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A Dog's Life

Gesegnet mit vier Pfoten ♥ WheelerxKaiba
von

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Gewitter?! Ohne mich!

Wie lange saß er jetzt schon hier?

Wie lange schon starrte er Mokuba unentwegt an?

Wie lange schon versuchte er die Erkenntnis, die Tröpfchenweise in sein Hirn zu sickern schien zurückzudrängen, nur mit der Folge dass das Entsetzen beim Vervollständigen dieser Erkenntnis größer und größer wurde?
 

Mokuba wusste es. Er kannte sein Geheimnis. Das hieß dann - Joey schluckte schwer - Kaiba würde es früher oder später auch erfahren- Und das wiederum bedeutete, und Panik breitete sich in Joey aus, gleichermaßen wie eine unheimliche Angst. Das bedeutete, dass Kaiba ihn dann noch mehr hassen würde, als er es ohnehin schon tat.

Er wusste nicht warum es ihm eine derartige Angst bereitete, aber das wollte er nicht. Kaiba sollte ihn nicht noch mehr hassen, als er es ihm in der Schule schon immer zeigte.

Mokuba schien die Panik, die in seinem Blick lag, nicht entgangen zu sein, denn er beugte sich vor und packte Joey an seinen Schultern.

„Joey", sagte er eindringlich und lenkte die Aufmerksamkeit des Blonden zurück auf sich. „Joey, Seto weiß es nicht. Und ich werde es ihm auch nicht sagen. Du fragst dich sicher, woher ich das ganze weiß. Na ja, um ehrlich zu sein, wusste ich es die ganze Zeit. Ich habe gesehen, wie Marik - du weißt schon - dich verwandelt hat. Das heißt, ich war gerade auf dem Weg nach Hause von einem Schulfreund und wollte eine Abkürzung nehmen, weil ich nicht von meinem mit der Limousine abgeholt werden wollte. Normalerweise hat Seto mir das verboten und er weiß auch nichts davon, denn ich habe ihm nichts davon erzählt. Er würde wütend werden, wenn er wüsste, dass ich ohne Aufsicht nach hause gegangen bin. Als ich dann schließlich hier ankam habe ich mich sofort mit Roland auf die Suche nach dir gemacht. Er weiß nicht wirklich über dich Bescheid, aber ich glaube spätestens nachdem ich dich nicht ins Tierheim bringen wollte, hat er etwas geahnt. Aber er wird es Seto auch nicht sagen, davon bin ich überzeugt.

Ich weiß, ich hätte es dir schon längst sagen sollen, aber als wir, also Roland und ich, dich am Sonntagabend endlich gefunden hatten, wie du da so auf der Straße im Regen gesessen hast, wollte ich dir nicht sofort zeigen, dass ich davon wusste. Deshalb hab ich den Ahnungslosen gespielt. Ich weiß nicht wirklich genau, warum ich es dir nichts von Anfang an gesagt habe, es war so ein Gefühl."

Das musste Joey erst einmal verdauen. Mokuba hatte es also die ganze Zeit über also schon gewusst? Hatte er ihm die ganzen Tage also einen auf unwissend vorgespielt? Aber warum? Warum das ganze? In diesem Moment wünschte er sich wirklich nichts sehnlicher, als sprechen und Mokuba diese Frage stellen zu können: Warum?
 

Erneut legte sich Stille zwischen die beiden. Durchbrochen wurde sie schließlich durch ein Seufzen des jungen Kaibas. „Komm erst mal mit in mein Zimmer. Dann erzähl ich dir, warum ich dieses Gefühl hatte."
 

oOo
 

„Keks?" Der Schwarzhaarige hielt ihm einen Schokoladenkeks vor die Nase, doch als Joey keine Anstalten machte ihn anzurühren, biss Mokuba selbst ein Stück ab. Sie saßen auf dem Bett des Langhaarigen.

„Also", begann Mokuba und biss erneut ein Stück ab. Joey spitzte die Ohren. „Wie du ja sicher bemerkt hast –ach, so geht das nicht." Der Kleine starrte angestrengt überlegend den Keks an. „Falscher Ansatz. Wie soll ich da am besten anfangen?"

Stille. Dann:

„Gut, dann eben so, auf die direkte Tour. Du glaubst, Seto hasst dich, Joey Wheeler?"

Der Angesprochene schien obgleich der Frage einen Augenblick überrumpelt, nickte dann aber, als er sich wieder etwas gefasst hatte.

„Genau da liegt der Punkt", fuhr Mokuba schneidend fort.

Joey legte den Kopf schief. Wo lag der Punkt?

Mokuba brach erneut eine Ecke des Kekses ab. Einige Sekunden hörte man in dem Zimmer nur das Kauen, bis der Junge seinen Vortrag fortsetzte. „Joey, hast du das Bild auf Setos Schreibtisch schon einmal angesehen?"

