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Die Chronicen von Draconia1

ungewollter Ruhm
von

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Auf Leben und Tod

Kiddi, Luk und Yakim erreichten nach einem langen, anstrengenden Ritt endlich das Feld und somit auch jenen Ort, an dem Kai und Luk auf die Soldaten gestoßen waren.

"Hier habt ihr euch also aus den Augen verloren." stellte der Fewalli nachdenklich fest.

"Ja, hier war es." erwiderte Luk. "Doch ich würde es nicht als >aus den Augen verloren< bezeichnen, denn Kai hat mich fort geschickt. Wenn er das nicht getan hätte, hätten sie mich vielleicht auch erwischt."

"Deine Befürchtung hat sich zu mindest nicht bestätigt" - Yakim beugte sich im Sattel vor - "denn man kann die Spuren der Krieger noch gut erkennen."

Luk nickte stumm, um seine Zustimmung auszudrücken.

"Worauf zum Teufel warten wir dann noch?" fragte Kiddi ungeduldig. "Folgen wir ihnen."

Sie ritt an den beiden Männern vorüber. Und trieb ihre Stute in einen gleichmäßigen, schnellen Trab.

Luk und Yakim sahen sich eine Weile verdutzt an. Noch nie hatte einer von ihnen eine Frau so fluchen hören. Schließlich zuckte Yakim mit den Schultern und folgte Kiddi.

Luk schüttelte den Kopf und redete sich ein, dass Kiddi nichts Ungewöhnliches getan hatte.
 

Nach drei weiteren tagen erreichten sie eine gigantische Stadt.

"Taog!" flüsterte Luk. "Hierher haben sie ihn also gebracht."

Vorsichtig ritten sie in die Stadt hinein. Die Straßen waren wie ausgestorben - was bei der Hauptstadt eines Reiches eigentlich ungewöhnlich war.

Die drei Gefährten musterten jeden Schatten misstrauisch. Niemand von ihnen sagte ein Wort. Keiner wollte unnötig die Aufmerksamkeit von Plünderern und Dieben auf sie ziehen.

Vor einem riesigen Gebäude - welches wie eine Arena aussah - im Stadtzentrum fanden sie den Grund für die leeren Straßen.

Hier schien sich die gesamte Stadt versammelt zu haben.

Die Gefährten stoppten einige Meter entfernt von dem Menschenauflauf.

"Was ist da wohl los?" fragte Kiddi leise.

"Ich weiß es nicht", antwortete Luk, "aber ich verwette meinen Helm darauf, dass es etwas mit Kai zu tun hat."

"Meinst du wirklich?" Sie schüttelte den Kopf. "Ich traue Kai viel zu, aber - was auch immer da los ist - Ich finde nicht, dass dies zu Kai passt."

"Gehen wir und finden es heraus." warf Yakim ein. "Oder besser, ich gehe allein. Ich meine, ihr seid Draconiar und soviel ich weiß sind Draconia und Taog zwei verfeindete Reiche."

Yakim hielt auf die Menge zu. Niemand beachtete ihn. nur ein junger Mann drehte sich um und versperrte dem fewallischen General den Weg.

"Wer seid Ihr?" fragte der Junge.

"Mein Name lautet Yakim von Minter." erwiderte der Fewalli ruhig. "Ich bin nur ein Reisender." Er blickte sich um. "Sagt mir, junger Freund: Was bei Raunems blutigem Speer hat dieser Aufruhr zu bedeuten."

"Es ist ein wahrlich großes Ereignis, das uns bevorsteht." Die Augen des jungen Mannes strahlten. "In einer Woche sollen hier der berühmte Waldwolf und des Königs bester Krieger in einem Kampf auf Leben und Tod aufeinandertreffen."

"Könnte er tatsächlich...?" Yakim schüttelte den Kopf und wandte sich wieder dem Jungen zu: "Danke, junger Freund, ich bin Euch einen Gefallen schuldig."

"Vergesst es." erwiderte der Taogi hastig. "Ich habe Euch gerne weitergeholfen. Immerhin seid Ihr ja keiner dieser dreckigen Draconia, für den ich Euch anfangs hielt."

Nachdenklich wendete der Fewalli sein Pferd und ritt zu Kiddi und Luk zurück.

Hastig berichtete Yakim von dem bevorstehenden Kampf zwischen Kai und einem Taogi.

