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Spherium

Kaiba/Yuugi
von

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Kapitel 21

Immer wieder schickte Mokuba Fotos an Yuugi. Mal mit witzigen Sprüchen, mal mit einer kleinen Anekdote. Seinen Bruder schien er immer noch zu ignorieren. Kein einziges mal fragte er danach, wie es Kaiba ging oder ob dieser nach ihm fragte. Es war offensichtlich, dass Mokuba die Zeit, die er nur für sich und seine Freundin hatte, genoss und nicht so schnell vorhatte, zurückzukehren. Mokuba hatte vor seinen Urlaub zu verlängern. Immerhin hatte Kaiba bisher auch nicht mal versucht, sich ehrlich zu entschuldigen und seinen Fehler gutzumachen.
 

Die Woche verlief relativ ruhig. Yuugi war meist in Kaibas Nähe und sah diesem dabei zu, wie er Anfragen beantwortete und wie er an den Bauplänen und Konzeptskizzen für Spiele arbeitete. Hin und wieder stellte Yuugi Fragen, die Kaiba mal mehr und mal weniger genervt beantwortete. Manchmal gab Kaiba ihm dann Anweisungen oder er sollte eine Rechnung erstellen, dabei achtete er stets darauf, dass er Yuugi nur Aufgaben übertrug, die er tatsächlich meistern konnte und wo ein kleiner Fehler keine Katastrophe mit sich brachte.
 

Zwischendurch machten sie einen Rundgang durch die einzelnen Entwicklerabteilungen und Kaiba gab hier und da Anweisungen und erklärte seinen Mitarbeitern, wie sie gewisse Animationen ändern mussten oder was sie noch zu beachten hatten. Yuugi staunte über sein umfangreiches Wissen und wie motiviert dieser war, wenn es um seine Projekte ging. Da ließ er keinen einzigen Fehler zu. Und er war wie ausgewechselt. Seine Augen brannten vor Leidenschaft und Hingabe. Kein Vergleich zu dem Mann, der sich sonst hinter seinem langen Pony versteckte und kein einziges Zucken seiner Mundwinkel zuließ – es sei denn er grinste triumphierend und genoss es seinen Gegenüber zu verspotten.
 

Kaiba lächelte selten und er zeigte nur ungern seine wahren Gefühle. Doch Yuugi spürte, dass dieser ihn nicht aus purer Boshaft ignorierte, sondern dass er tatsächlich über das, was er ihm in der Limousine gesagt hatte, nachgedacht hatte. Immer wieder verkniff sich Kaiba seinen Sarkasmus. Auch wenn Yuugi noch nicht so lange mit Kaiba und dessen Angestellten arbeitete, hatte er doch bemerkt, dass Kaiba sich darum bemühte, etwas offener zu sein und nicht direkt jeden Fehler als Weltuntergang anzusehen und entsprechend laut zu werden. Er sprach ruhig und jedes Mal, wenn er vor Wut schäumte, weil etwas nicht so lief, wie er es gerne hätte, atmete er noch einmal tief durch und gab neue Anweisungen und half seinen Entwicklern, die Fehler zu beheben, anstatt sie niederzumachen und ihre Kompetenzen in Frage zu stellen.
 

Während dieser Woche hatte Yuugi einige Angestellten kennengelernt und mit den meisten verstand er sich sogar so gut, dass sie auch in der Mittagspause oder nach Feierabend noch miteinander sprachen. Es war Donnerstag Abend und Yuugi verließ das Gebäude. Laut seufzend stieg er die Treppen runter und umklammerte seine Umhängetasche. Kaiba hatte ihn nur mit einem „Bis morgen, komm gefälligst pünktlich“ verabschiedet und ihn keinen weiteren Blick mehr gewürdigt.
 

