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Erin Erik

Buch Eins: Im Schatten des Wolfes
von

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Das Auge der Hölle!

Als sie wieder zu sich kam, wusste sie zunächst nicht, wo sie war. es war kalt und die Luft roch nach Feuchtigkeit und Moder. Erin verzog angewidert das Gesicht und öffnete die Augen. Über ihr war eine schroffe Felsenwand und Wassertropfen fielen auf sie nieder. Erin schüttelte sich und sah dann an sich hinunter. Mann hatte ihr den Mantel und somit auch die Waffen abgenommen. Selbst das Messer in ihrem Stiefel hatte man weggenommen und so war sie waffenlos. „Scheiße!“, fluchte sie und sank kurz auf dem kalten Stein zusammen. Wieso hatte sie nicht besser aufgepasst?

Sie hätte wissen müssen, dass es eine Falle war. Wenn ein Dämon sie herausfordert, kann es ja nur eine Falle sein. Selten hatte sie es erlebt, dass ein Dämon sie direkt angriff und keine Handlanger hatte. Wie oft sie in eine Falle getappt war, hatte sie nicht mehr mitgezählt. Genauso wie oft sie aus dieser Falle wieder hinauskam. Mit mehr oder weniger blauen Flecken.

Erin wollte sich auf setzten, doch als sie den Oberkörper mit Schwung hochhievte, schnappte sie nach Luft. Etwas drückte sie nach untern und sie schaute auf ihre Brust. Ein dicker Lederriemen lag um ihren Brustkorb und drückte sie so an den Stein Boden. „Was...“, brachte sie erschüttert hervor und wollte danach greifen. Doch als sie die Hände austreckte, schrie schmerzhaft auf. Sie blickte hoch und sah, dass ihre Hände ebenfalls mit Lederriemen gefesselt waren. Genauso wie ihre Füße. „Was...was soll das?“, keuchte sie und versuchte sich aus den Riemen zu befreien. Jedoch ohne Erfolg.

Kalter Schweiß brach ihr aus allen Poren und ihr schlug das Herz wie ein Dampfhammer. Was hatte das zu bedeuten, was hatten sie vor.

Was hatte Ramona vor?

Da erscholl ein Lachen und Erin zuckte augenblicklich zusammen. „Na endlich wach?“, fragte eine Stimme und Erin erkannte sie. Ramona!

„Du Hexe, was hast du mit mir vor?“, rief sie wütend in den Raum. Lange herrschte Schweigen, doch dann sprach Ramona wieder. „Das siehst du noch. Früher oder später!“, sagte sie und klang vergnügt. Erin zerrte wütend an den Fesseln und unterdrückte einen Schrei, als sich die Riemen in ihre Haut schnitten.

„Gib dir keine Mühe. Du wirst nicht entkommen. Dieses Mal nicht!“

Erin hielt inne. „Was?“, keuchte sie und schaute in irgendeine Richtung. „Du hast richtig gehört!“, sagte nun eine andere weibliche Stimme. „Dieses Mal entkommst du nicht!“

In der Stimme war ein deutlich zischender Unterton zu hören und Erin glaubte, eine Schlange würde zu ihr sprechen. Da kam ihr ein Gedanke.

Die Schlange, das kriechende Böse!

Eine von den Stellvertretern des Satans. Nadir Daroga hatte nicht gelogen!

Erin wurde kalt und sie war für wenige Minuten still. Doch dann machte sich Hass und Wut in ihr breit. Die Schlange in ihrem Hotelzimmer, der geheimnisvolle Brief, der nicht von Daroga kam und all das, was geschehen war. Das alles war durch ihre Hand geplant worden. „Lass mich raten, du bist diese Schlangenfrau. Diejenige, die nach meinem Leben trachtet?“, vermutete sie laut und die Schlangenfrau lachte. „Bravo, ich bin begeistert. Hat dir dieser alte Narr dich rechtzeitig aufgeklärt?“, fragte sie spöttisch.

„Wenn du Daroga meinst, dann ja!“, antwortete Erin trocken. „Woher kennst du ihn?“

„Oh, er war mir schon immer ein Dorn im Auge. Aber was soll es. Jetzt habe ich dich und glaube mir, ich lasse dich nicht mehr so schnell los!“, zischte die Schlangenfrau und ihre Stimme klang kalt und tödlich. Wie als wäre ihr etwas eingefallen, wechselte sie das Thema und klang nun vergnügt. „Ich weiß ja nicht, ob du Edgar Allan Poe kennst, aber ich war schon immer von ihm und seinen Geschichten fasziniert. Besonders über sein Buch, das den Titel Die Grube und das Pendel trägt“, hat mich am meisten fasziniert und mich auch inspiriert!“

„Aha, schön. Und?“, fragte Erin. Ihr ging das ganze Gerede ziemlich auf die Nerven. Wenn diese Schlangenschlampe sie töten wollte, wieso dieses ganze Gerede?

