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Schatten der Vergangenheit

von

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Finale

"Wo sind wir denn hier gelandet?", fragte Jupiter überrascht.

"Das", sagte Uranus mit einer gewissen Genugtuung, "ist der Mond, genauer gesagt die Ruine des SilverMilleniums." Sie deutete auf den großen Erdball, der nun nicht blau, sondern weiß leuchtete. "Da die ganze Erde unter dieser Eisschicht lag, dachte ich, das dies der einzige Ort sein kann, an dem wir an einem ordentlichen Gegenschlag planen können."

"Gegenschlag? Gegenschlag? Sieh dir doch die Erde an! Sie liegt unter Eis! Alles ist verloren! Nur wir sind noch übrig!", blaffte Iskander aufgebracht.

Jedithes Hand legte sich auf seine Schulter. "Ich habe keine Ahnung, warum du so ungerecht und aufbrausend wirst, Iskander. Aber es ist noch nicht alles verloren."

Der weißhaarige Mann starrte ihn mit den Rotglühenden Augen an, bevor er sich harsch abwandte. Wieder versanken seine Augen im Schatten, während er hart ausschritt, um Distanz zu den anderen zu schaffen. Abseits der SailorKrieger ließ er sich auf einem Stein nieder und starrte auf die weiße Erdkugel.
 

"So war er schon einmal", murmelte Gyes leise. "Und es hat mir damals schon nicht gefallen."

Leth nickte dazu. "Es hat ihn auch diesmal schwer mitgenommen."

Tuxedo Mask musterte den Freund. "Ist er...?"

"War das nicht offensichtlich?", fragte Gyes ernst. "Damals war es genauso. Und das war auch der Grund dafür, dass er seine Augen verlor. Dieser verdammte Hitzkopf."

Gyes schüttelte den Kopf und wandte sich um. "Aber kommen wir zu einem anderen Thema. Was machen wir mit dem da?"

Jedithe sah auf. "Eh?"

Ezian trat vor ihren Herrn. "Er und die anderen sind in Ordnung. Ich verbürge mich für sie. Sie haben alle mit dem Seelenschiff gebrochen und wollen das gleiche wie wir - die Erde retten."

"Ihr? Wir? Was?" Usagi starrte die blaugekleidete Generälin Jedithes aus großen Augen an.

"Warum sollten wir ausgerechnet deinem Wort vertrauen?", fragte Tuxedo Mask scharf.

Pluto und die junge Generälin tauschten einen amüsierten Blick aus.

Ezian trat vor, Pluto warf ihr einen langen Stab zu, an dessen Ende eine Sichel prangte.

"Danke fürs aufheben, Setsuna", sagte Ezian. Vor den Augen der anderen verwandelte sich die junge Frau, wurde etwas kleiner, aber die Augen nicht weniger ernst.

Als die Verwandlung abgeschlossen war, hätte man eine Stecknadel fallen hören können.

Setsuna gefiel das schweigen sichtlich. "Wie ich schon sagte, von meiner Warte aus kann ich einiges tun, was euch nicht möglich ist. Und in meiner Position habe ich mächtige Verbündete. Nicht wahr, Hotaru?"

SailorSaturn zwinkerte der Wächterin der Zeit zu. "Bis hierher hat es auch gut funktioniert, oder?"

"Was... Wie... Wie lange bist du schon... Ich meine..."

Saturn sah Jedithe freundlich an. "Ich war von Anfang an Ezian, Jedithe. Aber ich hatte den klaren Auftrag von Setsuna, mich erst zu enttarnen, wenn das Seelenschiff eintrifft. Aber ich habe noch etwas länger gewartet, denn es gibt einen hohen Preis zu gewinnen. Dich und deine Generäle als Verbündete."

"Ihr... Ihr ehrt mich", hauchte der ehemalige General Metallias.

Tuxedo trat vor. "Du hast uns geholfen, eine SailorKriegerin bürgt für dich. Und einst warst du mein Freund und Vertrauter."

"Davon mal abgesehen können wir jede Hilfe gebrauchen, die wir kriegen können", maulte Usagi. Sie deutete auf den weißen Erdball. "Denn ich glaube nicht, dass wir das da so lassen können. Oder das Echitron das da so lässt. Der will doch sicher an die Seelenenergie der Menschen, oder?"

"Gut erkannt", murmelte Jupiter. "Aber wo liegen unsere Möglichkeiten? Wo sind die Schwachstellen? Kann Ami nicht mit ihrem Computer... Oh, tut mir Leid, die Macht der Gewohnheit."

Die anderen nickten beifällig. Auch ihnen steckte der Schreck noch in den Knochen, der Verlust einer der ihren. Nur Iskander wandte sich wirsch ab, den schweren Speer in der Rechten.

"Ich... Erinnere mich an diese Zeit nun wieder. Ich erinnere mich an euch, Endymion. Und mit der Erinnerung kommt die Pflicht zurück. Ich, als einziger der letztendlich Beryll und Metallia entkommen konnte, bin es dem Bund der Shitenno schuldig, wieder an eurer Seite zu stehen, Herr. Sie alle zu ersetzen." Jedithe nickte schwer und fiel vor Tuxedo auf ein Knie.

Doch der maskierte Mann zog ihn wieder hoch. "Die Zeiten ändern sich. Ich brauche Kameraden, keine Diener." Ein kurzer Seitenblick traf Akira. "Alle Kameraden."

Jedithe nickte dazu. "Ich verstehe. Aber was können wir tun?"
 

"Dazu habe ich vielleicht etwas zu sagen!"

Die verschworenen Krieger wirbelten herum, sahen erstaunt einen Neuankömmling in den Trümmern des SilverMilleniums stehen. Der Mann war hoch gewachsen, sonnengebräunt und gut trainiert. Sein Gesicht wirkte wie das eines Mittdreißigers, aber die uralten goldgelben Augen straften diesen Eindruck Lügen. Die spitz nach hinten zulaufenden, grünschwarzen Haare, die enge schwarze Hose und die schmucklose, lose übergeworfene schwarze Weste gaben ihm ein verwegenes Aussehen. Er schmunzelte über die Überraschung der SailorKrieger und ihrer Verbündeten. "Mein Name ist Pyramon. Ich bin der Navigator des Seelenschiffs."

"DU!" Iskander griff sofort an. Den schweren Speer zum Schlag erhoben sprang er auf den unverhofft aufgetauchten Feind zu.

"Akira! Nein!", gellte Mamorus scharfer Ruf auf, aber der ehemalige Palastwächter ließ sich davon nicht stoppen.

Er schoss auf Pyramon zu mit der Gewissheit einer gigantischen Flutwelle, die nichts Besseres zu tun hatte, als das einsame Haus am Strand mit Urgewalt zu zermalmen; und genau das hatte er auch vor. Binnen eines Lidschlags hatte er den Feind erreicht und ließ den Speer niedersausen.

"Genug!", erklang eine kraftvolle Stimme. Akira spürte, wie etwas seinen Sturmangriff stoppte. Dann folgte ein kurzer, ungewollter Flug und eine ungewollte, harte Landung in einem Schutthaufen.

Er schüttelte benommen den Kopf, sprang aber sofort wieder auf, wirbelte herum.

Und sah in die strengen Augen eines Mannes mit blonden, kurz geschorenen Haaren und einer gut sitzenden blauen Uniform.

"Hart gelandet, Palastwache?", fragte der Mann ernst. "Hättest du deinen Helm getragen, dann wäre das nicht passiert."

Dieser Vorwurf traf Akira tief. Als er die Rüstung gerufen hatte, war der Helm nicht erschienen. Dass ihm das mal einen Tadel einbringen würde, hätte er nicht gedacht.

Kurz spannte er sich für einen erneuten Angriff an, doch etwas an dem zweiten Fremden ließ ihn zögern.

Der Mann sah in die Runde. "Ihr", sagte er und nickte Leth und Gyes zu. "Ihr seid eindeutig Generäle des Mondes. Aber ich sehe keine Armeen."

Er sah zu den Mädchen herüber. "Ihr seid gekleidet wie die alte Leibwache meiner Frau. Aber Ihr seid zu jung, um ihre Jugendfreunde zu sein. Hm." Nachdenklich strich er sich über sein Kinn. Doch bevor er den Gedanken, der sich offensichtlich zu manifestieren begann aussprechen konnte, sah er Tuxedo Mask an. "Du. Bist du etwa..."

Tuxedo erstarrte, als der Blick des Fremden auf ihm ruhte. Er nickte und nahm die Gestalt von Endymion an.

"Das Licht der Erde, an diesem Ort." Ungläubig schüttelte er den Kopf. "Ihr scheint in interessanten Zeiten zu leben."

Er sah die letzte Gruppe an. Jedithe wand sich unter seinem Blick und die von Youmas besessenen Generäle seiner Armeen wichen ihm sogar aus. "In sehr interessanten Zeiten."
 

