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Believe me

Yami & Yugi (gerade in Überarbeitung)
von

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Prolog (neu)

**Yugi**
 

Ein Wecker reißt mich am frühen Morgen brutal aus dem Schlaf. Das andere Bett ist leer.

Verschlafen drehe ich mich zu meinem Freund um. Yami sitzt halb angezogen auf seinem Bett und scheint irgendetwas im Nachtkasten zu suchen.

Was ist denn heute mit ihm los? Es ist Sonntag, endlich könnten wir mal ausschlafen! Und dann stellt er den Wecker??

„Yami, wir haben Wochenende, was soll das?“

Murrend kuschle ich mich tiefer in meine Decke und wende ihm demonstrativ meine Rückseite zu.
 

Ein aufgewühlter Yami dreht sich zu mir um und zieht mir die Decke weg.

Ist der nervös? Aber warum denn?

„Hast du vergessen, dass heute mein Flieger nach Ägypten geht, Yugi?“
 

WAAS?! Das darf doch nicht wahr sein! Nicht heute schon! Nicht jetzt!

Erschrocken schlage ich die Augen auf, schaue ihn ungläubig an.

Zur Bestätigung hält er mir sein Ticket vor die Nase.

Scheiße! Ja, ich habe es vergessen. Vollkommen! Das darf doch nicht wahr sein?! Ich wollte mich doch am Vorabend richtig von ihm verabschieden… Und was haben wir gemacht: einen gemütlichen DVD-Abend. So wird er sich sicherlich nicht an mich erinnern.

„Tut mir leid, Yami…“

Er scheint das nicht gehört zu haben. Hektisch sucht er irgendetwas und rennt durch das Zimmer. Er wird immer besorgter.

„Hast du meine guten Schuhe und den Anzug gesehen?“

Hä? Yami und Anzug … freiwillig??

„Im Schrank, schätze ich, … oder vielleicht im Bad? Wieso brauchst du den denn?“

„Ich will einen guten Eindruck machen. Du weißt, mein Vater!“

Ach ja, sein Vater ist Chef einer großen Textilienfirma und wohnt in einem ziemlich reichen Viertel Kairos.
 

Sofort stürmt er ins Bad und kommt gleich mit den gesuchten Sachen ins Zimmer zurück, die er sofort gegen seine Jeans austauscht.

Wow...Der sieht so verdammt gut in diesen Sachen aus!

Schwarz steht ihm eben einfach gut…

Gebannt betrachte ich ihn von oben bis unten. Glücklich muss ich lächeln.

Und das ist mein Freund!

Unbarmherzig reißt mich Yami aus meinen vielleicht doch nicht mehr ganz jugendfreien Gedanken.

„Yugi, träum nicht, steh endlich auf. Oder willst du nicht mit?“
 

Ich räckle mich noch einmal genüsslich unter der Bettdecke. In Yamis Augen sehe ich ein Funkeln aufblitzen. Zufrieden grinse ich.

Er hat also verstanden, was ich möchte …

Und wendet sich ab?!

Enttäuscht seufze ich laut. Schnell steht Yami neben mir und setzt sich. Stumm fragen seine Augen nach, was los ist.

„Musst du unbedingt für drei Monate weg?“

„Ach, Yugi… Ich habe es dir doch schon erklärt. Ich möchte meine Eltern wieder sehen. Es war ja nicht geplant, dass aus dem Austausch etwas Längeres wird.“

Seine Hand streichelt sanft über meine Wange. Damit versucht er mich zu trösten.

„Bitte beeile dich! Ich hätte dich gerne am Flughafen dabei, Yugi.“

Ich richte mich ergeben auf und nicke. Nach einem kurzen Guten-Morgen-Kuss verschwinde ich ins Bad, um mich auch fertig zu machen.
 

Am Vormittag ist noch so viel zu tun. Die wenigen Stunden, die uns noch geblieben sind, vergehen viel zu schnell und lassen kaum Raum für weitere Zärtlichkeiten.

Erst frühstücken wir und danach packen wir Großvaters Auto mit Yamis Gepäck.

Hat der viel dabei! Will er für drei Jahre nach Ägypten?

Nachdem das Auto beladen ist, schmieren wir Brote und Yami packt sein Handgepäck zusammen. Kurz bevor wir abfahren wollen, fällt Yami noch eine vergessene Tasche ein, die er unbedingt braucht – die Zeit würde knapp für uns werden, wenn wir noch pünktlich zum Flughafen kommen wollen.
 

Und dann der größte Schreck: Stau auf der Autobahn! Wir hätten nur noch zwei Ausfahrten weit kommen müssen. Leider verhindert ein Unfall das Weiterfahren.

Yami ist ein reines Nervenbündel – verständlich. Aber ehrlich gesagt hätte ich auch nichts dagegen, wenn er seinen Flug verpassen würde...

Doch ich schäme mich für diesen Gedanken. Yami wünscht sich so sehr ein Wiedersehen mit seinen Eltern. Wer bin ich, dies zu verhindern?
 

Am Flughafen angekommen, suchen wir schnell einen Gepäckwagen und rennen zum Schalter der Fluglinie.

Gott sei Dank, die Maschine ist noch nicht weg. Es erklingt auch erst der zweite Aufruf.

Yami gibt sein Gepäck auf und nimmt sein Ticket entgegen.

Ich bleibe etwas abseits stehen. Innerlich hoffe ich, dass die Flugbegleiterin ihn direkt zur Maschine schickt.

Doch er kommt zu mir zurück.
 

Geh schon, Yami! Mach es mir nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist.
 

Aber das tut er nicht.

Wir entfernen uns etwas von den anderen Passagieren. Yami nimmt mich in den Arm und drückt mich an sich.

Jetzt kommt der entscheidende Moment. Bleib stark, Yugi!

Und doch passiert es.

Eine einsame Träne bahnt sich den Weg aus meinem Auge.

„Ich sagte doch, dass ich keine Tränen sehen will, Yugi. Du wirst sehen, ich bin schneller wieder da, als du denkst. Und den verpassten Abend holen wir nach, okay?“

„Woher weißt du…?“

„Ich habe deine Vorbereitungen zufällig beim Packen gefunden. Außerdem bin ich dein Partner, Aibou.“

Yami wischt sie sanft von meiner Wange und gibt mir noch einen intensiven Kuss.

„Ich werde auf dich warten, Yami.“
 

Kann jetzt nicht einfach die Zeit stehen bleiben?

Doch sie ist ein unerbittliches Wesen.

Der dritte und letzte Aufruf von Yamis Maschine ertönt durch die Lautsprecher.

Nun lässt Yami mich los. Er geht zum Einchecken an den Schalter, winkt mir dann noch einmal kurz zu und verschwindet dann in der Gangway.
 

Oh Yami, ich vermiss’ dich jetzt schon!

Endlich wieder zu Hause (neu)

**Yami**
 

Langsam kommt das Flugzeug zum Stehen. Nach nochmaligem Desinfizieren – seitdem einige Seuchen ausgebrochen sind, Gesetz auf sämtlichen Flughäfen – stehe ich auf und greife nach meinem Handgepäck. Bepackt mit Rucksack und kleiner Reisetasche steige ich dann endlich aus dem Flugzeug aus.

Nach 24 Stunden im Flugzeug eine echte Wohltat!

Genüsslich strecke ich mich und bringe den einen oder anderen Knochen wieder an seinen vorherbestimmten Platz.

In Japan scheint die Sonne, aber es ist kalt. Mich fröstelt es! Naja, ich komme schließlich aus Ägypten... da war es Sommer.
 

Am Zoll werde ich wegen meinen Souvenirs und meinem Pass, indem meine ägyptisch-japanische Staatsbürgerschaft eingetragen ist, angehalten.

Wäre auch zu schön gewesen, wenn ich unbehelligt einreisen könnte!

Bei Menschen aus dem Nahen Osten ist die Welt gerade sehr streng. Nur wegen ein paar Vollidioten, die sich für die Elite halten und alles unter ihnen auslöschen möchten.

Leider kann ich nicht sagen, dass ich wie ein reiner Japaner aussehe. Meine dunkle Haut und die Augenform unterscheiden mich sehr von den Japanern. Nach dem Aufenthalt in der ägyptischen Sonne bin ich natürlich noch dunkler als sonst.

Ob Yugi mich noch erkennt?

Doch als die Zollbeamten mein Handgepäck durchsucht hatten und nichts beanstandenswertes gefunden hatten, kann ich weiter gehen. Sie wünschen mir sogar einen schönen Aufenthalt. Dabei komme ich gerade nach Hause.

Zum Glück habe ich alles aus meinem Koffer herausgenommen, was keine Kleidungsstücke, Schuhe oder Ähnliches sind. So kommt er verschlossen durch den Zoll.
 

Nachdem ich auch den Koffer bekommen habe, mache ich mich auf den Weg in die Wartehalle. Vielleicht haben Yugi und sein Großvater es noch rechtzeitig hierher geschafft.

Doch ein kurzer Blick über die Wartenden reicht aus, um zu bemerken, dass er nicht unter ihnen ist.

Hätte mich auch überrascht. Ohne meinen Druck schafft er es nur noch pünktlich in die Schule.

Ich versuche ihn auf seinem Handy zu erreichen, aber erreiche lediglich die Mailbox. Merde!

Betrübt verlasse ich den Flughafen und rufe mir an der Straße ein Taxi.

Hat er mich denn nicht vermisst? Er weiß doch, wann ich zurückkomme.

Dem Taxifahrer gebe ich noch die Straße und setze mich dann auf den Rücksitz. Meine Koffer verstaut der Fahrer im Kofferraum. Danach fahren wir los.

Yugi, was hat dich nur aufgehalten?
 

**Yugi**
 

Napoleon, Hitler, Cäsar, die Tudors … das ist doch alles das gleiche. Jeder dieser Personen hatte zu viel Macht, damit schreckliche Dinge getan und die Welt verändert. Positiv und negativ. Wozu muss ich diesen einzelnen Kram wissen?

Ich sitze in der Schule und muss eine langweilige Geschichtsstunde über mich ergehen lassen.

Wieso habe ich dieses Fach nur noch einmal gewählt? Ach, wenn Yami jetzt nur schon hier wäre! Er wüsste bestimmt eine bessere Beschäftigung. Oder zumindest eine Antwort auf die Frage, was mir der Kram bringt.

Wie von selbst schaue ich auf die Uhr über der Tafel und erschrecke. Es ist viertel nach eins.

Yami ist vor einer Stunde gelandet!

Oh nein, ich habe ihn total vergessen!!! Dabei habe ich ihm doch versprochen, dass ich ihn abhole. Was wird er nur von mir denken?!

Ich packe meine Sachen und springe auf. Zum Glück läutet die Klingel zum Unterrichtsende. Das erspart mir die Erklärung für den Lehrer und ein mögliches Nachsitzen wegen Störung des Unterrichts.
 

Schnell greife ich nach meiner Tasche und will schon zur Tür hinaus, aber da packt mich jemand von hinten an der Schulter.

Was will der denn jetzt noch?

Moment, … den Griff … die Hand … ich kenne ihn. Es ist Joey!

In mir zieht sich alles zusammen, die Angst beginnt aufzusteigen und ich erstarre. Aber ich lasse sie mir so gut es geht nicht anmerken. Seit diesem Vorfall vor einigen Wochen haben wir nicht mehr miteinander gesprochen.

Er hat doch alles, was er wollte!!

Ich dachte, das wäre es jetzt endlich gewesen und er lässt mich in Ruhe. Aber anscheinend habe ich mich geirrt.

„Was willst du, Joey?“

Mich kostet diese Frage und das Umdrehen zu ihm eine große Portion Mut. Joey hat dafür nur ein freches Grinsen übrig.

„Wo willst du so schnell hin? Hast du nicht noch ein halbes Stündchen Zeit? Ich habe Bedürfnisse. Oder am besten komme ich gleich mit zu dir und wir machen es uns so richtig gemütlich.“

Sein Grinsen wird breiter und ich bekomme noch mehr Angst. Doch heute ist auch ein anderes Gefühl dabei: Ekel.

Nein, Joey, nicht schon wieder, bitte! Schon gar nicht heute! Du hast schon so viel zwischen uns zerstört. Und damit meine ich nicht nur zwischen dir und mir.

Lass mich doch einfach in Ruhe…
 

Ausdruckslos schaue ich ihn an. Joey lacht, aber lässt mich wieder los.

„Wie es aussieht nicht. Dann sehen wir uns morgen in der Schule. Bis dann! Und richte Yami ein paar Grüße aus.“

Er weiß, dass er heute wieder kommt? Aber … woher? Und … warum ändert er so schnell sein Vorhaben?

Vielleicht ist mir die Abscheu ja doch ins Gesicht geschrieben gewesen.
 

Ratlos schaue ich ihm nach. Ich kann ihn nicht mehr einschätzen und das macht ihn mir unheimlich. Joey ist schon aus der Tür verschwunden. Dabei sehe ich, wie der Lehrer uns beobachtet hat. Das ist also der eigentliche Grund gewesen.

Ich nicke ihm zu, zucke mit den Schultern und mache mich so schnell wie möglich auf den Weg zum Spieleladen meines Großvaters. Ich will einfach nur noch nach Hause.

Vielleicht ist Yami ja noch nicht da. So kann ich eine Überraschung vorbereiten.

Den Weg zum Flughafen kann ich mir sparen. Dort treffe ich ihn bestimmt nicht mehr an. Warten ist für ihn ein Fremdwort. Schon immer gewesen und hat sich in Ägypten sicherlich nicht verändert.
 

~
 

Ich sehe gerade noch ein Taxi die Straße entlang fahren, als der Spieleladen in Sicht kommt. Er hat sich also ein Taxi genommen und folglich habe ich keine Chance eine Überraschung vorzubereiten.

Schnell schließe ich die Tür auf und renne in unser Zimmer.

Ich freue mich so ihn endlich wieder zu sehen.

Dort steht er mit dem Rücken zu mir über seinen Koffer gebeugt.

Er wollte wohl keine Zeit verlieren. Fast ist er auch schon wieder ausgepackt. Meine Ankunft hat er noch nicht bemerkt. Ich bleibe hinter ihm stehen und nehme mir die Zeit ihn zu betrachten.

Kommt es mir nur so vor oder ist seine Haut noch dunkler geworden? Wie ein Pharao...

Ich liebe ihn so sehr! Was wird er nur machen, wenn er die Sache mit Joey herausbekommt?

Ich verbiete mir diesen Gedanken in irgendeine Weise weiterzudenken. Ich setze mein strahlenstes Lächeln auf.
 

**Yami**
 

Als ich das Haus betrete, ist es leer.

Kein Yugi! Kein Solomon!

Der Taxifahrer stellt meine Sachen auf den Gehweg, während ich nach meinem Geld suche.

Oh Mann, wo bleibt Yugi bloß? Die Schule müsste doch schon längst zu Ende sein. Hoffentlich ist ihm nichts passiert.

Ich bringe mein Gepäck in unser Zimmer und stelle mich unter die Dusche.

Endlich kommt der Dreck aus dem Flugzeug runter! Die Erinnerung an die Duschen in Ägypten jagt mir einen weiteren Schauer über den Rücken.

Obwohl mein Vater schon das Beste vom Besten besitzt, konnte seine Dusche nicht mit der gewohnten mithalten. Hier schmeckt das Wasser und ich kenne die Bedienung.

Um später mehr Zeit für Yugi zu haben, packe ich nach der Dusche meine Sachen aus.
 

Plötzlich höre ich ein Geräusch hinter mir. Ich drehe mich um und sehe Yugi strahlend im Türrahmen stehen.

Die Enttäuschung über seine Abwesenheit ist sofort vergessen.

Ich gehe auf ihn zu und umarme ihm freudig. Er drückt sein Gesicht in mein Shirt und nimmt einen tiefen Atemzug.

„Ich hab dich so vermisst, Yami.“

„Ich dich auch, Yugi.“

Glücklich halte ich meinen Partner fest.
 

Endlich…endlich bin ich wieder zu Hause…

Wirklich nichts? (neu)

**Yami**
 

Nur ungern lasse ich den Kleinen wieder los und wende mich zu meinem Rucksack um. Yugi beobachtet mich gespannt. Mit einem kleinen Päckchen in der Hand drehe ich mich wieder zu ihm um und lege es ihm in die Hand.

„Für dich, Hikari.“

Vorsichtig greift Yugi danach und schaut mich fragend an.

Er ist ja so niedlich, wenn er verwirrt ist…

Irgendwie habe ich diesen Gesichtsausdruck vermisst…

Ich gebe ihm einen sanften Kuss auf die Wange und nicke ihm aufmunternd zu.

„Pack es aus!“

Es kommt mir so vor, als würde Yugi innerlich zusammenzucken. Sicherlich nur meine Nerven…
 

Yugi beginnt mit zitternden Händen vorsichtig das Päckchen auszupacken. Er öffnet das Kästchen und holt einen silbernen Anhänger an einer Kette heraus. Bewundert hält er die Kette ins Licht.

„Yami, der ist wunderschön!“
 

Ich nehme ihm den Anhänger aus der Hand.

„Das ist ein Horusauge. Horus war der Gott mit Falkenkopf. Er war der Sohn des Sonnengottes Re und sollte die Pharaonen beschützen. Es soll dich beschützen, wenn ich mal nicht bei dir sein kann.“

Ich trete hinter ihn und hänge ihm die Kette um.

„Vielen Dank, Yami!“

Yugi senkt seinen Kopf, wodurch ich seinen Hals für einen Kuss erreichen kann. Danach ziehe ich ihn noch einmal in eine Umarmung und kraule ihn am Haaransatz.

Wie habe ich das vermisst!
 

Meine Hände wandern weiter zu seinen Schultern. Ich beginne Yugi mit einer Nacken- und Schultermassage zu verwöhnen. Er ist sehr angespannt, fast nervös.

Yugis Haltung versteift sich auf einmal in meinen Armen. Er wendet sich zu mir um. Plötzlich spüre ich seine Hände an meiner Brust, die mich langsam, aber deutlich von ihm wegdrücken. Mit gesenktem Kopf schüttelt er kaum merklich den Kopf.

Was hat er denn auf einmal? Habe ich mich vorhin doch nicht getäuscht?

Fragend schaue ich ihn an und will wieder ein Stückchen näherkommen, aber er hält mich auf Abstand.

„Yugi, was ist los?“
 

Verwirrt schaue ich ihn an und warte auf eine Antwort. Ich versuche ihm in die Augen zu schauen und darin zu lesen, aber er wendet sich ab und flüchtet ins Nebenzimmer.

Täusche ich mich oder habe ich Tränen in seinen Augen aufblitzen gesehen?

Was hat er bloß? Was habe ich hier verpasst?
 

Ich gehe auf die Tür zu und versuche sie leise zu öffnen – aber Yugi hat abgesperrt?!

Wieso das denn?! Ich will ihm doch nichts tun!

„Hey, Yugi! Lass mich doch rein.“

Die Tür bleibt verschlossen. Ich lege mein Ohr an die Tür – in der Hoffnung, dass ich etwas höre. Doch mein Freund macht keine Geräusche im Zimmer.

Ein unterdrücktes, leises Schluchzen kommt irgendwann durch die Tür. Vorsichtig klopfe ich nochmals an die Tür, doch von Yugi kommt immer noch keine Reaktion.

Ich räume meine restlichen Sachen weg. Ab und zu wende ich mich zur verschlossenen Tür um und hoffe darauf, dass Yugi wieder herauskommt. Leider werde ich enttäuscht.

Yugi, was ist denn nur passiert?

Als ich Solomon nach Hause kommen hören, gehe ich nach unten. Die Begrüßung ist sehr herzlich und wir haben uns viel zu erzählen.
 

~
 

Erst am Abend sollte ich Yugi wieder zu Gesicht bekommen.

Als ich mich gerade genüsslich im Bett ausstrecke und auf meine erste Nacht im eigenen Bett ohne Yugi enttäuscht vorbereite, höre ich das leise Klicken des Schlüssels im Schloss.

Yugi kommt langsam aus dem Nebenzimmer geschlichen.

Er sieht so traurig aus… nein, ängstlich passt besser. Meinem fragenden Blick weicht er aus. Was ist in meiner Abwesenheit passiert?

Aber anstatt mit mir zu reden, nimmt er nur seine Sachen und verschwindet im Bad. Die Tür schließt er hinter sich ab.

Das hat er schon lange nicht mehr gemacht!

Ich höre wie die Dusche angemacht wird.
 

Nach einer halben Stunde ist er immer noch nicht zurück. Das Duschgeräusch ist nach kurzer Zeit schon wieder verschwunden. Für den Rest braucht Yugi alleine eigentlich keine zwanzig Minuten.

Was macht der so lange im Bad…?

Ich stehe auf und klopfe an die Tür.

„Yugi?“

Als ich keine Antwort erhalte, klopfe ich erneut an die Tür.

„Yugi, ich mache mir Sorgen. Bitte, lass mich rein!“

Da eine Reaktion immer noch ausbleibt, mache ich mich daran, die Tür aufzubrechen.

„Ich komme gleich, Yami. Du kannst zurück ins Bett gehen. Es ist alles in Ordnung.“

Seine Stimme klingt leicht panisch...

Ich lege mich zurück ins Bett.
 

Später höre ich den Schlüssel im Schloss. Leise Schritte bewegen sich auf das Zimmer zu. Ich mache ihm noch meine Nachttischlampe an. Ohne ein weiteres Wort oder einen Gute-Nacht-Kuss klettert er in sein Bett, welches wir neben das meine geschoben haben, und kuschelt sich dort in seine Decke ein.

Ganz tief!

Das Gesicht hat er von mir abgewandt. Er dreht sich nicht noch einmal zu mir um.
 

Ich lösche das Licht wieder und wende mich zu meinem kleinen Engel.

Es liegt nicht in meinem Interesse unser Wiedersehen so ausklingen zu lassen. Ich möchte mein Versprechen vom Flughafen einlösen.

Er hält die Decke bis zu den Ohren fest um sich gewickelt. Ich muss grinsen.

Eine Decke war noch nie ein großes Hindernis für mich gewesen.

Meine Hand finde schnell einen Weg unter seine Decke und unter sein Oberteil zu seinem nackten Rücken.

Ein leiser überraschter Aufschrei folgt direkt, als er meine Hand auf seinem Rücken spürt.

Damit hat er anscheinend nicht gerechnet. Dabei hätte ihm doch klar sein müssen, dass ich unser Wiedersehen ein wenig feiern und seinen geplanten Abschiedsabend nachholen möchte.
 

Ich ziehe ihn an mich heran, gebe ihm einen Kuss in den Nacken und wandere zu seinem Ohr.

„Ich habe dich so vermisst, Hikari. Lass uns das Wiedersehen ein wenig genießen. Entspanne dich und genieße, Yugi.“

Yugi rührt sich nicht. Seine Muskeln sind bis zum Zerreißen gespannt. Ich fahre mit meiner Hand vorsichtig Yugis Wirbelsäule und hoffe auf eine Entspannung meines kleinen Engels, aber diese bleibt aus. Meine Hand tastet sich über seine Seite zum Bauch und ich ziehe ihn noch stärker an meinen Körper heran.

Er krallt sich in seine Decke und fängt an zu zittern, als ich meine Hand von seinen Bauch aus tiefer wandern lasse.

Seltsam?? An diesem Punkt sagt er entweder, dass ich aufhören soll, oder er zeigt mir, dass ich weitermachen darf. Und seine Erlaubnis sieht nicht SO aus!
 

„Wenn es dir heute nicht passt, Yugi, kannst du mir das sagen. Das weißt du doch!“

Yugi antwortet nicht oder reagiert anders auf meine Aussage. Er wirkt irgendwie weggetreten.

„Nur weil ich drei Monate nicht da war, habe ich mich nicht gänzlich verändert. Ich fange jetzt nicht an, deine Wünsche zu ignorieren. Ich möchte, dass du mit mir sprichst. Es ist ok, wenn du nicht willst.“

Statt einer Antwort beschleunigt sich sein Herzschlag und sein Atem geht stockend, er wirkt total verängstigt, aber auch … verfügbar!

Erschrocken rutsche ich ein Stück zurück.

Das macht mir jetzt Angst. Was hat er nur? Warum vertraut er sich mir nicht mehr an?

Ich lasse meine Hand aber ruhig dort liegen, wo sie gerade ist, um ihm die Chance zu geben Nein zu sagen, aber er bleibt weiter zitternd und stocksteif liegen.
 