Wollte sie sie noch so richtig fertigmachen, ehe sie ihr den Tod schenkte?

Die Schlangenfrau lachte amüsiert. „Ich dachte mir, es wäre ein wirklich treffender Tod, dich so sterben zulassen!“

Damit kehrte wieder die Stille zurück und Erin sank zurück auf den Stein, da sie sich aufgebäumt hatte. Sie schloss die Augen und versuchte nachzudenken. Doch durch ihren Kopf gingen so viele Dinge, die einfach nicht weichen wollten und ihr eine Möglichkeit nach einer Lösung unmöglich machten. Erin seufzte und schaute sich dann wieder um. Sie verrenkte den Hals und sah, dass der Stein auf dem sie lag heller war, als der hintere Teil. Dann schaute sie in die anderen Richtungen. Genauso das gleiche. „Toll, ich bin nur gefesselt, sondern auch noch auf einem Steintisch!“, murrte sie und legte den Kopf auf die Platte. „Soll ich etwa geopfert werden?“

Erin stellte sich vor, wie eine Gruppe Männer, gehüllt in blutrote Gewänder eintrat und eine, der an der Spitze lief, ein Kissen trug, Auf dessen roten Samt sieben Dolche lagen. Sieben Dolche, um sie ihr in den Körper zu stoßen. Vermutlich noch in Kreuzform, damit sie wirklich stirbt, wie eine Dämonin, wie die anderen sie nannten. Ein bitteres Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Wirklich ein würdiges Ende, für eine Bestie!“, dachte sie und schloss die Augen.

Ein Geräusch ließ ihre Augen wieder öffnen und Erin horchte. Das Geräusch wiederholte sich und nahm gleichmäßige Abstände an. Es kam von oben und Erin blickte hoch und sah in die Finsternis über ihr. Lange vermochte sie nichts zu erkennen und das Geräusch wurde lauter. Es war ein Rauschen, doch es war nicht Wasser, sondern etwas anderes.

Erins Augen kniffen sich zu Schlitzen zusammen und als sie etwas in der Dunkelheit glitzern sah, erkannte sie die schwachen Umrisse. „Oh, Gott!“, keuchte sie und zog an den Fesseln. „Oh, Gott. Nein!“

Langsam schälte sich aus der Dunkelheit die Schneidekante eines riesigen Pendels. Wie geschliffene Diamanten schimmerte die scharfe Kante und es durchfuhr Erin wie ein Donnerschlag. Das hatte also die Schlangenfrau damit gemeint, sie geeignet sterben zulassen. Erin zog sofort fester an den Fesseln und beachtete die Schmerzen nicht, als sich diese in ihre Handgelenke schnitten. Sie hatte weitaus größere Sorgen, als ihre zerschnittenen Handgelenke. Flüchtig blickte sie hoch und sah, dass das Pendel nicht mehr als drei Meter über ihr schwebte und sich immer schneller hin und her bewegte. Sie hatte nicht mehr viel Zeit. Schon konnte sie den Luftzug des Pendels auf ihrem ungeschützten Bauches spüren. Sicher würde es nicht mehr lange dauern, bis das Pendel sie durchschnitt und Panik peitschte in ihr auf. Wie eine Wahnsinnige riss sie an den Riemen und versuchte diese aus der Verankerung zu reißen. Aber diese Riemen waren so dick und so zäh, dass sie kaum Kraft dazu hatte.

Schon war das Pendel knapp einen halben Meter über ihr und die Klinge streifte ihren Bauch. Erin schrie auf!

Ein letztes Mal, versuchte sie frei zu kommen. Jedoch ohne Erfolg.

Dann durchzog sie ein rasender Schmerz. Erin schrie auf und blickte zu ihrem Bauch. Eine feine Blutspur zog sich quer über ihren Bauch und das Pendel schwank zurück. Wieder fraß es sich durch ihr Fleisch und trieb die Wunde tiefer. Erins Schrei hallte in dem Kellergemäuer tausendfach wieder und ihre Augen waren weit aufgerissen. Wie Feuer brannte die Wunde, die sich immer mehr vertiefte. Erin wurde schon fast schwarz vor Augen und mit verschwommenem Blick sah sie zu dem Pendel, das höher schwang und plötzlich stehen blieb. Erin runzelte schwach die Stirn. Wieso hielt auf einmal das Pendel an?

