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Lilium

Legenda ab Rubra Gladius Lilium
von

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Prolog

Der zitternde Körper des kleinen Kindes klammerte sich fest an den der jungen Frau. Sie hatten sich an diesem Ort versteckt und hofften auf ein Wunder. Der Wind trieb den Geruch vom verbrannten Fleische und stickigen Qualm in ihr Versteck. Sie musste eine Welle von Übelkeit unterdrücken, während das Kind leise zu weinen anfing. Um es zu beruhigen drückte sie es sanft an sich. Sie durften auf keinen Fall bemerkt werden, sie mussten überleben.

Schritte!

Dumpfe, schwere Schritte und ein Geräusch, ähnlich schleifenden Metalls, waren zu hören.

Waren sie etwa doch entdeckt worden?

Die Frau erstarrte und auch das Kind bewegte sich nicht mehr. Ihr Herz schlug so stark, das es schon fast schmerzte.

Stille!

Plötzlich wurde die Zeltplane vor ihnen weggerissen und das Herz der Frau setzte für einige, scheinbar endlose Sekunden, aus. Ein riesiger Dämon, der nichts Menschliches mehr an sich hatte, starrte sie mordlüsternen Augen an.

"Hierher haben sich also die letzten Ratten verkrochen", grollte er mit kehliger Stimme und hob seinen Morgenstern, den er hinter sich hergezogen hatte, in die Luft.

Das wimmernde Kind in ihren Armen fing heftig an zu zittern. Die junge Frau schloss ihre Augen und sandte ihr letztes Stoßgebet an Aonir.

Sie erwartete ihren Todesstoss, doch die Götter schienen ihr flehen erhört zu haben. Als sie ihre Augen öffnete, sah sie wie der Riese in seiner Bewegung erstarrt war. Eine blutverschmierte Schwertspitze ragte aus seinem Leib.

Kriegsschreie hallten über den Kampfplatz und erfüllten ihre Ohren. Das Schwert wurde aus dem Kadaver gezogen und, ehe die junge Frau das Gesicht ihres schwarzhaarigen Retters sah, stürmte dieser bereits auf seine nächsten Gegner zu. Der Dämonenriese lag auf dem staubigen Boden, Blut bedeckte ihn und die Erde um ihn herum, wie ein flüssiges Totentuch.

Erst jetzt bemerkte die Frau, dass auch auf sie und das Kind Blut gespritzt war. Plötzlich fing der Riese an zu verwesen und die Luft war von einem schrecklichen Gestank erfüllt.

Erneut musste sie gegen ihre Übelkeit ankämpfen. Das Kind zitterte noch immer, hatte jedoch aufgehört zu weinen.

"Wir müssen weg von hier." sagte sie leise und stand mit dem kleinen Kind im Arm auf.

Ihre Beine schmerzten furchtbar, aber sie wollte, musste, weg von diesem Ort. Doch sie kam nur wenige Meter weit, bevor ihre Beine ihren Dienst versagten. Ihre nackten Füße waren aufgerissen, und ihr ganzer Körper war mit kleineren Wunden, aus denen ständig Blut floss, übersät

Sie war zu erschöpft, um sich auch nur auf zu richten.

Sie bemerkte, wie ihr langsam ihr Bewusstsein entschwand. Wieder hallten Schritte über den Boden, eine Person kam schnellen Schrittes auf sie zu.

Wer war diese Person?

Plünderer? ...nein, dazu war es noch zu früh... Sklavenhändler? ...vielleicht...

Sie spürte, wie sich das kleine Kind noch fester an sie klammerte. Sie schaute auf, doch die Sonnenstrahlen, die sich durch die grauen Wolken durchgekämpft hatten, blendeten sie. Worte wurden an sie gerichtet, doch, wenn gleich sie in ihrer Sprache waren, waren ihre Sinne schon zu benebelt, als dass sie diese zu erkennen vermochte. Plötzlich wurde sie am Arm gepackt und hochgezogen.

Sie konnte noch immer nicht stehen und wäre wieder zusammengebrochen, wenn sie nicht zwei kräftige Arme festgehalten hätten.

"Hier, trink das! Danach geht es dir besser." sprach eine sanftmütige Männerstimme.

Die ihr dargebotene Flüssigkeit schmeckte süßlich, hinterließ aber ein scheußliches Brennen im Hals.

Schnell kamen ihre Sinne wieder und ihr Blick wurde wieder klar. Endlich konnte sie wieder richtig sehen, doch was sie da vor sich sah, überraschte sie sehr.

Mit einem fragenden Blick sah sie sich den Mann vor ihr genauer an und erkannte, dass es sich um denjenigen handelte, der sie bereits zuvor rettete, als der Dämonriese angegriffen hatte.

"Was ist hier passiert?", fragte er.

Sie überlegte kurz, doch sie hatte kaum etwas mitbekommen.

"Im Lager waren viele Flüchtlinge... wir sollten hier in Sicherheit sein... aber dann... die Wache kehrte nicht zurück... und dann kam plötzlich ein Angriff... und dann... bin ich mit dem Kind weggerannt und habe mich versteckt...", noch während sie sich wunderte, wieso sie ihm dies alles so einfach erzählen konnte, waren die Worte schon über ihre Lippen gewandert.
 

Sie hatte den Schreck vermutlich noch gar nicht richtig realisiert.

Aber warum erzählte sie ihm das überhaupt?

Wer war er?

Als sie sich langsam ihrer Situation bewusster wurde, fuhr sie fort.

"Alle schrieen, sind weggelaufen... sie haben das Mädchen einfach im Stich gelassen... und..."

sie brach ihren Satz ab.

Warum sollte sie ihm vertrauen?

"Was machst du denn da?!" ertönte plötzlich eine sehr aufgebrachte Frauenstimme.

Eine schlanke, sehr attraktive Frau kam auf die kleine Gruppe zu gerannt.

"Sie müssen hier weg!"

"Aber...", doch dieser klägliche Versuch einer Rechtfertigung wurde von der Neuangekommenden einfach übergangen.

"Wir hatten doch beschlossen, dass Überlebende zuerst weggebracht und erst dann befragt werden!"

Die energische Frau hakte sich bei der verblüfften Überlebenden unter und zog sie aus den Überresten des Flüchtlingslagers hinaus.

Es dämmerte.
 

Nicht weit von diesen waren zwei Wagen bereitgestellt wurden.

"Was fällt dem ein? Er kann sich doch nicht einfach über unsere Beschlüsse hinweg setzen! Wo kommen wir denn da hin?" regte sich die Rothaarige weiter auf.

"Und außerdem hat er dich auch noch in Gefahr gebracht! Okay, er kann gut kämpfen, aber wenn es eine Übermacht gewesen wäre, hätte ihm das auch nicht viel genützt.

Und wir wären einen unserer besten Kämpfer los geworden!"

Sanft drückte die aufbrausende Frau die beiden Flüchtlinge in einen der Wagen, stieg selbst ein und trat einmal heftig gegen die Wand, worauf hin sie ihr Gefährt in Bewegung setzte.

Seufzend setzte sie sich den beiden gegenüber.

"Geht es euch soweit gut? Mal von euren Verletzungen abgesehen."

Die junge Frau, die immer noch das Kind im Arm hielt, nickte schüchtern.

Das Kind blieb, bis auf gelegentliches Schluchzen, stumm.

Lange Zeit sagte niemand etwas.
 

Dann durchbrach ein weiteres Seufzen der Rothaarigen die Stille.

"Ich heiße Konstanze.", stellte sie sich vor.

"M-mein Name ist Aveena und das ist Alyss." sagte die junge Frau und deutete auf das zitternde Mädchen in ihrem Arm.
 

"Oh je, mit euch kann man ja nirgends hin" kicherte Konstanze um ein erneutes Schweigen zu verhindern.

Erst jetzt nahm Aveena die Fetzen, die von ihrer Kleidung übrig geblieben waren, war. Verlegen schaute sie zu Konstanze, die sehr figurbetonte Sachen trug.

"Keine Angst", beruhigte sie diese, "Im Lager gibt es sicher passende Kleidung für euch."

Jede Unebenheit der Straße ließ sie schmerzhaft die Zähne zusammen beißen, sodass das Sitzen auf der improvisierten Bank schon bald nur noch schwer aus zu halten war.

"Was dauert das denn so lange?", fragte eine zusehend nervöser werdende Konstanze und trat noch stärker gegen die Wand des Wagens.

"Ich fahr schon so schnell ich kann!" antwortete eine dumpfe Männerstimme.

"Das ist aber nicht schnell genug!" regte sich Konstanze weiter auf.

"Wenn das in diesem Tempo weiter geht, werden wir entweder entdeckt oder ich werd alt und grau, und dann war's das von wegen Infos!"

"Ich musste schon wegen einer Kontrolle den längeren Wegfahren! Ich tu was ich kann!" raunte der Mann zurück und die Rothaarige setzte sich wieder auf ihren Platz.
 

Aveena fühlte sich zunehmend unwohler in der nähe dieser scheinbar leicht reizbaren und aufbrausenden Persönlichkeit.

Sie achtete sehr darauf, nichts zu sagen, das ihren Ärger auf sie ziehen könnte.

Anscheinend bemerkte Konstanze diese Befürchtung Aveenas, denn sie fing plötzlich an zu kichern.

"Keine Bange, ich bin nur zu den Männern so. Man muss ihnen als Frau schließlich zeigen, dass sie nicht alles mit uns machen können.

Sag es ihnen aber nicht." flüsterte sie und zwinkerte.

"Darf ich..." fing Aveena an, schien es sich aber anders überlegt zu haben.

"Frag ruhig." ermunterte sie Konstanze.

Darf ich fragen... Wer ihr seid...? Ihr scheint euch alle zu kennen... und euch organisiert zu haben..." stellte Aveena nachdenklich fest.

"Gute Frage, das hast du sehr gut beobachtet", entgegnete Konstanze gelassen. "Ja, wir haben uns organisiert, recht gut sogar möcht ich meinen! Wir nennen uns Rubra Gacius Lilium, aber du wirst uns wahrscheinlich eher unter der Bezeichnung "die Rebellen" kennen.

Die Rebellen

Kapitel 1
 

Aveena erschrak leicht. Jeder hatte schon einmal in irgendeiner Form von den Rebellen gehört. Es gab mehrere Gruppen, aber nur eine wurde als wirkliche Rebellen bezeichnet. Ihre Palette von Anschlägen reichte von normalen Sabotageaktionen bis hin zu Attentaten und Mord. Keiner wusste, wie sie zu ihren Informationen kamen und die übelsten Gerüchte entstanden.

Aveena wurde geraten, sie solle sich von den Rebellen fern halten. Sie seien Blutrünstig und würden niemanden verschonen. Jedoch wurde sie von ihnen gerettet. Aber doch nicht etwa um sie jetzt zu töten? Nein, das konnte sie nicht glauben. Und doch war da etwas Ungewohntes mit der neu errungenen Bekanntschaft zu den Rebellen erwacht, vor dem Aveena zwar keine Angst, aber doch Bedenken hatte.

„Du solltest den Männern im Lager etwas von deiner Beobachtungskunst beibringen. Wenn die auch nur halb so viel merken würden wie du, wären wir auch schon viel weiter.“, bemerkte Konstanze beiläufig. Das entlockte ein kichern.

„Wenn du lachst siehst du viel schöner aus. Ziehe nicht immer so ein Gesicht, sonst gibt es Ärger.“ Scherzte die Rebellin.

Aveena wusste nicht, was sie davon halten sollte. Eigentlich sollte sie noch unter Schock stehen und weinen um die, die ihre Leben lassen mussten. Stattdessen aber lachte sie hier mit einer Rebellin, vor der sie jeder gewarnt hat. Irgendwas hatte diese Konstanze aber an sich, denn sie half Aveena zumindest für kurze Zeit den Angriff zu vergessen. Wenn dieser Moment doch nur ewig halten könnte, wünschte sich Aveena, aber schon diesem Augenblick kam der Wagen langsam zum stehen.

„Na endlich!“ stöhnte Konstanze anschienend erleichtert. Sie lauschte kurz an der Tür, bevor sie diese aufstieß und aus dem Wagen sprang.

„Ich dachte schon wir kämen niemals an.“

„Dann fahr des nächste Mal doch selber!“ ertönte die entnervte Stimme des Fahrers.

Aveena schaute noch etwas schüchtern aus dem Wagen. Alyss klammerte sich wieder an die Novizin und vergrub das Gesicht in den Kleidungsfetzen. Der schwarzhaarige Mann, der Aveena und das Kind gerettet hatte und auf den Konstanze anscheinend nicht gut zu sprechen war, kam nun dazu.

„Tal will euch alle sehen.“ Sagte er ruhig. Konstanze hingegen explodierte fast wieder.

„Mit dir muss ich mich auch noch mal unterhalten. Was glaubst du, wer du bist? Aber erst kleide ich die zwei hier neu ein. Dann geht’s in die zweite Runde mit uns, Armoth!!“ fuhr sie ihn gleich an. Sie zog sanft Aveena aus Wagen und schob sie in Richtung eines Zeltes.
 

Aveena schaute sich aufmerksam um. Die Zelte waren größtenteils wild zusammengewürfelt und meist unauffällig. Sie standen nicht so eng wie im Flüchtlingslager und waren an Zahl auch weit unterlegen. Manche von ihnen waren schon richtig alt, hier und da geflickt, nicht selten fleckig, aber sie alle hatten etwas gemein: Sie waren in ihrer Struktur gleich und auch sehr schnell auf- und abgebaut, sofern die Hände das Bauers geübt genug dafür waren. Das Zelt, in das Konstanze die beiden schob, war mit eines der Ältesten. Es sah sehr mitgenommen und ausgeblichen aus.

Aber als Aveena das Innere des Zeltes betrat, erstarrte sie vor Erstaunen. Es war sehr geräumig und gemütlich darin, viel größer als es von Außen den Anschein machte. Der Boden war mit einer Art Teppich ausgelegt.

In den Ecken standen mehrere Kisten: eine für Kleidung, zwei kleinere, die anscheinend für Waffen oder Schmuck gedacht waren. So einen Luxus in einem Zeltlager, einem Lager der Rebellen. Sogar ein Feldbett stand darin, worüber Aveena sich sehr wunderte. Konstanze kicherte wieder.

„Wir brauchen doch auch eine gewissen Komfort.“, gab sie zu, während sie zu der größeren Truhe ging. Nach langem Durchwühlen der Kiste zog Konstanze zwei etwas ältere Kleider heraus. Sie waren noch ganz brauchbar, trotz ihrer starken Abnutzung. „Hier, die könnt ihr erst mal anziehen. Wir besorgen auch noch andere Kleidung, aber fürs erste muss das gehen.Und damit…“ sie deutete auf eine Schüssel mit Wasser „könnt ihr euch waschen. Beeilt euch. Wie ihr gehört habt wartet Tal auf euch. Und er wartet nicht gern. Er wird schnell ungeduldig und schlecht gelaunt.“, grinste Konstanze. Sie ging aus dem Zelt, bleib aber in der Nähe, wofür Aveena dankbar war. Die junge Priesterin hatte das Gefühl, das sie nur ihr vertrauen könnten. Schließlich machte Konstanze den Anschein, als seie sie stark und könnte kämpfen und sie hatte ein loses Mundwerk, hinter der sich eine sehr scharfe Zunge verbarg.

