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Games

von

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act eleven

Titel: Games

Teil: 11/?

Autor: Ashling

Fandom: Yellow

Pairing: Go x Taki

Disclaimer: Yellow gehört nicht mir, sondern Makoto Tateno und ich leihe mir ihre Charaktere nur für diesen kleinen Schwachsinn hier aus, ohne damit Geld zu verdienen.
 

Warnungen: Dem werde ich vielleicht noch etwas hinzufügen, zunächst aber mal nur lime, drama, sap, vielleicht hin und wieder etwas Humor. Ob es einen Lemon geben wird, weiß ich noch nicht OO“

Ach, und ja, das hier ist zum reinen Vergnügen gedacht^^
 

Kommentar: Ich möchte mich wie immer brav bei meinen Lesern und Kommentarschreibern bedanken und gleichzeitig meine Bewunderung dafür aussprechen, dass ich trotz unzumutbar langen Wartezeiten immer noch welche habe XD“ Vielen, vielen Dank dafür :)

Ach, und da mir offenbar niemand bei meinem Dilemma mit Keis Haarfarbe aushelfen konnte, muss ich schlichtweg etwas improvisieren. Ich hoffe, es ist zu jedermanns Zufriedenheit *smile*
 

act eleven
 

Go starrte Taki an, außerstande auch nur einen Millimeter weiter zu denken als bis zu Takis letzten Worten.

Takis Schwester.

Asako.

Takis… Schwester…
 

Er konnte sich weder rühren, noch blinzeln oder sein Gesicht zu sonst einer Regung überreden. Er saß einfach in seinem Sessel, den Blick auf Taki gerichtet, und lauschte dem widerhallenden Echo in seinem Kopf, das immer weniger Sinn ergeben wollte, je häufiger es sich wiederholte.

Die ersten Tränen lösten sich aus Takis rauchgrauen Augen, über die Wangen hinab zum Kinn, um dann auf das Bett zu tropfen.

Go verfolgte dieses Tränenspiel wie besessen, als wäre es etwas, mit dem sich sein Verstand besser auseinandersetzen könnte. Dann schloss Taki jedoch die Augen, wandte den Blick ab und ließ den Kopf hängen, um sich mit dem Handrücken über das Gesicht zu fahren. Es kam nicht ein Laut über seine Lippen.
 

„Deine… deine… Schwester…“, wiederholte Go etwas unsicher, als wüsste er diesem Wort keine Bedeutung zu geben. Für ihn hatte in den letzten Tagen nur die Kombination Asako – Takis Geliebte existiert und plötzlich musste er komplett umdenken.

Die mysteriöse Asako hatte Taki noch mehr bedeutet, als er sich in seinen wildesten Phantasien ausgemalt hatte. Aber nicht, weil sie seine einzig wahre Liebe gewesen war, sondern weil sie seine Schwester war. Seine Schwester. Taki hatte eine Schwester. Asako.

„Asako… ist… Aber… wieso… warum…“ Mit einem Mal stockte er und seine Stimme war um einige Nuancen sanfter, als er fragte: „War?“
 

Taki nickte. Blonde Haarsträhnen fielen ihm wirr ins Gesicht, so dass sie es nahezu gänzlich versteckten.

„Seiji hat sie umgebracht“, flüsterte er rau. In seinem Schoß knetete er seine ineinander verschränkten Hände, bis sie ganz rot waren.
 

„Was?“ Die Fassungslosigkeit in Gos Stimme war echt. Ohne es zu merken, war er von seinem Sessel aufgesprungen.
 

„Als ich mich ihm… verweigert hatte in dieser einen Nacht, hat er sie bei sich festgehalten. Denke ich. Sie waren… ja so was wie ein Paar. War bestimmt leicht für ihn. Er hat sie als Druckmittel gegen mich benutzt, aber als ich nicht wollte, hat er sie… umgebracht. Und grausam zugerichtet. Er hat…“

Taki schüttelte leicht den Kopf und presste die Augen noch fester zusammen, als könnte er so nicht nur die Tränen zurückhalten, von denen er schon so viele um Asako vergossen hatte, sondern auch die aufsteigenden Bilder abwehren, die ihm eine Asako zeigten, die er fast nicht wieder erkannt hätte. Seijis Vorliebe für Messer war an ihr eindeutig nicht zu kurz gekommen.
 

„Schon gut“, lenkte Go besänftigend ein, als er erkannte, dass es Taki höchste Überwindung kostete, überhaupt so weit zu erzählen. Er wollte ihm noch größere Qualen ersparen und ihn nicht weiter erzählen lassen, was Reiyamata mit Asako angestellt hatte. Hatozakis Bericht darüber, wie Reiyamata Kuzowan zugerichtet hatte, war bestimmt ein guter Vorgeschmack darauf, was er mit Asako getan hatte. Um ehrlich zu sein, so genaue Details wollte er gar nicht hören. Er hasste Seiji Reiyamata ohnehin jetzt schon aus tiefster Seele und sollte er ihn irgendwann zwischen die Finger bekommen, würde er sich einen Scheiß um die Polizei kümmern und wie die möglicherweise mit Leuten wie Reiyamata umsprang.

Nämlich viel zu sanft.

Keiner von ihnen hatte schließlich einen in sich zusammengesunkenen Taki vor sich gesehen, so wie Go es jetzt gerade tat, und keiner von ihnen hatte sich so aufgewühlt und hilflos gefühlt wie er im Moment, in dem sicheren Wissen, rein gar nichts tun zu können, um Taki irgendwie beizustehen.
 

Gut, vielleicht waren da einige Punkte in dieser Geschichte, mit denen er nicht ganz einverstanden war. Er hätte Taki beispielsweise nie zugetraut, dass er sich in eine wachsende Liebesbeziehung seiner Schwester zu einem anderen Mann einmischte.

Allerdings hätte er ihm auch nie zugetraut, schon einmal mit einem Mann geschlafen zu haben, so wie er sich immer bei Gos Annäherungsversuchen verhielt. Noch dazu für Geld.