Ich richte mich auf und ziehe dabei meine Hand zurück.

Yugi nutzt den Freiraum. Er verkrampft sich noch mehr und rollt sich ganz klein zusammen. Dabei verschwindet er komplett unter der Decke.

Langsam und vorsichtig schiebe ich ihm die Decke vom Gesicht.

Sein Gesichtsausdruck jagt mir einen erneuten Schrecken ein.

So habe ich Yugi noch nie gesehen – sein Gesicht zeigt Angst, wahnsinnige Angst.

Etwa vor mir? Warum das denn?

In den letzten Stunden habe ich nichts Unanständiges gemacht und davor war ich drei Monate lang nicht hier gewesen.

In seinen Augen würde ich gerne mehr lesen, doch Yugi hat sie zugekniffen.

Wa- Warum jage ich ihm solche Angst ein?! Ich habe ihm nichts getan!

Plötzlich fallen mir kleine Tränen auf, die sich in seinen Augenwinkeln bilden.

Aber gleichzeitig merke ich, dass er sich langsam wieder beruhigt.
 

Ich lege sanft einen Arm um Yugi und wende ihn mir zu. Ich versuche ihn zu umarmen, aber er öffnet die Augen und hält mich wieder an den Armen fest.

Schwach schüttelt er den Kopf.

„Yugi, was ist passiert?“

Yugi schaut mich immer noch nicht an.

„Nichts, Yami. Ich ertrage es heute nur nicht. Gute Nacht.“

Ohne ein weiteres Wort wendet sich Yugi wieder von mir ab und zieht sich die Decke über die Schultern.
 

Entschlossen drehe ich ihn wieder auf den Rücken und beuge mich über ihn.

So einfach gebe ich mich nicht geschlagen, ich will wissen, was hier los ist!

Seine Augen weiten sich und strahlen wieder unbeschreibliche Angst aus.

„Yugi, das kannst du mir nicht verkaufen! Irgendetwas ist doch passiert!“

Er schüttelte nur den Kopf und wendet sein Gesicht ab.

Das darf doch nicht wahr sein!

Ich zwinge ihn sanft mich anzusehen, aber er beginnt sich wieder zu wehren und stößt mich kräftig von sich weg.

So viel Kraft hätte ich ihm gar nicht zugetraut…?
 

Aber so schnell werde ich bestimmt nicht aufgeben.

Vielleicht sollte ich weitere Klärungsversuche auf morgen verschieben…?

Mir ist die Lust vergangen. Ich mache mir zu große Sorgen um Yugi und will ihn nicht verletzen.

Traurig werfe ich einen Blick zu Yugi hinüber, der sich mittlerweile wieder von mir weggedreht hat.

„In Ordnung, ich bedränge dich nicht weiter…gute Nacht, Yugi.“
 

Heute ist aus ihm sowieso nichts mehr herauszubekommen…

Geplatzter Abend (neu)

**Yugi**
 

Panisch renne ich ins Nebenzimmer und schließe die Tür hinter mir ab. Mit klopfendem Herzen an die Tür gelehnt schließe ich für einen Moment die Augen, aber sofort ist wieder die Szene mit Joey da. Direkt vor meinem inneren Auge!

Nein. Ich kann es nicht. Nicht jetzt, nicht heute, vielleicht … niemals mehr!

Tränen schießen mir in die Augen.

Verdammt! Ich hatte so gehofft, dass es sich in Yamis Armen gut anfühlt. So wie früher! Verdammt, verdammt, verdammt!

Spätestens heute Abend wird er wissen, dass etwas passiert ist.
 

Ich höre Schritte im anderen Zimmer, die sich auf die Tür zu bewegen, und ein vorsichtiges Klopfen von der anderen Seite.

„Hey, Yugi! Lass mich doch rein.“

Yami, bitte, lass mich in Ruhe. Geh wieder zurück. Ich muss gerade alleine sein.

Ich versuche einen Schluchzer zu unterdrücken.

Erleichtert bemerke ich, dass Yami wieder geht.
 

Ich schleiche mich zum Bett im Nebenzimmer und lasse mich darauf fallen.

Oh Yami, wie verwirrt musst du jetzt schon sein. Was denkst du gerade von mir?

Ich kann dir nichts davon erzählen, auch wenn ich es gerne wollte…

Es geht einfach nicht.

Ich schaffe es nicht. Alles.....das alles ist einfach noch zu nah...zu schmerzhaft...zu ekelhaft.

Unwillkürlich kommen wieder diese schrecklichen Erinnerungen hervor.

Ich kann… nein, will… nicht mehr!

Wie viel Zeit soll ich mich denn noch quälen? Doch das kann ich Yami nicht antun…
 

~
 

Im Zimmer ist es dunkel geworden.

Ich muss eingeschlafen sein…? Ich fühle mich unwohl… Ekel ergreift mich.

Müde gehe ich zur Tür und öffne sie leise. Vorsichtig werfe ich einen Blick ins Nachbarzimmer. Ich muss wissen, wo Yami gerade steckt.

Er liegt ausgestreckt auf seinem Bett und liest. Er trägt nichts als eine Boxershort.

Klar, anders schläft er ja normalerweise nicht.

Doch mir wird bei diesem Anblick übel. Schnell suche ich meine Schlafsachen und stürzte ins Bad, bevor ich mich im Zimmer übergebe. Ein überraschter Yami schaut mir nach.

Ich kann seine Verwunderung sogar verstehen.

Hoffentlich hat er nichts bemerkt…
 

Über das Waschbecken gelehnt sammle ich mich wieder.

Ich lasse mir extra lange Zeit. Yamis Rufe versuche ich zu ignorieren. Erst als er das Abd beginnt zu stürmen, gebe ich eine Antwort.

Meine Stimme klingt sofort panisch…

Erst als das Licht aus ist, traue ich mich wieder hervor. Doch Yami hat mich gehört und macht das Licht noch einmal an.

Oh, nein, bitte nicht.

Schnell setze ich ein müdes Lächeln auf. Ich versuche mich weitestgehend müde zu geben und verschwinde unter meiner Decke neben Yami. Mit dem Rücken zu ihm verkrieche ich mich und stelle mich schlafend. Yami scheint verstanden zu haben und löscht das Licht.

Hoffentlich lässt er mich in Ruhe.
 

Plötzlich spüre ich seine warme Hand auf meinem Rücken unter meinem Shirt.

Wie kommt die denn da hin?

Erschrocken entfährt mir ungewollt ein leiser Aufschrei.

Was will der jetzt noch von mir?

„Ich habe dich so vermisst, Hikari. Lass uns das Wiedersehen ein wenig genießen. Entspanne dich und genieße, Yugi.“

Hat er nicht bemerkt, dass ich heute nicht bereit dafür bin?
 

Die Hand wandert meine Wirbelsäule entlang und jagt mir einen Schauer nach dem anderen durch den Körper. Ekel steigt in mir auf.

Dabei ist es doch mein Freund?!

Von meinem Rücken über die Seite führt Yami seine Hand zum Bauch und zieht mich zu seinem Körper. Ängstlich halte ich mich an meiner Bettdecke fest, aber ich weiß, dass mir das nicht viel helfen wird.

Nein…Ich will das nicht! Doch ich kann ihn nicht wie sonst stoppen …oder mich darauf einlassen. Mein Körper ist völlig starr.

Die warmen Finger suchen sich ihren Weg weiter nach unten. Ich kneife die Augen fest zusammen und fange an zu zittern.
 

Plötzlich halten sie inne.

„Wenn es dir heute nicht passt, Yugi, kannst du mir das sagen. Das weißt du doch!“

Ich schaffe es nicht, Yami eine Antwort zu geben, oder ihm zu zeigen, dass ich momentan nicht will. Stattdessen ergreift die Panik meinen Körper und ich merke, wie ich mich von meinen Gefühlen abspalte.

Wie damals! Ich würde Yami jetzt alles mit mir machen lassen. Oh, nein!

„Nur weil ich drei Monate nicht da war, habe ich mich nicht gänzlich verändert. Ich fange jetzt nicht an, deine Wünsche zu ignorieren. Ich möchte, dass du mit mir sprichst. Es ist ok, wenn du nicht willst.“

Der Druck am Bauch wird plötzlich weniger und die Hand verharrt immer noch an der Stelle, an der sie sich gerade befindet.

Hat er es endlich kapiert…?
 

Angespannt warte ich auf seine nächste Reaktion.

Hat er mich verstanden?

Erleichtert merke ich wie die Hand wieder zurückgezogen wird.

Er lässt von mir ab.

Ich nutze dies aus und rolle mich zu einer Kugel zusammen. Die Tränen in meinen Augenwinkeln kann ich nicht mehr zurückhalten. Aber schon im nächsten Moment spüre ich seine Hand an der Bettdecke, die mir die Decke vom Gesicht zieht.

Sofort spanne ich wieder alles an und kneife die Augen so fest zusammen wie es nur geht. Zu spät bemerke ich die Tränen, die aus meinen Augenwinkel ihre Bahn beginnen.
 

Die Hand verschwindet von meinem Gesicht und er hält mich sanft an der Seite fest. Mit leichtem Druck zwingt er mich ein wenig auf den Rücken und versucht mich zu umarmen.

Ich reiße die Augen auf, fasse ihn an den Armen und drücke ihn von mir weg.

„Yugi, was ist passiert?“

Seine Stimme klingt besorgt und sanft. Wie ich diese Stimme liebe… Doch ich wende mich wieder von ihm ab. Ich will nicht reden, ich will nicht! Ich kann nicht!

„Nichts, Yami. Ich ertrage es heute nur nicht. Gute Nacht.“
 

Er gibt nicht auf und dreht mich entschlossen wieder zu sich um. Nun liege ich auf dem Rücken unter Yami, der mich aufgebracht anschaut.

So kenne ich ihn nicht. Grob ist er doch nie gegen mich gewesen. Ich habe Angst.

„Yugi, das kannst du mir nicht verkaufen! Irgendetwas ist doch passiert.“

Seine Stimme klingt trotzdem noch sanft. Ich schüttle den Kopf und wende mein Gesicht wieder ab, aber er legt mir seine Hand ans Kinn und zwingt mich ihm in die Augen zu sehen. Ich wehre mich wieder nur wenig und so lässt er mich nach ein paar Minuten los.

„In Ordnung … Gute Nacht, Yugi.“
 

Er legt sich hin und kurze Zeit später ist er eingeschlafen. Auch ich schließe die Augen.

Das Thema wird zwischen uns noch nicht erledigt sein.

Doch der Schlaf will nicht so leicht kommen.

Ich habe das dringende Bedürfnis mich wieder zu duschen. Nur mit Mühe kann ich diesen Impuls unterdrücken.

Irgendwann hören die Gedanken auf sich zu drehen und ich schlafe ein.
 

**Yami**
 

Ein Schlag in meinen Magen reißt mich mitten in der Nacht aus meinen Träumen.

Was war das denn?

Noch nicht richtig wach spüre ich auch schon einen kräftigen Tritt gegen mein Schienbein.

„Au!“

Irritiert setze ich mich auf und schaue zu Yugi rüber.

„Yugi, verdammt, was soll denn das!?“

Eine Antwort kam nicht von dem Angesprochenen.

„Yugi?“

Wütend richte ich mich auf und kann mich gerade noch vor dem nächsten Faustschlag ducken.

Yugi schlägt nach mir?! Was geht denn hier ab?!
 

Schnell bringe ich einen Sicherheitsabstand zwischen Yugi und mich.

Jetzt sehe ich auch, dass Yugi noch schlafen muss.

Er wandelt im Schlaf? Das ist neu… In den letzten drei Monaten ist einiges passiert…

Unruhig wirft er sich hin und her. Mit seinen Armen und Beinen scheint er sich gegen einen imaginären Gegner wehren zu wollen.

Als ich mich nach vorne beugen will, um ihn zu wecken, kommt schon der nächste Schlag.
 

Rechtzeitig schließe ich noch die Augen. Von der Wucht des Schlages werde ich nach hinten geworfen und finde mich auf dem Boden wieder.

Volltreffer!

Mit einer blutenden Nase und einem brummenden Schädel mache ich mich auf den Weg ins Bad.
 

Dort betrachte ich mir die Schäden in meinem Erscheinungsbild genau.

Yugi hat ganze Arbeit geleistet. Morgen kann ich mit Sonnenbrille in die Schule gehen. Na großartig! Das wird ein nettes Veilchen!

Das Nasenbluten ist schnell gestillt und nach eingehender Begutachtung stellt sich heraus, dass meine Nase nicht gebrochen ist.

Jetzt wird mir klar, warum Schlafwandelnde nicht geweckt werden sollten. Ist besser für die eigene Gesundheit!

Ich husche runter in die Küche, um mir einen Eisbeutel zu holen, bevor ich zurück ins Schlafzimmer gehe.

Solomon begegne ich zum Glück dabei nicht.
 

Als ich zurück ins Zimmer komme, liegt Yugi zwar ruhig in seinem Bett, aber ein leises Wimmern und die untypische Schlafposition zeigen mir, dass er wohl immer noch im gleichen Traum stecken muss.

Wieso liegt er jetzt so still im Bett? Wovon träumt er bloß?

Gerade eben noch wirft er sich herum, schlägt um sich wie ein Weltmeister…Und jetzt?

Jetzt liegt er leise wimmernd im Bett, zusammengekauert wie ein Baby.
 

Vorsichtig lege ich mich neben ihn und drücke mir den Eisbeutel auf Auge und Nase. Ich lausche nach Yugi, dessen Atmung flach und unregelmäßig ist.

Ich sehe plötzlich Tränen seine Wangen hinunterlaufen.

Was hat er nur? Ich würde ihm so gerne helfen…
 

Dann kommt mir plötzlich eine Idee. Vorsichtig strecke ich meine Hand aus und beginne ihn am Haaransatz zu kraulen.

Wenn das nichts hilft, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.

Für einen kurzen Moment hatte es den Anschein, dass Yugi sich wieder wehren würde, aber dann entspannt sich sein Körper.

Dieses Kraulen hat er eben schon immer gemocht…
 

„Yami, es tut mir leid!“

Warum entschuldigt er sich bei mir? Hat er etwa doch mitbekommen, dass er mich verprügelt hat?
 

Kurze Zeit später höre ich wieder tiefe und regelmäßige Atemzüge.

Er ist wieder eingeschlafen.

Erleichtert atme ich auf – hoffentlich kann er jetzt den Rest der Nacht durchschlafen, ohne irgendwelche Alpträume.

Auf ein weiteres blaues Auge kann ich verzichten…

Niemals! (neu)

**Yami**
 

Ein nervtötendes Piepen reißt mich am nächsten Morgen unbarmherzig aus dem Tiefschlaf.

Super, jetzt schon in die Schule… Die Nacht war eindeutig zu kurz.

Ich glaube, ich mache heute krank. In meinem Zustand wird Yugis Großvater hoffentlich keine großen Fragen stellen.

Mit dem Erwachen kommen auch die Erinnerungen an die letzte Nacht wieder und ich wende mich zur Seite, um einen Blick auf Yugi zu werfen.

Er schläft noch friedlich wie ein kleiner Engel.

Was war nur letzte Nacht mit ihm los…?
 

Ich stehe auf und verschwinde im Bad.

Dort besehe ich mir mein Auge erneut. Wie erwartet leuchtet es mir blau, lila und rot entgegen. Manche Äderchen im Augapfel sind geplatzt und färben das eigentliche Weiß rot.

Ein hübsches Veilchen und ein Vampirauge hat mir der Kleine da verpasst.

Um das gesamte Auge hat sich ein dunkelblauer, leicht violett unterlegter Ring gebildet.

Klasse, auch das Kühlen hat kaum etwas gebracht. Eins steht fest – in der Schule würde ich heute die volle Aufmerksamkeit haben.

Dann fährt mir ein Schreck durch die Glieder.

Oh nein, wir haben heute noch Sport! Nix mit Sonnenbrille, also… Na super. Das wird ein Tag…

So verlockend die Idee des Krankseins ist, füge ich mich in mein Schicksal und bereite mich auf den Schultag vor.

Meinen Partner treibe ich gleich auch noch aus dem Bett.

Ein fieses Grinsen schleicht sich bei dem Gedanken an die Art und Weise auf mein Gesicht.
 

**Yugi**
 

Gekonnt überhöre ich das Piepen des Weckers, drehe mich auf die andere Seite und stelle mich noch etwas schlafend. Obwohl ich seit Stunden schon wach bin…

Ich will Yami nicht begegnen… Wenn Yami frühstückt, mache ich mich fertig.

Seltsam… kaum ist Yami zu Hause, muss dieses blöde Ding wieder klingeln. Ich habe die Schule auch ohne Wecker mehr oder weniger pünktlich erreicht.

Mister Superpünktlich is back in town!

Durch die Bewegung neben mir merke ich, dass Yami endlich aufsteht.
 

Ein kalter Waschlappen wird mir fünfzehn Minuten später hart ins Gesicht geschleudert. Yamis leises Lachen und sein Atem in meinem Nacken treiben mir sofort Adrenalin in die Adern.

Ich sitze senkrecht im Bett. Yami lacht nur laut.

„Los, mach schon, Morgenmuffel. Ich will an meinem ersten Tag nicht zu spät kommen. Es hat doch sein gutes, wenn du so vor mir zurückschreckst.“

So ein Arschloch! Den Kommentar hätte er sich sparen können…

„Ist ja schon gut…ich bin … wach…“
 

Müde öffne ich die Augen und entwirre meine Bettdecke.

Es muss wohl wieder eine heftige Nacht gewesen sein. Naja, es gibt wohl auch keine Nacht mehr ohne Träume.

Mit meiner Schuluniform auf dem Arm tapse ich ins Bad und rieche den unverkennbaren Geruch von Salben. Mein verschlafener Blick fällt auf die Ablage. Ich entdecke eine Salbe für Sportverletzungen.

Was wollte Yami denn damit? Gestern war er doch nicht verletzt, oder doch? Warum habe ich dann nichts bemerkt?
 

Rasch mache ich mich fertig und kehre ins Zimmer zurück. Yami steht noch an der Kommode und sucht nach einer Sonnenbrille.

Wieso das denn? Heute scheint doch keine Sonne.

Ein Blick aus dem Dachfenster gibt mir die Bestätigung – grauer, bewölkter Himmel. Es fallen sogar ein paar Regentropfen auf das Glas.
 

Gerade dreht sich Yami zu mir um und begrüßt mich mit einem fröhlichen Gruß. Er hält Abstand zu mir und trägt eine dunkelblaue Sonnenbrille mit stark getönten Gläsern.

Was soll das denn?

Fragend schaue ich ihn an.
 

Yami scheint meinen Blick deuten zu können und nimmt wortlos die Brille ab. Ich muss einen Aufschrei unterdrücken. Ein Bluterguss im blau-violetten Ton kommt zum Vorschein.

Den hatte er gestern mit Sicherheit noch nicht. So ein Ding kann ich nicht übersehen.

„Wo hast du denn das her?“
 

Ein leichtes schmerzliches Lufteinziehen kommt von ihm, als ich sein Auge vorsichtig berühre.

„Du erinnerst dich nicht? Letzte Nacht hattest du anscheinend einen sehr realen Alptraum und schlugst um dich. Tja…ein Schlag ging voll auf’s Auge.“

Nein, das kann nicht war sein! Seit wann verletze ich andere im Schlaf??

Ich muss mich setzen.

„Tut mir leid, Yami. Das wollte ich nicht, tut mir echt leid!“

Yami zögert, mustert mich, schaut einen Moment zur Seite und mir dann direkt in die Augen.

„Was ist passiert, während ich in Ägypten war? Du verhältst dich total…seltsam, seit ich wieder da bin. Dein Alptraum, das Wegzucken von mir…“
 

Abrupt lasse ich ihn los und drehe Yami den Rücken zu.

Ich werde ihm nichts erzählen. Glauben wird er mir sowieso nichts. Ich will mich schützen!

„Nein, Yami, es ist nichts. Wirklich.“

Ich hasse es zwar ihn anzulügen.

Ich hasse es wirklich…aber es geht diesmal nicht anders.

Doch eines kann ich leider nicht. Ihm dabei in die Augen sehen. Denn dann würde ich sehen, dass er von meiner Lüge weiß.
 

Eine Hand unter meinem Kinn holt mich wieder in die Realität zurück. Ich habe nicht bemerkt wie Yami sich vor mich gestellt hat. Yami drückt mir das Kinn nach oben und zwingt mich ihm in die Augen zu sehen.

Er weiß, dass ich ihm nichts vormachen kann!

„Yugi, ich will dir helfen. Lüge mich bitte nicht an.“

„Yami, bitte, wir müssen los.“
 

Ich weiche zur Seite aus, hole meine Schultasche und verschwinde in die Küche. Ich höre wie Yami das Gleiche tut. In der Küche machen wir uns schweigend noch ein kleines Frühstück und gehen dann zum Auto in die Garage.
 

Die Fahrt verläuft schweigsam. Yami muss sich sowieso aufs Fahren konzentrieren. In Ägypten scheint er nicht viel Praxis gehabt zu haben.

Als wir an die Schule kommen, warten schon Tristan und Duke am Tor.

Joey ist noch nicht da…

Sie umringen uns und alle wollen natürlich wissen, wie es in Ägypten war. Yami erzählt ein bisschen, aber er versucht sie so schnell wie möglich los zu werden. Mit der Begründung, er müsse noch zum Sekretariat, sich wieder anmelden, verlassen wir die Gruppe.

Hat er mein Unbehagen selbst in der Gruppe bemerkt?
 

Vor dem Sekretariat wende ich mich meinem Klassenraum zu und will schon dort verschwinden – Joey lungert vor dem Office herum.

Nur weg hier. Bloß nicht mit Yami da jetzt rein!

Yami hat meinen Richtungswechsel bemerkt.

„Willst du nicht noch mitkommen, Yugi“

Ich schüttel nur den Kopf.

„Soll ich dich nach der Schule mitnehmen…?“

Yamis Stimme klingt enttäuscht und verwirrt.

„Nein, ich habe heute länger. Du brauchst nach Sport nicht zu warten.“

„Gut, dann sehen wir uns zu Hause!“
 

**Yami**
 

Yugi verschwindet schnell in seiner Klasse.

Was hat er denn jetzt schon wieder?

Ich zucke nur mit den Schultern und gehe ins Sekretariat.

Er kann mir nicht ewig davon laufen. Irgendwann finde ich heraus was los ist…

Leider haben wir heute keine Kurse gemeinsam.
 

~
 

Den ganzen Vormittag habe ich Yugi nicht zu Gesicht bekommen.

Er scheint mir regelrecht aus dem Weg zu gehen.

Auch die Mittagspause verbringe ich ohne meinen Schatz, der sich an einem mir unbekannten Platz aufhält. Trotz intensiver Suche habe ich ihn nicht gefunden.

So etwas kenne ich gar nicht von ihm. Was ist nur mit ihm los?

Vielleicht kann ich ja jetzt im Sportunterricht näher an ihn herankommen…?

Ich habe mich in seinen Kurs umschreiben lassen.

Das wird ihm nicht gefallen…
 

In der Umkleide finde ich Yugi endlich – er zieht sich in einer Ecke um. Nur Joey befindet sich noch im Raum, aber er steht in der anderen Ecke bei seinen …neuen?... Freunden. Joey wirft Yugi ständig Blicke zu und lacht leise mit ihnen.

Was soll das? Seit wann behandelt Joey seinen Freund so? Sind sie überhaupt noch Freunde? Sind gerade eher nicht so aus.

Ich beobachte das Geschehen zwischen den beiden etwas länger.

Okay…irgendetwas ist während der drei Monaten passiert. Und es scheint etwas mit Joey zu tun zu haben.

Yugi sollte mir nicht mehr erzählen, es wäre nichts gewesen…!
 

Ich stelle meine Tasche neben Yugis auf die Bank und beginne mich ebenfalls umzuziehen. Dabei beobachte ich meinen Aibou genau. Dieser blickt ängstlich zu Boden und zieht sich noch weiter in die Ecke und hinter seine Jacke zurück.

Sein wunderschöner Körper versteckt er vollkommen vor mir und allen anderen. Er fragt noch nicht einmal, was ich hier mache.

So ängstlich habe ich ihn nur selten erlebt!
 