Hatte sie Nadir rechtzeitig gefunden und dem ganzen Grauen ein Ende gesetzt?

Nein, nie und nimmer hätte er sie so schnell finden können. Sie selbst wusste nicht mal, wo sie war.

Doch das zählte jetzt nicht. Das Pendel hatte angehalten und ermöglichte ihr, einen weiteren Versuch sich zu befreien. Ein allerletztes Mal, drehte sie den Kopf und riss an den Fesseln. Im gleichen Moment setzte sich wieder das Pendel in Bewegung und sauste auf sie zu. Erin schrie noch ein letztes Mal, als sich das Pendel durch sie seinen Weg bahnte und sie endgültig in zwei Hälften schnitt.
 

Chris hatte, oder vielmehr musste alles mitansehen. Er war immer noch an dem Stuhl gefesselt und saß in einem kleinen Nebenraum. Oben in der Ecke hing ein kleiner Fernseher, wo das ganze schreckliche Scenario gezeigt wurde. Chris konnte es sich nicht mehr länger ansehen und sah weg. Versuchte die Schreie und die Geräusche des schwingenden Pendels aus dem Kopf zu bekommen, doch zwecklos.

Als Erin ein letztes Mal aufschrie und das Pendel sie zerschnitt, hörte er deutlich das widerliche Schmatzen, als ihr Körper zertrennt wurde und er musste ein Brechen krampfhaft unterdrücken. Er blickte hoch zum Fernseher, doch statt Erin zerschnitten auf dem Tisch zusehen, war nur Schnee. Der Empfang war weg und Chris atmete auf. Er war dankbar, dass ihm dieses Bild erspart blieb. Dennoch spürte er die Schuld in sich. Wäre er nicht nach Rom gegangen, um nach ihr zu suchen, wäre das alles sicher niemals geschehen. Er schloss die Augen und ließ den Kopf hängen. „Erin, verzeih mir. Das ist alles meine Schuld!“, wimmerte er und spürte, wie ihm die Tränen kamen.
 

Ramona besah sich den toten Körper Erins und verzog angewidert das Gesicht. „Musste das sein. Hätten wir ihr nicht einfach eine Kugel durch den Schädel jagen können?“, fragte sie, doch die Schlangenfrau schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte sie noch schreien lassen, ehe sie stirbt!“, sagte sie und streichelte ihrer weißen Schlange den Kopf. Sie schlenderte sie ihr hinüber und beugte sich zu ihr hinunter. „Arme kleine Erin!“, säuselte sie. „Du hast dein ganzes Leben Gott gewidmet, aber wo war er, als du ihn um Hilfe batest?“

Die Schlange zischte und spie Gifttropfen auf Erins blassen Wangen. Der Blick ihrer blauen Augen war gebrochen und schaute leer an die Decke. Die Riemen hatten sich tief in ihre Augen geschnitten und ihre Lippen hatten eine bläuliche Farbe angenommen. Zufrieden blickte die Schlangenfrau auf den halbierten Körper. Genoss den schauderhaften und abstoßenden Anblick und grinste teuflisch. Ramona, die sich nun im angesichts des grausamen, zerschundenen Leichnams unwohl fühlte, wollte nur noch hier raus. Doch da gab es noch etwas, was zu erledigen war. „Was...was wird nun aus Chris?“, fragte sie und die Schlangenfrau drehte sich zu ihr herum. Das teuflische Grinsen war immer noch auf ihren Zügen und Ramona schluckte, als sie das Leuchten ihres einen Auges sah. „Mach was immer du willst. Jetzt hast du ihn ja für dich!“, sagte sie süffisant.

Ramona schluckte. „Aber,...aber er wird sicher aussagen, dass wir die Mörder sind!“, erklärte sie stockend und wurde auf einmal das Gefühl nicht los, dass sie aus dieser Sache nicht heil rauskommen würde. Die Frau richtete sich wieder zu ihrer vollen Größe auf und grinste nun noch breiter. „Dann sollten wir ihn beseitigen!“, sagte sie. „Oder sollte ich besser sagen, dann solltest du ihn beseitigen!“

„Was?“, brachte Ramona schockiert hervor und schüttelte sogleich den Kopf. Das ging über ihre Grenzen hinaus. „Ich...ich kann doch nicht...!“, wollte sie sagen, doch da verzog sich das Gesicht der Frau zu einer höhnischen Grimasse. „Du kannst nicht?“, fragte sie und kam auf sie zu. „Du kannst ihn nicht töten? Dabei hast du doch schon den Direktor und deinen Onkel getötet, und wie war das mit deinem Dienstmädchen. Die hast du doch auch auf dem Gewissen. Was macht es also schon, wenn du nun auch noch deinen Ex-Lover tötest. Eigentlich gar nichts. Es sei denn du willst für den Rest deines erbärmlichen Lebens ins Gefängnis. Ohh, ich bin sicher, die Damen werden sich freuen, eine wahre Adelige in ihrer Mitte willkommen zu heißen!“

Alles in Ramona schrie danach weg zu rennen und aus diesem Verlies zu fliehen. Doch die Worte der Frau fesselten sie und ergaben auf schreckliche Weiße Sinn.