Yuugi blieb ruhig und wünschte ihm einen schönen Abend, bat ihn einmal mehr darum, sich nicht zu überarbeiten. Kaiba sah nicht sonderlich gesund aus. Er war blasser als sonst und seine Augen gerötet. Außerdem trank er einen starken Espresso nach dem anderen und jedes Mal, wenn Yuugi ihn wegen Spherium ansprach, erklärte er nur, dass Yuugi immer noch nicht so weit sei. Ihm war bewusst, dass er nach nur einer Woche mit einem Chef wie Kaiba kein neuer Mensch werden würde, dennoch ärgerte es ihn, dass Kaiba kein einziges Wort mehr über ihr gemeinsames Projekt verloren hatte. Stattdessen huschte Yuugi zwischen den Abteilungen hin und her, übergab schriftliche Anweisungen und Rundschreiben, sortierte Unterlagen und bearbeitete Rechnungen. Alles Aufgaben, die auch ein normaler Angestellter hätte verrichten können.
 

Wenigstens verlangte Kaiba nicht von ihm Kaffee zu kochen oder ihn zu bedienen. Er hob den Blick und kam dem Ausgang des Firmengeländes näher. Einzelne Autos fuhren an ihm vorbei. Vermutlich Angestellte, die nun auch nach Hause fuhren. Plötzlich hörte er jemanden seinen Namen rufen. Hastig drehte er sich um. Einige Männer lehnten an der Mauer, die das Firmengelände abgrenzte. Sie schienen ihn zu sich zu winken. Er überlegte, ob er wirklich näher kommen sollte oder einfach nur winken und zügig nach Hause marschieren sollte. Er schüttelte den Kopf. Er wollte kein Feigling sein, also kam er den Männern näher. Gut, er kannte sie nicht und sie hatten sich nur ein paar mal gesehen, aber das konnte sich ja doch noch ändern.
 

„Mutou-san, richtig?“, kam es von einem der jungen Herren. Der Mann hatte kurzes, schwarzes Haar, trug eine modische Designerbrille mit breiten Rändern und lässige Klamotten. Er sah überhaupt nicht aus wie ein Angestellter. Die Leute in der Entwicklungsabteilung trugen alle keine Arbeitskleidung, immerhin saßen sie fast den ganzen Tag vorm Computer und programmierten. Ein Anzug wäre da Fehl am Platze.
 

„Ich bin Nomura Kei. Wir haben uns heute Nachmittag bei der Visite gesehen.“
 

Yuugi überlegte. Stimmt ja! Das war der Mann am Bildschirm, der über einen Codierungsfehler klagte und von selbst das Problem nicht fand. Kaiba hatte ihm aufmerksam zugehört, mehrmals genickt und dann auf mögliche Ursachen hingewiesen und letzten Endes den Fehler selbst behoben. Die Männer in der Entwicklungsabteilung waren ziemlich erstaunt und Yuugi hatte noch lange ihre Blicke auf seinem Rücken gespürt. Wieso sie ihn so angestarrt hatten, konnte er sich nicht erklären, aber er hatte sich auch nicht weiter die Mühe gemacht, darüber nachzudenken oder gar Kaiba zu fragen. Kaiba hätte ihn eh nur darauf hingewiesen, konzentriert bei der Arbeit zu bleiben und sich darüber keine weiteren Gedanken zu machen. Es brauchte keinen Wahrsager, um zu wissen, dass Kaiba sich nicht allzu viel daraus machte, aus welchem Grund man ihm hinterher starrte. Ob aus Ehrfurcht oder Abscheu. Beides war Anerkennung, die er gerne annahm.
 

„Ja, ich erinnere mich.“, gab Yuugi zurück, blieb dabei möglichst zurückhaltend.
 

Kei schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter, sodass Yuugi vor Schreck, da er diese Reaktion überhaupt nicht erwartet hatte, aus dem Gleichgewicht geriet und beinahe hinfiel. Der Entwickler konnte ihn gerade noch festhalten und auch die anderen lachten fröhlich auf, während Yuugi sich in Grund und Boden schämte. Das war peinlich! Am liebsten hätte er sich in einem Loch verkrochen, aber stattdessen lachte er mit und rieb sich beschämt den Hinterkopf, um seine Verlegenheit irgendwie zu verbergen.
 

„Keine Ahnung, was du mit Kaiba-sama gemacht hast, aber mach das ruhig weiter so. Ich dachte echt, der Kerl macht mich zu Kleinholz!“, lachte er dann und nickte sich selbst zustimmend zu.
 