Der Mann wandte sich ab, sah auf das Trümmerfeld. "War es so schlimm? War die Niederlage so endgültig? Seid Ihr alles, was vom SilverMillenium übrig geblieben ist?"

Akira dämmerte plötzlich, wen er da vor sich hatte. Ein spöttisches Grinsen huschte über seine Züge. Wieder nahm er den Speer auf, griff an. Pyramon ging in Abwehrhaltung, doch Akiras Ziel war der andere Mann.

Der bemerkte den Angreifer in der Rüstung nicht oder wollte es auch gar nicht. Stattdessen wich er dreien von Mamoru geworfenen Rosen auf, die sich mit ihren feinen Stielen in die Steine des Bodens bohrten und fing die vierte aus der Luft.

Als Akira mit seinem Speer heran war, leuchtete auf der Stirn des Mannes ein goldener Sichelmond auf, dessen Spitzen nach unten zeigten. Der Lichtschein war enorm, und in ihm steckte eine Wucht, die Akira meterweit davon wirbelte.

Mamoru, wieder als Tuxedo, griff an, den Spazierstock zum Schlag erhoben, Gyes und Leth begannen den Mann zu umgehen.

Doch die vierte Rose traf Tuxedo Mask mit der Blüte ins Gesicht, brachte ihn zum straucheln. Mit Mühe fing er sich ab, nur um zu realisieren, dass ihr Ziel nun selbst zum Angriff überging.

"Stopp!", rief SailorMoon von ihrem Platz herüber. "Ich weiß nicht, wer du bist und was du überhaupt hier willst! Aber ich sehe nicht ein, dass wir gegen dich kämpfen sollen, wenn es wichtigeres gibt! Wenn du uns helfen willst, die Erde ist in großer Gefahr, wir wären dankbar dafür. Wenn du uns nicht helfen willst, dann lass uns in Ruhe."

Iskander verwandelte sich zurück. Er sah auf das Mondzeichen auf der Stirn des Fremden und sank vor ihm auf ein Knie. "König Ikakles." In Leths Augen glomm das Erkennen. Auch er sank auf ein Knie. "Majestät."

Gyes schien eine wichtige Information zu fehlen, aber sicherheitshalber folgte er dem Beispiel der Freunde und verneigte sich.

"Ikakles?", fragte Mamoru leise und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. "Ikakles."

"Es gibt Legenden über einen Mann, der sich auf Flügeln in den Himmel schwang, aber der Sonne zu nahe kam und von ihr verbrannt wurde", flüsterte Akira leise. "Und auch Legenden von einem Mann, der ein großer Krieger war, aber dann wegen seiner Frau ein Schicksal erlitt, dass schlimmer war als der Tod."

"Moment. Ich verstehe nun überhaupt nichts mehr. Was ist hier denn los?", fragte SailorMoon verwirrt.
 

In diesem Moment strich ein sanfter Windhauch durch die Trümmer, es war als würden Feenhände einem jeden sanft über das Gesicht streicheln. Der Wind verdichtete sich, bildete einen Wirbel, und aus dieser Windbewegung schälte sich bald eine Gestalt. Die Gestalt einer großen, schlanken, weißhaarigen Frau mit einem Sichelmondsymbol auf der Stirn erschien. "Ich werde das erklären, wenn es euch Recht ist", sagte sie mit melodischer Stimme.

"Königin Serenity." Die Worte kamen von der schwarzen Katze Luna und hätten kaum mit weniger Ergriffenheit ausgesprochen werden können.

"Dies ist mein Gemahl Ikakles, der mir genommen wurde, als das Seelenschiff Echitrons das letzte Mal angriff. Ich dachte all die Jahre, er wäre tot, aber ich habe mich geirrt."

Ikakles sah die geisterhafte Erscheinung an. Seine Augen schimmerten feucht. "Serenity", hauchte er, griff nach den Händen der Frau und sah mit Schmerzverzerrter Miene, wie seine eigenen Hände durch die Gestalt hindurch glitten.

"Bitte, Geliebter", sagte sie sanft und deutete auf die Gruppe Frauen, "lass mich dir die Wiedergeburt deiner Tochter vorstellen."

Sie deutete auf Usagi, die zögernd näher trat. Mit jedem Schritt den sie tat, kehrte ein wenig Erinnerung mehr an ihr früheres Leben zurück. Jeder einzelne Meter schien ihre Gedanken aufzuwühlen. "Vater", hauchte sie, gefangen zwischen ihrem jetzigen Leben und den Erinnerungen an das vorige. Die Erinnerungen siegten. Knapp vor Ikakles brach sie in die Knie ein, doch der blonde Mann trat vor und fing sie auf. Hemmungslos begann Usagi zu weinen. "Vater!"

Königin Serenity betrachtete dieses Bild mit Wohlwollen und Schmerz.
 

Die anderen ließen Vater und Tochter gewähren. Die meisten hatten sowieso mit Erinnerungen zu kämpfen, die Ikakles mit seinen Erklärungen in ihnen aufgewühlt hatte.

Usagi hatte sich derweil ausgeweint, nach Mamorus Hand gegriffen und ihn zu sich heran gezogen. "Mein Freund", erklärte sie bestimmt.

Ikakles lachte befreit auf. "Natürlich. Wem sonst sollte es gelingen, das Licht der Erde zu bändigen, wenn nicht der Mondprinzessin?"

"Glaubst du mir jetzt, dass wir eine Chance haben, Ikakles?" Pyramon trat neben die drei, legte dem blonden Mann eine Hand auf die Schulter. "Wir können es immer noch schaffen."
 

"Wir können was schaffen?", blaffte Akira unwirsch. "Die Welt retten? Haben wir das nicht gerade versucht und sind gescheitert? Sollen wir noch... noch mehr Freunde verlieren?"

"Akira!", rief Mamoru mahnend.

Der General wirbelte herum. "Erst Ami, danach vielleicht Rei. Oder Makoto! Ist es das, was Ihr wollt? Ist es das?"

Betretenes Schweigen antwortete ihm.

Akira schüttelte wütend den Kopf. "Ich weiß, ihr wollt alle leben. Und ich weiß, dass euch dieser Anblick dort sehr schmerzt, dass Ihr den Menschen helfen wollt. Noch leben sie, wenngleich die Zeit für sie eingefroren ist. Das letzte Quentchen Energie, welches sie alle getötet und ihre Seelenenergie freigesetzt hätte, wurde dem Netz versagt, als sich Ami geopfert hat." Er sah jedem einzelnen in die Augen. "Sei es wie es ist, wir müssen sie retten. Auch wenn es uns alle das Leben kostet. Die Frage ist nur: Seid Ihr bereit, notfalls für die Erde zu sterben? Wenn Ihr das nicht mit ja beantworten könnt, dann macht alles, alles keinen Sinn. Dann macht Amis Opfertod ebenso wenig Sinn wie alle weiteren, die für diese Sache sterben werden."

Mamoru nickte schwer. Er ließ Usagis Hand los, und es schien eine endgültige Geste zu sein, die jedem der es sah, beinahe das Herz zerriss. "Leg deine Hand auf meine, Freund", sagte das Licht der Erde leise.

"Auch wenn es unseren Tod bedeutet, wir besiegen Echitron und retten die Erde", sagte Akira fest und legte seine Hand auf die von Mamoru.

"So sei es", sagte Motoki und trat hinzu.

"Ich bin dabei." Haruka warf ihrer Freundin einen entschuldigenden Blick zu, bevor sie hinzu trat.

"Ich auch. Wäre doch gelacht, wenn wir die Welt diesmal nicht retten könnten." Minako grinste schief.

"Einer muß ja hinter euch aufräumen", murrte Yuuichiro und trat ebenfalls hinzu.

"Einst... Einst war ich dein Freund und Beschützer, Endymion", sagte Jedithe fest. "Ich erinnere mich wieder an die Zeit. Und ich erinnere mich daran, was ich alles getan habe, als ich unter Metallias Einfluss war. Das will ich wieder gut machen. Ich erneuere meinen Eid auf dich, Herr." Jedithes Hand legte sich auf die anderen.

"Wenn du denkst, du kannst ohne mich gehen, Uranus, hast du dich aber geschnitten", bemerkte Michiru amüsiert, als sie ihre Hand obenauf legte.

Rei schüttelte den Kopf, in mehrfacher Hinsicht. "Du willst hinter uns aufräumen, Yuuichiro? Dabei bin ich es doch, die auf dich aufpassen muß. Warum sollte es heute anders sein?"

Sie lächelte ihn an, wenn auch nur kurz. Dann legte sie ihre Hand dazu.

Makoto kam hinzu. "Ihr werdet Kraft brauchen. Für die Erde. Für die, die wir lieben."

Sie wurde bei diesen Worten rot, und Akira glaubte für einen Moment, dass Motoki ebenfalls errötete. Das ließ ihn kurz schmunzeln.