Wenn sie Chris nicht aus dem Weg schaffte, konnte er locker dafür sorgen, dass sie ins Gefängnis kommt und ihm war es dabei gleich, ob sie seine verflossene Verlobte war. Ihr aber nicht. „Na gut na gut, ich mache es!“, sagte sie panisch und die Frau grinste wieder. „Braves Mädchen!“

Mit diesen Worten streckte sie die Hand aus und ein Revolver kam zum Vorschein. „Wenn du ihm mit diesen Revolver ins Herz schießt, stirbt er schnell und schmerzlos!“, erklärte sie und Ramona streckte zögernd die Hand danach aus. „Und was ist mit Fingerabdrücken?“, fragte sie leise, erstickt.

Die Frau schüttelte den Kopf. „Dieser Revolver lässt sich nicht auf Fingerabdrücke untersuchen, weil er sie gleich auslöscht, sobald er vom Träger losgelassen wird!“, sagte sie und hielt ihn ihr näher hin. „Greif zu, es ist nicht schwer. Ein einziger Schuss und schon ist er tot!“

Ramona biss sich auf die Unterlippe und hätte unter anderen Umständen den Revolver weit weg von sich geschmissen, aber dann kam ihr wieder in den Sinn, dass Chris sie erkennen könnte und sie wegen des Mordes an Erin verantwortlichen machen würde. Sie drängte dies zurück und sagte sich immer wieder, dass sie auf gar keinen Fall in den Knast wollte. Lieber würde sie das tun, was diese Hexe von ihr verlangte.

Mit einer heftigen Bewegung riss sie ihn ihr förmlich aus der Hand und wollte gerade etwas zu der Schlangenfrau sagen, als sie sah, dass sie allein war.

Die Schlangenfrau war weg!
 

Mit lautem Quietschen fiel die Tür ins Schloss und Stille erfüllte den Raum. Ramona und die Schlangenfrau waren weg und der Leichnam Erins lag unberührt da. Tot starrten ihre Augen an die Decke.

Lange Zeit passierte nichts, doch dann kroch aus den Ritzen der mäßig verfugten Steine, faserartig ein Schatten. Wie ein Reptil windete er sich und schleppte sich über den Boden. Langsam, als hätte er alle Zeit der Welt, erreichte er den Steintisch und verdichtete sich. Aus der Dunkelheit des Schattens erhoben sich schwache Umrisse und wurden immer deutlicher. Hände streckten sich nach der Toten aus und ergriffen ihr Gesicht. Sanft, fast behutsam strichen sie über die Wangen. Ein Kopf wuchs aus dem Schatten, der nun menschliche Form annahm und beugte sich so über sie, dass sein Gesicht nahe an ihres war.

„Ja, wo war Gott, als du ihn um Hilfe batest. Kleine Erin!“, wisperte er leise und strich ihr nun über die Stirn. „Wenn er dich retten wollte, wieso hat er es nicht getan?“

Schweigen war das einzige, was zu hören war, doch der Schatten sprach weiter, als würde er das Schweigen als ihre Antwort sehen. „Ganz einfach. Weil er niemals einem gefallenen Engel helfen würde. Er hat dich vergessen, genauso wie er mich vergessen hat!“, fuhr er fort und in seiner Stimme schwang deutlich Verachtung, aber auch Traurigkeit mit. „Wie oft habe ich zu ihm gebetet und gefleht, er solle mir doch einmal etwas gönnen. Doch nicht mal die Liebe, nach der ich mich so gesehnt hatte, gönnte er mir. Wir sind uns ähnlich. Erin. Du leidest, weil du ständig das Leid anderer erleben musstest und nicht lieben durftest und ich musste leiden, weil ich Leid verursacht habe und nicht geliebt wurde. Auch wenn du dich sträubst und glaubst, ich sei nur ein gottverdammter Dämon, so weißt du, dass wir eins sind. Erin und Erik. Zwei Seiten einer Medaille!“

Plötzlich reckte sich etwas. Es war nur schwach, aber dennoch konnte der Schatten, dass Erik es deutlich spüren. Es war der schwache Funke eines Widerspruchs und er kam direkt aus Erins toten Augen. Erik lächelte bitter. „Du willst es immer noch nicht wahrhaben oder?“, fragte er anklangend. „Du bist meine Wiedergeburt. Mein zweites Ich!“

Nein, das bin ich nicht!

