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Der Deal

Draco x Herm
von

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Kapitel 5

25. Dezember 2002:
 

„Mr. Malfoy! Mrs. Malfoy!“ wimmerte die zittrige Stimme der kleinen Hauselfe neben dem schweren Mahagonibett.
 

„Bitte, so werden Sie doch wach!“ schluchzte das kleine Häufchen Elend und vergrub beschämend das Gesicht in den patschigen Händen.
 

„Was’n los, Tiffy?“ brummte Draco Malfoy schlaftrunken in sein Kissen und öffnete mit größter Anstrengung ein Auge.
 

„Oh, Herr, Sie sind wach!“ rief Tiffy laut und streckte ihre Arme gen Himmel als wurden ihre Gebete erhört.
 

„Bitte kommen Sie, es gibt ein Problem!“
 

„Legen die Hühner keine Eier mehr, oder was?“ ächzte Draco genervt und drehte der Hauselfe den Rücken zu und zog sich die Decke über den Kopf. „Es ist halb vier Uhr morgens, Tiffy. Wir lösen alle Probleme ab sieben Uhr!“
 

„Aber, Herr!“ piepste Tiffy mit Tränen in den Augen. Doch von dem Knäuel Decke kam nur ein unverständliches Brummen und Nuscheln.
 

Mit gesenktem Kopf watschelte Tiffy um das große Bett herum zur anderen Seite und sprach die dort schlafende Herrin vorsichtig an.
 

„Mrs. Malfoy, bitte helfen Sie Tiffy!“
 

„Tiffy... frag Mr. Malfoy... ich kann jetzt nicht...“ gähnte Hermine und kuschelte sich tiefer in die Kissen.
 

„Aber Mrs. Malfoy es gibt ein Problem! Der junge Mr. Weasley und die Cousine des Herren sind gefangen!“ berichtete Tiffy hektisch und mit einem Ruck saß Hermine kerzengerade im Bett.
 

„Was hast du da gerade gesagt?“ fragte sie ungläubig und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
 

„Miss Jeanis und Mr. George sind gefangen! Sie können sich nicht mehr vom Fleck bewegen! Tiffy sollte Hilfe holen, aber Mr. Malfoy möchte erst ab sieben Uhr helfen, es ist schrecklich, Herrin, schrecklich!“
 

Tiffys Stimmer wurde immer schriller und sie schrie fast Zeter und Mordio. Schlaftrunken richtete sich Draco neben Hermine auf und starrte die Hauselfe böse an.
 

„Gefangen?“
 

„Wie, wo, warum?“ fragte Hermine und stieg langsam aus dem Bett. Sie angelte nach ihrem Morgenmantel, der oben auf dem Haufen ihrer Klamotten neben dem Bett lag und zog ihn sich über.
 

Draco rutschte auf der anderen Seite ebenfalls von der Bettkante und zog sich entnervt den Morgenmantel über. Er zückte seinen Zauberstab, flüsterte „Lumos“ und forderte Tiffy auf, voran zu gehen.
 

Tiffy trippelte vor Hermine und Draco die drei Stufen vom gewaltigen Podest herab, auf dem das Bett in der Mitte das Zimmers thronte. Durch die großen hohen Fenster schien der Mond in das gewaltige Schlafgemach und tauchte es in sein silbernes Licht.
 

„Sieh nur, es hat geschneit!“ flüsterte Hermine erfreut Draco zu, als sie einen Blick nach draußen warf. Die Landschaft draußen war von einer dicken Schneedecke überzogen und die Tannen ächzten unhörbar unter der weißen Last.
 

Draco schaute kurz nach draußen und stolperte prompt über etwas kleines Spitzes, das im Dunkeln auf dem Boden lag. Fluchend hob er einen zierlichen Damenschuh auf und hielt ihn Hermine drohend entgegen.
 

„Ups, den hab ich gestern früh wohl fallen lassen, als ich die Klamotten herüber geholt habe“, flüsterte sie entschuldigend und nahm ihm den Schuh ab. Sie stellte ihn im Vorbeigehen auf die große Kommode und folgte Draco und Tiffy auf den eiskalten Flur.
 