"Als Wächterin der Zeit ist es mir verboten, zu offen einzugreifen", sagte Setsuna ernst. "Aber im Moment ist mir das wirklich egal."

"Wenn Ihr nichts dagegen habt, dann würden wir auch gerne dazu kommen. Wenn unser Herr in die Schlacht zieht, wollen wir an seiner Seite kämpfen." Targetia deutete auf Rose und Tulip neben sich.

Nach einem Nicken Mamorus kamen sie in den Kreis.

Hotaru wirkte ernst, viel zu ernst für so einen jungen Menschen. "Es ist also soweit, hm?"

Sie trat heran, betrachtete die anderen. "Wenn wir alle zusammen halten, dann können wir es schaffen."

Die letzte Hand, die sich auf die anderen legte, gehörte Usagi. Sie weinte und brachte kaum ein Wort hervor. Aber jeder wusste, mit welchem Ernst und welchem Eifer sie hinzu trat. Und jeden schmerzte es, sie nun ebenfalls in der Schlacht zu wissen, die bald kommen würde.

"Da das entschieden ist und die Verteidiger der Erde bereit sind", sagte Ikakles fest, "sollten wir mit dem Kriegsrat beginnen."

**

"Der Plan war so einfach wie simpel", berichtete Pyramon. "Metallia sollte mit der Energie des Silberkristalls so viel Energie konvertieren, um die ganze Welt unter einer Eisdecke abzutöten. Dabei sollte die gesamte Seelenenergie dieser Welt spontan frei werden. Das Seelenschiff sollte sie dann einsammeln. Und das ist seltsam. Der Plan ging nicht auf. Metallia sollte eigentlich nicht mehr existieren können. Das Feld aufzubauen und die Energie des Silberkristalls zu konvertieren hätte sie verbrennen müssen. Dass das Feld noch immer existiert kann nur bedeuten, dass auch Metallia noch existiert. Ich nehme an, das Seelenschiff stützt das Netz mit eigenen Vorräten."

"Wie viele Vorräte kann das Seelenschiff haben?", fragte Mamoru ernst. "Und was wird eher vergehen? Das Netz oder die Vorräte?"

Pyramon lachte höhnisch und deutete nach oben. "Beantwortet das deine Frage?"
 

Die versammelten Freunde warfen den Kopf in den Nacken und sahen in den Mondhimmel. Über ihnen zog ein gewaltiges Gebilde hinweg, welches mit tausenden Funken strahlte. Es dauerte Minuten, bis es ihre Position passiert hatte.

"Echitron weiß nichts von diesem Ort, sonst hätte er uns mit einem einzigen Schlag seiner Geschütze ausgelöscht", sagte Ikakles ernst. "Aber er weiß, dass ich geflohen bin. Und das er seine Pläne nun beschleunigen muß."

"Was ist das? Wie groß ist es?", rief Motoki aufgeregt.

"Das, junger Freund, ist das Seelenschiff. Es ist sieben Kilometer lang. Drei Kilometer am Heck breit und einen halben am Bug. An der größten Stelle hat es eine Dicke von anderthalb Kilometern. Es ist keilförmig und über zwanzigtausend Jahre im All unterwegs. Auf ihm leben über neunundachtzigtausend Wesen von meiner Art."

Für einen Moment schwiegen die Freunde verblüfft.

"Wie viele?", rief Usagi erschüttert.

"Es sind nicht alles Krieger. Die wenigsten sind Elite wie ich oder Gaion", beschwichtigte Pyramon. "Aber es ist alles, was von unserem Volk übrig ist.

Seit SailorGalaxia unsere Welt vernichtet hat, sind wir..."

"Moment, sagtest du SailorGalaxia?"

"Ja, Endymion. Sie kam vor über zwanzigtausend Jahren zu uns, raubte uns unseren Schutz und vernichtete unsere Welt. Wir... Den wenigen Überlebenden gelang mit Hilfe von Kapitän Echitron die Flucht. Damals wollten wir nur überleben..."

Pyramon senkte den Blick. "Aber als wir dann eine verwüstete Welt nach der anderen fanden und nirgends vor Galaxia sicher zu sein schienen, begann aus unserer Flucht ein Nomadenleben zu werden.

Wir... Wir wähnten uns einzig an Bord des Schiffs sicher, so kamen wir von Welt zu Welt, lediglich um unsere Vorräte aufzufrischen und um vor Galaxia zu warnen.

Irgendwann begannen die Bewohner dieser Welten zu fürchten, Galaxia würde uns folgen.

Sie bekämpften uns."

Pyramons Blick ging in die ferne Vergangenheit. Er sah in den Mondhimmel hinauf und ächzte leise. "Wir siegten damals, und eine ganze Welt lag vor uns. Ich weiß nicht mehr was es war: Trotz oder Angst. Jedenfalls befahl Echitron als Ersatz für den feigen Angriff, Lebensenergie für unseren Antrieb zu sammeln. Wir waren bescheiden. Aber auch zu gierig, um es als reinen Akt des Ausgleichs zu sehen.

Und damit begann unsere Karriere als Banditen und Räuber. Denn was einmal geklappt hatte, das sollte auch ein zweites Mal funktionieren, nur umso leichter. Und wieder. Und wieder. Wir... Wir wurden irgendwann so schlimm wie Galaxia, doch immerhin lebten die Welten noch, die wir angriffen. Sie hatten noch eine Chance und konnten sich neu entwickeln. Wir erkannten das, als wir nach tausenden Jahren die erste Welt ansteuerten, die wir geplündert hatten. Und dann plünderten wir sie erneut."

Tränen rannen über Pyramons Wangen. "Ich war nicht stark genug. Ich war nie stark genug. Ich konnte es nicht verhindern. Weder das wir Piraten wurden, noch Echitrons Verfall vom Mentor unserer Rettung zur gierigen, maßlosen Bestie. An dieser Stelle begann unser Rundkurs durch die Galaxis. Ein Rundkurs auf dem auch die Erde lag. Und dieses Schiff wird ihn so lange begehen, wie es Leben auf ihm gibt.

Und Ihr, falls Ihr eure Welt zurück gewinnt, tut alles dafür, damit Galaxia eure Welt nicht findet und zerstört. Ich habe Dutzende solcher Welten gesehen und..."

"Ach", meinte Usagi mit einem strahlenden Lächeln, "Galaxia war schon hier. Wir haben sie befriedet."

"IHR HABT WAS?"

"Na ja, eigentlich ging es ja nur darum, ihr ihre Seele wieder zu geben und das Böse zu vernichten, welches sich in ihr manifestiert hatte. Ich meine, es war schon ein hartes Stück Arbeit, das Licht der Hoffnung zu schützen und Galaxia ihren Frieden wieder zu geben und so. Aber es war den Aufwand wert, denke ich."

"IHR HABT WAS?"

"Du wiederholst dich", bemerkte Motoki schmunzelnd.
 

Pyramon sah in die Runde. Er wechselte einen fassungslosen Blick mit Ikakles, der nicht weniger erstaunt war. Dann begann der Navigator zu lachen. Laut, befreit und aus tiefstem Herzen. "Dann ist das Seelenschiff ja unnötig geworden! Dann ist unsere ganze Reise unnötig geworden. Wir könnten irgendwo zur Ruhe kommen. Irgendwo in Frieden leben. Nie mehr plündern. Nie mehr rauben."

Er lachte, bis ihm die Tränen liefen. Doch schnell wurde er wieder ernst. "Aber Echitron ist bereits zu zerfressen von der Macht. Er wird dieses Leben führen wollen, solange er lebt."

"Dann sind unsere Ziele klar", sagte Ikakles fest.

Er trat einen Schritt zurück, sah zu seiner Königin und lächelte sanft. "Wir haben nun zwei Ziele zu erreichen. Wir müssen zwei Gruppen bilden. Eine muß Metallia vernichten, koste es was es wolle. Die andere muß das Seelenschiff zerstören. Und sobald diese beiden Ziele erreicht sind, musst du, Tochter, die Macht des Silberkristalls nutzen, um die Welt aus dem Eis zu befreien."

Usagi nickte ernst.

"Tun wir es", sagte Mamoru und wurde durch die anderen bestätigt.

"Alleine wird sie es nicht schaffen", schränkte Ikakles ein. "Die anderen SailorKrieger werden ihr Kraft geben müssen. Das bedeutet, jede einzelne von ihnen ist wichtig. Wir sollten keine von euch verlieren."

Er sah Jedithe und Mamoru an. Danach die Generäle der Mondarmee. "Das bedeutet, wir werden die Hauptlast des Angriffs tragen müssen."

Ohne zu zögern nickten die Männer.

"Wenn Ihr glaubt, Ihr könnt ohne uns kämpfen, dann...", begehrte Makoto auf.

Doch Ikakles winkte ab. "Nein, wir kämpfen nicht ohne euch. Wir kämpfen für euch.

Licht der Erde. Du führst den Angriff auf Metallia an. Such dir deine Leute aus."