Wieder ein Nicken. /Ja, da wart ihr zwei doch um einiges jünger./

„Es stammt aus der Zeit, in der wir noch in dem Weisenhaus lebten. Du musst wissen, es war nicht leicht, aber Seto war damals trotzdem ein anderer Mensch. Er war nicht so wie heute. Zumindest nicht so, wie er sich heute nach außen hin allen zeigt.“

/Scheint so. Er hat auf dem Bild immerhin gelächelt./

„Es fing alles an, als unser späterer Stiefvater uns adoptiert hat."

/Gozaburo Kaiba./

„Du hast ja damals in Noahs Welt gehört, wie es dann weiterging."

/Allerdings. In dem Kampf zwischen Seto und Lacter wurde so einiges über eure Vergangenheit klar. Nicht wirklich rosig. Trotzdem, warum muss man sich so verändern? Ist es wirklich nötig, nur um später eine Firma leiten zu können, alles, was einen zum Menschen macht, abzulegen? Ist es das überhaupt wert?/

„Aber überleg mal, Joey."

/Ich höre./

„Seit du an der Domino Highschool bist kennst du Seto und genau so lange führt ihr schon eure alltäglichen Auseinandersetzungen. Ich weiß es, weil ich immer wieder mitbekommen habe, wie Seto sich über dich aufregte. Du hast ihn nie so kalt gelassen, wie es bei anderen der Fall war. Du warst es, der ihn dazu gebracht hat, wirklich wütend zu werden oder den Wunsch zu verspüren, sich zu beweisen."

/Ist das so?/

„Du bist es, der ihn dazu zwingt, Gefühle zu zeigen - und sei es bloße Wut.“

/So habe ich es noch nie gesehen./
 

Joey dachte belustigt an den Tag zurück, an dem er Seto Kaiba zum ersten Mal begegnet war.
 

*~*
 

Die Sonne brannte vom Himmel. Es war Anfang August und das Wetter zeigte allen noch einmal, dass noch kein Herbst war. Leider konnte man dieses Phänomen als Teenager nicht mehr ausnutzen, da ein lästiger Störfaktor wieder seinen Beginn gefunden hatte: Die Schule.

Denn ein neues Schuljahr brach an. So auch für Joey Wheeler, 14 jähriger Jungspund, aufgeweckt und temperamentvoll.
 

Domino Highschool
 

In großer deutlicher Schrift prangte der Name an dem Tor der Schule, hinter dem eben jenes Gebäude beinahe schon majestätisch emporragte. Im Vergleich zu anderen Schulen war die Domino High eine relativ schöne Schule. Joey hätte dem wahrscheinlich zugestimmt, wäre er nicht durch etwas anderes abgelenkt gewesen.
 

„Verdammt, ich bin zu spät!"
 

Der Blonde rannte über den Schulhof, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her, und hinein in das Schulgebäude. Warum zum Henker musste er auch gleich an seinem ersten Schultag verschlafen? Während er die Treppe hinaufhechtete warf er einem Blick auf den Zettel in seiner Hand.

"Klassenraum 8-2 – wo ist er? Komm schon." Und als hätte Fortuna ihn erhört, fand er besagten Klassenraum nachdem er über sämtliche Schulflure gejagt war. Er warf einen Blick auf die Uhr im Gang. Zehn nach acht. Zehn Minuten zu spät. Okay, tief durchatmen.

„Du schaffst das schon, Joey“, redete er sich selbst Mut zu. Er schob die Tür auf.
 

Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Joey schluckte den Klos in seinem Hals und fasste sich verlegen grinsend an den Hinterkopf. „Sorry für die Verspätung."

Die Frau am Lehrerpult seufzte, warf einen Blick auf die Unterlagen vor sich und erhob sich. „Joseph Wheeler, nehme ich an?"

„Ja, aber Joey allein tut's auch."

Die Frau musterte ihn kurz, wand sich dann an die Klasse. „Also meine Lieben, wir haben ab heute einen neuen Schüler in unserer Klasse. Joseph kommt aus Amerika und ist erst kürzlich wieder zurück nach Japan gekommen. Bitte nehmt ihn freundlich auf. Joseph, setz dich bitte auf den Platz dort, neben Kaiba." Sie schenkte dem Jungen ein egelrecht entschuldigendes Lächeln. „Ich hoffe, es stört Sie nicht.“ Kaiba reagierte nicht einmal auf ihre Worte und sie schien es als stumme Zustimmung anzusehen, nickte Joey zu. Fassungslos folgte er der Aufforderung, seinen Blick nicht von Kaiba nehmend, als er sich setzte.