Aber wenn er sich das große Ganze betrachtete, war er mehr in die ganze Situation hineingerasselt, als dass er selbst etwas dafür gekonnt hätte. Außer vielleicht, dass er diesem verdammten Begleitservice beigetreten war und Reiyamata leichtes Spiel beschert hatte, als er sich so hemmungslos besoffen hatte, dass er sich von ihm hatte flachlegen lassen.

Trotzdem. Die Rechnung, die Taki dafür hatte zahlen müssen, war eindeutig zu hoch gewesen.
 

Gos Schweigen machte ihn wahnsinnig. Nein, eigentlich war es nicht nur das Schweigen, sondern vielmehr auch das Verständnis, das er ihm offenbar entgegenbrachte, wie die zwei simplen Worte: „Schon gut“, vermittelten.

Er hatte kein Verständnis verdient. Nicht in dieser Angelegenheit. Er hatte gewollt, dass Go sich alles anhörte und dass er erkannte, warum er gehandelt hatte, wie er gehandelt hatte. Aber er wollte kein Verständnis dafür, dass er zu großen Teilen am Tod seiner Schwester verantwortlich war. Die restliche Verantwortung trug Seiji, der auch absolut nicht unschuldig war, aber egal, wie Taki das Ganze drehte und wendete, irgendwo hatte auch er Schuld.
 

Er hatte nicht mitbekommen, dass Go sich durch den Raum bewegt hatte, aber da sich die Matratze unter seinem Gewicht nach unten senkte, als er sich hinsetzte, musste er wohl von den Sesseln zu ihm herübergekommen sein. Ein Zeichen dafür, dass die Zeit der Distanz jetzt wieder vorbei war, weil sie von Go für beendet erklärt worden war. Ein Stück weit überkam Taki bei diesem Gedanken Erleichterung und gleichzeitig versuchte er erneut, die Tränen auf ein akzeptables Maß zu reduzieren. Seiner Selbstbeherrschung dankte er ohnehin schon, dass er bis jetzt nicht hemmungslos zu schluchzen angefangen hatte, aber vermutlich hatte er das zuvor schon so häufig im Zusammenhang mit Asako getan, dass er jetzt einfach nicht mehr konnte. Eher beiläufig fragte er sich, wann er auch endlich aufhören würde, zu heulen.
 

Unabsichtlich zuckte er leicht zusammen, als Go einen Arm um seine Schulter legte, jedoch mehr aus Überraschung denn aus Angst heraus, was er im nächsten Moment auch dadurch unter Beweis stellte, dass er vertrauenswürdig seinen Kopf an Gos Schulter bettete. Und das hatte er auch. Vertrauen zu Go. Ob er es glauben mochte, oder nicht.
 

„Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast“, murmelte Go und drückte einen liebevollen Kuss auf Takis blonden Haarschopf. Denn im Nachhinein konnte er sich sehr gut vorstellen, was für eine Überwindung das Taki gekostet haben musste. Immerhin hatte er mit den einen oder anderen Worten Go ziemlich heftig getroffen, was ihm vermutlich genauso bewusst war wie Taki selbst.
 

„Und ich bin froh, dass du dir alles angehört hast“, flüsterte Taki zurück. Eine Hand hob er an, um sich Halt suchend und dankbar zugleich in Gos Hemd festzukrallen. „Wirklich.“
 

„Hm“, machte Go und schielte auf die Hand hinunter, die in der Nähe seines Herzens warm auf seiner Brust lag. „Du hättest es mir allerdings auch ruhig eher sagen können. Dann hätten wir uns den ganzen Mist drumherum erspart.“
 

„Tut mir Leid.“
 

„Hm. Schon okay.“
 

Go spürte, wie Takis Hand an seiner Brust hinaufwanderte, den Hals entlang, bis sie an seiner Wange zu liegen kam. Sanft drehte sie sein Gesicht zu Taki, der leicht den Kopf wandte, um Go von unten herab ansehen zu können.
 

„Nein. Es tut mir wirklich Leid.“
 

Und dieses Mal begriff Go, dass Taki mit dieser Entschuldigung nicht nur seine gesamte Geheimniskrämerei und die verspäteten Erklärungen meinte, sondern tatsächlich noch den ganzen Mist drumherum, wie Go es eben noch ausgedrückt hatte. Allen voran Takis ständige Zurückweisungen gegenüber Go, der nun zumindest einen handfesten Grund hatte, warum Taki ihn nicht rangelassen hatte.

Das hatte weder etwas mit Abscheu oder Ekel zu tun oder gar mit dem, dass Taki Go nicht mochte, sondern einfach damit, dass Reiyamata wie das sprichwörtliche Damoklesschwert über Takis Kopf geschwebt hatte. Oder in diesem Fall sogar noch über Go selbst, da er Taki wohl kaum etwas getan hätte, wenn er so besessen von ihm war.
 

Go lächelte matt. „Du musst dich nicht dafür entschuldigen, dass Reiyamata ein Arschloch und kaltblütiger Mörder ist.“ Da es sich nun anbot, küsste Go Taki sachte auf die Stirn. „Außer natürlich, du hast weiterhin vor, dich von ihm einschüchtern zu lassen und zu spuren, wenn er pfeift.“
 

Taki stieß ein halb spöttisches, halb hilfloses Schnauben aus. „Du bist lustig.“
 

Bestimmt drückte Go Taki von sich weg, um ihn streng ansehen zu können. „Ich meine es ernst, Taki. So kann das nicht weitergehen.“
 

„So? Wie denn?“

Erschöpft fuhr er sich durch das ohnehin schon total zerstrubbelte Haar, das nur noch provisorisch von dem Zopfband in seinem Nacken zusammengefasst wurde.
 