"Das ist wiedereinmal typisch für ihn." erklärte Luk nach einer Weile. "Wir suchen den gesamten Kontinent des Feuers nach ihm ab und er vergnügt sich beim Taogiumbringen."

"Ich bezweifele, dass Kai dies alles freiwillig tut." antwortete Kiddi.

"Natürlich nicht. Ich glaube, dass ihm keine andere Wahl gelassen wurde." Luk sah zu der Arena hinüber. "Kai täte sonst alles, um nicht aufzufallen und nun zieht er die Aufmerksamkeit aller Taogi auf sich."

"Und was tun wir jetzt?" fragte Yakim.

"Ihn aus der Arena zu schleusen, ist wohl unmöglich. Die ist zu gut bewacht." Luk kratzte sich nachdenklich am Kinn. "Ich würde sagen, wir sehen uns den Kampf erst einmal an. Vielleicht haben wir ja Glück und Kai kommt bei einem Sieg frei. Wenn nicht, stürmen ich und Shiva die Arena."

"Und wie willst du das machen, Luk?" fragte Kiddi aufgebracht. "Denkst du, du könntest einfach die Mauern einreißen?"

"Wir werden sehen."

Nach diesen Worten wendete Luk den Drachen und ritt - gefolgt von deinen Gefährten - zu einer kleinen Herberge am Rande der Stadt.

Hier würden sie die nächsten Tage bis zum Kampf verbringen.
 

Kai stand am Fenster und blickte über den Burganger auf die Stadt hinunter.

Unter seinem Fenster exerzierten die Soldaten des Königs. Zwischen den silbernen Rüstungen der Ritter konnte man auch immer wieder die roten Rüstungen der Sturmreiter - einer Spezialeinheit, die aus den brutalsten und skrupellosesten Kriegern Taogs bestand - erkennen.

Kais Blick wanderte von den 18.000 Soldaten zum Stadtrand. Dort am Gasthaus stand ein riesiger, schwarzer Drache.

Kai erschrak. Wie hatten sie ihn hier finden können? Was, wenn er im Kampf unterlag? Wie würden seine Freunde auf seinen Tod reagieren?

Kai hörte, wie jemand die Tür aufschob.

Jetzt ist es so weit. dachte er seufzend. Der Tag eines entscheidenden Kampfes ist gekommen. Wenn ich verliere, war alles, für das ich bisher gekämpft habe vergebens.

"Kai vom Nadelwald?" fragte der junge Krieger mit den blonden Haaren und den eisblauen Augen. "Seid Ihr der Schwertmeister Kai vom Nadelwald?"

Kai antwortete nicht sofort.

"Der bin ich." sagte er nach einer Weile. "Und mit wem habe ich das Vergnügen?"

"Mein Name lautet Laylayo, Herr." erwiderte der Junge schüchtern.

"Ihr seid nicht wie die anderen Taogi, Laylayo. Ihr seid freundlicher mir gegenüber und Ihr in Eurem Gesicht sehe ich draconische Züge. Seid ehrlich, Ihr seid kein Taogi, oder?"

"Nein, Herr."

Laylayo errötete.

"Verzeiht" - Kai senkte den Blick - "ich habe Euch in Verlegenheit gebracht."

"Nein, das hebt Ihr nicht." Eilig schüttelte der Junge den Kopf. "Es ist nur so, dass Ihr der Erste seid, dem aufgefallen ist, dass Ich kein Taogi bin. Mein Vater war ein Draconia, genau wie Ihr."

"Ich verstehe." Kai legte seinen Schwertgurt an und verstaute seinen Dolch in ihm. "Nun, ich denke, wir sollten gehen."

"Gewiss, Herr." Laylayo sah Kai mit glänzenden Augen an. "Ganz im Vertrauen, ich hoffe, dass Ihr siegt. Das bin ich meinem Bruder schuldig."

"Eurem Bruder?"

"Ja, Tschachfsü. Er ist in Draconia ums Leben gekommen."

Kai nickte. Und ließ sich von dem Halbblut herausführen.

Laylayo brachte ihn in einen großen Kellerraum an dessen Ende ein Fallgitter angebracht war.

"Wartet hier, Waldwolf." sagte der junge Krieger. "Wird das Gitter hochgezogen, so ist das Euer Zeichen die Arena zu betreten. Ich für meinen Teil werde dafür sorgen, dass dies ein fairer Kampf wird."

