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Zeitenwandel

Nach unglaublichen 4 Jahren das 21. Kapitel Kawari Gen Son - Lebenswandel
von

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Kawari Gen Son - Lebenswandel

so *smile* Es ist unglaublich, aber wahr. Seit.. ich weiß nicht.. vier Jahren oder so, schreib ich an DIESEM verdammten Kapitel. Gut, bei mir war einiges im Argen. Trennung, Scheidung, persönliche Katastrophen. Das hat mir die Muse und den freien Kopf geraubt. Und trotzdem hab ich immer mal wieder ein bisschen was geschrieben.
 

Raus gekommen sind etwa 25 Word Seiten. ich hoffe, ihr lasst euch davon nicht abschrecken und ich hoffe, dass diejenigen, die soooo lang drauf gewartet haben, zufrieden sind, mit dem, was ich da produziert habe.
 

Somit wünsche ich euch viel Spaß mit diesem Kapitel. Ich hoffe.. auch für mich selbst *schmunzel*, dass das kommende Kapitel nicht auch sooo viel Zeit brauchen wird.
 

Liebe Grüße an euch

Nina
 


 

Kawari Gen Son - Lebenswandel
 


 

Das Taxi hielt in einer Nebenstraße an und Yasha und Ginmaki stiegen aus... Yasha bezahlte den Fahrer und folgte seinem Sohn zu einem heruntergekommenen Hauseingang. Der Putz bröckelte von der Hauswand, die Tür schien einst in einem schönen dunklen Rot gestrichen worden zu sein, jetzt war sie nur mehr ein Schatten ihrer selbst.

Ginmaki schob die quietschende Tür auf und betrat mit seinem Vater das verdreckte Treppenhaus. Eine vergilbte Glühbirne spendete spärliches Licht .. viele der dunklen Fliesen waren gebrochen oder fehlten ganz. Ginmaki wandte sich der Treppe zu und stieg die ächzenden Stufen hinauf. Der schöne junge Mann passte gar nicht in diese Umgebung.

Inuyasha folgte ihm stumm mit gehobener Augenbraue.. in einem solchen Loch hauste sein Sohn? Der Sohn des InuYoukai? Ein Sohn des stolzen Volkes?!
 

Im vierten Stock angekommen kramte Ginmaki in seiner Hosentasche nach einem Schlüssel und öffnete damit eine wohl ehemals weiße Holztür, von der jedoch der bereits vergilbte Lack in großen Stücken abblätterte. Auch diese Tür quietschte kreischend in den Angeln und Yasha folgte Ginmaki in den engen dunklen Flur. Der junge Youkai schloss die Tür und schob sich stumm an Yasha vorbei, öffnete eine Tür auf der linken Seite. Yasha blickte sich dort um. Ein spärlich eingerichteter Wohnraum mit ausgeklappter Schlafcouch. Es herrschte eine Unordnung, die wohl für einen heutigen Single-Haushalt durchaus üblich war, jedoch in Kombination mit dieser spärlichen und teils kaputten Einrichtung einen sehr heruntergekommenen Eindruck machte.
 

Der niedrige Couchtisch war eigentlich nicht mehr als ein zusammengebastelter Beistelltisch, ein windschiefes Regal an der Wand und ein klappriger Schrank waren alles, was hier außer der Schlafcouch noch zu finden war... weder Vorhänge noch Teppich oder Bilder schmückten das kahle Zimmer, von deren fleckigen Decke eine ebenfalls fast blinde Glühbirne am bloßen Draht herabhing.

Auf einem alten Holzhocker stand ein winziges TV-Gerät mit Draht-Antenne.

Ginmaki durchquerte den Raum und zog linkerhand einen Vorhang zur Seite, welcher einen Durchgang zu einem weiteren Zimmer freigab. Inuyasha erkannte eine winzige Küche mit zwei Herdplatten, einer Mikrowelle, einem Spülbecken und einem kleinen Kühlschrank. Yasha legte seinen Leder-Rucksack mit den Skalps auf der Couch ab und wandte sich Ginmaki zu.

„Wo hast du dein Bad? Ich würde mir gern die Hände waschen...“

Ginmaki blickt über die Schulter zurück, als er gerade eine Flasche Wasser aufschraubte. „Die Tür am Ende des Flurs. Gegenüber der Eingangstür.“

„Danke.“

Inuyasha verließ den kargen Raum, wandte sich im Flur nach links, war mit nur zwei Schritten bei der besagten Tür und öffnete diese. Muffiger Geruch kam ihm entgegen und er knipste das Licht an. Die gesplitterte Lampe flackerte aufgeregt und eröffnete den Blick auf ein schmuddeliges Bad. Die vergilbten Fliesen fielen teilweise schon von den Wänden, das Waschbecken und die Kloschüssel hatten Sprünge und Schmutzränder, eine Badewanne gab es nicht, dafür ein winziges Duschbecken mit fleckigem Vorhang. Sein Blick streifte umher. Der Raum war fensterlos und die Lüftung schien nicht zu funktionieren. Kein Wunder, dass es hier so muffig roch.

Er trat an das Waschbecken und drehte am Hahn, der quietschte erst seltsam, dann begann es in den Leitungen zu rattern und Inuyasha zog die Augenbrauen wieder hoch, während er das Stück Metall misstrauisch beäugte. Der Wasserhahn keifte und spotzte ungeduldig keuchend rostige Brühe aus, bis er sich endlich beruhigte und nach einiger Zeit klares Wasser kam.

Ungläubig mit dem Kopf schüttelnd wusch er sich seine Hände und trocknete sie ab. Ein erneuter Blick zeigte ihm, dass sein Sohn wohl keine Waschmaschine besaß. Feuchte Handtücher und Socken hingen über einer notdürftigen Leine in der Duschkabine.

Er seufzte und ließ beim Hinaustreten die Tür offen, damit Frischluft in die Feuchtzelle kam, kehrte dann zurück zu Ginmaki.

„Mein Sohn.. Wie kannst du hier in diesem Loch leben?!“

Ginmaki saß mittlerweile auf der Couch, zwei Gläser Wasser standen auf dem Tisch. Er blickte auf. „Es war billig... und schnell zu haben. Ich hatte nicht vor, lange zu bleiben. Aber alles ist besser, als ein billiges Motel mit Huren und Drogenabhängigen oder der Platz unter einer Brücke. Und der Vermieter verlangt keinen Mietvertrag, oder Abbuchungsauftrag, mit dem man meine Spur hätte finden können.“ Ginmaki nahm sein Handy und hielt es hoch. „Du hast gesagt, du hast Hunger. Wollen wir uns Pizza bestellen?“
 

Inuyasha seufzte wieder. „Ich hatte heute Morgen erst kalte Pizza. Wie wäre es, wenn wir essen gehen?“

Ginmaki warf einen kritischen Blick auf das Telefon. „Ich hatte eigentlich keine Lust noch mal wegzugehen...“

Im Bad ertönte ein ohrenbetäubendes Knattern, welches sich durch die gesamte Wand zog und schließlich ein lautes Schlagen. Yasha spürte die Vibrationen durch den Fußboden und blickte Ginmaki ungläubig an. „Was ist das?!“

„Das sind die Wasserleitungen. Sie sind verrostet. Jede Woche gibt’s irgendwo im Haus nen Wasserschaden...“

Yasha schlug beinahe die Hände über seinem Kopf zusammen und ging vor Ginmaki in die Hocke „Sunrise... mein Sonnenschein. Nimm dir das, was du brauchst... und lass uns hier verschwinden. Wir suchen uns ein nettes Hotel ohne Lärmbelästigung in der Wand, dann machen wir uns frisch und gehen ganz gemütlich Essen. Und Morgen fliegen wir zurück nach Japan. Was hältst du davon?“
 

Ginmaki blickte ihn nachdenklich an und sich dann in seiner winzigen Wohnung um „Das was ich brauche, passt eigentlich in einen Rucksack.“

„Dann pack zusammen und lass dieses unwürdige Dasein hinter dir. Es juckt mich schon überall und ich darf gar nicht an das ganze Viehzeugs denken, dass vermutlich in jeder Ritze hier haust.“

Ginmaki nickte seufzend, stand auf und holte hinter dem Sofa einen schön bestickten Lederrucksack hervor. Ein Rucksack auf Art des Volkes hergestellt und verziert, ein wunderschönes Stück Handarbeit. Ginmaki ging durch die Räume und sammelte seine wenigen Habseligkeiten ein, die ihm wichtig waren. Schmuck und Tand vom Volk, Handy, Gürtel, zwei Hosen und drei Hemden, drei schmale zerlesene Bücher, welche er in den Rucksack stopfte, seinen Geldbeutel und einen schön gearbeiteten Dolch.

Er nahm ein paar Scheine aus seinem Geldbeutel, suchte einen Briefumschlag heraus und steckte die Scheine sowie die Schlüssel hinein und klebte es sorgfältig zu.

Letztendlich zog er den Rucksack zu und hing ihn sich über die Schulter, blickte Yasha fest an und strich sich sein langes Haar hinters Ohr, schob dabei den silbernen pony etwas zur Seite. „Ich bin fertig.“

Inuyasha nickte, nahm auch seinen Rucksack und blickte sich nochmals prüfend um. Dann legte er seinem Sohn die Hand auf den Rücken und geleitete ihn aus dieser Bruchbude.

Auf dem Weg nach unten steckte Ginmaki den Umschlag mit der restlichen Miete und den Hausschlüssel in einen Postschlitz an der untersten Eingangstür und verließ dann zusammen mit seinem Vater das baufällige Gebäude.
 

Sie liefen die Straßen entlang, bis sie ein Taxi fanden.

„Können Sie uns ein Hotel der gehobenen Kategorie empfehlen, Sir?“ fragte Inu Yasha, als sie eingestiegen waren.

Der Taxifahrer blickte in den Rückspiegel und schien zu überlegen. „Ich denke, ich kann Ihnen das Residence Inn New Rochelle Hotel empfehlen. Ein vier Sterne Haus, Sir.“

Der Inu Youkai nickte. „Das hört sich gut an. Bringen Sie uns bitte dort hin.“

Der Taxifahrer machte sich auf den Weg und freute sich am Ende der Fahrt über das großzügige Trinkgeld des Weißhaarigen.
 

Endlich angekommen atmete Inuyasha erleichtert die saubere Luft im Hotelfoyer ein und ging zur Rezeption.

„Guten Abend. Wir brauchen ein Doppelzimmer für eine Nacht.“

Der Hotelangestellte blickte überrascht auf und musterte Inuyashas imposante Erscheinung. Das silberne Haar, die goldenen Augen und natürlich die „Tattoos“ auf den Wangen „In welcher Preiskategorie darf ich Ihnen ein Zimmer anbieten, Sir?“

Inuyasha lächelte seicht „Geld spielt keine Rolle, Mister Buris.“ Inuyasha zückte seine schwarze Kreditkarte und der Angestellte erstarrte. Zum einen, weil der silberhaarige seinen Namen wusste, ohne dass er sich vorgestellt hatte.. und zum anderen wegen der seltenen und äußerst begehrten schwarzen Karte.

„Sehr wohl, Sir. Ich werde Sie zur Suite bringen lassen. Kann ich für Sie sonst noch etwas tun?“ Der Angestellte Mr. Buris winkte einen Pagen heran. Ein Junge von vielleicht sechzehn Jahren mit roten Haaren, Sommersprossen und himmelblauen Augen.

Inuyasha nickte nachdenklich. „Wenn sie so freundlich wären und uns einige Informationen über umliegende empfehlenswerte Restaurants zukommen lassen könnten. Mein Freund und ich sind sehr hungrig und möchten, nachdem wir uns frisch gemacht haben, sofort etwas essen gehen.“

Mr. Buris nickte eifrig „Sehr wohl, Sir. Ian hier wird Sie auf Ihr Zimmer bringen. Und ich werde umgehen etwas für Sie heraussuchen.“

Mr. Buris Blick blieb auf Ginmaki haften. Freund.. ob sie wohl...?

Yasha blickte ihn jedoch scharf an. Er konnte Ginmaki nicht als seinen Sohn vorstellen. Dazu wirkte er selbst viel zu jung. Deswegen Freund....

Mr. Buris zog den Kopf ein und machte sich wieder an seine Arbeit.
 