„Oh mein Gott!“ hauchte Hermine und ihr Atem kam in kleinen Wölkchen aus dem Mund und der Nase. In den Fenstern des Ganges hatten sich bereits Eisblumen gebildet und die Vorhänge wehten leicht in einem kaum spürbaren Zuglüftchen.
 

Am liebsten würde sie wieder ins warme flauschige Bett zurückkrabbeln und weiterschlafen. Aber Hermine wäre nicht Hermine, wenn sie nicht zu neugierig gewesen wäre, was denn nun mit George und Jeanis passiert war.
 

„Kommen Sie, Herrschaften, in den zentralen Korridor, bitte!“ fiepte Tiffy und trippelte barfuss über den kalten Flur.
 

Draco schlurfte lustlos hinter ihr her und Hermine bemühte sich nicht allzu laut mit den Zähnen zu klappern.
 

„Sei froh, im Sommer sind die Gänge immer angenehm kühl!“ bemerkte Draco spitz und Hermine knuffte ihn in die Schulter.
 

Sie bogen vom kleinen Westkorridor in die gewaltige obere Galerie ein, die einmal quer durch das ganze Haus führte und Ost- mit Westflügel verband.
 

Wenigstens hier in diesem gigantischen Korridor gab es mehrere Kamine, in denen noch die Glut vor sich hin knisterte. Aber viel wärmer schien es auch hier nicht zu sein.
 

Draco und Hermine stiegen hinter Tiffy die Treppen hinab in die große Halle und bogen schließlich in den zentralen Korridor ab, der auch zur großen Küche führte. In der Mitte der Eingangshalle glitzerte und schimmerte friedlich der große Weihnachtsbaum hinter ihnen her, den sie am Tag zuvor zusammen mit den Gästen geschmückt hatten.
 

„Vielleicht sollten wir doch ein paar Gänge mehr beheizen?“ klapperte Hermine und Draco antwortete schnaufend: „Wenn ich hier jeden einzelnen Gang beheizen würde wäre das reine Verschwendung!“
 

„Draco?“ kam es plötzlich verzweifelt schluchzend aus der dunklen Ecke vor ihnen. Draco hob seinen Zauberstab und erleuchtete somit den kompletten Flur.
 

Vor ihnen standen George Weasley und Jeanis Malfoy, beide blaugefroren und von einer seltsamen Schlingpflanze an den Füßen fest umschlungen.
 

„George!“ entfuhr es Hermine erschrocken und sie eilte besorgt auf den müde dreinblickenden Weasley zu. „Was ist denn geschehen?“
 

„W-w-w-wollte... n-nur... e-e-e-ein G-g-g-glas... W-w-w-wasser...“ stammelte George und fror weiter vor sich hin. Neben ihm stand Dracos Cousine und klapperte ebenfalls unaufhörlich mit den Zähnen.
 

„I-i-i-ich a-a-a-a-auch...“ hauchte sie und rieb sich fröstelnd über die Arme. Sie trug zwar einen flauschig anmutenden Morgenmantel, doch bestimmt nicht genug darunter.
 

„Und dann?“ fragte Draco mit großen Augen und betrachtete fasziniert die Schlingpflanze, die da auf seinem Flur wuchs. Wie zum Teufel kam die da hin?
 

„W-w-wir...“ fing George an, aber Hermine winkte ab und zauberte mit einem Schlenker ihres Zauberstabes zwei dampfende Tassen Tee in die Hände der zwei Gefangenen. Dankbar tranken die durchgefrorenen Zauberer den heißen Tee und George atmete tief durch.
 

„Danke, Hermine. Ihr seid unsere Rettung, wir stehen hier schon seit Stunden unbemerkt...“
 

„Und wir haben um Hilfe geschrieen! Aber in diesem großen Haus hört einen ja niemanden“ mischte sich Jeanis dazwischen und fuchtelte wild mit den Armen in der Luft.
 

„Wie kommt ihr eigentlich dazu beide mitten in der Nacht hier im Haus rum zu schleichen?“ fragte Draco bissig und schaute misstrauisch zwischen George Weasley und seiner Cousine hin und her.
 