„Doch, dass wir uns begegnet sind, ist kein Zufall. Genauso wenig es Zufall ist, dass Nadir Daroga dich aufgespürt hat. Er wusste ganz genau, wo er dich findet. Genauso wie er auch wusste, wie er mich findet!“

Was!

„Ja, Nadir Daroga ist genauso wie ein, ein Gespenst. Allerdings hat ihm der Herr einen neuen Körper und ein neues Leben geschenkt. Während ich ziellos umher irrte und in das Haus zurückkehrte, in dem ich geboren wurde!“

Das ist eine Lüge!

„Das ist keine Lüge. Wieso glaubst du, konnte er sich so gut anschleichen, und wusste alles über dich oder mich. Weil er mich kennt. Weil er, in meinem Leben, mein Freund war!“

Die Worte trafen etwas, was sofort zerbrach und der Funken Unglaubens und Hartnäckigkeit erblasste um einige Nuancen.

„Erin, wir haben nicht mehr viel Zeit. Die weiße Schlange hat einen Komplizen und dieser will nun deinen Freund töten. Willst du, dass wegen dir ein weiterer Unschuldiger stirbt?“

Erins Augen wurden kurz blass, doch dann wieder etwas dunkler, dennoch blieben sie tot. Erik blickte auf sie nieder und verstand die stumme Botschaft. Er nickte.

„Dann lass mich in deinen Körper und ich werde dir die Unsterblichkeit schenken. Du wirst stärker und schneller sein, als vorher. Du wirst Dinge wahrnehmen, die du zuvor noch nie wahrgenommen hast. Gerüche, Geräusche, Stimmen und Auren. All das kann ich dir ermöglichen, wenn du mir nur deinen Körper gibst!“

Kurz herrschte Schweigen und Erik glaubte schon, nichts mehr von ihr zu hören, als der Schimmer in ihren Augen etwas kräftiger wurde.

In Ordnung, ich tu es!

Erik atmete erleichtert auf und wollte sich gerade in schwarzen Nebel auflösen, als Erins Stimme in seinem Kopf erscholl.

Ich will aber meinen eigenen Willen. Ich werde dich nur rufen, wenn ich dich brauche. Ich will dennoch mein eigenes Leben führen!

Erik verdrehte die Augen. Was sollte das nun wieder. „Hör zu, wir haben keine Zeit, um zu verhandeln!“

Entweder du akzeptierst meine Bedingung, oder du kannst zusehen, wie du einen neuen Körper findest.

„Wie kann diese Frau nur, im Angesicht ihres Dahinraffens an solche Ideen kommen?“, murrte er und blickte auf sie nieder. Erins Leichnam rührte sich nicht, doch er konnte deutlich die Kraft in ihr spüren, die es ihm vollkommen unmögliche machte, in sie zufahren. Er knurrte. „Also gut, ich werde dir deinen freien Willen lassen. Zufrieden?“

Ein kurzer Impuls, wie ein Kopfnicken, sagte ihm, dass sie es war und er seufzte.

Dann zerfaserte er und schwebte als schwarzer Nebel über sie. Wie eine Decke aus schwarzem Samt legte er sich über sie und verschmolz mit ihr. Erst schien es, als würde sich nichts tun, doch dann flimmerten Erins Augenlieder und sie petzte sie zusammen. Wie unter Krämpfen schüttelte sich ihr Leib und ihre angebundenen Hände zerrten an den Riemen.

Ihr zertrennter Körper begann sich langsam, jedoch gut sichtbar wieder zusammen zu setzen. Die Organe und das Fleisch zogen sich gegenseitig an, wie zwei Magnete und verschmolzen zischend. Die Haut heilte wie von Geisterhand und von der einst so schrecklichen Verletzung blieb nicht mal eine Narbe.

Erin verzog das Gesicht vorlauter Schmerz. Es fühlte sich an, als würde ihr Körper in Flammen stehen und sie riss den Mund auf, um zu schreien. Doch es drang kein menschlicher Schrei aus ihrem Mund, sondern ein verzerrter, vollkommen unnatürlicher.