Inuyasha nickte zufrieden und folgte mit seinem Sohn dem jungen Pagen zum Aufzug. Dieser hielt im zehnten Stock und der rothaarige Ian geleitete sie den Flur entlang und öffnete mit einer Chipkarte eine große Tür. Dahinter befanden sich wunderschön eingerichtete großzügige Räume. Durch die großen Fenster hatten Inuyasha und Ginmaki einen wunderbaren Ausblick auf die beleuchtete Skyline von New York.

Der silberhaarige gab dem jungen Pagen zwanzig Dollar und dieser verließ mit glänzenden Augen und mehrmaligen Dankeschön die Räume.

„Ich denke, wir sollten gleich duschen und uns dann auf den Weg machen.. Ich könnte ein Pferd fressen.“

Ginmaki lachte leise „Erinnere dich, dass niemand den Hunger von Pahayuca überbieten konnte. Er hat wirklich ein ganzes Pferd gefressen!“

Inuyasha lachte mit „Ich erinnere mich! Er hat das Lieblingspony von Old Owl `erlöst´ und es aufgegessen! Ich dachte, Old Owl zieht ihm das Fell über die Ohren und brät ihn mitsamt der geschätzten Füllung über dem Feuer!“

Ginmaki gluckste und wischte sich die Lachtränen aus den Augen „Asa Nanika, Star Name hatte alle Hände voll zu tun, ihn wieder zusammenzuflicken. Und Old Owl hat über ein Jahr nicht mehr mit ihm gesprochen. Hach, waren das schöne Zeiten!.. Ich geh schon mal unters Wasser, Dad.“

Ginmaki verschwand kichernd im Bad und kurze Zeit später hörte man das Wasser rauschen.
 

Inuyasha nickte lächelnd und blickte gedankenverloren über die Stadt zu seinen Füßen. Ja, es war trotzdem eine wunderschöne Zeit gewesen. Aber die Zeit, bevor er seine Erinnerung zurückerhielt, bevor Tabbenoca – Sunrise ... Ginmaki geboren wurde, war noch schöner gewesen. Er war glücklich, frei wie ein Vogel in einem unendlichen Land... Bevor er sich erinnerte, wer er eigentlich war... und nachdem er den Schock darüber überwunden hatte.. nach der Geburt seines Sohnes, hatte er das Leben dort dennoch genossen... Dennoch belastete es ihn enorm, dass er in der Zeit seiner Vergessenheit so viel getötet hatte... dörferweise... und er war stolz darauf gewesen. So verflucht stolz...
 

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In diesem Frühling lagerte die Gruppe der Kojoten in einem weitläufigen Buchenhain. Nun war fast ein Jahr vergangen, seit der Silberhaarige ein Teil des Volkes geworden war. Er hatte sich gut eingelebt, vor Kurzem hatte er Black Bird zur Frau und somit in sein eigenes Zelt genommen. Die Hochzeitsfeier war unglaublich prachtvoll und groß gewesen. Tagelang hielt sie an und war monatelang das größte Gesprächsthema.
 

Die Zelte fügten sich in die Umgebung ein, als gehörten sie hier hin. Die Sonne malte funkelnde Lichtpunkte durch das dichte grüne Blätterdach auf den Boden und die Häute der Tipis. Tosa Amah kehrte von einem erfolgreichen Überfall zurück. An seiner Lanze baumelten viele Skalps und er hatte bevor er das Lager erreichte seine feinste Kleidung angelegt sowie seine Kriegsbemalung aufgetragen. Mit ihm ritten Deep Water, Upstream und auch Buffalo Piss. Sie hatten im Süden eine Siedlung überfallen und Gewehre gestohlen. Tosa Amahs Satteltaschen waren gefüllt mit Geschenken für die Frauen und seine Freunde. Bunte Stoffbänder, ein Spiegel, schöne Stoffe und noch einiges andere mehr. Sie stimmten ihr Kriegsgeheul an als sie das Dorf erreichten und die Frauen, Kinder und daheimgebliebenen liefen ihnen freudig entgegen, stimmten in ihr Geheul mit ein. Stolz zeigten die Krieger die Trophäen ihrer Taten.
 

Tosa Amah übergab seine Lanze und sein Schild an Black Bird und begab sich mit den anderen ins Zelt von Terrible Snows, um von ihrem Überfall zu berichten und um miteinander zu rauchen. Erst spät in der Nacht, wenn keiner von ihnen mehr etwas zu berichten wusste, wenn sie sich ausgetauscht hatten und aufgeteilt, wieviel Ehre jeder von ihnen aus diesem Coup mitnehmen durfte... erst dann würde er in das Zelt zu seiner Frau gehen. Und sie würde auf ihn warten. So war es und so würde es immer sein.
 

Black Bird nahm seine Waffen und sein Kriegspony Down und ging zum Zelt zurück. Dort stellte sie den Schild in ein Gerüst vor das Zelt und stellte die Lanze an die Zeltwand. Dann kümmerte sie sich um Down, rieb ihn trocken, und schließlich ließ sie ihn zu den anderen Ponys, so dass er fressen und saufen konnte. Dann kehrte sie in ihr Zelt zurück und begann für ihren Mann etwas zu Essen zuzubereiten, damit sich dieser stärken können würde, wenn er zu ihr kam. Und sie würde ihn heute Nacht verwöhnen. So wie immer, wenn er von einem Beutezug nach Hause kam. Wie jede andere Frau auch. So war es und so würde es immer sein.
 

In dem rauchigen Zelt von Terrible Snows saßen die Männer beieinander, die Feuerstelle in der Mitte. Eine Pfeife wurde herum gereicht und sie lauschten ihren Erzählungen. Die erfahrenen Krieger erzählten, dass die Waffen der Menschen immer besser werden würden. Sie trafen besser und hatten weniger Fehlzündungen. Jedoch war es immer noch sehr schwierig, das Pulver trocken zu transportieren. Aber allein für die sehr große Reichweite der Gewehre war der Aufwand dieser Überfälle durchaus berechtigt.

Erst spät in der Nacht, als der Mond bereits hoch oben am Himmel stand, verließ Tosa Amah das Zelt des Häuptlings und ging auf leisen Sohlen durch das Lager, lauschte den leisen Geräuschen, die um ihn herum zu hören waren. Leise Gespräche, das leise Geräusch der Hunde, das Winseln und Tapsen, leises Schnauben der Ponys, Gelächter, Schnarchen.

Mit einem sanften Lächeln betrat er sein Zelt und ließ das Leder hinter sich zufallen. Black Bird saß im Schein der glühenden Kohlen auf den Fellen und blickte ihm erwartungsvoll entgegen.

„Es ist schön, dass du gesund zu mir nach Hause kommst, Mann. Komm und setz dich. Ich habe dir zu Essen gemacht.“

Sie löffelte etwas von dem Eintopf in eine Holzschale und gab es ihm, als er sich auf den Fellen niedergelassen hatte. Er nahm es entgegen und küsste sie sanft. „Auch ich freue mich, dich wieder zu sehen, Frau. Ich habe dir Geschenke mitgebracht.“

Sie lächelte. „Die Geschenke sind nicht so wichtig, wie dass du gesund zu mir zurückkommst.“
 

In dieser Nacht schlief Tosa Amah völlig erschöpft ein, nachdem er und Black Bird sich geliebt hatten. Und er träumte wirr. Von einem seltsamen schneebedeckten Berg und von dampfenden Wasser. Von großen hölzernen Wagen, die über unendliches stürmisches Wasser fuhren. Er träumte von einem langen mächtigen Messer, so groß wie er selbst. Er träumte von riesigen Wespen, seltsamen Schmuckstücken und einem eckigen Brunnen. Und er wachte am nächsten Morgen auf, spürte Black Birds ruhigen Atem an seiner Brust und starrte an die Zeltwand. Diese Träume beunruhigten ihn, und doch beschloss er, diese seltsamen Bilder für sich zu behalten, er würde sie sowieso nicht in Worte fassen und erklären können. Und er verlor niemals ein Wort darüber... und diese Träume kehrten in unregelmäßigen Abständen zurück. Und doch wurden sie ihm nie klarer, erschlossen sich ihm nicht.
 

Etwa drei Jahre später stieg die Sonne am Horizont über die Kämme der Hügel und hüllte die Steppe in pastellige kalte Farben. Es war Spätherbst und der gesamte Stamm war unterwegs.

Tosa Amah saß auf seinem Kriegspony Down und blickte über die riesige Büffelherde hinunter, welche den Grund der Ebene vor ihm beinahe völlig bedeckte. Eine große Masse dunkelbrauner Leiber, dampfend im Morgengrauen, wälzte sich langsam gen Süden. Der Bison oder Büffel war für das Volk von zentraler Bedeutung und wurde als heiliges Tier verehrt.
 

Neben ihm saßen Payayuca und viele andere Krieger auf ihren Ponys, ebenso nur in Lendenschurz und Mokassins gekleidet wie er. Die eisige und klamme Kälte des Novembermorgens ließ ihn frösteln, Downs Wärme zwischen seinen Schenkeln machte es ihm jedoch erträglich.

Sein Jagdbogen wog kühl und glatt in seiner rechten Hand, die Pfeile lagerten im fellverkleideten Köcher an seiner rechten Schulter. Heute Abend würde es ein Festessen geben, die Frauen und Kinder harrten bereits erwartungsvoll im Hintergrund, ebenso bereit, wie die Jäger auf ihren Ponys.
 

Terrible Snows gab ein lautloses Zeichen mit der Hand und die Ponys der Krieger machten auf deren unsichtbaren Befehl hin einen Ruck nach vorn über die Kante der Anhöhe, stürmten auf die gigantische Herde zu. Nur mit den Schenkeln und Füßen oder durch Gewichtsverlagerung Signale gebend ritten die besten Reiter der Plains wie die Teufel... so sagten die Menschen jedes Mal, nachdem sie einen vom Volk auf dem Rücken eines Pferds gesehen hatten.
 

Mit unbeschreiblicher Präzession wurden die Jagdbögen gespannt und die markierten Pfeile, an denen man den Schützen später erkennen konnte, auf die in Panik davon stobenden Büffel abgeschossen, jeder Pfeil in der Lage einen Büffel komplett zu durchdringen.
 

Binnen weniger Minuten bedeckten bereits unzählige tote Leiber den staubigen Steppenboden. Down als gut trainiertes Pony reagierte auf die kleinste Gewichtsverlagerung und wich den panischen Bisons mit Leichtigkeit aus. Tosa Amah spannte seinen Bogen und schoss seine Pfeile in einer einzigen fließenden Bewegung ab. Auch er hatte in den vergangenen Jahren viel gelernt. Und er war gut. Richtig gut. Und das wusste er.

Und das war wichtig für das Überleben, alles war wichtig. Nichts wurde vergeudet, auch bei den Büffeln wurde wirklich alles verwendet.
 

Die übrigen Männer, die Frauen und auch die Kinder eilten zu den toten Tieren und zogen ihnen die Felle in einem einzigen Stück ab. Die Büffel versorgten sie mit den wichtigsten Dingen, die für das Überleben auf den Hochebenen notwendig waren: Nahrung, Unterkunft und Kleidung. Aus der Haut von Büffelkälbern wurden weiche Windeln für die Neugeborenen gemacht. Die Häute von sechs bis acht ausgewachsenen Tieren ergaben die Abdeckung eines Tipis für die gesamte Familie. Außerdem fertigte man aus Bisonhaut die Sohlen von Mokassins, Kleidungsstücke, Taschen, die verschiedensten Riemen und Boote. Das besonders dicke Nackenfell diente zur Herstellung von Schilden. Aus Pansen (Magen) entstanden Kochtöpfe und die Sehnen dienten als Garn zum Beispiel zum Verbinden der Häute. Die Sehnen wurden sorgfältig herausgeschält. Die längsten, welche am Rückgrat entlang liefen, wurden beispielsweise zur Bogenherstellung benötigt.
 

Die Knochen wurden zu Schabern, Messern und Ahlen verarbeitet. Aus mit Riemen verbundenen Rippen stellte das Volk Schlitten her. Die dicken Winterfelle boten Schutz und Wärme gegen die beißende Kälte auf den Plains. Das Fell diente außerdem zum Auspolstern von Wiegenbrettern und Kissen. Es gab Spielsachen aus Knochen, Puppen aus Büffelleder und Spielzeug aus Horn. Aus gefärbtem Büffelhaar entstanden Verzierungen und Büffelschwänze schmückten die Tipis. Der Bart der Tiere verzierte Kleidung und Waffen, Hörner und Haare dienten beispielsweise als Kopfschmuck. Aus der Blase entstanden Medizinbeutel und aus Hufen und Hodensäcken fertigte man Rasseln für zeremonielle Zwecke.
 