„Na?“
 

Seine Augenbrauen schossen fragend nach oben und Hermine sagte: „Sie wollten sich beide ein Glas Wasser holen und sind in diese seltsame Schlingpflanze geraten. Doch nicht einer eurer Scherzartikel, oder George?“
 

„Oh, wenn das ein Scherz ist, dann werde ich dir ungeheuer weh tun!“ fauchte Jeanis George an und verschränkte patzig die Arme vor der Brust.
 

„Glaubst du, mir macht es Spaß, die halbe Nacht hier in der Kälte rum zu stehen, und dann auch noch mit so einer Ziege wie dir?“ keifte George zurück und taumelte gefährlich hin und her, die Füße fest in den Schlingen verankert.
 

„Wie kommt diese Pflanze in mein Haus?“ fragte Draco zähneknirschend und beleuchtete sie von allen Richtungen her mit seinem Zauberstab während Hermine sie ausgiebig inspizierte.
 

„Die hab ich echt noch nie gesehen. Kann es sein, dass du sie irgendwie aus Südamerika mit eingeschleppt hast, Jeanis?“
 

„Keine Ahnung, aber ich hab so ein Ding ebenfalls noch nie gesehen. Noch nicht mal im Dschungel Mexikos!“
 

„Also“, sagte Hermine und erhob sich aus der Hocke. Sie schaute Draco und die beiden Gefangenen schulterzuckend an und meinte: „Ich weiß es nicht, wir müssen euch irgendwie raussägen oder so, wenn zaubern nicht klappt.“
 

„Tut es nicht“, meinte George resigniert.
 

„Tja, das nächste Mal würde ich es mir doppelt und dreifach überlegen, auf die Einladungen meiner Holden einzugehen, Weasley“ entfuhr es Draco augenzwinkernd und Hermine verdrehte ihm verschwörerisch die Augen. Er sollte es jetzt bloß nicht übertreiben.
 

„Hey, was ist das?“
 

Draco leuchtete mit seinem Zauberstab hoch über ihre Köpfe und weit oben an der meterhohen Decke des Ganges sahen sie schließlich alle etwas kleines Schimmerndes schweben. In der kalten Nachtluft tänzelte gut gelaunt ein klitzekleiner Mistelzweig umher und fiel an der hohen Decke überhaupt nicht auf.
 

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24. Dezember 2002:
 

„Ich bin so was von froh, wenn der ganze Rotz hier endlich vorbei ist!“ schrie Draco Hermine und Ginny an, die mit maskenhaften Gesichtern mit ihm an der Frühstückstafel saßen.
 

Hermine führte mit zitternder Hand ihre Tasse an die Lippen, während Ginny mit gerunzelter Stirn ihr Messer in das Rindertartar jagte.
 

„Ich hab euch ja gesagt, es wird nicht leicht. Aber darüber hättet ihr ja auch vorher schon nachdenken können!“
 

„Über was soll ich mir denn noch alles den Kopf zerbrechen, Mrs. Neunmalklug? Wäre diese blöde Hochzeit nicht aufgeflogen, dann hätten wir jetzt nicht das Haus bis oben hin voll mit Muggeln und Bekannten, Freunden von den Bekannten und deren Kindeskinder!“ tobte Draco und enthauptete mit Wucht sein Frühstücksei.
 

„Nun übertreib nicht, Draco!“ fauchte Hermine ihn an und rieb sich gestresst die Schläfen. „Wenn die Gäste an Neujahr wieder abreisen, kannst du wieder so bösartig und gemein zu mir sein, wie du willst!“
 

„Oh, und spätestens dann bist du wieder raus aus meinen Räumen!“ spie er ihr entgegen.
 

Hermines Tasse sauste klirrend auf den Unterteller und ihre Hand krallte sich in der Serviette fest. Amüsiert betrachtete Ginny die beiden und fügte harmlos hinzu:
 

„Die paar Tage werdet ihr es doch bestimmt überleben, euch ein paar Gemächer zu teilen, oder?“
 

„Schnauze, Weasley, für die Idee hätte ich dir wirklich lieber den Hals umdrehen sollen!“
 

„Oh! Keine Flüche mehr? Du besserst dich, Malfoy!“
 

„Gut, gehen wir die Liste noch einmal durch!“ schnitt Hermine Draco das Wort ab, der gerade zu einer bissigen Antwort ansetzen wollte.
 

