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Menschen, die auf Gras wandeln I+II+III

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Kapitel 38

Kapitel 38
 

Am späten Abend war es dann so weit. Die Pferde hatten durch den Aufenthalt am angeschwollenen Fluss neue Kräfte gewonnen, ausreichend getrunken und frisches Gras gefressen, sodass sie ihre Herren nun mit Rückenwind über die letzten Steindünen und Berge trugen.

Vor ihnen breitete sich das Zentrum der Macht, der wichtigste Ort im ägyptischen Reiche aus. Der Pharaonenpalast. Gut vor den scharfen Winden geschützt, lag er zwischen steinigen Dünen am Ufer des allmächtigen Nils versteckt, welcher sich von hier aus in die grünenden Feldern der Bauern legte, die sich bis weit in die Landschaft erstreckten. Die untergehende Sonne tauchte die hellen Mauern in verliebtes Rosa und spiegelte sich an den hohen Kuppeln aus reinem Gold. Vier Türme ragten herauf und überblickten alles, zogen den Blick zuerst dorthin, bevor man den Rest ins Auge nahm.

Die Tore der Stadtmauer waren noch geöffnet, auch wenn zu so fortgeschrittener Stunde kaum noch Wanderschaft hindurchkam. Allein diese Mauer war ein Wunderwerk der Architektur. Sie war hoch wie drei Männer und dick wie ein Elefant. Die Tore auf jeder Himmelsseite waren mit tiefen Verzierungen beschlagen und segneten die Einwohner der Hauptstadt, welche innerhalb und außerhalb von ihr lebten. Die kleineren Häuser lagen gemütlich ins Tal und ihre Mauer eingeschmiegt. Um alle Menschen zu fassen, so weit reichte die helle Hauptmauer nicht. So war im Laufe der Zeit eine zweite gezogen worden, welche blau und grün bestrichen war und eindeutig neuerer Zeit. Allerdings auch nicht ganz so hoch. Es war üblich, dass der Palast im Zentrum lag und daneben die Häuser der hohen Adligen. Je näher am Pharao, umso begehrter und teuer wurde Grund und Boden. So lebten innerhalb der zweiten Mauer eher normale Bürger und Bauern, welche so einen kürzeren Weg zu ihren Feldern nach außerhalb hatten.

Neben dem Blickfang des Königsbaus befand sich der Prachtbau des Tempels, der selbst schien wie ein eigener Palast innerhalb des Stadtzentrums. Die blauen und grünen Töne seiner Dächer verbanden ihn mit den Bürgern außerhalb der hellen Mauer und ehrten den freundlich gesandten Fluss, der Leben für das Reich bedeutete und die Felder ringsum ernährte. Im Gegensatz zum Palast aber war der Tempel flach gehalten und eher langgezogen, um sich nicht über die königliche Herrschaft zu erheben und näher zu sein an dem Großteil der Bevölkerung.

Der Palast selbst schien wie ein Gott inmitten von Menschen. Er besaß selbst eine eigene Mauer, welche aber leicht zu überspringen wäre und lediglich den Boden abgrenzte. Sein heller Stein strahlte beseelte Wärme aus, die hohen Säulen Herrschaftlichkeit und die Balkons zeigten, dass dort gelebt und repräsentiert wurde. Seit Generationen lebten hier die Herrscher des Reiches mit ihrem Stab und dem Hauptteil ihrer Familie. Aus der brennenden Wüste plötzlich der Zivilisation gegenüberzustehen, war Schock und Faszination gleichermaßen.
 

„Das ist also Pe-Amun“ staunte einer der Räubersmänner und hielt wie alle anderen am höchsten Punkt der Steindüne sein Pferd an, ließ seinen Blick respektvoll über die pulsierende Hauptstadt gleiten.