„Was meinen Sie damit?“, kam es kleinlaut von Yuugi, der nun den Arm wieder senkte und nun mit beiden Händen seine Umhängetasche umklammerte.
 

„Erstens: du brauchst mich nicht siezen. Da fühle ich mich gleich zehnmal älter! Und zweitens: Kaiba-sama wird immer extrem ungehalten, wenn jemand einen Fehler macht. Der kann es gar nicht leiden, wenn jemand nicht mit voller Konzentration arbeitet und geht schnell an die Decke. Von wegen, dass wir zu nachlässig seien und uns gefälligst mehr bemühen müssten...“
 

Ein anderer mischte sich nun auch ein. Ein etwas älterer Herr mit Karohemd. Er stellte sich als Itō vor und war erst seit einigen Monaten bei der Kaiba Corporation angeheuert worden. Vorher hätte er in einem kleinen Unternehmen als Indie-Entwickler gearbeitet. Sein letztes Projekt war jedoch so gut angekommen, dass auch größere Unternehmen auf ihn aufmerksam wurden. Da die KC zur bekanntesten und erfolgreichsten Firma weltweit gehörte, hatte er sich initiativ beworben und wurde direkt angenommen. Sein Vorstellungsgespräch hätte er beim jüngeren Kaiba gehabt. Den jüngeren Kaiba lobte er als äußerst umgänglich und freundlich, doch für den älteren hatte er kein nettes Wort übrig.
 

„Aber der Ältere ist echt ein Biest. Hüte dich davor, nicht seiner Meinung zu sein. Sein Sarkasmus macht es auch nicht besser.“
 

„Stimmt!“, warf Nomura ein und redete sich weiter in Rage.
 

„Manchmal weiß ich gar nicht, was das soll! Denkt der ernsthaft, dass es einen motiviert immer beleidigt zu werden? Kann ja nicht jeder so einen leistungsfähigen Prozessor im Hirn haben wie er.“
 

„Ich sage ja, vielleicht ist Kaiba-sama ja doch ein Roboter. Niemand kann so klug und gleichzeitig so ein Arschloch sein!“
 

Die Jungs lachten. Yuugi fühlte sich zunehmend unwohler bei diesem Gespräch. Er stand einfach nur dabei und hörte seinen zukünftigen Kollegen zu, wie sie über ihren Chef lästerten. Sie ließen kein einziges gutes Haar an ihm. Selbst über seine Frisur und seinen Anzug lästerten sie, während sowohl Itō als auch Nomura versuchten, sich bei Yuugi einzuschleimen und ihm Komplimente machten, weil er den Hund an die Leine genommen hatte. Dass Yuugi das nicht so empfand, band er ihnen nicht auf die Nase. Stattdessen zwang er sich dazu, mitzulachen und stimmte ihnen zu, ohne dies zu hinterfragen. Trotzdem fühlte er sich unheimlich schlecht dabei.
 

„Aber sag mal, Mutou-san! Wieso dackelst du ihm den ganzen Tag hinterher? Hat Kaiba-sama mal wieder ein Duell verloren und das war irgendein Wetteinsatz?“
 

Itō prustete so laut drauf los, dass Yuugi kurz zusammenzuckte. Allein die Betonung 'mal wieder' ging Yuugi dermaßen gegen den Strich, dass er diesen Typen gerne ins Gesicht gebrüllt hätte, dass sie nicht so über ihren Chef sprechen sollten, jedoch kam kein Wort über seine Lippen. Panisch senkte er den Blick und starrte auf den Asphalt. Ein riesiger Kloß befand sich in seinem Hals und er wusste nicht, was er sagen sollte. Alles um ihn herum schien auf ihn niederzuprasseln. Das laute Lachen der Männer schmerzte wie Peitschenhiebe. Obwohl sie nicht über ihn lästerten, fühlte er sich an seine Schulzeit erinnert und er ärgerte sich, dass Kaibas eigene Angestellte so über ihn sprachen.
 