„Heute Vormittag kommen die Weasleys. Sie bekommen die Zimmer im Westflügel, meine Gemächer bekommt Ginny für die paar Tage.“
 

„Am besten, wir räumen gleich schon mal alle deine Sachen in Dracos Räume, damit ihr nicht später irgendwie in Verlegenheit kommt“, meinte Ginny und schlürfte an ihrem heißen Tee.
 

„Lasst das doch die Hauselfen erledigen, wofür hab ich die denn?“ meckerte Draco und fuhr fort: „Was meint ihr, wie das aussieht, wenn ihr den ganzen Krempel durchs ganze Haus schlurrt?“
 

„Na ja“, grübelte Hermine. „Du hast schon Recht, ich muss mich noch um so viele Sachen kümmern bis alle hier eintreffen, das könnten ruhig ein paar Elfen erledigen.“
 

„Endlich gibt sie mir Recht! Danke, Merlin, für dieses einmalige Ereignis“, sagte Draco zur Decke gewandt und hob theatralisch den rechten Arm, um der höheren Gewalt zu danken.
 

„Hör auf mich zu verarschen“ knirschte Hermine mit den Zähnen und überflog die Liste ein weiteres mal. „Gegen Mittag kommen meine Eltern, Draco denk du bitte daran, das Tor zu öffnen, sie kommen mit dem Auto und können sich leider nicht aufs Grundstück hexen.“
 

„Ja, ja“, seufzte der Angesprochene gelangweilt und löffelte sein Müsli.
 

„Ginny, ich wäre dir sehr dankbar, wenn du die Dekoration am Haus und in den Gängen noch mal kontrollieren würdest. Ich glaube der Wind hat gestern Nacht noch ein paar Glöckchen von den Zinnen gerissen“, murmelte Hermine.
 

„Kein Problem, ich werde mich drum kümmern“, grinste Ginny süffisant und lehnte sich zufrieden in ihrem Stuhl zurück.
 

„Ach, Draco, da die geplante Schlittenfahrt über die Ländereien mangels Schnee wahrscheinlich flach fällt, wäre ich dir sehr verbunden, wenn wir morgen Nachmittag trotzdem mit den Kutschen zur Messe fahren könnten“, lächelte Hermine ihren Göttergatten an.
 

„Wo ist der Haken?“ fragte dieser skeptisch und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.
 

„Ich will Glöckchen an den Kutschen. Und am Zaumzeug auch“, befahl Hermine mit einer Sanftheit in der Stimme, die nicht nur Ginny eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
 

„Das ist so was von kitschig“, stotterte Draco verwirrt und entriss Hermine seinen Arm, als diese ihm mit einem herzerweichenden Augenaufschlag die Hand darauf lege wollte. „Lass das, ich tu’s ja!“
 

„Gut!“ meinte Hermine mit übertriebener Heiterkeit und klatschte auffordernd in die Hände. „Dann legen wir jetzt los, es ist halb neun, um elf kommen die Weasleys, um halb eins gibt es Mittagessen, bis dahin sollten meine Eltern auch angekommen sein – wehe du bereitest ihnen irgendwelche Schwierigkeiten, Draco – dann schmücken wir zum Tee alle gemeinsam – GEMEINSAM, hört ihr? – den Weihnachtsbaum in der großen Halle und dann sollte irgendwann deine Cousine hier eintrudeln und dann gibt es Abendbrot und ich werde schlafen wie ein Stein, noch Fragen? Nein? Gut, ich muss jetzt los!“
 

Schwungvoll stand Hermine vom Frühstückstisch auf und hetzte aus dem Speiseraum, die Liste in der Hand halb zerknüllt. Draco und Ginny sahen sich für einen Moment fragend an.
 

„Hat sie gerade ohne zwischendurch zu atmen geredet?“
 

„Ich glaube ja“, antwortete Ginny zögerlich. „So aufgedreht hab ich sie schon lange nicht mehr erlebt.“
 

„Hoffentlich hört das nach den Feiertagen auf!“ ächzte Draco und schob seinen Teller von sich weg.
 