Black Bird setzte sich in den Nacken eines toten Tieres und öffnete dessen Schädel, löffelte das übel riechende Hirn in einen Behälter. Sie würden es zum Gerben für das Leder verwenden, um es weich und geschmeidig zu bekommen, damit es auch bei Nässe nicht aus der Form geraten würde. Doch auch der Genuss kam nicht zu kurz.

Nachdem der Kopf leer war, wendete sie sich den Lenden zu, schlitzte dort die Haut auf und holte mit der bloßen Hand den Talk hervor, dieser wurde bereits zum Teil schon vor Ort an die Kinder und Helfer verteilt, welche fröhlich schlemmten und diesen auf ihrer Zunge zergehen leisen.

Bei den getöteten Kälbern wurde halbgegorene Milch, vergleichbar mit Quark, aus dem Magen geholt und ebenfalls mit Genuss verzehrt, die blutigen noch körperwarme Leber rundete das Delikatess-Menü ab.
 

Tosa Amah erkannte erneut wieder, wie abhängig sein Volk von den Bisons war. Denn wirklich beinahe alles wurde verwendet. Sogar die Graskugeln aus den Mägen wurden als Medizin aufbewahrt.
 

Das gesamte Volk schuftete stundenlang ohne Pause, um alles schnellstmöglich zu bergen und zu verladen. Spätestens morgen Abend musste alles verarbeitet sein, sonst würde die Verwesung alles verderben lassen. Das Fleisch in Streifen geschnitten und zum Trocknen aufgehängt, später zu Pulver zerstampft, mit Talk und getrockneten Früchten in Behältern gefüllt, mit flüssigem Fett luftdicht versiegelt und somit für den Winter haltbar gemacht. Diese Spezialität des Volkes wurde Pemmican genannt. Eine frühe Version der Konserven.
 

Dieser Winter würde ein guter Winter werden. Ohne Hunger.
 

Einige Tage später, als alle Vorräte soweit verarbeitet waren, zog das Volk in das Winterlager um. Ein guter Ort, ein Fluss in der Nähe, Bäume und Felswände boten ausreichend Schutz vor den eisigen Winterstürmen.
 

Im Winterlager war die Stimmung gelöst, die Winterzeit war die Zeit der Geschichten, der Handarbeiten, der Liebenden. In den warmen Zelten wurde sich zusammengedrängt, um die eisige Kälte auszuschließen. Quinna, Adler, war ein guter Geschichtenerzähler. Er erzählte die Geschichten vom Volk. Von Mutter Erde und vom Vater hinter der Sonne. Von deren Zorn, der als Donnervogel zur Bestrafung herabgeschickt wurde. Von Präriehunden und Kojoten, von Füchsen und Wölfen, allesamt heilige Tiere und mächtige Medizin des Volkes.
 

Tosa Amah saß im Zelt, Black Bird zwischen seinen Beinen. Das warme Fell des Wolfes, das er um seine Schultern gelegt hatte, wärmte seinen haarlosen Körper. Er lauschte Quinna bei seiner lebhaft beschriebenen Geschichte, die Kinder saßen mit glänzenden Augen aufgeregt ums Feuer und fieberten mit.
 

Das Fleisch an den Stäben am Feuer brutzelte, der Saft troff zischend herab und ein verführerischer Duft ließ allen das Wasser im Mund zusammenlaufen. In diesem Jahr würden die Kinder nicht weinen im Januar, dem Monat in denen die Babys um Nahrung schreien. Das Volk hatte genug Vorräte zusammenbringen können.
 

Später in der Nacht lagen Tosa Amah und Black Bird auf ihrem Lager aus Fellen und liebten sich. Das Feuer in der Mitte ihres Zeltes strahlte eine wundervolle heimelige Wärme aus. Als nach einiger Zeit Ruhe innerhalb des Tipis einkehrte, sprach Black Bird ihn leise an.

„Tosa Amah?“

Der silberhaarige blickte sie durch die Dunkelheit des Zeltes hinweg sanft an. „Ja, mein Herz?“

Black Bird lächelte und strich ihm sanft über seine Wange „Wenn der Frühling kommt, wird Down Vater werden.“

Seine Augenbraue wanderte erfreut nach oben „Und Flower die Mutter, nehme ich an?“

„Ja.“ Black Bird machte eine kurze Pause „Und wenn der Frühling kommt, dann wirst auch du Vater sein.“
 

Tosa Amah brauchte einige Augenblicke bis das Gesagte zu ihm durchdrang, doch dann richtete er sich auf und beugte sich über Black Bird. „Ein Sohn?“ fragte er aufgeregt.

Black Bird lachte leise „Das weiß ich nicht, aber ein Kind kann ich dir versprechen.“

Tosa Amah zog sie in seine Arme und küsste sie auf ihre Stirn „Das lässt mein Herz fröhlich singen, Black Bird.“
 

Die Geburt seines Sohnes im kommenden Frühjahr hatte vieles verändert... Seine Erinnerungen kehrten zurück, ebenso wie er zu seiner Familie zurückfand, um Dinge erklären zu können. Nun saß er nach der Begrüßung von Sesshoumaru, Kouga und Shippou mit ihnen im Schatten und beendete seine Erzählung, was bei ihm in den letzten vier Jahren vorgefallen war...
 

„ ... Und jetzt bin ich hier her gekommen... ich möchte nicht, dass ihr euch weiter Sorgen machen müsst. Es geht mir gut, wenn man davon absieht, wie zornig ich bin, dass sie mir fast vier Jahre mit euch gestohlen haben.“ Lächelte der Silberhaarige und die Metallkegel an seiner Kleidung und seinen Oberarmen klirrten leise als er sich bewegte, sein Blick glitt von einem zum Nächsten.. und sah die tausend Fragen, die ihnen auf der Zunge lagen.
 

„Bleibst du jetzt bei uns?“ der junge Kitsune blickte ihn hoffnungsvoll an.
 

Inu Yasha zögerte, erwiderte Shippous Blick entschuldigend „Nein, Shippou. Ich werde zurück zum Volk gehen.“
 

Drei Augenpaare blickten ihn geschockt an, Sesshoumaru setze zum Sprechen an, brachte aber keinen Ton heraus. Er würde weg bleiben?

„Warum!? Willst du nicht mehr bei uns sein?“ Kougas Stimme klang verzweifelt.
 

Erneut schüttelte er den Kopf, so dass der silberne Haarkamm sanft mitschwang

„Oh, Kouga, wie kannst du so etwas denken. Ich würde nichts lieber tun, als zu euch zurückzukehren. Aber ich habe einen Sohn. Und auch wenn ich ihn nicht freiwillig habe, er ist MEIN Blut. Aber auch das ihrige. Ich möchte, dass er die Chance hat beim Volk aufzuwachsen. Bei seiner Familie. Und ich möchte ihm ein Vater sein. Ich will nicht, dass er wie ich ohne Vater aufwachsen muss. Und... wenn ich die letzten vier Jahre resümieren lasse, dann ist die Lebensweise des Volkes an sich lebenswert. Sie leben im Einklang mit den Elementen und der Natur. Ich liebe das. Es gibt nichts, das purer, reiner ist als das. Das Vergehen, mich zu täuschen, fällt auf einige Wenige zurück, aber nicht auf die Lebensart des gesamten Volkes.“
 

Sesshoumaru hörte ihm aufmerksam zu und nickte zustimmend. „Dann sei deinem Sohn ein Vater, wie du es wünscht. Ich selbst hatte das Privileg mit einem Vater aufwachsen zu dürfen und ich wünsche meinem Neffen nichts anderes. Und du wirst ein guter Vater sein, Inu Yasha. Da bin ich mir sicher. Versprich mir nur eines. Komm uns besuchen... oder melde dich hin und wieder.“
 

Der jüngere nickte dankend. „Ich komme zu euch, wann immer ich in eurer Nähe bin. Leider wird das nicht allzu oft vorkommen. Sobald mein Sohn ein Mann ist und ich mir sicher sein kann, dass es ihm gut ergeht, werde ich zurückkehren. Und ich werde IHN vor die Wahl stellen. Ob er beim Volk bleiben möchte... oder ob er mit uns kommen will.“
 

Kouga lehnte sich etwas vor „Das klingt nach einem guten und soliden Plan, mein Freund. Aber... Hast du deinem Sohn eigentlich schon einen Namen gegeben?“
 

„Nein. Das macht NameGiver. Er ist so etwas, wie ein Medizinmann. Er kann in die Seele des Kindes sehen und die Geister der Ahnen wählen den richtigen Namen aus. Nur in ganz seltenen Fällen geben Vater oder Mutter dem Kind den Namen... Und wird das Kind zum Mann, begibt er sich zu einem heiligen Ort und sucht seine Vision. Die Geister geben ihm einen neuen Namen. Manchmal kommt es vor, dass sie ihre Namen behalten, selten. Meist passt sich der Name ihnen an. Ihrer erwachsenen Seele.“
 

Shippou strich sich eine Haarsträhne hinter sein Ohr „Das klingt wirklich sehr interessant. Und zu erzählst davon, als wäre dir alles in Fleisch und Blut übergegangen, als ob das auch DEIN Glaube ist“ etwas misstrauisch blickte er seinen alten Freund an
 

„Nun... Ich habe dort viel erlebt in dieser Zeit, Shippou. Dieser Glaube... ihre Magie ist stark. Ich kann mich damit identifizieren. Und wenn ich mit denen fertig bin, die mich getäuscht haben, werde ich auch sehr gerne dort leben. Es ist so ganz anders als DAS, was ihr in der Siedlung habt. Freier. Offener. Ich fühle mich dort so lebendig. Alles ist so unmittelbar, so .. ja.. einfach nur pur. Ich kann es schwer beschreiben.“ Der silberhaarige grinste schief und strich sich eine Strähne aus der Stirn nach hinten.
 

„Das klingt sehr überzeugt. Wir werden dich nicht aufhalten, aber dir stehen unsere Türen jederzeit offen. Komm, wann immer du willst und geh, wann immer du willst, Inu Yasha. Wir werden warten, bis du bereit bist, zurückzukehren.“ Sesshoumaru blickte ihn offen und warm an, seine Augen zeigten jedoch die Trauer, seinen Bruder nicht bei sich behalten zu können.
 

Kouga und Shippou nickten zustimmend, aber auch wehmütig.
 

„Keine Angst. Ich habe unser Band wieder erkannt. Es ist wieder offen und wir können jederzeit kommunizieren“ Tosa Amah legte seine Hand auf seinen Brustkorb und nickte nachdrücklich.
 

An diesem Tag unterhielten sie sich noch lange, tauschten Neuigkeiten aus und lachten gemeinsam. Der silberhaarige erzählte ihnen am Lagerfeuer Geschichten vom Volk, lustige Begebenheiten und auch von ihren Gewohnheiten.

Als Tosa Amah spät in der Nacht unter seiner Decke lag und zu den Sternen aufblickte, bat er die Geister seiner alten Heimat und die Geister des Volkes um stillen Beistand. Wirklich schlafen konnte er nicht. Zuviel ging ihm durch den Kopf. Auch Reue, weil er die anderen Mitglieder seiner Familie nicht treffen würde. Er würde im Morgengrauen aufbrechen. Zurück in die Plains und zurück zum Volk.
 

Als die Morgennebel den Boden bedeckten, stand er leise auf und rollte seine Decke zusammen. Er befestigte sie an Downs Sattel und blickte zu seinen Gefährten, machte seine verabschiedende Geste und führte Down durch das nasse Gras. Sein schwarzes Pony setzte seine Hufe beinahe lautlos, als wüsste es, dass sie leise sein mussten.

Als Tosa Amah weit genug fort war, sprang er auf Downs Rücken und galoppierte mit ihm davon. Dort hinaus, wo ihnen keiner würde folgen können, wo sie keiner würde finden können. Er war schon einige Zeit unterwegs, als ihn ein wütender Ruf traf und er eine reuevolle Entschuldigung zurücksandte. Er wollte keine Verabschiedung. Wenn man sich nicht verabschiedete, war es so, als ob man nie wegging.
 