Obwohl Go gedacht hatte, dass die durchgeschlafene Nacht Taki gut getan hätte, musste er bei dieser Geste feststellen, dass Taki wohl doch angegriffener war, als er zugeben wollte. Nicht nur rein körperlich, sondern auch psychisch. So wie Go die Sache sah, lief Taki schon längere Zeit vor Reiyamata davon, und er argwöhnte auch, dass er schon häufiger in einer Nacht- und Nebelaktion eine Stadt verlassen hatte, weil er das Gefühl hatte, Reiyamata wäre ihm zu dicht auf den Fersen gewesen.

Er konnte nur raten, die wievielte Station das Café Roost gewesen war und den wievielten Neuanfang er an Gos Seite gestartet hatte. Sicherlich hätte er auch nachfragen können, aber so wichtig war ihm diese Information nicht. Die Erzählung seiner Vergangenheit hatte Taki schon genug geschlaucht und entkräftet und er wollte nicht noch tiefer bohren, indem er eher profane Fragen stellte.

Im Moment war er tatsächlich einfach nur froh, dass Taki sich ihm anvertraut hatte. Wer weiß, wenn er es nicht getan hätte, vielleicht hätte er dann eines Tages wieder plötzlich die Koffer gepackt und wäre ohne ein Wort verschwunden.
 

„Du weißt genau, was ich meine. Du kannst nicht ewig vor ihm weglaufen und ihn dein Leben bestimmen lassen. Wir werden es bei nächster Gelegenheit Hatozaki erzählen. Am besten heute noch.“

Erst sah es so aus, als wollte Taki protestieren, doch dann schloss er, ohne etwas gesagt zu haben, wieder den Mund und wandte unsicher den Blick ab.

„Ich weiß, dass du Angst hast. Aber das ist die einzige Lösung, wie du ihn loswerden kannst und wie er zu seiner gerechten Strafe kommt. Du willst doch nicht, dass er mit dem davon kommt, was er Asako angetan hat, oder?“
 

Taki schüttelte den Kopf, sah ihn jedoch immer noch nicht an. „Darum geht es nicht.“
 

„Worum dann? Um mich?“

Er spürte, wie Taki leicht erstarrte, da er ihn noch immer an den Schultern von sich geschoben festhielt. Ah, da lag das Problem.

„Ich weiß deine Sorge um mich sehr zu schätzen, Taki“, sagte Go leise, konnte sich ein leichtes Schmunzeln aber nicht verkneifen. Auch wenn er jetzt vielleicht den Grund wusste, warum Taki ihn immer wieder zurückgewiesen hatte, so war es doch eine schöne Bestätigung für ihn, zu sehen, dass er Taki tatsächlich so viel bedeutete. „Aber ich kann auf mich selbst aufpassen. Versprochen.“
 

Idiot, dachte Taki. Du kennst Seiji nicht. Du kennst ihn verdammt noch mal nicht.

Allerdings wusste Taki, dass, wenn er Go jetzt wieder mit solchen… zugegeben recht wenig handfesten Argumenten kam, er sie nur wieder auf Takis Angst schieben würde. Und sagen würde, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte.

Aber, verdammt! Er musste sich Sorgen machen, wenn Go Seiji offenbar so auf die leichte Schulter nahm! Glaubte er denn allen Ernstes, dass Taki sich aus reinem Spaß von dem Kerl verfolgen und terrorisieren ließ?

Ja, zum Teufel, es war zum Großteil Angst vor ihm, die Taki meistens ihm gegenüber gefügig machte und ihn immer wieder dazu brachte, vor ihm wegzulaufen, aber zu einem anderen, nicht geringen Teil wusste er, wie Seiji gestrickt war.

Und wenn er so gestrickt war, wie Go Taki gerade weismachen wollte, dann hätte er sich, verdammt noch mal, schon längst an die Polizei gewandt! Oder ihn im schlimmsten Fall sogar selbst beseitigt!

Aber Seiji war kein normaler Stalker.

Doch da er wusste, dass Go das nicht verstehen würde, versuchte er es mit halbwegs logischen Argumenten.
 

„Es geht darum“, erklärte Taki, ohne zu leugnen, dass er sich Sorgen um Go machte, es jedoch auch nicht bestätigte, „dass es keine Beweise gibt.“ Er hob den Kopf wieder an, um Go anzusehen, um ihm – wenn schon nicht mit Worten, so wenigstens mit Blicken – deutlich zu machen, wie wichtig das hier war. „Weder dafür, dass er Asako getötet hat, noch dafür, dass er Kuzowan getötet hat.“
 

„Du weißt es.“
 

„Aber ich bin kein Augenzeuge. Er hat es mir gesagt, aber somit steht sein Wort gegen meines.“

Und das war so ziemlich das Schlimmste, was ihnen passieren konnte, denn dann würde Seiji mit hundertprozentiger Sicherheit davonkommen – allein schon sein guter Ruf und sein Reichtum würden ausreichen, um die richtigen Leute zu bestechen – und sich für den Ungehorsam rächen wollen.

Und dann wäre als aller erstes Go dran.
 

„Dann finden wir eben Beweise. Oder konstruieren welche. Mach es dir doch nicht so schwer.“
 

Mann, genauso gut könnte er mit einer Backsteinmauer diskutieren!

„Aber –“

Weiter kam er nicht, da Go sich zu ihm vorbeugte und seinen Mund mit einem beruhigenden Kuss versiegelte.
 

Zuerst wollte Taki sich aus reinem Reflex heraus wehren, doch aus irgendeinem Grund fehlte ihm ausgerechnet heute die Kraft dazu. So ließ er Go gewähren und kam ihm sogar etwas entgegen, indem er den Kuss vorsichtig erwiderte.

Jetzt war es ja auch egal, ob er es zugab, oder nicht, aber es hatte ihm schon immer gefallen, wenn Go ihn küsste.
 

„Kein ‚Aber’“, murmelte Go an seinen Lippen, ehe er neckisch mit ihnen über Takis hinweg strich.

Im nächsten Moment schwang er sich über Takis Beine und drückte seinen Oberkörper aufs Bett hinunter, um sich auf ihn zu legen.
 