„Sobald sie wieder im Ministerium sitzt, wird sie abends ohne Worte geradewegs in ihr Bett knallen.“
 

„Ich will’s schwer hoffen!“ mahnte Draco und erhob sich ebenfalls. „Los, Weasley, du hast gehört, was mein Herzblatt gesagt hat.“
 

„Natürlich! Ich werde auch sogleich meiner wichtigen Aufgabe nachgehen“, sagt Ginny giftig und marschierte mit gezücktem Zauberstab an Draco vorbei aus dem Raum.
 

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Der erste Anblick und der Eindruck, den das gewaltige Haus in den Grangers auslöste war nicht anders zu beschreiben, als fantastisch und ein wenig mulmig in der Magengegend. Mit laufendem Motor standen sie eine ganze Weile am Anfang der in etwa eine Meile langen Auffahrt zum Haus. Bereits von hier hinten erhob sich das alte Gemäuer zwischen den Bäumen prächtig hervor. Die Sonne stand tief und die Grangers erkannten zum Teil nur die mächtigen Türme und Zinnen.
 

„Ist es das?“ fragte Hermines Mutter andächtig.
 

„Ich gehe davon aus, Carol“, antwortete Patrick Granger ebenfalls ein wenig atemlos.
 

„Es ist so... groß und... unheimlich“, stellte Carol Granger schluckend fest als sie langsam den langen Weg auf das Haus zufuhren. Die Türme und Zinnen wurden mit mal zu mal größer und langsam konnten sie eine Vielzahl dunkler als auch hell erleuchteter Fenster sehen.
 

„Es ist wunderschön“, bemerkte Patrick Granger, als sie einen steinernen Torbogen durchfuhren. „Ich frage mich was das für ein Architekturstil sein mag, so etwas habe ich noch nie gesehen.“
 

„Ach, Patrick, du weißt doch, das sind Zauberer. Die haben doch ihre eigenen Trends.“
 

„Du hast Recht, Liebling. Trotzdem werde ich Minnies Gatten ein paar Fragen stellen“, lächelte Patrick seine Frau an und schob sich die Brille auf der Nase zurecht.
 

Patrick Granger hätte sich nie im Leben vorstellen können, dass seine einzige Tochter jemals in einem solchen Haus wohnen würde. Sie war eigentlich auch nie der Typ für derartige Häuser gewesen. Jedenfalls kam ihm das immer so vor. Sie schien immer nur auf das Wichtigste und Nötigste beschränkt, aber die Größe des Hauses hätte für mehrere Großfamilien gereicht.
 

„Patrick?“
 

„Ja?“
 

„Bitte stell heute noch keinerlei schwiegerväterliche Fragen. Ich möchte ihn erst einmal besser kennen lernen und mit Hermine alleine sprechen.“
 

„Wie du möchtest, Carol“, ergab sich Patrick Granger ein wenig zerknirscht. Zu gerne hätte er sich sofort auf seinen gutbetuchten Schwiegersohn gestürzt und ihn mit Fragen gelöchert. Natürlich hatte Hermine ihnen unzählige Briefe geschrieben, in denen sie ihre Eltern quasi auf alles vorbereitete was ihnen in einem magischen Haushalt über den Weg laufen konnte, aber er wusste schließlich noch nicht alles über den Mann, der sein Täubchen glücklich machen wollte.
 

Gemächlich rollte der Wagen durch ein großes schmiedeeisernes Tor, dessen Flügel weit aufgespannt waren und sich prompt hinter ihnen von selbst schloss. Der Innenhof des Hauses war eher düster, da hier das Sonnenlicht nicht voll hingelangte. Selbst zur Mittagszeit brannten hier ein paar wegweisende Lampen. Das Haus umschloss den Hof mit seinen Mauern, wie eine Mutter, die ihr Kind umarmt, und Carol und Patrick Granger parkten ihr Auto an einer unauffälligen Stelle neben der großen Rasenfläche.
 

„Ob es hier stehen bleiben kann?“ fragte sie unsicher und schaute sich fragend im Innenhof um.
 

„Natürlich, Carol, warum nicht? Über Platzmangel können die hier ja nicht klagen!“ antwortete Patrick ein wenig gereizt und stieg aus dem Auto aus. Er streckte seinen Rücken, denn die lange Fahrt und sein Alter hinterließen leichte Spuren.
 