„Ja, das ist Pe-Amun. Die Stadt der Könige“ antwortete Emenas in einer herrschaftlichen Stimme und drehte sein Pferd herum, damit er frontal die ganze Gruppe ansehen konnte. Ihm war die Schönheit und die Gewaltigkeit dieses seltenen Anblicks gleich. „Und hier endet auch unser Begleitschutz. Den Rest des Weges werdet ihr sicher auch allein schaffen. Seth?“

„Natürlich“ nickte er und erwiderte seinen tonlosen Blick. Dann bedeutete es jetzt, Abschied zu nehmen. Ein wenig schwer, nach dem man so eng zusammengewesen war und immerhin vor zwei feindlich gesonnenen Räubersgruppen beschützt worden war. Die Zeit war zwar nicht lang gewesen, aber dafür intensiv. Ohne Emenas und seine Männer hätten sie den Palast wohlmöglich nicht so schadfrei erreicht.

„Kann ich noch etwas für dich tun, Emenas? Für dich und deine Männer?“ fragte der Pharao ihn. „Ich möchte mich nicht verabschieden, ohne euch gedankt zu haben.“

„Nein, wir brauchen nichts von Euch“ lehnte er ab, aber andere waren da anderer Meinung.

„Aber ein wenig Gold wäre doch gut“ meinte Rantep, der zahnlose Hüne zu seiner Rechten. „Oder die Pferde mit ...“

„Ich sagte, wir brauchen nichts“ fuhr er ihm über den Mund. Sein Stolz würde es nicht zulassen, etwas zum Dank anzunehmen. Erstrecht würde er sich von keinem Adligen danken lassen.

„Na ja, unsere Vorräte habt ihr doch eh schon aufgebraucht“ lächelte Faari den zahnlosen Räuber an. „Außer Pferden haben wir ja nicht mehr viel.“

„Emenas.“ Sein alter Heiler, Ahmose stand neben ihm und legte ihm väterlich die Hand aufs Bein. In all der Zeit, die sie zusammengewesen waren, hatten sie gesehen, dass nur der Alte einen Rat geben konnte, den der Räuberhauptmann auch befolgte. Ein wenig schien es, als würden sie wirklich wie Vater und Sohn zueinander sein. Als würde er Respekt vor seinem Alter hegen. Und so scheute er sich auch nicht, mit seiner dünnen Stimme zu ihm zu sprechen. „Nimm die Pferde. Wir können sie gut brauchen.“

„Dann will ich auch die Zelte und alles Gepäck“ forderte er dann noch mehr. Wenn er schon forderte, dann richtig, dann alles.

„Alles bis auf diese Satteltasche“ bat Seth und zeigte auf eine ganz bestimmte an einem braun gescheckten Pferd. „Bitte, Emenas. Lass uns die.“

„Deine wollte ich natürlich nicht nehmen“ nickte er. „Entschuldige.“

„Nein, das ist nicht meine“ lächelte er. „Darin sind die Geschenke für die Königin und die Kinder. Damit können deine Männer sicher nichts anfangen.“

„Ach, ein schönes Kleid für Mudiwa“ überlegte er mit Blick auf das schwarze Mädchen am Rande. „Mudiwa, möchtest du das Kleid der Königin haben?“

Aber sie schien ganz in Gedanken, blickte zum Palast und hatte ihn gar nicht gehört.

„Junge Dame!“ rief er etwas strenger. „Willst du das Kleid oder nicht?“

„Was? Nein“ antwortete sie aus ihren Gedanken hochgeschreckt. „Warum machen wir Halt?“

„Weil wir uns jetzt verabschieden“ wiederholte er nochmals und stieg von seinem Pferd ab. Die Männer machten sich schon daran, die teuren Lastentiere inklusive sämtlicher Taschen an sich zu nehmen. Nur die ausgewählte Tasche wurde wahllos in den Sand geworfen und nicht geraubt. Aber besonders wertgeschätzt wurden die ausgewählten Geschenke nicht. Was interessierten sie sich für Kleider und Spielzeug, wenn sie warme Zelte und Fleisch haben konnten?

Aber da Emenas abgestiegen war, stiegen auch seine Schutzbefohlenen von den Pferden. Auch wenn er ein Gesetzloser war, zollte selbst der Pharao ihm Respekt, indem er sich auf seine Höhe begab. Ja, er war sogar noch ein ganzes Stück kleiner.