Mamoru überlegte kurz. "Akira. Motoki. Haruka. Michiru. Setsuna. Jedithe. Targetia. Minako. Artemis."

"Gut. Ich führe den Angriff auf das Seelenschiff. Es gibt auf dem Nordpol einen Transportstrahl, der direkt zu dem Schiff führt. Ihn werden wir erobern und angreifen."

Er sah Makoto, Tulip, Rose, Hotaru, Yuuichiro und Rei an. "Dann werdet Ihr wohl mit mir kommen, oder? Tochter. Du und Luna auch. Vom Seelenschiff aus hast du die besten Möglichkeiten, die Welt vom Eis zu befreien."

Ikakles sah in den Mondhimmel, taxierte das Seelenschiff. "Ich habe ein ungutes Gefühl dabei, wenn dieses Ding den Erdorbit erreicht. Wir sollten sofort handeln."

Akira erhob sich. "Dann sollten wir angreifen." Seine Augen leuchten in einem wilden Rotton auf. "Jetzt."

Ikakles warf der Projektion seiner Königin einen wehmütigen Blick zu. Diese nickte nur.

"Jetzt", bestätigte er ernst.
 

9.

Sie wurden auf der anderen Seite erwartet, doch die Wächter, Krieger niederen Ranges vom Seelenschiff, hatten nicht wirklich eine Chance. Leths erster Angriff wirbelte drei von ihnen davon, bevor sie reagieren konnten. Jedithe fuhr mit seinem Schwert zwischen sie wie ein wahrer Dämon und besiegte zwei weitere.

Jupiter warf ihren Donnerschlag; sie schaffte acht ums Vordereck.

Den letzten erwischte Tulip, als er fliehen wollte.

"Gut! Wir teilen uns hier auf! Bald wird es hier vor Verteidigern nur so wimmeln. Licht der Erde, du musst schnell sein!", rief Ikakles, während er auf den Weg zulief, der zum Seelenschiff führte.

"Das werde ich. Werden wir!", versprach Tuxedo Mask. Er sah kurz zurück, begegnete SailorMoons Blick, die sich dicht an Ikakles´ Seite hielt. Sie tauschten ein stummes Versprechen aus. Dann gingen sie beide ihrer Wege.
 

Ein massives Portal versperrte den Weg zu Metallias Kaverne. Iskander ließ sich davon nicht aufhalten, rammte den massigen Speer in die Tür und sprengte sie auf.

Hinter der Tür lauerten weitere Krieger. Die Rüstung des Mondgenerals wurde mehrfach getroffen, er selbst meterweit nach hinten geschleudert, wo Uranus ihn auffing.

"Dich in Armen zu halten war nicht gerade mein Wunschtraum", scherzte sie.

"Danke für die Unterstützung, Haruka."

"Wenn du mich chan nennst, lege ich dich übers Knie."

Iskander grinste. "Das wäre es beinahe wert."

Vorne führte Tuxedo Mask nun den Angriff. Flankiert von Jedithe und Gyes drang er in die Kaverne Metallias vor. Neptun und Pluto folgten, mitten hinein in ein Gewirr aus Dämonen und Soldaten des Seelenschiffs. Verheißungsvoll waberte vor ihnen eine Unheilverkündende Aura - Metallia.

Targetia, Uranus, Iskander und Venus folgten nun, bereit für den alles entscheidenden Angriff. Das war, bevor der Boden unter ihnen aufriss, Gesteinsmassen hoch warf und sie auseinander trieb.
 

"So früh haben wir euch gar nicht erwartet", rief eine bekannte Stimme zu ihnen herüber.

Ungläubig sah Iskander auf. Vor Metallia schwebte eine Gestalt in der Luft. Der Anblick war unverkennbar, und auch die rot glühenden Augen ließen keinen Zweifel aufkommen. "Ami!"

Die junge Frau verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln. "Mit SailorMerkur habe ich nicht mehr viel gemeinsam. Nennt mich Armageddon, das Ende der Welt. Euer Weg endet hier, hier, von meiner Hand."

**

Der Weg in das Seelenschiff selbst war nicht bewacht, ebenso wenig wie die andere Seite. Ikakles hatte aber wenig Zeit sich darüber zu wundern. "Der Antrieb!", blaffte Pyramon. "Wir müssen den Antrieb vernichten! Dann in die Zentrale! Ich kann das Seelenschiff in die Ruinen des SilverMilleniums steuern!"

Der Navigator hetzte voran, die Freunde direkt hinter sich. Alarm gellte auf und machte dem letzten Bewohner des Schiffes klar, das es da etwas gab, was nicht nach Echitrons Plänen funktionierte.

Pyramon führte die Gruppe durch die Tiefen des Schiffes, auf Schleichwegen, fernab der Hauptrouten, die jetzt erbittert verteidigt werden würden.

Auf diesem Weg erreichten sie relativ schnell eine große Kaverne.

"Dieser Weg führt zum Antrieb. In ihm wird die Seelenenergie konvertiert und für die Bewegung genutzt. Dieser führt zur Brücke des Schiffs. Hierher müssen wir später zurückkehren. Nur dort habe ich die Möglichkeit, das Schiff mit dem Hilfsantrieb vor einem Absturz auf der Erde zu bewahren. Auf dem Mond wird es weniger Schaden nehmen."

"Du willst deine Leute retten, richtig?", fragte SailorMoon ernst.

"Natürlich will ich das. Was können sie für meine Fehler? Was für Echitrons Wahnsinn?"

"Dann werden wir sie auch retten", versprach die junge Frau ernst.

Pyramon schwieg gerührt.
 

"Nicht so eilig. Bevor Ihr Pläne schmiedet, wohin Ihr mein Schiff steuert, solltet Ihr euch erst einmal mit mir auseinander setzen."

Von der Brücke kam Echitron herab. Ihn begleiteten, Aelion und Gaion sowie ein Dutzend niederer Krieger.

Ikakles entschied sich binnen weniger Augenblicke. "SailorMoon. Nimm deine Freunde und lauf weiter. Die da gehören uns."

"Aber Vater, wir..."

"DU GEHORCHST!"

Der ernste Blick des Königs des SilverMilleniums duldete keinen Widerspruch.

SailorMoon wich vor diesen Augen zurück. "Kommt", sagte sie schließlich tonlos.

Sofort setzten ihnen Krieger hinterher, aber ein Energieschlag von Ikakles ließ sie stoppen. "Ich habe euch nicht erlaubt, sie zu verfolgen. Hier sind eure Gegner."

"Überheblich und arrogant wie immer, Ikakles", schmunzelte Echitron. Er reckte seine schlanke Gestalt. "Das ist dir schon einmal zum Verhängnis geworden."

"Diesmal wird es dir nicht gelingen, mich in einen Kristall zu schließen, Kapitän!"

Ikakles und Pyramon wechselten einen schnellen Blick. "Echitron gehört mir. Geh in die Zentrale, steuere das Schiff."

Pyramon sah ihn zweifelnd an.

"Es ist unsere einzige Chance!"

"Verstanden!" Pyramon sprang davon, umging Echitron und lief den Weg zur Brücke hinauf. Gaion und Aelion folgten ihm ohne zu zögern.

"Um meinen ungehorsamen Gefolgsmann kümmere ich mich später. Erst will ich mit dir ein wenig Spaß haben, mein lieber König." Echitron schmunzelte.

"Warum auch nicht?", fragte Ikakles herausfordernd. Übergangslos begann der Sichelmond auf seiner Stirn aufzuleuchten. "Fangen wir an!"

**

Iskander schrie verzweifelt auf. Nein, das durfte nicht sein. Das konnte nicht sein. Nicht nur das sie Ami zurück gelassen hatten, nein, sie war auch noch von Feind gefangen worden und diente nun wieder als Wirt für eine SeedQueen!

"Nein. Nein. Nein."

Tuxedo Mask trat neben den Freund. "Es ist mein Fehler, Akira. Mein Fehler. Ich habe sie zurück gelassen! Nicht du." Verzweifelt sah er den weißhaarigen Mann an. "Wenn du jemandem die Schuld geben musst, dann mir, hörst du? Hasse mich ruhig, aber bleibe bei uns! Wir brauchen dich!"

Die Rüstung verschwand, machte Akira Platz. Die Hände des jungen Mannes krampften. "Es ist schon gut, Mamoru. Ich beschuldige niemanden."

Er sah herüber, seine Augen leuchteten tiefrot. "Aber Ihr habt eine Aufgabe zu erfüllen. Vernichtet Metallia. Ich werde mich um Armageddon kümmern."

"Du kannst sie nicht von der SeedQueen befreien!", warf Motoki verzweifelt ein. "Wenn du das versuchst, wirst du sterben! Tsunami hat dich schon fast getötet und..."