Noch lange hallte der Schrei in den Gängen und endlich hatten die Schmerzen aufgehört. Erin lag erschöpft und schwer nach Luft schnappend auf dem Tisch und konnte sich für Minuten nicht rühren. Sie fühlte sich schwach und außer Stande, nur noch einen Muskel zu bewegen.

Doch plötzlich schien sie eine neue Welle der Kraft zu durchfluten und sie konnte die Stimme Eriks hören. „Nun stehe auf und nehme Rache!“

Schlagartig schlug sie die Augen auf und ihre Augen strahlten eine Kraft aus, die sie noch nie zuvor hatten. Mit einem Knurren zog sie an den Riemen und sie gaben, mit einem lauten Reißen nach.
 

Chris war hochgeschreckt, als er den Schrei gehört hatte und er ging ihm durch Mark und Bein. Er fragte sich, wer oder was, diesen Schrei ausgestoßen hatte und was noch alles hier unten war. Doch zum Nachdenken kam er nicht, denn die Tür ging auf und Ramona trat ein. Anscheinend hatte sie den Schrei nicht gehört, denn sie war ganz ruhig. Dennoch sah er ihr die Anspannung an und sah sie sich genauer an. Ihr ganzer Körper war vollkommen verkrampft und ihre Hand hielt etwas festumschlossen.

Chris Augen wurden groß, als er den Revolver sah und dann auf sie schaute. „Was hast du vor, Ramona. Willst du mich töten?“, fragte er herausfordernd. Ramona verzog keine Miene, sondern hob den Revolver hoch und griff nach seinem Hemd. Der kalte Lauf drückte sich auf seine schweißnasse Stirn und Chris blickte ihr ins Gesicht. In seinem Magen knotete sich alles zusammen. Ihr Gesicht war zu einer harten Maske geworden und ihre Augen waren leer. Das war nicht die Ramona, die er mal gekannt hatte. Es war, als wäre sie eine ganz andere und nicht mehr ganz bei Verstand. Er machte sich keine Hoffnung hier lebend raus zukommen. Ramona zog den Hahn zurück und wollte schon abdrücken, als plötzlich etwas gegen die Tür schlug und sie erschrocken herumfuhr. Kurz schien sie wieder ganz sie selbst zu sein. Ängstlich und ungläubig, doch dann, als sich das Schlagen nicht wiederholte, wurde ihr Gesicht wieder zu einer steinernen Fratze und sie setzte erneut an. Und auch jetzt schlug etwas gegen die Tür. Doch dieses Mal war der Schlag so stark, dass die Tür aus den Angeln flog. Ramona schreite auf und auch Chris zuckte erschrocken zusammen. Die Tür barste auseinander und die Holzstücke trafen ihn hart an der Stirn. Ihm wurde schwindelig und er wurde kurz besinnungslos.
 

Ramona wich vor der Gestalt zurück, die sich von der Dunkelheit im Gang abzeichnete und hielt den Revolver auf diese. „Wer...wer sind Sie?“, schlotterte sie und versuchte den Revolver ruhig zu halten. Keine Antwort!

Ramona verzog das Gesicht zu einer hasserfüllten Fratze und hielt den Revolver mit ihrer anderen Hand fest. „Ich will wissen, wer Sie sind?“

Da trat die Gestalt vor und wurde der Dunkelheit entrissen. Ramonas Augen weiteten sich voller Ekel und Entsetzen und sie schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nicht möglich!“, keuchte sie und wich weiter zurück. Chris wurde wieder klar im Kopf und er schaute nach vorne. Ramona stand neben ihm und blickte fassungslos vor sich hin. Er folgte ihrem Blick und erstarrte. Erin kam näher und schaute Ramona lauernd an. Ihre Hände erinnerten an Klauen und ihre Fingernägel waren zu mörderischen Krallen geworden. „Er-Erin...!“, keuchte er und kurz schien sie ihn anzusehen, doch nur kurz. Sie blickte wieder zu Ramona, die immer noch ungläubig sie anschaute und den Revolver vor sich hielt. Erin besah sich diesen hob die Brauen und ein harter Ausdruck machte sich in ihrem breit. Mit einem Male konnte Erin deutlich sehen, dass Ramona es war, die den ganzen Schrecken herausbeschworen hatte und nicht mehr wusste, was sie tun wollte. Sie kam einen Schritt näher. Ramona wich zurück und versuchte die aufkeimende Angst zu unterdrücken. Erin lächelte grimmig. „Es ist doch immer das gleiche. Kaum habt ihr die Chance, dunkle Macht zu erlangen, schon tut ihr, was euch ein Teufel sagt. Ihr geht wahrlich über Leichen und tötet die, die nichts verbrochen haben!“