Während Faari die Tasche aufhob und sie zurück auf des Königs Pferd schnallte, ging der Pharao selbst zu Emenas und hielt ihm seine Hand entgegen.

„Ich danke dir“ sprach er ihm friedvoll zu. „Für dein Geleit und für alles andere.“

Emenas aber nahm den Dank nicht an und schenkte ihm nur einen glänzenden Blick aus seinen dunklen Augen. Alles Gepäck und alle Pferde konnten ihn nicht für das entschädigen, was der König ihm wirklich nahm und so musste der seinen Arm unverrichteter Dinge wieder sinken lassen.

„Falls du irgendwann doch nach Amnestie suchst“ bot er ihm trotzdem an, „dann bist du mir immer willkommen. Du und jeder deiner Männer.“

„Ihr solltet aufpassen, dass Euch Eure Güte nicht irgendwann zu viel kostet“ entgegnete er mit tiefer Stimme. „Lebt wohl, Pharao.“

„Danke“ lächelte er und beließ es dabei gut sein. Mehr freundliche Worte sollte er sich lieber nicht erhoffen, denn letztlich stand Emenas noch immer auf der anderen Seite. Er war ein Gesetzloser und stellte sich selbst als erklärter Feind der Krone dar. Dass er ihn überhaupt unbeschadet entließ, war mehr als genug Freundlichkeit. Und außerdem sollte er auch seinen Stolz behalten und nicht zugeben müssen, dass er sich ohne seine „Gefangenen“ sicher ein Stück einsamer fühlen würde.

„Ja, hab Dank, Emenas“ sprach auch Fatil, der sich neben seinen König stellte und es aber gleich unversucht ließ, ihm die Hand zu reichen. „Trotz allem war es eine schöne Zeit mit dir und deinen Männern. Wir haben sicher alle viel hinzugelernt.“

„Vor allem, dass man nicht ohne Gefolge reisen sollte, Wüstenführer.“

Die Räuber lagen fast auf dem Boden vor Lachen und auch der Pharao und seine zwei Soldaten konnten sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Ja, da hatte er Fatil wirklich an der Ehre gepackt. Hätte er daran gedacht, in Nove Vasaa ein paar Soldaten mehr anzuheuern, wären die Räuber ihnen gleich vom Leib geblieben. Tja, das musste er nun mal grummelnd über sich ergehen lassen und den Fehler beim nächsten Mal vermeiden.

„Aber es hatte ja auch sein Gutes“ meinte Seth als Emenas zum Schluss auf ihn zutrat und in greifbarer Nähe vor ihm stand. „Es war schön, dich gesund wiederzusehen. Und auch ich danke dir für deinen Schutz. Emenas.“

„Seth ...“ Ihm gegenüber war seine Stimme anders und auch sein Blick. Im Grunde seines Herzens wollte er ihn nicht mit dem Pharao ziehen lassen, ihn nicht hergeben nach so langer Zeit des Wartens. Aber er wusste auch, dass er sich nicht zwischen ihn und sein Glück stellen durfte. Ein Platz am Hofe, immer versorgt und dazu noch glücklich verliebt - das konnte ihm ein unbequemes Leben in der Wüste nicht abspenstig machen. Die Wahl war auf den geliebten König gefallen und nicht auf einen Freund aus erinnerungsschmerzender Zeit.

Sie blickten sich an und taten sich beide schwer mit dem Abschied. Wer wusste, wie viel Zeit vergehen würde bis sie sich wiedersahen? Wenn sie sich überhaupt jemals wiedertrafen. Wenn Emenas nicht eines Tages doch einer anderen Banditengruppe unterlag und aufgeknüpft oder von der Palastwache eines Tages abgegriffen und wegen seiner Verbrechen gegen die Adligen und seine Herrn verurteilt wurde. Sein Leben hier war gefährlich, aber er schlug die Möglichkeit eines neueren Lebens aus. Sein Stolz gebot ihm, die wohlwollenden Worte des Königs abzulehnen. Und dennoch würde Seth ihm fehlen. Auch wenn es fortan nichts mehr gab, was sie verband. Außer einer Vergangenheit, welche beide vergessen wollten.