Einige Tage später kehrte er in das Dorf zurück, die Koyoten blickten ihn aus großen Augen an, abwartend, was er tun würde, nachdem er ihre Tat erkannt hatte. Tosa Amah lenkte Down durch das Dorf und steuerte Narabes Zelt an. Sein Gesichtsausdruck war eiskalt, genau wie seine Stimme.
 

„Narabe! Komm raus, du feiger Hund oder ich werde dich an deinem Schwanz herauszerren!“
 

Die umstehenden glucksten leise und blickten erwartungsvoll auf den Zelteingang, aus dem ein zittriger alter Kojote gekrochen kam „Tosa Amah... Du bist wieder hier! Bitte verzeih einem alten Mann. Die Geister haben mir diese Vision vor vielen Jahren geschickt und mir den Auftrag dazu gegeben!“
 

Ein vernichtender Blick traf den Medizinmann und dieser sank noch weiter in sich zusammen. Der silberhaarige holte mit seinem Bogen aus und schlug dem alten Mann ins Gesicht, spuckte ihm vor die Füße. „Noch einmal, wenn du es wagst, dich bei mir oder den meinen einzumischen, werde ich dich erwürgen und dich ausnehmen wie einen Hasen nach der Jagd! Ich werde deine Gedärme für die Krähen an einen Baum hängen und deine Innereien den Wölfen zum Fraß vorwerfen! Ich werde deinen schändlichen Kadaver in der Steppe verdorren lassen!“
 

Ein geschocktes Raunen ging durch die Menge. Jemanden zu erwürgen und der Seele den Aufstieg zu den Geistern zu verwehren war eine der schlimmsten Strafen. Den Körper jedoch auch nach dem Tod auf eine solch barbarische Weise zu entehren, wurde als Höchststrafe angesehen. Es gab ihnen eine Ahnung davon, wie zornig der silberhaarige zu sein schien.
 

Narabe starrte Tosa Amah geschockt an, unfähig auch nur einen Ton von sich zu geben. Dieser wendete Down und die Menge gab eine Gasse frei, durch die er sich langsam in Richtung des Zelts von Terrible Snows bewegte.
 

Er saß stolz und aufrecht auf dem pechschwarzen Kriegspony und blieb vor dem Zelt seines so genannten Schwiegervaters stehen. Die Menge war ihm respektvoll gefolgt und wartete ringsherum im Hintergrund, was passieren würde.

Im Zelt hatte man seine Anwesenheit bemerkt und Terrible Snows trat nach kurzer Zeit aus dem Zelteingang. „Tosa Amah.“
 

„Terrible Snows. Ich bin hier, um meinem Sohn ein Vater zu sein. Aber ich werde es nicht dulden, dass sich IRGENDWER in meine Dinge einmischt. Sollte dies geschehen, werde ich keine Gnade walten lassen. Ihr werdet meine Rache zu spüren bekommen und eure Geister werden euch nicht helfen können! Hast du mich verstanden?“

Er sprach ruhig, aber mit scharfer eiskalter Stimme, bei denen es den Umstehenden eiskalt den Rücken herunterlief.
 

Terrible Snows atmete tief durch und nickte dann zögerlich. Wenn der silberhaarige es tatsächlich hierbei belassen würde, dann wären sie wirklich straflos davongekommen... das hätte er nicht vermutet.
 

Tosa Amah zuckte kurz mit der Hand und aus dem Zeltinneren drang ein schmerzerfüllter Schrei. Der Häuptling fuhr erschrocken zusammen und eilte nach drinnen, nur um feststellen zu müssen, dass seine gesamte Medizin in Flammen aufgegangen war. Seine gesammelten heiligen Dinge, sein persönlichstes Heiligtum, das Fell, welches er einem Wolf abgezogen hatte und mit roten Bändern gesäumt ihm seine größte Magie gebracht hatte. Seine Frau weinte und jammerte, sie hatte sich ihre Hand böse verbrannt, als sie nach den Dingen greifen wollte um sie vor den Flammen zu schützen.
 

Der silberhaarige ließ seinen bedrohlichen Blick nochmals über die Gruppe schweifen und steuerte dann sein eigenes Zelt an, pflockte Down davor fest und betrat sein Heim. Auf der rechten Seite lag Black Bird und stillte ihren gemeinsamen Sohn.

„Ich werde dich dulden, wie eine Ziehmutter, Black Bird. Aber ich werde nicht mehr das Bett mit dir teilen. Und du wirst keinen anderen zum Mann nehmen, solange ich hier bin. Hast du das verstanden?“
 

Die schwarzfellige nickte scheu und strich dem Säugling beruhigend über das dunkle Köpflein.
 

Tosa Amah atmete tief durch und ließ sich auf die zweite Liege fallen, legte sich auf den Rücken und schloss die Augen. „Down steht draußen. Gib mir unseren Sohn, wenn er satt ist und kümmere dich um mein Pony.“
 

„Das werde ich. Ich danke dir.“
 

„Dank mir nicht zu früh. Noch habe ich dem Volk nicht den Rücken gekehrt.“ Er streifte sich seine Mokassins ab und zog sich die Decke über die Beine, und legte seinen Kopf auf seinen Arm ab. Nach einigen Minuten trat Black Bird zu ihm und legte ihn den schläfrigen Säugling in den anderen Arm. Tosa Amah lächelte auf das kleine Geschöpf herab, spielte mit dessen winzigen Fingern, betrachtete die kleinen Hände. Das Kind schlief schon beinahe und auch er fühlte sich schläfrig. Er legte ihn sich so an den Bauch und krümmte sich ein wenig, so dass das Baby geschützt in einer Kuhle vor ihm lag, stützend die Hand zwischen Kind und Bettkante. Schließlich schlief er ein mit einem sanften Lächeln im Gesicht, und dem Bewusstsein im Geist, tatsächlich Vater zu sein.
 

Wenige Wochen später saß er auf Down und ritt mit dem gesamten Stamm über die Prärie. Sein Sohn hatte mittlerweile von Namegiver den Namen Tabenocca bekommen. Sunrise, Sonnenaufgang. Weil seine Augen so leuchteten wie die frische Sonne.

Tabenocca hing in seinem Wiegenbett an Tosa Amahs Sattelknauf und gluckste amüsiert vor sich hin, während sie gerade umzogen. Hinter ihnen verwehte der Wind ihre Spuren, in einer langen Reihe aus Ponys, Maultieren, Hunden, spielenden Tieren und Kindern zogen sie über das weite Land. An vielen Ponys oder Maultieren befanden sich so genannten Travois, ein Zuggeschirr aus zwei langen Stangen und einem Querholz, die zu einem gleichschenkligen Dreieck verbunden waren. Das spitze Ende wurde an einem Sattel befestigt, das breite Ende schleifte hinter Pony oder Maultier her und wurde so als Transportmittel benutzt.

Die lang gezogenen Hügel und das wogende Gras gaben dem Land das Aussehen eines gräsernen Meeres. Jahrelang ging es bereits so. Das Volk lebte einige Wochen an einem Ort und zog dann weiter. In ihren Dörfern lebten sie wie die Alten es schon immer an die jüngeren Generationen weitergegeben hatten. Genau so und nicht anders war und wird es immer sein.
 

Tosa Amah liebte dieses Land. So weit. So frei. Er konnte es kaum erwarten mit seinem Sohn im gestreckten Galopp über diese weiten Ebenen jagen zu können. Doch bis es soweit war, würde er noch warten müssen. Noch viele Jahre. Jahre in denen sich nichts.. andererseits aber auch sehr vieles ändern würde.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Der trockene heiße Wind trieb Staubschwaden und Sandteufel vor sich her. Die Tieres des Stammes standen teilnahmslos, struppig und abgemagert in den kaum helfenden dürren Schatten der blattlosen Sträucher. Viele Kinder weinten in der Hitze vor Durst, welche immer noch die Luft zum Flirren brachte, obwohl die Sonne schon beim Untergehen war.
 

Dies war ein sehr trockenes Jahr. Wie auch das Jahr zuvor... und das Jahr davor. Die Erde war verdorrt, die Flüsse nur noch schmale schmutzige Rinnsale. Die Teiche und Seen nur mehr Schlammlöcher und die ganze Prärie stöhnte unter quälendem Durst. Jetzt war ein Punkt erreicht, an dem für das Volk die Gefahr des Verdurstens mehr denn je präsent war. Die Erwachsenen verzichteten auf Wasser, um es den Kindern zu geben. Der Mund jedes Koyoten war trocken und die Zunge klebte unangenehm am Gaumen, wirkte dadurch viel größer als sonst.
 

Name Giver, Narabe, Black Bird und Tosa Amah hatten sich vorbereitet. Ihre Körper waren gereinigt, sie hatten auf Nahrung und Wasser verzichtet, waren tief in sich gegangen, hatten geraucht um die Geister zu besänftigen und um sie herbeizurufen. Das Dorf hatte sich in dieser Nacht um das große Feuer versammelt, die Trommeln bereit, die Opfer bereits vorbereitet.
 

Mit klingenden Metallkegeln an Oberarmen und Knöcheln verließ jeder sein Zelt und kam zusammen mit den anderen am Feuer an. Die gutturale Stimme von Narabe bat die Geister um Beistand. Er betete seinen hypnotischen Gesang in die Nacht. Name Giver spielte die große Holzflöte. Als Narabes Stimmer immer mehr in die Melodie der Flöte verfiel, setzten die Trommeln ein. Die Hände der Krieger und Frauen, ebenso wie das Aufstampfen ihrer Füße erschufen einen Rhythmus, so alt und so mächtig, dass jedem, der diesem Schauspiel beiwohnte, eine gigantische Gänsehaut bescherte.
 

Tosa Amah begann in diesen Rhythmus einzufallen, seine Füße stampften, sein Körper wog im Einklang der Trommeln, sein Tanz kraftvoll und doch beinahe schwerelos. Narabe, Black Bird und Tosa Amah begannen zu singen.
 

http://www.youtube.com/watch?v=Ud3ExgctzUI
 

Ley-oh-Lay Ah-le-Loh Ley-lah

Ley-oh-Ley oh-Lay oh-Ley Ah-le-loh Ley-lah

Le Ley-oh-Loh Lah-loh Ley-lah

Ley-oh-Ley oh-Lay Ah-le-Loh Ley
 

Immer und immer wieder wurde der Gesang rhythmisch wiederholt, Tosa Amah hielt die Augen geschlossen. Ein Gefühl durchströmte ihn, als ob er seinen Körper verließe und mit den Geistern zum Himmel steigen würde. Er rief in seinen Gedanken nach dem so dringend benötigten Regen.
 

“Ley-oh-Lay Ah-le-Loh Ley-lah; Ley-oh-Ley oh-Lay oh-Ley Ah-le-loh Ley-lah; Le Ley-oh-Loh Lah-loh Ley-lah; Ley-oh-Ley oh-Lay Ah-le-Loh Ley„
 

Sein Kopf sank langsam Stück für Stück nach hinten, legte sich in seinen Nacken, völlig weggetreten starrte er während er sang und immer noch tanzte, in den klaren Sternenhimmel. Seine Augen weit geöffnet, aber seine Pupillen trotz der Dunkelheit nur schmale kaum sichtbare Sicheln. Sein Gold leuchtete förmlich in die Nacht. Das Reinigen seines Körpers, das tagelange Fasten, das Rauchen der bewusstseinserweiternden Kräuter, die Old Owl ihm vermacht hatte, das rhythmische Schlagen der Trommeln, das Klatschen und Stampfen des Stammes und das Flackern des Feuers hatte ihn in eine tiefe Trance versetzt. Und so tanzte und sang er ohne Zeitgefühl. Und das Volk sang mit, aus hunderten Kehlen klang das Gebet durch die Nacht.
 

Ley-oh-Lay Ah-le-Loh Ley-lah

Ley-oh-Ley oh-Lay oh-Ley Ah-le-loh Ley-lah

Le Ley-oh-Loh Lah-loh Ley-lah

Ley-oh-Ley oh-Lay Ah-le-Loh Ley
 

Die Rasseln und das trillernde Rufen des Stammes beschleunigte schließlich das Tempo. Tosa Amah passte sich an und tanzte schneller, sein Körper zeigte kaum Ermüdungserscheinungen. Auch nach den bereits vergangenen Stunden des Tanzens nicht.
 