Akira wandte einen Blick in seine Richtung. "Es ist schon gut so." Er deutete auf die Verteidiger vor der schwarzen Sphäre, die Metallias Substanz bildete. "Geht. Ihr habt mehr als genug zu tun, Mamoru."

Tuxedo Mask zögerte, ballte die Hände zu Fäusten. Dann endlich nickte er. "Stirb nicht", bat er leise.

Akira schnaubte als Antwort.

"Wir vernichten die Verteidiger!", rief Mamoru ernst. "Dann bilden wir einen Kreis um Metallia und zerstören sie mit unserer vereinten Energie!"
 

Akira sah den anderen nach. Sah, wie sie den Kampf gegen die Wachen aufnahmen. Und sah zu der SeedQueen, die nun vor ihm landete. "Sie rennen in ihr Verderben. Sie sind zu schwach, um Metallia zu vernichten. Stattdessen wird sie sich die Lebensenergie einverleiben und sie alle töten." Armageddon lächelte Akira beinahe freundlich an. "Da werde ich aber viel zu tun haben. Weißt du, ich reguliere ihren Energiefluss. Ohne diese Unterstützung wäre sie nämlich schon längst vergangen." Ihr Lächeln wurde hart und grausam. "Nicht das du lange genug leben wirst, um mit dieser Information etwas anfangen zu können, Akira Torah..."

**

Mamoru fühlte, wie ihn etwas Schweres, Heißes in der Seite traf. Er wirbelte herum, schlug mit seinem Spazierstock zu, und ließ die Energielanze in tausend Fragmente zerbrechen.

"TUXEDO!", rief Venus aufgeregt, stellte sich schützend vor ihn.

"Herr!" Jedithe sprang ebenfalls hinzu.

"Verdammt", murmelte Mamoru ernst. "Ich bin wohl zu schwach für diese Schlacht. Und wir kommen Metallia kaum näher. Verdammt."

"Wir schaffen es! Wir dürfen nur nicht aufgeben! Die anderen zählen auf uns!" Uranus schlug eine Bresche in die Reihen der Verteidiger. "Wir schaffen es!"

Dies war einen Augenblick, bevor die Dunkelheit nach ihnen griff.
 

Für einen Moment war Mamoru irritiert. Er schwebte in absoluter Schwärze, konnte lediglich seine eigenen Hände erkennen.

Dann traf ihn die Erkenntnis. Er befand sich in Metallia.

"So", erklang eine Stimme in seinem Kopf. "Du bist also das Licht der Erde."

Mamoru antwortete nicht.

"Wie schade, dass ich dich erst jetzt aufnehmen konnte. Hätte ich es damals schon getan, dann hätte ich nicht nur diese Welt vernichten können. Ich hätte auch meinen Herrn Echitron besiegt und wäre selbst Herrscher des Seelenschiffs geworden. Aber nun, wo du in mir bist, Licht der Erde..."

Ein Furchterregender Schrei erklang. Mamoru erkannte die Stimme nicht, sie schien keinem der ihren zu gehören. Aber er wusste, mit schmerzhafter Intensität, dass gerade ein Leben genommen worden war. Auch wenn er nichts sah, so erkannte er doch, dass die Präsenz Metallias ein wenig zugenommen hatte.

"Du frisst uns", stellte Mamoru fest. Er erntete schallendes Gelächter. "Ja, ich fresse euch. Einen nach dem anderen. Ich sauge euch aus, füge euch meiner Kraft hinzu. Und wenn ich dich aufnehme, wird mich nichts mehr aufhalten. Ich werde diese Welt in mir aufnehmen und das Seelenschiff erobern. Sei dankbar, das du ein Teil davon sein darfst, Licht der Erde."

"Eine Falle", hauchte Mamoru niedergeschlagen. "Schon wieder eine Falle."

Was war das für ein Leben, da er führte? Als Student wiedergeboren, die Eltern früh verloren, gefangen in dem irrwitzigen Glauben, den Silberkristall finden zu müssen und mit der Macht ausgestattet, Tuxedo Mask zu werden. SailorMoon zu treffen, im Kampf gegen das Königreich des Dunklen, gegen vier Gegner antreten, das war sein Leben gewesen.

Bis ihn die Erkenntnis ereilte schon einmal gelebt zu haben. Nur wiedergeboren zu sein. Die vier Feinde, die unter Berylls Kommando angegriffen hatten, die SailorMoon und die anderen attackiert hatten, waren im alten Leben seine Freunde, Vertrauten, Kameraden, Gefolgsleute gewesen. Sie zu verlieren schmerzte ihn. Nur Jedithe existierte noch. Lediglich Jedithe.

Wie passend, dass er nun mit seinem Herrn und Freund starb.

Das war es dann wohl für den Studenten, der sich zum maskierten Smoking gemacht hatte. Der einstmals Prinz der Erde gewesen war. Dutzende Gefahren hatte er überstanden. Sogar gezwungen worden, die SailorKrieger zu attackieren, als er unter Berylls Bann gestanden hatte und...

Licht glomm vor ihm auf, zaghaft, klein und unendlich kostbar. Als er unter Berylls Bann gestanden hatte und Endymion geworden war. Endymion, das Licht der Erde.

Das Licht wurde ein wenig größer.
 

Jedithe spürte die ihn umschließende Kälte. Sie war schlimmer als die Finsternis, denn vor der Kälte hatte er sich immer gefürchtet. Und ehrlich gesagt, als er im Kristall gefangen gewesen war, war es auch nicht gerade wirklich warm gewesen. Bröckchenweise tropften Erinnerungen in seine Gedanken. Die Zeiten auf der Erde, am Hofe Endymions. Dann die lange Zeit der Dunkelheit, aus der Beryll ihn geweckt hatte. Die Kämpfe gegen die SailorKrieger, seine erneute Zeit in Dunkelheit und Kälte.

Danach die Wiedergeburt, als sein Gefängnis zerbrochen war. Und die Erkenntnis, dass er nun vollenden konnte, was Beryll für Metallia angefangen hatte.

Doch war es wirklich das, was er gewollt hatte? Er hatte es immer in Zweifel gestellt, sich von diesen Zweifeln aber nicht leiten lassen. De Erinnerungen, die wahren Erinnerungen an seine Zeit an der Seite Endymions erschienen ihm so verlockend, so einfach. So wichtig.

Die Erinnerungen an die anderen, Kunzite, Zoisite und Nephrite, seine Kameraden und Freunde. Die Shitenno, Diener und Begleiter seines Herrn.

Er war nur einer von vieren, aber nun war er alles, was seinem Herrn von ihnen geblieben war. Er würde in ihrem Sinne handeln. Das war er ihnen schuldig. Das musste er tun, um wenigstens einen Teil der Schuld wieder fort zu waschen, den er auf sich geladen hatte.

Vor ihm glommen drei kleine Lichter, die schnell größer wurden, bis sie zu schattenhaften Bildern wurden. Eine Hand streckte sich ihm entgegen. "Zoisite", erkannte Jedithe erstaunt.

Eine weitere kam hinzu, sie gehörte Kunzite. War das ein Traum? Eine Vision?

Aber wenn es eine war, warum jetzt?

Als auch noch Nephrites Hand dazu kam, streckte Jedithe die Hand nach ihnen aus. Zwischen ihren Fingern begann ein Licht zu glimmen, das schnell größer wurde.

"Du wirst jetzt unseren Herrn beschützen", sagte Kunzite mit fester Stimme.

"Wir verlassen uns auf dich", fügte Zoisite hinzu.

"Und wir geben dir unsere Kraft. Noch einmal wird dieses Monstrum nicht siegen", fügte Nephrite hinzu. Dies war der Moment, in dem das Licht wie eine Flut über Jedithe hinweg schoss.
 

Uranus schwebte in der Leere, verlassen, alleine. Es war all das, was sie nie gewollte hatte, was sie nie hatte ertragen wollen. "Michiru?", rief sie.

Verzweifelt ließ sie den Kopf sinken. Ihr Blick ging in sich, in ihre Erinnerungen. An die Zeit, als sie sich gegen all das stemmte, was brave Mädchen tun sollten und mussten. Als sie meinte, aus Trotz reagieren zu müssen. Bis sie erkannte, dass es nur ihr wahrer Charakter, ihre wahren Interessen gewesen waren, die sie Rennen fahren ließ, als SailorKrieger an der Seite der anderen zu kämpfen.

Sie erinnerte sich auch an das vorige Leben. Als sie und Neptun auf die Erde gekommen waren, nach der Niederlage, der Vernichtung des SilverMilleniums.

Die vereinigten Armeen der Erde und des Mondes hatten gegen Dämonen gekämpft, stand gehalten, ganze Reiche vernichtet und andere erschaffen, alleine in dem Bestreben, die tausenden Jahre, die zuvor gewesen waren, nicht umsonst gewesen zu sein. Das Licht des Wissens zu erhalten.