Nach diesen Worten verließ Laylayo den Raum.

Kai ging zum Gitter und blickte in die Arena hinaus.

Er schmunzelte. Sollte er hier zu Tode kommen? Würde er siegen oder verlieren? Konnte er sich richtig konzentrieren, wenn seine Freunde ihm zusahen?

Er um fasste Drachenzahns Griff und zog die Klinge ein Stück weit heraus.

"Lass mich nicht im Stich." sagte er und schob das Schwert wieder in die Scheide.

Laut quietschend wurde das Gitter hochgezogen und Kai ging in die Arena.

Er trat dem König, der in einer Loge in seinem Thron saß, gegenüber, zog sein Schwert und hielt es senkrecht vor sein Gesicht.

"Ich erwarte einen großartigen Kampf von Euch, Schwertmeister." rief Sandro von Taog.

"Es liegt mir fern, Euch zu enttäuschen, Mylord." entgegnete Kai. "Zumal mein Leben von diesem Kampf abhängt."

Wieder ertönte ein lautes Quietschen. Das Gitter auf der anderen Seite der Arena wurde hochgezogen und ein älterer Mann von etwa 40 Jahren kam heraus. Er salutierte vor seinem König und wiederholte Kais Geste mit seinem Krummschwert.

Dann erklang eine weitere Stimme.

"Die Kontrahenten mögen ihre Plätze einnehmen!" rief Laylayo.

Kai und der alte Krieger stellten sich mit erhobenen Schwertern einander gegenüber auf.

"Der Kampf beginnt!" erklärte Laylayo. "Ich werde nun die Gegner vorstellen. Auf der südlichen Seite der Arena: Kai vom Nadelwald, Sohn des berühmtesten Schwertmeisters, der je auf dem Erdengrund gewandelt ist. Und auf der nördlichen Seite: Graf Georg von Santa, des Königs größter Kämpfer."

Nach lautstarkem Jubel gab der König das Zeichen, dass der Kampf beginnen konnte.

Graf Georg verlor keine Zeit, um seinen ersten Angriff zu wagen.

Das ist bereits Euer erster Fehler, Graf. dachte Kai.

Wie schon im Kampf gegen Lorn und seine Männer blieb Kai regungslos stehen.

Im letzten Moment wich er aus und schlug seinem Gegner mit dem Schwertgriff auf den Rücken. Daraufhin stürzte der Graf vorne über in den Staub.

Schnell richtete sich der alte wieder auf.

"Ihr Sohn eines räudigen Hundes!" fauchte er. "Seid Ihr zu feige, fair gegen mich zu kämpfen."

Kai grinste ihn verächtlich an. Er amüsierte sich über die Worte des Älteren.

Wutentbrannt stürmte der Graf auf Kai zu und führte einen ungeschickten Schlag gegen den Kopf des Jüngeren aus. Doch Georgs Schwert traf auf ein Material, das härter war als Stahl. Drachenzahn versperrte dem Krummschwert des Grafen den Weg zu Kais Schädel.

"Was zur Hölle ist das für ein verruchtes Schwert?" keuchte Georg. "Aus welch teuflischem Material ist es geschmiedet."

"Vielleicht sage ich es Euch bevor ich Euch umbringe." sinnierte Kai grinsend.

Graf Georg hob sein Schwert erneut und führte einen weiteren Schlag, der Kais Bein aufschlitzte. Abermals holte der alte Krieger aus und schnitt Kais Brust auf.

Kai strauchelte kurz, aber er hatte ein Ziel und dies wollte er nicht aufgeben.

An dem Tag, an welchem ich unterliege, hört mein herz auf zu schlagen. schwor er sich zu wiederholten Mal.

Wieder klirrte Metall auf Zahn. Mit einem schnellen, kraftvollen Ruck entwaffnete Kai den Grafen.

Georg fiel rücklings auf den Boden und fand sich kurz darauf mit einem Schwert an der Kehle wieder.

"Ihr wolltet doch wissen, aus welchem Material mein Schwert besteht." sagte Kai mit einem höhnischen Lachen. "Nun es besteht aus den Zähnen eines Drachen, eines mächtigen, blauen Drachen um genau zu sein. daher kommt auch der Name dieser alten, scharfen Klinge, der da lautet: Drachenzahn."

Kai hob die Klinge.

"Nein bitte, tut das nicht!" flehte der Graf. "Habt Erbarmen! Ich will noch nicht sterben."