Augenblicklich wurden Takis Augen schmal. „Was wird das?“ Er knurrte die Frage nicht direkt, aber wirklich freundlich klang seine Stimme auch nicht. Go hatte doch nicht allen Ernstes vor, jetzt, wo alle Geheimnisse gelüftet waren, erst einmal nachzuholen, was er ihm verwehrt hatte. Oder? Wie konnte er in so einem Moment an Sex denken?
 

Zu seiner Überraschung grinste Go ihn fröhlich an und drückte ihm noch mal einen kurzen Kuss auf die Lippen.

„Woran du wieder denkst. Ich wollte Hatozaki anrufen.“ Zum Beweis dieser Worte streckte sich Go etwas und kam so an das Telefon auf dem Nachtschrank auf der anderen Seite des Bettes heran.
 

„Der Gedanke ist berechtigt“, verteidigte Taki sich und weigerte sich, rot zu werden. „Du liegst auf mir.“
 

„Das ist der angenehme Nebeneffekt dabei“, grinste Go und wählte die Nummer von Hatozakis Handy. Auf Takis grimmige Miene hin meinte er: „Lass mir doch den Spaß. Wenigstens muss ich jetzt nicht mehr damit rechnen, jeden Moment von dir erschossen zu werden.“
 

„Ich hätte dich nie erschossen.“

Zu spät biss Taki sich auf die Unterlippe. Scheiße. Grandiose Scheiße.
 

„Freut mich zu hören.“
 

Verdammt, langsam ging ihm Gos triumphales Strahlen gehörig auf den Zeiger. Nur weil er ihm jetzt einen Grund genannt hatte, weshalb er ihn immer wieder abgewiesen hatte, musste er nicht automatisch davon ausgehen, dass sie sich in der nächsten freien Minute durch die Kissen wälzen würden.

Irgendwann eventuell… sicherlich sogar… wenn… wenn das Alles vorbei war, aber ganz bestimmt nicht jetzt.
 

„Mist.“ Go legte den Hörer auf, um ihn sogleich wieder aufzunehmen. „Er geht nicht ran. Ich versuch’s mal auf dem Revier.“

Nach einem kurzen Gespräch mit einem Polizisten am anderen Ende der Leitung wurde ihm jedoch mitgeteilt, dass sich Hatozaki im Moment nicht im Revier befand und er es doch mal auf seinem Handy versuchen sollte, wenn es so wichtig wäre.

„Habe ich schon. Wissen Sie, wo er sich gerade herumtreibt?“
 

„Nein, tut mir Leid. Aber ich sage ihm Bescheid, dass Sie ihn sprechen wollten. Wie war der Name?“

„Go.“

„Go. Und weiter?“

„Einfach Go. Er weiß dann schon, wer gemeint ist.“
 

Er legte den Hörer zurück und verzog verdrießlich das Gesicht.

Mist, das durfte doch jetzt nicht wahr sein. Wo lungerte Hatozaki bloß herum und warum zum Teufel ging er nicht an sein Handy? Gehörte es als Polizist nicht zu den ungeschriebenen Gesetzen, dass man immer und überall zu jeder Zeit erreichbar sein musste? Er wollte diesen Reiyamata endlich hinter Schloss und Riegel sehen, musste es sogar, um dieses Kapitel für sich als abgeschlossen betrachten zu können – und natürlich damit Taki es als abgeschlossen betrachten konnte, denn vorher würde dieser gehetzte Ausdruck vermutlich nicht aus seinen Augen verschwinden.
 

„Go?“

„Hm?“ Er sah auf Takis Gesicht hinunter.

„Du bist schwer.“

„Oh, entschuldige.“
 

Er rollte sich von Taki herunter, zog diesen dabei allerdings mit sich, so dass Taki schließlich auf ihm lag.

„Besser?“

„Na ja“, druckste Taki herum, denn in Anbetracht der Tatsache, dass sie noch immer aufeinander statt nebeneinander lagen, hatte sich die Situation nicht wirklich verbessert. „Hatozaki ist nicht zu erreichen?“, wechselte er daher wie beiläufig das Thema und erhob sich von Go, was dieser ein wenig missmutig zur Kenntnis nahm. Er beherrschte sich jedoch damit, Taki festzuhalten oder gar zurückzuziehen.
 

„Nein.“

„Vielleicht ist er beim Chef?“

„Und warum hat er dann sein Handy aus?“ Go richtete sich in eine sitzende Position auf und beobachtete Taki dabei, wie er seine Reisetasche aus dem Kleiderschrank zerrte. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Tasche vernünftig auszupacken, was darauf schließen ließ, dass er offenbar nicht vorhatte, lange in diesem Hotel zu bleiben.
 

„Keine Ahnung. Aber vielleicht weiß Tsunega, wo er ist? Er kann ihn doch eigentlich immer erreichen.“
 

„Hm. Vielleicht.“

Taki warf die Tasche neben Go aufs Bett und suchte eine Jeans und ein Hemd daraus hervor.

„Sag mal, was machst du da?“
 

„Mich umziehen. Und nebenbei packen. Ich wollte nicht mehr Geld als nötig für dieses Zimmer hier rauswerfen.“

Go riss die Augen auf. „Heißt das, du kommst zurück?“

Taki lächelte sanft. „Das heißt es wohl.“
 

--
 

Während Taki sich oben in seinem Zimmer umzog und die wenigen Dinge, die er doch aus der Tasche rausgeräumt hatte, wieder zusammensuchte, machte Go sich auf nach unten zur Rezeption, um den Rest der Hotelrechnung zu begleichen, da Taki beim Einchecken nur eine Anzahlung gemacht hatte.

Gelangweilt wartete er darauf, dass die junge Frau hinter dem Tresen im Computer das richtige Zimmer gefunden hatte, da sie offenbar nicht wirklich gut mit der modernen Technik zurecht kam. Im Sekundentakt entschuldigte sie sich für die lange Wartezeit, ehe sie wieder einen fast lautlosen Fluch ausstieß, da sie erneut eine falsche Taste gedrückt hatte.
 