So standen sie voreinander und wussten keine gerechte Verabschiedung. War es ein Abschied für immer oder für einige Zeit? Wie sollte man jemanden verabschieden, mit dem man so viel gemeinsam hatte? Von jemandem, der einen verstand, wenn man nur einen bestimmten Blick auflegte? Von jemandem, der einem das Leben gerettet hatte? Jemandem, den man liebte?

Ohne es wirklich zu wissen, traten sie aufeinander zu und schlossen sich in die Arme. Sich noch ein Mal spüren, bevor das Leben sie erneut in zwei entgegengesetzte Richtungen trieb. Und hierfür ließ selbst die sonst stetig lärmende Meute Ruhe einkehren. Sie wussten, wie sehr ihr Anführer an diesem Priester hing, was er ihm bedeutete. Seit Jahren hatte er allen von dem namenlosen Jungen erzählt, ihn gesucht, endlich gefunden und nun musste er ihn gehen lassen. Er konnte ihn nur noch ein letztes Mal eng an sich drücken und die letzten Erinnerungen an ihn sammeln, bevor er ihn erneut verlor.

Seth warf seinem Pharao über die breite Schulter des schönen Wüstenführers einen fragenden Blick zu, den sein König mit einem gütigen Nicken beantwortete. Er konnte sich denken, was Emenas sich wünschen würde. Er hing ja schon an Seths Hals, roch seinen süßen Duft und spürte ihn an seinen schlanken Hüften. Atemu konnte es sich ausmalen, wie schrecklich es war, seinen Geliebten fortgeben zu müssen.

Doch Seth entfernte sich dann nur ein kleines Stück und ihre Augen trafen sich, sahen wie in einen Spiegel. Warum nur mussten zwei so wunderbare Männer einen solchen Schmerz teilen? Und doch war es ein schöner Anblick, als sich ihre Lippen zu einem Kuss trafen. Beide waren so hoch gewachsen und so schön von Statur, dass ihr leise schmatzender Kuss anregend wirkte. Doch im Gegensatz zu Emenas, der seine Augen genüsslich geschlossen hielt und sich in den Moment fallen ließ, seine Hände leidenschaftlich in die rote Robe krallte, hielt Seth seine himmelblauen Augen einen kleinen Spalt offen. Auch er genoss die Wärme der Lippen, jedoch schlug sein Herz in eine andere Richtung. Er liebte Emenas, aber den Pharao liebte er mehr.

„Ich danke dir für alles“ hauchte Seth ihm zu, als er sich selbst wieder von diesen verlangenden Lippen trennte. „Ich danke den Göttern, dich getroffen zu haben, Emenas. Mein Bruder.“

Der edle Wüstenräuber schluckte seine Abschiedstrauer laut herunter und blickte ihn dann mit schwimmenden Augen an. Aber seine Stimme war fest und seine Lippen zeigten ein gefälschtes Lächeln. „Pass auf dich auf, Seth“ sprach er mit überspielender Fröhlichkeit, verpasste ihm einen Klaps auf den Po und wand sich ab. Noch einen Moment mehr und er würde weinen. Und Tränen erlaubte er sich niemals.

Stattdessen griff er sich sein Pferd, schwang sich herauf und herrschte seine Männer an. „Dann kommt. Wir schlachten uns ein Tier zur Feier.“ Natürlich erntete er dafür wildes Gejohle und hungrige Lefzen. Ein Pferd zu schlachten, war immer eine besondere Sache, denn frisches Fleisch gab es nicht oft, geschweige denn, dass es für alle reichte. Doch mit der guten Ausbeute von königlichen Tieren, würde sicher ein Stück für jeden dabei sein. Und Emenas wusste, wie er seine Männer bei Laune hielt.