Aber ich habe keine weitere Gelegenheit mich mit Yugi zu beschäftigen, denn Joey hat das Veilchen entdeckt.

„Yami, was ist denn mit dir passiert? Hat dich in Ägypten eine Horde Mumien angegriffen?“

Ich ignoriere diesen offensichtlichen Angriff, grinse ihn an und ziehe mich weiter um. Joey reagiert genauso.

Joey ist und bleibt der Alte mit der großen Klappe. Mit der Zeit lernt man damit umzugehen.

„Kommst du, Yugi?“

„Ja, sofort.“

Gemeinsam machen wir uns auf den Weg in die Halle.
 

Dort organisiere ich uns einen Volleyball und beginne mit Yugi zu spielen. Yugi wirkt total verkrampft, aber mit der Zeit lockert er auf. Der Trainer lässt uns in Zweierpaaren und wir müssen die Partner nach 5 Minuten wechseln.

Gott, ist das langweilig…!

Keiner der anderen ist ein wirklicher Gegner für mich, ich stelle mich eben sehr schnell auf mein Gegenüber ein.

Kommt vom Kartenspielen, da lernt man das.

Aber meinen Sportlehrer scheint das wenig zu interessieren.
 

Nach einer Viertelstunde spiele ich mit Joey als Partner und so haben wir Zeit, uns ein wenig zu unterhalten. Nach einigen Fragen über Ägypten und meine Eltern wechselt unser Gespräch zu Yugi.

„Weißt du, was Yugi auf einmal hat?“

Joey schaut mich mit unschlüssigen Augen an.

„Hat er dir nichts gesagt?“

Also doch!

„Was soll er mir denn sagen?“

„Nun...mmh...es ist etwas mit Yugi passiert. Tut mir leid, Yami.“

Wieso stottert er so herum?

„Was ist denn passiert?“

Dummerweise sind die restlichen Minuten unserer Spielzeit um, bevor Joey mir eine Antwort geben kann.
 

Die ganze Sportstunde überlege ich, was passiert sein könnte, aber ich kann mir keinen Reim auf Joeys Kommentar machen.

Gut, langsam steigt eine Ahnung in mir auf, aber…Nein. Nein, das könnte Yugi nicht…
 

Nach dem Sportunterricht suche ich nach Yugi, um mit ihm zu reden, kann ihn aber wiedermal nirgends finden.

Na gut, dann muss ich wohl bis heute Abend warten.

Ich setze mich ins Auto und mache mich auf den Weg nach Hause. Doch plötzlich wende ich und fahre in die andere Richtung zum Meer.
 

**Yugi**
 

Ich habe mich wie jeden Tag nach der Schule auf den Weg zum Strand gemacht und suche den Platz bei den Klippen auf.

Hier ist der einzige Ort, an dem ich mich momentan sicher fühle.

Mit Yami bin ich oft hier gewesen, aber jetzt will ich alleine sein. Wenigstens die paar Stunden bis es dunkel wird, kann ich alles um mich herum vergessen und darüber nachdenken, wie es weitergeht.

Was soll jetzt passieren? Warum will ich mich Yami nicht anvertrauen? Misstraue ich ihm so sehr?
 

Ich hänge eine Zeit lang meinen Gedanken nach. Dann höre ich das Geräusch eines parkenden Autos. Ich öffne die Augen und lausche genauer.

Das kenne ich doch! Yamis Auto!?

Aber der wollte doch nach Hause fahren…?

Doch die Gestalt, die gleich darauf die Treppen zum Strand herauf huscht, erkenne ich unter Tausenden wieder.

Yami. Oh nein!

„Yugi?!“

Erschrocken zucke ich zusammen.

Er hat mich gefunden…!

Immer mehr Rätselhaftes (neu)

**Yami**
 

„H...Hallo, Y...Yami!“

Ich bin nicht besonders überrascht meinen Engel hier zu treffen. Hier ist sein Lieblingsplatz. Alle wichtigen Ereignisse unserer Beziehung fanden hier statt: Liebesgeständnisse, Versöhnungen … und ich plane hier unser erstes Mal.

Sobald mich dieser Kerl endlich mal machen lässt! Vielleicht sogar heute?

So hätte ich mir nämlich unser Wiedersehen vorgestellt.
 

„Was machst du hier, Aibou?“

Hat er heute Morgen nicht noch gesagt, er müsse länger bleiben?

„Ähm...Ich hatte doch nach Sport schon Schluss...und...“

„Dann hätten wir doch auch zusammen nach Hause fahren können. Warum bist du so plötzlich verschwunden?“

„Na jaa...ich wollte noch ein bisschen Zeit für mich haben.“

Ein bisschen Zeit für sich haben?

Warum das denn? Gehe ich ihm etwa schon auf die Nerven oder so was ähnliches?!

„Was machst du eigentlich hier, Yami? Wolltest du nicht direkt nach Hause fahren und dich vom Flug erholen?“
 

Ich setze mich zu ihm auf den Stein und merke, wie Yugi sofort einen kleinen Abstand zwischen uns entstehen lässt. Für Außenstehende wäre an dieser Szene nichts seltsam gewesen. Für mich ist es ein weiteres Zeichen, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Normalerweise kuschelt sich mein kleiner Romantiker nämlich an mich.

Schnell fasse ich einen Entschluss.

Jetzt wird ausgepackt, Yugi…! Ich will endlich wissen, was hier los ist!

„Eigentlich schon, aber dann habe ich es mir anders überlegt. Hier kann ich mich besser erholen?“

Und in Erinnerungen an eine sorgenfreie Zeit schwelgen!

Ich will meinen Arm um Yugi legen und in diesen Gedanken aufs Meer hinausblicken.
 

Yugi weicht meinem Arm aus. Abrupt steht Yugi auf und lässt mich verwirrt zu ihm Aufsehen.

„Dann will ich dich nicht stören, Yami.“

Was macht er denn jetzt? Weiß Yugi nicht, dass er die einzige Person ist, die mich überhaupt nicht stören kann?

Hastig greife ich nach seinem Handgelenk, halten ihn fest und ziehe ihn zu mir zurück.

„Bleib ruhig da. Ich habe nichts dagegen – ich wollte sowieso mal mit dir reden.“

Langsam setzt Yugi sich wieder zu mir, aber er sucht weiter nach Abstand zu mir.

„Was ist mir dir los, Yugi? Du hast dich in den letzten drei Monaten irgendwie verändert. Hat die Trennung deine Liebe zu mir verändert?“

Auf meine Frage hin schaut Yugi mich erst überrascht und dann entsetzt an. Dann schließt er die Augen und wendet sich ab.
 

Yugi wirkt wieder so verkrampft wie in der letzten Nacht.

„Du gehst auf Abstand zu mir und stehst unter ungewöhnlicher Anspannung in meiner Nähe.“

Ich rücke an ihn heran, schließe meine Arme um ihn und ziehe ihn zu mir.

„Schau, selbst an diesem romantischen Ort mit Erinnerungen an unsere Liebe, deinem Lieblingsort, bist du traurig und lässt mich nicht an dich heran. Komm schon, sag mir was dich bedrückt, Aibou.“

Yugi schüttelt nur den Kopf, springt plötzlich auf, reißt sich aus meinen Armen los und rennt die Treppe hinauf. An der obersten Stufe, wendet er sich zwar noch einmal zu mir um, aber er schaut über mich hinweg aufs Meer.

„Ich…kann es nicht. Yami, es tut mir leid! Aber bitte … zweifle nicht an meiner Liebe zu dir. Ich liebe dich, aber ich brauche etwas Zeit…“

Yugi sprintet so schnell aus meinem Blickfeld, dass ich gar nicht reagieren kann – noch bevor ich aufstehen kann, ist er verschwunden.
 

Jetzt bin ich komplett irritiert.

Yugi sagt, dass er mich liebt, aber ich darf ihn nicht anfassen, küssen oder ihm näherkommen.

Yugi sagt, dass ich nicht zweifeln soll, aber er gibt mir allen Grund dazu.

Warum vertraut er mir nicht mehr? Und … warum braucht er noch Zeit? Wofür?

Was ist nur passiert, dass er nicht mal mehr mit mir darüber reden will oder kann?!
 

Verwirrt bleibe ich noch einige Minuten auf der Klippe sitzen, grübele über Yugis Verhalten nach – und komme doch auf keinen grünen Zweig.

Es sieht so aus, als würde er sich schämen. Nur was hat er getan? Yugi kann niemandem etwas zu leide tun … und er ist eine treue Seele.

Seufzend stehe ich schließlich auf und gehe zurück zum Auto.

Yugi ist bestimmt zu Hause…?

Wenn nicht werde ich ihn dort erwarten.

Doch auch zu Hause kann ich nicht mehr, mit ihm sprechen.

Yugi verbarrikadiert sich im Nebenzimmer ein.
 

~
 

Eine Woche ist seit unserem Treffen am Strand vergangen.

Yugi verhält sich seitdem immer noch mehr als seltsam und macht keine Anstalten, mir irgendwie zu sagen, was los ist.

Ich mache mir langsam Sorgen…

Er hat sich so stark verändert…

Yugi fährt mit mir nicht einmal zur Schule und kommt erst Stunden nach mir wieder nach Hause.

Ich bin noch ein paar Mal am Strand gewesen, jedoch war Yugi auch dort nicht aufzufinden.

Ich frage mich, was er wohl macht, wo er den halben Tag verbringt.
 

Gedankenverloren laufe ich während der Mittagspause auf dem Schulgelände herum, als ich auf einmal eine weinerliche Stimme höre.

Das ist doch Yugi!

Ich lausche genauer und versuche die Herkunft der Stimme auszumachen - sie kommt aus der Nähe der Turnhalle.
 

Ohne große Aufmerksamkeit zu erregen schlendere ich zur Turnhalle.

Ich brauche nicht lange zu suchen, um Yugi und Joey zu finden. Joey hält Yugi an den Handgelenken fest, die Yugi auf Brusthöhe angehoben hat.

Yugi steht mit dem Rücken zu mir. Seine Mimik kann ich nicht sehen. Dagegen sehe ich Joeys Gesicht sehr gut.

Er sieht irgendwie wütend aus.

Streiten die etwa…?

Aus den Augenwinkeln suche ich mir einen Platz in Hörweite der beiden, muss aber feststellen, dass sämtliche Bänke von anderen Schülern besetzt sind.

Es hilft nichts, ich muss in meiner Ecke stehen bleiben.
 

Ich ziehe einen Apfel aus meiner Jackentasche, lehne mich lässig an die Wand des Schulgebäudes und beginne zu essen.

Eigentlich will ich Yugi nicht belauschen… aber gut, er wollte ja nicht mit mir reden.

„Was willst du noch von mir, Joey? Ich habe dir doch schon alles gegeben.“

Yugis Stimme klingt ängstlich.

Joeys Antwort kann ich nicht verstehen. Er hat sich zu Yugis Ohr hinunter gebeugt und flüstert.

So ein Mist…sonst brüllt dieser Kerl doch immer herum, dass man ihn in der halben Stadt hören könnte…

Aber lange brauche ich auf Yugis Reaktion nicht zu warten.

Yugi schüttelt heftig den Kopf, seine Antwort kommt unerwartet laut.

„Vergiss es! Da mach ich nicht mehr mit! Ich will das nicht mehr… Lass mich doch endlich in Ruhe!“
 

Joey lässt seinen Blick über den Schulhof schweifen. Kurz bleibt er an mir hängen.

Joeys Miene bekommt jetzt einen normaleren, leicht gehässigen Ausdruck und er lässt Yugi los.

Er bewegt sich ein wenig in meine Richtung und spricht lauter, so dass ich seinen nächsten Satz mitbekomme:

„Es ist deine Entscheidung, Yugi. Du kennst den Deal. Es bleibt alles unter uns, wenn du dich an die Abmachung hälst. Du weißt, was passiert, wenn du dich verweigerst. Was wird Yami wohl zu all dem sagen?“

Jetzt wird es interessanter. Was werde ich wohl zu was sagen?

Yugi dreht sich hektisch um, aber entdeckt mich nicht.
 

„Nach der Schule, Yugi. Du kennst den Ort.“

Joey wendet sich zufrieden grinsend zum Gehen. Yugi erstarrt zur Salzsäule und flüstert ungehörte Worte vor sich her.

Jetzt kommt Joey genau auf mich zu. Schnell drehe ich mich weg.

Joey muss nicht wissen, dass ich sie belauscht habe. Zumindest noch nicht!

Yugi ist auch schon von der Bildfläche verschwunden, als ich wieder freie Sicht auf ihn hätte haben können.

Ich überlege mir gerade, ihn zu suchen und vielleicht sogar auf dieses Gespräch anzusprechen – die Schulglocke hält mich allerdings davon ab, es klingelt in diesem Moment zur nächsten Stunde.
 

Während der ganzen Chemiestunde denke ich über das eben gehörte nach.

Was für einen Deal haben Joey und Yugi geschlossen? Was passiert, wenn Yugi sich weigert? Und … warum erpresst Joey seinen besten Freund?

Okay, Freunde sind sie nicht mehr.

Aber die Frage was Joey und Yugi zu verbergen haben, drängt sich immer wieder in den Vordergrund meiner Gedanken.

Was hat Joey nur gegen Yugi in der Hand, dass er ihn so unter Druck setzen kann?

Kann es etwas mit mir zu tun haben? Darf ich dieses Geheimnis nicht erfahren? Würde Yugi mich damit verletzen?

Den Stich der Eifersucht kann ich nun nicht mehr verhindern. So gut ich Yugi auch zu kennen glaube, ich bin jetzt davon überzeugt, dass er mich die ganze Zeit schon anlügt.

Vielleicht ist er doch nicht so treu und unschuldig wie immer gedacht…

Was wird hier gespielt? (neu)

**Yami**
 

Nach der Schule versuche ich entschlossen Yugi zu finden, aber er ist wie vom Erdboden verschwunden.

Ich fahre zu jedem mir bekannten Ort in Tokio, der Yugi und Joey verbindet. Selbst an Joeys Wohnung klingle ich. Es scheint aber keiner da zu sein.

Enttäuscht fahre ich nach Hause – über kurz oder lang muss er dort auftauchen!

In der Wartezeit packe ich ein paar Sachen zusammen. Falls das klärende Gespräch zum erwarteten Ergebnis führt, brauche ich Abstand von diesem Haus.
 

~
 

Um acht Uhr ist Yugi immer noch nicht zu Hause und ein Gewitter zieht auf.

Ich mache mir langsam Sorgen. So spät ist er doch sonst nicht nach Hause gekommen. Außer wir beide sind zusammen ausgegangen.

Ich will schon nach meinem Autoschlüssel greifen und Yugi noch einmal suchen, aber da höre ich die Haustür ins Schloss fallen.

„Ich bin zu Hause, Großvater.“

Endlich, er ist zu Hause…!
 

Ich höre, wie Yugi sich müde die Treppe zu unserem Zimmer hinauf schleppt und die Tür sich öffnet.

Ich stehe mit dem Rücken zur Tür und drehe mich mit ernstem Gesicht jetzt langsam zu ihm um. Yugi mustert mich kurz.

Ich will jetzt wissen, was hier gespielt wird! Erst danach kannst du ins Nebenzimmer verschwinden!

Zum Nachdenken habe ich genug Zeit gehabt.

„Hallo, Yugi!“
 

Yugi sieht blasser aus als sonst und wirkt irgendwie ziemlich fertig. Er bewegt sich sehr vorsichtig, als hätte er Schmerzen.

Ich setze mich auf meinen Schreibtischstuhl und Yugi tut es mir gleich. Er atmet tief durch. Versucht er Schmerzenslaute zu unterdrücken?

„Wo warst du?“

„Unterwegs.“

Yugi hat mir jetzt den Rücken zugedreht und sich seinem Schreibtisch zugewandt.

So mein Lieber, jetzt leg mir endlich die Karten auf den Tisch.

Ich entscheide mich für einen direkten Angriff.
 

„Ich habe Joey und dich heute beobachtet. Hängt das irgendwie mit ihm zusammen, dass du ganze Tage von mir wegbleibst?!“

Yugi schreckt unmerklich auf.

Treffer!

„Wie kommst du darauf, Yami?“
 

Eine Gegenfrage? Na jetzt ist alles klar.

Ich antworte nicht auf seine Frage sondern stelle ihm auch gleich noch eine Frage:

„Was weiß Joey, was ich nicht weiß? Nicht wissen darf?“

Ich stehe auf und gehe zu Yugi herüber. Den Stuhl drehe ich zu mir und zwinge in mir in die Augen zu sehen, während er mir eine Antwort gibt.

„N...nichts…“

Seine Augen sagen mir aber etwas anderes. Sie schwimmen in noch zurückgehaltenen Tränen und sein Gesichtsausdruck zeigt mir, dass er nicht die Wahrheit erzählt hat.

Yugi lügt! Er lügt mich tatsächlich an!
 

Ich lasse wieder von ihm ab und wende mich zum Fenster.

Ich verspüre gerade ein paar Gefühle zu viel: Wut! Eifersucht! Enttäuschung! Traurigkeit!

Etwas zerbricht in diesem Moment zwischen uns, Yugi! Ich kann es sehr deutlich klirren hören.

Ein heller Blitz zuckt über den Himmel, gefolgt von einem lauten Donnergrollen.

„Du lügst, Yugi…ich seh’s dir doch an… Eigentlich dachte ich, dass wir uns vertrauen, dass wir uns alles sagen können. Scheinbar habe ich mich getäuscht…die letzten drei Monate scheinen uns zu sehr voneinander getrennt zu haben.“

Einen traurigen Unterton kann ich leider nicht unterdrücken. Es tut verdammt weh!

„Gib es einfach zu, dass es einen anderen gibt, Aibou…“
 

„Nein! Yami, niemals! Wie kommst du darauf?“

Wütend drehe ich mich zu ihm und schaue in Yugis verängstigtes Gesicht.

„Warum verhältst du dich sonst so abweisend mir gegenüber, Yugi? Was habe ich dir getan, dass du nicht mal eine einfache Umarmung zulässt?! Los, sag es mir endlich! Was hab’ ich getan?!“

Yugi schweigt und sieht nur scheu zu Boden.
 

„Yugi…? Antworte!“

Keine Antwort, er schweigt weiter.

Noch einmal versuche ich, ihn zu einer Antwort zu bewegen – und wieder scheitere ich.

Yugi setzt zu einem Erklärungsversuch an. Doch es kommt kein Wort über seine Lippen.

„…Gut…Yugi, es tut mir leid. So läuft das nicht… Ich erwarte Ehrlichkeit und Treue von meinem Partner. Anscheinend waren dir die drei Monate schon zu viel…“
 

Ich drehe mich wieder von Yugi weg und gehe zum Bett, wo meine bereits gepackte Tasche steht.

Ich packe noch den Rest hinein und gehe zu Tür. Dort drehe ich mich noch einmal um.

„Mit einem Seitensprung kann ich umgehen, aber ich kann nicht mit jemandem in einer Beziehung leben, der sich mir nicht anvertraut. Der mir nicht vertraut…“

Ich schließe leise die Zimmertür hinter mir, bleibe für einen Moment an der Tür stehen.

„Yami! Ich hab dich nicht-!“
 

Yugis Stimme schallt mir hinterher, doch seine Worte prallen förmlich an mir ab.

Lüg doch nicht, Kleiner…

Was soll es denn sonst für einen Grund geben…
 

Ich greife hastig nach den Autoschlüsseln auf der Kommode und gehe dann zum Auto.

Bevor mir wirklich klar wird, was ich tue, habe ich mein Handy in der Hand und Joeys Nummer gewählt.

Ein Freizeichen – dann hebt Joey ab.

„…Joey? Kann ich ein paar Tage zu dir kommen?!“
 

**Yugi**
 

Nur schwer realisiere ich was gerade passiert ist.

Yami hat mich…er hat sich von mir getrennt? Entgültig?

Das...das kann...das kann doch nicht sein Ernst sein…?

Wie versteinert schaue ich auf die Tür – ich warte nur so darauf, dass die Tür sich öffnet und er das Zimmer wieder betritt. Zu mir kommt, mich in den Arm nimmt und sagt, dass alles nur ein böser Traum war.
 

Die Tür öffnet sich nur leider nicht wieder.

Ich höre vom offenen Fenster das Geräusch eines wegfahrenden Autos – Yamis Auto.

Vom ganzen Tag erschöpft sinke ich auf den Boden und die lange zurückgehaltenen Tränen suchen sich ihren Weg über mein Gesicht.

Was für ein scheiß Tag!

Alles....alles hat Joey zerstört. Alles was mir je etwas bedeutet hat, hat er mir genommen.
 

~ Rückblick ~
 

Ich habe schon wieder verschlafen.

Gehetzt schlüpfe ich noch kurz vor dem Lehrer ins Klassenzimmer, was mir einen missbilligenden Blick einhandelt, und lasse mich auf meinen Platz neben Joey sinken. Da Yami jetzt schon seit 2 Monaten in Ägypten ist, hat sich Joey auf seinen Platz gesetzt.

Ich bin froh darüber, so habe ich wenigstens Gesellschaft während der langweiligen Stunden.
 

In der Mittagspause leistet Joey mir auch die ganze Zeit Gesellschaft, ich wundere mich fast schon ein bisschen über diese Anhänglichkeit.

Sonst ist er doch nicht so…Joey ist mehr der Einzelgänger, er macht immer, was er will. Das er sich so an eine Person hängt, ist eigentlich mehr als ungewöhnlich…

Auch bei mir, seinem besten Freund.
 

So geht das ein paar Tage. Nach der Schule fängt er mich eines Tages im Flur ab, bevor ich das Gebäude verlassen kann.

„Hast du nicht Lust mit zu mir zu kommen, Yugi? Hausaufgaben machen? Ich verstehe ein paar Berechnungen nicht. Danach können wir noch etwas zocken.“

Ich bin damit einverstanden und so fahren wir nach der Schule gemeinsam zu Joey.
 

Als wir in der Wohnung ankommen, verändert sich Joey plötzlich.

Sein Gesicht bekommt einen lüsternen Ausdruck, ein seltsamer Glanz liegt plötzlich in seinen Augen. Er schließt die Haustür ab und steckt den Schlüssel in seine Hosentasche.

Schließt er mich gerade ein?!

Joey bugsiert mich in sein Zimmer, stößt mich dort grob auf sein Bett.

Erschrocken und vollkommen verwirrt sehe ich Joey an, will ihn fragen, was das soll; doch er lässt mir keine Gelegenheit mehr dazu.

Joey drückt mich unsanft in die Kissen hinein, sein Gesicht ist plötzlich ganz nah vor meinem… und er küsst mich.

„Darauf habe ich schon so lange gewartet, geliebter Yugi.“
 

„Joey, ich will das nicht! Ich bin mit Yami zusammen… Wir sind nur Freunde.“

Doch Joey fährt unbeeindruckt unter mein T-Shirt und hoch zu meiner Brust.

„Lass dich fallen, Kleiner, und genieße es. Es wird dir auch gefallen.“

Doch ich ekele mich mehr und mehr. Joeys Berührungen werden mir immer unangenehmer. Als er mir die Hose öffnet, wehre ich mich gegen den Größeren.

„Joey, lass das! Lass mich gehen, bitte! Ich werde nichts erzählen.“

„Oh, du willst es auf die harte Tour. Darauf stehe ich sowieso mehr.“

Kurzerhand öffnet er seinen Gürtel und fesselt meine Hände an das Bettgehstell. Gegen den Größeren habe ich keine Chance.

Ergeben lasse ich das Schicksal über mich ergehen und denke nur an Yami. Einmal schreie ich vor Schmerzen und Joey lacht erfreut.

Das war mein erstes Mal. Nur so wollte ich es nicht erleben…

Was wird passieren, wenn Yami aus Ägypten wiederkommt? Was wird er nur von mir denken?
 

Ich bekomme kaum mit, dass Joey … fertig … ist. Er bindet mich zwar los, aber lässt mich achtlos auf dem Bett liegen. Er verzieht sich ins Wohnzimmer. Irgendwann höre ich den Fernseher.

Wie auf Autopilot gestellt suche ich mir meine Kleidung zusammen und ziehe mich an. Der Schlüssel steckt wieder im Schloss. Ich schließe auf und will die Wohnung verlassen.

„Ich freue mich schon auf unsere nächste Verabredung, Yugi.“

Mir wird schlecht!