„Das Gepäck holen wir später, wir gehen erstmal hallo sagen“, bestimmte Patrick und nahm seine Frau bei der Hand.
 

Pfeifend schaute er am Haus hoch, während sie über den Kies zum Eingang liefen. Das waren doch bestimmt, na, vier bis fünf Stockwerke? Mit den ganzen Türmen bestimmt. Mit klopfenden Herzen stiegen die beiden die drei Stufen zum Eingangsportal hinauf und Patrick klopfte mit der Faust gegen die schwere, zweiflügelige Tür. Ein dumpfes Echo hörte er aus dem inneren der Halle, die sich wohl hinter dieser Tür verbarg. Aller Wiedersehensfreude zum Trotz, war er doch mindestens genauso gespannt auf Hermines neues zu Hause.
 

„Patrick?“
 

„Ja, Carol?“
 

„Keine Spitznamen!“
 

Er wollte gerade zur Antwort ansetzen als die rechte Seite der Tür aufgerissen wurde und ein brauner Lockenkopf sich sofort um Patricks Hals schmiss.
 

„Daddy! Ihr habt hergefunden! Hallo Mum!“, rief Hermine mit vor Freude geröteten Wangen und ließ schließlich von ihrem Vater ab, um der Mutter um den Hals zu fallen.
 

„Hermine, wie schön dich wieder zu sehen!“ flüsterte Carol in die Lockenmähne ihrer Tochter, schob sie dann cirka einen halben Meter von sich weg, um sie sich von oben bis unten anschauen zu können.
 

„Gut siehst du aus, mein Schatz!“, lächelte Patrick seine Tochter warm an und strich ihr zärtlich über die Wange.
 

„Ich freu mich, dass ihr hergekommen seid, bitte tretet doch ein! Fühlt euch wie zu hause!“
 

Hermine öffnete die Tür und ihre Eltern folgten der einladenden Geste. Sie fanden sich in einer runden kuppelartigen Halle wieder, in deren Mitte zwei kunstvolle Statuen die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Carol hatte glänzende Lüster erwartet, doch von der Decke hingen schwere Lampen hinab. Direkt neben dem Eingang standen zwei große Bänke, die zum Sitzen einluden. Patrick konnte sich kaum satt sehen an dem kunstvollen Fliesenboden und den reich verzierten Wänden. Von der Halle gingen drei gigantische Türen ab und Patrick flüsterte leicht belustigt: „Tor eins, zwei oder drei?“
 

Hermine grinste schelmisch und nahm ihren Eltern die Mäntel ab. Sofort erschien neben ihr eine Hauselfe, der sie die Mäntel übergab.
 

„Trolly, bring die Mäntel auf das Zimmer meiner Eltern und kümmere dich dann um ihr Gepäck!“
 

„Sehr wohl, Mrs Malfoy, Trolly wird sich darum kümmern“, erklärte er freudestrahlend und rannte los.
 

„Herm – “
 

„Das war einer unserer Hauselfen, Mama. Solltet ihr irgendetwas brauchen, könnt ihr mich oder Trolly rufen. Er wird sich um eure Wünsche kümmern solange ihr hier seid, und ja! Das ist in der Zauberwelt normal und nichts Besonderes“, strahlte Hermine ihre verdutzten Eltern an.
 

„Wir werden uns wohl noch öfters wundern, oder Schatz?“
 

„Werdet ihr“, versicherte Hermine ihren Eltern und gab ihnen Zeichen, ihr zu folgen.
 

„Das ist aber eine große Halle“, bemerkte Patrick und lief seiner Tochter hinterher. Zu gerne würde er sich mehr in dieser Halle umsehen. Aber die Gelegenheit würde bestimmt noch kommen, da er dieses prächtige Haus näher in Augenschein nehmen konnte.
 

„Das war das Entree, Paps“, bemerkte Hermine kleinlaut und öffnete die mittlere der drei Türen. Bevor sie jedoch mit ihren Eltern in die große Halle trat, drehte sie sich noch einmal zu ihnen um.
 