Aveena hörte auf Konstanzes Rat und zog sich schnell um, dann half sie Alyss beim Umziehen und waschen, da sich diese etwas ungeschickt anstellte und gerade dabei war, sich mit den Ärmeln des Kleides zu verheddern.

Als sie fertig waren, nahm die Priesterin das kleine Mädchen an der Hand und ging aus dem Zelt. Konstanze blickte die zwei erstaunt an.

„Das ging aber schnell. Hätte ich euch gar nicht zugetraut. Ich an eurer Stelle hätte die Männer noch ein bisschen warten lassen. Schließlich brauchen wir Frauen auch unsere gewisse Zeit“, sagte sie und grinste.

„Männer sind immer so.....“

„Kommt endlich!“ brummte eine Stimme. Diese klang streng, aber doch gerecht. Die Person, die zu dieser sehr kraftvollen und zugleich sanften Stimme gehörte, verzieh garantiert keinen Fehler. Allerdings tolerierte sie große Anstrengung und Mühe und erkannte auch den guten Willen in einer Person.

Aveena drehte sich in die Richtung, aus der sie die Laute zu vernehmen glaubte. In einer dunklen Ecke an ein Zelt lehnend stand ein schwarzblauhaariger Mann, recht groß gewachsen. Er trug ein grünes Hemd und eine schlichte Hose. Was Aveena aber so an seinem Anblick fesselte, war nicht das große Schwert, das ihn wie einen sehr erfahrenen und starken Kämpfer aussehen ließ, sondern seine verschiedenfarbigen Augen, das eine rot, andere gelb, dies verriet ihr, das er ein Mischling aus zwei doch so unterschiedlichen Rassen sein musste. Gelangweilt, aber dabei Aveena aus ihren Gedanken reißend, antwortet Konstanze:

„Ja ja, wir kommen ja schon.“ Aveena schaute schnell beiseite in der leisen Hoffnung, dass der Fremde ihr Starren nicht bemerkt hatte. Anscheinend aber doch, da dieser plötzlich seufzte. Dann ging der Mann schweigend weiter und Konstanze folgte ihm, konnte sich aber nicht das Kommentar

„Na, findest du auch allein den Weg?“ verkneifen.

„Ich bin nicht so Orientierungslos wie du!“ brummte der Blauhaarige scharf zurück. Aveena war stark beeindruckt und wunderte sich, dass es überhaupt einen Mann gab, der mit mindestens ebenso scharfer Zunge antworten konnte, wie Konstanze ihn anfuhr. Dieser Mann nahm Konstanze förmlich den Wind aus den Segeln, sodass Konstanze nichts zu erwidern wusste.

„Kommt jetzt, wir haben noch einiges zu Besprechen.“ Konstanze wandte sich an Aveena. „Ist er nicht ein süßer Teddy-Bär? Brummt den ganze Tag nur rum und ist dabei einfach nur zum knuddeln.“ kicherte sie. Aveena schaute Konstanze nur etwas verdutzt und rot im Gesicht an, sagte aber nichts.

„Halt dich jetzt etwas zurück, wir haben andere Probleme.“ Fauchte der Mann und ging in ein Zelt.

„Mein Gott, ist der schlecht gelaunt. Haben wir ihn doch zu lange Warten lassen?“ meinte die sehr fröhliche Frau ironisch und ging ebenfalls in das Zelt, allerdings nicht ohne Aveena noch ein letztes mal zu zuzwinkern. Aveena folgte den beiden Vorausgegangenen wortlos mit Alyss an der Hand.

Mit gesenktem Blick betrat sie das Zelt. In diesem musterte sie alles, ohne auch nur ein einziges Mal den Blick zu heben. Wozu auch, ihr entging selbst in dieser Demutshaltung nichts. Sie befand sich in einem Zelt in dessen Mitte ein großer Tisch mit einer Karte stand. Um diesen Tisch standen mehrere Personen.

Konstanze hatte sich zu dem Blauhaarigen gesellt, der am „Kopf„ des Tisches stand und so den Eingang im Blickfeld hatte. Neben ihm stand der Schwarzhaarige, der sie und Alyss gerettet hatte und auf den Konstanze anscheinend immer noch nicht gut zu sprechen war, da sie ihm noch einige wütende Blicke zuwarf, denen der Betroffene so gut es ging versuchte, auszuweichen. Zum ersten Mal fiel Aveena die große Ähnlichkeit auf, die der Schwarzhaarige und die neben ihm stehende anscheinend strenge Person aufwiesen.

War das Zufall? Aber Aveena wandte ihre Aufmerksamkeit den anderen Personen zu, es befanden sich noch eine Frau und ein Junge in diesem Zelt. Die Frau hatte fast eine schneeweiße Haut, ebenso wie ihre Haare, die aber leicht bläulich zu schimmern schienen. Neben dieser blass aussehenden Frau stand ein Junge. Aveena schätzte sein Alter auf etwa 12 Jahre. Er war eher wie ein Bauernsohn gekleidet und nicht wie ein Krieger, dies wunderte die Heilerin. Seine wilden, braunen Haare boten einen krassen Kontrast zu der blassen Frau neben ihm, brachten aber seine grünen Augen richtig zur Geltung. Er wirkte ernst, entschlossen und etwas stürmisch. Aveena fragte sich, wieso diese Gruppe aus erfahrenden Kämpfern, einen solchen Knaben dabei hatte.

„Dieses Schweigen ist ja unausstehlich! Also, das ist Aveena und die Kleine ...wie heißt die eigentlich noch mal..... ahja, Alyss" stellte Konstanze sie vor. „Mich kennst du ja schon. Das ist unser Anführer Tal. Und dieser Schwachkopf da ist Armoth." Sie deutete erst auf den Schwarzblauhaarigen und dann auf den ihm so ähnlich sehenden Schwarzhaarigen, der eine feine Narbe hatte, die längs auf dem linken Auge war. „Die sehr kalt, aber trotzdem gut aussehende Dame ist Milura." Die Frau mit dem Namen Milura, schien etwas geschmeichelt und schaute Konstanze mit einem fragenden Blick an. „Was denn, stimmt doch ..... mehr Leute brauchst du nicht zu kennen." Sagte Konstanze, letzteres wieder an Aveena gewandt, ohne auch nur mit einem Wort auf den Jungen einzugehen. Dieser protestierte aber mit einem lauten „Hey".

„Ach ja, der Knirps da ist Kimael." Kimael war anscheinend nicht sehr erfreut über diese Bezeichnung, denn er warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Konstanze ignorierte ihm einfach und wandte sich den beiden Flüchtlingen zu.

„Aveena, wir..." setzte die temperamentvolle Frau, wurde allerdings fast sofort von Tal unterbrochen.

„Wir müssen wissen, was genau im Flüchtlingslager passiert ist." Aveena schaute auf. „Äh.....Ähm....." Sie erzählte das gleiche noch mal, was sie zuvor Armoth erzählt. „Weißt du, weshalb diese Dämonen angegriffen euch haben könnten?" fragte Tal weiter. „Nein .... es ging alles viel zu schnell, außerdem musste ich doch Alyss auch helfen" sagte Aveena wahrheitsgemäß, dass Kommentar von Konstanze ignorierend, die meinte, dass so ihre Wunden zu erklären waren.

„Es waren keine besonderen Menschen da, nur Bauern und ähnliche." „Ist dir sonst irgendwas aufgefallen?"

„Mhhhh... nein" sagte die nachdenkliche Priesterin, nach einiger Zeit des Bedenkens, fügte sie aber eilig hinzu: „Halt ..... doch ..... wenn man die Wache gefragt hatte, was genau gesehen war und was noch gesehen wird, wichen sie unsern Fragen aus. Auch der Hauptmann schien etwas ...zu verheimlichen." Wieder trat Stille ein, dann erzählte Aveena endlich weiter

„Er war auch schon vor zwei Wochen eine ganze Zeit lang verschwunden."

„Weshalb?" Aveena schüttelte den Kopf.

„I-Ich weiß es leider nicht. Es tut mir leid." Tal ließ ein Seufzen von sich hören.

„Verdammt, das bringt uns nicht weiter. Wir brauchen mehr Informationen." Er blickte zu Konstanze, diese nickte und ging ohne ein weiteres Wort zu verlieren.

„ Ihr werdet heute Nacht in Konstanzes Zelt schlafen. Morgen sehen wir, wo wir für euch eine eigene Unterkunft herbekommen."

„Aber...“ setzte die sonst so scheue Frau an, verstummte aber gleich darauf wieder. Ein erstauntes Seufzen von Tal war zu hören. "Wenn du etwas zu sagen hast, tu es einfach. Dafür haben wir noch keinen den Kopf abgerissen", sagte diesen mysteriösen Mann, mit einer so ruhigen und vertraulichen Stimme. „Das mit Bill war ein Versehen“ sagte er und grinste. Aveena starrte ihn darauf hin sehr entrüstet an und war sprachlos.

„Nun?", fragte Tal und lächelte Aveena an. Mit einem Schreck fiel Aveena auf, dass sie Tal anstarrte, sogar mit offenem Mund.

„Ähm... nun..." stammelte Aveena, mit hoch rotem Kopf. Gelächter war von den anderen zu hören. „Wo schläft denn Konstanze, wenn Alyss und ich in ihren Zelt schlafen?" fragte Aveena etwas eingeschüchtert, nachdem wieder Ruhe eingekehrt war.

„Ach, glaub mir, die wird ihr Zelt heute Nacht nicht vermissen." Lachte Tal, anscheinend überrascht über den sorgenvollen Unterton in Aveenas Stimme. Dieser war aber trotzdem nicht wohl dabei. In späteren Verlauf der Sitzung, in der die Rettung und die Schwierigkeiten des Kampfes besprochen wurde und dürfte sich Armoth, wegen seines eigenmächtigen Handelns, noch einen Vortrag anhören, wobei Aveena schmunzeln müsste, denn wäre noch Konstanze da gewesen, wäre wahrscheinlich der Vortrag noch länger gewesen und Armoth hätte nicht den Hauch einer Chance gehabt, sich zu verteidigen. Nach der Besprechung ging Aveena mit Alyss auf dem Arm, die mitten in der Besprechung eingeschlafen war, zurück in das Zelt und wartete ab.
 

Den ganzen restlichen Tag ließ sich kein Mitglied der Rebellen sehen. Gegen späten Abend beschloss Aveena das Lager zu besichtigen, da sie nicht schlafen konnte. Alyss würde voraussichtlich die ganze Nacht durchschlafen. Langsam und vorsichtig verließ Aveena das Zelt und schlich vorsichtig durch die aufgestellten Zelte. Aveenas erster Eindruck blieb bestehen, dass die Zelte schon ziemlich abgenutzt und teilweise auch schon sehr oft geflickt wurden waren. Doch sie waren nicht so zusammen gewürfelt und unkoordiniert zusammengestellt, wie Aveena bei näherem Hinsehen feststellte, waren die Zelte, die den Rand des Lagers bildeten, immer erleuchtet und besetzt. Sie formten eine Art Schutzwall, um Feinde rechtzeitig zu erkennen und abzuwehren. Im Innersten des Kreises waren die Zelte der Handwerker, die Quartiere und auch kleine Lager Lebensmitteln oder Waffen. Auch das Konferenzzelt war im Inneren. Als Aveena um eine Ecke schlich, sah sie Armoth, Tal zusammen mit ein paar Wachleuten. Sie besprachen etwas, das die Priesterin aber nicht verstehen konnte. Auf einmal lachten die Männer herzlich und Aveena erwischte sich dabei, wie sie Tal wieder fasziniert betrachtete.

Plötzlich sah Tal auf und schaute sie direkt an, so dass Aveena innerlich zusammenzuckte. Sie wollte grade wieder gehen, da hörte sie Tals ruhige Stimme „Kannst du nicht schlafen?“

Aveena drehte sich um und nickte nur. Tal kam sie zu, die Wachmänner gingen und Armoth schien nachzudenken. Als der Rebellenanführer bei ihr war, überlegte sie kurz, dann sagte sie „Ich… ähm… habe eine Frage“ murmelte sie vor sich hin.

Tal seufzte „Du kannst ruhig fragen“ meinte er „ ich werde dir nach Möglichkeit antworten“

„Woher…“ setzte sie an „woher ihr, dass das Flüchtlingslager angegriffen wird“ fragte sie. Die Antwort kam überraschender weise von Armoth, der sich zu ihnen gesellte „Wir haben halt unsere Quellen“ In seiner Stimme lag etwas gereiztes, was Aveena verwirrte. Sie senkte den Kopf, weil sie dachte, sie hätte etwas Falsches Angesprochen. Tal schien dies zu bemerken, denn er fragt „Wie geht es dir? Und Alyss? Was ist mit deinen Verletzungen?“

Die Priesterin war einen Moment lang noch verwirrt, dann antwortete sie.

„M-mir geht es gut … Danke“ meinte sie „Dieser Trank hat mir wirklich geholfen“ „Ahja, das war eine Art Schmerzmittel. Du solltest noch zu Milura gehen, das Mittel wirkt nicht ewig“ meinte Armoth, dessen Stimme immer noch etwas gereiztes klang. Dies verunsicherte Aveena immer noch.

Unwillkürlich musterte sie die beiden Männer, sie sahen sich wirklich ähnlich, vor allen hatten sie ähnliche Gesichtszüge. Ob sie verwand waren, fragte sich Aveena.

„Ist irgendwas?!“ fragte Armoth wieder gereizt.

„Äh-Ähm…“ mehr brachte Aveena nicht heraus, verunsichert schaute sie zu Boden.

„Ich wollte mich noch bei euch bedanken, wärt ihr nicht gekommen, wären Alyss und ich jetzt tot…“ ihre Stimme brach ab.

„Wären wir früher gekommen, hätten wir mehr retten können“ entgegnete Armoth. Die Priesterin wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. Unangenehmes Schweigen folgte.

Aveena spürte wie jemand seine Hand auf ihre Schulter legte, sie schaute auf und blickte Tal ins Gesicht. Dieser lächelte sie aufmunternd an.

„Mach dir daraus nichts, Aveena. Er ist immer so gereizt, wenn sie weg ist“ meinte Tal mit einen ironischen Unterton und bekam sogleich einen wütenden von Armoth.

Armoth schien noch etwas sagen zu wollen, tat dies aber nicht und drehte sich um.

„Es ist besser, wenn ich jetzt schlafen gehe. Gute Nacht!“ mit diesen Worten verschwand der junge Mann in der Dunkelheit.

Aveena hatte jetzt ein schlechtes Gewissen, irgendwie fühlte sie sich für Armoth Wut verantwortlich.