Feiernd und lärmend ritten die ersten Räuber bereits mit den todgeweihten Tieren die Düne herunter, um bald in der schützenden Wüste zu verschwinden. Doch er und einige andere Männer mit ihm stoppten um sich nochmals umzudrehen. Es war ihrem Anführer nicht entgangen, dass sein alter Heiler und die schwarze Tochter nicht sofort gefolgt waren. Stattdessen waren sie etwas abseits verblieben und sprachen leise miteinander.

„Ahmose! Worauf wartet ihr?“ rief einer der verbleibenden Männer dann nochmals rüber. Mit einer nuschelnden, rauen Stimme. „Mudiwa! Los! Sonst kommst du wieder zu kurz und wir fressen das Pferd ohne dich!“

„Ja!“ lachte auch der daneben mit dem verfilzten Lockenhaar. „Wenn du nicht kommst, schaffst du es nie, uns Manieren beizubringen.“

„Emenas“ sprach der Alte etwas ruhiger und winkte ihn heran, worauf der auch reagierte und trotz bereits erfolgter Verabschiedung zurückkam.

„Was ist denn?“ wollte er wissen und blickte von seinem hohen Pferd aus besorgt zu dem schwarzen Mädchen herunter. „Mudiwa, was ist mit dir? Fühlst du dich nicht wohl?“

„Ich ...“ Sie schaute mit ihren ölschwarzen Augen zu ihm auf und nestelte an ihrem weiten Wüstengewand. „Ich glaube ... wärest du sehr böse, wenn ich den Männern doch keine Manieren beibringen kann?“

„Damit stehst du doch eh auf verlorenem Posten“ lächelte er sie gütig an. Wie ein großer Bruder. „Ist das alles? Dann komm jetzt, bitte.“

„Nein ... ich ...“

„Was ist denn?“ Irgendwas war doch. So scheu sah sie ihn sonst nie an. Sie war frech, vorlaut und rüde. Eine echte Räuberbraut. Immerhin war sie bei diesen manierlosen Rüpeln aufgewachsen. Und nun dieses Zögern wollte nicht wirklich zu ihr passen.

„Na los, frag ihn“ ermutigte Ahmose sie liebevoll. „Meinen Segen hast du. Jetzt musst du ihn noch fragen.“

„Was willst du mich fragen?“ hakte er sofort nach. „Wenn du die Pferde retten willst, könnte das schwer werden. Das weißt du.“

„Nein“ lächelte Ahmose mit feuchten Augen zu ihm auf. „Meine kleine Tochter möchte uns verlassen und als rechtschaffende Frau nach Pe-Amun gehen.“

„Wie bitte?“

„Ich ... ja, ich ... weißt du ...“ brachte sie gedrückt hervor und blickte sich zu der königlichen Truppe um, sah Penu sehnsüchtig an und dann wieder zurück zu ihrem Anführer. „Penu und ich ... er hat mich gefragt und ich ... ich möchte bei ihm bleiben. Ich will ihn heiraten.“

Jetzt sah der sonst so souveräne Emenas aber zwei Mal hin und her. Der bullige Schwertkämpfer des Königs und das schwarze Räubermädchen? Doch nicht nur er, sondern auch die Garde des Königs schien damit ziemlich überrumpelt zu sein und sah ihren Soldaten überrascht an.

„Nun ja, wisst ihr ...“ versuchte er zu erklären und sein Kopf färbte sich fast so rot wie die untergehende Sonne. „Mudi, ich dachte, du willst nicht“ fragte er dann doch sichtlich verunsichert zu ihr zurück.