„Ich will dich nie wiedersehen, Joey.“

Joey stimmt ein höhnisches Gelächter an.

„Das wird schwer gehen, Yugilein. Wir gehen auf die gleiche Schule. Und was würde wohl Yami sagen, wenn ich ihm erzähle, dass du dir in seiner Abwesenheit einen neuen Stecher gesucht hast?“

„Das wagst du nicht…?“

Was ist in Joey gefahren? Wann hat er sich so verändert?

„Du kannst es gerne ausprobieren, Yugi!“

So schnell wie möglich verlasse ich diese Wohnung, bevor ich mich gänzlich übergebe.

Bis zum nächsten Mal in dieser Hölle…
 

~Ende Rückblick~

Der Morgen danach (neu)

**Yugi**
 

Am nächsten Morgen erwache ich auf dem Fußboden, anscheinend an der Stelle, wo ich gestern Abend zusammengebrochen bin.

Ich muss hier eingeschlafen sein.

Was ist nur passiert? Ich kann mich nur noch bruchstückhaft erinnern.

Mir tut alles weh. Mein Kopf brummt, der Hals ist verspannt und überhaupt kann ich mich nur unter Schmerzen bewegen.

Stöhnend stehe ich auf und schleiche müde ins Badezimmer.

Mein Spiegelbild jagt mir den nächsten Schrecken ein. Meine Augen sind rot aufgequollen und salzige Spuren finden sich auf meinen Wangen. Außerdem habe ich immer stärker werdende dunkle Ringe unter ihnen.

Ich muss wohl den größten Teil der Nacht geweint haben…

Verständlich nach dem gestrigen Tag…
 

Mit dem Munterwerden nimmt auch mein Hirn seine Arbeit wieder auf und lässt den Tag in einem Film an mir vorbeiziehen. Innerhalb von Sekunden hänge ich über der Toilettenschüssel, worin sich die Magensäfte ergießen.

An Joeys Geruch merke ich, dass ich die Sachen von gestern nicht gewechselt habe. Mit angeekeltem Blick entledige ich mich so schnell wie möglich meinen Klamotten und springe unter die Dusche. Ich drehe das Wasser auf die wärmste Stufe, die ich aushalten kann. Mit dem Schwamm schruppe ich mir wie jedes Mal die Haut wund. An manchen Stellen ist sie bereits so dünn, dass sie zu bluten beginnt. Ich benutze ein ziemlich aggressives Duschgel, welches dort brennt.

Doch das spüre ich schon lange nicht mehr… Der Schmutz soll einfach nur runter.
 

Nach dem Duschen fühle ich mich besser. In ein weiches Handtuch gewickelt lege ich mich in Yamis Bett. Das Zurredestellen habe ich auch nicht vergessen.

Yami, warum glaubst du mir nicht?

Ich merke wie mir erneut die Tränen kommen, als ich an seine letzten Worte denken muss.

Mit einem Seitensprung kann ich umgehen, aber ich kann nicht mit jemandem in einer Beziehung leben, der sich mir nicht anvertraut, mir nicht vertraut!

Das würde ich so gerne, Aibou!

Die Tränen laufen mir über das Gesicht.

Sofort, wenn … wenn du mir glauben würdest…, dass mein bester Freund mir sowas antun könnte…

Mein Großvater ruft nach mir und erinnert mich daran, dass heute Schule ist.

Eigentlich will ich heute krankmachen… Zum allerersten Mal in meiner bisherigen Laufbahn…

Mühsam rufe ich mich zur Ordnung. Großvater würde misstrauisch werden und verweint kann ich dort nicht auftauchen!

Entschlossen kehre ich ins Bad zurück, drehe den Wasserhahn auf kalt und kühle mir gründlich das Gesicht.
 

Als die Spuren ein paar Minuten etwas verschwunden sind, ziehe ich mir eine frische Schuluniform an. Die vorerst letzte im Schrank…

Ich schaffe es sogar mit meinem Großvater etwas zu frühstücken ohne in Tränen auszubrechen. Trotz der besorgten Blicke meines Großvaters…

Irgendwann fällt mein Blick zufällig auf die Küchenuhr, die kurz vor acht anzeigt.

Was schon so spät schon?!

Himmel, ich verpasse den Bus!!!

Hastig packe ich mir mein Geld für den Lunch ein und stürme aus der Tür.

„Yugi, du siehst nicht gut aus. Soll ich dich heute nicht besser entschuldigen?“

Wenn mein Großvater dies von sich aus anbietet, dann muss ich ein katastrophales Bild nach außen liefern.

Obwohl ich das Angebot vor ein paar Minuten sofort angenommen habe, muss ich jetzt überlegen.

Doch mein Körper trifft die Entscheidung für mich: Meine Beine geben nach und ich kann nicht mehr aufstehen.

Großvater greift nach dem Telefon und entschuldigt mich bis zum Ende der Woche im Sekretariat.
 

„Liebeskummer dauert keine Ewigkeit, Yugi, es fühlt sich nur so an.“

Woher weiß mein Großvater nur immer, was los ist?? Ob er … das mit Joey … auch weiß…?

Seine Worte lassen meine Fassung zusammenbrechen. Ich heule wie ein Schlosshund…

Mein Großvater nimmt mich ohne viele Worte tröstend in die Arme. Irgendwie hat er mich in mein Zimmer aufs Bett gebracht.

Als ich am Nachmittag wieder in der Gegenwart ankomme, steht ein Tablett auf meinem Schreibtisch. Eine dampfende Schüssel Nudelsuppe und frisches Brot!

Großvater weiß, was gut für mich ist!

Bis Sonntagabend lässt er mich in Ruhe in meinem Zimmer vor mich hin leiden. Ab und zu bringt er mir etwas zu essen und holt das geleerte Geschirr wieder ab. Seine Blicke werden immer besorgter.

Als er mir am Abend die gewaschenen Uniformen bringt, gibt er mir klar zu verstehen, dass ich morgen in die Schule gehen muss.

„Ich mache mir Sorgen um dich, Yugi. Liebeskummer ist in deinem Alter ganz normal. Doch du trauerst nicht mehr. Ich habe Angst, dass du dir etwas antust. Deshalb gehst du morgen zur Schule, wenn ich den Laden wieder aufmache.“

Ich nicke nur zustimmend. Es wäre gelogen, wenn ich seine Angst als unbegründet abtue… es gibt sogar schon einen Plan.
 

Er weckt mich am nächsten Morgen höchstpersönlich.

Das hat er zu meiner Grundschulzeit das letzte Mal gemacht!

Beim Frühstück macht er mir sogar ein Pausenbrot. Mein Großvater muss große Angst um mich haben…

Ich bin gerührt. Trotz der ganzen Scheiße gerade wäre aufgeben die falsche Lösung. Das kann ich ihm nicht antun!

Zum Abschied umarme ich ihn fest.

„Danke, Großvater! Du musst dir keine Sorgen machen. Ich werde dich nicht alleine lassen.“

Mein erstes echtes Lächeln, seit Joey mich vergewaltigt hat, wird strahlend erwidert.

„Rede nochmal mit, Yami. Er ist genauso traurig wie du. Ich bin mir sicher, dass euer Missverständnis ausgeräumt werden kann.“

Dafür müsste ich mich trauen darüber zu sprechen… das wird wohl noch dauern. Ob uns Yami so viel Zeit gibt?

Zufällig mein Blick auf die Uhr, die wieder einmal fünf acht anzeigt.

Ich bin wieder zu spät dran!

Rasch verabschiede ich mich mit einem Nicken. Zum Glück ist die Haltestelle nur ein paar Minuten entfernt.

Ich renne den kurzen Weg, aber ich bin trotzdem zu spät.

Schadenfroh blinken mir die Rücklichter meines Schulbusses entgegen, bevor das Fahrzeug um die nächste Ecke biegt.

Okay, wann kommt der nächste Bus?
 

Laut Aushang fährt der nächste in einer halben Stunde.

Mist, das ist zu spät, wie komme ich jetzt noch rechtzeitig zur Schule…?

Seufzend mache ich mich zu Fuß auf den Weg zur Schule. Ein Fußweg von 45 Minuten…

Auf der Hälfte des Weges schaue ich auf meine Armbanduhr. Es ist zwanzig nach acht.

Zehn Minuten noch…

Verzweifelt beginne ich den Weg zur Schule zu rennen, aber schon nach ein paar Metern bekomme ich Seitenstiche und muss anhalten. Ich bin nun mal nicht trainiert.

Klar, besonders trainiert habe ich ja auch nie...

Ich bin kein guter Sportler im Gegensatz zu Yami. So schaffe ich es niemals rechtzeitig zum Unterricht.

Der Wunsch heute zu schwänzen nimmt in meinem Kopf Gestalt an. Jede Begegnung mit Yami ist zu früh und alle anderen interessieren mich schon lange nicht mehr.
 

Das plötzliche Hupen eines fremden Autos lässt mich zusammenschrecken.

Gilt es mir?

Ein weiteres Huben veranlasst mich, mich erschrocken um zu drehen.

Tristan hält neben mir und kurbelt das Beifahrerfenster seines Autos herunter.

„Yugi, was machst du so spät noch hier?“

„Ich habe den Bus verpasst.“

Ohne Zögern schlägt er vor mich mitzunehmen.
 

Ich zögerte ein wenig.

Kann ich ihm vertrauen? Will ich tatsächlich in die Schule?

Doch Tristan hat schon die Tür geöffnet.

„Wenn du noch länger zögerst, Kleiner, sind wir definitiv zu spät und sehen uns beim Nachsitzen. Selbst Joey ist heute dank Yami pünktlich.“

Mein Versprechen gegenüber meinem Großvater möchte ich nicht brechen. Also steige ich zögerlich ein.

Als ich die Tür geschlossen und mich angeschnallt habe, rast Tristan zur Schule.

Meine Güte, fährt der ein Tempo.
 

Ich presse mich nur in den Sitz und schaue nach vorne.

Hoffentlich sind wir bald am Ziel!

Ich versuche nicht die roten Ampeln zu zählen, die wir überfahren, oder die anderen Autofahrer, denen Tristan knapp ausweicht.

Wie hat er nur seinen Führerschein bestehen können?!

Aber wir sind wenigstens noch mehr oder weniger rechtzeitig an der Schule… und ich musste nicht den ganzen Weg laufen.

Tristan lässt mich am Tor aussteigen und geht dann einen Parkplatz suchen.

Ich bedanke mich noch, bevor ich mich schnell auf den Weg zum Klassenzimmer mache.

Hoffentlich verspätet sich Herr Shizu heute ausnahmsweise. Als die Tür des Klassenzimmers in Sicht kommt, habe ich Gewissheit.

Er ist schon drin!
 

Mit einem mulmigen Gefühl klopfe ich an die Tür und warte auf eine Antwort.

Der Lehrer öffnet die Tür persönlich und schaut mich zuerst fragend an.

„Du weißt, wo du dich nach dem Unterricht einzufinden hast?“

Ich nicke. Dann tritt er zur Seite und lässt mich eintreten.

Die Pünktlichkeit in der Person! Muss so früh schon alles gegen mich sein?

Ich murmele eine Entschuldigung und setze mich dann auf meinen Platz.

Yami hat sich weg gesetzt…?

Natürlich, warum habe ich mich nur der Illusion hingegeben, dass Yami noch hier sitzen bleiben wolle?

Verstohlen schaue ich mich um und erschrecke, als ich bemerke, wo Yami sitzt.

Yami hat meinen Blick bemerkt und erwidert ihn kurz.

Enttäuschung liegt in diesem Blick und – oder bilde ich mir das nur ein? – ein Hauch von Wehmut.

Hatte Großvater Recht?
 

Schnell wende ich mich wieder nach vorne und versuche dem Lehrer zu zuhören, der uns ein schwieriges Thema näherbringt.

Doch meine Gedanken wandern die ganze Zeit zu Yami.

Ich will mit ihm reden, aber ich traue mich nicht.

Ich wage nicht noch einmal einen Blick nach hinten zu werfen, aber das Gefühl beobachtet zu werden, lässt mich die gesamte Stunde nicht los.

Ein eisiger Schauer läuft mir über den Rücken…
 

Vorsichtig werfe ich doch noch einen Blick nach hinten und sehe wie Joey mich mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen beobachtet.

Er schaut irgendwie zufrieden aus.

War es von Anfang an sein Ziel, Yami und mich auseinander zu bringen?

Will er etwa meinen Platz bei Yami einnehmen? Hat er mir deshalb das Ganze angetan?

Nein…Nein, das kann nicht sein, so fies kann doch nicht mal Joey sein…

Aber…wenn es doch stimmt...?

Schnell drehe ich mich wieder nach vorne.

Was will Joey mir noch alles antun?

Schnell fasse ich einen Entschluss: Ich muss mit Yami reden – so schnell wie möglich.

Obwohl unsere Liebe wahrscheinlich nicht wieder anzufachen ist, muss ich ihn vor Joey warnen. Das bin ich ihm schuldig.
 

Nach dem Unterricht warte ich vor der Tür auf Yami.

Als er aus der Klasse kommt, schaut er mich gar nicht an - aber was hätte ich auch anderes erwarten sollen?

Mir wird ein wenig mulmig, doch ich spreche ihn an.

„Yami!“

Er dreht sich zu mir um und schaut mich kühl an.

„Was willst du noch, Yugi? Es ist alles zwischen uns gesagt, … oder?“

Ich merke, wie mich schon wieder der Mut verlässt.

„Ehm…nichts. Ist okay…“

Joey kommt leise lachend hinter Yami zur Pause.

„Gut gemacht, Yugi! Du schaffst es selbst, dich ins Aus zu stellen. Ich gehe davon aus, jetzt da Yami bei mir wohnt, soll unser Zusammensein weiterhin sicher gewahrt bleiben. Du weißt, was du zu tun hast! Den nächsten Zeitpunkt schicke ich dir per SMS… Bis bald…!“

Im fremden Team (neu)

**Yami**
 

Ein zu gut gelaunter Joey weckt mich mit einem breiten Lächeln – er verschwindet jedoch sofort nach der Weckaktion wieder in seinem Zimmer. Normalerweise bin ich doch der Frühaufsteher in unserer Clique.

Ich versuche mich aufzusetzen, doch ein dumpfer Schmerz in meinem Nacken lässt mich wieder zurück auf die Coach sinken, auf der ich die Nacht verbracht habe.

Es war keine gute Idee, hier zu schlafen; viel zu klein, das Teil… Wie kann sich Joey nur auf diesem Brett wohlfühlen?

Ich sollte mir schnellstens eine eigene Wohnung suchen… So nett das Gespräch gestern noch mit Joey war, es ist nicht richtig mit ihm über meine Trennung zu sprechen. Eigentlich geht das nur Yugi und mich etwas an.

Zumal die beiden gerade nicht das beste Verhältnis haben…
 

Langsam setze ich mich auf und reibe meinen steifen Nacken.

Dann verschwinde ich ins Bad.

Das warme Wasser tut meinem Nacken gut. Auch mein Geist wird langsam wach und die Erinnerungen an den gestrigen Abend kommen zurück.

Wieso ist es nur so weit gekommen? Wer hat sich zwischen uns gestellt?

Ach, Yugi, ich habe dich geliebt und tue es noch immer, aber so will ich nicht mit dir zusammen sein.

Vielleicht können wir ja nochmal reden...
 

Ein Klopfen an der Badezimmertür und Joeys Stimme reißen mich aus meinen Gedanken.

„Yami, es ist Zeit! Beeil dich mal, wir müssen los! Sonst bist du doch der Antreiber.“

Erschrocken schaue ich auf die Uhr an der Wand, die schon acht Uhr anzeigt.

Zum Glück habe ich ein eigenes Auto – den Bus hätte ich längst verpasst.

Schnell ziehe ich mich an und mache mich fertig. Joey hat für mich eine Brotzeit gerichtet und mein Frühstück eingepackt.

„Komm, ich nehme dich mit.“

Gleich darauf sitzen Joey und ich im Auto auf dem Weg in die Schule.
 

~
 

Kurz vor dem Lehrer erreichen wir die Klasse.

Ich setze mich neben Joey und schaue mich dann in der Klasse um.

Yugis Platz ist noch leer. Ohne mich schafft er es am ersten Tag schon nicht rechtzeitig...

Oder … ist er krank? Gestern ging es ihm doch noch gut; zumindest vor unserm Streit. Krankmachen traue ich ihm nicht zu.

Die Stimme des Lehrers, die meinen Namen nennt, reißt mich aus meinen Gedanken, holt mich wieder in die Wirklichkeit zurück.

Ich stehe kurz auf zum Zeichen, das ich anwesend bin.

Dann beginnt der Unterricht. Ohne Yugis Fehlen thematisiert zu habe?!

Das heißt, er wurde von Solomon entschuldigt! Und sein Großvater ist in diesem Punkt sehr streng. Eine Entschuldigung gibt es nur, wenn es einem wirklich schlecht geht.

Hoffentlich ist in der Nacht nichts passiert.
 

In mir wächst eine ungute Vorahnung heran. So gleichgültig wie ich gerne sein würde, bin ich nämlich nicht. Irgendein kleiner Teil meines Herzens kann Yugi nicht einfach gehen lassen. Und dieser Teil verursacht mir ein immer größer werdendes schlechtes Gewissen, ich habe Yugi gestern keine Chance zum Widersprechen geben, und macht sich gerade große Sorgen um meinen kleinen Zwilling.

In der Pause schicke ich ihm eine SMS mit Genesungswünschen und der Frage, ob ich vorbeikommen soll. Joey verdreht neben mir die Augen.

Es überrascht mich nicht, dass er mir nicht antwortet. Schließlich liegt unsere Trennung noch keine 24 Stunden zurück.

In der Mittagspause setzt sich Tristan zu Joey und mir an den Tisch.

"Was ist mit deinem Freund heute los, Yami? Yugi fehlt doch sonst nicht."

Ich zucke nur ratlos mit den Schultern. Joey informiert Tristan brühwarm über unsere Trennung. Er mustert mich mit undefinierbarer Miene.

"Was??"

"Du musst dir sehr sicher sein, dass Yugi dich nicht mehr liebt..."

Damit lässt er uns alleine sitzen. Er zückt sein Handy und tippt wild darauf herum. Wahrscheinlich schickt er Yugi eine Nachricht.

Vielleicht antwortet Yugi ja ihm...
 

Leider erwische ich ihn nicht mehr nach der Schule. Als Joey und ich zum Parkplatz kommen, fährt er bereits auf die Straße. Joey wirft seine Sachen mit Schwung auf den Rücksitz, bevor er sich lässig auf den Beifahrersitz fallen lässt. Obwohl Joey öfters den Macho heraushängen lässt und sich unheimlich gerne mit unserem Klassenstreber streitet, stört mich etwas an seiner Haltung.

Hatte er vor meiner Auszeit auch schon diese höhnische, selbstgefällige Aura und das verachtende Lächeln?

„Lass uns in unser gemeinsames Wochenende starten, Yami.“

Die Art und Weise, wie er das sagt, lässt mich innerlich den Kopf schütteln. Wir sind kein Paar, mein Freund!

Doch er hat Recht. Auch ich möchte von hier verschwinden. Ohne eine Antwort lasse ich den Motor an und fahre vom Schulparkplatz.
 

Gedankenverloren steure ich durch die Straßen. Joey wird unruhig und wirft mir immer fragendere Blicke zu.

„Hast du den Weg vergessen, Yami??“

Nun richte ich meine Aufmerksamkeit auf die Umgebung. Oh, automatisch habe ich den Weg zu Yugi eingeschlagen und fahre auf den Parkplatz hinter dem Haus. Dann kann ich auch mal klopfen gehen.

„Nein! Ich wollte bei Yugi vorbeifahren. Er braucht die Hausaufgaben.“

Joey muss nicht wissen, dass es ein unbewusster Umweg gewesen ist.

„Ich warte hier auf dich.“

Es überrascht mich nicht, dass er nicht mitkommen will. Irgendetwas ist zwischen den beiden vorgefallen…

„Das kannst du gerne tun, Joey. Es wird nicht sehr lange dauern.“

Ich suche meine Unterlagen und klingel artig an der Haustür. Obwohl ich noch den Schlüssel habe, wäre es eine Grenzüberschreitung ihn zu benutzen. Momentan werde ich wahrscheinlich nicht willkommen sein.
 

Solomon öffnet mir die Tür.

„Yami?! Was führt dich her?“

„Sorgen um Yugi… Er ist selten krank. Ich hätte die Hausaufgaben für ihn dabei.“

Traurigkeit spiegelt sich den Augen des alten Mannes.

„Ich befürchte, er möchte dich nicht sehen. Eure Trennung, Yami… Yugi zergeht vor Liebeskummer. Was ist passiert? Er wollte nichts erzählen.“

Das werde ich dann auch nicht tun. Yugi und ich müssen die Situation zwischen uns klären. Doch er hat mir eine wichtige Information gegeben… Danke, Solomon.

„Es ist eine Angelegenheit zwischen Yugi und mir, Solomon. Wenn er dir nichts erzählt, dann sollte ich es auch nicht tun. Gib ihm die Unterlagen! Ich weiß, dass er dem Unterricht folgen möchte.“

Solomon nimmt mir die Unterlagen ab. Er schließt schon die Tür, doch wendet sich noch einmal mir zu.

„Yugi hat sich verändert, Yami. Kurz nachdem du abgeflogen bist, änderte sich sein Verhältnis zu Joey und er wurde immer verschlossener. Wenn er nicht in die Schule ging, verschanzte er sich in seinem Zimmer. Yami, Yugi leidet. Bitte klärt eure Beziehung bald.“

Ich nicke und verabschiede mich dann. Schweigend fahren Joey und ich zu seiner Wohnung zurück.

Während Joey im Wohnzimmer seine Playstation zum Zocken startet, ziehe ich mich in mein kleines Reich zurück. Solomons Worte gehen mir nicht mehr aus dem Kopf.

Auf welche Fakten haben sich meine Anschuldigungen gestützt? … Doch nur Interpretationen in Yugis Verhalten… Kann es sein, dass ich mich doch getäuscht habe?
 

Gegen Abend geselle ich mich zu Joey ins Wohnzimmer. Er ist vom Zocken zum Fernsehschauen übergegangen.

Ich setze mich dazu. Vielleicht kann ich ihm ein paar Informationen entlocken.

„Denkst du immer noch an Yugi? Vergiss ihn, Yami! Du hast jemand besseren verdient.“

„Was weißt du, was mir niemand erzählen will, Joey? Ich habe euch auf dem Schulhof gehört…“

„Belaste dich damit nicht weiter.“

Joey legt seine Hand auf mein Knie und streicht nach oben zum Oberschenkel. Es soll wohl eine tröstliche Geste sein.

Doch ein Blick in Joeys Augen lässt mich daran nicht ganz glauben. Es liegt etwas Lüsternes darin.

Entschieden schlage ich die Hand weg und setze mich aus seiner Reichweite. Wir konzentrieren uns auf den Film. Vielleicht war es auch einfach ein Versehen…
 

Zum Ende des Films rutscht Joey wieder an mich heran. Er legt seinen Arm um meine Schultern und beginnt mich am Haaransatz zu kraulen.

Jetzt wird es ziemlich deutlich, was er will… aber ich will NICHT!

Unwirsch stehe ich und funkle ihn wütend an.

„Ich mag mich von Yugi getrennt haben, Joey, und bin dir sehr dankbar für das Zimmer. Allerdings steht mir gerade nicht der Sinn nach Sex. Und, Joey, du wärst dann nicht meine Wahl. Ich mag dich als Freund, aber du bist nicht mein Typ für die Liebe. Ist das jetzt deutlich genug?“

Joey hebt entschuldigend die Hände und nickt.

„Wow, Yami, beruhige dich! Ich habe es verstanden. Es kommt nicht wieder vor.“
 

~
 

Joey und ich sind uns am Wochenende eher aus dem Weg gegangen. Doch er macht keine eindeutigen oder zweideutigen Aufforderungen mehr. Schweigend fahren wir zur Schule. Ich konnte es nicht über mich bringen, ihn laufen zu lassen.

Yugi sitzt auch heute nicht an seinem Platz.

Ist er etwas immer noch krank?

Der Lehrer in der ersten Stunde ist wie immer sehr pünktlich. Kaum hat er die Tür geschlossen, klopft es leise und Yugi tritt mit einer gemurmelden Entschuldigung in die Klasse. Er wirft mir einen kurzen, irritierten Blick und senkt verstehend die Augen wieder.