„Macht dir nichts draus“ meinte der Rebellenanführer erneut.

„Aber…“ setzte Aveena an, wurde aber gleich von Tal unterbrochen.

„Nichts aber, morgen ist er wieder der alte, nette Kerl. Er ist immer gereizt, wenn sie nicht da ist“ erzählte er.

Aveena schwieg und überlegte.

„Wenn du wissen willst, wem ich meine … finde es selber heraus, du siehst eine gute Beobachterin zu sein“ meinte Tal neckisch.
 

Plötzlich wurde Aveena etwas schwindelig, ihre Sicht fing an sich zu trüben. Sie blieb einige Sekunden unsicher stehen, aber so schnell der Schwindel auch gekommen war, verschwand er auch wieder. Die junge Frau hoffte, das Tal nichts bemerkt hatte und dies schien er auch nicht.

„Wenn du willst können wir uns noch ein bisschen unterhalten, aber lass uns zu einen der Lagerfeuer setzten. Dort ist es heller und wärmer“ sagte er. Aveena nickte zustimmend, sie war froh sich noch mit jemandem unterhalten zu können, so war sie nicht alleine. Und außerdem dachte sie so nicht über das Geschehende nach, vor der Erinnerung hatte sie Angst.
 

Tal ging los und Aveena folgte ihn erst zögerlich. Nach wenigen Metern hatte sie ein Lagerfeuer erreicht. Bei dem Feuer saß eine Wache, die wahrscheinlich dafür sorgen musste, dass das Feuer nicht ausging.

Als die Wache Tal sah, begrüßte diese ihn. Tal stellte Aveena vor. Tal setzte sich neben die Wache.

„Setz dich“ forderte die Wache Aveena auf und sie tat dies auch.

Als sie Gedankenverloren ins Feuer sah, lief es ihr kalt den Nacken runter. Das Feuer erinnerte sie an das, was in Flüchtlingslager passiert war. Die junge Frau drehte sich weg

„Hier, esst etwas. Du hast doch bestimmt Hunger“ sagte sie Wache und reichte Aveena eine Schüssel mit Suppe. Diese nahm die Suppe dankbar an. Tal hatte sich inzwischen auch schon hingesetzt und etwas zu essen genommen.

„Also“ begann er „du hast bestimmt einige Fragen. Aber hab Verständnis dafür, dass wir dir nicht alles erzählen können“ meinte er. Die Priesterin nickte und überlegte, sie wollte einiges Fragen, doch wusste sie nicht, wo sie anfangen wollte.

„Dieser braunhaarige Junge, Kimael“ fing Aveena an „Er schien mir sehr jung, wieso… begleitet er euch?“ fragte sie. Tal antwortete erst nicht, sondern lachte „Kimael ist auch erst 12, also noch ziemlich jung. Wir haben ihn vor einiger Zeit gefunden. Er war, ähnlich wie ihr, der einzige Überlebende eines zerstörten Dorfes, mehr tot als lebendig. Seit dem ist er bei uns“ erzählte Tal. Aveena spürte, dass Tal nicht alles erzählt, sagte aber nichts weiter.

„Und… d-du und… Armoth, warum…“ stammelte Aveena vor sich hin. Wieder grinste Tal „Warum wir uns so ähnlich sehen?“ fing er an, aber es war die Wache, die weiter erzählte.

„Die beiden sind Brüder, Halbbrüder um genau zu sein“

„Halbbrüder?“ harkte Aveena nach.

„Ja, wir haben zwar den selben Vater, aber nicht die selbe Mutter“ erzählte Tal

„hast du Schwestern oder Brüder, Aveena?“

„Ich… äh… weiß nicht“ Aveena schwieg kurz „ich habe meine Familie nie kennen gelernt. Ich weiß nicht einmal, ob sie überhaupt leben“

Ein Schweigen trat ein.

Als Aveena ihre Suppe aufgegessen hatte, sagte Tal

„Komm wir gehen noch zu Milura, du solltest dich untersuchen lassen.“

Die Priesterin nickte und stand auf.

„Wer genau ist eigentlich Milura, jemanden wie sie, habe ich noch nie gesehen“ frage die junge Frau.

„Milura ist eine Lirin, eine Reinblütige Lirin. Ihnen begegnet man hier zu Lande selten. Milura ist unsere Ärztin und schon lange bei den Rebellen, sie war schon vor mir hier“ meinte Tal.

Das heißt, dass diese Gruppe nicht von Tal gegründet worden war, dachte sich Aveena.

„Auch wenn es nicht so aussieht, ist sie älter als die meisten von uns“ meinte die Wache und grinste.

Tal war inzwischen aufgestanden und Aveena rappelte sich auch hoch, als sie stand, wurde ihr wieder etwas schwindelig.

„Komm, ich bring dich zu Milura“ sagte der Rebellenanführer und ging los. Aveena wollte ihn folgen, taumelte ein paar Schritte und dann wurde die Welt um sie herum schwarz.

Hamalis

Kapitel 2
 

Müde und erschöpft kehrte Konstanze am nächsten morgen ins Lager zurück. Diese Informationen waren nicht sehr hilfreich und sie zu bekommen mehr als beschwerlich. Warum haben diese Typen das Lager der Flüchtlinge überfallen? Doch nur, weil etwas sehr Wichtiges dort versteckt worden war? Es grämte Konstanze nicht zu wissen, was die Dämonen so sehr begehrte. Sie musste die Sache noch mal durchgehen. Sie hatte erfahren, dass es etwas Unscheinbares und zugleich sehr Wichtiges war.

Aber Frauen erzählte man von so etwas nicht viel, sie seien eh zu dumm dafür. Sie hatten andere Aufgaben als Denken.

Konstanze merkte die Wut in sich aufsteigen. ‚Frauen können nichts!’ Diese überholte Auffassung der Männer! Dabei können diese nur nicht akzeptieren, dass es nun mal Frauen gab, die in strategischem Denken und taktischen Planung besser waren als sie. Und dazu noch ihre weiblichen Reize einsetzen konnten.

Die Gedanken überschlugen sich förmlich in ihrem Kopf. Sie musste das Vorgefallene mit Tal besprechen und mit ihm zusammen auswerten.

Konstanze stürmte über den Platz, gradewegs auf Tals Zelt zu und riss beim Eintreten den Eingang stürmisch auf.

„Tal, ich...........äh... ähm, warte draußen.“ Mit hoch rotem Kopf verließ Konstanze das Zelt. Sie hatte total vergessen, dass es noch draußen nicht einmal hell war.

Das Lager schlief zu dieser Zeit noch tief und fest, mit Ausnahme der Wachen; diese, wenn sie schlafen würden, riesigen Ärger bekommen würden.

Tal konnte auch nicht ewig wach bleiben, er musste sich schließlich auch einmal ausruhen. Er schlief auf einem einfachen Feldbett, als er, aufgeschreckt durch Konstanzes aufbrausenden Eintritt, sich ruckartig aufrichtete und dadurch seine Decke so zurück fiel, dass sie seinen nackten, muskulösen Oberkörper entblößte und locker in seinen Schoß niedersank.
 

„Was gibt es denn so Dringendes?“ gähnte Tal, als er, sich noch die letzten Knöpfe seines Hemdes schließend, aus dem Zelt kam.

„Wir müssen uns beraten, da ich.....du siehst müde aus“ bemerkte Konstanze.

„War was los?“

„ Ein Wunder ist geschehen! Du merkst mal, wenn ein anderer müde ist! Das ich das noch erleben darf!“ scherzte Tal mit fast schmerzhafter Ironie. Als er dafür aber nur einen vernichtenden Blick von Konstanze erntete, erzählte Tal was mit Aveena gesehen war.

„Ist sie noch bei Milura? Wir können uns später unterhalten!“ gab die in diesen Fall sehr emotional reagierende Rothaarige von sich, als sie in Richtung von Kranken - Zelt verschwand.

„Und wofür hast du mich jetzt geweckt?!“ schrie Tal ihr noch hinterher, bevor er sich fast augenblicklich auf den Weg zu Aveena machte.

„Kann ich ahnen, das Aveena aus heiterem Himmel zusammen bricht? Sie war doch in so guter Verfassung, als ich ging“ wütete Konstanze. Warum war sie nicht da? Sie wollte eigentlich auf Aveena aufpassen oder zumindest für sie da sein, wenn sie Probleme oder Sorgen hatte. Und jetzt?

„Ereon! Ich danke dir, das du mir die wahren Seiten dieser Frau offenbarst!“ betete Tal und wieder spürte Konstanze die schmerzende Ironie in seiner Stimme mitschwingen. Sie waren kurz vor den Kranken - Zelt, als Konstanze der Kragen platze.

„Sag mal, was hast du heute gegen mich? Gab ich dir irgendetwas getan? Was fällt dir ein mich so.....“ brüllte ihn die vor Wut rot anlaufende Rebellin an, wurde allerdings von einem lauten Zischen unterbrochen. „Ihr weckt das ganze Lager! Und ich habe hier eine Patientin, die sich dringend ausruhen muss!“ fauchte Milura, die einzige Ärztin, die sich den Rebellen angeschlossen hat und sich um die Kranken und Verletzten mit viel Aufwand und rührender Sorgfalt kümmerte. Manche behaupteten, das Milura trotz ihres nach Außen sehr kalt wirkenden Charakters sich um ihre „Schützlinge“ sorge.

„Wie geht’s ihr?“ fragte Konstanze gleich.

„Sie hat nichts Ernstes. Die Wunden sind in zwei Wochen fast vollkommen verheilt sein. Aveena ist nur ziemlich erschöpft und braucht jetzt vor allem viel Ruhe, Die sie aber nur dann bekommt, wenn der Rest des Lagers in der Lage ist, soviel Rücksicht auch aufzubringen!“ Milura funkelte mit ihren eiskalten blauen Augen zu Konstanze, die erst protestieren wollte, es dann aber doch lieber ließ.

„Ich habe sie die Nacht über untersucht und kann mit großer Sicherheit sagen, dass sie soweit in Ordnung ist“

„Du hast die ganze Nacht nicht geschlafen?“ fragte Konstanze ungläubig. Als die Lirin, die so aussah, als wäre sie ausgeruht, aber nur nickte, seufzte Konstanze laut auf.

„Wie macht dein Volk das nur? Ich will nach einer Nacht ohne schlaf auch so aussehen...“ “Wann dürfen wir sie besuchen?“ wollte Tal wissen, die schmollende übermüdete Frau ignorierend. „Ich lasse euch holen, sobald sie wieder wach ist.“ Mit diesen Worten ging Milura wieder in das zelt und ließ die beiden alle vor ihrem Zelt stehen.

Tal seufzte und schaute Milura hinterher „Tja, das war es wohl mit der Nachtruhe“ meinte er und drehte sich zu Konstanze „also, was hast du heraus gefunden?“ Konstanze, die immer noch etwas schmollte, blickte Tal nun wütend an „Nichts!“ feuchte sie „Diese Schwachköpfe rücken mit keinen brauchbaren Informationen raus. Nur wie sich Frauen zu verhalten haben und bla bla …“ meckerte sie, worauf Milura wieder vor den Zelt erschien. Der Blick der Lirin reichte aus, dass Tal die wütende Konstanze weg schob. Als Milura außer hörweite war, fing Konstanze wieder an derbe Flüche auszusprechen, Tal nahm dies gelassen hin, er kannte Konstanze gut, sie jetzt zu unterbrechen wäre nicht besonders klug, die rothaarige Frau musste jetzt ihre Enttäuschung und Wut entladen.

Nachdem Konstanze sich entladen hatte, meinte Tal „Leg dich besser hin und ruh dich aus. Wir müssen heute noch abreisen, sonst werden wir noch verfolgt und …“ Tal fing an zu grinsen „ Armoth hat seinen Vortrag wegen seines Verhalten schon bekommen“

„Da hatte er aber noch mal Glück gehabt, das ich nicht da war“ sagte Konstanze mit einem neckischen Unterton „wohin werden wir reisen?“

„Erst einmal zum Grauschattental, wir sind nun lange genug unterwegs gewesen“ antwortete Tal etwas nachdenklich.

„Gut, weckt mich rechtzeitig und ich geh jetzt wirklich schlafen“ Müde schleppte sich Konstanze zu ihren Zelt. Tal dachte einen Moment lang nach und ging dann seinen Pflichten nach.
 

Milura kümmerte sich währenddessen weiter um Aveena, diese einen traumlosen, erholsamen schlaf hatte. Die Ärztin hatte ihr ein Mittel gegeben, damit sie ohne die quälenden Erinnerungen des vergangen Tages schlafen konnte. Zuvor hatte die dasselbe Mittel Alyss gegeben.

Milura schaute Aveena nachdenklich an, als sie von einer wimmernden Stimme aus ihren Gedanken gerissen wurde. Sie schaute sich um, von Aveena kam die Stimme nicht. Auch klang die Stimme viel zu jung für sie. Die Lirin ging aus den Zelt, da sie sich schon fast denken konnte, um wen es sich handelte.

In der Nähe des Zeltes saß das kleine Mädchen, das gestern aus dem Flüchtlingslager gerettet worden war, weinend auf den Boden. Milura müsste lächeln, sie gut vorstellen, was gesehen war, bestimmt hatte Konstanze Alyss aus ihren Zelt geschmissen. Sie ging zu den Mädchen, ging in die Hocke und streichelte sanft das stark gelockte, kurze, rotkupferde Haar. „Alles in Ordnung?“ fragte sie sanft. Als Antwort bekam sie nur ein lautes wimmern.

„Hat dich Konstanze aus ihren Zelt geschmissen?“

Alyss schaute sie einige Sekunden lang verwundert an „Jaaa!“ jaulte sie los „und…“ sie schniefte erneut „Aveena ist auch nicht da“ jammerte sie weiter.

„oh“ Alyss wusste ja noch gar nicht, das Aveena zusammengebrochen war, dachte sich Milura „Keine Sorge. Aveena ist bei mir in Zelt, ihr gut es gut, sie brauch nur ein wenig schlaf“ meinte sie beruhigend zu der Kleinen „Komm, ich bring zur ihr. Aber du musst verstehen leise zu sein, solange sie noch schläft“

Alyss nickte und die beiden standen auf. Milura brachte Alyss in Zelt.

Als Alyss Aveena sah, rannte die freudig zu ihr, hatte aber so viel anstand leise zu sein, genau so, wie sie es versprochen hatte.

„Wann wacht sie denn auf“ frage sie leise und neugierig. Die Ärztin ging zu den beiden „Das kann ich dir nicht sagen, aber bis sie aufwacht, kannst du dich ja ach noch etwas ausruhen“ während sie dies sagte, zeigte sie auf ein zweites Bett von insgesamt fünf Betten, die in Zelt standen. Alyss setzte sich auf das Bett und schaute sich neugierig um, in Zelt standen zwei Regale, diese waren mit vielen Kräutern und Gläsern, mit unbekanntem Inhalt, medizinischen Instrumenten und Papieren voll gestopft. In einer Eckte stand ein Schreibtisch, der auch ähnlich wie die Regale voll gestopft war. Aber irgendwie schien alles seine Ordnung in diesen Zelt zu haben.