„Doch, jetzt will ich aber“ antwortete sie ziemlich patzig. „Oder willst du mich nicht mehr heiraten? Hast du mich etwa angelogen, du Feigling?“

„Nein, nein, nein!“ beteuerte er mit winkenden Händen. „Aber ich hab den Pharao noch gar nicht gefragt!“

„Dann mach das doch!“ befahl sie ihm wie ein Waschweib. „Mach schon.“

„Ich ... äh ...“ Er guckte mit seinen kleinen Augen auf seinen ziemlich überrumpelten König und zwang sich die Worte förmlich heraus. „Majestät ... gebt Ihr Euren Segen für ... für meine Verlobung?“

„Nicht Verlobung! Hochzeit!“ verbesserte das Räubermädchen, stapfte zu ihm herüber und ließ es sich nicht nehmen, ihm einen gepfefferten Schlag auf den Hinterkopf zu verpassen. „Na los. Frag schon richtig, du Memme!“

„Ja, natürlich habt ihr meinen Segen“ prustete der Pharao und musste sogar noch mal Luft holen, um sein überraschtes Lachen neu zu füttern. Da verkam sein Schwertkämpfer zum Pantoffelheld und keiner bekam etwas mit. „Habt ihr das gewusst?“ zeigte er auf die beiden.

„Nein“ lachte Fatil und klopfte Penu auf die Schulter. „Warum hast du uns denn nicht gesagt, dass du eine Geliebte hast?“

„Weil ihr nur wieder eure Scherze macht“ schimpfte er und sah warnend in die Runde. „Wir lieben uns, ja? Also Klappe halten.“

„Ist ja gut, keiner macht Scherze“ beruhigte Faari, konnte sein feixendes Grinsen jedoch kaum zurückhalten. „Aber du weißt schon, dass man auch den Brautvater fragt, bevor man die Tochter mitnimmt? Und was ist mit einer Mitgift? Hast du schon ausgehandelt?“

„Aber ich meine doch“ stotterte er und sah zurück auf den leise kichernden Pharao, der sich die Faust vor den Mund hielt. „Weil Mudi doch Amnestie braucht.“

„Die bekommt sie schon. Keine Bange“ schmunzelte Fatil als Antwort für den König. Wenn der jetzt antwortete, würde er nur wieder lachen, so rot wie er schon war. Der schien nicht nur erfreut, sondern geradezu belustigt über diese Verbindung.

„Siehst du? Hab ich doch gesagt, Mäuschen“ nickte das schwarze Mädchen vollauf zufrieden und brachte den Pharao doch wieder zum lauten Lachen. Ausgerechnet der herbe Penu, die bullige Maus, der Kerl, der keine Frau bezaubern konnte, suchte sich so eine dominante Frau. Zwar war sie fast noch ein Mädchen, aber sie hatte ihn ja wohl sehr schnell im Griff. Wer es jahrelang mit Räubern aushielt, für den musste ein Soldat ja der Himmel auf Erden sein. Selbst wenn er außer Kämpfen keine große Bildung besaß. Aber die Liebe ging manchmal eben verschlungene Wege und selbst für Penu gab es noch Frauen. Selbst wenn sie schwarzhäutig und ungehobelt waren.

„Du willst wirklich mit ihm gehen?“ fragte Emenas skeptisch nach. „Du weißt schon, was eine Hochzeit für dich bedeutet? Du verlierst deine Freiheit.“

„Ja. Überleg dir was Mudiwa“ meinte auch der verfilzte Räuber auf seinem schnaubenden Pferd. „Wenn du den heiratest, sperrt er dich in seinem Haus ein, macht dir ein paar Kinder und lässt dich auf dem Feld arbeiten. Bei uns geht’s dir doch besser.“

„Du hast keine Ahnung, weißt du das?“ Und sie hatte auch kein Problem damit, einen verlausten Räuber in seine Schranken zu weisen. „Erst mal arbeite ich nicht auf dem Feld, weil Penu Soldat ist und gar kein Feld hat. So. Und er sperrt mich auch nicht ein, sondern er gibt mir Geld, damit ich mir endlich mal was schönes zum Anziehen kaufen kann. Er baut mir ein Haus und ich werde viele Ziegen besitzen. Er verdient nämlich sehr viel beim Pharao. Nicht wahr, Mäuschen?“

„Na ja, weißt du ...“

„Und die Kinder?“ gab Emenas gefasst zu bedenken. „Jeder Mann will irgendwann Kinder von seiner Ehefrau haben. Meinst du, du willst das auch? Habt ihr euch darüber Gedanken gemacht?“

„Penu kriegt Kinder, wenn ICH welche will“ antwortete sie fest.