Ohne zu antworten rammte Kai sein Schwert in die Brust des Älteren.

"Dies war ein Kampf auf Leben und Tod." erklärte Kai keuchend. "Folglich muss der Verlierer sterben."

Er zog das blutverschmierte Schwert wieder aus dem leblosen Körper und hob es zum Himmel.

"Ihr habt gewonnen, Kai vom Nadelwald." verkündete Sandro. "Nun steht es Euch frei zu gehen, wohin es Euch beliebt."

"Euer Krieger war kein würdiger Gegner für mich." erwiderte Kai. "ER war es nicht für mich und auch für meinen Vater wäre er keiner gewesen. Dennoch danke ich Euch für diese Chance um mein Leben zu kämpfen, Mylord."

Kai ließ Drachenzahn in die Scheide gleiten und verließ hinkend den Platz.
 

Kiddi blickte Kai hinterher. Sie verstand das nicht. Wie hatte Kai so grausam sein Können? Was hatte das zu bedeuten? Hatte Kai den Grafen nur getötet, weil der König es von ihm erwatet hatte?

Kiddi erhob sich, verließ die Arena, ging zum Eingang für die Kämpfer und wartete auf Kai.

Wieso hast du das getan, Kai? fragte sie ihn stumm.

Die riesigen Drachenbaumtüren gingen auf und Kai hinkte heraus.

Kiddi kam auf ihn zu.

"Was im Namen meiner Ahnen hast du hier zu suchen?" fragte Kai. "Sagtest du nicht, dass dir die Welt zu gefährlich ist?"

"Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, Kai." erklärte Kiddi. "Luk hat mir erzählt was passiert ist."

"Hat er das?" Kai humpelte an ihr vorbei ohne sie anzusehen. "Hat er dir wirklich alles erzählt? Ich wette, dass er das nicht hat."

"Kai, du alter Sturkopf! Ist das deine Art mit deinen Freunden zu reden? Ist das deine Art zu sagen, dass du froh bist mich zu sehen? Weißt du, wie sehr du mich damit verletzt?"

Kiddi, das verstehst du nicht. dacht er. Bitte zwing mich nicht dazu, dich noch mehr zu verletzen.

"Es tut mir leid, Kiddi." sagte er leise und hinkte weiter zu dem Gasthaus bei dem er Shiva gesehen hatte.
 

"Alles hat bestens funktioniert, mein König." erklärte General Spike del Sorones, als er vor König Sandro trat und ihm über seine Mission Bericht erstattete.

Spike war General von Sandros Armee, um die 40, hatte schwarze Haare, grüngelbe Augen und klare, strenge Gesichtszüge.

"Es freut mich zu erfahren, dass Eure Mission in Draconia von einem solchen Erfolg gekrönt war." erklärte Sandro grinsend.

"Es war mir ach möglich den Aufenthaltsort dieses draconischen Abschaums herausfinden."

"Das erfreut mich noch mehr, General. Bitte zögert nicht länger und nennt ihn mir."

"Sie befinden sich in einer weit verzweigten Höhle am südlichen Rand des Schlangenrückens."

Das Gebirge, dem man den Namen >Schlangenrücken< gegeben hatte bildete einst die Grenze zwischen Draconia und Taog und Draconia und Fewall. Doch seit die Taogi in Draconia eingefallen waren, galt das Gebirge nicht länger als Grenze.

Sandro rieb sich lächelnd die Hände.

"Wisst Ihr, wie sie ihren Anführer nennen, General?" fragte er.

"Nein, Hoheit." antwortete Spike. "Diese Tatsache ist mir nicht bekannt."

"Sie nennen ihn >Saro<. Das bedeutet so viel wie >des Todes Helfer<. Ich frage mich, ob er diesen Titel wirklich verdient."

Spike war sprachlos. Er hatte schon viele Gerüchte über die Rebellen gehört, aber dies war ihm neu.

Wieso trug der Anführer der Draconia diesen Namen?

Haben wir sie falsch behandelt oder wusste der König tatsächlich, was er tat? fragte sich Spike.

Der General verstand die Welt nicht mehr.

"Ihr braucht wahrlich nicht so dreinzuschauen." bemerkte Sandro, als er den inneren Zwiespalt seines Generals bemerkte.

"Vergebt mir, Hoheit." erwiderte Spike. "Ich war in Gedanken."