„Nein...“, murmelte Yuugi unsicher und hob den Kopf, wusste nicht, wen er ansehen sollte. Er wollte nicht, dass diese Männer noch weiter über Kaiba lästerten. Irgendwie wuchs in ihm das Gefühl den Brünetten verteidigen zu müssen und ihn in Schutz zu nehmen, wohl wissend, dass dieser seine Hilfe in jedem Fall abgelehnt hätte. So langsam wurde das Gelächter leiser und er spürte die bohrenden Blicke auf sich, die bis in sein Innerstes vordrangen und ihn zerfleischten.
 

„Hör zu, Mutou-san... keine Ahnung, weshalb du Kaiba-sama hinterherrennst oder warum du überhaupt hier bist... wehe dir, du erzählst ihm etwas. Ich schwöre dir, dass ich sehr ungemütlich werden kann.“, murrte Nomura und legte einen Arm um Yuugi, zog ihn näher an sich und flüsterte ihn noch etwas ins Ohr. Yuugi verlor die Fassung und riss ängstlich die Augen auf. Der Schwarzhaarige grinste einfach nur, ließ dann von ihm ab und lachte noch einmal. Die anderen Männer wandten sich ebenfalls von ihm ab und schlugen eine andere Richtung ein. Immer noch fassungslos starrte Yuugi vor sich hin und schluckte hart.
 

»Wenn du ihm auch nur ein Wort über das erzählst, was wir hier geredet haben, kannst du dich darauf gefasst machen, demnächst mit einem Rollstuhl hierherzukommen. Oder ganz zufällig mit dem Gesicht auf der Bordsteinkante zu landen... gibt sicher vieles, was wir gemeinsam unternehmen können, nicht wahr, mein Hübscher?«
 

Unglaublich, dass ihm ein erwachsener Mann mit Prügel drohte, wenn er nicht den Mund hielt. Erst hatte er gedacht, dass Nomura und Itō nette Männer waren, mit denen er sich gut verstehen würde, doch tatsächlich befand er sich nun in einer Situation, in der er erpresst wurde. Er hatte ohnehin nie vorgehabt, Kaiba von diesem Gespräch zu erzählen. Yuugi wusste ja von Mokuba, dass Kaibas Angestellte nicht sonderlich begeistert darüber waren, wenn Kaiba die einzelnen Abteilungen checkte und sicher stellte, dass richtig gearbeitet wurde. Dass diese Männer so gehässig über ihren Chef sprachen, verletzte Yuugi. Kaiba war nicht der offenherzigste Mensch, aber kein Monster.
 

Er war gerade mal eine Woche in der Kaiba Corporation angestellt und spürte bereits jetzt wie schlecht die Arbeitsatmosphäre war und wie viel Konkurrenzdenken hier herrschte. Keiner mochte Kaiba, aber sie alle wollten von ihm anerkannt werden und fürchteten, von diesem runter gemacht zu werden oder ihren Job zu verlieren, wenn Kaiba einen schlechten Tag hatte. Mit Yuugi hatten sie endlich ein Ventil gefunden, an dem sie ihren Dampf ablassen konnten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Glamorous91
2018-03-30T17:33:17+00:00 30.03.2018 19:33
Na da ist Yugi wieder in was reingeraten. Aber in der Situation war es echt besser dass er die Klappe hielt.

Aber die Angestellten kann ich sehr gut verstehen. Wer will den gerne so einen chef haben?

Kaiba ist es ja eh egal was andere von ihn denken. Aber wenn selbst Mokuba das gleiche sagt, sollte er sich schon Gedanken machen.

Wenn ich Yugi wäre würde ich mich aber nicht so behandeln lassen. Spiel herausbringen hin oder her, man hat ja irgendwo noch seinen stolz und ist kein fussabtreter.

Wünsche die tolle Ostern ♡

Lg Jessy
Von:  RandaleEiko
2018-03-30T14:27:16+00:00 30.03.2018 16:27
Da schien es endlich anzufangen etwas besser zu werden und nun kommt das. Schade das kein Joey in der nähe war :c In wie weit sich das nun wohl zuspitzen wird?

Die letzten Kapitel waren echt gut geschrieben, vor allem die scene wo Yuugi Kaiba seine Meinung sagt. Ich bin gespannt wohin sich die Story nun entwickeln wird. Ob auf Yuugi schlimmes wartet?

Ich freu mich aufs nächste mal
LG RandaleEiko


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