„Warte hier kurz, ich hole etwas zu essen, möchtest du auch etwas?“ fragte Milura. Alyss nickte und die Lirin verschwand aus dem Zelt.
 

Es dauerte nicht lange bis Milura zurückkehrte, mit einem Tablett in der Hand. Auf diesen standen drei Schalen, drei Becher, Brot und ein Krug. Die Lirin stellte aus Tablett auf den letzten freien Platz auf ihren Schreibtisch.

„Hier dein Essen“ damit gab Milura Alyss eine Schüssel und etwas Brot. Sie selber setzte auf ihren Schreibtischstuhl und aß auch etwas. Während sie vorsichtig an der heißen Suppe nippte, musterte sie Alyss genau. Die Kleine war zweifellos ein Mensch, sie hatte rotkupferde Haare, die stark gelockt und kienlang waren. Dazu hatte sie dunkelblaue Augen, von Köperbau her schien sie etwas mager zu schein, was nicht verwunderlich war, da sie anscheinend die letzte Zelt in einen Flüchtlingslager verbracht hatte, dort gab es nicht viel zu essen. Milura viel auf, dass Alyss Kleidung aus den Rebellenlager trug, ein einfaches Hemd und eine knielange Hose, beides aus Leinen. Sie werden neue Kleidung benötigen, dachte Milura.

Die Ärztin wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Tal, dieses mal leise, ins Zelt kam. Sie sah ihn kurz an, sagte aber nichts, sondern trank weiter ihre Suppe. Tal schaute erst Alyss dann Aveena an. „Meinst du, sie wird heute Abend reisefähig sein?“ fragte er, während er die Novizin anschaute.

„Ja, ich denke schon“ antwortete sie „Ihr geht es soweit gut, sie ist nur erschöpft. Was ist mit Konstanze? Hat sie sich abgeregt?“

Tal lachte auf „Oh ja, hat sie. Sie war so sauer, weil sie nichts Neues herausfinden konnte. Sie schläft jetzt. Ich werde mich jetzt um den Abbau des Lagers kümmern. Wir müssen heute noch abreisen, sonst könnten wir verfolgt werden. Wir werden unsere alte Route behalten und ins Grauschattental reisen. Dort können wir gucken, was mit den beiden passieren soll“ erzählte der Rebellenanführer.

„Du willst also wieder über Nacht reisen. Und wie sieht es mit morgen aus? Ich brauche neue Medizin und ein paar andere Dinge.“

„Weiß ich. Wir werden morgen an einer Stadt vorbeikommen. Dort können wir etwas Handel betreiben und neue Sachen einkaufen.“

„Sehr gut, dann werde ich mich nachher ans packen machen“ gab Milura zufrieden von sich.

„Was ist das Grauschattental“ platzte es aus Alyss heraus.

Es war Milura, die antwortete „Das Grauschattental ist unser Zuhause und etwa vier Tagesreisen von hier entfernt. Dort können wir uns ausruhen und unsere Familien treffen, wenn wir welche haben und sie dort sind. Kaum jemand kennt dieses Tal, es ist gut in den Bergen versteckt“ Lächelt sah sie Alyss an, die inzwischen ihre Suppe aufgegessen hatte. Die Ärztin wollte noch etwas erzählen, als sie merkte das Aveena sich bewegte.

Sie wachte auf. Milura trank den letzten Schluck Suppe aus und ging zu der Novizin. Alyss rannte auch gleich zu ihr, sprang auf ihr Bett und fiel Aveena um den Hals. Diese blickte darauf etwas verwirrt hinein, langsam schien sie sich zu erinnern was gesehen war, denn ihr Gesicht wurde immer blasser. Milura holte die dritte Suppenschüssel und gab sie Aveena. „Hier. Iss etwas, dann geht es dir wieder besser“ meinte sie und setzte sich auf ihren Stuhl zurück. „Wie geht es dir?“

„Danke… Mir geht es besser als gestern… mir ist nur noch ein wenig schwindelig“ meinte Aveena zurückhaltend.

„Das wird schon“ meinte Tal aufmuntern „Solltest du Konstanze suchen, sie ist in ihren Zelt und schläft. Lass sie besser auch schlafen, sonst hat unser hitziger Rotschopf nachher schlechte Laune. Und ich geh jetzt wieder, ich hab noch einiges zu tun“ Mit diesen Worten verließ Tal das Zelt.

Milura schaute ihn schweigend hinterher, dann wanderte ihr Blick über Alyss, die glücklich neben der Priesterin saß zu der Priesterin selbst, die vorsichtig an der, nun nicht ganz so heißen Suppe nippte. Ihr langes, welliges, hellbraunes Haar fiel ihr locker über die Schultern und reichte ihr fast bis zur Hüfte. Ihre Haarfarbe passte zu ihren hellgrünen Augen. Auch hatte einen sehr schlanken und zierlichen Köperbau für einen Menschen, wie Milura fand. Auch war sie recht klein, mindesten einen halben Kopf kleiner das die Lirin und einen ganzen Kopf kleiner als Tal. Ihre helle Hautfarbe, ließ darauf schließen, dass sie nicht viel draußen war. Auch sie trug die Kleidung aus dem Lager, ein schlichtes leinen Kleid.

„Ruhe dich noch ein wenig aus, wir werden heute Abend abreisen“ meinte Milura, einigen Momenten es Schweigens. „Komm Alyss, wir helfen den anderen beim Abbauen“

Die Kleine sprang von Bett und rannte fröhlich aus dem Zelt.

Auch Milura verließ das Zelt und Aveena schauten den beiden nachdenklich hinter her. Sie fühlte sich etwas unwohl in dieser fremden Umgebung. Sie aß ihre Suppe auf und als sie über die Zukunft nachdachte, schlief sie ein.

Sie erwachte erst wieder, als der nächste Tag anbrach und die Gruppe mit den abbauen es Lagers fertig war. Ein heftiges Wackeln und eine murrende Stimme hatten sie geweckt. Aveena lag auf etwas Stroh unter einer Decke in einen Wagen, einen ähnlichen Wagen, wie der, der sie ins Rebellenlager gebracht hatte.

„Na, endlich aufgewacht“ sagte eine bekannte Stimme zu ihr, die Novizin drehte sich und erblickte Konstanzes Grinsendes Gesicht. Etwas müde nickte sie. Konstanz schien bei bester Laune zu sein, was Aveena darauf schließen lies, dass Konstanze ausgeschlafen hatte.

Noch etwas verschlafen schaute sich Aveena um. In Wagen waren noch Alyss, die in Decken eingerollt schlief, Milura, die ihre Aufmerksamkeit einem Buch schenkte und eine schwarzhaarige Frau, die Aveena nicht kannte.

Die Novizin schob die Decken, unter den sie lag beiseite „Wie lange sind wir schon unterwegs?“ fragte sie.

„Die ganze Nacht und den frühen Morgen. Eben ist erst die Sonne aufgegangen, wie sollten also bald bei der Stadt sein“ antwortete Milura ohne von ihren Buch aufzuschauen.

„Welche Stadt?“

„Hamalis. Dort können wir gut handeln und neue Dinge einkaufen, sowie neue Kleidung für euch“ meinte Konstanze.

Aveena dachte nach, sie hatte schon von Hamalis gehört es, es war eine große, alte Stadt in der viel Handel betrieben wurde.

„Wir werden mit ein paar Leuten getrennt die Stadt betreten, alle können nicht mitkommen, das wäre zu auffällig“ erzählte die rothaarige Frau. Aveena nickte zustimmend.

„Darf ich nach draußen gucken“ fragte sie immer noch etwas schüchtern.

„Nur zu, pass aber auf, dass du nicht draus fällst“ meinte Konstanze neckisch. Die junge Frau lächelte und kroch durch den Wagen. Vorsichtig schob sie die Plane zurück, wurde aber sofort von dem Sonnenlicht geblendet, das sie die Augen mit der Hand abschirmen musste, sie war das dämmerige Licht des Wagens gewöhnt. Es dauerte wenige Augenblicke, bis sich ihre Augen an das helle Licht gewöhnt hatten und sie klar sehen konnte. Verwundert sah sie sich um. Hinter ihnen noch ein Wagen, der ihren ähnlich war, dahinter fuhren zwei Karren, die anscheinend mit Möbeln beladen waren, eine Plane verdeckte aber in Inhalt. Ein paar bewaffnete Reiter sorgten für die Sicherheit der Karawane. Nach einigen umsehen, entdeckte sie Tal und Armoth, ebenfalls auf Pferden. Am liebsten wäre sie draußen mit geritten, aber reiten hatte sie nie gelernt und man hätte es ihr auch bestimmt nicht erlaubt. Seufzend kroch sie zurück in den Wagen.

Konstanze schien ein wenig zu dösen. Aveena krabbelte zu ihren Platz zurück und dachte ein wenig nach. Die Stille des Wagens wurde unterbrochen, als jemand in ihren Wagen sprang. Aveena schreckte zusammen, auch Konstanze erschrak sowie die schwarzhaarige Frau. Alyss erwachte, nur Milura schien unbeeindruckt.

„Aufgewacht Ladies!“ rief eine muntere Stimme.

„Jaret!“ fauchte Konstanze „Nie um einen spektakulären Auftritt verlegen, oder?!“

„Nein, ich doch nicht“ gab der Mann zurück, dieser hatte dünnes, schulterlanges, blondes Haar und eine schlanken, flinken Körperbau. Gekleidet war er in einfache Wanderkleidung und schien ein Mensch zu sein.

„Kommt die Damen, packt euch. Wir sind gleich da“ sagte er und sprang wieder aus den Wagen. Aveena hörte wie Konstanze leise fluchte und ihre Sachen packten auch die anderen Frauen packten ihre Sachen, Aveena hatte nichts zu packen, sie kroch zu Alyss. Diese war immer noch in Halbschlaf, als die Novizin sie in Arm nahm. Alyss klammerte sich, wie so oft, an Aveena. Milura reichte Aveena einen grauen Umhang.

„Zieh den über“ meinte sie, die Lirin selber trug einen dunkelgrünen Umhang und auch Konstanze hatten einen braunen Umhang und die schwarzhaarige Frau einen grauen Umhang angezogen. Wie Befohlen zog Aveena den Umhang über.

Dann kehrte stille ein, diese Stille machte Aveena ein bisschen Nervös, sie wusste nicht was mit ihr jetzt passieren sollte. Sie machte sich Sorgen, da sie immer noch nicht wusste, ob sie den Rebellen trauen sollte, obwohl sie nett zu ihr waren.

Endlich mit einem heftigen Ruck hielt der Wagen an. Kurz darauf kroch die schwarzhaarige Rebellin aus den Wagen, Milura und Konstanze folgten ihr. Auch Aveena folgte ihnen mit Alyss in den Armen. Draußen Sah sie sich um. Nun konnte sie endlich die Größe der Karawane sehen. Aus Gewohnheit schaute sie sich genau um. Insgesamt neun Wagen standen zusammen und etwa 50 Personen standen zerstreut in der Nähe der Wagen.

Bei den Rebellen schienen wirklich viele Rassen vertreten zu sein, wie Aveena bemerkte. Auch war schon die Stadt zu sehen, hohe Mauern verwehrten ihr jedoch einen Blick weitere Stadt.

„Komm endlich“ rief Konstanze, die bei Tal, Milura und Armoth stand. Aveena ging zu ihnen. Einige der Rebellen packten einige Sachen auf ein Zugkarren.

„Aveena, du wirst mit Konstanze und Alyss in die Stadt gehen“ meinte der Rebellenanführer.

Aveena nickte.

„Achja, wir gelten hier als Händler, also pass auf, was du sagst. Wir werden auch einiges verkaufen und auch handeln“ meinte Tal ernst. Die Novizin schluckte und nickte wieder.

„Gut, wir werden uns heute Mittag auf den großen Markplatz bei den Brunnen treffen“ sagte er zu den Frauen.

„Jaja“ meinte Konstanze ungeduldig „Ich will heute noch in die Stadt“ Sie hackte sich bei Aveena ein und zog sie weg. Tal warf der Rothaarigen einen wütenden Blick hinterher.

Konstanze ignorierte ihn und ging weiter Richtung Stadt. Unsicher schaute sich Aveena noch einmal nach Tal zurück, doch dieser war schon mit anderen Dingen beschäftigt.
 

Zügig schritt Konstanze voran und hatte mit Alyss auf den Arm mühe ihr zu folgen.

„Wo wollen wie den genau hin“ fragte Aveena als sie in der Stadttore erreichten.

„Kleidung kaufen“ rief Konstanze fröhlich aus „Da heute Wochenmarkt ist werden wir auch etwas finden.“

Bei den Stadttoren angekommen strebte Konstanze zu einer der zwei Wachen. Allerdings verlangsamte sie ihren Schritt und auch ihre Selbstbewusste Haltung wich einer unauffälligen.

„Moment, meine Damen!“ gab gleich der Wachmann von sich „Sie müssen den Zoll bezahlen, wenn sie in die Stadt wollen. Zwei Frauen und ein Kind… das macht…“

„Was?! Zoll?!“ rief Konstanze erstaunt aus. „Aber mein Herr! Wir sind… nicht grade gut bestückt“

„Doch, das seid ihr, lasst euch das gesagt sein“ entgegnete die andere, jüngere Wache. Konstanze schenkte ihn ein warmes, schon fast verführerisches Lächeln und Aveena spürte, wie ihr das Blut in den Kopf lief.

„Ich fürchte, wir können den Zoll nicht zahlen. Gibt es nicht noch eine andere Möglichkeit?“

Der ältere Wachposten musterte die drei genau. Erst jetzt bemerkte Aveena, das Konstanze abgenutzte, ähnlich ihrer, Kleidung trug. Das war der krasse Gegensatz zu den, was die Rebellin in Lager getragen hatte. Aveena wurde klar, das die drei so den Eindruck von Armut hinterließen.

„Seid ihr gekommen, um in der Stadt zu betteln?“ fragte die ältere Wache ernst.

„Aber nein, wir sind nur auf der Durchreise und wollen ein paar Freunde in der Stadt treffen“ antwortete Konstanze entrüstet. Aveena musste lächeln, das war noch nicht einmal gelogen, nur nicht die ganze Wahrheit.

„Nun gut, ausnahmsweise. Aber erzählt keinen davon“ gab der Wachmann endlich nach.

„Ich danke ihnen“ meinte Konstanze höflich und machte einen Hofknicks. Aveena machte es ihr nach, was sich mit einen Kind auf den Arm als schwierig herausstellte.

„Eins noch“ setzte Konstanze wieder an „Wie sieht es mit der Bewachung aus? Wir zwei Frauen mit einen Kind sind alleine und unbewaffnet. Was wird passieren, wenn uns jemand belästigt?“ Auf dem Gesicht der Rothaarigen machte sich Angst und Sorge breit.