"Lasst gut sein, General. Kümmern wir uns lieber um >des Todes Helfer<. Folgt mir."

Sandro ging an Spike vorüber.

Der General brauchte eine Weile, um sich wieder zu fangen. Schließlich folgte er jedoch seinem König.
 

Saro saß auf dem Rücken seines schwarzweiß gescheckten Hengstes Katonak und blickte über die Felder Draconias hinweg.

Er war ein Mann Mitte 20 mit blauen Augen, halblangen, braunen Haaren und einem markanten Gesicht.

Da ihm zu Ohren gekommen war, dass sich ein Taogi über ihn und sein Versteck informiert hatte, hatten er und der Rest der Rebellen ihren Zufluchtsort von südlichen zum nördlichen Rand und in höher gelegene Höhlen verlegt. Selbst die Pferde hatten dort ausreichend Platz und es war sogar noch Raum für weitere 200 Männer mitsamt Pferden und Familie. Wobei Saro selbstverständlich niemals Frauen und Kinder in seine Truppe aufgenommen hätte.

"Saro!" rief eine laute, tiefe Stimme.

Der Rebellenführer drehte sich um und erblickte einen jungen Mann mit kurzen, blonden Haaren, der seinen Schimmel im vollen Galopp auf Saro zutrieb.

"Was ist, Barun?" wollte des Todes Helfer wissen.

"Unsere Vorräte gehen zur Neige." erklärte Barun, als er seinen Anführer erreichte. "Außerdem sind einige Männer schwer erkrankt. Sie scheinen vergiftet worden zu sein."

"Vergiftet? Wie kann das sein?"

"Es scheint, als seien die Vorräte aus unserem letzten Vergeltungszug mit Gift versetzt gewesen zu sein." Barun holte tief Luft. "Wir...wir haben sie bereits vernichtet.

"Wie viele haben von den Vorräten gegessen?"

"Vierzehn."

"Wie sieht es für sie aus?"

"Knapp die Hälfte von ihnen wird wahrscheinlich nicht überleben. Die anderen hingegen werden in ein paar Tagen wieder auf den Beinen sein."

"Gut. Kümmert euch um die Kranken. Versucht alles, damit sie wieder gesund werden. Verbrennt die Toten im Tal."

"Wie du willst."

Barun wendete sein Pferd und stürmte davon.

Als der junge Krieger außer Hörweite war, brach Saro in heftiges Gelächter aus.

"Du willst mich also provozieren, Sandro?" lachte er. "Das zahle ich euch verdammten Taogi doppelt heim. Dies schwöre ich bei meiner Ehre!"

Nach diesen Worten wendete auch Saro sein Pferd und ritt langsam den Hang hinab.
 

Kai schrie vor schmerz, als sich der Arzt, den Kiddi gerufen hatte, an seinen Wunden zu schaffen machte.

Der junge Krieger versuchte den Schmerz auszublenden, was er jedoch nicht schaffte. Damit Kiddi, Yakim und Luk ihn nicht so sahen, hatte der Waldwolf sie hinaus geschickt.

"Jetzt stellt Euch nicht so an, Herr." sagte der alte Mediziner.

"Ihr habt leicht reden." entgegnete Kai. "Euch wurden ja nicht Brust und Bein aufgeschlitzt."

"Es hat Euch keiner zum Kampf gezwungen."

"Mir wurde die Wahl gelassen." Erneut stieß Kai einen unterdrückten Schrei aus. "Entweder ich kämpfte um mein Leben oder ich sterbe im Kerker. Wie hättet Ihr Euch in dieser Situation entschieden?"

"Selbstverständlich hätte ich mich ebenso wie Ihr entschieden."

Bei jedem Stich der Nadel verkrampften sich Kais Muskeln. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, bis der Alte endlich die Behandlung beendete und das Zimmer verließ.

Das Gesicht immer noch schmerzverzerrt starrte Kai an die Decke. Langsam löste sich seine innere Anspannung wieder und er schaffte es den Schmerz aus seinen Gedanken zu verbannen.

Knarrend öffnete sich die Tür, doch Kai achtete nicht darauf.

Luk kam gefolgt von Yakim und Kiddi und den Raum.

"Hallo, Kai. Wie geht es dir?" grüßte Yakim lachend. "Das hat sich ja nicht sehr angenehm angehört."

"Du hast gut lachen." erwiderte Kai zornig. "Der Kampf gegen Lorn war nicht so schmerzhaft wie diese >Behandlung<."