Klar, er wundert sich über meinen leeren Sitzplatz neben ihm.

In dem kurzen Moment kann ich aber erkennen, wie schlecht es Yugi geht. Solomon hat Recht. Yugi leidet…

Da der Lehrer uns einen schwierigen Sachverhalt erklärt, konzentriere ich mich auf den Unterricht.
 

Für die nächste Stunde müssen wir den Klassensaal wechseln. Sofort sehe ich, wie Yugi an der Tür stehen bleibt. Er wirft mir ab und zu kurze Blicke. Anscheinend wartet er auf mich.

Ich lasse mir etwas mehr Zeit als sonst, um meine Sachen einzupacken. In mir toben gerade widerspenstige Gefühle. Einmal möchte ich eine Erklärung von Yugi für sein Verhalten haben, aber auf der anderen Seite habe ich auch ziemlich schlechtes Gewissen. Der Beschützer unserer Beziehung war ich nicht gewesen. Diese Rollen haben wir von Anfang an verteilt gehabt. Ich beschütze uns, während Yugi uns umsorgt…

Ich will es ihm aber auch nicht so einfach machen. Meinen Blick richte ich in den Flur statt auf ihn und gehe einfach vorbei.

Wenn er etwas von mir will, muss er mich ansprechen.

„Yami!“

Yugi spricht meinen Namen sehr zaghaft aus. Innerlich jubelt wende ich mich mit kühler Miene ihm zu.

„Was willst du noch, Yugi? Es ist alles zwischen uns gesagt, … oder?“

Spricht er mit mir oder kneift er wieder?

An seinem Blick kann ich sehen, dass ihn der Mut bereits wieder verlassen hat.

„Ehm…nichts. Ist okay…“

Schade, Yugi! Warum vertraust du mir nicht mehr?

Ich setze mit kontrollierter Miene meinen Weg fort. Hinter mir höre ich Joey leise lachen und mit Yugi flüstern.

Er bleibt mit geschockter Miene unbeweglich stehen. Eine Statue könnte für den Moment nicht stiller stehen.

Es würde mich schon interessieren, was er Yugi erzählt hat…

Übergangslösung (neu)

**Yami**
 

Ziemlich enttäuscht komme ich von meiner sechsten Zimmerbesichtigung zurück.

Meine Wochenenden habe ich mir eigentlich anders vorgestellt.

Jetzt suche ich schon seit zwei Wochen nach etwas Eigenem. Entweder ein WG-Zimmer oder ein kleines Apartment, aber nur noch die Teuersten sind zu haben – und die genannten Preise übersteigen meine finanziellen Möglichkeiten bei weitem.

Ich bin schließlich noch Schüler. Nach der Schule kann ich zwar jobben, aber davon kann ich mir das Angebotene nicht mal ansatzweise leisten – und Hilfe vom Amt will ich nicht!

Als ich mal wieder deprimiert in meine momentane WG komme, begrüßt mich ein strahlender Joey.

Muss der eigentlich so gut gelaunt sein? Ausgerechnet heute?

„Schön, dass du da bist, Yami. Wir bekommen gleich…“

Grußlos gehe ich an ihm vorbei. Ich verschwinde ohne ihn zu beachten im Bad und gestatte mir erst einmal eine heiße Dusche.
 

Als ich kurze Zeit später wieder aus dem Bad komme, klingelt es an der Haustür.

Eilig öffnet Joey die Tür und führt eine gut gekleidete Frau herein, die eine Aktentasche bei sich hat.

Wozu braucht Joey eine Anwältin?

Er bietet ihr den Sessel als Sitzplatz an, aber höflich lehnt sie ab.

Die Frau öffnet ihre Aktentasche und holt einen Stapel Papiere daraus hervor.

„Ihr Mietvertrag, Mister Wheeler. Es ist alles in Ordnung. Wenn Sie unterschreiben, können Sie die Wohnung heute noch beziehen.“

Mietvertrag? Seit wann sucht er nach einer Wohnung?? Was hat der Kerl jetzt wieder vor?

Irritiert schaue ich von einem zum anderen.

„Vielen Dank! Doch das geht ein bisschen schnell. Mein Mitbewohner, Mister Athem, und ich brauchen noch ein paar Tage Bedenkzeit.“

Ich, sein Mitbewohner? Joey, wir haben da definitiv etwas zu besprechen…

Er wirft mir einen kurzen undeutbaren Blick zu. Meine wortlose Antwort ist ein wütender Blick.

„Nehmen Sie sich die Zeit, die sie brauchen. Wir telefonieren Anfang nächster Woche.“

Joey nimmt den Vertrag dankend entgegen und begleitet die Frau wieder zur Haustür hinaus.
 

Ich mache mir eine starke Tasse Kaffee, denn ich befürchte ein anstrengendes Gespräch mit meinem Gastgeber. Mit dem Getränk setze ich mich auf die Coach.

Als Joey wieder zurückkommt, lässt er sich zufrieden grinsend mir gegenüber in den Sessel fallen.

„Was war das jetzt, Joey?“

Nein, ich verschwende heute keine Zeit mehr mit Höflichkeiten.

Joey grinst weiter.

„Mein Mietvertrag läuft nächste Woche aus. Der Vermieter wollte ihn nicht verlängern. Also musste ich mich auch auf die Suche nach einer neuen Wohnung machen. Tja, du weißt selbst, wie die Wohnungslage ist… Ich habe beschlossen, eine größere Wohnung zu nehmen und eine WG zu gründen. Vor ein paar Tagen habe ich auch die perfekte Wohnung für uns gefunden.“

Uns?! Davon hat er nie etwas erzählt. Warum jetzt auf einmal?

Hat Joey mein Einverständnis dazu eingeholt? Ich kann mich nicht daran erinnern…

„Das freut mich für dich, Joey. Doch ich befürchte, du wirst dort ohne mich einziehen!“

„Beruhig dich, Yami. Du hast doch bisher keinen Erfolg bei deiner Suche gehabt, weil die Mieten so unglaublich hoch sind. Es ist einfach sich eine größere Wohnung zu finden und sich die Miete zu teilen.“

Natürlich hat Joey damit Recht.
 

„Komm schon, Yami.“

Ernst schaue ich mein Gegenüber an.

„Du bist in der letzten Zeit sehr aufdringlich geworden und triffst Entscheidungen ohne meine Einverständnis, Joey. Das ist ziemlich anmaßend. Wir sind nicht zusammen! Und ich habe dir bereits sehr deutlich gesagt, dass wir nicht zusammenkommen werden. Doch du akzeptierst es einfach nicht. Wieso soll ich ausgerechnet mit dir in eine WG ziehen?“

„Ich habe das mittlerweile verstanden, Yami, und es gibt keinerlei Hintergedanken dieser Art. Die Wohnung hat zwei Zimmer, die abgeschlossen werden können. Wir teilen uns nur Küche und Bad. Sieh es als Übergangslösung, bis du etwas Eigenes gefunden hast! Ansonsten bist du ab nächster Woche obdachlos. Wir müssen am Freitag aus der Wohnung raus sein.“

Über diesen Aspekt habe ich noch gar nicht nachgedacht…

Bis ich eine eigene Unterkunft gefunden habe, bleibt mir wohl keine andere Wahl. Zurück zu Yugi kann ich nämlich nicht…
 

„Okay, wo liegt die Wohnung und was soll das Ganze kosten?“

Joey schaut mich irgendwie komisch von der Seite an.

Jetzt kommt also der Hacken.

„Die Mutos wohnen in der gleichen Straße. Ich hoffe, das macht dir nichts aus?“

Wieso sollte es mir etwas ausmachen?

Ich glaube, Yugi wird mehr Probleme damit haben, wenn er uns regelmäßig begegnet.

Innerlich seufze ich kurz wehmütig aus.

Vielleicht finde ich so heraus, was mit meinem geliebten Aibou los ist. Ich kann nicht verhindern, dass Hoffnung auf Klärung und einen Neuanfang in meinen Gedanken aufkeimt.

„Deine Miete beträgt 300 Euro. Da ist dein Anteil an den Nebenkosten, Strom und Internet schon enthalten.“

Eine billigere Wohnung finde ich hier niemals. Und ich kann es mir von dem Unterhalt meines Vaters leisten ohne eine Arbeit annehmen zu müssen.

„Ok, Joey, ich ziehe mit dir ein - aber ich möchte meine Privatsphäre haben. Achja, ich möchte als Mieter ebenfalls im Mietvertrag eingetragen werden und unterschreiben.“

Joey nickt. Er wirft einen Blick auf die Wanduhr.

„Dann rufe ich gleich noch die Maklerin an, gebe Bescheid und teile ihr die Änderungen im Mietvertrag mit.“

Und ich fange dann mal an zu packen…
 

~
 

Eine Woche später ziehen wir in unsere neue Wohnung ein.

Ich habe die Wohnung vorher noch nicht zu Gesicht bekommen, aber Joey hat in diesen Dingen schon immer einen guten Geschmack bewiesen.

Auch dieses Mal werde ich nicht enttäuscht.

Joey führt mich durch die Wohnung im Dachgeschoß, die auf den ersten Blick einen hellen und sauberen Eindruck macht.

Die beiden Zimmer sind identisch und bereits möbliert. Sie sind groß und durch zwei Dachfenster fällt viel Licht herein. In jedem Zimmer stehen ein Schreibtisch und ein Bett sowie ein Schrank und zwei Regale.

Ich muss mir keine eigenen Möbel kaufen.

Es gibt eine Kochnische und einen direkt daran angrenzenden Wohnbereich. Joeys Coach und Wohnzimmer-Equipment finden sicherlich hier ihren neuen Platz. Mir genügt mein Laptop…

Auch das Bad ist geräumig und lichtdurchflutet. Es gibt sogar eine Badewanne.

Wenn ich mich richtig erinnere, fallen hier morgens die ersten Sonnenstrahlen herein.

Wie bei Yugi…
 

Nach dem Rundgang schaut mich Joey erwartungsvoll an, so als erwartet er mein Urteil.

„Und dafür verlangt die Mieterin nur 600 Euro?“

Joey nickt. Aus seinem Gesicht breitet sich ein stolzes Strahlen aus.

„Sie ist sehr geschmackvoll eingerichtet, hell und groß. Jeder hat genug Platz für sich ohne in die Privatsphäre des anderen zu geraten. Sie gefällt mir gut. Du hast ein echtes Schnäppchen gefunden.“

Warum ist die Wohnung bloß so günstig??

Wir packen unsere Kisten aus, die wir im Auto schon mitgenommen haben, und richten uns fürs Erste ein.

Morgen bringen unsere Freunde den Sprinter mit Joeys restlichen Möbeln und helfen uns beim Einrichten.

Nur Yugi ist nicht dabei…

Meine restlichen Sachen aus Yugis Wohnung werde ich morgen zusammen mit Tristan abholen. Da Yugi immer noch nicht erreichbar war, habe ich mit seinem Großvater einen Termin verabredet.
 

Früh am Morgen stehen unsere Freunde mit dem Wagen vor unserer Tür. Gemeinsam haben wir den Wagen bis zum Mittag ausgeladen. Während Tea Joey beim Dekorieren hilft, ihre Meinung nach die wichtigste Handlung im ganzen Umzug, fahren Tristan und ich zu den Mutos.

Wird Yugi wohl da sein?

„Bereit?“

„Dafür kann man nie bereit sein...“

Direkt nach dem Klingeln öffnet Yugis Großvater und lässt uns herein.

„Yugi, ist leider nicht da!“

Schade…

„Ist schon in Ordnung, Solomon. Wir wollten sowieso nur meine restlichen Sachen holen.“

„Du kennst dich ja aus…“

Solomon nickt traurig, bleibt aber noch an der Tür stehen. Ich schicke Tristan schon nach oben vor.

„Yami, tief in deinem Herzen kennst du die Wahrheit. Sehe sie! Traust du Yugi einen solchen Verrat eurer Liebe tatsächlich zu? Es geht ihm sehr schlecht.“

Solomon erwartet keine Antwort darauf. Der alte Mann hat die Frage gerade ausgesprochen, die ich mir seit unserer Auszeit immer wieder stelle.

Traue ich Yugi einen solchen Verrat unserer Liebe tatsächlich zu??

Eine Antwort habe ich leider immer noch nicht darauf…
 

Ich folge Tristan in mein ehemaliges Reich. Er wartet vor der Tür.

„Was ist los?“

„Sieh selbst!“

Nach meinem ersten Schritt in den Raum verstehe ich ihn. Dort sieht alles noch so aus wie bei meinem Abschied. Yugi hat noch nicht mal aufgeräumt.

Mann, oh Mann, hat der Kleine ein Chaos hier. Ihm geht es definitiv echt mies…

Dem Geruch nach zu urteilen liegen nicht nur Kleider, Bücher und Schulmaterialien dort durcheinander, sondern auch gärende Essensreste…

Bevor ich mich weiter umschaue, öffne ich die Fenster.

Bei der weiteren Betrachtung des Zimmers kommen einige Erinnerungen hoch, die ich aber gleich wieder verscheuche.

Einen Gefühlsausbruch kann ich jetzt absolut nicht brauchen!

„Ich habe nicht mehr viel da. Lass es uns schnell hinter uns bringen.“

Tristan holt die Kartons, während ich bereits meine restlichen Habseligkeiten zusammensuche. Rasch packen wir meine restlichen Kleidungsstücke, Schulsachen und andere Habseligkeiten in zwei Kisten.
 

Eine Stunde nach unserer Ankunft verschwinden wir auch schon wieder. Jeder von uns trägt einen Karton zum Auto.

An der Haustür begegnen wir Yugi. Er scheint uns nicht zu bemerken und ich nehme ihn zu spät war.

Wir stoßen zusammen.

In meiner Kiste ist nur Kleidung. So lasse ich sie sofort fallen und greife nach Yugi. Durch meine schnelle Reaktion verhindere ich eine schmerzhafte Landung auf dem Fußboden. Doch Yugi stößt mich instinktiv sofort von sich, als er wieder sicher steht.

„Sorry, ich wollte dir nur helfen!“

Erst jetzt zeigen seine Augen, dass er mich erkannt hat. Er sieht auch die beiden Kisten und verschwindet mit einem leise geflüsterten Dank in der Küche.

Hat sich da eine Träne in seinen Augenwinkeln gebildet?

Er ist ja immer noch so schüchtern und abweisend gewesen…

Nach einem gerufenen Abschiedsgruß bringen wir meine restlichen Sachen in die Wohnung. Für unsere fleißigen Helfer haben wir nach getaner als Dank und zur Einweihung Pizza liefern lassen.
 

Erst danach, als ich mich in mein Zimmer zurückgezogen habe, kommen die weggeschobenen Gefühle von heute hoch.

Traurigkeit breitet sich in mir aus.

Ist es jetzt endgültig aus zwischen? So wollte ich unsere Beziehung nie enden lassen. Insgeheim habe ich mir gewünscht, dass wir wenigstens noch Freunde sein könnten…

Ich vermisse Yugi… und das zeigt mir, dass ich die Trennung noch nicht akzeptieren kann.

Die Tränen laufen mir wohl schon seit einiger Zeit unaufhörlich über das Gesicht.

In meinen Gedanken taucht immer wieder Solomons Frage auf.

Traue ich Yugi das zu? Eigentlich nicht!

Unerwartetes Zusammentreffen (neu)

**Yugi**
 

Wieder einmal ist es Montag…

Ich verlasse wie jeden Morgen das Haus. Großvater soll weiter glauben, dass ich immer noch zur Schule gehe.

Ich gehe schon seit einigen Tagen nicht mehr hin…

Seit Yami und Joey auch noch in meine Straße gezogen sind, kann ich ihnen nicht mehr entkommen. Jeden Morgen fahren sie an mir vorbei. Yami bleibt nach der Schule noch für einige Sportgruppe. Er spricht nicht mehr mit mir.

Joey fängt mich dann jedes Mal ab und zwingt mich in sein Bett. Wenn Yami danach schon zu Hause ist, lässt er mich erst in der Nacht wieder gehen.

„Wenn du schreist, erfährt Yami von uns. Wir stehen uns sehr nahe. Meinst du, er wird dir deine Version wirklich glauben?“

Ich kann seine Stimme nicht mehr vergessen. Diese Worte verfolgen mich sogar in meine Alpträume.

Ich halte es nicht mehr aus. Alles ist so ausweglos geworden.
 

Wie immer schlage ich den Weg in die City ein. Um genauer zu sein, suche ich den Park auf.

In der Regel sitze ich dort bis nachmittags und hänge meinen Gedanken nach. Doch heute meldet sich mein hungriger Bauch lautstark zu Wort meldet.

Seit Wochen habe ich keinen Appetit mehr gehabt…

Ich schaue auf meine Armbanduhr. Es ist schon nach 14 Uhr. Die ersten Schüler haben schon Schluss. Yami und Joey sollten mir noch nicht begegnen.

Nach Hause kann ich allerdings auch noch nicht. Großvater weiß, dass ich heute bis 15 Uhr Unterricht hätte.

Ich suche nach etwas zu essen in meinem Rucksack, aber finde nur leere Tüten.

Mist, ich habe auch nur noch etwas Pausengeld.
 

Ich verlasse den Park, aber wohl fühle ich mich dabei nicht.

Was mache ich, wenn mich einer unserer heutigen Lehrer sieht?

Er will bestimmt eine Erklärung für mein Fehlen in den letzten Tagen und benachrichtigt meinen Großvater. Ich will ihm keine neuen Sorgen machen.

Mein Hunger lässt meine Zweifel jedoch in den Hintergrund treten und ich suche nach etwas, auf das ich heute Lust habe.

Aber irgendwie finde ich in der Fußgängerzone nichts.

Indisch hatte ich gestern, vorgestern gab es chinesisch und davor habe ich mich von Hühnchen in allen Varianten ernährt.

Bieten sie hier nichts anderes an? Oder bin ich einfach zu wählerisch?
 

Ziellos schlendere ich durch die Straßen und Gassen.

Plötzlich laufe ich in jemanden hinein.

„Entschuldigung, Sir!“

„Yugi?!“

Ich sehe eine Stoffhose in der Farbe unserer Schuluniform.

Oh nein, man hat mich erwischt!

Ich sehe auf und schaue in zwei überraschte, violette Augen, die nur einem gehören können.

Ausgerechnet…

„Yami! W...was machst du denn schon hier?“

DAS darf doch nicht wahr sein! Endet dieser Alptraum denn niemals?

Doch ich bin auch etwas erleichtert, dass es keiner der Lehrer ist.
 

„Die letzte Stunde ist heute ausgefallen. Manchmal esse ich hier auf dem Heimweg. Was machst du hier, Yugi? Ich dachte, du bist krank. Schließlich fehlst du seit einiger Zeit in der Schule.“

„Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, Yami. Sei einfach so nett und vergiss, dass du mich gesehen hast.“

Yami begegnet mir freundlich und ich freue mich über den netten Wortwechsel.

Doch…ich kann nicht weiter mit ihm reden…

„Es war schön, dich zu sehen, Yami…“

Ich wende mich zum Gehen. Gerade in diesem Augenblick knurrt mein Bauch wieder und zwar diesmal ziemlich laut.

Wie peinlich....warum muss so etwas immer MIR passieren?

Ich merke, wie mir die Röte ins Gesicht steigt und schaue beschämt zu Boden.
 

Yami lächelt sanft, während ich am liebsten im Boden versinken würde.

Ausgerechnet vor Yami muss ich Schwäche zeigen.

„Willst du mitkommen? Ich lade dich ein, Yugi!“

Mein Bauch beantwortet diese Frage zwar für mich sofort, aber ich schaue mich heimlich um.

Was ist mit Joey? Hängen die beiden nicht miteinander ab?

„Wo ist Joey?“

„Er ist auf einem Ausflug mit eurem Englischkurs. Erst heute Abend kommt er wieder. Lust auf Pizza?“

Ergeben nicke ich zustimmend.

Zusammen gehen wir zu einem italienischen Restaurant, setzen uns dort in eine abgelegene Ecke und bestellen unser Essen.

Spaghetti… das gibt es selten für mich…

Als der Kellner gegangen ist, entsteht zwischen uns ein unangenehmes Schweigen. Yami versucht ein Gespräch in Gang zu bringen.

„Wie geht es dir, Yugi?“

Schon die Höflichkeit gebietet, dass ich mit meinem Gastgeber spreche. Schließlich hat er mich zum Essen eingeladen.
 

„Gut. Und dir?“

Ich weiß, dass ich danach im Moment wahrscheinlich nicht aussehe. Ich habe heute Morgen im Spiegel meine Erscheinung gesehen.

Doch Yami ist so taktvoll und geht nicht auf meine Lüge ein.

„Ganz gut.“

Und es herrscht wieder Schweigen zwischen uns bis Yami seine nächste Frage stellt.

„Warum fehlst du schon so lange? Hast du Probleme in der Schule?“

Ich fixiere krampfhaft das Tischtuch.

„Es ist alles in Ordnung. Wie läuft dein Zusammenleben mit Joey?

„Es ist anstrengend, aber wir vertragen uns ganz gut. Jeder hat seinen privaten Bereich, der für den anderen tabu ist. Trotzdem suche ich immer noch nach etwas Eigenem.“
 

Der Kellner bringt uns das Essen und wir widmen uns schweigend unseren Spaghetti.

„Wie geht es deinem Großvater und dem Laden? Läuft er wieder besser?“

„Naja, es ist ein auf und ab. Großvater gibt sich mühe. Doch das Interesse an analogem Spielzeug geht immer weiter zurück. Für unsere Stammkunden haben wir noch geöffnet.“

Wir essen schweigend weiter.

Es herrschte wieder diese unangenehme Stille zwischen uns.

Yami mustert mich genau. Sicherlich bemerkt er, wie ich lustlos in meinen Nudeln herumstochere, und das Zittern meiner Hand bleibt ihm sicherlich auch nicht verborgen.

„Wie geht es dir wirklich, Yugi?“

Natürlich durchschaut er mich. Er kennt mich schon zu lange.
 

Ich merke wie mir die Gabel, die sich auf dem Weg zu meinem Mund befindet, aus der Hand

fällt und klirrend auf dem Tisch landet. Dabei spritzt Tomatensoße in alle Richtungen davon.

Ich brauche Yami nicht anzusehen, um zu wissen, dass er mich weiter genaustens beobachtet.

Was kann ich ihm erzählen? Die Wahrheit??

Nervös stochere ich weiter in meinen Spaghetti herum.

Irgendwie ist mir der Appetit vergangen…

Zum Glück kommt in diesem Augenblick der Kellner und fragt, ob wir noch etwas essen wollen. Wir verneinen beide und er bezahlt.

Yami lässt mir die Reste noch eingepackt und drückt sie mir in die Hand.
 

Draußen will ich mich eilig von Yami verabschieden, aber er hält mich am Arm fest.

„Soll ich dich noch nach Hause bringen, Yugi? Wir haben sowieso den gleichen Weg.“

Kurz sehe ich zu ihm auf und kann Sorge in seinen Zügen lesen.

Aber....will ich das er mitkommt? Eher nicht...

Mein seit den letzten Wochen geschwächter Kreislauf trifft die Entscheidung von selbst.

Plötzlich wird es mir schwarz vor Augen und ich verlieren den Boden unter den Füßen.

Es ist nur eine Frage der Zeit gewesen, bis der ganze Stress mich zusammenbrechen lässt.

Doch bevor ich auf dem Boden aufschlage, kann ich zwei starke Arme spüren, die mich auffangen und sich mit mir auf den Boden setzen.

Yami hält mich eine Wasserflasche und Traubenzucker hin.

„Ich bringe dich nach Hause, Yugi.“
 

Als ich wieder stehen kann, fasst mir Yami unter die Arme und stützt mich auf dem Weg zu seinem Wagen.

Der Heimweg verläuft ziemlich schweigsam. Es gibt einfach nichts, was wir uns zu sagen haben und den Weg brauche ich Yami auch nicht zu erklären.

So ganz stimmt es zwar nicht. Ich hätte Yami einiges zu beichten…

An der Haustür hole ich meinen Schlüssel aus der Tasche und sperre die Tür auf.

Yami verabschiedet sich von mir und wendet sich zum Gehen.

Soll ich ihn ohne Dank einfach so gehen lassen? Wäre das jetzt die Gelegenheit, ihm alles zu erklären?