„Hört zu, ihr seid die beiden einzigen nicht magischen Menschen in diesem Haus. Verzeiht mir, wenn ihr nicht alles versteht, was die anderen sagen oder tun. Aber von Arthur Weasley habt ihr ja schon eine Menge erfahren und von mir soweit es ging ja auch.“
 

„Keine Sorge, Schatz, wir werden uns schon nicht ausgeschlossen fühlen. Wir sind doch eine Familie“, sagte Carol mit einem beruhigendem Lächeln zu ihrer Tochter.
 

„Genau, und wir wollen jetzt endlich den Mann deines Herzens kennen lernen“, sagte Patrick gutgelaunt, ohne zu wissen, dass er damit seiner Tochter einen Stich ins Herz versetzte. Hermine lächelte gequält aber tapfer.
 

„Danke. Dann folgt mir einfach in die große Halle, es warten schon alle auf euch“, sagte Hermine und ging mit ihren Eltern durch die mittlere Tür.
 

Patrick und Carol waren von dem Anblick mehr als begeistert. Vom Entree folgten sie ihrer Tochter in die große Halle, eine weitere runde Halle mit kuppelförmiger Decke, von der endlich Carols lang ersehnter funkelnder Lüster hing. Auch hier war der Boden aus kunstvollen Fliesen gemustert und die Wände schienen noch mehr verziert zu sein als im Entree. Patricks Blick verfing sich in dem spiralförmigen Muster auf dem Boden und huschte schließlich neugierig von einer Wand zur nächsten, die in dem runden Raum von gewaltigen Marmorsäulen abgegrenzt waren. Direkt gegenüber der Tür, wo sie wie angewurzelt standen, ging eine breite Treppe hinauf zu den oberen Stockwerken.
 

Patrick erschauderte und auch Carol konnte sich an den kunstvollen Figuren und dem Prunk kaum satt sehen. Zu ihrer Rechten erhob sich ein riesiger Tannenbaum, der noch ohne jeglichen Schmuck war und seinen Duft in der Halle ausströmte. Zu ihrer Linken erhob sich ein mächtiger steinerner Kamin, bestimmt drei Meter hoch und gut fünf Meter lang. Patrick erschauderte beim Anblick des in Stein gehauenen Bildes über dem Kamin. Zwei Löwen, die sterbend zusammenbrachen, über ihnen die grinsenden Fratzen zweier Skelette, das eine triumphierend eine Schlange emporhebend, deren Kopf sich in himmlische Höhen wand. Das andere Skelett hielt mit seinen knochigen Fingern ein kleines Kind im Arm, das es wohl mit in seine Hölle schleppen würde.
 

Vor diesem unheimlichen Kamin, in dessen Schacht der Wind laut heulte, stand eine kleine Sitzgruppe. Zwei elegante, lange Sofas und zwei riesige Ohrensessel. Es fehlten nur noch die großen Hunde auf dem Teppich, um die Vision des englischen Jagdschlosses zu perfektionieren. Stattdessen wuselten besagte Hauselfen um die versammelten Zauberer umher und schenkten ihnen Getränke nach und reichten Kekse. Ein kleines blondes Kind kam kreischend auf Hermine zugerannt und sie hob es lachend auf den Arm.
 

„Bist du deiner Mama wieder entwischt, Cecile?“ gluckste Hermine freudig und Cecile lachte sie freudig an und krallte sich in ihren Haaren fest.
 

„Oh, da seid ihr ja! Patrick, Carol, schön euch wieder zu sehen! Komm zu Oma, Cecile!“
 

Mrs. Weasley kam elfengleich durch die Halle auf sie zu gejoggt und nahm Hermine das widerwillige Kind ab. Mit Cecile auf dem einen Arm reichte sie Patrick und Carol die Hand und strahlte sie freudig an.
 

„Es ist so lange her, kommt zu uns ihr drei!“
 

Gutgelaunt durchquerte Mrs Weasley die Halle zu der Sitzecke und gab Cecile an ihre Mutter ab. Fleur Weasley wuselte der Kleinen durch das strohblonde Haar und strahlte alle Anwesenden mit stolz geschwellter Brust an.
 

„Patrick Granger, dass ich dich mal wieder sehe!“, raunte Arthur Weasley Hermines Vater schelmisch zu und gab ihm freundschaftlich die Hand. „Seid ihr immer noch mit diesen Autos unterwegs?“
 

„Allerdings, Arthur, und wie du siehst, hat es uns sicher und wohlbehalten hierher gebracht!“, antwortete Patrick augenzwinkernd.
 