Meine Güte, gegen die bin ja selbst ich ein Computergenie!, dachte Go und trommelte zunehmend ungeduldiger mit den Fingerspitzen auf dem Tresen herum, während er seinen Blick gelangweilt durch die – im Gegensatz zum Sakura – wesentlich kleinere Hotellobby schweifen ließ. So viele Sachen hatte Taki nun auch wieder nicht einzupacken, und Go konnte es gar nicht erwarten, endlich wieder mit ihm zusammen in ihrer Wohnung über dem Roost zu sein. Es war vielleicht eine bescheuerte Vorstellung, aber wäre das nicht vergleichbar mit einem gemeinsamen Einzug in ihr eigenes Heim? So als… Paar?
 

„Entschuldigen Sie vielmals, ich bin noch nicht ganz vertraut mit diesem neuen Programm“, lächelte die junge Frau ihm jetzt bestimmt schon zum zwölften Mal entgegen, wobei es immer weniger selbstbewusst herüberkam.
 

Go war schon drauf und dran, ihr seine Hilfe anzubieten, als sein umherschweifender Blick plötzlich einen rotbraunen Haarschopf einfing, der ihm irgendwie arg bekannt vorkam. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er, wie die schlanke Gestalt in Richtung der Fahrstühle unterwegs war, sich dann aber der Tür direkt daneben zuwandte; der Tür zum Treppenhaus. Sie öffnete die Tür und kurz bevor sie hindurch trat, warf sie einen flüchtigen Blick über die Schulter, als müsste sie sich davon überzeugen, nicht verfolgt zu werden.
 

Go riss die Augen auf.

Kei! Was zum Teufel hat der hier verloren?
 

Ohne länger darüber nachzudenken, wandte er sich vom Rezeptionstresen ab, genau in der Sekunde, in der die Frau erleichtert und zufrieden zugleich verkündete: „So, jetzt habe ich es!“
 

Perfektes Timing, grollte Go in Gedanken und machte nur eine abwehrende Handbewegung.

„Ich bin gleich wieder da.“

Und schon durchquerte er schnellen Schrittes die Hotellobby, während die junge Frau an der Rezeption fassungslos irgendetwas daherfaselte von wegen, es täte ihr wirklich Leid, aber jetzt wäre sie tatsächlich für die Ausstellung der Rechnung bereit.

Go argwöhnte missmutig, dass die ganze Prozedur gleich wieder von vorne losgehen würde, wenn er zurück wäre, aber das hier hatte eindeutig Vorrang!

Was machte Kei hier?
 

Kurz vor der Tür zum Treppenhaus wäre er fast mit einer großen Reisegruppe zusammengerasselt, durch die er sich dann aber doch schnell hindurch wand und ins Treppenhaus stürzte. Von Kei war natürlich weit und breit nichts mehr zu sehen.

So ein Mist!
 

Go stellte sich dicht ans Geländer und warf einen Blick nach oben, ob er dort vielleicht irgendwo noch jemanden die Stufen hochsteigen sah, als ein Knall wie von einer zufallenden, schweren Tür von unten ihn zusammenzucken und nach unten schauen ließ.

Es ging nur noch ein einziges Stockwerk von zwanzig Stufen nach unten; und das war die hoteleigene Tiefgarage. Go hatte auch zuerst überlegt, ihren Van über Nacht dort unten zu parken, hatte es dann aber als unnötig abgetan, wenn er auf dem hoteleigenen Parkplatz draußen stand. Beides wurde schließlich Video überwacht.
 

Da er annahm, dass es Kei gewesen war, der in die Tiefgarage verschwunden war, stieg er die Stufen nach unten und zog die tatsächlich sehr schwere Tür mit einiger Kraft auf. Er gelangte in einen schmalen Durchgang, den eine weitere, ebenfalls schwere Tür vom eigentlichen Parkbereich abtrennte. Auch diese öffnete er und fand sich in der schwach beleuchteten Tiefgarage wieder, die offenbar nur von sehr wenigen Hotelgästen in Anspruch genommen wurde. Sie besaß nur eine einzige Ebene, so wie es auf den ersten Blick aussah, und die Anzahl der Autos, die Go erkennen konnte, schätzte er auf um die fünfzehn. Kei sah er nicht.

Zudem war es gespenstisch still hier unten. Der Verkehr von der Straße oben drang nur bedingt nach unten.
 

Augenblicklich schrillten bei Go alle Alarmsirenen los. Unbewusst spannte er seinen ganzen Körper an, bereit, sich jederzeit in Deckung zu werfen oder auf jemanden loszugehen.

Abermals stellte sich ihm die Frage, was Kei ausgerechnet heute und ausgerechnet jetzt im selben Hotel wollte, in dem er und Taki übernachtet hatten. Hatte er sie beschattet? Oder war das wirklich nur ein ganz dummer Zufall gewesen? Und… hatte er nicht damals irgendwelche kryptischen Bemerkungen fallen lassen, dass er und Taki nicht miteinander schlafen dürften? Er würde doch nicht… für Reiyamata… arbeiten?
 

Auf leisen Sohlen schlich er langsam durch die schummrig beleuchtete Garage, ein Ohr immer darauf gerichtet, ob er von irgendwoher ein anderes Geräusch vernehmen konnte.

Aber da war nichts.

Allerdings war er sich hundertprozentig sicher, dass vor nicht einmal einer Minute jemand die Tür zur Tiefgarage ziemlich unachtsam ins Schloss hatte fallen lassen, und selbst wenn das nicht Kei gewesen sein sollte, weil er sich bei dem kurzen Blick, den er auf das Gesicht des Jungen erhascht hatte, getäuscht hatte, so konnte doch auch ein anderer Jemand nicht plötzlich vom Erdboden verschwunden sein.

Und dass er hier nun niemanden sah, machte die ganze Sache oberfaul.
 