Jeder kleine Fürst auf der Erde hatte seine Zeit gekommen gesehen, hatte fortgeworfen, was er an dünner Tünche an Zivilisation gehabt hatte. Sich selbst bereichern wollen, und gehofft, dass die Armeen des Mondes fern waren. Doch das die Armeen vom Leid der Menschen angezogen wurden wie Motten vom Licht hatten sie nicht ahnen können.

Trotz der Bedrohung durch die Dämonen. Trotz der schweren Verluste, die sie in jeder Schlacht erlitten.

"Michiru", hauchte Uranus leise, als sie sich an eine Schlacht erinnerte. Sie war Seite an Seite mit Neptun gewesen, zusammen mit den drei Generälen. Einer von ihnen schon lange blind, aber zu störrisch, um den Kampf aufzugeben, die anderen beiden heldenhaft und stoisch, als es darum ging, das Licht der Zivilisation zu bewahren, als der menschliche Königshof bereits ebenso vernichtet worden war wie das SilverMillenium.

Doch mit Neptun an ihrer Seite fürchtete sie nichts. Rein gar nichts. Sie hatte sich sogar, ein Leben später darauf eingelassen, zusammen mit Michiru ihr Leben zu riskieren, nur um Galaxia hintergehen und Usagi retten zu können. Ja, mit Michiru...

Eine sanfte Hand ergriff die ihre, drückte sie. Ein sanftes Licht ging davon aus. "Michiru", hauchte Haruka in jäher Erkenntnis. Das Licht glomm auf und sie konnte die Freundin erkennen.

"Es ist noch nicht vorbei. Noch leben wir", sagte Neptun ernst.

Freudig nickte Haruka. Und das Licht wuchs.
 

Einst war Minako die stärkste der fünf SailorKrieger gewesen. Sie war es gewesen, die die genauesten Erinnerungen an das frühere Leben gehabt hatte. Und sie war es gewesen, die ihre Freundinnen wann immer sie konnte beschützt hatte - auch vor deren Erwachen.

Doch für diesen Moment, diesen finsteren Moment war sie zu schwach.

Warum hatte sie dieses Leben gelebt? Warum Leibwache der Prinzessin, geschlagen und fast vernichtet im früheren Leben? Warum wiedererweckt als SailorV? Warum wurde sie später Venus? Die Schlachten, die sie durchlitten hatte, die sie alle durchlitten hatten, was waren sie wert? Jetzt, wo die Dunkelheit sie umfing, wo das Ende greifbar vor ihr hing, sie in jedem Moment spürte, wie Metallia an ihrer Substanz knabberte, sie auslaugte?

War denn alles umsonst gewesen?

"Das darfst du nicht denken, Minako", erklang eine Stimme in der Finsternis.

Venus sah auf. Von woher kam diese Stimme?

"Denn wenn du das denkst, dann bedeutet das, dass auch die ganze Zeit mit deinen Freunden nichts wert gewesen ist. Und das es sich auch nicht lohnt, für eine Zukunft zu kämpfen."

Vor ihr in der Dunkelheit glühte schwach ein Sichelmond. Sie griff danach, ertastete weiches Fell. "Artemis", hauchte sie.

"Ich war fast immer an deiner Seite. Und ich werde es auch in Zukunft sein. Denn wir sind eine Gemeinschaft, die schon Schlimmeres überstanden hat", sagte der Kater und sah Minako aus großen Augen an. "Wir werden auch das schaffen. Und genau das ist der Sinn unserer Leben. Füreinander einstehen. Und die Welt retten."

"Und die Welt retten", bestätigte Minako und blinzelte die Freudentränen weg.

Jede einzelne leuchtete auf, während sie in die Finsternis fiel.

"Venus!", erklang eine Stimme unter ihr. Minako sah herab, erkannte ein anderes Licht. Sie strebte, den Kater im Arm, darauf zu. "Pluto?"

"Venus!" Eine behandschuhte, schlanke Hand streckte sich ihr entgegen. Sie griff danach und zog die Wächterin der Zeit zu sich heran. "Pluto!"

An der anderen Hand hielt die Wächterin Targetia. "Na, das ist ja kein schlechter Anfang!", sagte die von DemonSeed besessene Generälin. "Lasst uns die anderen finden und dann treten wir Metallia tüchtig in den..." Sie sah auf, blinzelte in die Ferne. "Da ist mein Herr! Da ist Jedithe! JEDITHE!"
 

Mamoru sah auf, als er in der Ferne die Lichter treiben sah. Sie sammelten sich. Ja, es gab keinen Zweifel. Die SailorKrieger und ihre Verbündeten sammelten sich. Doch was hatte es noch für einen Sinn? Er spürte, wie Tuxedo Mask, seinem zweiten Ich mehr und mehr Substanz ausgezogen wurde. Spürte, wie er schläfrig wurde. Das Licht in seinen Händen schrumpfte.

"Du begehst einen Fehler, Mamoru", erklang neben ihm eine Stimme.

Er wandte den Kopf, sah ein Licht, ganz nahe bei ihm. "Motoki."

Der Freund schwebte heran. Er griff nach Tuxedos Maske, riss sie herunter. "Das hier ist nicht dein wahres Ich. Es ist - nun - eine Verkleidung. Welche Macht hast du, wenn du dich versteckst?" Motoki senkte den Blick. "Sieh mich an. Nie hätte ich gedacht, schon einmal gelebt zu haben. Nie hätte ich geglaubt, mich einmal an Schlachten zu erinnern, die mir so viel Angst machen, dass ich tagelang nicht schlafen kann. Nie hätte ich gedacht, mich elender fühlen zu können als an dem Tag, als meine Freundin mich anrief und sagte, sie wolle für immer in Europa bleiben. Doch ich bin nicht daran zerbrochen. Ich bin daran gewachsen. Und ich wachse noch weiter. Ich bin Motoki Furohata, Student. Aber ich bin auch Gyes, General des Mondes. Und zwischen diesen beiden Existenzen gibt es eine Verbindung. Das sind meine Freunde. Und der Wille, diese Welt zu retten. Gemeinsam mit dir, Mamoru. Gemeinsam mit den anderen." Seine Hand deutete in die Ferne. "Die Lichter. Sie sammeln sich. Sie sind bereit bis zuletzt zu kämpfen. Bist du das auch?"

"Also Txuedo Mask schaffe ich das nicht", warf Mamoru ein.

Motoki ergriff den Zylinder und warf ihn ins Nichts. "Dann gib diese Verkleidung auf. Sei endlich Endymion! Mit Herz und Seele!"

Die beiden tauschten einen langen Blick aus.

Schließlich seufzte Mamoru. "Und ich dachte immer, nur Akira kann einem so auf die Nerven gehen."

"Von ihm habe ich es ja auch gelernt", kommentierte Motoki amüsiert.

Er glomm auf, wurde umfasst von Energien in Dutzenden Farben. Sekunden darauf trug er wie Akira eine Rüstung ohne Helm, wie die Palastwache sie einst getragen hatte. "Wir kämpfen hier mit allem, was wir haben."

"Ich habe verstanden", hauchte Mamoru. Seine Verkleidung als Tuxedo Mask verschwand. Stattdessen erschien Endymion, bereit für die entscheidende Schlacht.

"Ihr alle", hauchte er, "leiht mir eure Kraft."

**

Verwirrt sah sich die SeedQueen um. "Warum fliehen die Leute?"

Akiras dämonisch blitzenden Augen funkelten rubinrot. "Kannst du es denn nicht spüren? Als Metallia das Licht der Erde und die anderen aufgesaugt hat, da hat sie sich selbst den schlechtesten Dienst erwiesen. Sie hat einige der mächtigsten Wesen in sich aufgenommen. Und diese Wesen kämpfen gerade. Sie werden siegen, das spüren die Soldaten des Seelenschiffs. Deshalb verschwinden sie hier, um nicht bei Metallias Vernichtung getötet zu werden."

"Unsinn. Nichts kann Metallia töten!", rief Armageddon, sprang fort.

Akira folgte ihr. "Warum hast du es dann so eilig?"

"Ich... Wir stören Metallia nur mit unserem Kampf."

"Du hast Angst", stellte Akira befriedigt fest. "Angst davor zu sterben!"

Die SeedQueen machte eine schnelle Bewegung mit der rechten Hand, kurz darauf steckten Dutzende rasiermesserscharfe Eiskristalle dort in dem Boden, wo Akira gerade noch gestanden hatte. Nun war er hinter ihr.

"D-du kannst mich nicht besiegen! Du kannst mich nicht extrahieren! Niemand kann das! Wir haben gelernt und dagegen vorgesorgt, dass du SailorMerkur rettest!", rief die SeedQueen entsetzt und sprang erneut davon.

"Akira könnte das sicher nicht. Aber Tsunami kann es", stellte Akira zufrieden fest. "Als ich SailorMerkur von der SeedQueen befreit habe, gelang es mir nicht sie zu vernichten. Sie verlor den größten Teil ihrer Substanz. Sie kämpfte um ihr Leben, tötete mich fast dabei. Tagelang war ich mehr tot als lebendig. Ich bin Tsunami die ganze Zeit nie losgeworden. Sie steckt noch immer in mir, aber sie beherrscht mich nicht."