„Keine Sorge meine Damen, die Stadt ist außen und innen gut bewacht, ihnen wird nichts passieren. Konstanze bedankte sich erneut und Aveena war verwundert darüber, wie gut Konstanze schauspielern konnte. Diese zog die Novizin in die Stadt. Außerhalb der Hörweite der Wachen sagte Konstanze „Das war alles, was ich wissen wollte. Angenehm auch, das wir keinen Zoll zahlen mussten“ Wieder nahm die Rebellin ihr alte, selbstbewusste Haltung an.

„Und deshalb verführst du fast die Männer?“ fragte Aveena ungläubig.

„Ach, wieso nicht. Hat doch alles geklappt“ meinte sie gelassen und schlenderte Richtung Markplatz. In diesen Moment wusste Aveena nicht, das sie von Konstanze halten sollte.

Die beiden Frauen folgten den Menschen Richtung Markplatz. In seiner Nähe waren einige Stände mit verschiedenen Waren aufgebaut.

Das Grauschattental

Kapitel 3
 

Vier Tage lang reiste die Gruppe ohne besondere Ereignisse weiter, worüber Tal glücklich war. Auch hatte sie keiner verfolgt, dies hatte er selber überprüft. „Wir erreichen bald den ersten Außenposten, Chef“ meinte Jaska, der Hauptmann der Späher. Tal nickt „Ich weiß. Reite mit den anderen voraus und gebt den Wachen beim Außenposten bescheid. Wir wollen dort nicht rasten, damit wir noch heute im Dorf ankommen“ befahl er und ein paar Reiter eilten voraus. Endlich, dachte der Anführer, bald sind wir zu Hause, das wird die Moral der Truppe steigern. Er seufzte. Auf ihn warteten keine Familienmitglieder, wie auf viele andere. Außer Armoth hatte Tal niemanden mehr. Den größten Teil seiner Familie hatte er nie kennen gelernt, wie seinen Vater. Seine Mutter, eine Dämonin war ins Exil verbannt worden, sie starb vor langer Zeit.

Tal zügelte sein Pferd und ritt ein Stückchen zurück. „Gebt den andern Bescheid, wir sind fast da. Alle sollen sich für den Marsch durch den Berg bereit machen“ sagte der Anführer und sein Befehl wurde sofort weiter gegeben. Dann ritt er noch weiter nach hinten, ans Ende der Karawane, dort wo sein Bruder war. Armoth passte auf, dass keiner sie verfolgte. Wie der Rebellenanführer konnte auch dieser durch seine zweite Natur die Lebewesen in seiner Nähe fühlen. „Alles in Ordnung? Keine Verfolger?“ fragte Tal den rätselhaften Mann, der nickte nur zur Antwort.

Nach etwa einer halben Stunde erreichten sie den ersten Außenposten, die Wachen dort waren sichtlich erfreut ihre Kameraden und Freunde wieder zusehen. Es gab ein freudiges Begrüßen und es wurden Neuigkeiten ausgetauscht. Als Tal die Berichte der Wachen las und sah, dass nichts Außergewöhnliches passiert war, war er abermals erleichtert. Nach einigen Gesprächen reisten sie weiter. In der nächsten Stunde erreichten sie noch einen weiteren Wachposten, der Wald wurde immer dichter und das Fortbewegen beschwerlicher. Als der Himmel sich schon langsam rot färbte erreichten sie einen versteckten Tunneleingang. Vorsichtig schoben zwei Soldaten verschiedene Ranken, Zweige und Blatter beiseite, damit die Wagen ohne Probleme durch den Tunnel kamen. Nun waren auch diejenigen ausgestiegen, die zuvor in den Wagen gesessen hatten. Wieder entdeckte Tal seinen Bruder, der sich zu Konstanze und Milura gesellte, bei ihnen in der Nähe waren auch Avenna und Alyss. Tal hoffte, dass die beiden später keinen Ärger, ob nun absichtlich oder unabsichtlich, machen würden.

Langsam führten die Rebellen die Pferde durch den Tunnel. Dieser war grade so groß, dass die verschiedenen Wagen nur knapp durchkamen. Einige zündeten Öllampen an. Das Gewölbe war so schmal gebaut, dass nicht mehrer nebeneinander gehen konnten, dies führte dazu, dass sich der Marsch um einiges verlangsamte. Der Tunnel war so eng gebaut, damit er vor Feinden besser verteidigt werden konnte.

Als die letzten Rebellen in den Tunnel gegangen waren, wurde der Eingang wieder versteckt. Tal war dabei um alles zu überwachen.

Der Marsch durch den Berg dauerte mehrere Stunden. Die ständige Dunkelheit und Feuchtigkeit machten allen zu schaffen. Hinzu kam, dass es leicht bergauf ging. Alle Rebellen waren erleichtert, als sie den Tunnelausgang sahen. Tal hatte inzwischen Konstanze und seinen Bruder erreicht, als sie aus dem Tunnel traten. Kaum waren sie im Freien, rief Konstanze freudig: „Endlich Zuhause!“ und umarmte Armoth, der neben ihr ging. Sie gab ihm sogar einen Kuss auf die Wange. Armoth blieb wie angewurzelt stehen, mit sichtlich rotem Kopf. „Huch! Was ist denn in mich gefahren.“ meinte die Rothaarige neckisch und schob Armoth weiter, der nun in Schweigen verfiel, damit er nicht den Verkehr blockierte. Tal verfolgte die Szene mit einen breiten Grinsen. Die beiden sorgen immer wieder für Abwechselung und gute Laune.

Nach dem Tunnel folgte wieder ein Wald. Nachdem sie diesen Wald auch noch hinter sich gebracht hatten, sahen sie nun endlich das Dorf. Es war recht klein mit maximal hundert Einwohnern. Um das Dorf waren einige Felder angesiedelt, auf denen unterschiedliche Arten von Ackerbau und Viehzucht betrieben wurde. Das Tal lag etwas oberhalb, weswegen die Luft dünn war. Die Rebellen wurden schon von spielenden und fröhlichen Kindern begrüßt. Zusammen mit diesen machen sie sich auf den Weg ins Dorf. Kurze Zeit später, waren alle im Dorf angekommen. Wie am ersten Außenposten zuvor, gab es ein freudiges Weidersehen. Alle schienen Glücklich zu sein. Niemand war in dem letzen Jahr gestorben, was auch gut war. Nach der Begrüßung wurden die Pferde und Wagen weggebracht. Es dauerte einige Stunden bis alles verstaut war. Als sie fertig waren, seufzte Tal erleichtert und schaute sich um. Obwohl sie schon über ein Jahr unterwegs waren, hatte sich nicht viel verändert. Die schlichten Holzhäuser waren nur etwas mehr vom Wetter ruiniert. Die meisten hatten ein oder zwei Stockwerke. Sie waren aus Holz, Stroh und Lehm gebaut. Die Felder waren erst am erblühen, sowie die Bäume und Blumen. Alles schien am erwachen zu sein.

Der Anführer machte sich auf den Weg zu seinem Haus. In den Straßen sah er einige glückliche Familien oder Soldaten, die sich ausruhten. Zu Hause angekommen öffnete der Mann erst einmal alle Fenster seines einstöckigen Hauses. Trotz des regelmäßigen Putzens, welches auch während seiner Abwesenheit betreiben wurde, hing ein staubiger, stickiger Geruch in der Luft. Tals Haus hatte insgesamt drei Zimmer. Am Ende des Eingangsbereiches war ein kleines Badezimmer mit einer großen Wanne und Steinfliesen. Neben den Raum, war die Küche mit Esstisch. Dahinter waren das Schlafzimmer mit einem Bett, einen Wandschrank und ein Schreibtisch. Das Haus insgesamt war ziemlich spärlich eingerichtet, zwar war es bequem, hatte aber nichts Persönliches. Nach seinem Rundgang durch das Haus stellte Tal sein Schwert in das Waffengestell im Schlafzimmer und zog sich frische Sachen an. Dann setzte er sich auf sein Bett und genoss die Ruhe. Insgesamt einen Monat würden sie jetzt hier bleiben. Das würde reichen um neue Waffen und Rüstungen für den Handel zu schmieden, neue Vorräte einzulagern und kaputte Dinge zu reparieren. Auch müssten sie über neue Pläne für ihre weiteren Vorhaben nachdenken und klären, wer ein weiteres Jahr auf Reisen ging. Nicht alle Rebellen reisten, manche blieben hier im Grauschattental bei ihren Familien. Schwermütig erhob sich Tal von seinem Bett, jetzt hatte er noch das ein und andere zu tun.

Als erstes müsste er für eine dauerhafte Unterkunft für Aveena und Alyss sorgen. Wahrscheinlich würden die beiden in dem Dorf bleiben. Für Aveena wird sich Arbeit finden lassen und Alyss hätte hier andere Kinder zum Spielen. Der Rebellenführer trat aus der Haustür und konzentrierte sich. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann wusste er, wo sich die beiden befanden. Wie vermutet waren sie bei Konstanze.

Etwas später fand er die drei auch in der Nähe von Konstanzes Haus. Die Rothaarige hatte sich auch umgezogen. Sie trug nun nicht mehr figurbetonte und verführerische Kleidung, sondern bequeme und schlichte Bauernkleider. Aveena und Alyss trugen Kleider, die sie in der Stadt gekauft hatten. "Ah, da ist ja unser Anführer." rief Konstanze schelmisch. "Ach, sei doch ruhig!" meinte dieser grob und nahm Konstanze die Luft aus den Segeln. "Wir haben jetzt wichtigeres zu tun." Die Rebellin schaute Tal sprachlos an. "Wir sollten jetzt eine Unterkunft für unsere beiden neuen Mitglieder finden." "Ohje, dann verdrück ich mich lieber." meinte Konstanze und verschwand in ihrem Haus. Tal seufzte. "Typisch für sie." Aveena sah erst Konstanze hinterher, schaute dann zu Tal und schüttelte nur den Kopf. "Kommt. Ich glaube, ich weiß, wo ihr wohnen könnt." meinte er und ging langsam los. Aveena, mit Alyss an der Hand, folgte ihm. Wieder schien die Novizin alles genau zu beobachten. "Und? Bist du mit deiner Entscheidung zufrieden?" Aveena sah Tal einen Moment lang fragend an, dann verstand sie. "Ähm...ja, ich denke schon." meinte sie nachdenklich. "Mach dir nicht so viele Sorgen, dieses Tal ist gut geschützt. Wenn jemand hier her kommen will, muss er etwa über den Berg, was sehr schwer ist, oder durch den langen Tunnel. Der ist aber von beiden Seiten gut bewacht. Neben bei müssen die Dämonen schon sehr gut gucken können, wenn sie den Tunneleingang überhaupt ansatzweise sehen wollen. Man sieht es doch an Konstanze, die ist doch auch blind. Sie ist schon an den Eingang vorbei gerannt" Vor einem etwas herunter gekommenen Haus blieb er stehen. " Hier ist es. Das Haus ist zwar etwas alt und kaputt, aber das können wir reparieren." sagte er und öffnete die Tür. Ein abgestandener und muffiger Gestank, ähnlich wie bei Tals Haus, nur viel intensiver, kam ihnen entgegen. "Ohje, man merkt, dass hier schon länger keiner mehr gewesen ist." "Wer hat denn hier vorher gewohnt und warum wohnt jetzt hier keiner mehr?" fragte Alyss neugierig. Tal holte darauf hin tief Luft. "Hier lebte eine der Rebellen zusammen mit ihren kleinen Bruder. Die beiden sind vor längeren Verstorben" Tal merkte, wie durch Aveena ein Schauer lief. "kommt, das ist Vergangenheit und sollte es auch bleiben." meinte Tal und ging ins Haus. Beide folgten ihm. Wenn man die unschöne Vergangenheit außer Acht ließ, war das Haus schön. Es bestand aus Lehm und Holz. Die Wände waren alle weiß gestrichen und die Räume hatten einige Möbel. Insgesamt hatte das Haus vier Zimmer, zwei Schlafzimmer, ein Bad und eine große Küche, alle Räume verbunden durch einen Flur. Als die drei den Rundgang durch das Haus beendet hatten, fragte Tal: "Gefällt euch das Haus? Wollt ihr es haben?" Alyss schrie vor Freude zustimmend. Auch Aveena nickte zustimmend. "Sehrgut. Dann sollten wir jetzt unsere Handwerker zusammen trommeln."

Es dauerte nur einige Tage, dann erstrahlte das Haus in neuem Glanz. Die beiden Flüchtlinge lebten sich gut ein, auch wenn beide von den vorherigen Ereignissen Gebranntmarkt waren. Milura hatte Tal erzählt, dass beide unter schweren Alpträumen litten. In der dritten Woche ihres Aufenthaltes wurde ein Fest zu Ehren des Sommeranfangs veranstaltet. Man dankte dem Frühling, dass wieder alles Leben erwachte, und bat den Sommer, warm und mit reich an Regen zu sein, damit sie im Herbst eine gute Ernte hatten. Es wurde ein großes Feuer angezündet. Zusätzlich bot man Opfergaben an die Götter dar und es wurde ausgiebig gefeiert. Viele freuten sich auf dieses Fest und die Vorbereitungen verliefen ohne große Probleme. Deshalb war auch am Abend des Festes die Stimmung sehr fröhlich.

Das Fest verlief wie geplant. Erst gab es Opfergaben und Gebete, dann wurde ein großes Feuer angezündet und gefeiert. Natürlich gab es auch Met, sehr zu Freude vieler Männer und zum Missfallen ihrer Frauen. Das Fest war fast auch ein Abschied, denn in ein paar Tagen müssten einige von ihnen wieder aufbrechen. Tal saß zufrieden an Feuer, mit einem Becher Met in der Hand. Er sah sich nach den Neuankömmlingen um. Nach einiger zeit entdeckte Tal Aveena alleine am Rand des Festes sitzen, sie blickte gedankenverloren in die dunklen Berge. "Aveena?" Die junge Novizin zuckte zusammen, als sie Tals Stimme vernahm. "Was machst du hier allein? Ist irgendwas nicht in Ordnung?" Aveena drehte sich um, sie sah etwas traurig aus. "Ähm...ich habe ein wenig nachgedacht." Tal setzte sich neben sie auf den Baumstamm und schaute ebenfalls in die dunklen Berge.

"Tal?" setzte Aveena an.

"Mh?"

"Was soll ich jetzt tun? Ich will fühle mich zwar wohl hier, aber…"

Der Rebellenführer blickte sie überrascht an. „aber?“

„ich weiß nicht, ich möchte erst einmal weg von hier. Diese Ruhe und Sicherheit kommt mir unwirklich vor.“ Sie schwieg.