„Halts Maul!“, schrie Ramona, doch Erin dachte nicht daran. „Ihr seid wirklich erbärmlich. Anstatt euch damit abzufinden, müsst ihr eure Seele an den Teufel verkaufen und euch ins Unglück stürzen!“, sprach sie weiter und kurz drückten ihre Augen zu etwas, wie Mitgefühl aus, doch dieser verschwand wieder und wich einem mahnenden Blick. „Ihr seid wirklich dumm!“

Ramona konnte sich das nicht mehr anhören und so drückte sie ab. Erin zuckte zusammen, als die Kugel sie in der Brust traf. Blut sickerte aus dem Loch und Chris wurde blass. Er rechnete damit, dass Erin in jedem Moment tot zusammen brechen würde. Doch Erin schaute runter und griff mit den Fingern in die Wunde. Ihre Finger gruben sich tief in das blutige Loch und sie suchten nach der Kugel. Als sie sie gefunden hatte, zog sie sie heraus und ließ sie ohne weiteres zu Boden fallen. Ramona schaute sie an als hätte sie eben geträumt. Als wäre dies nicht wirklich passiert und schoss, um sie endlich ein für alle Mal loszuwerden. noch einmal. Diese Mal traf sie ihren Bauch und ihre Schulter. Doch sie zeigten keine Wirkung. Erin stand da, als wäre nichts passiert. Erins Gesicht, das vorhin noch finster und ernst war, war nun spöttisch und sie grinste grimmig. „Das...das kann doch nicht wahr sein?“, keuchte sie und zielte nun auf ihre Stirn. Erin lächelte müde. „Willst du mir etwa jetzt in den Kopf schießen?“, fragte sie und Ramona zog den Hahn durch. Sie winkte ihr zu. „Versuch es nur!“

Ramona drückte ab und die Kugel bohrte sich in ihre Stirn. Und auch jetzt blieb sie stehen, als wäre nichts passiert. Erin hob die Hand, pullte die Kugel aus ihrer Stirn und ließ sie zu Boden fallen und rieb sich die Stirn. „Autsch, wenn ich wegen dir jetzt Kopfschmerzen bekomme, werde ich richtig böse!“, sagte sie grollend und grinste böse.

Ramona zitterte und schüttelte ungläubig den Kopf. „Was...was bist du?“, fragte sie ängstlich und wich einen weiteren Schritt zurück. Erin setzte ihr nach und auf einmal scheinen sich ihre Züge zu verwischen. Chris Benommenheit schien plötzlich zuzunehmen und ein harter Schlag traf ihm ins Genick. Sein Kopf fiel nach vorn und er verlor erneut das Bewusstsein.

Nun waren sie ungestört. Sie und Ramona und Erin konnte spüren, wie all der Zorn, den sie erfolgreich unterdrückt hatte wieder hochkam. Sie hob die Hand und machte dann eine wegwischende Bewegung. Ramona schrie auf, als ein harter, brutaler Schlag ihr den Revolver aus der Hand schlug und dieser ihr aus der Hand flog. Wenige Meter weg von ihr rutschte und in einer Ecke liegen blieb. Ramona blickte erst zu Erin, dann zum Revolver und wieder zurück zu Erin. Kurz starrte sie sie an, dann machte sie einen Satz nach links und wollte zum Revolver hechten. Aber Erin machte erneut eine ausholende Handbewegung und Ramona knallte gegen die Steinwand. Der Aufprall raubte ihr den Atem und sie sank japsend auf den Boden. Sie blickte hoch und wollte aufstehen.