Es sträubt sich aber alles ihn mir dagegen. Ich will ihn aber auch nicht einfach so gehen lassen. Das ist eine ganz schöne Zwickmühle!

„Willst du noch mit reinkommen?“

Toll, wieder handelt mein Herz schneller und ohne die Einverständnis meines Kopfes.

Yami dreht sich überrascht wieder zu mir um und nickt perplex.

Automatisch gebe ich die Tür frei.

Späte Aussprache (neu)

**Yami**
 

Dieses Angebot überrascht mich, aber ich freue mich darüber. Vielleicht können wir uns aussprechen und bleiben wenigstens noch Freunde.

Yugi scheint genauso überrascht über sein Angebot zu sein. War sein Herz mal wieder schneller als sein Verstand?

Schmunzelnd folge ich Yugi in den Eingangsbereich.

Ich werde nicht derjenige sein, der vor einer Aussprache wieder geht. Yugi muss mich dieses Mal von sich aus wegschicken.

„Ich komme gleich nach. Was möchtest du trinken?“

„Ein Glas Wasser genügt, Yugi!“
 

Im oberen Stockwerk hat sich seit meinem Auszug nichts verändert. Alles hängt noch so unordentlich an der Garderobe wie damals.

Yugi kann also immer noch keine Ordnung halten. Er ist und bleibt ein kleiner Chaot.

Ich muss schmunzeln und erinnere mich an unsere kleinen Auseinandersetzungen wegen Yugis Unordnung.

Wie ich die jetzt vermisse.

Nachdem ich die Schuhe ausgezogen habe, betrete ich das Zimmer.

Dort trifft mich fast der Schlag.

Meine Seite des Zimmers ist so ordentlich und sieht aus, als hätte Yugi diesen Teil nicht mehr genutzt, aber die andere Hälfte ähnelt den Folgen eines Bombenanschlags.

Es ist sogar noch mehr geworden und der Gestank ist bestialisch.

Ich öffne sofort ein Fenster und bleibe dort stehen.
 

Zuerst mustere ich die saubere Ecke des Zimmers, in der auch die Betten stehen genauer. Sie wirkt leer und kalt auf mich.

Irgendetwas fehlt hier. So kahl war es hier nicht, als ich noch hier gelebt habe.

Schläft Yugi hier überhaupt noch? Und…wenn er nicht hier schläft, wo dann?

Suchend schaue ich mich um und bemerke, dass die ägyptischen Figuren und auch Yugis Landschaftsbilder in eine Vitrine gesperrt wurden.

Eine Schlafmöglichkeit kann ich allerdings nicht ausmachen. Außer natürlich im Nebenzimmer…

Jetzt richte ich meine Aufmerksamkeit auf den chaotischen Teil des Zimmers, in dem die Schreibtische normalerweise stehen.

Hier ist nichts mehr zu erkennen. Nur noch ein einziger Haufen aus allem, was Yugi gehört und seit meinem Auszug nicht mehr den Weg an seinen Bestimmungsort gefunden hat.

Wenn ich daraus seinen seelischen Zustand ableiten kann, dann geht es Yugi äußerst schlecht…
 

Yugi kommt ins Zimmer.

Als er mich am Fenster stehen sieht, blickt er nur kurz zu dem Haufen.

„Entschuldige, Yami, ich…“

Er bricht ab und schüttelt verlegen den Kopf. Die mitgebrachten Flaschen Apfelschorle und Wasser sowie zwei Gläser stellt er auf einen der Nachttische neben dem Bett.

Als ich ihn dabei betrachte, fällt mir eine silberne Kette auf, die aus seinem T-Shirt ein Stück herausrutscht und einen Anhänger dort erahnen lässt.

Etwa das Horusauge?

So ganz glaube ich es nicht. Er hat doch die anderen ägyptischen Souvenirs in die Vitrine gestellt. Warum soll er ausgerechnet das Auge tragen? Nur welche Anhänger hat er sonst noch?

Insgesamt macht Yugi einen kränklichen Eindruck und wirkt irgendwie sehr leicht verletzbar.
 

Durch eine unbedachte Bewegung rutscht der Anhänger tatsächlich aus dem Shirt heraus.

Es IST das Horusauge!

Yugis seltsames Verhalten verwirrt mich immer mehr. Er will nichts mehr mit mir zu tun haben, aber er trägt mein Geschenk noch? Ich verstehe ihn nicht…

Nicht ohne ein wenig Überwindung stoße ich mich vom Fenster ab und gehe zu ihm. Er reicht mir ein gefülltes Glas. Sich selbst gießt er nichts ein.

Ich nicke in Richtung des kleinen Anhängers.

„Du trägst es?“

Verlegen nickt er und setzt sich auf seine Betthälfte.

Ich stelle mich wieder mit dem Rücken zum Fenster. Verstohlen atme ich die frische Luft rasch ein.

Yugi muss hier dringend sauber machen…
 

Zwischen uns entsteht wiedermal eine unangenehme Stille, die Yugi schließlich unterbricht:

„Wie läuft's in der WG?“

Seine Stimme klingt irgendwie traurig und etwas desinteressiert, aber es ist ein Zeichen seines guten Willens.

Ich muss leise lachen und Yugi hört es in meiner Stimme natürlich.

„Ganz gut. Joey ist in Ordnung. Doch danach hattest du mich beim Essen schon gefragt.“

„Freut mich für dich, Yami.“

Die Betonung dieses Satzes lässt mich aufhorchen.

Ich habe ja schon bemerkt, dass zwischen Joey und Yugi irgendetwas vorgefallen ist. Doch beide sprechen nicht darüber.

Was ist da nur passiert?
 

Yugi sieht bedrückt aus. Es scheint, als würde ihn irgendetwas belasten und das nicht erst seit gestern. Mir ist das in letzter Zeit schon häufiger aufgefallen.

Es tut mir leid, ihn so zu sehen, und sein Anblick verletzt mich. Ich will ihm helfen.

„Was ist mit dir los, Yugi? Dir scheint, es nicht gut zu gehen.“

Mit einer ausladenden Handbewegung deute ich auf das Zimmer. Yugi blickt nicht auf.

„Es ist nichts, worum du dir Sorgen machen musst, Yami.“

So ganz nehme ich ihm das nicht ab. Er blockt wieder so ab wie vor drei Monaten, als ich ihn zur Rede gestellt habe.

War es vielleicht doch etwas anderes, dass Yugi mir nicht sagen konnten?

Habe ich Yugi zu Unrecht des Betrugs beschuldigt?

Viel zu viele Fragen sind noch unbeantwortet.
 

Ich lasse mir die letzten drei Monate Revue passieren und stelle fest, dass Yugi seit unserer Trennung meist allein oder, ganz selten, mit Tristan und Duke unterwegs gewesen ist.

Da beide eine Freundin haben und sich Yugi definitiv nicht für Mädchen interessiert, kann keiner von ihnen Yugis neuer Freund sein. Mal abgesehen davon, dass er seine Freunde in einer Beziehung niemals verführen würde.

Aber wer ist es dann oder....gibt es überhaupt einen Neuen?

Habe ich Yugi voreilig verdächtigt? Nur was ist dann mit ihm los?
 

„Ich mache mir aber Sorgen, Yugi.“

Jetzt schaut Yugi mich an und in seinen Augenwinkeln glitzern Tränen. Dann schreit er plötzlich los.

„Wie soll es mir schon gehen, wenn die einzige Person mit mir Schluss macht, die ich liebe.“

,Die einzige Person, die ich liebe'?

„Yugi, ich vertraue meinem Partner, den ich liebe, und teile auch meine Sorgen mit ihm. Doch du verschweigst mir irgendetwas, Aibou!“

Yugi hat jetzt erst gemerkt, was er eben Preis geben hat, und dreht sich abrupt wieder von mir weg.

„Geh einfach, wenn du willst, Yami.“

Mal wieder schließt er mich aus…

Ich sehe wieder seinen wundervollen Rücken und bemerke, wie er zu zittern anfängt. Seine Arme schlingt er um seinen Körper.

Ich will schon einen Schritt auf ihn zugehen, aber ich bleibe wo ich bin.

Yugi erträgt gerade keine Nähe.
 

„Ich werde nicht gehen, Yugi. Was ist passiert, als ich in Ägypten war? Sprich mit mir…“

Ich versuche meine Stimme so ruhig und vertrauenerweckend klingen zu lassen, wie es nur möglich ist. Leider kann ich das Flehen daraus nicht verbannen.

Hoffentlich erzählt er jetzt endlich alles!

Es herrscht einen Moment Schweigen im Raum und dann durchdringt ein leises Schluchzen die Stille.

Komm schon, sag endlich was mit dir los ist!

Yugi hat sich wieder aufs Bett gesetzt.

Auf einmal ist seine leise zitternde Stimme im Raum zu hören.

„Als du weggeflogen warst, war ich viel mit Joey, Tristan und Duke unterwegs. Plötzlich hat sich Joey besonders um mich bemüht und mich öfters zu sich nach Hause eingeladen. Zuerst war es für mich nicht ungewöhnlich. Schließlich waren wir Freunde und er wusste, dass ich dir gehöre. Doch dort wurde er aufdringlich. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich habe ihn zurückgewiesen, aber wohl nicht deutlich genug. Dann hat er mich wieder eines Tages nach der Schule gefragt, ob ich mit ihm nach Hause komme, um zu lernen...“
 

Joey, also…

Er hat Yugi also auch bedrängt.

Von Veränderungen in Joeys Verhalten habe ich auch schon einiges gemerkt.

Wenn er so dominant wir bei mir aufgetreten ist, kann ich mir Yugis verzweifelte Versuche lebhaft vorstellen.

Doch ist das schon alles gewesen? Ist nur das der Grund, weshalb Yugi und Joey nicht mehr miteinander befreundet? Wohl kaum…

Ich mustere ihn. Yugi wirkt noch nicht am Ende seiner Erzählung angekommen.

Ich unterbreche ihn jetzt nicht und warte darauf, dass er weitererzählt.

Das Schlimmste hast du schon geschafft, Yugi!

„...Als wir zu Joey in die Wohnung kamen… schob er mich... gleich in sein Zimmer...auf...sein....Bett. Dann....schloss er die Tür...ab...und...beugte sich m...mit ...einem...seltsamen...Gesichtsausdruck...über mich,...wobei er...mich nach ...hinten...auf...s...sein...Bett...drückte...“
 

Ich merke, wie Yugi die Stimme versagt und unterbreche ihn.

„Joey hat dich … vergewaltigt?“

Yugi nickt nur.

„Nicht nur einmal, Yami… Es tut mir so leid…“
 

Wieso entschuldigst du dich?!

Yugi sitzt stärker zitternd auf der Bettkante. Er reibt seine Hände unaufhörlich gegeneinander oder an den Armen hoch. Tränen laufen seine Wangen hinunter.

Ich fühle mich als hätte man mir gerade ins Gesicht geschlagen und der Boden schwankt gewaltig.

D...Das ist zu viel auf einmal. Wieso konnte Joey so etwas seinem besten Freund antun?

Ich zweifle keinen Moment an der Wahrheit von Yugis Schilderung, denn so etwas denkt sich mein kleiner Zwilling nicht aus. Außerdem ist er nie ein besonders guter Schauspieler gewesen…

Selbst wenn sich das in meiner Auslandszeit geändert haben sollte, würde Yugi mich nicht täuschen können. Dafür kenne ich ihn zu lange und zu gut.

Ich halte es nicht mehr am Fenster aus. Yugis Anblick treibt mir ebenfalls die Tränen in die Augen und weckt gleichzeitig meinen Beschützerinstikt.

Den Bogen überspannt

~~Yami~~
 

Obwohl ich nach der Fahrt sehr müde gewesen bin und Herr Okari uns gnädigerweise den Vormittag frei gegeben hat, wache ich zu meiner gewohnten Zeit auf.

6.30Uhr

Ich drehe mich auf die andere Seite und versuche wieder einzuschlafen, aber kaum eine Stunde später bin ich erneut wach.

Überall herrscht noch Ruhe und auch in meinem Zimmer scheinen noch alle zu schlafen.

Als ich jedoch aufstehe, bemerke ich dass, das Bett über Joey, in dem Tristan schläft, leer ist.

Wo ist der denn schon hin?
 

Um keinen der Anderen aufzuwecken, hole ich meine Sachen aus dem Schrank und schleiche so leise es geht vom Zimmer ins Bad auf der Etage.

dort treffe ich dann auch auf Tristan, der sich gerade die Haare trocknet.

„Morgen, Tris.“

Er nickt zur Begrüßung und kämpft weiter mit seiner Frisur.

Typisch Tristan – will immer perfekt gestylt sein.

Ich verschwinde währenddessen unter die Dusche, aus der ich keine zehn Minuten später frisch geduscht und fertig angezogen, heraus komme.
 

Auch Tristan ist jetzt mit seiner Frisur zufrieden und gemeinsam gehen wir nach unten vors Haus, denn Tristan muss seine Morgenzigarette rauchen.

Ich verstehe echt nicht, was er daran findet. Das Zeug ist einfach nur ekelhaft und hinterlässt keinen guten Geschmack. Küssen ist damit nicht drin.

Doch ich stelle mich zu ihm und leiste ihm Gesellschaft, während er qualmt.

Da Tristan weiß, dass ich das Zeug nicht ausstehen kann,nimmt er Rücksicht auf mich und bläst den Rauch in eine andere Richtung aus.
 

Wir unterhalten uns über die Schule und über meinen Aufenthalt in Ägypten.

Dann wechselt das Gespräch plötzlich zu Yugi und mir.

„Seit ihr, Yugi und du, wieder zusammen?“

Ich bin überrascht, dass er überhaupt weiß, dass wir getrennt waren, aber dann erinnere ich mich, dass Yugi in der Zeit der Trennung hauptsächlich mit ihm und Duke unterwegs war.

Mit einem Nicken beantworte ich ihm die Frage.

„Warum hattet ihr euch getrennt?“

„Wir haben uns gestritten.

Ich will eigentlich nicht weiter darüber reden, aber Tristan gibt sich mit meiner ausweichenden Antwort nicht zufrieden und fragt weiter.
 

Schließlich gebe ich mich geschlagen und erzähle ihm den Grund für unseren Streit:

„Ich habe gedacht, dass Yugi mich betrogen hat, während ich in Ägypten war. Nachdem ich wieder zurück gekommen bin, habe ich angenommen, dass Yugi mich belogen hat, als er mir versichert hat, dass er mich nicht betrogen hat. Du kannst dir die Strafpredigt sparen, Tris, ich weiß selber, dass Yugi so etwas nie tun könnte.“

„Schön, dass du das einsiehst. Trotzdem frage ich mich wie du auf den Gedanken gekommen bist.“

Tja, das frage ich mich allerdings auch. Ich hätte merken müssen, dass etwas Schlimmes passiert sein muss, während ich in Ägypten gewesen bin.

„Sein distanziertes Verhalten hat mich auf diese Idee gebracht. Er ging immer auf Abstand sobald ich mich ihm genähert habe und Fragen bezüglich seines Verhalten hat er nicht beantworten wollen. Was würdest du in diesem Fall annehmen, Tris?“
 

Tristan verzieht nachdenklich das Gesicht und saugt an seiner Zigarette, bevor er meint:

„Vielleicht würde ich genauso handeln wie du. Yugi hat sich aber auch von seinen Freunden zurückgezogen. Das spricht, wenn du mich fragst nur für eine Annahme: Irgendjemand ist Yugi definitiv zu nah gekommen und hat ihn vielleicht sogar verletzt.“

Tris, du weißt gar nicht wie nahe du der Wahrheit gekommen bist.

Eine Antwort gebe ich Tristan nicht,weil ich eine Bewegung nahe der Tür bemerkt habe und ich nicht will, dass jeder über Yugis Situation Bescheid weiß.
 

Da Tristan seine Zigarette geraucht hat, gehen wir zurück in die Eingangshalle, wo sich ein relativ wacher Duke über sein Handy einen seiner Angestellten zusammen staucht.

Er kann es auch nicht lassen während der Klassenfahrt zu arbeiten.

Ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Seto und Duke haben in dieser Hinsicht eine große Gemeinsamkeit.

Das wütende Zuschnappen eines Handys und ein Fluch über Angestellte kündigt das Ende des Gespräches an.

Grinsend schauen wir uns an und schütteln synchron den Kopf.

Dann setzen wir uns zu Duke.
 

„Ist noch alles in Ordnung mit deiner Firma?“

Der böse Blick Dukes sollte ihm schon die Antwort geben, aber Tristan nervt Duke so lange bis dieser ihn wütend über das Problem aufklärt.

Tristan kennt sich zwar mit Computern und Computerspielen aus, aber bei Dukes Problem kann er nicht helfen.

Ein Mitarbeiter hat versehentlich einen Farbtopf umgestoßen und zum einen einen Würfen verunstaltet, aber zum Anderen auch die Firma lahm gelegt, weil einiges von der Farbe auf einen Computer gespritzt ist und einen Kurzschluss ausgelöst hat.

Eine Katastrophe für Dukes Firma.

Ich kann ihn gut verstehen, jetzt muss er so schnell wie möglich zurück.

„Die Klassenfahrt willst du aber nicht abbrechen, oder Duke?“

Diese entsetzte Frage kommt von Tea und wird von Duke mit einem Schulterzucken beantwortet.
 

Ich habe gar nicht bemerkt, dass noch einige zu uns gekommen sind.

Schnell lasse ich meinen Blick über die Anwesenden schweifen und stelle fest, dass nur noch Joey und Yugi aus unserem Zimmer fehlen.

Unwillkürlich fangen bei mir die Alarmglocken an zu läuten und ich laufe zu unserem Zimmer.

Bevor ich leise die Tür öffne, lausche ich erst mal an der Tür, aber ich kann nichts verdächtiges hören.

Als ich eintrete, sehe ich Joey noch tief und fest schlafen und Yugis Bett ist leer.

Wo steckt der denn?

Dann bemerke ich das Geräusch von fließendem Wasser aus dem Bad, dass neben unserem Zimmer liegt.
 

Ich schleiche mich vorsichtig ins Badezimmer für uns Jungs und sofort kann ich sagen in welcher Duschkabine Yugi steckt, obwohl vier davon besetzt sind.

Yugi singt immer unter der Dusche und das kann er sich auch jetzt nicht verkneifen.

Er ist zwar kein Superstar, aber ich höre ihn ganz gerne singen. Das ist etwas, was ich vermisst habe.

Um Yugi nicht zu erschrecken, bleibe ich bei den Waschbecken stehen und warte auf Yugi.

Während ich auf Yugi warte, hat auch Joey den Weg zum Duschraum gefunden und ist in der letzten noch freien Kabine verschwunden.

Nach und nach verlassen die Anderen die Kabine bis nur noch Joey und Yugi in ihren Kabinen sind, wobei Yugi schon das Wasser abgestellt hat und sich wahrscheinlich am Anziehen ist.

Ich überlege gerade, ob Yugi und ich unser Schauspiel jetzt fortsetzen sollen oder bis zum Frühstück zu warten.
 

Ich beschließe, dass wir bis zum Frühstück warten, denn schon so früh am Morgen geärgert zu werden, finde ich nicht fair.

Auch wenn der Feind Joey Wheeler heißt.

Das Aufschnappen des Schlosses an Yugis Kabine bringt mich wieder in die Realität zurück.

Ein fröhliches „Guten Morgen“ begrüßt mich freudig und ich kann es mir nicht verkneifen mit einem „Guten Morgen, Schatz“ zu antworten.

Als Yugi auf mich zukommt, muss ich mir ein herzhaftes Lachen verkneifen, denn er hat wohl vergessen seinen Reißverschluss an der Hose zu schließen.

Yugi läuft knallrot an, als er bemerkt hat, was ich so lustig finde und er ist nicht in der Lage die Öffnung zu schließen, weil er beide Arme mit seinen Sachen bepackt hat.

Deshalb erbarme ich mich Yugi zu helfen.

Ich knie mich also vor ihn und schließe langsam den Reißverschluss.

Yugi ist nicht in der Lage sich ein leises helles Kichern zu verkneifen und ich muss mir Mühe geben mein Grinsen zu verstecken.
 

Bei dieser Aktion hören wir nicht wie Joey die Kabine öffnet und uns zwangsweise beobachten kann.

Als ich ihn bemerke und Yugis Reißverschluss geschlossen ist, kann ich nicht widerstehen mir in eindeutiger Weise über die Lippen zu lecken.

Sofort verfinstert sich Joeys Blick und er erdolcht Yugi regelrecht mit seinen Blicken.

Jetzt glaubt Joey mit Sicherheit, dass ich Yugi einen Runtergeholt habe.

So weit habe ich die Vorstellung nicht kommen lassen wollen.

Zu meinem Glück hat Yugi von alldem nichts bemerkt.

Ich muss jetzt so schnell wie möglich das Geständnis aus Joey herausbekommen.
 

~~Yugi~~
 

Ich schaffe es nicht ein Lachen zu unterdrücken.

Wenn jetzt irgendjemand kommt, wird er bestimmt an nichts jugendfreies denken, wenn er uns sieht.

Trotzdem macht mir das im Moment absolut nichts aus. Ich genieße es sogar und obwohl die Situation harmlos ist, würde es mir nichts ausmachen, wenn die Situation anders wäre.

Ich erschrecke selbst über meine Gedanken, aber das zeugt, dass ich langsam anfange Yami wieder zu vertrauen.

Zum Glück ahnt Yami nichts davon, denn dann könnte er sich nicht mehr beherrschen.

Er glaubt zwar, dass ich nicht merke wie es ihm geht, aber da irrt er sich.

Ich spüre, dass Yami sich nicht mehr lange beherrschen kann, sondern er nur aus Rücksicht noch nichts gesagt oder getan hat.

Dafür danke ich ihm, denn ich bin einfach noch nicht soweit um mit Yami richtig zu schlafen.

Hoffentlich verlässt er mich nicht irgendwann wegen jemand anderem, der ihm dies bieten kann.
 

Ich verjage diese schrecklichen Gedanken schnell wieder, aber ein leiser Zweifel bleibt.

Hoffentlich hat Yami nichts davon bemerkt.

Genau aus dem Grund beeile ich mich auch aus dem Baderaum zu verschwinden und ins Zimmer zu kommen.

Dort atme ich erst einmal tief durch und versuche mich zu beruhigen.

Dann lege ich meine Sachen ordentlich in die Tasche zurück und mache mein Bett, bevor ich zu den Anderen gehen will.

Jedoch kommt es nicht mehr dazu.

Als ich mich auf den Weg zu den Anderen machen will, wird die Tür zugeschlagen und eine Stimme sagt:
 

„Rache ist süß, Yugi, nicht wahr?“

Entlarvt

**Yugi**
 

Oh nein bitte nicht. Nicht schon wieder.

„YAMI“

Ich rufe nach meinem Freund in der Hoffnung, dass er noch in der Nähe ist. Doch um uns bleibt alles still.

Joey packt mich brutal in den Haaren und raunt mir ins Ohr:

„Solange du dich nicht wehrst, wird es auch nicht schmerzhaft sein, aber solltest du irgendwie Widerstand leisten, wird es dir noch sehr leid tun.“

Dann bugsiert er mich auf den Flur und schleppt mich über die Treppe in den Flur.

Ich versuche noch einmal nach Yami zu schreien, aber Joey hat eine Hand auf meinen Mund gelegt.

„Denk gar nicht daran, Yugi. Das macht es für dich nur schlimmer und das willst du doch nicht, oder?“

Ergeben schüttle ich den Kopf und lasse mich widerstandslos von Joey in den Keller führen.
 

**Yami**
 

Mittlerweile haben sich auch die letzten Langschläfer im Foyer eingefunden und Herr Okari stellt den Plan für heute vor.

Als er durchzählt, bemerke ich, dass Yugi und Joey fehlen.

Sofort bin ich alarmiert und überlege, wo sie sein könnten.

Yugi ist ins Zimmer gegangen. Danach habe ich ihn nicht mehr gesehen und das ist schon etwas her.

Hoffentlich ist nichts passiert.

Da auch Herr Okari bemerkt hat, wer fehlt, schickt er mich ins Zimmer um die Beiden zu holen, aber dort sind sie nicht.

Ich fange an mir große Sorgen zu machen, denn ich kann mir schon denken was Joey hat.

Schließlich hat er uns im Bad gesehen.