Nun schaute Tal die Novizin nachdenklich an. "Willst du mit uns kommen?“

Aveena zuckte mit den Schultern. „Vielleicht wäre es besser.“

Er dachte nach „Lass mich morgen darüber nachdenken. Heute Abend sollen wir nicht über solche Dinge nachdenken, sondern den letzten Frühlingstag genießen." meinte Tal und stand auf. "Komm, wir gehen zurück zum Fest. Morgen können wir darüber sprechen" Er half ihr beim Aufstehen. Tal ging los, doch Aveena folgte ihn nicht. „Irgendwie kommt es mir falsch vor“ meinte sie. Der Rebellenanführer drehte sich um. „Was kommt dir falsch vor?“

„Meine Freude, die für mich wie eine Familie gewesen sind, sind vor kurzen erst gestorben und ich … ich fühle mich nicht wohl, wenn ich jetzt schon wieder sorglos bin und feiere, wenn ich doch um sie trauern sollte“ Aus Verzweifelung fing sie an zu weinen. Tal stand nun etwas Ratlos und unbeholfen da. Er ging zu der jungen Frau zurück, und legte ihr die Hände auf beide Schultern. „Deine Freunde haben bestimmt nicht gewollt, dass du nur um sie trauerst und aufhört dein Leben zu leben. Es bring keinen etwas, wenn du das tust“ sagte Tal mit beherrschter Stimme „ Ich weiß, es ist manchmal schwer als Überlebender den Tod anderer zu verkraften, aber man sollte selber nicht aufhören zu leben, sondern etwas mit seinen Leben anfangen, das einen gegeben worden ist.“ Mit diesen Worten drehte sich Tal um und ging. Aveena blieb wieder nachdenklich zurück.

Am nächsten Tag schlief das Dorf lang, da viele ihren Rausch ausschlafen mussten. Am Abend gab es erste Besprechungen für die nahende Reise. Tal erzählte den anderen von Aveenas Bedenken und nach einiger Zeit beschloss Milura, dass sie eine Helferin gut gebrauchen könnte und es für Aveena das Beste wäre, wenn sie sich ablenken konnte. So wurde Beschlossen, dass Aveena mitkommen sollt. Nur, dann war da noch Alyss, die sich weigerte, ohne Aveena im Dorf zu bleiben, ohne Einwende und Widersprüche. Um weiteres Gezeter zu ersparen, durfte Alyss auch auf die Reise gehen. Selbst gegen Aveenas Bedenken und Konstanzes Meinung, die sie offen kundtat. Tal hatte geseufzt und sich weiter um die Vorbereitungen gekümmert.

Drei Tage vor der Abreise kam Aveena zu Tal. Etwas schüchtern fragte sie „Tal?“ Der Anführer drehte sich von seiner Arbeit um und sah sie fragend an „Ähm… bei euch scheinen fast alle gut reiten zu können. Und ich… ähm… wollte fragen, ob ich auch lernen darf, wie man ein Pferd reitet“ Tal sah sie etwas überrascht an, bis ihn einfiel, dass es viele Menschen für ungeziemt halten, wenn Frauen reiten lernten. Er grinste „Wenn du möchtest, natürlich. Frag am besten Jaret, er kann sehr gut reiten. Er liegt jetzt bestimmt irgendwo und döst vor sich hin.“ Er konzentrierte sich kurz. „Komm ich bring dich zu ihn.“

Nach zwei Tagen war alles abgeschlossen, Aveena wurde von Milura in ihrer Medizin und von Jaret ins reiten unterwiesen.

Am vierten Tag brachen die Rebellen früh auf, noch vor Sonnenaufgang gingen sie durch den Berg. Dieses Mal war der Marsch leichter, das es nun bergab ging. Danach ging es wieder durch dichten Wald Richtung Westen, bis sie nach zwei Tagen die Küste erreichten. Dort wartete schon ein großes Schiff auf die Rebellen. Alles wurde ins Schiff geladen, es gab Lager für die Rebellen selbst. Der Kapitän war ein stämmiger, humorvoller Mensch, der auch für die Rebellen arbeitete.

Als das Schiff endlich losfuhr, stand der Anführer auf dem Deck und genoss die frische, salzige Seeluft. Sie hatten glück mit dem Wetter. Die See war ruhig und die Sonne schien hell und warm. Tal drehte sich um, als er spürte dass jemand kam. "Na Kleiner! Lange nicht gesehen. Wie geht’s denn so?" rief die fröhliche Stimme des Kapitäns. Bei dem Wort "Kleiner" blickte Tal den Mann böse an. "Alles wie immer. Verschiedene Shakargruppen rücken immer weiter in die Menschenlande ein. Zwei Flüchtlingslager und ein Dorf wurden zerstört. Wenn diese dummen Menschen sich nicht bald wehren, kriegen sie größere Probleme, als ihnen Lieb ist. Ihre Grenzen sind jetzt schon deutlich gewandert. Und bei euch, Manor?" Der angesprochene Kapitän klopfte dem Anführer auf die Schulter. "Unser Schiff ist fast flöten gegangen. Sind erst in nen großen Sturm geraten und dann fast nem dämonischen Kriegsschiff in die Fänge geraten." berichtete Manor als wäre nichts Besonderes. Tal verzog das Gesicht. "Wo war das?" "Auf dem Weg von Argat hierher. Ber keine Sorge, Jungchen. Sie sind nach Westen gesegelt." berichtete der alte Kapitän. "Mmmhh...vielleicht waren es die Shakar, die eines der Flüchtlinslager angegriffen haben. Die kamen mir anders vor, die waren nicht von hier." meinte Tal mehr zu sich selbst.

"Ach ja, hab neue Gesichter gesehen. Hab´n wir Zuwachs bekommen?" fragte Manor.

"Ja, haben wir. Wir haben die zwei in einem Flüchtlingslager in der Nähe von Hamalis gefunden. Das Lager wurde gerade angegriffen. Die beiden hatten Glück im Unglück. Das Kind heißt Alyss und die Frau Aveena."

"Die sieht deiner Kleinen ähnlich. Hast du sie deshalb mitgenommen?" fiel Manor ihn ins Wort.

"Ach was! Es war ihre eigene Entscheidung, sie hätte auch in Hamalis bleiben können!" brummte er.

"Oh! Hab ich dich auf dem falschen Fuß erwischt?" fragte Manor entschuldigend. Der Rebellenanführer antwortete nichts, sondern verließ schweigend das Deck.

Zwei Tage später wurde die See unruhiger und Milura und Aveena hatten allerhand damit zu tun, kranke Mägen zu beruhigen, Aveena lernte inzwischen die Rebellen immer besser kennen und war setz ein neugieriger Zuhörer. Was einige dazu veranlasste, ihr die verschiedensten Geschichten zu erzählen. Wie immer bei einer Schifffahrt herrschte eine ruhige und müde Stimmung, zumindest wenn das Wetter ruhig war. Nach insgesamt vier Tagen war die Küste der Arken Wüste zu sehen, worauf die müde Stimmung wieder anstieg. nach einem weiteren Tag hatten sie angelegt und alles ausgepackt.

"Hey! Kleiner!" rief eine wohl bekannte Stimme hinter Tal, der sich umdrehte und in Manors immer fröhliches Gesicht blickte. Tal hatte den Kapitän in den letzten Tagen gemieden, da er keine Lust hatte, sich Andeutungen über seine Vergangenheit anhören tu müssen. Jetzt hoffte Tal, Manor würde dieses Thema nicht ansprechen. Aber er hatte sich geirrt. "Die Kleine ist ihr wirklich ähnlich, nicht nur äußerlich. Wirklich nen nettes Mädchen."

"Lass das! Ich habe eine Lust mir diese Andeutungen anzuhören! Was willst du?!" fauchte Tal, er war schon wieder aufs äußerste gereizt.

"Ach ja...wann sollen wir euch wieder abholen?"

"Ist noch nicht ganz sicher. Wahrscheinlich in sieben bis acht Wochen. Ich werde dir vorher bescheid geben." meinte Tal.

"Okey, wir segeln jetzt erst mal zurück und stocken unsere Vorräte auf."

"Macht das. Wir sehen uns dann später wieder.“ Der Rebellenanführer drehte sich um und ging zu seinem Pferd. "Gebt dem Befehl, das wir Losreiten! Aber in langsamen Tempo. Wir haben genügend Zeit." rief Tal zu Jaret, der sich freudig daran machte, den Befehl zu verbreiten. Kurz darauf setzten sich alle in Bewegung, hier an der Küste war der Boden noch einiger maßen hart, wenn die weiter und landesinnere kommen würden, wäre das Vorrankommen Schwieriger. Tal trieb sein Pferd an und ritt an die Spitze der Karawane.

Otachi

Der Marsch war lang und langweilig. Alyss wollte Abwechslung. Kimael hatte sie seit Begin der Reise nicht mehr gesehen. Er sagte, er wollte sehen ob er Tal nicht irgendwie helfen könnte. Und nun liefen sie schon seit Tagen durch die Gegend und machten nur selten halt. Alyss blieb eigentlich immer an der Seite von Aveena, dich heute wollte Alyss einfach nur Spaß haben und der endlos scheinenden Schlange von Wanderern entfliehen. Bei der ersten Gelegenheit, bei der Aveena mal nicht auf Alyss achtete sondern sich mit einigen auf der Gruppe unterhielt, stahl sich das inzwischen sehr lebensfrohe Kind davon.

Sie lief hinter einen Sandhügel und betrachtete die Umgebung. Trotz aller Abenteuerlust achtete Alyss darauf, dass sie sich nicht zu weit von der dahin ziehenden Gruppe entfernte und immer in Hörweite blieb.
 

Die Wüste lag goldbraun da, ohne grüne Sträucher, nur vereinzelte tote Bäume, und nichts rührte sich, Wie immer erweckte die Gegend den Eindruck, als wäre die tot und kein Lebewesen könnte in ihr überleben. Alyss hatte allerdings gelernt, näher hinzuschauen. Schon nach kurzer Zeit entdeckte das Mädchen die ersten Spuren im Sand. Eine Schlange hatte sich vor kurzem durch die feinen Körner der Wüste gewunden. Ihre Spuren, die sie hinterlassen hatte, sahen immer Wellenartig aus, als wenn dort ein kleines Rinnsal von Wasser entlang geflossen wäre. Wo kam der Sand der Wüste eigentlich her? Alyss stellte sich vor, das vor langer Zeit Wolken über dieses Gebiet aufgezogen wären, komisch gelblich verfärbt. Doch statt Wasser kam Sand vom Himmel geregnet. Der Sand blieb liegen und so musste die Wüste entstanden sein. Auf einem kleinen Stein saß eine Eidechse und ließ dich ihr Schuppenkleid von der Sonne wärmen. Als sich Alyss diesem Stein näherte huschte die Eidechse über den Sand auf der hektischen Suche nach Schutz. Es sah sehr lustig aus, wie sich dieses Tierchen bewegte. Leichtfüßig schwebte das Schuppentier förmlich über den Sand. Die Füße berührten diesen fast gar nicht. Wenn die mit Saugnäpfen an den Sohlen besetzten Beinen auf den durch die Mittagssonne aufgeheizten Boden aufsetzten, riss die Eidechse sie wieder hoch. Dann tauchte dieses seltsame Tier wie in Wasser ab in die Tiefe des Sandes.
 

Alyss hatte Spaß daran, diese bizarren Geschöpfe zu beobachten. Die ganze Wüste schien eine magische Anziehung auf das Mädchen auszuüben. Die Schlangenspuren im Sand, die Sandverwehungen, die toten Bäume, die bei der geringsten Berührung mit sofort aufblühten, die Pfoten abdrücke einer Hundes im Sand, das Blut, welches über diese Spuren verteilt war.....Blut?!?! Alyss erschrak. Da schien ein Hund ernsthaft verletzt zu dein, Wie alle Mädchen in Alyss Alter wollte auch sie dem armen Tier helfen. Schnell folgte Alyss den Fußspuren. Es wurde immer mehr und mehr Blut, welches nun in flüssiger Form über die Spuren floss. Das Tier musste in der Nähe sein. Schon bald wurde aus den dicker werdenden Flecken ein dünnes Rinnsal. Alyss rannte fast, als sie endlich ein schweres Atmen vernahm, gleich eines Keuchens.
 

Hinter einer Düne lag das Tier. Es war wohl früher gut genährt, inzwischen allerdings abgemagert, besaß allerdings immer noch stark angespannte Hinterkeulen und war sehr groß gewachsen, fast zu groß für einen Hund. Sein grau-weißes Fell schien zu glänzen, was allerdings nur daher kam, zumindest vermutete Alyss das, da der Hund unter der Hitze der Mittagssonnestark schwitzte. Als Alyss sich dem schwer verletzten Tier näherte, fuhr es knurrend herum und fixierte sie mit seinen stechend bernsteinfarbenen Augen. Es dauerte etwas, bis dieses Tier realisierte, das sich dort kein Feind näherte, und in dieser Zeit bewegte Alyss sich auch nicht. Erst als es sich mit einem jaulenden Geräusch wieder matt auf die Seite fallen lassen hatte und weiter hechelte, huschte die Kleine, der Eidechse ähnlich, zu dem Hund hinüber, wobei ihr erst da der beißende Geruch auffiel, der aus dem Fell des Tieres kam, was sie aber herzlich wenig störte. Alyss fuhr nach dem sie sich neben es gekniet hatte, dem Hund durch das nasse Fell. Es fühlte sich trotz des Blutes und der Flüssigkeit immer noch weich an. Die Zunge, die nun schleckend über Alyss Hand glitt, war rau und warm. „Na, hast du vielleicht durst?“ Alyss zog ihren Wasserschlau hervor, öffnete ihn und schüttete den Rest des Inhaltes und das Maul des Hundes.
 

„Alyss!“ Die Worte kamen von sehr weit her. “Alyss!” Wie gebannt beobachtete das Mädchen das leidende Tier und nahm die gerufenen Worte gar nicht wahr, die nun immer näher rückten. „Alyss! Wo bist du?“ Wie aus einem Traum wachte Alyss wieder auf und erkannte Kimael Stimme, der sie zu suchen schien. „Hier! Hier drüben! Ich bin hier!“ Freudig wuschelte die Kleine durch das nasse Fell, worauf hin der Hund den Kopf an das Mädchen drückte. Es dauerte nicht lange, da sah Alyss Kimael schon auf sich zu eilen. „Was machst du denn hier?“ Doch bevor Alyss antworten konnte fuhr das Tier auf ihre Schoss knurrend herum, sprang auf, knickte jedoch in der verletzten Seite ein und brach zusammen, wobei er das erschrockene Mädchen unter sich begrub. Doch das Knurren erstarb nicht. Kimael war verwirrt. Wo kam diese Bestie her? Sie konnte unmöglich schon längere Zeit hier gelebt haben. Aber egal wo es herkommen mochte, es schien gefährlich zu sein. „Alyss, komm her.“ Begann er ruhig aber drängend immer wieder zu sagen. Für die Kleine war es ein Leichtes unter dem Wolf, welches es in Wirklichkeit auch war, wieder hervor zu kommen. Langsam setzte sich Kimael in Bewegung, auf die Beiden zu. Alyss legte die Arme um den Hals des Tieres und beruhigte es wieder. Dann sagte sie an Kimael gewand: „Wir müssen ihm helfen. Der Hund....“ „Wolf.“ Unterbrach Kimael sie kurz. „...Der WOLF hat Schmerzen.“ Schnell beeilte sich Alyss aufgescheucht durch Kimaels fragenden Blick, der auch nicht minder seine Besorgnis ausdrückte, weiter zu erklären. „Er ist nicht böse. Wenn er das wäre, hätte er mich doch schon längst angefallen, oder?“ „Und was soll ich jetzt tun?“ fragte Kimael nach einer kurzen Pause ungeduldig. „Zum Beispiel den Hund.....entschuldige, den Wolf mitnehmen? Oder zumindest Tal holen!“ Kimael schaute lange auf Alyss hinab, verdrehte dann die Augen und trottete los.
 