Erin stand genau vor ihr und sie hielt inne. Wie konnte sie so schnell sein und ihr den Weg versperren. Erin blickte sie, mit den Händen in der Hüfte gestemmt, finster an und in ihren Augen loderte etwas auf, dass Ramona unwillkürlich an die Schlangenfrau erinnerte. Doch Erin schien anders zu sein. In ihren Augen glimmt etwas feuriges, nichts Kaltes. Dennoch ließ es sie erschauern. „Was...was hast du jetzt vor?“, fragte sie sie und Erin schwieg. Es schienen Minuten zu vergehen, ehe sie den Mund öffnete. „Du hast dich mit der Hölle eingelassen und nun wirst du sehen, was dich dort erwartet!“, sagte sie unheilvoll und ehe Ramona richtig verstehen konnte, was sie damit meinte, hob Erin die Hand und zog sich den Handschuh aus. Sie drehte die Hand, sodass Ramona die Handinnenfläche. Die Haut begann sich zu wölben, sodass es aussah, als würde etwas daraus hervorwachsen. Als die Haut aufplatzte und sich etwas daraus schälte, öffnete Ramona entsetzt den Mund um zu schreien, doch ihre Kehle war wie zu geschnürt. Mitten in der Handfläche Erins war ein menschliches Auge erschienen. Die Iris zuckte wild hin und her, ehe es stillstehen blieb und nun Ramona anstarrte. Ramona verzog verstört das Gesicht und presste sich an die Wand. Erin ließ das völlig kalt und sie beugte sich zu ihr hinunter. Sie griff nach Ramonas Bluse und hielt sie fest. Ramona hob die Hände und versuchte sie sich vom Leibe zu halten. Erin jedoch ließ sich davon nicht abhalten und streckte die Hand mit dem Auge aus. Ramona schüttelte den Kopf, schrie wie eine Wahnsinnige und flehte. „Nein, Bitte. Ich will nicht. Bitte, lass mich. Hab Gnade!“, schrie sie, aber Erin kümmerte sich nicht darum, sondern packte ihre Kopf, mit unmenschlicher Kraft und presste ihr die Hand auf die Stirn. Ramona schrie auf, als sie glaubte, ein glühend heißer Dolch würde sich in ihren Kopf bohren.

Vor ihren Augen erschienen Flammen, in denen rote kleine Höllenwesen tanzten und ihr furchtbare Fratzen schnitten. Sie sah, wie sie nach ihr, mit ihren Dreizäcken und Sperren stachen und teuflisch auflachten. Sie wurde immer mehr in die Flammen gezogen und sie konnte deutlich die Hitze und die Qualen spüren, die sie wohl bald in naher Zukunft ereilen würden.

Plötzlich schälte sich etwas aus den Flammen und ließ Ramona den Atem rauben. Es war eine Gestalt, um hüllt von den Flammen und zu stein erstarrt. Die Gestalt war vollkommen schwarz und in den Augenhöhlen loderte das Feuer der Hölle. Sie hatte langes, wallendes Haar und eine weibliche Figur, doch schien sie nicht menschlich zu sein und Ramona, glaubte ein tiefes Knurren zu hören.

Sie hob die Hände zu ihr empor und ihre Fänge streckten sich ihr entgegen. Ramona schrie und wollte zurückweichen, doch da schlangen sich tausende von heißen Ketten um sie und drückten gleichermaßen unbarmherzig zu. Ramona blickte an sich hinab und glaubte, die Ketten würden Schlangen gleichen. Panik wallte in ihr auf. Verzweifelt versuchte sie sich aus den Ketten zu winden, aber es war sinnlos. Sie war gefangen.

Die Gestalt kam auf sie zu und Ramona wich vor ihr zurück. Da wurde das Gesicht der Gestalt sichtbar und Ramona glaubte, endgültig den Verstand zu verlieren. Vor ihr stand Erin.

Ihre Augen glühten immer noch feurig auf und für einen kurzen Moment sah sie sie reglos an. Dann zog sich ein tiefer Riss wie eine Narbe über ihr Gesicht und ihr Gesicht zersprang in tausend Teile.

Dahinter kam eine grässliche Höllenfratze hervor und Ramona schrie auf, als sich das Scheusal auf sie stürzte.
 

Chris öffnete schwach die Augen und sah über sich das lächelnde Gesicht einer Frau. Ihre Augen hatten einen warmen Ausdruck und sie strich ihm zärtlich über die Wange. „Er-Erin...!“, flüsterte er und hob die Hand. Berührte ihre Wange und Erin ergriff diese. Küsste sie sanft. „Es ist jetzt alles gut, Chris!“, sagte sie leise. „Du bist jetzt in Sicherheit!“

„Aber was...!“, brachte er mühsam hervor und Erin schüttelte den Kopf. „Jetzt nicht. Ich werde dir alles erklären. Irgendwann. Versprochen!“, sagte sie und wie als wenn ihre Worte eine Wirkung auf ihn hatten, fielen ihm wieder die Augen zu.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hidan_1975
2015-08-15T23:02:57+00:00 16.08.2015 01:02
OJE,ICH HATTE ERIC IN VERDACHT GEHABT.ABER DAS ER UND DAROGA EINMAL FREUNDE WAREN LIEßE DOCH EHER ZU DAS ERIC SICH DIE GANZE ZEIT SORGTE UM ERIN.

WOW UND ICH MUß GESTEHEN GENIALER ROMAN..

TEIL 2 U 3 LESE ICH AUCH
WÜNSCH NE SCHICKE WOCHE UND HDL

LG SIMI


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