Black Bird warf Salbei ins Feuer und heiliger Rauch stieg in den Himmel. Narabe ging mit steifen Schritten am Feuer vorbei und blieb vor einem wertvollem Pony stehen, welches ihm aus angstvoll geweiteten Augen anstarrte.
 

„Möge uns vergeben sein, möge dein Geist zum Vater hinter der Sonne reisen und ihm unsere Bitte bringen. Und mögest du sein Geschenk schnell zu uns bringen. Lauf, Bruder und überbringe die Nachricht, so dass er seinen Sohn, den Donnervogel schicken möge, mit dem Regen und das Land befreie von der Dürre.“
 

Narabe packte das sandfarbene Tier an der Mähne und schnitt ihm mit einer einzigen Bewegung die Kehle durch. Das schöne Pony riss die Augen auf, röchelte panisch nach Luft, blutiger Schaum bildete sich an der Kehle bis es schließlich zu Boden sank und innerhalb weniger Momente später starb.
 

Ein lautstarkes „lilililililililiiii“ trällerte aus duzenden Kehlen der Frauen und Tosa Amah breitete immer noch in tiefster Trance seine Arme aus, streckte sie weit, als wolle er den Himmel umarmen, starrte weiterhin gebannt nach oben, die Trommeln verstummten.
 

Er allein sprach ein letztes Mal das Gebet an den großen Vater mit der Bitte um Wasser.
 

“Ley-oh-Lay Ah-le-Loh Ley-lah

Ley-oh-Ley oh-Lay oh-Ley Ah-le-loh Ley-lah

Le Ley-oh-Loh Lah-loh Ley-lah

Ley-oh-Ley oh-Lay Ah-le-Loh Ley”
 

Sein Atem ging tief und schwer und jetzt wirkten seine weit aufgerissenen Augen beinahe Schwarz. Seine Pupillen waren jetzt fast so groß, dass kaum mehr das Gold seiner Augen zu erkennen war. Jetzt, da er stillstand merkte man ihm auch den Kraftaufwand dieser Nacht und der vergangenen Tage an.
 

Der inzwischen zwanzigjährige Tabbenoca hockte zwischen den Leuten des Volks und betrachtete seinen Vater aus großen Augen respektvoll und voller Stolz. Kindlich wirkte er immer noch, als Mensch würde man ihn für etwa sechs oder sieben Jahre halten.
 

Black Bird fing das Blut des Ponys in einer Holzschale auf und ging zum Vater ihres Sohnes, welcher immer noch völlig bewegungslos dastand. Sie begann mit dem Blut Linien auf seine Haut zu malen. Mit zwei Fingern aus der Mitte seiner Stirn nach unten über die Nase, die Lippen bis über das Kinn.

An seinen Kieferknochen entlang über die Kehle nach unten, über die Brust, wo sie aus dem Blut Spiralen malte, von seinem Brustbein nach unten über den muskulösen flachen Bauch als Spirale im Bauchnabel, in der Mitte seines Körpers, endend.
 

Dann begann sie wieder bei seinen Schultern, malte konzentriert Spiralen auf seine Schulterblätter. Zog eine vierfache Linie an seinem Rückgrat entlang bis zum Saum seines Lendenschurzes. Sie zeichnete mit den Linien die Muskeln seiner Arme nach und zog abschließend die Linie schließlich einmal um jedes Handgelenk.
 

Als sie fertig war setzten die Trommeln wieder ein, leiser und langsamer dieses Mal. Das Volk begann zu tanzen und mit seinen Rufen das Pony auf dem Weg nach oben anzuspornen. Tosa Amahs glasiger Blick folgte dem Geist des Ponys. In seiner Trance konnte er es deutlich sehen, ließ es nicht aus den Augen und stand wie ein Fels in der Brandung zwischen den tanzenden Kojoten, jedoch wurde er selbst niemals berührt.
 

Als schließlich die Sonne aufging und mit ihren Strahlen den Weg des Pony-Geistes verwischte, löste sich Tosa Amah aus seiner Starre. Als erstes ließ er seine Hände sinken und seine Schultern sackten nach unten. Schließlich schwankte er, taumelte und sank schließlich in sich zusammen. Er wäre zu Boden gestürzt, hätten ihn nicht viele Hände weich aufgefangen.

Das stundenlange Tanzen, das Fasten, der Flüssigkeitsmangel durch die Trockenheit und die gerauchten Drogen forderten ihren Tribut.
 

Das Volk hob ihn hoch und brachte ihn zu seinem Zelt. Snake nahm ihn der Menge ab und trug ihn hinein, wo sich der junge Sunrise um seinen Vater kümmerte. Unter Anleitung von Old Owl.
 

Tosa Amah schlief lang. Immer wieder wurde ihm das so kostbare spärlich vorhandene Wasser eingeflößt, um ihn vor dem Austrocknen zu bewahren. Erst am Morgen des dritten Tages erwachte er langsam. Träge ließ er seinen Geist an die Oberfläche treiben, schaffte es allerdings noch nicht, seine Augen zu öffnen. Er sog tief Luft in seine Lungen und lauschte dann den Geräuschen um ihn herum... und ein Lächeln legte sich kaum sichtbar, aber glücklich auf sein Gesicht. Das sanfte Trommeln des Regens auf der Außenhaut des Tipis sorgte für einen trägen und einschläfernden Rhythmus, die Luft duftete nach warmen frischen Sommerregen. Draußen tanzten und sangen sie, fingen das Wasser auf und dankten dem großen Vater.

Seelig gab er sich wieder der Erschöpfung hin und sank erneut in den erholsamen Schlaf.

Die Dürre war endgültig vorbei...
 

Und in den folgenden Jahren würde die Dürre nicht mehr zurückkehren. Aber andere schreckliche Dinge würden Einzug in das Land des Volkes halten.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Viele Jahre später saß er auf einem Fels, ein dickes Wolfsfell wärmend über seine Schultern gelegt. Er blickte auf die wenigen Zelte hinunter, die nach der letzten Flucht noch übrig geblieben waren.

Und in ihnen waren genauso wenige von ihrem Stamm zurückgeblieben..

Die Krankheit des weißen Mannes wütete in den Plains. Pok-ken nannte man sie inzwischen. Pocken. Sie zerstörten die alten Gebräuche. Die Angst und die Panik griff um sich. Statt sich um die Kranken und Verletzten, um Freunde und Familienmitglieder, zu kümmern, sie zu versorgen und die Toten zu bewachen und schließlich zur Ruhe zu betten, floh man vor dieser Krankheit wie vor bösen Geistern. Die Kranken wurden in ihren Zelten zurückgelassen. Berührungen und Kontakt verboten.

Völlig entgegen der Gewohnheiten und Traditionen des Volkes.

Und was die Pocken nicht geschafft hatten, das erledigte das Fernbleiben der Bisons. Ihre riesigen Herden existierten nicht mehr. Das Volk wusste es nicht, aber der weiße Mann hatte mit seinen Gewehren systematisch fast den kompletten Bestand ausgerottet. Und das nur, um an die Häute heranzukommen. Und nahm damit dem Volk auch die Lebensgrundlage, denn fast alles, was sie besaßen und brauchten, wurde aus dem Bison gewonnen. Immer wieder waren sie auf Kadaver gestoßen. Aber lebende Tiere waren so rar geworden, dass man sie oft erst für eine Geistererscheinung hielt.
 

Das Dorf war furchtbar dezimiert. Beinahe nur noch ein Drittel des Dorfes hatte überlebt, so wenige der Zelte ragte dort unten in den Abendhimmel. Aus beinahe jeder Spitze drang Rauch, aber die Stimmung war gedrückt. Kein Lachen, kein Trommeln, Singen oder Rufen drang durch die Bäume zu ihm hinauf. Er zog das Wolfsfell enger um sich, um die bedrückende Stimmung auszusperren, was ihm natürlich nicht gelang.
 

Ein leises Geräusch ließ ihn aufblicken. Sunrise kam auf ihn zu. Dem Aussehen nach ein Jugendlicher, auf etwa sechzehn Jahre würden die Menschen ihn schätzen, aber er war mittlerweile etwas über fünfzig Jahre alt. Ein Teenager würde er noch sein, wären sie jetzt bei seiner Familie. Hier beim Volk jedoch war er bereits ein Mann. Vor kurzem kam er zurück von seiner Reise. Sunrise hatte seine Vision gehabt, die einen Jungen zum Mann machte, die ihm einen neuen Namen geben sollte und seine Medizin, seinen Bruder, seinen Verbündeten offenbarte. Doch die Geister sprachen in Rätseln. Noch immer beschäftigte der junge Mann sich damit und war noch zu keinem Ergebnis gekommen.
 

„Tabbenoca (Sunrise). Sohn, was führt dich zu mir?“
 

Sunrise setzte sich neben seinen Vater und ließ seinen Blick ebenfalls über das Tal gleiten.

„Vater, ich mache mir große Sorgen. Auch in Terrible Snows Zelt hat die Schüttelkrankheit begonnen. Es werden immer mehr. Was sollen wir nur tun? Seit Monaten bitten wir die Ahnen und Geister um Hilfe, aber sie scheinen uns nicht wohlgesonnen zu sein.“
 

Der silberhaarige seufzte leise. Terrible Snows Zelt also auch... Dort lebte Black Bird. Seit Tabbenoca mit seiner Mannwerdung ein eigenes Zelt bekommen hatte, lebten auch Tosa Amah und die schwarzfellige endlich getrennt. Sie war zurück zu ihrer Familie gezogen.
 

„Weißt du etwas über den Zustand deiner Mutter, mein Sohn?“
 

„Ich war nicht im Zelt, weil ich weiß, dass du das verboten hast. Aber sie hatte sehr schimmernde unklare Augen und eine heisere Stimme, als sie am Zelteingang saß. Ich befürchte, dass Großvater und auch Mutter krank sind.“
 

Tosa Amah seufzte erneut tief „Mein Sohn.. auch wenn es gegen die Traditionen des Volkes verstößt. Ich möchte mit dir das Dorf verlassen. Es ist eine Epidemie. Ich habe es in der alten Welt des weißen Mannes erlebt. Es fängt bei einem an und verbreitet sich wie ein Steppenfeuer. Man kann es nicht aufhalten. Deswegen sollten wir eine Schneise zwischen uns und diesem Feuer bringen.“
 

Tabbenoca blickte seinen Vater an, betrachtete dessen Profil und das mittlerweile wieder vollständig nachgewachsene silberne Haar, welches in den sanften Pastelltöne des Abendhimmels schimmerte. „Du hast bereits lang darüber nachgedacht, nicht wahr?“
 

Tosa Amah nickte und zog seine Felldecke noch enger um seine Schultern. „Wir können ihnen nicht helfen und zu bleiben würde uns nur krank machen. Wir müssen gehen. Suvate. Das ist alles.“
 

Sein Sohn seufzte wehmütig „Dann werde ich beginnen zu packen.“
 

„Nimm nur das Nötigste mit, Sohn. Wir lassen mein Zelt und so viel wie möglich hier. Ein Zelt reicht und deines ist kleiner und leichter zu transportieren. Wir sind nur zu zweit und können auch nur zwei Lastponys führen.“
 

Tabbenoca nickte traurig und erhob sich „Wann möchtest du aufbrechen, Vater?“
 

„Im Morgengrauen. Verabschiede dich von deinen Freunden. Aber behalte die Regeln im Kopf. Berührungen und Besuche im Zelt nur, wenn alle dort gesund sind. Ansonsten sprich durch die Zeltwand.“
 

Tabbenoca verschwand mit einem weiteren Nicken in der aufkommenden Dunkelheit. Der silberhaarige stöhnte leise auf. Es war soweit. Das Volk war dem Untergang geweiht, so wie Narabe es prophezeit hatte. Und er würde das Volk im Ganzen nicht bewahren können zu verschwinden. Aber er und Tabbenoca würden sich an sie erinnern und ihre Bräuche und Gewohnheiten mit in die Zukunft nehmen. Er hatte die Zeichen erkannt. Die Krankheiten und Waffen des weißen Mannes rafften das Volk in rasender Geschwindigkeit dahin. Und mit dieser Geschwindigkeit konnte sie leider nicht mithalten.
 

In der Nacht unter dem sternenklaren Himmel erhob er sich schließlich und stieg wieder hinunter, ging durch das stille Dorf zu seinem Zelt und begann zusammenzuräumen. Er packte seine Vorräte ein, seine Waffen, Decken, Kleidung und auch Werkzeuge. Als der Himmel grau wurde, begann er, alles auf sein Lastenpony zu packen.
 