Aus den Augenwinkeln heraus meinte er, eine Bewegung wahrgenommen zu haben. Go wirbelte herum, sah sich jedoch nur einem verdreckten, weißen Kleintransporter gegenüber.
 

Scheiße. Langsam brach ihm der Schweiß aus.
 

„Hey!“, rief er dann, entschlossen, es darauf ankommen zu lassen. „Ist hier jemand? Kei?“
 

Das Echo, das seine Stimme in diesem großen, nahezu leer stehenden Gemäuer verursachte, hätte es ihm fast verwehrt, die kaum wahrnehmbaren, knirschenden Schritte zu hören, die sich irgendwo hinter ihm lang schlichen.

Go wandte sich abermals um und ging ein paar Schritte auf zwei nebeneinander geparkte Wagen zu.
 

„Kei! Hör auf mit dem Scheiß, ich hab’ dich eben gesehen!“

Stille.

Die Schritte hatten gestoppt.

Verdammt! Ich werd’ hier noch wahnsinnig!

„Kei!“
 

Es war Glück, dass er gerade in diesem Moment wieder aufgehört hatte, zu rufen, denn jetzt konnte er erneut hinter sich leise, schnell Schritte vernehmen, die sich erschreckend hastig auf ihn zu bewegten.

Go wirbelte herum, riss instinktiv einen Arm zur Verteidigung hoch, als er etwas Schemenhaftes heransausen sah und gleich darauf spürte er einen scharfen Schmerz durch seinen Arm rasen, weil er einen ausholenden Faustschlag abgeblockt hatte.
 

Hinter ihm war ein Mann aufgetaucht, groß, breitschultrig, kohlschwarzes Haar und eisblaue Augen, die vor Zorn fast Funken sprühten. Die Gesichtszüge wären augenfällig attraktiv gewesen, wären sie nicht in rasender Wut zu einer hässlichen Fratze verzogen gewesen. Die schmalen Lippen wurden so fest aufeinander gepresst, dass von ihnen nur ein blutleerer Strich übrig blieb und unter dem piekfeinen Anzug spannten sich unverkennbar gut ausgebildeten Muskeln bis zum Zerreißen an.
 

„Seiji Reiyamata, nehme ich an.“ Es war keine Frage, sondern eine reine Feststellung von Go. Er hatte den Mann noch nie gesehen, aber er musste es einfach sein.
 

„Oh, er hat von mir erzählt?“

Der grollende Unterton in der Stimme wollte nicht so ganz zu dem oberflächlichen Plauderton passen, den Reiyamata anschlug. Und offensichtlich war ihm auch nicht nach Plaudern zumute, denn schon im nächsten Augenblick holte er zu einem erneuten Faustschlag aus, unter dem Go flink wegtauchte.
 

„Nur Schlechtes“, versicherte Go zuckersüß und machte einen weiteren Satz zurück, als Reiyamta ihm nachsetzte. Er haderte noch ein wenig mit sich und seiner Überraschung, was er jetzt mit Reiyamata anfangen sollte, aber da der es augenscheinlich auf einen Kampf mit ihm abgesehen hatte, konnte er diesem Wunsch nur schwerlich widerstehen.

Er würde diesem Mistkerl sämtliche Knochen im Leib brechen.
 

Also blieb er stehen und ließ den größeren Mann auf sich zukommen, ehe er selbst zu einem Faustschlag ausholte, der erstaunlich gekonnt abgeblockt wurde und dem zu schnell, viel zu schnell ein weiterer Schlag folgte, der Go fast ausknockte. Zumindest riss es ihn herum und ließ ihn benommen auf den Boden krachen. Sein Kiefer fühlte sich an, als hätte er Bekanntschaft mit einer Eisenfaust gemacht, und er konnte Blut schmecken und es wenig später auch über sein Kinn rinnen fühlen.

Mit einem kurzen Blick vergewisserte er sich, dass Reiyamata über seine rechte Faust einen Schlagring gezogen hatte. Vermutlich konnte er da noch von Glück sagen, dass er ihm den Kiefer nicht gebrochen hatte.

Bastard.
 

Hastig versuchte er, sich wieder aufzurappeln, doch als Reiyamata das erkannte, sprang er rasch auf ihn zu und versetzte ihm einen Fußtritt gegen die Schulter, der Go ächzend zur Seite wegkippen und ein Stück über den Boden kugeln ließ.

Scheiße. Scheiße! Das durfte doch nicht wahr sein!

Er rollte sich noch ein Stück weiter über den Boden, als Reiyamata ihm schon wieder nachkam, und versuchte gleichzeitig, auf die Beine zu kommen. Jedoch schaffte er es nur bis auf ein Knie, da kam Reiyamata bei ihm an, packte ihn grob an seinem Shirt und riss ihn brutal hoch. Keine Sekunde später donnerte er mit dem Rücken gegen die Wand der Tiefgarage und das mit so viel Wucht, dass ihm sämtliche Luft aus den Lungen gepresst wurde.
 

Reiyamata stieß ein spöttisches Schnauben aus und brachte sein Gesicht dichter an Gos heran, der zornig zurück starrte, aber nicht viel tun konnte, um sich aus dieser seiner misslichen Lage zu befreien.

„Und du hast geglaubt, mir das Wasser reichen zu können? Es wäre mir vollkommen neu, dass Taki auf Waschlappen steht.“
 

Go verstärkte den Griff um Reiyamatas Handgelenke, der ihn noch immer am Shirt gepackt und gegen die Wand gedrückt hielt, doch der schien überhaupt keine Notiz davon zu nehmen.

„Lass deine Finger von Taki.“
 

„Was denn? Du erteilst mir Anweisungen?“ Reiyamata wirkte sichtlich amüsiert, ehe sich sein Gesicht wieder in die wutverzerrte Fratze verzog. „Ich sag’ dir was“, zischte er, „besser für dich, wenn du deine Finger von Taki gelassen hast!“
 

Dann zerrte er Go an seinem Shirt nach vorne, ehe er ihn wieder nach hinten knallte, wobei dieses Mal sein Hinterkopf unglücklich mit der Wand zusammenstieß. Go spürte noch regelrecht wie alle Kraft binnen eines Lidschlages aus seinen Gliedern wich und sich Dunkelheit wie eingeknipst vor seinen Augen ausbreitete, hatte jedoch bereits das Bewusstsein verloren, als Reiyamata ihn achtlos losließ und Go wenig sanft auf dem Boden aufschlug.