„Und wenn du keine willst und er sich eine zweite Frau nimmt?“ fragte ein Räuber mit weitem, versandeten Bart. „Dann bist du abgemeldet und wirst doch zur Feldarbeit geschickt.“

„Hey! Ich will sie doch nur heiraten und nicht versklaven“ keifte Penu beschämt dazwischen. Der ganze Trubel war ihm wohl sichtlich unangenehm. Ebenso wie das Gelächter des Pharaos, der sich kaum einkriegen konnte über dieses ungleiche Paar.

„Ist ja gut, Mäuschen“ beruhigte sie und tätschelte seine Hand. „Die haben doch gar keine Ahnung.“

„Und nenn mich nicht immer Mäuschen!“

„Ist gut, Mäuschen.“
 

Nun gut, also würden zwei neue Menschen nach der Hauptstadt ziehen.

Mudiwa würde bei Penu mit Sicherheit ein ruhigeres und sicheres Leben führen.

Weit fort von Mord, Geschrei und Gestank.

Bei Seth würde man mehr Vorsicht walten lassen müssen. Ihn in ein geregeltes Leben bei Hofe einzugliedern, ihn dort akzeptieren zu lassen ...

... blieb zu hoffen, dass die Götter dem Pharao einen Traum und kein Nachtmahr geschickt hatten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  -Fynnian
2008-08-10T19:56:00+00:00 10.08.2008 21:56
Das ist mal wieder ein lustiges Kapitel.
Besonders zum Schluss.

Aber was mir irgendwie komisch vorkommt...
Seth scheint ja ein sehr großes Herz zu haben, hm?
Er liebt Atemu, er liebt Shinasa und jetzt liebt er auch noch Emenas.
Wirkt irgendwie merkwürdig...aber vielleicht kommt mir das auch nur so vor.
Der Abschied zwischen Emenas und Seth war schön, auch wenn es mir seltsam vorkommt jemanden zu küssen, wenn man gerade erst eine Beziehung angefangen hat. Auch, dass Atemu es so ohne jegliche Eifersucht im Hinterkopf hinnimmt, wirkt seltsam auf mich. Oder dass Seth den Kuss so genießt...