Das leise Geräusch von acht Hufen durchdrang das erste Singen der Vögel und Tabbenoca tauchte zwischen den Bäumen auf, führte zwei Ponys am Zügel.
 

„Bist du bereit, Tabbenoca? Hast du dich verabschiedet?“

„Ja. Und ich habe nur das Nötigste eingepackt... ich habe noch Platz Vater, gib mir die Dinge, die nicht mehr auf deine Ponys passen.“
 

Es dauerte nur eine kurze Zeit, bis sie alles festgezurrt und verstaut hatten. Tosa Amah nahm sein Kriegspony Raven, ein Enkel seines ersten Kriegspony Down, und führte ihn und das gescheckte Lastenpony durch das Dorf, ging vor den offenen Eingang an Terrible Snows Zelt in die Hocke.
 

„Terrible Snows. Black Bird... Tabbenoca und ich werden das Dorf verlassen und auf euer Zeichen warten, dass die Krankheit vorbei ist. Ich möchte bei den anderen Stämmen nach Medizin suchen.“

Er ahnte, dass es keine geben würde. Zumindest keine, bei der die weißen Männer bereit waren, mit dem Volk zu teilen. Aber das würde er nicht sagen. Er wollte ihnen ihre Hoffnung nicht nehmen.
 

Terrible Snows leise und heisere Stimme erklang aus der Dunkelheit des Zelteingangs „Wir danken dir für alles, was du für unser Volk getan hast, Tosa Amah. Verzeih einem alten Hund, dass er dich damals so belogen hat. Wir sahen dich als letzte Chance...“
 

Tosa Amah senkte seinen Kopf und das Silberhaar floss über seine Schultern nach vorn „Wir können es nicht mehr ungeschehen machen. Tabbenoca ist mein ganzer Stolz. Hier kann ich dir und deiner Tochter dankbar sein für dieses Geschenk, auch wenn der Preis hoch war. Wir beide werden das Volk weiterleben lassen... Lebe wohl mein Häuptling. Lebe wohl, Mutter meines Sohnes.“
 

Er erhob sich und stieg auf Raven auf. Ebenso saß wenige Augenblicke später sein Sohn im Sattel seines Hengstes Nuepi – Wind und folgte seinem Vater aus dem Dorf. Sie blickten nicht mehr zurück.
 


 

Als die Sonne am dritten Tag hoch am Himmel stand, ritten sie am Fuße der Traumberge gen Osten. Sie durchquerten grüne Wälder, saftige Wiesen und klare Wasser. Ein Adlerschrei drang durch die warme Luft dieses wunderschönen Frühlingstages. Das Hufgetrappel hallte leise von den Steinwänden zurück und Tosa Amah genoss die Ruhe und die neu gewonnene Freiheit trotz der traurigen Umstände sichtlich. Tabbenoca ritt neben ihm und seine schlanke Hüfte wog sich in den Bewegungen seines Ponys, ihre aus weichem Leder gefertigten Hemden schmiegten sich an ihre trainierten Körper. Die Lederfransen an den Ärmeln und Schulternähten flatterten im sanften Wind. Tabbenoca betrachtete seinen Vater von der Seite. Er wirkte so in sich zufrieden und entspannt...
 

Tosa Amah blickte zu ihm hinüber und ein sanftes Lächeln bildete sich in seinem Gesicht. Es wurde schnell breiter und die goldenen Augen funkelten und sprühten vor Freude.
 

Der jüngere zog eine Augenbraue hoch „Warum bist du so gut gelaunt Vater?“
 

„Tabbenoca. Natürlich betrübt es mein Herz, das Volk so leiden zu sehen.. Aber ich fühle mich das erste Mal seit vielen vielen Jahren wirklich frei. Frei wie ein Adler der hoch am Himmel fliegt und den Wind unter seinen Flügeln spürt. Ich könnte schreien vor Glück. Mein Herz tanzt vor Freude.“
 

Tabbenoca musste lächeln „Ich verstehe dich, Vater, denn ich kenne deine Geschichte.“
 

Nach einiger Zeit ließ Tosa Amah sein Pony am Flusslauf anhalten. Das flache Wasser glitzerte in der Sonne und lud zum Baden ein. Er warf seinem Sohn den Führungsstrick seines Lastponys zu und trieb Raven mit einem lauten durchdringenden Schrei ins Wasser. Er jauchzte, streckte seine Arme weit aus und heulte seine Freude mit einem typischen Jubelschrei des Volkes hinaus. Der Schrei halte an den steilen Hängen zurück und würde wohl jedem Weißen eine zentimeterdicke Gänsehaut bescheren. Vögel flogen erschrocken auf und Rehe stoben von den Lichtungen in den dichten Wald zurück.

Raven bockte freudig und beförderte seinen Reiter mit Schwung ins frische Nass, kam aber gleich näher und stupste ihn mit den Nüstern an.
 

Tosa Amah lachte und schlang seine Arme um Ravens Hals, rappelte sich auf und kam spritzend zum Ufer zurück, lachte und gluckste während er sein langes Haar auswrang.
 

Tabbenoca saß auf seinem Pony und sah ihm kopfschüttelnd zu, stieg schließlich auch ab und trank einige Schluck Wasser, eher er seinen Vater grinsend in Gedanken mit einem Taoyovises, einem Teenager verglich. Als sie einige Zeit später am Feuer saßen und der ältere immer noch ein seeliges Lächeln mit sich trug, sprach Tabbenoca ihn darauf an.

„Ich frage mich, warum du so... überdreht bist, Vater.“
 

Tosa Amah sah auf... Wehmut und Trauer schlich sich in seinen Blick bevor er seine Augen schloss. „Eigentlich ist es kein freudiger Grund.. aber mein Herz fühlt sich frei und ich kann mich gegen diese gewaltige Freude nicht wehren. Der Bann des Volkes lag auf mir. Vollständig, bis zu deiner Geburt. Danach gelockerter, aber immer noch vorhanden. Er löst sich erst mit dem Tod der letzten Verbindung.. Mit dem Tod meiner Gefährtin.. Dass mein Herz vor Freude überschäumt, kann leider nur eines bedeuten.. dass Black Bird zu den Ahnen gegangen ist.“
 

Tabbenocas Augen weiteten sich entsetzt bei den Worten seines Vaters „Mutter ist... tot?“
 

„Es tut mir leid, mein Sohn...“
 

Der jüngere wehrte mit einer Geste ab „Muss es nicht... ich.. kann dein Herz verstehen.. aber... „ er senkte sein Haupt und atmete einige Male tief durch „Erlaubst du mir, zu trauern?“
 

Tosa Amah nickte „Das brauchst du mich nicht zu fragen. Ich erwarte es sogar. Schließlich ist deine Mutter gegangen...“ ’...und mit ihr vermutlich der Rest des Volkes’ dachte der silberhaarige bekümmert.
 

Tabbenoca zog sein Messer aus der Scheide und schnitt sich als Zeichen der Trauer beide Zöpfe kurz unterhalb der Ohren ab, zog dann seine Knie an. Leise sang er ein Gebet für seine Mutter. Leise und wehleidig. Er verstand seinen Vater gut, aber er trauerte um seine Heimat und seine Familie. Um sein Volk. Nichts würde mehr so sein, wie es einst war.
 

Die beiden zogen etliche Wochen umher, durchkämmten die weiten Ebenen der Plains aber fanden kein Leben in den verlassenen oder zerstörten Zeltdörfern des Volkes. Lediglich der Tod und dessen beißender Gestank nach Verwesung schlug ihnen aus diesen Geisterdörfern entgegen, über denen meist Geier und Krähen ihre Kreise zogen. Jedesmal machten sie um diese Massengräber einen großen Bogen.

Eines Morgens hielten sie ihre Ponys am Kamm eines Hügels geschockt an und starrten über die weite Ebene unter ihnen, die von stinkenden Kadavern übersäht war. Tausende tote Tiere lagen gehäutet im niedergetrampelten Gras der Ebene, Aasgeier, Krähen und andere Raubtiere stillten ihren Hunger an ihnen.
 

Tabbenoca war entsetzt. „Wer tut so etwas?! Wer tötet sie, nur um ihnen die Haut zu nehmen!? Das ganze Fleisch! Es hätte uns für mehrere Winter satt machen können!“ seine Augen funkelten voller Wut und Zorn auf denjenigen, der etwas so furchtbares verbrochen hatte.

„Der weiße Mann, mein Sohn. Nur sie haben so wenig Respekt vor der Natur. Und nur sie haben durch ihre Feuerwaffen die Macht, so etwas zu tun...“

Mit einem verbitterten Gesichtsausdruck lenkte er Raven von dem stinkenden Massengrab fort. Sein Sohn folgte ihm, die zornig funkelnden Augen fest auf den Horizont gerichtet.
 

Im Jahr darauf suchten sie nach den Überresten ihres Stammes... und fanden nichts. Nur eine weitere verfallene Geisterstadt in jenem Tal aus dem sie damals im Morgengrauen aufgebrochen waren.
 

Als der zweite Sommer auf seinem Höhepunkt stand und sie immer noch keine Überlebenden gefunden hatten, wechselte der Silberhaarige unmerklich die Richtung und ritt nach Südwesten.
 

Tabbenoca fragte nicht, sondern folgte ihm vertrauensvoll. Ihr Weg führte sie durch die Staked Plains, das hohe Gras der ewig weiten Hügel und Ebenen wog wie ein riesiges Grünes Meer im Wind.

Viele viele Tage später standen sie schließlich an einem späten Nachmittag am Kamm eines Hügels. Das braune trockene Gras des Südens wog ebenso wie die Mähne und der Schweif der Ponys. Und auch Tabbenocas Haar war mittlerweile wieder bis knapp oberhalb der Taille nachgewachsen und er trug es in lockeren Zöpfen geflochten. Der silberne Pony war als Stirnlocke zurückgebunden, in einem komplizierten Zopf geflochten und mit einen schwarzen Skalp mit abstehenden Haarsträhnen und zwei Adlerfedern geschmückt. Der silberne Zopf hing ihm ebenfalls bis zur Mitte seines Rückens.
 

Sie blickten hinunter auf eine Siedlung der Weißen. Der jüngere blickte seinen Vater abwartend an „Was willst du hier?“
 

„Ich komme nach Hause. Heute lernst du den anderen Teil deiner Familie kennen, Tabbenoca... MEINE Familie.“
 

Dessen Blick kehrte stumm zu den Blockhäusern zurück, welche sich zwischen die Bäume schmiegten und auf deren Straßen sich bereits einiges los war. Er hatte tatsächlich Verwandte dort. Familie. Und er beschloss, ihnen eine Chance zu geben.
 

„INDIANER“ ertönte ein panischer Schrei aus der Siedlung und für die nächsten Sekunden erstarrte dort unten alles, bevor sie in großer Hektik umherliefen, Frauen und Kinder in die Häuser schoben und selbst mit Gewehren im Anschlag auf die beiden Beobachter zielten.
 

Tosa Amah schüttelte lächelnd den Kopf, streckte sich mental aus und berührte seinen Bruder sanft und liebevoll. Lockte ihn zu sich.
 

„Inu Yasha!“ es hatte nur wenige Momente gedauert, bis Sesshoumaru aus dem großen Herrenhaus eilte und ihnen mit weiten Schritten entgegenlief. Er gab den Dorfbewohnern ein Zeichen „Das ist mein Bruder. Alles in Ordnung!“ Mühelos begann er den Hügel zu erklimmen.
 

Der Silberhaarige blickte seinem Bruder zuerst erwartungsvoll entgegen, sprang aber dann ungeduldig vom Pony und rannte den Hügel hinunter. „Sessho! Ich bin wieder da!“ Er sprang ihm lachend entgegen, riss ihn buchstäblich von den Füßen und rollte wieder einige Meter den Hügel hinab, immer noch in einer festen Umarmung mit seinem Bruder.

Sie lachten und weinten vor Freude, sich wieder zu sehen, umarmten sich immer wieder und konnten sich nur schwer wieder voneinander trennen.
 

„Oh Inu Yasha, es ist schön, dass du wieder hier bist. Und jetzt erkenne ich dich auch eher wieder... Es ist lange her, dass du das letzte Mal auf Besuch hier warst.“ *Sesshoumarus Finger strichen bei seinen Worten über das lange dichte Silberhaar seines Bruders, welches zu Zöpfen geflochten war.
 

