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Flügel Prosa

Autor:  Lunatik

 

Ich sehe deinen Rücken an. Die Tränen kommen mir. Ich sehe die dünnen Schrammen. Sie ziehen sich wie rote Schlangen über deine glatte Haut. Wo sind nur deine Flügel hin? Die Flügel, die ich so an dir mochte.

Ich erinnere mich wie wir gemeinsam durch die Lüfte flogen. Wir schwebten auf Wolken, Hand in Hand. Du warst die Hälfte, die aus meiner Seele ein Ganzes machte. Du beendetest die Sätze, die ich dachte.

Du siehst mich traurig an. Dein Mund geht auf und langsam schließt du ihn wieder. Ich höre deinen schweren Atem und lausche der leisen Verzweiflung, die darin liegt.

Als wäre ich dabei gewesen, erinnere ich mich an all die Menschen, denen du Liebe versprachst mit diesen Lippen. Denen du so viel Freude geschenkt hast mit deinem Lächeln. Du warst die strahlende Sonne und ich die Kehrseite der Medaille.

Den Blick nach unten gerichtet. Deine schwarzen Wimpern verklebt durch die Tränen. Die Schlangen umschließen deine Wangen. Ihre Zungen streicheln deine Lippen. Mit zitternden Händen streichst du dir eine Strähne aus dem Gesicht. Doch sie fällt wieder hin. Feuerrot was hinter ihr liegt.

Ich wusste immer wie du dich fühltest. Du war immer bei dir und du bei mir. Doch sonst niemand durfte in unsere Welt hinein.

Die Kleider liegen auf dem Boden. Die Schlangen fressen dich auf.

Wir liebten die Freiheit der Welt. Du und ich. Ich aus Angst, du aus Leidenschaft.

Wo sind nur deine Flügel hin? Mit ihnen hast du doch alles verloren.

„Liebst du mich immer noch?“

Die Tränen trocknen auf meiner Wange. Ich wende mich vom Spiegel ab.

„Nein.“

 



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