Das muss ich verhindern.

Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.
 

Schnell laufe ich zurück zu den Anderen und suche mir Tristan, Herr Okari und Duke als Suchtrupp zusammen.

Einige von den Anderen wollen natürlich auch mitsuchen und so kommt es, dass im ganzen Haus welche unterwegs sind, die nach den Beiden suchen.

Besonders viele Mädchen erklären sich dazu bereit, bestimmt nicht um Yugi zu helfen.

Wohl eher in der Hoffnung bei mir zu landen.

Momentan mache ich mir darüber jedoch keine Gedanke, sondern will einfach nur Yugi retten. Um die Mädchen kümmere ich mich später.

Meine Begleiter und ich suchen nach Yugi und Joey im Keller.

Wir rufen nach ihnen, aber es kommt keine Antwort zurück.

Dann höre ich plötzlich ein leises Wimmern irgendwoher kommen.

Sofort denke ich an Yugi und werde sichtlich nervöser.

„Mach dir keine Sorgen. Wir finden sie schon.“

Tristan hat mir eine Hand auf die Schulter gelegt und versucht mich zu beruhigen.
 

„Ich hoffe noch rechtzeitig.“

Tristan stutzt etwas, also beschließe ich ihn aufzuklären und ziehe ihn von den Anderen weg.

„Erinnerst du dich noch an unser Gespräch von heute morgen?“

Ein Nicken seinerseits und ich fahre fort:

„Deine Vermutung wegen Yugis Verhalten ist richtig.“

So jetzt denk selber nach.

„Yugi ist vergewaltigt worden?“

Jawohl Nr. 1 hast du jetzt schon, Tris. Denk weiter.

Ich sehe, dass der Groschen bereits gefallen ist.

„Du meinst ... Joey?“

Bingo!

Ich nicke zur Bestätigung. Tristan ist geschockt.

So etwas scheint er seinem ehemals besten Freund niemals zugetraut zu haben und ich ihm auch nicht.

„Warum?“

„Das kann uns nur Joey beantworten, Tris.“
 

Duke und der Lehrer warten an der nächsten Wegkreuzung auf uns.

Der Keller ist riesig und wirkt wie ein großes Labyrinth.

Während wir beratschlagen, wo wir als nächstes lang gehen, höre ich wieder dieses Wimmern von vorhin und erkenne es diesmal als Yugis.

Es ist lauter als vorhin und so haben es auch die Anderen gehört.

Wir laufen in den Gang, woraus die Geräusche kommen, und folgen dem immer lauter werdenden Wimmern.

Schließlich bleibt die Lautstärke gleich und ein fieses Lachen von Joey ist dazu gekommen.

Vor uns befindet sich eine schwere Eichentür und dahinter finden wir mit Sicherheit die Beiden.

Sofort versuche ich die Tür zu öffnen, aber sie ist abgeschlossen.

Drinnen schreit Yugi jetzt vor Angst nach mir.

Ich muss da rein. Sofort.
 

Verzweifelt rüttle ich an der Tür damit die sich endlich öffnet, aber es passiert nichts.

Ich schaue mich hilfesuchend nach Duke, Tristan und Herrn Okari um und sehe wie Duke mit dem Hausmeister auf mich zu kommt, der einen Generalschlüssel dabei hat.

Schnell schließt er die Tür auf und wir können nur knapp verhindern, dass Yugi noch einmal vergewaltigt wird.

Duke und Tristan reißen Joey von meinem Freund weg, während ich den Kleinen in meine Arme nehme und beruhige.

Herr Okari hat mittlerweile die Polizei von seinem Handy aus informiert.

Joey wird von Tristan und Duke nach oben geführt und auch Herr Okari lässt mich mit Yugi alleine.
 

**Yugi**
 

Ängstlich klammere ich mich an Yami und will ihn nie wieder los lassen.

Ich will gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn sie mich nicht gefunden hätten.

„Ich hatte solche Angst, Yami“

Dieser krault mich beruhigend im Nacken und auch seine Anspannung lässt allmählich nach.

„Es ist vorbei, Yugi. Ich pass immer auf dich auf. Ver...“

Schnell habe ich ihm meine Finger auf die Lippen gelegt und schüttle den Kopf.

„Versprich mir nichts, was du nicht halten kannst.“

Dabei schaue ich ihn nicht an, sondern fixiere den Boden vor mir.

Unwillkürlich muss ich an die letzten Monate denken.

Er hat mich allein gelassen und sich mit Joey verbündet.

Yami scheint gemerkt zu haben, an was ich gedacht habe, und er zwingt mich ihm in die Augen zu sehen, während er sagt:

„Yugi! Ich weiß, dass ich dir hätte vertrauen müssen. Es war falsch, aber ich habe daraus gelernt. Ich vertraue dir. Versuch du bitte auch wieder mir zu vertrauen.“

Ich nicke. Es ist ja schon geklärt gewesen.

Ich weiß nicht, warum ich nochmal darauf zu sprechen komme.

Wir bleiben noch eine Weile sitzen und ich genieße Yamis Nähe. Sie beruhigt mich und lässt mich die Angst von vorhin vergessen.
 

Durch das Martinshorn der Polizei werden wir wieder in die Realität befördert.

„Komm, Yugi. Wir sollten nach oben gehen.“

Gemeinsam machen wir uns auf, den Ausweg zu suchen und erreichen das Foyer, wenn auch die Polizisten herein kommen.

Die gante Klasse ist versammelt.

Einige mustern uns abwerten oder angeekelt, während andere, vor allem die Mädchen, traurig aussehen.

Richtig, von ihnen wusste ja niemand, dass wir liiert sind.

Viele der Mädchen haben sich Hoffnungen bei Yami gemacht.

Tja, den habe ich erobert.
 

**Yami**
 

Die Blicke, die mir von meinen Verehrerinnen zugeworfen werden, sind enttäuscht, aber Yugi wird dafür umso abwertender gemustert.

Sie beeindrucken mich kaum und Yugi scheinbar auch nicht.

Bei den Jungen vor allem bei unseren Freunden merke ich bei einigen starke Ablehnung und Ekel.

Wie es aussieht hat uns Joey wohl geoutet.

So habe ich mir das nicht vorgestellt, aber es ist nicht mehr zu ändern.

Ich denke, dass vor allem Yugi darunter leiden wird und Joeys Verbrechen gibt auch Anlass Yugi zu mobben.

Doch ich werde meinen kleinen Engel zu schützen wissen.

Tristan und Duke kommen auch sofort auf uns zu und nehmen uns in ihre Mitte.

Joey ist schon im Polizeiwagen und wird verhört. Auch gleich abtransportiert.
 

Dann kommen die Polizisten noch einmal zurück.

Klar, unsere Zeugenaussage.

Mit dem Lehrer scheinen sie schon alles besprochen zu haben und sie nehmen uns ins Polizeirevier mit.

Dort wollen sie uns zum Verhör in zwei unterschiedliche Zimmer bringen, aber Yugi wehrt sich vehement dagegen.

Also bringen sie uns zusammen in einen Raum, wo sie uns verhören.

Kurz lassen sie uns alleine und ich mustere meinen Freund genau.

Yugi zittert plötzlich am ganzen Körper, ist blass und starrt auf den Tisch.

„Yugi! Was hast du?“

Es scheint als würde ich ihn aus einer ganz fernen Welt zurückholen.

„Angst, Yami. Ich will davon nichts erzählen. Was mache ich, wenn sie mir nicht glauben? Wenn sie Beweise wollen?“
 

Yugi wird richtig panisch und krallt seine verkrampften Hände am Tisch fest.

Hoffentlich sind die Polizisten vernünftig genug um seine Reaktionen richtig zu deuten.

Ich versuche meinen Teil ihn zu beruhigen.

Vorsichtig greife ich nach seiner Hand, die mir am nächsten liegt, und löse sie vom Tisch.

Jetzt kann er sich hier Halt suchen.

„Wenn sie Beweise möchten, dann bekommen sie diese. Glauben werden sie dir und ich tue dies ja sowieso. Ich bleibe auch bei dir. Dir wird nichts passieren. Das verspreche ich dir.“

Nach diesem Versprechen beruhigt sich Yugi wieder etwas und das Verhör läuft gut.

Die Polizisten machen den Eindruck als Glauben sie Yugi und ein Psychologe bestätigt, dass Yugi nicht einfach nur schauspielert.

Doch zum Arzt schicken sie uns trotzdem noch wegen den Beweisen.
 

Also bringen uns zwei Polizisten ins Krankenhaus, wo uns auch gleich eine Krankenschwester in Empfang nimmt und in ein Behandlungszimmer bringt.

Im Zimmer sieht es fast wie beim Frauenarzt aus, den wir mit der Klasse früher mal besichtigt haben, damit unsere Mädchen nicht zu ängstlich vor ihrem ersten Besuch dort sind.

Langeweile pur ist das für uns Jungs gewesen.

„Soll ich bei dir bleiben oder draußen warten?“

Ich kann mir vorstellen, dass es Yugi unangenehm ist seine intimste Stelle entblößen zu müssen.

Vielleicht ist es einfacher für ihn, wenn ich nicht dabei bin, denn so nah sind wir uns noch nie gewesen.

Doch seine Bitte überrascht mich.

„Bleib bitte hier.“

Gern tue ich ihm den Gefallen und verbuche seinen Wunsch als erneuten Vertrauensbeweis für mich.
 

Im Raum steht ein Stuhl, auf den ich mich setze, und Yugi auf meinen Schoß ziehe.

Erst jetzt fällt mir auf wie ängstlich er wirklich ist.

Schützend lege ich einen Arm um ihn und kraule in beruhigend im Nacken.

Doch die ersehnte Wirkung bleibt aus, weshalb ich schon bald wieder von seinem Nacken ablasse.

Bevor ich ihn mit Worten beruhigen kann, wird die Tür geöffnet und ein Arzt in der typischen weißen Kleidung tritt in den Raum.

„Guten Tag, die Herren Muto! Ich bin Dr. Jazuno.“

Ich nicke ihm freundlich zu und schaue Yugi aufmunternd an.

Der Arzt scheint sehr freundlich und sensibel zu sein.

Yugi hingegen rührt sich keinen Zentimeter von mir weg.

Gutes Zureden und Versprechen helfen absolut nicht, die Situation zu verbessern.
 

Der Arzt beobachtet uns eine Weile genau und schätzt die Situation richtig ein.

„Ich schicke Ihnen eine Kollegin vorbei.“

Mit diesen Worten verabschiedet er sich von uns.

Kurze Zeit später steht eine Kollegin im Raum.

Yugi entspannt sich etwas und lässt die Untersuchung tapfer über sich ergehen.

Ich bleibe die ganze Zeit bei ihm, nehme seine Hand und halte die ganze Prozedur über Blickkontakt mit ihm.

Die Ergebnisse sind ernüchternd.

Es gibt keine Spermaspuren und keine Hautreste, weil Yugi die richtige Tat schon Monate zurück liegt.

Der einzige Befund sind abheilende Verletzungen, die er sich auch sonstwie geholt haben kann.

Danach bringt uns die Polizei zurück nach Domino. Unser Gepäck nehmen unsere Kameraden mit, wenn sie zurück kommen.

Yugi fällt total fertig ins Bett und schläft auch gleich.

Mein tapferer Yugi.
 


 

~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~
 

So jetzt melde ich mich mal wieder zu Wort.

Bin momentan in ner kleinen Krise wegen ner Deutsch-Arbeit (04). Wollt mal wissen, ob ich wirklich so schlecht schreibe. Vielleicht gibt's ja noch Verbesserungsvorschläge.

Außerdem ist von mir eine eigene Geschichte "Kazuko" on. Wäre wirklich super hilfreich, wenn ihr euch mal den Prolog anschauen konntet und ein Kommentar dazu abgebt. "vor Tomaten versteck" Ich bin nicht zufrieden damit, aber mir fällt nichts besseres ein. Die Kapitel werden mit Sicherheit besser und auch länger. Vielleicht auch eine Beurteilung, ob ich die Story mal an einen Verlag schicken könnte. Wer noch andere eigene von mir lesen will, kann mich fragen, hab noch ein paar aufm Rechner und in der Vorbereitung. Aber keine Sorge meine FFs kommen nicht zu kurz.
 

Cu, euer Kätzchen

Erste Annäherung

**Yami**
 

Damit sich Yugi von dem Schock auf der Klassenfahrt erholen kann, habe ich meinen Schlafplatz geräumt und schlafe im Nebenzimmer.

Das ist jetzt schon zwei Wochen her.

Jedoch lasse ich die Tür offen, falls Yugi schlecht träumt – was häufig vorkommt – , um ihn trösten zu können.

Diese Entscheidung hat sich schnell als richtig herausgestellt.

Selbstschutz!

Ansonsten wäre ich krankenhausreif geprügelt worden.

Dem kleinen Kerl traut man eine solche Kraft eigentlich nicht zu, aber Angst und Schmerzen können wohl einiges freisetzen.

In seiner Nähe will ich mich jetzt nicht unbedingt befinden.

Er schlägt noch kräftiger um sich als nach meiner Rückkehr aus Ägypten.

Es ist alles noch frischer als es damals gewesen ist.

Mir hätte dann schon klar sein müssen, was passiert ist. Ich habe ihm noch zusätzlich weh getan mit meiner Eifersucht.
 

Doch diese Selbstvorwürfe bringen mir nichts.

Yugi träumt schon wieder schlecht.

Ich muss jetzt für ihn da sein und ihm helfen damit klar zu kommen.

Das heißt aber auch ihn jetzt zu wecken und zu trösten.

Um mich nicht selbst zu gefährden habe ich eine Schüssel mit kaltem Wasser und einem Waschlappen auf meinen Schreibtisch gestellt. Den Waschlappen tauche ich in das Wasser und werfe ihn zielsicher auf Yugis Gesicht.

Mittlerweile habe ich genügend Übung darin.

Yugi mag es zwar nicht, aber er ist froh, wenn ich ihn aus seinen Träumen hole.

Die Wirkung tritt sofort ein: Er wird etwas ruhiger und seine Augen fangen an zu zucken.

Während er so in der Aufwachphase ist, setze ich mich schnell an sein Bett.

Schließlich braucht er meistens jemanden zum Reden.

Dieses Mal wacht er noch verängstigter auf als die letzten Male.

Es muss heute wohl besonders schlimm gewesen sein.

Beruhigend will ich ihn im Nacken am Haaransatz kraulen, aber er stößt meine Hand weg.

Kein gutes Zeichen.
 

„Was ist los, Aibou? Wovon hast du geträumt?“

Langsam setzt sich Yugi auf und reibt sich die Augen, bevor er leise antwortet:

„Von Joey und mir, wie sonst auch, aber wir haben uns über dich unterhalten. Joey hat gemeint, dass du mich nicht mehr liebst. Du kommst auch noch dazu, hast micht beschimpft und Joey geküsst.“

Das ist Yugis größte Angst. Ich weiß nicht mehr, wie ich Yugi diese Angst nehmen kann.

Joey hat Yugi zwar verletzt, aber er macht sich selbst richtig fertig.

Wie schlimm muss das nur vor vier Monaten gewesen sein?

Und da hat es für Yugi keine Schulter zum Anlehnen gegeben!

Ganz unschuldig bin ich an der jetzigen Situation nicht, wenn ich an meine Rückkehr denke.
 

„Beruhige dich, Yugi. Ich bin da und bleibe bei dir. Ich liebe DICH und daran kann auch Joey nichts ändern. Das habe ich dir schon einmal gesagt.“

Ich habe ihm das in den letzten Wochen schon oft gesagt, aber er scheint es nicht zu glauben.

Ich würde es ihm gerne beweisen, aber wie soll ich das machen?

„Ich weiß es ja, Yami, aber diese Angst ist einfach da. Was willst du denn noch mit mir, Yami? Du kannst mich nicht mal berühren, ohne dass ich dich wegstoße oder verletze. Austausch von Zärtlichkeiten ist mit mir momentan nicht mehr möglich.“

Typisch, Yugi! Er denkt nur an andere und vernachlässigt sich selbst.

Bei lächerlicheren Themen könnte ich darüber lachen, aber dafür ist das viel zu ernst.

„Yugi, hör auf damit! Glaubst du wirklich, dass nur das der Grund für mich ist, dich zu lieben? Glaub mir, wenn dem so wäre, hätte ich mich schon vor meiner Abreise nach Ägypten von dir getrennt. Liebe bedeutet etwas anderes, Yugi, nämlich den Partner zu unterstützen, besonders wenn es ihm schlecht geht.“
 

**Yugi**
 

Yami ist während seiner deutlichen Worte aufgesprungen.

Eigentlich weiß ich ja, dass Yami mich nicht als Objekt für seine Befriedigung missbrauchen würde, dafür bedeute ich ihm zu viel.

Wie kann ich nur an seiner Aufrichtigkeit zweifeln?

Yami würde mir sogar einen Seitensprung verzeihen, aber Lügen und Selbstzweifel kann er überhaupt nicht leiden.

„Tut mir leid, Yami. Die letzten Tage waren zu viel für mich. Ich brauche noch etwas Zeit.“

Er setzt sich wieder zu mir, bevor er antwortet:

„Ist schon gut, Aibou. Ich lasse dir die Zeit, die du brauchst. Doch hör bitte so schnell wie möglich mit deinen Selbstzweifel auf.“

Ich nicke nur als Antwort.
 

Dann wünscht Yami mir eine gute Nacht und will zurück ins angrenzende Zimmer gehen.

„Yami, warte. Willst du nicht wie früher bei mir schlafen?“

Der überraschte Ausdruck in Yamis Gesicht lässt mich realisieren, was ich gerade gesagt habe.

Bin ich wirklich schon bereit dafür? JA.

Yami sagt nichts dazu, sondern kommt zu mir auf seine Seite des Bettes, wo er sich hinlegt.

Er hat wahrscheinlich schon darauf gewartet, dass von mir so ein ähnliches Zeichen kommt.

Das Licht hat er schon gelöscht, sodass keiner von uns mehr aufstehen muss.

Bevor wir einschlafen, kuschel ich mich an Yami, der mich umarmt.

Das bekannte Gefühl von Zuneigung und Liebe durchströmt mich endlich wieder.
 

~
 

Am nächsten Morgen werde ich sehr früh wach.

Ein Blick auf meinen Wecker zeigt die Uhrzeit um die ich normalerweise aufstehe für die Schule.

Wegen dem Vorfall bin ich seit der Klassenfahrt – zwei Wochen ist sie her – nicht mehr in die Schule gegangen, weil ich meinen Klassenkameraden nicht gegenüber treten gewollt haben.

Yami hat mir ja auch dem Unterrichtsstoff beibringen können und die Materialen mitgebracht. Verpasst habe ich also nichts.

Mein Therapeut hat mir auch ein Attest ausgestellt, damit ich nicht zur Schule muss. Wenn ich mich selbst dafür bereit fühle, soll ich gehen, hat er gesagt.

Sollte ich es heute schon wagen?

Hier ist es morgens sehr langweilig und ich habe ja auch Yami, der mich beschützen kann.
 

Ich entscheide mich also dafür heute wieder die Schule zu besuchen.

Also stehe ich leise auf um Yami sich zu nicht aufzuwecken und verschwinde ins Bad.

Dort stelle ich mich erst einmal unter die Dusche, was ich so früh am Morgen richtig genieße.

Es fühlt sich an als würde ich mich von allem rein waschen können, was mich dreckig macht.

Leider stimmt das nur im Bezug auf den Schmutz auf meinem Körper, aber nicht in mir.

Meine Gedanken wandern zu Yami hinüber.

Ich weiß einfach nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Vor allem der Traum hat mich total verunsichert, ob seine Liebe echt oder nur gespielt ist.

Wobei ich ihm nicht zutraue, dass er einfach nur mit mir spielt.

Doch wie kann er mich lieben, obwohl Joey mir so etwas angetan hat?

Ich schaffe es noch nicht mal, mich von ihm umarmen zu lassen.

Um meine Gedanken ordnen zu können, lehne ich mich an die kühle Wand in der Dusche und schließe meine Augen.
 

**Yami**
 

Am Morgen weckt mich schon wieder dieses nervtötende Klingeln des Weckers.

Wie ich dieses Geräusch hasse!

Murrend schalte ich diese klingende Ding aus und drehe mich auf die andere Seite zu Yugi, den ich in den Arm schließen will.

Als ich jedoch nur ein kaltes Kissen ertaste, bin ich sofort hellwach.

Wo ist mein kleiner Aibou hin?!

Kurz darauf höre ich das Rauschen der Dusche neben an und vermutet ihn darunter.

Wahrscheinlich will er heute wieder in die Schule gehen.

Da ich dort auch hin muss, stehe ich auf und wandere mit meiner Schuluniform ins Bad.

Bevor ich aber dort reinschneie, knopfe ich an und frage, damit Yugi sich nicht bedrängt fühlt.

„Kannst ruhig reinkommen, Yami!“
 

Als ich dann auch eintrete, hat Yugi schon ein Handtuch um die Hüfte geschlungen und trocknet sich gerade die Haare.

Richtig sexy!

Aus einer Laune heraus streichle ich Yugi kurz über die Seite und gebe ihm, als er sein Gesicht zu mir wendet, einen kleinen Kuss auf die Wange.

„Guten Morgen, Aibou! Kommst du heute mit zur Schule?“

Meinen Ton lasse ich so neutral wie möglich klingen um Yugi nicht zu sehr zu verunsichern.

Schließlich weiß ich wie leicht er so eine Aktion falsch verstehen kann und das darf ich nicht zulassen.

Es ist schon ein Fortschritt, dass ich bei ihm im Bett schlafen dürfte und er mich rein lässt.

Hierauf reagiert er erst etwas verstört, aber dann lächelt er und fährt mit dem Abtrocken der Haare fort.

Doch dann verzieht er sich zurück ins Zimmer, wo er wie ich seine Schuluniform anzieht.

Schade, aber er ist wohl noch nicht so weit.
 

Das Frühstück verlief ereignislos und still.

Wir hängen beide unseren eigenen Gedanken nach.

Rechtzeitig steigen wir dann in mein Auto und ich fahre uns zur Schule.

Auf dem Parkplatz begegnen wir schon gleich unserem Klassenlehrer, der Yugi freudig begrüßt.

„Schön dich wieder zu sehen, Yugi! Wie geht es dir?“

„Gut! Es ist alles wieder in Ordnung.“

Du trägst dick auf, Aibou!

Darüber kann ich nur den Kopf schütteln, was beiden jedoch nicht auffällt.

„Das freut mich. Ich will euch nicht weiter stören, Jungs. Wir sehen uns später.“

Mr. Okari eilt dann in Richtung Hauptgebäude davon.

Wir bleiben noch kurz stehen und ich erinnere Yugi noch einmal an unsere Abmachung.

„Denk daran, Yugi, du kommst zu mir, wenn dich irgendjemand ärgert oder dir alles zu viel wird. Joey ist nicht mehr hier. Treffen wir uns in der Mittagspause am Hauptgebäude?“

Ein Nicken und schon ist er weg.

Hoffen wir das alles gut geht.
 

~
 

Ich kann mich im Unterricht kaum konzentrieren, weil ich immer an Yugi denken muss und wissen will wie es ihm geht.

Die Lehrer finden meine Unaufmerksamkeit sehr unhöflich, was mir zu den Hausaufgaben noch zusätzliche Arbeit für den nächsten Tag einbringt.

Erst nach der Schule treffe ich Yugi am Auto wieder.

Er wird von Tristan begleitet und beide sehen recht fröhlich aus. Besonders mein kleiner Schatz!

„Wie geht’s dir, Aibou?“

„Alles ok! Ich habe nur Hunger, also lass uns fahren. Ciao, Tristan!“

„Macht's gut ihr beiden!“

Schnell sind wir zu Hause und machen uns etwas zu essen warm.

Während dem Essen unterrichtet mich Yugi über seine Vorhaben heute Nachmittag.

Diese Pläne überraschen mich total, aber es freut mich riesig.

Daher setzen wir den Plan von meinem Umzug zurück ins gemeinsame Zimmer gleich nach dem Essen in die Tat um.

Geschafft lassen wir uns danach auf unser großes Bett fallen und kuscheln uns aneinander.