„Also, Mum, Dad... Arthur und Molly brauche ich euch ja nicht weiter vorzustellen“, sagte Hermine voller Freude. „Ihr erinnert euch doch auch noch an meinen alten Freund Ron...“
 

Hermine wies auf Ronald Weasley, der ein wenig missmutig drein schaute und sich schwer lächelnd kurz aus dem Sessel erhob, als er Carol die Hand gab. Dabei überragte er sie bereits um zwei Köpfe.
 

„... an seine Schwester und meine gute Freundin Ginny...“
 

„Hallo Mr. und Mrs. Granger“, lächelte Ginny ihnen zu und drückte beiden artig die Hände.
 

„... die Gebrüder Fred und George Weasley, Geschäftsmänner, wie sie im Buche stehen!“ fuhr Hermine unbeirrt fort.
 

„Hallo!“ sagten beide aus einem Munde und verbeugten sich galant vor Hermines Eltern.
 

„Der große Bruder Bill Weasley mit seiner Frau Fleur und Töchterchen Cecile“, stellte Hermine die kleine Familie vor. „Übrigens das erste Weasleykind, dass keine roten Haare hat!“
 

„Beim nächsten, Hermine“, konterte Bill lachend und begrüßte ebenfalls die Grangers.
 

„Ja, mein Kollege Percy Weasley, der gute Charlie Weasley und Harry sind leider verhindert und können unserem schönen Weihnachtsfest nicht beiwohnen, dafür bekommen wir heute Nachmittag noch Dracos Cousine als weiteren Gast dazu“, schloss Hermine und atmete tief durch.
 

Jetzt ging’s um die Wurst.
 

Sein oder nicht sein.
 

So in etwa.
 

Hermine rief sich schnell ihre schönste Erinnerung hervor (der Erhalt der Einladung nach Hogwarts) und zauberte sich ein wunderbares ehrliches Lächeln auf die Lippen. Unwillkürlich trat ein Glanz in ihre Augen, wie ihn meistens nur Verliebte haben, doch sie konnte ihn durch diese wunderbare Assoziation spontan hinauf beschwören.
 

Sie konnte förmlich die Stecknadel in der Halle fallen hören, so still war es auf einmal geworden. Sie spürte geradezu die Anspannung in Ginnys Magengegend, die immer noch mitfieberte. Ginnys Familie zu überzeugen, schön und gut, dass ließ man jetzt mal dahin gestellt, aber ihre eigenen Eltern, da musste Hermine schon eine oscarreife Leistung hinlegen.
 

„Mami, Daddy“, sagte Hermine mit einer zitternden Spur Glück in der Stimme, „das ist Draco, mein Ehemann!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
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Von:  lil_ayse
2008-06-04T19:19:26+00:00 04.06.2008 21:19
tolles kappi!! maaaan ich will wieda weihnachten.....
suppa geschrieben mach weiter so!!!!

xxx.deine lil-ayse
Von: abgemeldet
2007-08-05T15:11:50+00:00 05.08.2007 17:11
oO das ende is spannen =) muss schnell weiter lesen!!
einfach hamma und alles so schön geschrieben, das man es sich bildlich dsarstellen kann!
spitze
Von:  Kachina
2007-01-03T22:03:55+00:00 03.01.2007 23:03
hab ich ja gar nicht gesehen, dass ein neues kapitel on is.
muss ich doch gleich mal lesen^^

ist wie immer super geworden...
das wird eine ziemlich anstrengende woche für herm und dray...
da geht betsimmt irgendwas schief...
ich les mal schnell weiter... ist ja noch ein pitelchen da...

greets
Pyro
(freu mcih schon aufs nächste^^)
Von:  Lionness
2006-12-28T18:31:12+00:00 28.12.2006 19:31
Das war mal wieder so cool!*grins* Ich liebe deine story, ich wette herm kann ihren vater überzeugen aber bei ihrer Mutter wird sie scheitern, die haben einfach ein gespür für sowas!*grins*
Bitte mach schnell weiter und schick mir dann doch eine ens ja?
bye Lionness


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