"Du hast dich in der Arena aber echt gut gehalten, Kai." Sagte Luk, der sich neben der Tür an die Wand gelehnt hatte, anerkennend. "Das muss ich zugeben. Keiner von uns hätte gegen diesen Gegner so spielerisch gewonnen wie du es getan hast. Es sah wirklich so aus als hättest du mit deinem Feind nur gespielt."

Kai sagte nichts. Er starrte unverändert an die Decke.

Merkt Euch eines, Sandro: aufgeschoben ist nicht aufgehoben. dachte er. Jetzt hab ich eine Rechnung mit Euch offen und diese werde ich begleichen. Euer Blut wird bald die Erde Taogs tränken.

Yakim machte eine Handbewegung und bedeutete so Kiddi und Luk den Raum zu verlassen, was die beiden auch taten.

Wortlos ging der Fewalli zu einem Tisch in der Ecke des Zimmers und setzte ich auf den dort stehenden Stuhl. Er zog eine Pfeife aus der Tasche und steckte sie an. Während er aus dem Fenster sah, wog er immer wieder am Mundstück.

"Was willst du uns eigentlich damit beweisen, Kai?" fragte der Fewalli nach einer Weile.

Kai sah ihn verständnislos an.

"Womit beweisen?" fragte er schließlich.

"Mit deinem Verhalten." antwortete Yakim. "Damit, dass du niemanden an dich heranlässt. Hast du Angst, du könntest verletzt werden?"

"Ich fürchte mich nicht davor, dass ich verletzt werden könnte, sondern davor, dass ihr verletzt werdet. Ich habe schon viele Leute an mich herangelassen und alle wurden brutal aus dem Leben gerissen. Ich will einfach nicht, dass es euch genauso ergeht. Luk, Kiddi und du, ihr seid mir jetzt schon zu sehr ans Herz gewachsen. Vor allem Kiddi steht mir nahe, zu nahe. Ich will keinen von euch verletzen."

"Bei der Göttin, Kai! Bist du echt so blind?" Wütend schlug Yakim auf den Tisch. "Genau mit dieser Einstellung verletzt du sie. sie hat sich wirklich Sorgen um dich gemacht und du behandelst sie als sei sie nicht da. Wird dir endlich darüber im Klaren was Freundschaft für dich bedeutet! Wird dir endlich deiner Gefühle gewiss!"

"Es tut mir leid, aber ich kann nicht anders. Ich will doch niemanden verletzen. Ich weiß doch selbst nicht, was ich machen soll."

"Dann finde es heraus, zum Teufel noch mal!"

Kai setzte sich auf und musterte den Fewalli eindringlich. Plötzlich fing er an zu lachen.

"Was ist?" fragte Yakim überrascht.

"Ich musste grade an daran denken, wie ich Kiddi das erste Mal mit auf eine meiner Reisen genommen habe. Sie hat fast genauso mit mir geredet und ich glaube ich weiß jetzt, was ich zu tun habe."

Yakim sah Kai ungläubig an, dich dann musste auch er lachen.

Kai stand auf und ging einige Schritte. Doch er konnte sich nicht auf den Beinen halten.

Er strauchelte und stolperte zur Wand, wo er sein Gleichgewicht wiederfand. Er lehnte sich an die Wand und sah zur Tür.

"Glaubst, es ist wahr, dass noch mehr Leute aus Draconia entkommen konnten?" fragte er den Fewalli.

"Durchaus möglich." erwiderte Yakim. "Immerhin warst du damals erst vier Jahre alt und konntest dennoch fliehen."
 

Saro hatte wiedereinmal Informationen über einen sich vom Westen her nähernden Zug Taogi erhalten. Nun stand er neben seinem Hengst auf einem Felsvorsprung oberhalb eines Passes, der durch den Schlangenrücken führte, und starrte hinunter.

Hier wollten die Rebellen die Taogi in die Falle locken.

Die Draconiar hatten das andere Ende der Schlucht mit Felsbrocken verschlossen und da dieser Pass nur schwer einzusehen war, konnten die Taogi die drohende Gefahr nicht sehen.

"Saro, es ist Zeit." berichtete Barun, als er neben den Rebellenführer ritt. "Die Falle ist bereit."