„Schön wieder bei dir liegen zu können, Aibou!“

„Lass mich nie wieder alleine, Yami!“

Urteilsspruch

**Yami**
 

„Guten Morgen, Domino! Wir haben den 5. August und es wird ein sonniger Tag werden, Leute. Also raus aus den Federn und genießt ihn!“

Oh Mann, wieso habe ich mir eigentlich den Wecker gestellt. Schließlich sind endlich Sommerferien!

Ich räkle mich in meinem Bett, und kuschle mich wieder in die Decke und will mich zu meinem Schatz umdrehen.

Hoffentlich ist er durch den Wecker nicht geweckt worden!

Doch seine Bettseite ist leer und kalt. Er muss schon seit einiger Zeit auf sein.

Moment heute ist der 5. August. Da war doch was ..... Na klar, der Gerichtstermin!

Jetzt ist mir klar, warum der Wecker geklingelt hat.
 

Seufzend stehe ich auf und wandere ins Badezimmer, wo ich mich erst einmal unter die Dusche stelle um wach zu werden.

Eigentlich habe ich gar keine Lust aufzustehen, aber ich habe Yugi versprochen mit ihm zum Gericht zu gehen.

Er wünscht sich meine Unterstützung.

Zurück im Zimmer ziehe ich mir meine Lieblingsklamotten an und will runter zum Frühstück gehen, als ich plötzlich ein leises Schluchzen aus dem Nebenzimmer höre.

Habe ich das etwa vorhin überhört?

Das hört sich verdammt stark nach Yugi an! Oh nein, bitte keinen Rückfall!

Mit ungutem Gefühl klopfe ich vorsichtig an und gehe einfach rein, als keine Antwort von drinnen kommt. Es ist auch nicht abgeschlossen gewesen.
 

Mein Schatz sitzt in seinen Kleidern von gestern auf dem zweiten Bett und sieht aus, als hätte er überhaupt nicht geschlafen. Dabei sind wir doch gemeinsam gestern ins Bett.

Yugi bemerkt mich zwar, aber er macht keine Anstalten irgendetwas zu tun.

Ich setze mich einfach zu ihm und nehme ihn in den Arm.

Das hat ihn schon immer beruhigt und es hilft auch diesmal.

„Ich glaube, ich kann das nicht. Joey ist mein bester Freund gewesen. Wir haben so viel miteinander erlebt und er hat mir bei Vielem geholfen.“

Ich kenne Joey zwar auch schon seit einiger Zeit und habe ihn als Freund sehr geschätzt, aber diese Taten sind nicht zu verzeihen!

„Doch diese Taten sind vor allem von dir nicht zu entschuldigen! Oder würde ein Freund so mit einem anderen umgehen? Er muss seine gerechte Strafe bekommen und vielleicht erfährst du ja etwas über den Grund.“

„Aber ich habe Angst ihn als Freund zu verlieren!“

Ich kann Yugi gerade gar nicht folgen. Glaubt er etwa immer noch an die gute Seite von Joey, obwohl er ihm so etwas angetan hat?

So wie er sich aufführt wahrscheinlich schon! Diese Antwort kann ich mir selbst geben.

Ich bringe es jetzt aber auch nicht übers Herz ihm diese Illusion zu nehmen.

„Wir werden sehen, was passiert, Yugi! Es ist nur wichtig, dass du aussagst. Nur so kannst du ihm jetzt noch helfen. Komm, du musst dich noch umziehen!“
 

~
 

Pünktlich fahren wir dann mit meinem Auto auf dem Parkplatz des Gerichtsgebäudes ein.

Wir zeigen einem Polizeibeamten unsere Einladungen und dürfen dann im Vorraum des Gerichtssaals auf unsere Befragung warten.

Ich setze mich dort auf einen Stuhl und Yugi nimmt dann auf meinen Knien Platz.

Interessiert beobachten wir das Geschehen um uns herum. Im Gericht waren wie bisher nämlich noch nicht gewesen.

Allmählich tauchen Staatsanwalt und Joeys Verteidiger auf, während auch die anderen Zeugen eintreffen. Vorwiegend Personen, die auf der Klassenfahrt mit dabei waren!

Tristan begrüßt uns freudig und setzt sich zu uns.

Auch Joeys Schwester taucht auf und winkt uns verhalten zu. Sie sind ziemlich verwirrt aus. Wahrscheinlich kann sie sich nicht vorstellen, dass ihr großer liebevoller Bruder so etwas getan haben kann. Es ist auch schwer zu verstehen.
 

Dann wird Yugi plötzlich in den Gerichtssaal gerufen.

Wir haben gar nicht mitbekommen, dass die Verhandlung schon begonnen hat. Joey haben wir auch gar nicht gesehen.

Nur langsam ist Yugi in den Gerichtssaal zu bewegen.

„Kommst du nicht mit Yami?“

Er hat Angst Joey alleine zu begegnen. Doch jetzt muss er da leider durch.

„Ich komme direkt nach dir, aber ich muss hier draußen warten.“

Ein Gerichtsdiener kommt dann nach ihm schauen und begleitet ihn in den Saal. Auf meinen Wunsch hin bleibt er in seiner Nähe bis ich wieder bei ihm.
 

**Yugi**
 

Ängstlich folge ich dem Gerichtsdiener in den Saal. Yami nickt mir noch aufmunternd zu, bevor die Tür geschlossen wird.

Ich befinde mich jetzt alleine mit Joey, seinem Anwalt, dem Staatsanwalt und natürlich dem Richter in einem Raum.

Als ich mich in den Zeugenstand setzen, lächelt mir der Richter aufmunternd zu und beginnt mit seiner Befragung. Ich muss zwar alles noch einmal erzählen, aber keiner mischt sich ein.

Wieso den auch? Das medizinische und psychologische Gutachten ist eindeutig.

Am Ende verzichtet sogar Joeys Verteidiger auf weitere Fragen.

Joey sagt während meiner Befragung überhaupt nichts und ich schaue ihn nicht an.

Es war gar nicht so schlimm!

„Wenn sie wollen, können sie wieder nach draußen gehen. Zur Urteilsverkündung rufe ich Sie dann wieder in den Saal.“

„Nein, ich bleibe hier!“

Gerade fühle ich mich stark genug es durchzustehen. Yami kommt ja auch noch!

„Dann setzen Sie sich bitte nach hinten, Herr Muto.“
 

Ich folge der richterlichen Anweisung, während Yami hereinkommt und sich in den Zeugenstand setzt.

Seine Befragung ist wesentlich schärfer verlaufen.

Besonders Joeys Anwalt erfragt sehr viel über unsere Beziehung und Yamis Beziehung zu Joey.

Doch Yami beantwortet alles zur Zufriedenheit aller Anwesenden.

Auch bei dieser Befragung verhält sich Joey sehr ruhig.

Ungewöhnlich!

Vielleicht aber auch ein Rat seines Anwalts! Schließlich sind die Beweise erdrückend.
 

Nachdem dann auch mein Lehrer, Tristan und Duke von dem Vorfall auf der Klassenfahrt berichtet haben, zieht sich der Richter mit den Schöffen zur Urteilsbesprechung zurück.

Die Beweise sind allerdings immer noch erdrückend!

Ich bin mir jetzt ganz sicher, Joey wird verurteilt werden. Und zwar für einige Zeit!

Der Staatsanwalt will ihn für 10 Jahren hinter Gittern stecken. Er plädiert sogar für eine Verwahrung nach dem Aufenthalt im Gefängnis.

Das ist sehr lange!

Joey tut mir jetzt sogar etwas Leid!

Was soll er danach machen? Sein Traum von einem guten bürgerlichen Leben ist gestorben.

Joey hat allerdings auch keine Worte der Entschuldigung für mich gefunden.

Es tut ihm nicht Leid!

Das verletzt mich ein bisschen. Schließlich sind wir beste Freunde gewesen.
 

Yamis Arm, der mir zärtlich über den Rücken streicht, lenkt mich dann von meinen Gedanken ab.

„Woran denkst du?“

Seine Stimme ist sehr leise.

„Ich denke über Joey nach. Er hat sich dadurch all seine Pläne vernichtet. Dabei hat er ein besseres Leben führen wollen als sein Vater.“

„Er hat es sich selbst zuzuschreiben. Meiner Meinung nach ist er nicht besser als sein Vater.“

„Dennoch … er war lange Zeit mein bester und einzigster Freund.“

„Selbst das rechtfertigt seine Tat nicht!“

Damit hat Yami sicher Recht!
 

„Die Richter sind wieder da, Yugi!“

Wir stehen auf und hören den Urteilsspruch.

„Joey Wheeler wird wegen Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch an Yugi Muto zu 12 Jahren Haft verurteilt. Über eine weitere Verwahrung nach der Haft wird nachgedacht und zu gegebener Zeit wird dies gründlich geprüft.“

Als Begründung für das Urteil nennt der Richter dann die Beweise und Joeys Uneinsichtigkeit seiner begangenen Fehler.

Der Staatsanwalt schaut sehr zufrieden aus, während Joeys Verteidiger enttäuscht seine Unterlagen zusammenpackt.

Joey wird von zwei Wachen durch eine separate Tür abgeführt. Er schaut noch kurz zu mit herrüber und wirft mir einen anzüglichen Blick zu.

Er hat wirklich nichts bereut! Das alles hat ihm Spaß gemacht!

Ich bin von meinem ehemaligen besten Freund enttäuscht.
 

Yami legt seinen Arm um mich und führt mich aus dem Gerichtsgebäude heraus.

„Du hast alles überstanden, Aibou!“

Ich nicke nur und schaue in die Ferne.

So einfach und endgültig kann ich das alles leider nicht abhacken. Es ist gerade eine lange Freundschaft zerbrochen.

„Lass uns noch einen kurzen Spaziergang machen.“

Nickend willige ich ein und Yami führt mich in einen kleinen Park mit zwei Kirschbäumen.

Dann nimmt er meine Hände in seine und schaut mich liebevoll an.

Was hat er jetzt vor?

Doch in seinem Blick finde ich Sicherheit wieder.

„Wir haben jetzt noch einmal eine Chance auf einen Neubeginn bekommen. Gibst du die mir auch?“

„Die hast du doch schon längst, Yami!“

Er lächelt kurz, wird dann aber wieder ernst.

„Von deinem Kopf her schon, aber dein Herz will noch nicht. Du vertraust mir noch nicht wieder.“

Ich weiß, was er meint, aber ich habe mich auch schon vom Herzen her entschieden und das beweise ich ihm jetzt.

Somit strecke ich mich ein wenig und gebe ihm seit langer Zeit wieder einen Kuss, den Yami zwar überrascht, aber freudig erwidert.

„Danke, Aibou!“
 

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So, hiermit ist meine erste Fanfiction zu Yu-Gi-Oh beendet. Es war schön sie zu schreiben, obwohl ich gegen Ende leider sehr wenig Zeit zum Schreiben gefunden habe. Für mich hat sich in den letzten Jahre auch viel verändert. Ich habe eine Ausbildung begonnen. Daher bleibt mir immer noch sehr wenig Zeit für meine anderen FFs. Trotzdem werde ich sie nicht abbrechen. Sie liegen mir genauso am Herzen wie diese hier. Ideen sind genug vorhanden.

Noch eine Bitte: Seid nachsichtig, wenn es kleine Unstimmigkeiten gibt. So 100%-tig habe ich alle Details nicht mehr im Kopf.
 

Also macht Euch keine Sorgen, wenn man eine längere Zeit nichts Neues von mir liest. Allerdings werde ich keine neuen Projekte mehr starten.
 

Allen Lesern noch ein gutes neues Jahr 2010!



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Kommentare zu dieser Fanfic (89)
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2017-07-09T17:03:35+00:00 09.07.2017 19:03
Kann ich "Believe me" kopieren?
Antwort von:  Shijin
10.07.2017 03:38
Wofür willst du sie verwenden? Ich möchte sie später nicht auf beispielsweise Facebook wiederfinden. Grundsätzlich würde ich an deiner Stelle warten bis sie fertig überarbeitet hochgeladen ist.
Von:  Sharksliebling
2017-06-28T11:39:42+00:00 28.06.2017 13:39
Hey :)
Mir ist gerade aufgefallen das ich die Story schon einmal gelesen habe darum freue ich mich um so mehr ^^ Ich liebe das Pair einfach- immer noch ich glaube ich kann sagen das ich mindestens 75% alle Yami×Yugi Geschichten gelesen habe soweit sie gut waren ^^
Lg
Vanessa ^-^
Von:  Usaria
2016-12-28T20:47:48+00:00 28.12.2016 21:47
Oh! Das hört sich nach na herzzerreisenden Love Story an. Mit vielen Höhen und Tiefen, wenn ich die Titel der einzelnen Kapitel richtig deute.

Antwort von:  Shijin
29.12.2016 17:22
XD Viel Spaß beim Lesen und danke fürs Kommentieren
Von:  Yuugi_chan
2013-12-08T19:40:40+00:00 08.12.2013 20:40
Warum ist Puztleshipping immer so herzzerreißend Q.Q *snif*.
Nein Yami, geh nicht >.<
*sich auf den Boden schmeißt und mit den Fäußten auf den kalten Grund schlägt*

Von:  -Miaka-
2013-07-04T12:22:18+00:00 04.07.2013 14:22
Hallo :) Ich weiß, dass die FF momentan in Bearbeitung ist, aber ich hab sie letzte Nacht so durchgelesen, wie sie im Moment steht. Und da fängt es schon an, denn dass ich sie überhaupt an einem Stück durchgelesen habe, soll für eine deutsche FF sehr viel heißen. Ich will damit sagen, dass sie mich bis zum Ende neugierig gemacht hat. Für eine erste Fanfiktion ist sie wirklich sehr, sehr gut. Ich hoffe sehr, dass du noch viel mehr Puzzleshipping schreibst, denn das scheibt mir im deutschen Fandom langsam auszusterben.

Gut, ich versuche in meine Kritik sowohl gute als auch weniger gute Punkte einzubauen. Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich zwar immer schön reden und kritisieren kann, selbst aber noch keine so lange FF auf die Reihe bekommen habe (obwohl da schon ein paar seit Jahren in Planung sind). Falls du dir also an irgendeinem Punkt denkst: "Blöde Kuh!", dann halte dir einfach vor Augen, dass DU es geschafft hast, eine absolut runde und stimmige Geschichte von 77 Seiten (auf meinem E-book-Lesegerät zumindest) zu schreiben und die doofe Kuh nicht. Außerdem weiß ich ja auch nicht, was genau du jetzt alles so bearbeitest. Gut, fangen wir an! :D

Es ist zwar schade, dass man das überhaupt herausheben kann, aber du hast, anders als viele, eine sehr gute Rechtschreibung und einen ziemlich ausgereiften Stil. Zumindest hat mich da an keiner Stelle irgendwas gestört. Du springst auch nicht in den Zeitformen oder Ähnliches. Die gesamte FF ließ sich sehr flüssig und gut lesen. Ich mag es, wie du schreibst, lebendig und logisch, mal witzig, mal dramatisch, das kannst du ziemlich gut. Manches allerdings war vielleicht etwas zu kurzatmig. Dabei denke ich gerade an Yamis Flug nach Ägypten. Dass er direkt im zweiten Kapitel schon nach Japan zurückkehrt, musste ich zweimal lesen, um es so richtig zu verstehen. Ich hätte an der Stelle doch gern ein bisschen mehr über seine Reise erfahren, und wenn es nur die Verabschiedung seiner Eltern am Flughafen gewesen wäre. Ist aber nur mein Geschmack, andere Leute wollen da vielleicht wieder schneller zum Punkt kommen. Es gab auch mal die eine oder andere etwas langatmigere Stelle, aber da fällt mir gerade kein Beispiel ein. Ist auch nicht so wild. Solange eine Szene irgendwie für den weiteren Verlauf gut ist, kann sie auch mal etwas länger sein. Also keine so große Sache, ich wollte es nur erwähnen.

Wenn Yami und Yugi am Anfang der Geschichte schon zusammen sind, dann ist mir meistens schnell klar, dass irgendetwas passieren muss, das sie für's Erste wieder voneinander trennt. Ich muss zugeben, dass solche Geschichten meistens nicht ganz so spannend sind, wie solche, in denen sie sich erst kennenlernen. Es sei denn der Trennungsgrund ist ein wirklich krasser, vielleicht irgendein geheimer, den auch der Leser erst später erfährt. Ich fand deinen Grund hier eigentlich recht gut, aber es gab ein paar Dinge, die ich etwas schade fand. Joey habe ich überhaupt nicht verstanden. Klar, solche Taten kann man sowieso nicht verstehen, aber weil es Joey ist, vermisse ich hier ein Motiv. Sie waren beste Freunde, also muss doch irgendetwas stattgefunden haben, das Joey zu so einer Tat erst gebracht hat. Vielleicht hat er sich verliebt? Dann gab es dafür vielleicht auch erste Anzeichen und erste Annäherungsversuche auf eine andere Weise, bevor er zu so einem Mittel gegriffen hat. Ich sehe einfach nicht, warum Joey sich von heute auf morgen so drastisch verändern würde. Bei Tristan hätte ich es irgendwie ein wenig besser verstanden, wenn er auf einmal so drauf gewesen wäre (selbst bei ihm aber nicht ganz ohne Motiv), aber bei Joey?

Am Anfang hast du den Leser noch halbwegs im Unklaren darüber gelassen, was Yugi passiert ist, und das war auch gut so. Schließlich war genau das ja der Konfliktpunkt der Geschichte. Das, was sich verändert hatte, weshalb Yugi Yami auch nicht mehr an sich heran lassen konnte. Ich finde die Thematik interessant und gut gewählt, aber meiner Meinung nach hast du uns Lesern leider viel zu schnell erzählt, was passiert ist. Ich hätte mich lieber mit Yami gefragt, was mit Yugi los ist, ohne vorher irgendwas von der Veränderung von Joey gewusst zu haben. Und sowas ist nicht leicht zu schreiben, ich weiß das. Während man im Schreiben drin ist, denkt man eher weniger an das, was der Leser bisher weiß (auch eins meiner Probleme) oder wissen sollte. Aber so weit ist weiß, ist es immer gut, dem Leser nur Stück für Stück mehr über den springenden Punkt wissen zu lassen, das erzeugt Spannung.

Was mich aber am Ende dabei gehalten hat, war, ob Yugi und Yami nun wieder zueinander finden. Yami hat mir die ganze Zeit über echt leid getan, denn er konnte ja überhaupt nichts für die ganze Sache. Und dass er auch noch ausgerechnet bei Joey einzieht! Die Sache mit dem Kuss war auch nochmal ein interessanter kleinerer Konflikt, der Yugi natürlich beschäftigt hat. Was mir bei Yugi aber gefehlt hat, war, dass er die Gründe für Joeys Tat sucht, irgendwie mit ihm redet oder anders versucht zu verstehen, was passiert ist. Ich weiß gerade selbst nicht, wie ich mir das vorstelle. Aber angenommen mein bester Freund verhält sich von einer Sekunde zur nächsten völlig anders, vergewaltigt mich ... dann hätte ich zwar genauso Angst vor ihm, aber ich würde mich doch fragen, WARUM das alles und ob ich diesen Menschen völlig falsch eingeschätzt habe. Und da man seine besten Freunde meistens nicht so völlig falsch einschätzt und das doch meistens recht gute Menschen sind - würde ich erwarten, dass der ehemalige Freund das doch irgendwo auch bereut. Vor allem bei Joey, er ist doch kein komplett schlechter Mensch. Ich könnte mir vorstellen, dass ihm so ein Scheiß möglicherweise passiert, er es aber hinterher total bereut. Ja, ich denke, die Emotionen haben mir ein wenig gefehlt (denk dran, ich würde es nicht unbedingt besser machen). Auch dass Yugi ihn danach einfach so für 12 Jahre ins Gefängnis gehen lässt, ohne irgendwie noch einmal an die Freundschaft mit Joey zurückzudenken oder auch nur einmal versucht mit ihm darüber zu reden ... ja, Fanfiktion sind nicht die Realität, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Yugi das alles so egal wäre.

Yami hast du meiner Meinung nach echt gut getroffen. Ich kann mir gut vorstellen, dass er sich auf genau die Art und Weise verhalten würde, sowohl mit Yugi, als auch in seinen Entscheidungen. Beispielsweise dass er auszieht, nachdem er bemerkt, dass Yugi ihm nicht vertraut. Auch dass er vermutet, dass es einen Anderen gibt, war mir absolut schlüssig. Ebenso seine Reaktion, nachdem Joey die neue Wohnung für Beide sucht und dass er sich sofort bei Yugi entschuldigt hat, als er gemerkt hat, dass der ihn gar nicht betrogen hat. Da gibt es nichts dran zu rütteln. Yugi hat sich echt ganz schön bitten lassen, bevor er mal irgendeine Reaktion gezeigt hat. Ich weiß zum Glück nicht, wie es einem geht, nachdem man vergwaltigt wurde, aber er war für meinen Geschmack etwas zu mimosenhaft bzw. divenhaft. Aber das ist nur mein Geschmack. Ich weiß eben nicht, wie man sich in so einem Fall verhalten würde. Zumindest kann ich mir sehr gut vorstellen, dass man Stunden unter der Dusche steht, wie Yugi es auch getan hat.

An sich stimme ich viky zu, der Schluss und die gesamte Geschichte war schön rund. Das schließt auch mit ein, dass sie von Anfang bis Ende relativ simpel aufgebaut war. Aber das macht ja nichts, es muss ja nicht immer total kompliziert sein. Auch wenn das jetzt vielleicht eher weniger ausgekommen ist, ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen. Immerhin hätte ich längst schlafen sollen und konnte sie aber einfach nicht eher aus der Hand legen, als bis ich sie zuende gelesen hatte! Das ist leider extrem selten. Die meisten deutsche FFs lege ich nach zwei Seiten weg. Aber die hier war wirklich gut und ich hoffe sehr, dass dich meine Kritik nicht abgeschreckt hat. Eher hoffe ich, dass sie dir irgendwie hilft. Bitte schreib mehr, vor allem Puzzleshipping! :D

Liebe Grüße
Miaka
Von:  viky
2010-01-05T14:44:08+00:00 05.01.2010 15:44
hey schön das es hier mal weiter ging, und du hast auch einen schönen schluss gefunden.
das joey es nicht mal leid tat, fand ich merkwürdig, fast shcon traurig, aber so ist das ab und an eben mal.

die ff hat mir gut gefallen, der schluss war schön rund.
also, bis danne


knuff
viky
Von: abgemeldet
2008-08-29T04:14:14+00:00 29.08.2008 06:14
Hi Cat89,

ich habe mal verglichen, bei Kapitel 14 ist ein ganz goldiger Schluss dazugekommen! *schwelg*

Ich bin gespannt auf die Forsetzung. Aber das kann ja jetzt nur noch gut werden. (*_*)

Ciao
Yashi
Von: abgemeldet
2008-02-22T19:19:26+00:00 22.02.2008 20:19
blöd das er noch immer diese alpträume hat.
yami ist auch so besorgt um in das er im hilft.
aber ein klein wenig scheint es sich schon verbessert zu haben wenn er bei im in bett schlafen durfte.
kann man nur hoffen das es doch bald besser wird.
freu mich wenns weiter geht.
Von:  sanjifan
2008-01-20T22:18:39+00:00 20.01.2008 23:18
es geht weiter juhuuuuuuuuuuuuuuu dachte schon ich kann sie aus der favos rausnehmen weils nicht weiter geht+erleichtertaufatmet*
Von: abgemeldet
2008-01-20T21:57:39+00:00 20.01.2008 22:57
Hi Cat89
schön, dass Du weitergeschrieben hast. *freu*

Yami soll nur Geduld haben mit Yugi. Aber das ist schon eine Herausforderung, zugleich ein superdickes Fell und unendlich viel Feingefühl zu haben... Da braucht er einfach den längeren Atem. Den wünsche ich ihm!
Ich würde ihm jedenfalls raten, sich bei beidem alle Mühe zu geben.

Herrlich, wie Du die Gedankenwelt herausarbeitest! Als Yami hätte ich meinen Gedanken kaum etwas hinzuzufügen... (*_~)

Ein Gedanke Yugis ist allerdings überraschend: "Doch wie kann er mich lieben, obwohl Joey mir so etwas angetan hat?" Yugi kann schlicht nichts dafür und das ist wohl inzwischen auch bei Yami angekommen, selbst ohne Gedankenlesen. :-)

Hoffentlich schreibst Du bald weiter!

Liebe Grüße
Yashi


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