„Dieses Mal ist es kein Besuch, Bruder. Ich kehre zurück.“ Mit diesen Worten erhob er sich, blickte zu seinem Sohn und zeigte ihn mit einer Geste, dass er ruhig näher kommen könne.
 

Tabbenoca kam auf seinem Pony, die anderen drei im Schlepptau, den Hügel herunter und blieb bei ihnen stehen, mustere den Fremden neugierig, der sich gerade wieder aufrappelte und ihm ebenso neugierig entgegensah. Die Ähnlichkeit zu seinem Vater war immens.
 

„Sesshoumaru... Darf ich dir meinen Sohn vorstellen? Tabbenoca. Sunrise.“ Dann wandte er sich an seinen Sohn und sprach mit ihm in der Sprache der Kojoten „Sunrise. Das ist dein Onkel, mein Bruder Sesshoumaru.“
 

Sesshoumaru hörte seinen Namen aus dem Schwall fremd klingender Worte und lächelte seinen Neffen an, neigte seinen Kopf respektvoll vor diesem jungen Krieger. „Sunrise. Es freut mich, dich kennenzulernen.“
 

Tabbenoca erwiderte das Zunicken „Ari (Onkel). Ses-o-ma-ru“ er stolperte über den ungewohnten Namen.
 

Tosa Amah lächelte über seinen Sohn „Ich werde dich diese Sprache lehren. Verzeih mir, ich hätte früher daran denken müssen.“
 

Der jüngere zuckte mit den Schultern „Nun musst du jedes Mal übersetzen. Viel Spaß“ er grinste frech.
 

„Tse!“ Inu Yasha stemmte die Hände in die Hüften. Freches Kind!
 

Sesshoumaru lachte über den typischen zickigen Ausruf seines jüngeren Bruders „Kommt. Ich bringe euch zum Haus. Dort könnt ihr eure Pferde in den Stall oder auf die Weide bringen. Und ihr könnt euch ausruhen.“
 

„Das hört sich gut an“ Inu Yasha streckte sich und griff nach den Zügeln von Raven und seinem Lastenpony „Tabbenoca? Dein Onkel zeigt uns den Platz, wo wir unsere Ponys lassen können. Und dann können wir uns ausruhen.“
 

Tabbenoca nickte und folgte seinem Vater und seinem Onkel.
 

„Sesso? Wo sind die anderen?“

„Heute ist im Nachbarort Markt und sie haben allesamt einen Ausflug dorthin gemacht. Ich hab gesagt, ich halte die Stellung und mir ist es ganz recht, auch mal meine Ruhe zu haben. Ich denke, spätestens morgen Nachmittag sind sie wieder hier... Du hast mir mit deiner Rückkehr ein wundervolles Geschenk gemacht.. und dein Sohn ist so schön und stark. Ich habe ihn mir ein wenig anders vorgestellt, aber er ist ein respekteinflößender Krieger. Du musst sehr stolz sein auf ihn.“
 

„Das bin ich, Ani. Sehr. Ich hoffe, er kann sich einfügen. Ich hätte ihm bereits viel früher unsere Sprache beibringen sollen ...“
 

„Er wird es schnell lernen. Wenn er deine Sprachbegabung geerbt hat, wird es kein Problem sein für ihn.“ Sesshoumaru öffnete ein großes doppelflügeliges Tor und bat seinen Bruder und seinen Neffen in die große Scheune, wo der Stall untergebracht war.

„Das gegenüberliegende Tor führt direkt zur Koppel. Ihr könnt eure Sachen abladen. Was ihr nicht im Haus braucht, könnt ihr gerne hier in dieser Kammer lagern. Durch diese Seitentüre kommt ihr in den Innenhof. Ich lasse euch etwas zu Essen machen. Kommt einfach, wenn ihr fertig seid, ja?“
 

Inu Yasha nickte zu den Erklärungen seines Bruders und übersetzte Sunrise. Während Sesshoumaru die Scheune verließ, sattelten sie ihre Ponys ab, rieben sie trocken und brachten sie auf die Koppel, wo für die Tiere ausreichend Wasser und Heu zur Verfügung stand. In der Scheune sortierten sie ihre Habseligkeiten, räumten das Zelt, Werkzeug, die großen Waffen und die Dinge des täglichen Haushalts, welche sie wohl im Haus kaum mehr brauchen würden in die Kammer. Tabbenoca musste sich hier komplett auf seinen Vater verlassen. Die starren hohen Wände ließen ihn unwohl fühlen. Eingeengt. Aber er hoffte, er würde sich daran gewöhnen können.
 

Schließlich betraten sie den großzügigen Innenhof, in dem ein Brunnen sprudelte. Eine überdachte Galerie führte ringsherum, unter dieser waren verschiedene Sitzgruppen angeordnet. An allen vier Wänden führten jeweils mehrere Türen von dem Innenhof ins Hausinnere. An einer Sitzgruppe, wo nur viele Kissen und ein niedriger Tisch zu finden war, wartete Sesshoumaru auf sie. Auf dem Tisch standen bereits ein Krug mit Wasser, geröstetes Brot, Bohnenbrei und kaltes Fleisch sowie Kürbis und Obst.
 

Inu Yasha ließ sich in die weichen Kissen sinken, erklärte seinem Sohn, was genau das alles war und bediente sich hungrig... und aß mit den Fingern. Wie jeder beim Volk.

Sesshoumaru zog eine Augenbraue hoch, sagte aber dazu nichts. Auch Sunrise aß nach anfänglichem Zögern mit großem Hunger. Es schien zu schmecken.

Sesshoumaru lehnte sich zurück und betrachtete den Familienzuwachs entspannt. Sein Bruder würde erzählen, wenn er soweit war.

Das schwarze Haar, den langen silbrigen Zopf mit dem außergewöhnlichen Schmuck. Die sonnengebräunte Haut und die außergewöhnlichen Augen in denen die Wildheit des Volkes wie Feuer zu lodern schien. Tabbenoca bemerkte den Blick und zeigte seine schneeweißen Zähne als er seinen Onkel angrinste.
 

Inu Yasha wischte sich seine Hände im Sand ab, klopfte sich den Staub an seinen Hosen ab und begann die fest geflochtenen Zöpfe zu lösen. Der stete Präriewind hätte das Haar hoffnungslos verfilzt. Aber hier zwischen den Bäumen und Häusern der Siedlung hatte der Wind an Kraft verloren. Er fuhr mit den Fingern durch sein gewelltes silbernes Haar und seufzte auf, schüttelte sich ausgiebig und grinste schließlich unter seiner verwuschelten Mähne hervor.
 

Sesshoumaru und Sunrise lachten beide auf und Sesshoumaru beugte sich ein wenig vor „Du siehst aus, als hätte man dich gegen den Strich gebürstet!“
 

Inu Yasha streckte seinem Bruder lachend die Zunge raus „Baka!“
 

„Hakai? Was?“ Tabbenoca sah seinen Vater fragend an. Seine Sprachkenntnisse beschränkten sich auf die Zunge des Volkes und ein paar wenige Brocken Spanisch und englisch, die sie zum Verhandeln gebraucht hatten. Japanisch gehörte eindeutig nicht dazu.
 

Sein Vater blickte ihn mit weichem Blick an und übersetzte ihm. „.. und ich habe ihn Dummkopf genannt.“ Seine Erklärungen untermalte er mit deutlichen Gesten, was Tabbenoca zum Kichern brachte „Mein Onkel hat Recht. Du siehst aus, wie Old Owl mit ihrem verfilzten Fell, wenn sie aus dem Wasser kam und sich geschüttelt hat“
 

Inu Yasha schnaubte kurz, räusperte sich und blickte dann seinen Bruder an. „Sesshoumaru... welches Jahr haben wir? Ich.. habe ein wenig den Überblick verloren.“
 

„1874, Inu Yasha. Es ist viel passiert in den letzten Jahren. Nicht hier bei uns. Es war ruhig in unserer Familie.. mal abgesehen von den Sorgen, die DU uns bereitet hast.“ Zwinkerte der ältere schmunzelnd und erzählte dann weiter. „Die Einwohner der vereinigten Staaten von Amerika breiten sich immer weiter aus. Vor fünf Jahren haben sie eine transkontinentale Eisenbahnstrecke von Omaha in Nebraska, das ist im östlich von hier, etwa in der Mitte der USA, bis hinüber zur pazifischen Westküste nach San Francisco vollendet. Das sind über 2800 Kilometer, die man in weniger als 8 Tagen zurücklegen kann! Und im Westen ist jetzt die Besiedelung im vollen Gange, Aussiedler aus ganz Europa strömen zu Abertausenden dort hin... und eine Hungersnot in Irland treibt sie nur noch mehr herüber...

Außerdem gab es vor zehn Jahren zwischen den Süd- und den Nordstaaten einen vierjährigen Bürgerkrieg... ausgelöst durch die Aufhebung der Sklaverei.“
 

Inu Yasha hörte aufmerksam zu. Kein Wunder, dass das Volk und die Bisons immer weniger wurden, wenn die Weißen immer mehr hereinströmten. Und ein Krieg wegen der Abschaffung der Sklaverei? Beim Volk waren Sklaven normal gewesen. Gefangene von anderen Stämmen, weiße oder Mexikaner.
 

„Und..“ fuhr Sesshoumaru fort „sie haben etwas erfunden, was viel schneller ist als ein Brief oder ein Bote mit den schnellsten Pferden. Sie nennen es Morsen und man kann damit sogenannte Telegramme verschicken. Dazu spannen sie Drähte an Holzmasten quer über das Land. Hier tippt man in bestimmten Abständen auf ein Metallblättchen... und auf der anderen Seite, viele hundert Kilometer weiter, empfangen sie diese Signale, entschlüsseln sie und bringen das Telegramm zum Empfänger. Und das alles geht innerhalb von Sekunden, Inu Yasha. Es ist unglaublich. Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, würde ich es nicht für möglich halten!“
 

Sesshoumaru gestikulierte, um dieses unglaubliche noch einmal zu verdeutlichen, dann bekam sein Gesicht einen bedauernden Ausdruck.
 

„Dein Volk... alle Eingeborenen... werden gejagt und in Reservate gebracht. Es ist zum Teil wie im Zoo, nur schlimmer... Es sind Kopfgelder ausgesetzt. Teilweise kommen sie freiwillig, weil sie nichts mehr zu essen finden...“ Sesshoumaru schüttelte den Kopf „Das tut mir so leid.“
 

Inu Yasha atmete tief durch nach diesen vielen Neuigkeiten „Das muss dir nicht leid tun... Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, was die weißen Augen tun. Ich habe die Kadaver von tausenden Bisons gesehen. Nur mit abgezogener Haut und das wertvolle Fleisch verrottet auf dem Gras der Steppe. Ich habe die Geisterdörfer gesehen, all ihre Bewohner sind an der Krankheit des weißen Mannes gestorben. An Pocken!“ spuckte Inu Yasha verächtlich aus.
 

„Deswegen sind wir hier. Es gibt kein Volk mehr. Wir sind wohl die letzten, denn wir haben seit zwei Jahren keine anderen gesehen.“
 

Sesshoumaru nickte verstehend „Dann hoffe ich, dass wir dir wieder... und deinem Sohn ein neues Zuhause sein können.“
 

Sunrise hatte aufmerksam das Gespräch verfolgt, die Gesten und die Stimmung seines Onkels analysiert, auch wenn er den Sinn der Worte nicht erfassen konnte.
 

Der restliche Abend verging rasch, die Gespräche ließen die Zeit verfliegen und schließlich brachte Sesshoumaru die beiden Neuankömmlinge in ihre Zimmer.

„Hoffentlich kann ich überhaupt noch in einem westlichen Bett schlafen!“ gluckste Inuyasha und streich mit seinen staubigen fingern über das Laken.. betrachtete dann seine Hand und blickte an sich herab. „Hm.... kann ich mich irgendwo baden? So dreckig will ich nicht in ein solches Bett gehen.“
 

„Natürlich. Wir haben in dieses Haus einen direkten Zugang zum Brunnen mit einem Bad installieren lassen. So kannst du mit der Pumpe das Wasser direkt in eine Wanne laufen lassen. Allerdings ist es kühles Wasser.“
 

„Das ist schon in Ordnung.. Zeigst du uns das Bad?“
 

„Folgt mir“ Sesshoumaru ging mit den beiden den überdachten Teil im Innenhof entlang und öffnete eine Tür. Er entzündete eine Laterne, so dass schummriges Licht den Raum erfüllte. Man konnte eine Eiserne Pumpe mit Pumparm erkennen, unter der eine große Wanne stand. Ansonsten noch einen Waschtisch, Handtücher und Waschutensilien.
 

