ging, schließlich schien er in einer ziemlich üblen Sache verwickelt zu sein. Doch bei seinem Elternhaus und seiner Position blieb das wohl nicht aus.
 

„Hey Toshiya, Zeit aufzuwachen.“ Als Antwort vernahm der Rotschopf nur ein grimmiges Murren. Doch Daisuke kannte den Bassisten ja schon einige Jahre und er wusste genau, wie er die schlafende Prinzessin wecken konnte. Nämlich nur auf eine grausame Art und Weise: die Decke wegziehen! Mit beiden Händen packte er die warme und kuschelige Decke und mit einem Ruck lag diese auf dem Boden. Zusammen mit Toshiya. Der Rotschopf blickte etwas verwirrt zu seinen Füßen. Das hatte er eigentlich nicht beabsichtigt. Doch Toshiya hatte sich im Schlaf so stark an die Decke festgekrallt, dass er den Schwarzhaarigen mit auf den Boden gezogen hatte. Dann bemerkte er Toshiyas Tränen. „Shin-chan“, flüsterte er im Schlaf und weinte noch mehr. Daisuke schmerzte dieser Anblick, er wollte nicht, dass seine Freunde unglücklich waren. Er beugte sich zu Toshiya runter, hob ihn samt Decke in die Höhe und legte ihn wieder auf das Gästebett. Dann setzte er sich zu ihm an den Rand des Bettes und streichelte ihm sanft durch die Haare. Toshiya und Shinya waren ein so schönes Paar und sie liebten sich, das wusste der Rotschopf einfach. Doch was er gestern gesehen hatte, konnte er einfach nicht einordnen. Aber sie würden dieses Rätsel ganz sicher nicht lösen, indem sie den ganzen Tag nur darüber grübelten. Sie mussten mit Shinya reden. Er erhob sich vom Bett und ging entschlossenen Schrittes ins Wohnzimmer. Dann wählte er eine Nummer und wartete darauf, dass die andere Person am Ende der Leitung das Telefon abnahm.
 

„Moshi moshi“, antwortete der Angerufene. Er schien sichtlich angespannt, was auch Daisuke auffiel. „Wir müssen reden“, sagte der Rotschopf mit fester Stimme und ließ so den Ernst der Lage erkennen. „Daisuke bist Du das? Wo bist Du und wo ist Toshiya? Ich hab mir die ganze Nacht Sorgen um Euch gemacht.“ Daisuke seufzte. Er hatte gewusst, dass er ihm noch eine SMS hätte schreiben sollen. Wahrscheinlich hatte Shinya die ganze Nacht kein Auge zugekriegt. „Ich bin bei mir zu Hause und Toshiya ist auch hier. Willst Du rüberkommen?“ Shinya schwieg kurz und schien zu überlegen, was er sagen sollte. „Warum habt ihr Euch gestern nicht bei mir gemeldet? Ich war bei Dir, doch es war keiner zu Hause.“ Doch auf lange Diskussionen am Telefon hatte Die gerade nun wirklich keine Lust, deswegen kürzte er die Sache ab: „Wir haben Euch gesehen.“ Shinya sagte nichts, doch Daisuke wusste, dass dieser jetzt wohl geschockt war. „Ich bin gleich da.“
 

Nach einer viertel Stunde erreichte der Drummer schließlich das Haus von Daisukes Eltern. Nachdem der Rotschopf ihm die Tür geöffnet hatte, gingen sie beide ins Wohnzimmer, wo Die bereits Tee und Kekse aufgetischt hatte. „Wo ist Toshiya?“ Der Rotschopf deutete zur Treppe: „Er ist oben und schläft.“ Shinya nickte. Dann schwiegen sich beide Männer an. Daisuke hatte so viele Fragen, nur wusste er nicht mit welcher er anfangen sollte. Und Shinya schien von alleine nicht reden zu wollen. Vielleicht lief wirklich etwas zwischen den beiden und der Drummer traute sich nicht es zu offenbaren. Wie würde ihre weitere Freundschaft aussehen? Was würde aus der Band werden? War es wirklich möglich, dass Shinya ihnen all die Jahre was vorgespielt und sie es nicht bemerkt hatten?
 

„Shinya... was läuft zwischen Dir und Kyo?“ Daisuke wollte es endlich wissen. Er wollte nicht weiter darüber grübeln müssen, sondern es aus Shinyas eigenem Mund hören. Doch dieser schwieg und blickte gen Boden. Der Rotschopf wusste, dass er dem Drummer Zeit lassen sollte um die richtigen Worte zu finden, aber er konnte einfach nicht mehr warten. Seine Handflächen wurden feucht und er spürte seinen Puls rasen. Diese Situation überforderte ihn in jeglicher Hinsicht. „SHINYA!“, schrie er nun und sprang von dem Sessel auf, indem er vor wenigen Minuten Platz genommen hatte. Er platzte. Er konnte sich nicht mehr unter Kontrolle halten. Der Drummer zuckte unter seinem laut geschrienen Namen zusammen und blickte dann zu Daisuke. Dann seufzte er. „Du musst Kyo vergessen, Daisuke.“



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