Akiras Haare richteten sich auf wie unter einem starken Wind. Er starrte Armageddon mit seinen roten Augen an, bis sie seinem Blick auswich.

"Du kannst mich nicht extrahieren! Du kannst sie nicht retten! Du kannst nichts tun!" Wieder sprang die SeedQueen fort, Richtung Ausgang. Aber Akira war schneller, ergriff sie. "Eines kann ich tun. Wenn sie nie wieder sie selbst sein kann, wenn sie nie wieder der Mensch sein kann, den ich liebe... Dann kann ich dafür sorgen, dass ihr Körper hier in dieser Kaverne bleibt. Dann kann ich hier zusammen mit ihr sterben."

"Nein. Nein! NEIN!"

Hinter ihnen begann Metallia aufzuglühen. Aus rotem Licht wurde weißes, das sie blendete, sie umspülte. Ein Heulen, unnatürlich und schrill erklang. Es zerrte an ihren Nerven, an ihrem Verstand.

"Akira", hauchte die SeedQueen.

"Ich bin bei dir", antwortete er. Dann folgte ein noch grelleres Licht.

**

Pyramon lieferte sich einen erbitterten Kampf mit seinen ehemaligen Kameraden. Normalerweise waren sie ihm nicht gewachsen, aber zu zweit, zudem unterstützt von weiteren Kriegern wurde es schon schwierig für ihn. Aber egal, er musste die Brücke erreichen! Er musste seinen Platz als Navigator einnehmen. Er musste kämpfen, um die Erde und um sein Volk!

"Dieser Kampf ist unnötig!", rief er. "Die ganze Reise ist unnötig! Galaxia wurde befriedet!"

"Was geht das uns an?", rief Gaion. "Ich befolge nur Befehle. Und einer von ihnen lautet, den Verräter zu töten! Also halte doch bitte an und stirb, ja?"

"Idiot!", blaffte Pyramon, trat nach ihm und warf ihn gegen die nächste Wand.

Aelion nutzte diesen Moment für einen halbherzigen Angriff. "Ist es wahr? Ist es wirklich wahr?"

"Das Licht der Erde hat es gesagt. Und ich glaube ihm."

"Das Licht der Erde würde alles sagen, um diese Welt zu retten!"

"Richtig. Warum glaube ich ihm dennoch?"

"Weil du der Flucht müde bist!" Aelion senkte den Blick. "Wie die meisten von uns."

"Lass dich nicht einlullen!" Gaion war wieder heran, stieß nach Pyramon, doch dieser wich aus. "Ohne die Reise ist unsere ganze Existenz hinfällig. Ohne die Reise sind wir..."

"Normal? Keine Piraten mehr?", half Pyramon aus. "Endlich am Ziel?"

"Schweig, verdammt! Schweig!", blaffte Gaion, trat nach dem Navigator, erwischte ihn aber nicht.

Der huschte weiter, trat in einen großen, weiten Raum. In Front glomm verheißungsvoll die weiße Kugel der Erde, ächzend unter dem Eis, dem Tod näher als dem Leben.

"Ich weiß, welches Schicksal ich wählen will. Welches wollt Ihr?"

Aelion hielt die anderen Soldaten zurück. "Bist du dir sicher?"

"Hör nicht auf ihn, verdammt! Hör nicht auf ihn!"

"Ich bin mir sicher. Sicher genug, um gegen Echitron zu kämpfen."

Eine Erschütterung zog sich durch das Schiff. Es verließ seinen Kurs, begann zu taumeln.

Aelion dachte kurz nach. "Dann geh auf deinen Platz, Navigator. Und nenn mir den Kurs."

Erleichtert atmete Pyramon aus. "Wir nehmen Kurs auf den Mond. Das ist kürzer und wir werden eine Landung schaffen. Es gibt dort eine Zone mit normaler Schwerkraft und atembarer Luft."

"Macht doch, was Ihr wollt!", blaffte Gaion wütend. Ohne den Navigator, das wusste er, würde das Schiff nach der Explosion nur noch einer Zustandsform entgegen fahren - als tiefer Einschlagskrater auf der Erde.

Leise befahl Pyramon die ersten Kurskorrekturen.

**

Als Hotaru ihre furchtbare Klinge niederfahren ließ, erzitterte der gesamte Maschinenraum. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedachte, dass er aus einem riesigen Kristall bestand, der all die Lebensenergie speicherte, mit der das Seelenschiff von Welt zu Welt flog.

"Wieder einer weniger!", rief sie zu den anderen herüber.

"Wir schaffen es!", erwiderte Tulip, während sie einen Angriff auf SailorMoon abblockte.

Rei sprang hinzu, verstärkte den Schutz. "Das ich mal Seite an Seite mit dem Feind kämpfen würde...", murmelte sie.

"Das gleiche gilt für mich", erwiderte Tulip amüsiert.

Yuuichiro, der den Haupteingang verteidigte, sah herüber. "Hört auf herumzuspielen! Ich kann mich nicht mehr lange halten! Vernichtet endlich den Antrieb!"

"Wie? Schlau reden kann ich auch!", erwiderte SailorMoon.

Rose, die nur halbherzig kämpfen konnte, weil ihre Wunden noch immer nicht verheilt waren, kam an Usagis Seite. "Einen Weg gibt es. Aber den kann nur die Mondprinzessin beschreiten. Keiner sonst wäre in der Lage, all die freiwerdenden Energien aufzunehmen."

"Wovon sprichst du, Rose?", fragte Tulip hektisch, während sie selbst zum Angriff überging.

"Prinzessin Serenity sollte in der Lage sein, dem Kristall soviel Energie zu entziehen, damit der Antrieb kollabiert."

"Machbar!", rief Luna. "Aber dafür muß SailorMoon vollkommen ungestört sein! Kommt alle her! Bildet einen Schild um sie! Saturn, schlage eine Bresche in den Kristall!"

"Verstanden!"

Yuuichiro verließ seinen Platz, sprang auf SailorMoons Position. Rei kam ebenfalls hinzu, ebenfalls Makoto. Mit Tulip waren sie vollständig. Unter Lunas Anweisung wurde ein Schild geschaffen. Der Nachteil dieser Methode war, dass nun die Angreifer ungehindert in den Maschinenraum strömen konnten. Der Schild wurde bald Dutzendfach attackiert.

"Beeil dich, Saturn!"

Die Kriegerin ließ sich das nicht zweimal sagen. Ihre furchtbare Klinge sauste nieder, schnitt tief in den Kristall, spaltete ihn auf. Dann sprang sie zurück und verstärkte den Schutz Usagis. "Jetzt, SailorMoon."

Der Blondschopf nickte ernst.
 

Erschrocken keuchten die anderen auf, als sich SailorMoon in die Prinzessin verwandelte. Eine Ruhe und Selbstsicherheit ging von ihr aus, die niemanden unberührt ließ, nicht einmal die Gegner.

Als die Prinzessin ihre Augen öffnete, trug sie das Sichelmondzepter mit dem Silberkristall in der Hand. Die purste und einfachste Form ihrer Macht.

Dann schlug, wie ein Überschlagsblitz, ein Strom reinweißer Energie vom riesigen Kristall zu Serenity herüber.

"Es klappt!", rief Tulip erfreut. "Und was passiert dann?"

Rose räusperte sich. "Wenn der Kristall weit genug entladen ist, dann wird er in einer Explosion vergehen."

"Das hättest du früher sagen sollen", tadelte Makoto.
 

Der riesige Kristall reagierte. Überschlagsenergien zuckten von einer Seite zur anderen. Risse bildeten sich, kleine Erker entstanden, von deren Spitzen Seelenenergie hin und her schlug. Und der Spalt dehnte sich weiter aus, so wie die Seelenenergie immer stärker in den Silberkristall schoss.

"Wir müssen also rechtzeitig abhauen, ja?", fragte Yuuichiro nach. "Und wann?"

"Am besten wäre... JETZT!"

Yuuichiro und Makoto tauschten einen stummen Blick aus, dann griffen sie zu, zogen die Freunde an sich und eilten auf den Ausgang zu.

Als sie tiefer im Gang waren, erklang hinter ihnen eine Detonation. Ein Sicherheitsschott glitt hinter ihnen zu, aber unter der Wucht des Explosionsdrucks beulte es sich aus. Doch es hielt stand.

Yuuichiro ließ sich müde zu Boden sinken. "Das hat Spaß gemacht. Was tun wir jetzt?"

Wieder meldete sich Rose. "Jetzt müssen wir darauf hoffen, dass die anderen Metallia vernichten. Und dann muß die Prinzessin die Eisschicht fort schmelzen, um alle zu retten."