Alyss war den spuren des Wolfes so verbissen gefolgt, das sie sich unbeabsichtigt ziemlich weit vom Lager entfernt hatte. Es dauerte daher sehr lange, bevor Kimael mit Tal wiederkam. Kimael war ganz erschöpft, Tal hingegen schien sich kaum angestrengt zu haben und machte ein verärgerter Eindruck. „Alyss, du darfst doch nicht einfach weglaufen!“ schimpfte er gleich los und ging mit energischen Schritten auf sie zu, das Knurren, welches nur immer lauter wurde, überhörend. Abermals sprang das Tier von Alyss Schoss, allerdings diesmal entschlossener und schien die Schmerzen von seiner Wunde nicht zu bemerken, die es haben musste, da das Blut förmlich aus der Wunde schoss. Der Wolf setzte zum angriff an, stürmte auf Tal zu und wollte sich in seinem Arm verbeißen. Tal drehte sich noch rechtzeitig aus diesem offensichtlichen Plan und Schlug gezielt in den Nacken des Wolfes. Der Angreifer strauchelte und fiel auf die Seite. „TAL!“ schrie Alyss erschrocken auf. „Was machst du denn?!“ Tal beugte sich über den ohnmächtigen Wolf und überzeugte sich von seinem Zustand, ohne weiter auf das Geschrei von Alyss ein zugehe. Diese schimpfte weiter vor sich hin: „Du kannst doch nicht einfach dem Hund weh tun!“ „Wolf.“ unterbrach Kimael sie abermals. „Dann eben Wolf!“ „Ruhe!“ fuhr Tal die beiden Kinder an, die sich erschrocken ansahen. „Kommt jetzt.“ Unvermittelt nahm Tal das blutende Geschöpf vom Boden und machte sich auf den Rückweg.
 

Die Ankunft der Dreien wurde schon sehnsüchtig erwartet. „Alyss! Da bist du ja!“ Die Erleichterung war aus Aveenas Ausruf deutlich heraus zu hören. „Ich hab mir sorgen gemacht! Bist du verletzt?“ Sogleich wurde Alyss von der besorgten Novizin in den arm genommen und untersucht. Die Proteste der Kleinen wurden einfach überhört. „Ihr da!“ rief Tal und deutete auf zwei in der Nähe stehende wachen, „Spannt sofort eine Plane. Wir brauchen Schatten!“ Die wachen gehorchten und eilten zu einem der bepackten Wagen, als Tal das immer noch außer Gefecht gesetzte Tier ablegte und es mit seinem Mantel bedeckte. „Aber dem Hund ist doch schon heiß!“ protestierte Alyss und warf Kimael einen vorwurfsvollen Blick zu, als dieser sie wieder mit einem leisen „Wolf.“ Berichtigte. „Wie kommst du darauf?“ schaltete sich jetzt auch Aveena ein, die Alyss besser als jeder aus der Gruppe verstand. „Das Fell ist doch schon ganz nass. Also muss dem Wolf doch heiß sein.“ „Alyss, das ist kein Schweiß.“ Tal hatte inzwischen wieder eine ruhige und sanfte Stimme. „Ich weiß nicht, ob dir der beißende Geruch aufgefallen war, aber das was das Fell so nass macht, ist Alkohol. Und Alkohol fängt ganz leicht an zu brennen, wenn man es lange genug in der Sonne stehen lässt, auch wenn es in einem Fell von einem Wolf ist.“ Alyss erschrak. „Aber dann tut dich der Wolf ja weh!“ gab sie empört von sich. „Ja. Und deshalb habe ich den Wolf zugedeckt, damit er sich nicht weh tut.“ Versuchte Tal ihr sanft zu erklären. Aveena war erstaunt, mit welcher Vorsicht Tal erstens Alyss die Lage erklärte und darauf achtete, keine zu forschen Worte zu gebrauchen, und zweitens diesen Wolf zu behandeln schien. Endlich waren die Plane und eine kleine Barre aufgebaut und auch Milura kam herbeigeeilt.
 

Das schwer atmende Tier erwachte mitten in der Behandlung. Es knurrte und jaulte auf, als Milura vorsichtig versuchte, die Wunde an seiner Seite zu säubern. Tal unterband mit einem gekonnten Griff ins Nackenfell des Tieres, das es herumfuhr und Milura angriff. „Halt still! Vergiss nicht, wer dich auf der Sonne geholt hat!“ fauchte Tal schon förmlich und drückte den Wolf mit sanfter Gewalt zurück auf die Barre. Doch dieser gab dich nicht geschlagen. Er zappelte und versuchte, Tal und Milura mit seinen Pfoten weg zu drücken. „Verdammt!“ fluchte Tal. „Wir wollen dir doch nur helfen!“ Das Tier wehrte dich immer weiter, bis es schließlich eine sanfte Hand auf der Schnauze spürte, dessen Geruch er kannte. „Bitte, halt doch still. Tal und Miluri versuchen wirklich nur dir zu helfen.“ sagte Alyss sanft und der Wolf hielt endlich inne. Milura schloss die Behandlung ab und der Wolf wurde in einen der Wagen getragen. Tal seufzte. ! Und wo lassen wir das Tier wieder laufen?“ dachte er laut nach. Das war sein Fehler. „Tal! Du kannst das arme Tierchen doch nicht wieder weg schicken!“ rief Alyss mit ihrer schrillen Kinderstimme. „Ach ja, und warum nicht?“ fragte Tal auf sie herab schauend. „Alyss, wir haben keinen Proviant für ihn.“ „Er kann die Hälfte von meinem Essen haben!“ versuchte Alyss zu verhandeln. „aber er ist bissig.“ „Mich beißt er nicht. Ich werde ihm auch sagen, dass er die anderen auch nicht beißen darf. Eben hat das doch auch funktioniert!“ „Aber so ein Tier macht verdammt viel Arbeit!“ „Ich kümmere mich um ihn!“ Nun viel Tal bei bestem Willen nichts mehr ein. Er schaute auf Alyss runter, die ihn mit großen Augen ansah. „Wenn ich mich auch nur einmal um ihn kümmern muss, kommt er weg!“ gab Tal nach langer Zeit von sich, gefolgt von fröhlichem Kinderlachen.
 

Die Karawane zog weiter. Nach und nach erholte sich auch der Neuzuwachs der Gruppe. Schon nach wenigen Tagen konnte der Wolf kurze Strecken gehen und nach 1 ½ Wochen tollte er mit den Kindern über den Wüstenboden. Bei einer kurzen Rast verschnaufte Alyss zwischen den Zelten mit dem Tier. „Wie...heißt du eigentlich?“ fragte das Mädchen atemlos. Als Antwort kam allerdings nur ein fiependes Geräusch. „Wie wäre es mit Fiepsi?“ Der Wolf steckte den Kopf zwischen die Pfoten und jaulte die Tonleiter runter. „Dann Bello?“ Der Prozess wiederholte sich. Alyss blickte Hilfe suchend umher und entdeckte nach einiger Zeit Milura. Hastig sprang sie auf und lief auf die Lirin zu. „Miluri!“ Doch die Ärztin ging geraden Wegs an dem Kind vorbei, als ob sie nichts gehört oder Alyss noch nicht einmal sehen würde. “Milura?“ fragte Alyss erstaunt. Erst jetzt reagierte die Angesprochene. „Ja?“ „Kannst du mir helfen? Ich weiß nicht, wie ich den Hund...“ „Wolf.“ Unterbrach Milura sie kurz. „....wie ich den Wolf nennen soll. Er ist mit nichts zufrieden.“ „Das Krankenzelt wird gerade aufgebaut. Lass uns doch da überlegen, während ich aufräume.“ Schlug Milura vor. Jubelnd wurde der Vorschlag angenommen.
 

Im Krankenzelt überlegte man weiter. Die Namenssuche gestaltete sich tatsächlich schwierig. Nach jedem Vorschlag wand sich das Tier, als wenn er ihn ablehnen würde. Milura war inzwischen fertig mit dem Einsortieren der Medikamente. Die lirinsche Ärztin hatte ihr eigenes Ordnungssystem, welches nur sie verstand, und konnte es nicht leiden, wenn irgendjemand an ihre Ausrüstung oder ihren Vorrat ging. Nun nahm sie sich eine Kiste und stellte kleine Schildchen zu den einzelnen Flaschen, damit es nicht zu Verwechslungen kam. Ohne Vorwarnung nahm der Wolf Anlauf und sprang gegen die Kiste mit den Kärtchen, sodass diese umfiel und ihren Inhalt entleerte. „Was machst du denn da?“ rief Alyss erschrocken aus. Schon nach kurzer Zeit nahm der Wolf eine der Kärtchen, auf dem „Opium“ stand, auf, trug es an eine freie Stelle um es dort abzulegen und rannte zurück, nur um mit einem Schild mit „Thymian“ zur gleichen Stelle zu laufen. Dann geschah etwas Seltsames. Das Tier verdeckte das Wort „Opium“ mit der zweiten Karte so, dass nur das „O“ zusehen war. Die dritte Karte verdeckte auf die gleiche Weise das Wort „Thymian“ und so weiter. Die 6. Karte legte der Wolf mit der Unbeschrifteten Seite nach oben. Das Wort, welches er gebildet hatte, war „Otachi“. „Was soll das? Otachi?“ fragte Milura in den Raum. Der Vierbeiner antwortete mit einem zustimmenden Fiepen und schwank mit seiner Rute hin und her. „Du willst Otachi gerufen werden?“ Wieder erklang das Geräusch. Milura blickte zu Alyss. „Also da hast du deinen Namen.“ „Toll!“ kreischte das Mädchen fröhlich. „Komm Otachi, wir gehen spielen!“ Damit rannte sie aus dem Zelt, gefolgt von einem Wollknäuel, welches mindestens genauso freudig quietschte, wie das Kind selbst. „Und ich darf mal wieder aufräumen.“ stellte Milura seufzend fest und machte sich sogleich ans Werk.
 

Langsam gewöhnten sich alle an Otachis Gegenwart und beachteten ihn auch nicht weiter, wenn er sich neben zwei in ein Gespräch vertiefte Soldaten setzte und still lauschte. Tal nahm nun auch keinen Anstoß mehr an ihm. Schließlich musste er seiner Arbeit nachgehen. Er hatte Armoth losgeschickt um die Gegend zu erkunden. Armoth hatte immer auf Pünktlichkeit bestanden und hielt sich immer an eine Zeitvorgabe, doch dieses Mal war er überfällig. Er hatte schon drei Tage Verspätung und es gab immer noch kein Anzeichen seiner baldigen Ankunft. Nun überkamen Tal Zweifel, Vorwürfe und sogar Panik. Was war nur passiert? War er von den Dämonen gefangen genommen worden? Tal war in dieser Zeit besonders gereizt und verlor den Appetit. Da ein normales Lebewesen allerdings ohne Nahrung nicht existieren konnte, nahm Tal nur eine Kleinigkeit zu sich, wenn sein Kreislauf schon stark angegriffen war. So auch jetzt, da Tal ins Lebensmittellager ging um sich ein mit Wurst belegtes Brot zu holen. Auf dem Weg zurück hielt Milura ihn an. „Hast du einmal über das nachgedacht, um was ich dich gebeten habe?“ „Milura, ich habe jetzt wirklich andere Dinge im Kopf!“ Otachi gesellte sich zu den beiden. Er roch die Wurst und noch ehe Tal reagieren konnte verschwand das Brot im Rachen des Wolfes. Der Anführer schaute auf seine nun leere Hand, dann zu dem Vielfraß mit einem Blick, der sogar Wasser gefrieren ließ, und sagte mit mörderischer Ruhe: „Ich bring dich um.“ Jaulend wich Otachi vor Tal zurück, blieb dann kurz stehen um in eine Richtung zu gucken und die Luft abzuwittern. Muskel für Muskel spannte das Tier langsam an, angefangen bei den Rückenmuskeln, und bereitete sich knurrend auf einen Angriff vor, wobei er den Raum, der seine Aufmerksamkeit erregt hatte, fest fixierte. Aus dem Dunkel zweier Zelte trat ein Mann in Kutte, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Nur die Spitze eines Pferdeschwanzes aus schwarzen Haaren war zu sehen. Ohne jegliche Vorwarnung stürmte Otachi vor. Der Mann reagierte sofort. Blitzschnell packte er das Tier im Nacken, drehte sich um seine Achse und schleuderte den Angreifer in ein daraufhin einstürzendes Zelt, wobei ihm die Kapuze vom Kopf rutschte. Fast sofort war Otachi wieder auf den Beinen, doch zu einem weiteren Angriff kam es nicht. Tal sprang zu dem Wolf, trat ihm in die Seite und drückte ihn mit dem Hals auf den Boden. „Hör sofort auf! Spinnst du!?! Der gehört zu uns!“ Tals Schraubstockgriff verengte sich nur noch mehr, als das Tier anfing zu toben. „...Ich komm später wieder...“ gab Armoth gelassen von sich. „In 2 Stunden im
 

Konferenzzelt. Bring die anderen mit.“ Armoth nickte und ging sich nebenbei den Mantel öffnend davon. Tal rührte sich nicht, sondern verengte seinen Griff um Otachis Hals, bis dieser japsend endlich aufhörte zu zappeln. „Geht doch. Mach so etwas nicht noch mal...“ Der Anführer erhob sich und ging wieder zu Milura, die das ganze Specktakel erschrocken mit angesehen hatte. Schnell war die Angelegenheit zwischen ihnen geklärt und Tal ging wieder seine Wege. Trotz seiner guten schauspielerischen Fähigkeit merkte Milura doch, das Tal riesig erleichtert und froh über Armoth Rückkehr war. Und in 2 Stunden würde sie erfahren, was Armoth beobachtet hatte.
 

