Yossi als: Sofia Sartor

Die Stoffsuche gestaltete sich anfangs schwierig, da die Auswahl an Stoffen mit Paisleymuster sehr begrenzt ist. Auf dem Holländischen Stoffmarkt wurde ich jedoch fündig und konnte Futtertaft mit eben diesem Muster in passenden Farben erstehen. Anfangs hatte ich etwas Bauchschmerzen bei dem Gedanken, Futtertaft zu verwenden, doch gefüttert und mit all den Verzierungen sieht er doch so gut aus, dass ich mich zu meiner Wahl beglückwünschen möchte. Auch der dunkelbraune Ärmelstoff (elastische Spitze), der als Meterware noch gar schröcklich aussah, fügt sich sehr harmonisch ins Gesamtbild. Einzig bei den Borten musste ich improvisieren, da ich keine hübsche (und bezahlbare) Goldborte finden konnte, die breit genug war. Die Verzierungen auf dem Mieder weichen daher leicht von der Vorlage ab.
Angefangen habe ich mit dem Mieder. Zum Glück konnte ich bei Sapphire schon einige Erfahrung im Umgang mit Miederstäben sammeln. Wie schon bei Sapphire habe ich auch hier stoffbezogene Plastikstäbe verwendet, da man über diese relativ leicht drübernähen kann. Als Basis für den Schnitt habe ich Simplicity 3809 (“Misses Renaissance”) verwendet, habe jedoch einiges abgeändert. Nicht zuletzt habe ich die Zahl der eingesetzten Stäbe verdoppelt und die funktionale Schnürung durch eine festgesteppte Zierschnürung ersetzt. Geschlossen wird das Mieder durch einen unsichtbaren Reißverschluss unterm Arm. Die gefühlten 100m Borte sind zu 90% per Hand angenäht, ebenso wie die Knöpfe. Mit der Hand durch dicke Borten, mehrere Stofflagen und Miederstäbe nähen - so ein Spaß!
Der Rock sollte eigentlich blitzschnell genäht sein, doch wenn man keinen Platz hat, das Ganze komplett auszubreiten, erschwert das die Arbeit enorm. Da die braunen, aufgesteppten Streifen anfangs zu breit waren, musste ich sie komplett auftrennen und von vorne beginnen. Leider verzieht sich der Stoff an einigen Stellen sehr unschön - ein weiterer Nebeneffekt des Platzmangels bei mir zu Hause.
Über den Gürtel habe ich mir lange den Kopf zerbrochen und ihn bis zum Schluss aufgeschoben - bis ich eines Tages nach Hause kam und feststellte, dass meine herzallerliebste Schwester mir die einzelnen Segmente aus Polystyrol-Platten, Bindfaden und jeder Menge Bastel- und Sprühleim gebastelt hatte. Die fertigen Segmente habe ich anschließend auf eine Kette "gefädelt" (genauer: Ich habe sie mit Gewebeband und Heißkleber draufgeklebt) und gold lackiert. Als Verschluss dient ein Magnetverschluss - geniale Erfindung! Der Gürtel hat den Contag überraschend gut überstanden, nur um dann abends im Hotel kurz vorm Mini-Fotoshooting gleich an mehreren Stellen zu reißen. Ich war darauf eingestellt, dass Lack abplatzt oder die Plättchen zerbrechen, aber dass die Kette reißen würde, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet...
In einem Anflug geistiger Umnachtung, so scheint es mir, habe ich mich außerdem entschlossen, das Haarnetz selbst zu nähen. Fertige Haarnetze waren mir entweder zu teuer oder zu hässlich, also nahm ich mir dieses Tutorial von NatronUndSoda vor und verbrachte die Abende einer ganzen Woche damit, mich Kreuzung für Kreuzung auf meinem Soutache-Raster vorzuarbeiten. Natürlich stellte ich beim Frisieren fest, dass das Netz viel zu groß war und durfte die Hälfte meiner mühsamen Arbeit wieder abschneiden... Die andere Hälfte hingegen habe ich mit Perlen bestickt und mit Haarnadeln an der Perücke befestigt.
Die Perücke (Marke Kalz) ist dann auch der Teil, mit dem ich am unzufriedensten bin. Zum einen sieht die Frisur aufgrund des Volumens auch nach noch so viel Arbeit mehr nach Belle als nach Sofia aus, zum anderen ist sie eigentlich etwas zu hell. Da hilft es auch nicht, dass sie auf Fotos dann sogar noch greller leuchtet als in natura. Ans Färben trau ich mich seit einem Desaster anno 2011 aber nicht mehr heran, zumal ich befürchte, dass sich dabei die wunderschönen Korkenzieherlocken verabschieden könnten.