"Mir kommt da gerade ein übler Gedanke. Was ist wenn das Feld die Menschen einfach zerdrückt, auch ohne das Metallia es speist? Auch ohne das Metallia die freiwerdende Energie ernten kann?"

"Probieren wir das besser nicht in der Realität aus", kommentierte Yuuichiro. "Jupiter, Mars, Saturn, Luna. Ihr und die Prinzessin müsst nun gehen. Wir halten euch den Rücken frei, solange es geht. Die SailorKrieger müssen ihre Energie geben, um die Erde zu retten."

Die drei Frauen nickten. Luna sprang Usagi auf die Arme.

Kurz hielt Yuuichiro Rei zurück. "Mars. Komm bitte wieder. Ohne dich, da..."

Rei lächelte sanft, ergriff Yuuichiros Hand. "Natürlich komme ich wieder. Versprochen."

Dennoch war es wie eine endgültige Geste des Abschieds, als sie die Hand des jungen Mannes wieder fahren ließ.

**

Gehetzt sah sich Echitron um. Seit einiger Zeit schon bekämpfte er den ehemaligen König des SilverMilleniums. Und obwohl er an Kraft zugewonnen hatte, tausende Jahre Zeit gehabt hatte besser zu werden, konnte er Ikakles nicht besiegen.

"Warum?", rief er. "Warum bist du so stark?"

Der Boden unter ihnen erbebte, als der Maschinenraum vernichtet wurde. Deutlich war zu spüren, wie das Schiff zur Seite gierte.

Ikakles bedachte den Kapitän mit einem nervenaufreibenden Blick. "Das ist mein Geheimnis, Kapitän."

Echitron starrte ihn hasserfüllt an. "Du. Du und deine Brut! Ihr wagt es, mein Schiff zu beschädigen? Ihr wagt es, mir zu widerstehen? Wenn ich eure Seelenenergie nicht ernten kann, dann soll sie niemand haben! Ich werde den Mond vernichten und auf die Erde schleudern. Danach ist auch für euch alles vorbei!"

Ikakles nickte leicht. "Das würdest du tun. Nein, das ist falsch formuliert. Das kannst du tun, oder?" Er seufzte schwer. "Ich werde das verhindern. Weißt du, warum ich dir überlegen bin, Echitron? Weißt du, warum ich dich einholen konnte? Diese Welt ist jetzt in guten Händen. In sehr guten Händen. Ich werde nicht mehr gebraucht. Darum kann ich von meiner Substanz zehren, während ich dich bekämpfe. Du bist alt, verblendet und fanatisch. Niemand braucht dich in dieser Zeit. Auch wenn es mein Leben kostet. Ich werde dich vernichten."

"D-das kannst du nicht! Das hast du schon einmal nicht getan! Wieso sollte es dir diesmal leichter fallen?"

"Damals dachte ich noch, dass meine Frau auf mich warten würde. Fünftausend Jahre ohne sie erschienen mir erträglich, wenn ich sie nur wieder in die Arme schließen könnte. Deine Youmas haben mir das genommen."

Der Sichelmond auf seiner Stirn glomm hellweiß auf. "Darum stirb!"
 

Der ganze Raum wurde in Helligkeit gehüllt. Wer es nicht mehr rechtzeitig hinaus schaffte, zerfiel zu purer Energie. Echitron leistete erbitterten Widerstand, aber plötzlich fühlte er sich... So leicht. So gelöst. Er spürte die Last seines Amtes nicht mehr, stattdessen fühlte er sich, als wäre eine unendliche Last von ihm genommen. Ernst, ja geradezu kritisch betrachtete er seine Handlungen der letzten Jahrtausende. Abscheu schüttelte ihn. Das hatte er getan? Dazu hatte er sich hinreißen lassen? In was für eine Zukunft hatte er sein Volk nur geführt?

"Es ist gut, Echitron", sagte eine sanfte Frauenstimme hinter ihm. "Du hast dein Volk bis hierher gebracht. Überlass es Pyramon, sie noch weiter in die Zukunft zu führen. In eine glückliche Zeit."

Der Kapitän fuhr herum. Bei dem Anblick der Königin des Mondes erstarrte er.

Die weißhaarige Frau legte ihm eine Hand auf die Wange. "Ich hasse dich nicht. Niemand hasst dich. Es gibt keinen, der dir den Frieden vergönnt, der auf dich wartet. Geh, Echitron, geh nach Hause."

Der Kapitän begriff. Er starb nicht. Nein, er war etwas anderes geworden. Schwach und doch mächtig. Gelöst und doch in sich gestärkt.

In der Ferne glomm ein Stern auf. "Geh nach Hause", wiederholte er.

Er dankte der Königin mit einem Blick voller Freude. Dann machte er sich auf den langen Weg zurück.
 

10.

Von hier oben sieht die Erde so schön aus, dachte Usagi, als sie über der Erdkugel schwebte. Sie sah die abertausenden Tonnen an Eis, welche die Erde bedeckten, erkannte die vergehenden Lebensfunken der Menschen, Tiere und Pflanzen. Und sie sah ihre Verantwortung.

Kann ich das? Kann ich das wirklich?, fragte sie sich in Gedanken.

"Zweifle nicht an dir, Usagi", hörte sie Tuxedo Masks Stimme raunen. "Haruka, Michiru, Setsuna und Minako sind hier, hier am Nordpol und leihen dir ihre Kraft."

"Usagi", raunte eine andere Stimme. "Wir haben dich soweit gebracht. So weit getragen. Du bist an dem Punkt, der alles entscheidet. Du hast noch nie versagt. Du wirst es auch jetzt nicht."

"Rei", hauchte sie. "Rei."

"Makoto und Hotaru sind immer noch bei mir. Wir halten uns bei den Händen und unterstützen dich. Du wirst dieses Netz vernichten. Du wirst die Leben der Menschen retten. Nur du kannst es. Und ich weiß, dass du es schaffst."

"Sie haben Recht", klang die Stimme Motokis auf. "Wir alle glauben an dich."

"Wir stehen zu dir. Du kannst es." Yuuichiros Stimme klang so voller Zuversicht, voller Vertrauen.

"Du kannst es, Prinzessin!", hörte sie Jedithe rufen.

"Ja, du kannst es!", rief Rose, und Targetia und Tulip fielen ein.

In diesem Moment spürte Usagi etwas unter dem Eis. Einen Funken, eine Resonanz.

Sie spürte ihm nach, erkannte eine Präsenz, der sie schon einmal begegnet war. Es war Chrysanthia, die noch immer in einem Krankenhaus in Tokio lag.

"Du kannst es, Mondprinzessin. Du schaffst es. Du bist nicht alleine. Eine ganze Welt hilft dir."

Neben dem Licht von Targetia glomm ein weiteres auf. Es kam von einem Platz in Tokio, der als einer jener Orte gegolten hatte, an denen Crystal Tokio einst entstehen sollte. Eine Stimme, dann zwei, ein Dutzend, einhundert und mehr sprachen zu ihr, ermunterten sie.

Ein andere Ort kam dazu, eine Eisbahn, in der die Menschen immer viel Spaß gehabt hatten und der nun vor positiven Gefühlen beinahe überfloss.

Orte wie diese gab es Dutzende, hunderte in Tokio, und etliche weitere in anderen Städten.

Bald waren es hundert Orte und zehntausende Stimmen. Dann zweihundert und hunderttausend Stimmen.

Von überall her kamen sie, Rom, Berlin, New York, Shanghai, Kapstadt, Paris, Sidney, Bombay, Moskau, Istanbul, Madrid, Kairo, Beirut und Hunderten weiteren Städten.
 

Die Mondprinzessin umfasste ihr Zepter fester. "Danke", hauchte sie. "Danke euch allen. Ich kann nun mein bestes geben."

Tränen rannen ihre Wangen hinab. Denn sie hatte sehr wohl bemerkt, dass zwei Stimmen gefehlt hatten. Zwei Stimmen, die ihr viel bedeuteten. "Das ist für euch, Ami und Akira. Für euch."

Sie hob das Zepter über ihren Kopf, ein Gefühl der Freude überschwemmte sie. Dann erschuf sie eine Welle aus purer Energie, welche über die Welt hinweg floss und ihr Glück zu jedem Lebewesen trug.

Pure Freude entstand, für einen winzigen Moment, doch blieb er fortan immer im Herzen der Menschen. Das zweite SilverMillenium entstand in diesem Moment...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2007-01-08T16:30:05+00:00 08.01.2007 17:30
Hammergeilo. Echt! Das ist echt ne Superspitzenidee gewesen, wie das mit der eisschichrt gewesen sein "könnte". *nick nick*
Bin mal eben im letzten Kappi. ^^
Von:  Subtra
2005-08-13T21:00:28+00:00 13.08.2005 23:00
Geilo, kommt noch was oda ist dass komplete fertig?
Mach auf jeden Fall Weiter so und mach bei AE 2 weiter damit ich was zu lesen hab.


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