„Einfach die Pumpe bedienen und das Wasser fließt direkt in die Wanne. Wenn ihr das Wasser nicht mehr benötigt, dann zieht den Korken dort drin ab. Und öffne vorher die Klappe hier vorn. Das Wasser fließt in diese Rinne hinaus und wässert mit unterirdisch verlegten rinnen den Garten. Deswegen ist es dort auch so grün. Dort auf dem Regal findet ihr Seife und Shampoos für die Haare.“
 

Inu Yasha nickte zustimmend „Das ist eine gute Idee, Sesshoumaru. Wirklich gut genutzt.“

Er blickte ihn an und lächelte sanft „Ich danke dir und wünsch dir schonmal eine gute Nacht. Wir sehen uns morgen früh, ja?“
 

Der ältere nickte. „Ja. Eine gute Nacht, Iny Yasha... Sunrise“ er lächelte auch seinem Neffen zu und ließ die beiden dann im Bad alleine.
 

Der junge Krieger hatte sich das Ganze mit angesehen, ohne die Worte zu verstehen. Diese starren engen Wände engten ihn ein. Er sah zu, wie sein Vater den Sitz eines hellbraunen kegelförmigen Pfropfens überprüfte und dann den Arm des länglichen dunklen Etwas in Bewegung setzte... und seine Augen weiteten sich, als sich glasklares Wasser aus dem Maul dieses Dings in die Wanne darunter ergoss.
 

„Bei allen Geistern! Was ist das?“ Er kam vorsichtig näher und hielt eine Hand unter den Wasserstrahl.
 

„Das ist eine .. hmm.. es gibt kein Wort dafür in der Sprache des Volkes. Es holt das Wasser aus der Tiefe hier herauf. In dieser Wanne können wir baden und uns waschen. Wenn wir fertig sind, öffnen wir vor der Wanne diese Öffnung im Boden und ziehen den Verschluss da heraus. Das Wasser wird dann hinaus fließen und die Bäume und das Gras da draußen grün halten.“
 

Sunrise schüttelte fassungslos den Kopf „Was sie alles vollbringen...“
 

Inu Yasha lachte und hörte mit dem Pumpen auf, als die Wanne etwa zu zwei dritteln voll war. „Möchtest du als erstes Baden, oder soll ich?“
 

Sunrise streifte sich seine Kleidung ab und blickte sich gleichzeitig im Raum um „Wie bekommen sie ihr Haar sauber? Ich sehe hier keinen Sand.“
 

„Setz dich in die Wanne, Sunrise. Ich zeige es dir. Wir benutzen keinen Sand sondern Seife..“

Er ging zu dem Regal, in dem Seife aber auch Porzellangefäße und Gläser standen. Öffnet jedes und schnuppert hinein, nimmt schließlich eines davon und kommt zu ihm. Sunrise hatte sich mittlerweile in die Wanne gleiten lassen und war nun dabei, seine Zöpfe zu lösen.

„Lass mich das machen, mein Sohn“ mit flinken Fingern löste er die Lederbänder und den Schmuck aus dem langen Haar, löste die Zöpfe auf und glitt mit den Fingern durch das wellige, staubige und auch fettige Haar. Das Volk fettete das Haar ein, um es vor dem Verfilzen zu bewahren.

„Tauch mal unter und mach dich nass.“ Bat er seinen Sohn. Das Wasser plätscherte im stillen Raum, während der jüngere die Beine anzog und mit dem Kopf unter Wasser glitt. Prustend tauchte er wieder auf, strich sich das Haar nach hinten.
 

„So. Dann schaun wir mal, was das für ein Wundermittelchen hier ist.“ Murmelte Inu Yasha, nahm sich eine großzügige Portion der wohlriechenden Paste aus dem Tiegel und zerrieb sie zwischen seinen Händen, bevor er Sunrises Haar damit bestrich und zu kneten anfing.
 

„Oh. Das schäumt aber schön.“ Freute er sich und massierte auch gleich die Kopfhaut seines Sohnes, der das mit genießerischem Aufstöhnen kommentierte und die Augen schloss. Ihm stieg der Duft in die Nase und er seufzte leise „Was ist das?“
 

„Ich weiß es nicht, mein Sohn. Aber es riecht gut und es muss gut für die Haare sein. Sonst würde es hier nicht stehen. Ich glaube nicht, dass eine deiner Tanten oder Cousinen etwas minderwertiges an ihr Haar lassen würde. Hier... reib das zwischen den Händen bis es schäumt und streich über deine Haut. Das ist Seife. Es löst den Schmutz besser. Aber vorsicht. Sie wird sehr glitschig, wenn sie nass wird.“
 

Der jüngere kämpfte ein paar Mal mit diesem störrischen weißen Stück, welches ihm immer wieder aus der Hand rutschte und im Wasser verschwand, bevor er entnervt aufgab.

„Es wehrt sich!“
 

Inu Yasha lachte leise. „Wie gemein, nicht wahr? Ich glaube, du bist trotzdem sauber genug. Gib mir die Seife, ich leg sie zur Seite. Und dann komm unter die Pumpe. Ich spül dir dein Haar aus.“
 

Als sich Sunrise schließlich mit einem flauschigen Handtuch trocknete, welches er vorher akribisch untersucht hatte, WAS genau das eigentlich war, saß er nackt auf einer Holzbank im Badezimmer und wartete, bis sein Vater fertig sein würde. Das lange Haar hatte er lediglich mit dem Handtuch ausgedrückt, jetzt klebte es kalt an seinem Rücken. Was ihm aber nichts ausmachte, er kannte es ja nicht anders.
 

Gerade eben spülte sich Inu Yasha den Schaum aus dem Haar und erhob sich danach, stieg aus der Wanne. Er öffnete die Klappe im Boden und zog den Stöpsel. Fasziniert sah er zu, wie das Wasser durch das Loch in der Wanne gluckerte und plätschernd in der Rinne verschwand.

Dann trocknete auch er sich ab und wollte schon zur Türe gehen, als ihm etwas einfiel.
 

„Sunrise.. diese Leute hier... sind nicht so freizügig wie unser Volk. Geh niemals unbekleidet in die Öffentlichkeit. Es könnte dir Ärger einbringen und unangenehme Scham für andere. Sie sind es einfach nicht so gewohnt, ja?“
 

Er ging zurück und nahm sein Handtuch auf. Dann schlang er es sich um die Hüfte und steckte es fest. Sunrise nickte, auch wenn er es nicht verstand, WARUM die Weißen so waren, aber es musste schon irgendeinen Grund haben. Also bedeckte auch er seine Hüften und ging mit Inu Yasha zurück ins Haus, ihre Kleider hatten sie über ihre Arme gelegt.

Vor ihren Zimmern verabschiedete sich Inu Yasha leise „Ich wünsche dir eine gute Nacht, mein Sohn. Wir sehen uns morgen früh. Wenn etwas sein sollte, komm zu mir. Ich bin direkt nebenan“ lächelte er Sunrise an.
 

„Danke Vater. Ich wünsch dir auch eine gute Nacht... und ich werde bei Bedarf auf dein Angebot zurückgreifen.“ Damit verschwand Sunrise in seinem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
 

Auch Inu Yasha ging ins sein Zimmer, legte die Kleider auf einen Stuhl und legte sich auf das Bett. Er seufzte tief durch und drehte sich auf die Seite. Er überlegte, wann er wohl zum letzten Mal in einem solchen Bett gelegen hatte. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Irgendwann überwand ihn die Müdigkeit und er schlief ein.
 

Ein Zimmer weiter stand ein junger Krieger inmitten dieser vier engen Wände und starrte durch das Fenster hinaus. Es war sowohl draußen als auch hier drin stockdunkel. Vorsichtig tastete er sich vorwärts und setzte sich auf das Bett, welches weich nachgab. Erschrocken sprang er wieder auf und starrte auf die weißen Laken hinab. Skeptisch legte er seine Hände darauf und ließ die Matratze federn. Kopfschüttelnd setzte er sich wieder hin und legte sich zögerlich auf die Seite... und dann auf den Rücken. Er starrte an die dunkle Holzdecke. Das gestärkte Leinen unter seiner Haut roch nach Seife. Er roch das Holz und die Gerüche des Hauses. Seine Haare rochen anders, auch sein eigener Körper.

Unruhig drehte er sich auf die andere Seite, starrte die Holzwand neben dem Bett an und rutschte davon weg, bis er ganz an der Bettkante lag. Er hatte das Gefühl, als würde die Holzwand auf sein Gesicht drücken, also drehte er sich wieder um. Diese Wände erdrückten ihn. Und doch wurde erwartet, dass er sich einfügen sollte. Sein Volk existierte nicht mehr. Das hier würde seine Zukunft sein. Also schloss er mit einem entschlossenem Schnauben die Augen, rollte sich mit dem Laken zusammen und versuchte seine Gedanken zu beruhigen und Schlaf zu finden.
 

Vor ihm lag ein neues Zeitalter.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Schalmali
2012-01-17T12:39:06+00:00 17.01.2012 13:39
Ich muss zugeben das ich teils die sehr genauen Beschreibungen überflogen habe, vielleicht schau ich sie mir ein ander Mal genauer an. Aber es war wieder sehr nett und gut beschrieben und die Lebensweise der Indianer kam auch hier sehr schön rüber. Ich hatte iegnetlich nur einmal reingeschaut um die Geschichte wieder zu lesen und kein neues Kapitel mehr erwartet nach der langen Zeit. Auch wenn jetzt wohl wieder Pause ist wenn ich mir die Zeit anschaue, sage ich mal schöne Weiterführung und auch schön wie du die Geschichte so einbringst, alles sinnvoll ineinander verflechtes. Sehr schön. Danke für das Kapitel und vielelicht gibt es ja irgendwann wieder eins ansonsten... trotzdem tolle Geschichte :-)
Von:  Hetkala
2011-06-12T20:28:06+00:00 12.06.2011 22:28
hey, ich war total fasziniert von deiner Story. Was mich am meisten begeisterte war die ausschweifende Beschreibung des Volkes. Also das ist doch mal was anderes. Ich bin schon sehr gespannt wie es weitergeht.

LG Hetkala
Von:  Haineko
2011-03-04T18:30:14+00:00 04.03.2011 19:30
Sodele, jetzt bin ich durch^^
Ich find das Kapi toll, da bekommt man noch mal einen richtig schönen Eindruck in das Leben des Volkes. Vielleicht kannst du ja mal in andere Kapis ein paar kleine Szenen einbauen, in denen sich Yasha an Peinliche Momente aus Sunrises Kindheit erinnert... das würde dem Charakter noch ein bisschen mehr tiefe verliehen^^ Nicht das er flach ist, keine Sorge, aber ich würde gern einfach noch ein bisschen mehr über ihn wissen, außer dass er Yashas Sturkopf geerbt zu haben scheint...

Nochmals ein riesen Dankeschön, dass du das Kapi geschrieben hast, denn es kann nicht einfach sein nach vier Jahren wieder in die Story zu kommen. Es gefällt mir wirklich gut^^

LG Hainekoノ
Von: abgemeldet
2011-01-27T19:48:39+00:00 27.01.2011 20:48
Hallo Ninale, noch nie habe ich so gerne und geduldig auf ein weiteres Kapitel gewartet. Es freut mich das du mit so einem fantastischem Kapitel weiter gemacht hast.
Und was die privaten Schicksalsschläge angeht, das tut mir leid, aber ich freue mich, das du nicht den Kopf in den Sand gesteckt hast.
Und uns alle mit diesem supertollen Kapitel bescherrt hast. Da haben sich die 4 Jahre warten gelohnt^^
Freue mich schon auf das nächste und werde wieder geduldig warten^^
Liebe Grüße
Mona
Von:  Revani
2011-01-27T07:24:53+00:00 27.01.2011 08:24
hey ich bin echt begeistert von deiner ff schon in den ersten kapiteln konnt ich schon nich mehr aufhören zu lesen ^^ freu moch schon wenn es weiter geht :)

Lg Rin_chan


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