Mensch, du schaffst es echt, einen fertig zu machen. Wie du diese ganzen Sklavenschicksale beschreibst...Da tut es einem ja in der Seele weh! Man sieht die Figuren, besonders Seth, in jedem Kapitel wieder etwas anders, da man mehr erfährt. Und auch die Bösewichte kann man gar nicht hassen...Sie werden einem so symphatisch durch ihre individuelle Lebensgeschichte und ihre komplexe Art. Das ist wirklich toll. Dadurch will man auch immer gleich mehr lesen, wenn man ein Kapitel durchhat. Das finde ich beachtlich. Nur wenige Fanfics sind nach so vielen Kapiteln noch so spannend. Das muss man dir echt lassen, du machst das klasse!
Ich lese auch gleich weiter, bin ja reichlich gespannt, was im Palast so auf sie zukommt. Die Reaktionen von Atemus Familie werden sicherlich sehr interessant werden.
Von:  Schneeblume
2007-06-16T10:11:33+00:00 16.06.2007 12:11
Hiihuu Maaasuuu :D
Endlich fertig mit lesen. ^^ Hui, das war ja wieder sehr spannend.
Ich hatte gleich nochmal einige Kapitel zuvor mitgelesen -es war mir nicht mehr so ganz gegenwärtig ^^" - und bin noch ganz hin und weg. *g*
Das Mädel am ende ist genial *lach* „Ist gut, Mäuschen.“ ... ich hab mich fast bepieselt vor Lachen :D:D:D
Nebenbei bemerkt ist mir noch mal die Sache mit dem Gras ganz besonders beim Lesen aufgefallen. Ich muss sagen diese Metapher(oder vielleicht eher Symbol?) gefällt mir sehr gut. Ich finde langes, saftig grünes Gras, das im Wind aussieht wie Wellen, unglaublich schön. Und daran erinnert mich das immer. Also noch mal großes Lob!!! Ich mag diese Metapher sehr!
Hoffe, du schreibst bald weiter, bin gespannt wie es mit Sethi und Atemu weiter geht.
Bye Franzi ^_____^
Von: abgemeldet
2007-06-15T11:18:05+00:00 15.06.2007 13:18
Grandios,Unglaublich, Faszinierend, Überragend, Wundervoll, beste wo gibt.
Ich bin völlig hin und weg.
Deien letzten Kapitel sind ech das beste was ich hier lese.
Schreibe schnell weiter, wir wollen doch alle wissen wie es Mäuschen *lach* und Seth im Palast geht.
Von:  Kassia
2007-06-14T13:28:03+00:00 14.06.2007 15:28
Ah wie schön, es geht weiter. Wenn du postest, dann aber richtig.
Das Kapitel (35?) war am Anfang ziemlich dichterisch angehaucht. Du hast nen Hang für Metaphern, wobei mir persönlich das teilweise doch etwas zu sehr ins Kitschige abrutschte (z.B. die ganzen, reihenweisen Liebesschwüre; die Sache, dass dieser eine Soldat plötzlich ne Frau aus dem Nichts praktisch abbekommen hat und dass Emenas(ich hoffe mal, dass der so hieß) sich doch mehr oder weniger für Atemu zum Schluss hin erwärmen konnte). Außerdem hast du ziemlich oft erwähnt, wie hübsch Emenas doch wäre, was recht unnötig war, da dass in den Kapiteln davor schon mehr als einmal gesagt wurde. Dennoch find ich, dass dir mit Emenas ein sympathischer, angenehmer eigener Chara gelungen ist. Ich mag ihn jedenfalls.
Schade fand ich auch, dass du die Lemon nur so angedeutet hast. Schade deshalb, weil ich finde, dass du eigentlich ganz gute Lemons schreiben kannst, aber diesmal hast du dich in der Hinsicht doch sehr zurückgehalten.
Außerdem war irgendwo so ein Satz dabei, ich glaub "Belaste mich, belaste mich" oder so ähnlich, der mich voll an das letzte Einhorn erinnert hat, auch wenn ich nicht mehr so genau weiß, was dort der genaue Wortlaut war.
Was ich aber gut fand, war, wie üblich, deine ausgezeichnete Rechtschreibung und Grammatik (ich hab so spontan nur einen Fehler gesehen). Kompliment an dich und deine Beta-Leser. Obwohl du so viel schreibst, hat man alles immer recht flott durchgelesen, weil alles so schön flüssig geschrieben ist. Außerdem konnte man gut mit den Charas mitfühlen und leiden; insbesondere Seths Sorge, was ihn denn im Palast erwarteten wird, fand ich gut nachvollziehbar. Auch gut fand ich, dass er sich gegen diesen Fatil endlich mal durchzusetzen versuchte und nicht mehr die ganze Zeit über wie ein verhuschtes Rehlein wirkte. Bei seiner Vergangenheit ist seine Scheu zwar verständlich, trotzdem wünschte ich mir, dass er öfter mal etwas mehr Rückrat zeigen würde. Erfreulicherweise waren in diesen Kapiteln, wie schon gesagt, aber erste Ansätze davon zu sehen, insbesondere dem Pharao gegenüber. Gespannt bin ich auch, wie es denn im Palast weitergehen wird. Aus deinen Andeutungen heraus würde ich vermuten, dass das nicht alles so reibungslos klappen wird, wie sich Atemu das vorstellt.
Alles in allem tolle, neue Kapitel zu einer klasse Story, die mir persönlich manchmal zwar etwas zu melodramatisch wirkt, aber trotzdem ein schönes Lesevergnügen darstellt.
PS: Du hast ein ganz schön gewaltiges Vokabular, scheint mir. Du benutzt teilweise Wörter, die ich für mich schon aus dem deutschen Sprachgebrauch gestrichen hatte ^_^


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