Konstanze kam erstaunlich früh mit Milura und Aveena ins Zelt. Tal sah mit seiner typischen Ausdrucklosen Miene zu Konstanze. „Was verschlägt dich den so früh hier her?“ „Typisch Mann. Meckern rum, wenn man zu spät kommt, und wenn man dann pünktlich ist, passt es ihnen auch nicht!“ „Es passt mir schon. Ich habe mich nur gefragt, ob du nicht Sehnsucht nach dem lang verschollen geglaubten Armoth hast.“ Mit einem kichern nahm Aveena zu Kenntnis, dass Konstanze hoch rot anlief und fast verzweifelt nach einem Kontor suchte, der allerdings ausblieb. Nach einer kleinen Ruhepause flog die Zeltplane auf und mit lauten Lachen liefen Alyss und Kimale in Innere, gefolgt von einem tropfenden Wollknäuel. Alyss rannte um Tal herum und drückte sich von hinten an ihn. „Beschütz mich!“ rief sie außer Atem. Der tropfende Otachi sprang auf den Tisch, guckte sich um und fing an, sich zu schüttelt. „Runter!“ schrei Tal und der Wolf reagierte sofort. Kaum setzten die Pfoten des Tieres auf den Boden als Armoth als letzter das Zelt betrat. „Lasst uns anfangen.“ Tal breitete eine Karte von dem Wüstengebiet aus. „Vorweg allerdings eine Frage: Armoth, wieso kommst du so spät?“ Armoth schaute etwas verwirrt. „Spät? Wieso spät? Ich komme rechtzeitig, so war es doch abgemacht.“ „Nein! Du solltest schon vor drei tagen zurück sein.“ „Das hätte ich aber unmöglich alles geschafft“ Ich bin jetzt schon Tag und Nacht durchgeritten.“ „Dann hättest du bescheid sagen sollen!“ Die beiden Männer wurden immer lauter. Otachi verzog sich in eine schattige Nische hinter den Frauen. „Ich hab doch bescheid gesagt!“ „Wem denn? Mir nicht!“ Aveena wandte sich ängstlich an Konstanze, während der Streit der Brüder in wütende Flüche und Beleidigungen überging: „Sollten wir sie nicht zurück halten?“ „Lass sie nur. Das ist ihre Art sich ihre Zuneigung zu zeigen. Eigentlich sollen die Beleidigungen ´Ich hab dich lieb´ bedeuten...“ Beide drehten sich bei Konstanzes Worten um und schreien im Chor „Hals Maul“ bevor sie weiter schimpften. „Was kann ich denn dafür, wenn du Idiot vergisst bescheid zu sagen! Ich als Anführer bin total aufgeschmissen gewesen! So geht das nicht!“ „Ich hab bescheid gesagt. Hat Konstanze dir das nicht gesagt?!“ Nun war die Verwirrung in Tals Gesicht zu lesen. „Konstanze? Wieso Konstanze?“ „Sie hat mich doch gebeten bei den Wanderhändlern vorbei zu schauen und einige Besorgungen zu machen. Ich hab ihr gesagt, das ich dafür aber länger brauchen würde und sie wollte es dir ausrichten.“ 2 Augenpaare richteten sich auf die Rothaarige. „Ups.“ Fing Konstanze schüchtern an, wobei jeder aus dem Zelt merkte, dass diese Schüchternheit gespielt war. „Ich wusste ich habe etwas vergessen.“ Einen Moment später knurrte Tal „Bleib nach der Konferenz da, dann reden wir mal.“, ignorierte Konstanzes gespieltes Entsetzen und schaute wieder zu Armoth. „Tal?“ Dieser seufzte. “Was ist denn Alyss?“ „Woher wusstest du eigentlich, dass die Flüssigkeit in Otachis Fell Alkohol war?“ Wieder seufzte Tal. „Also Alyss, hör mir mal ganz genau zu! 1. Hunde, oder Wölfe, schwitzen nicht so wie wir. Wenn ihnen heiß ist, hecheln sie. Das hast du bestimmt bei Otachi schon bemerkt. Sein Fell wird dann doch auch nicht nass. Außerdem hat man das gerochen. Dieser beißende Geruch war der des Alkohols.“ Alyss riss die Augen auf. „So riecht Alkohol? Ich weiß ja, dass das, was ihr trinkt, nicht gut riecht, aber das es gleich so stinkt?“ Tal seufzte abermals und holte Luft um fortzufahren, als Alyss ihn wieder unterbrach. „Bekomm ich auch was?“ Entschieden drehte sich der Anführer zu dem kleinen Mädchen um. „Nein!! Dafür bist du noch viel zu klein!“ Schüchtern zuckte die Kleine zusammen. „Aber Kimael trinkt das doch auch immer heimlich.“ Bevor Kimael etwas tun konnte waren die Worte schon ausgesprochen. Sofort blitzten ihn animalische Augen aus deren Winkeln hinüber. „Darüber unterhalten wir uns später. Ich glaube du bleibst auch nachher mal hier!“ Als Antwort kam ein kaum hörbaren ja von dem Angesprochenen. Dann begann endlich die Sitzung.
 

Armoth berichtete von ungewöhnlichen feindlichen Dämonengruppierungen und für deren Verhältnisse, völlig unnachvollziehbare Bewegungen. Tal dachte sehr angestrengt nach. „Das macht keinen Sinn. Was haben die vor?“ „Vielleicht wollen die uns besuchen?“ schlug Alyss vor. Das seufzen ging durch die gesamte Gruppe. „Alyss, warum gehst du nicht mit Kimael spielen?“ „Warum? Ich will auch an der Konferenz teilnehmen!“ protestierte Kimael sofort gegen den Vorschlag des Anführers, wurde aber von Konstanze zurecht gewiesen. „Du Knirps bist noch zu klein und kannst die Lage nicht vernünftig abschätzen! Und Alyss ist sogar noch kleiner! Jetzt spiel hier nicht den Erwachsenen und werde deiner zugedachten Aufgabe als Babysitter gerecht!“ Ohne weitere Worte gingen die Kinder aus dem Welt. Otachi folgte ihnen allerdings nicht.
 

Nun folgte eine endlose Diskussion über mögliche Motive und Konsequenzen. Aveena war sehr erstaunt. Konstanze warf immer wieder produktive Ideen ein und machte Tal auf mögliche Schwachstellen aufmerksam. Die Frau schien ganz genau zu wissen, von was sie da sprach. Nur woher? Wo hatte sie gelernt die Lage so abzuschätzen?
 

„Nun, dann brechen wir in 2 Tagen das Leger ab und ziehen nach Osten. Dort werden wir mit unseren Informanten zusammentreffen. Damit...“ Ein lautes Gejaule und Gekläffe war aus Otachis Nische zu hören. Anscheinend protestierte er. „Jaul hier nicht so rum!“ schrie Konstanze über die Schulter zurück. „Wenn du damit nicht einverstanden bist, dann mach doch einen anderen Vorschlag.“ Auf ein weiteres Kläffen kam von Konstanze nur ein „Was hast du gesagt? Ich hab dich nicht verstanden.“ Bevor sie sich wieder Tal zu wand. Dann geschah etwas Seltsames. Aus der Ecke, in der dieser Wolf hockte, kam eine Bewegung, die nicht von dem Tier herrühren konnte. Dann sagte eine fremde, männliche Stimme: „Ich sagte, das ihr die Sache völlig falsch seht!“ Aveena schrie auf. Erschrocken fuhr sie mit Milura um den Tisch auf die andere Seite, weg von der Stimme. Gleichzeitig stürmten Tal und Armoth mit gezogenen Waffen auf die Nische zu und stellten den jungen Mann. „Komm ins Licht!“ knurrte Tal gefährlich und mit tödlicher Ruhe. Langsam erhob sich der Schatten und trat Schritt für Schritt in den hellen Bereich des Zeltes. Sein strubbliges, schwarzes Haar verdeckte fast sein noch kindliches Gesicht und hüllte dieses in Schatten. Nur sein Mund und seine bernsteinfarbenen Augen stachen hervor. Er konnte kaum älter als 16 Jahre sein, hatte jedoch schon im Gesicht, an den Armen und Beinen viele Narben, zumindest an den Stellen, die nicht von Stofffetzen seiner zerrissenen Kleidung verdeckt waren. An seiner Waldläuferuniform hing ein zierloses Kurzschwert, von dem der Heft ziemlich abgegriffen war. Anscheinend wurde es oft benutzt. „Uh...heiß...“ sagte Konstanze leise nach einer genauen Musterung ihres Gegenübers, bei der sie ein Mal um ihn ging. Ungeachtet dessen hielt Tal sein Schwert genau an die Kehle des Mannes. „Wer bist du und woher kommst du?“ fragte er kalt. „Ich komme ursprünglich aus der Provinz....... und mein Name müsste euch bekannt sein. „ Auf den fragenden Blick der Versammelten fügte er schnell hinzu: „Ich habe nur meine Gestalt geändert, bin aber immer noch so wie auf vier Pfoten.“ „Otachi?“ fragte Milura erstaunt. Es war selten, das diese Frau überhaupt eine Gefühlsregung zeigte, aber wenn sie es tat, trug der Auslöser dieses Ausbruches zur Sprachlosigkeit der Umstehenden bei. Die hellen Augen leuchteten und der junge Mann nickte, so weites ihm möglich war. „über mein Brot, das in deinem Gierschlund gelandet ist, reden wir noch.“ Brummte Tal, bevor ihm der ernst der Lage wieder bewusst wurde. „Wem dienst du?“ „Niemandem außer meinem Volk!“ protestierte Otachi, den Unterton des Anführers wohl bemerkend. „Hat dein Volk dich geschickt um uns auszuspionieren um sich damit bei den Dämonen beliebt zu machen?“ Aveena wich noch ein Stück zurück als sie die Blitze förmlich sah, die zwischen dem Fremden und dem Anführer aufzuckten. „Wir dienen den Dämonen nicht und haben auch nicht vor es jemals zu tun. Wage es nicht so etwas noch ml zu behaupten.“ Otachis Stimme ist in ihrer Tonlage gesunken und war nun dunkel und rau. Es hätte mit einem Knurren eines Wolfes verglichen werden können. „Wir hassen die Dämonen ebenso sehr wie ihr oder die Lirin im Norden.“ „Das Stimmt! Ich habe von meines Gleichen Geschichten über diese Formwandler gehört.“ Mischte sich Milura ein. Auf ein Nicken von Tal hin fügte sie hinzu: „Sie sind gute Kämpfer und können auf Grund ihrer Begabung Spuren auf einen Meter genau zurückverfolgen. Sie sind schon seit Jahrhunderten verfeindet mit den Dämonen.“ „Und wie kommst du dann hier her?“ fragte Tal kühl. „Ich war Gefangener der Dämonen. Sie haben mich auf diesen Kontinent gebracht, freiwillig wäre ich nie in eine Wüste gegangen. Die Rast kannst du dir denken. Ich will es dir gern auch alles berichten, aber wir haben keine Zeit!“ Stille trat ein. Tal dachte angestrengt nach. Langsam und bedächtig ließ er sein Schwert sinken, ebenso wie sein Halbbruder. „Was weißt du?“ „Wenn eure Informanten dort wirklich auf euch warten, sind sie des Todes, außer sie machen sich heute noch auf den Weg an den Weststrand, das Gebiet des ausgetrockneten Binnenmeeres. Dort ziehen die Dämonen in nächster Zeit nicht entlang. Auf einem kleinen Umweg könnten wir nach einiger Zeit dort mit ihnen zusammen stoßen. Doch wenn sie dort bleiben, wird die Dämonengruppierung sie fassen, vernichten, vielleicht ein oder zwei so lange quälen, bis sie euch verraten.“ Tal schaute zu Armoth. „Ich schaff das nicht an einem Tag hin und zurück! Ich benötige zwei tage um zu ihnen zu reiten!“ Wieder stille, doch diese war anders als ihr Vorgänger. „Woher weißt du das?“ wollte Tal wissen. Gelassen schaute Otachi in das ernste Gesicht des Mannes mit den verschiedenen Augen. „Menschen verhalten sich Tieren gegenüber anders. Sie erzählen ihnen alles und werden z. B. in einen Konferenzgespräch nicht vorsichtig, wenn ein Wolf neben ihnen steht.“ Tal nickte. „Wir müssen was tun. Armoth, geh und führe unsere Informanten an den Weststrand...“ „Aber...“ „Wenn du es zu Pferd nicht schaffst, nimm doch den direkten Weg! Und jetzt geh!“ Armoth verließ sofort und ohne weitere Worte das Zelt. „Milura, Konstanze: Ihr treibt die Leute zum Abbau des Lagers an. Aveena, du kümmerst dich um die Kinder. Otachi, du bleibst hier. Ich habe mit dir zu reden. Und jetzt geht! In 2 Stunden will ich aufbrechen.“ Alle drehten sich um. Otachi stand still auf seinem Platz, als Aveena einen letzten Blick auf ihn warf. Er musste großen Mut besitzen, so unerschrocken mit einem Anführer in einem Zelt zu reden, der ihn noch vor wenigen Minuten bedroht hatte und jetzt auch noch deutlich zeigte, das, wenn Otachi eine Gefahr darstellte, er nicht zögern würde, ihn zu töte.
 

Hektik brach im Lager aus. Alle beeilten sich und taten ihre Arbeit, angetrieben von den lauten Rufen Konstanzes. Aveena beruhigte Alyss, es sei nichts Besonderes und ihr Gefährte würde gleich mit dem Anführer zusammen aus dem Zelt kommen. Nach einiger Zeit verließ Tal zusammen mit einem hibbeligen Wollknäuel sein Konferenzzelt. Auf Aveenas erwartungsvollen Blick hin sagte Tal nur: „Er bleibt bei uns.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Rufus_Papparazzi
2006-11-10T20:28:52+00:00 10.11.2006 21:28
Ich wieder^.^ Ihr habt weitergeschrieben, wie schön^o^ bis jetzt find ich die story gut, nur manchmal mag ich die wiederholungen nich. (is aber net so schlimm^.^). hehe, ich bin der erste, der die fortsetzung gelesen hat *freu* macht weiter so und fühl dich geknuddelt fiole^o^
bye *wink*
Von:  Rinnimaus
2006-10-04T16:44:28+00:00 04.10.2006 18:44
Hi Fiole! Die Geschichte ist richtig gut ^^ Bis auf ein paar kleine Fehler keine Kritik. Ich freu mich schon auf die Fortsetzung.
Von:  Rufus_Papparazzi
2006-04-06T14:04:20+00:00 06.04.2006 16:04
Hey, Fiole, ich find die Geschichte bis jetzt sehr schön^^ Ich freu mich schon wenn´s weitergeht!
(Bak.:das mit den Tippfehlern stimmt allerdngs^^ Bei der Vorstellung der Charaktere^-^)
lass es bald weitergehn^-^
Von: abgemeldet
2006-03-12T15:47:10+00:00 12.03.2006 16:47
also, um nicht gleich mit der tür ins haus zu fallen, ich hab' ein paar tippfehler entdeckt, die man noch ausbessern könnte. ansonsten war eure ff richtig gut und ich denke es wird sich lohnen weiterzulesen (falls es denn eine fortsetztung gibt)
von der sprache lässt sich meinerseits nichts bemängeln und auch vom aufbau des kapitels lässt es keine kritik zu.
also macht weiter so^.^


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