Jeder trägt sein eigenes Päckchen
Innerlich ein wahres Schimpfkonzert intonierend, machte Kai sich daran, seinen Hartschalenkoffer vom Gepäckband zu wuchten; warum hatte er sich bloß dazu überreden lassen, diesen Höllentrip zu unternehmen? Ach ja, richtig, weil Tala und Bryan ihm angedroht hatten, andernfalls eine Pressekonferenz einzuberufen, auf der sie die ganze Welt über sein Interesse an einem gewissen chinesischen Teamkollegen aufklären würden. Leider kannte Kai die Beiden gut genug, um sich keine Illusionen über den Wahrheitsgehalt dieser Drohung zu machen…
„Sag mal, fandest du Max’ und Rays Verhalten eben nicht auch merkwürdig?“ Hallelujah, hatte Tyson es also doch noch geschafft, einen Gepäckwagen hierher zu navigieren, ohne sich vorher eine Grundrisszeichnung des Terminals zu besorgen! Zeichen und Wunder gab es anscheinend tatsächlich ab und zu.
Abwehrend seine Arme vor der Brust verschränkend, drehte Kai sich zu seinem Teamkollegen um: „Wir sind eine Gruppe Blader bestehend aus einem megalomanisch veranlagten Intelligenzallergiker, einem Hippie der dritten Generation, einem Katzenmenschen und einem Soziopathen – definiere bitte ‚merkwürdig’!“
Vielleicht war es ja tatsächlich zu viel verlangt, davon auszugehen, dass Tyson Kais Sarkasmus verstehen würde, denn unbekümmert redete Dragoons Besitzer weiter: „Na ja, die Zwei kleben in letzter Zeit ständig aneinander…“ Okay, das war Kai auch schon aufgefallen; allerdings war er davon ausgegangen, dass es sich bei dem Benehmen der Beiden einfach um die Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen handelte. In Tierfilmen sah man derartige Verhaltensmuster doch schließlich auch die ganze Zeit über, oder?
Störrisch reckte Tyson sein Kinn nach vorne: „Max hängt so gut wie gar nicht mehr mit mir herum, stattdessen flüstern er und Ray sich ständig Sachen ins Ohr!“ Ah ja… Der Herr Weltmeister war also bloß mal wieder eingeschnappt, weil sich keiner sein sinnloses Gebrabbel anhören wollte!
Sich nur schwer davon abhalten könnend, genervt die Augen zu verdrehen, hob Kai den nächsten Koffer vom Fließband und knallte ihn auf den Gepäckwagen: „Ich gebe dir jetzt einfach mal einen guten Rat: Weniger Reden, mehr schieben!“