Zwischen seinem schwarzen Haar auf dem Hinterkopf schimmerte dunkelrotes Blut hervor, das alsbald die dichten Strähnen zusammenklebte.
 

--
 

Seiji sah mit einem angewiderten Blick auf Go hinab, als wäre er etwas, das er nicht einmal zermatscht unter seinem Schuh kleben haben möchte. Ohne Rücksicht stieß er Go mit einem Fuß an, so dass er aus seiner in sich zusammengefallenen Position gänzlich auf den Rücken fiel und Seiji noch mal ruhiger in sein Gesicht sehen konnte.

Ja, zugegeben, er sah nicht schlecht aus.

Aber was bitte schön konnte dieser Knilch Taki bieten, wenn er einen echten Mann haben konnte? Er hatte sich ja nicht einmal zwei Minuten lang auf den Beinen halten können!

Aber wir werden schon noch sehen, wie viel du aushältst. Niemand – NIEMAND! – legt ungestraft Hand an meinen Taki!
 

„Los, komm her!“, blaffte Seiji unfreundlich, während er gleichzeitig einen Autoschlüssel aus seinem Jackett holte und per Knopfdruck die Türen des verschmutzten, weißen Transporters schräg hinter ihm entriegelte.
 

Kei hingegen schob sich etwas unsicher hinter den zwei nebeneinander geparkten Wagen hervor, hinter denen Go ihn vor kurzem noch richtig vermutet hatte. Vorsichtig, als rechnete er damit, dass Seiji seine noch nicht ganz verrauchte Wut urplötzlich gegen ihn richtete, ging er zu Seiji und dem am Boden liegenden Go hinüber. Letzterem warf er einen langen Blick zu, der deutlich das Unbehagen ausdrückte, das sich in einem dicken Knoten in seinem Magen festgesetzt hatte.
 

„Ist er… ist er tot?“
 

„Blödsinn!“, herrschte Seiji ihn an, als wäre er ein unwissendes, kleines Kind. „Das würde nur halb so viel Spaß machen.“ Mit dem Kopf deutete er auf Gos Füße. „Du nimmst seine Beine. Beweg dich! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“

Was eine glatte Lüge war. Für diesen ganz speziellen Anlass würde er sich alle Zeit der Welt nehmen, selbst wenn das seine Firma mehrere Millionen kosten würde.
 

Zusammen hoben Seiji und Kei Go hoch und trugen ihn zu dem schmutzigen Kleintransporter hinüber, in dessen Laderaum sie Go wenig rücksichtsvoll hineinwarfen wie einen leblosen Sack Kartoffeln.

Mit gequältem Gesichtsausdruck betrachtete Kei sich den Mann, den er einst geliebt hatte und der jetzt irgendwie verknotet bewusstlos auf dem dreckigen Boden des Transporters lag, Seijis Willen hilflos ausgeliefert.
 

„Was… hast du jetzt mit ihm vor?“
 

Seiji schoss einen Blick aus eiskalten, strahlend blauen Augen auf ihn ab und sagte mit vor Sarkasmus triefender Stimme: „Ihn in einen schicken Anzug stecken und meinen Eltern als meinen neuen Freund vorstellen, was denkst du denn?“
 

Schwungvoll warf er die Türen des Transporters zu, so dass sie knallend im Schloss landeten und das Echo gespenstisch durch die verlassene Tiefgarage hallte. Wenn wenigstens einmal ein einziger Mensch hier durchgelaufen wäre, dann hätte Seiji seinen Plan vielleicht nicht ausführen können.

Kei warf einen fast verzweifelten Blick auf eine in einer Ecke angebrachten Videokamera, die etwas aufnahm, das nur von einem Mann gesehen wurde, den Seiji mit viel Geld bestochen und in der Tasche hatte. Videoaufzeichnungen würde es aus irgendeinem einfach zu erklärenden Grund von diesen paar Minuten nicht geben. Lockeres Kabel vielleicht, ein Fehler im System und auf dem Video würde es nur wildes Schneetreiben geben, sollte sich irgendjemand dazu entschließen, es sich noch einmal anzusehen.
 

„Ach, bevor ich’s vergesse.“ Seiji war bereits um den Transporter herumgegangen und hatte die Fahrertür aufgerissen, als ihm noch etwas einfiel und er sich zu Kei herumdrehte, der schlurfend näher kam. „Dein Lohn. Das war gute Arbeit.“
 

Er drückte Kei einen Batzen zusammengefasster Scheine in die Hand, die Kei nicht nachzuzählen brauchte, um festzustellen, dass es exakt die ausgerechnete Summe war. In Geldsachen irrte sich Seiji nie und beglich immer gewissenhaft seine Schulden.

Kei starrte das Geld an wie ein Reagenzglas voller gefährlicher Pestviren und konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass diese Scheine – genau diese Scheine – mit Blut befleckt waren. Gos Blut.
 

„Du warst mir wirklich eine echte Hilfe, Kleiner, daher gebe ich dir einen guten Rat“, meinte Seiji und seine dunkle Stimme hatte jetzt fast so etwas wie einen väterlichen Ton angenommen. Er wartete, bis Kei ihm in die Augen sah, bevor er fortfuhr: „Verlass den Begleitservice. Kündige am besten sofort. Das ist absolut nicht das richtige für dich.“
 

Fassungslos starrte Kei Seiji an und wusste im ersten Moment nicht, wie er diesen Ratschlag auffassen sollte. Ernst gemeint – oder beleidigend?