"Sehrgut." bestätigte Saro nickend. "Dann brauchen wir jetzt nur noch abzuwarten. Ich bin mir sicher, dass sie hier entlang kommen werden, denn dies ist der einzige Weg, den man mit Wagen bewältigen kann."

Des Todes Helfer sprang auf den Rücken seines Pferdes wendete es und ritt gefolgt von Barun den Weg zu seinen Männern hinunter.

Auf ein Zeichen des Anführers gingen die Rebellen in Stellung.
 

Ungeduldig ging Sandro im Thronsaal auf und ab. Immer wieder warf er seinem General hasserfüllte Blicke zu.

"Warum bei Raunems blutigem Speer konntet Ihr sie nicht ausfindig machen, General?" fragte er mit zorniger Stimme.

"Nun, Herr, er scheint gewusst zu haben, dass wir sein Versteck kennen und hat es scheinbar gewechselt, Hoheit." erklärte Spike mit gesenktem Blick und ehrfürchtiger Stimme.

"Du hältst dich wohl für klug, Saro, aber du bist bei weitem nicht klug genug." Sandro hörte auf im Raum umherzulaufen und starrte stattdessen aus dem Fenster. "Ich kriege dich schon noch." Er wandte sich wieder an Spike: "Findet heraus, wo er sich nun aufhält, General!"

"Sehrwohl!"

Spike erhob sich dreht sich um und ging auf die Tür zu.

"Ach, und General..." rief Sandro.

"Ja, Mylord?" fragte Spike über die Schulter.

"Für jeden weiteren Fehler werde ich Euch zur Rechenschaft ziehen. Merkt Euch das!"

"Jawohl!"

Der General verließ schnellen Schrittes den Thronsaal und eilte durch die Korridore zu den Ställen.

Dort angekommen sattelte er seinen weißen Hengst, stieg auf und ritt aus der Stadt.
 

Kai trat aus dem Gebäude und sah sich aufmerksam auf der Straße um.

Plötzlich schoss ein Krieger auf einem weißen Pferd an ihm vorbei.

Als Kai versuchte auszuweichen, verlor er das Gleichgewicht und fiel in den Staub.

"W...was zur Hölle war das?" stotterte der Waldwolf.

Er stand wieder auf, klopfte sich den Dreck von den Sachen und setzte seinen Weg fort.

Vor einem alten Waffenladen blieb Kai stehen und betrachtete ein Langschwert, das im Schaufenster ausgestellt war.

Es steckte in einer schwarzen Scheide, auch der Griff des Schwertes war schwarz und es war ein kleines Stück weit herausgezogen.

Fachmännisch musterten Kais Augen das Stück der Klinge. Sein blick fiel auf eine Gravur, die ihm noch aus seiner Kindheit bekannt war. Sein eigenes Schwert war auf ähnliche Weise graviert worden und Kai war sofort klar, welchen Schatz er hier vor Augen sah. Auf der Klinge waren die Initialyen seines Vaters eingebrannt: F. v. N. es war das Schwert des Schwertmeisters Frederick vom Nadelwald. Es war die Klinge mit dem Namen Jero - Schmerz.

"Vaters Schwert..." erkannte er. "Wie mag es wohl hierher gekommen sein?"

er betrat das Geschäft, nahm das Schwert und ging auf den Tresen zu. dort legte er die Klinge auf den Tisch.

"Wie viel?" fragte er barsch.

Der Händler drehte sich schnell um, betrachtete die Klinge kurz und erklärte schließlich: "Ich bezweifele, dass Ihr Euch ein solch wundervoll gearbeitetes Schwert leisten könnt, Herr."

"Das lasst mal meine Sorge sein. wie viel kostet die Klinge?"

"1000 Goldstücke, Herr."

Kai warf einen Beutel Münzen auf den Tisch und schnellte sich Jero auf den Rücken.

"Hier habt Ihr 2000." erklärte er und drehte sich um.

"Aber das sind zu viele, Mylord!" rief ihm der Händler nach.

Kai winkte ab.

"Behaltet das Geld." sagte er über die Schulter. "Mir persönlich wäre das Schwert sogar 4000 Goldmünzen wert. Es gehörte immerhin meinem Vater."

Die Augen des Händlers weiteten sich. Ehrfürchtig starrte er auf den Boden.

"Dann seid Ihr..." stotterte er. "...Kai vom Nadelwald?"

doch als der Mann nach diesen Worten wieder aufsah, hatte Kai das Geschäft bereits wieder verlassen.



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