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Der einsame Weg Prosa

Autor:  Lunatik
Ich gehe alleine die Straße entlang. Tief in meinen Gedanken verloren, höre ich meine eigenen Schritte nicht. Früher, früher einst, ging ich den Weg nicht alleine. Einst begleiteten mich selbstsichere Schritte. Absätze, die in der Dunkelheit laut wiederhallten. Eine Zeit lang gaben sie den Ton und das Tempo an, während ich ihnen folgte. Ich erinnere mich an die roten Absätze, die das Licht der Laternen bei Nacht reflektierten. Sie glänzten und zogen den Blick auf sich. Sie schritten unerschrocken voran – durch alle Pfützen. Immer gerade aus. Doch dann bogen sie ab. Oder war ich abgebogen? War ich vielleicht einfach stehengeblieben?
Dann waren es leise Schritte neben mir. Sanft und weich traten sie auf den Boden. Man musste sich anstrengen, um sie zu hören. Doch sie waren eindeutig neben mir. Ganz leicht hinter mir, wenn man es genau nimmt. Graue Schuhe, an die ich mich nicht mehr genau erinnere. Eines Tages war ich einfach schneller gegangen und dann waren sie weg.
Ich hatte mir immer gewünscht, dass jemand neben mir schreitet. Am besten im Gleichschritt. In hübschen Schuhen. Nicht zu schlicht, nicht zu auffallend, nicht zu hoch und nicht zu tief. Viele tausende Schritte wurden schon gegangen neben mir auf meinem Heimweg.
Doch nun gehe ich alleine. Ich schwelge in Erinnerungen, jage meinen Träumen nach. So sehr in dieser Welt der Illusionen gefangen, so sehr in meine Gedanken vertieft, dass ich meine eigenen Schritte nicht mehr höre. So höre ich auch nicht das Auto, das um die Ecke biegt. So ist es zu spät, als ich aufblicke und versuche aus dem Weg zu springen.
Ich dachte immer, ein Engel würde über mir wachen. Mich leiten, mich schützen. Unsichtbar für das Auge, sichtbar für die Seele. Doch war da keiner.
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Datum: 05.06.2015 23:18
Musste das mit dem Tod enden? T.T
Ich hatte so sehr auf leise aufholende Schritte gehofft und eine Hand, die die eigene ergreift ... (schlimmer Romantiker hier)
Ein Dichter hier braucht keinen Mut;
es sei, er schrieb in aller Klarheit
in seinem Buch nichts als die Wahrheit.
(Mikis Theodorakis)
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Datum: 06.06.2015 14:23
Gepo:
> Musste das mit dem Tod enden? T.T
> Ich hatte so sehr auf leise aufholende Schritte gehofft und eine Hand, die die eigene ergreift ... (schlimmer Romantiker hier)

Öhm, es lohnt sich halt immer auf die Straße zu sehen? XD
Darauf hoffe ich insgeheim auch - aber es ist selten, dass jemand einen wieder einholt. Alles muss man selber machen...
Wie war das vor 1(?) Jahr - da beschwertest du dich, dass du zu sehr Realist geworden bist?


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