Bevor er jedoch eine Chance hatte, etwas zu erwidern, schwang Seiji sich auf den Fahrersitz, zog die Tür ins Schloss und startete keine Sekunde später den Motor. Ohne ein weiteres Wort oder einen weiteren Blick zurück drückte er aufs Gaspedal und fuhr ein wenig zu schnell aus der Tiefgarage heraus, so dass der bewusstlose Go hinten im Laderaum sicherlich unsanft hin und her geworfen wurde.
 

Kei blieb mit einem wie leergefegten Kopf stehen und starrte erst einige Minuten lang dem Transporter hinterher, nur um dann wieder eine halbe Ewigkeit auf das Geld in seinen Händen zu starren.

Verdammt, fühlte er sich mies.
 

--
 

Danke fürs Lesen!
 

lg

- Ashling



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Kommentare zu diesem Kapitel (19)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Traumfaengero_-
2007-05-17T20:48:45+00:00 17.05.2007 22:48
Warum muss ich mir eigentlich immer die längsten Kommentare zu Kapitel durchlesen?

Ich bin müde, einfach nur geschockt von diesem Kapitel und dann kommen da die wilden Vermutungen von Terrorzwerk dazu.... Oo Und SonGokuDaimao war ja auch nicht gerade fantasielos...

OmG! OmG! OmG! OmG! OmG! OmG!

Ok, ich lese jetzt einfach nur weiter, ich weiß, eigentlich wollte ich mega viel dazu sagen, aber ich sitze jetzt einfach nur hier und kann immer noch nicht wirklich begreifen, was da gerade geschehen ist....

dein Traumfänger.........
Von:  Hobbit
2006-12-03T17:46:31+00:00 03.12.2006 18:46
Das ist wirklich eine hammergeniale FF. Ich habe sie regelrecht verschlungen. Alles an einem Stück *drop* (nun habe ich Augenschmerzen XD)

Dein Schreibstil ist wirklich gut, ich möchte fast professionell sagen^^ Man versteht immer genau, was du meinst und kann sich alles vorstellen.

Ich finde auch, dass es eine schöne Alternative zur Originalstory von Yellow ist. Nach den ersten Bänden hätte es ohne Probleme wirklich so weitergehen können. Du hältst dich an die Charaktere und wirkt dadurch immer sehr überzeugend.

Bleibt nur noch zu sagen... mach weiter so. Ich warte gespannt!

~Princess
Von:  -Isami-
2006-10-29T21:55:10+00:00 29.10.2006 22:55
Boah, wieder ein total geniales, und spannendes Kapi!
ich bin tierisch begeistert! *.*
Nur... sogar die Kampfszenen hats su klasse beschrieben. echt genial!
Mach weiter so, freu mich schon auf´s nächste Kapi!

Grüßle Elü!^^
Von:  Yvonium
2006-10-19T11:24:19+00:00 19.10.2006 13:24
Wehe du tust Go was an! Dann kill ich dich. Und bitte, schreib schnell weiter, ja? Bittteeeeeee *fleh* xD
Lg keigig
Von:  TheJennyCookie
2006-10-18T19:25:38+00:00 18.10.2006 21:25
wow...
mir fehlen schon wieder die worte!
es ist super beschrieben wie go entfüht wurde, voll spannend!
Von: abgemeldet
2006-10-18T19:12:11+00:00 18.10.2006 21:12
woah!!! *fasziniert sei* du musst unbedingt weiterschreiben!!! was hast du mit dem armen Go vor???
ich find die ff richtig geil!!! ich bin ganz hin und weg!!!
Von: abgemeldet
2006-10-17T08:43:38+00:00 17.10.2006 10:43
ok.. ich habe eben erst gesehen, dass das Kapietel vortgesetzt wrde und ich hatte noch nicht all zu viel zeit es zu lesen.
ABER: was ich gelesen habe ist ja.. ist ja... NEIN.
Du hast n hang zu sadismus. Aber es ist ok. trotzdem hätte ich schreien können, als ich gelesen habe, das Go von Seiji zusammne geschlagen wurde. Nicht gut. Absolut nicht gut.
BAer ich kann nur noch ein mal sagen: ich liebe es wie du schreibst. es ist besser als einen roman zu lesen. Ich jetzt schon auf die Fortsetzung gespannt... und um ehrlich sein auf eine lemon-szene. *eg*

bis bald denn

ich schreibe noch eine vernünftigen Kommi, wenn ich das Kapitel gelesen habe, versprochen ^^
Von: abgemeldet
2006-10-16T13:24:41+00:00 16.10.2006 15:24
Go *snif* GOO *snif*
Das ist genial!!!
Bin total weg...

Also ich glaub so langsam hat Go echt lang genung gewartet, der arme Kerl... aber vll isses besser so es ist einfach echter net so 'Und sie sprachen sich aus und poppten bis an ihr Lebensende!...' Ding ^^ (ok das war extremst gesagt, aber so isses doch. So wie du das machst isses sehr gut ^^

Ich freu mich aufs nächste Chapi *smile*

K.t.Y. ^.~
NoirFin
Von:  Neikien
2006-10-15T15:16:02+00:00 15.10.2006 17:16
...bevor ich vergesse einen zuschreiben, schreibe ich lieber jetzt ein, obwohl ich dafür noch vielzu...vielzu was? DAs war mal wieder ein umfangreiches Abenteuer vom einem Kapitel und es hat sich hundertpro gelohnt zu lesen! ich werde so langen, bestimmt, noch mal dieses kapitel lesen^^ bis das nächste kommt, wie schon geschrieben, ist dieses hier um einiges besser als das richtige buch...*sehnsüchtig auf die nächsten kapitels wartet*
Von:  Amok-kun
2006-10-14T16:47:19+00:00 14.10.2006 18:47
NEIN!!!! Der arme GO!!! wieso imma auf die beiden??? *schluchz*

Aba trotzdem! Wieda mal ein geiles Chapter! *tiefverbeug*
Vielen dank für die Nachricht, freue mich jedes mal total, wenn ich was von dir bekomme!!!!


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