/Seit wann siezt man Schüler in der Mittelstufe?!/, schoss es ihm durch den Kopf. /Der Junge ist doch erst dreizehn, höchstens vierzehn! Was bitte geht denn hier ab?/ Als er sich auf seinem Platz niederließ, wandte Kaiba kurzzeitig den Kopf und sah ihn nun das erste Mal an direkt an. Seine Blick waren war stechend und kälter als Eis. Joey spürte einen Schauer über seinen Rücken jagen, während er trotzig zurückstarrte. Was immer hier vor sich ging, es lag außerhalb seines Verständnisses, aber er würde nicht nach wenigen Minuten klein bei geben. Wer immer dieser Junge war, Joey hatte keine Angst vor ihm.
 

Die Schulglocke läutete zum Ende der Stunde, ein sicheres Zeichen, dass er die erste Hürde überwunden hatte. Seufzend lehnte er sich zurück und streckte sich.

„Du kommst aus Amerika?"

„Bitte?" Er lehnte sich wieder vor und erblickte einen auffällig kleinen Jungen mit ungewöhnlicher Frisur, ein brünettes Mädchen und einen ebenfalls braunhaarigen großen Jungen.

„Was? Äh ja, hab’ bis vor kurzem in Amerika gelebt."

„Wow", staunte das Mädchen und strahlte. „Ich will später auch mal nach Amerika."

„Ach ja?" Joey stützte das Kinn auf seine Handfläche und musterte sie interessiert.

„Ich bin Yugi Muto", stellte sich der kleine Junge vor. „Und das sind Téa und Tristan. Du spricht ziemlich gut Japanisch", fuhr Yugi beeindruckt fort. „Man hört überhaupt keinen Akzent."

„Meine Eltern sind Japaner", erklärte Joey lächelnd. „Aber als sie sich kürzlich haben scheiden lassen, wollte mein Vater mit mir nach Japan zurück. Meine Mutter und meine Schwester sind noch drüben."

„Oh." Betreten schwiegen die anderen drei.

„Schon okay", winkte Joey ab. Er kannte diese Reaktion, sie folgte jedes Mal, wenn er über seine Familie sprach.

„Was denn, spielt Muto jetzt Vermittler und nimmt jemand Neues in seinen Kindergarten auf?" Yugi, Téa und

Tristan wirbelten herum, wobei Joey sich nur nach rechts lehnte, um an den dreien vorbeisehen zu können. Vor ihnen stand der Junge mit den stechenden Augen und lächelte herablassend.

„Kaiba -", begann Tristan wütend, brach jedoch ab, als er Yugi den Kopf schütteln sah. Der kleine Junge mit der Stachelfrisur ignorierte Kaiba, wandte sich wieder Joey zu und bedeutete den anderen, es ihm gleich zu tun. Gerade wollten sie das Gespräch mit dem Blonden wieder aufnehmen, als dieser seinen Stuhl zurück schob und sich rasch erhob. Er stützte sich mit den Händen vom Tisch ab und sah Kaiba empört an.

„Sag mal, geht's noch, was sollte das denn?", fragte er und sah Kaiba fassungslos an. Yugi, Tristan und Téa starrten ihn verblüfft an.

Kaiba zeigte keine Reaktion auf die Worte, sondern verschränkte lediglich die Arme. „Was sollte was?", fragte er herausfordernd. „Drück dich etwas klarer aus. Willst du wissen, was es soll, dass ich klüger bin, warum ich besser bin, oder was?“

Joeys Hände ballten sich zu Fäusten. „Entschuldige mal." die Stimme des Blonden bebte vor Entrüstung. „Bist du nicht mehr ganz dicht?!"
 

Die gesamte Klasse hielt den Atem an. Alle starrten entgeistert auf den Neuen. Noch nie hatte jemand es gewagt, so mit Seto Kaiba zu reden.
 

Nach einigen Sekunden des geschockten Schweigens trat Yugi zögerlich näher an Joey heran. „Joey?", raunte er ihm verhalten zu. „Weißt du, zu wem du das gerade gesagt hast?"

„Ja", entgegneter Joey in normaler Lautstärke und ohne die geringste Spur von Unbehagen in der Stimme. Er hob die Hand und deutete auf Kaiba. „Zu diesem großspurigen Pinkel.“

Die umstehenden Schüler sogen scharf die Luft ein. Gleich würde es losgehen. Der Neue war dem Tode geweiht. Und anscheinend schien dieser das noch nicht einmal im Geringsten zu realisieren. Im Stillen nahmen alle bereits Abschied von Joey Wheeler, dem törichten lebensmüden Neuen, der es gewagt hatte, Seto Kaiba zu beleidigen. Mochte er in Frieden Ruhen.

Als der Blonde eine endlose Minute später zweifelsfrei immer noch lebte und Kaiba nichts weiter tat, als ihn mit verschränkten Armen und gehobenen Augenbrauen stumm zu mustern, wurde den Anwesenden allmählich klar,

dass etwas hier nicht mit rechten Dingen zuging.

Trotzig erwiderte Joey Kaibas Blick und man konnte förmlich das Feuer in den braunen Augen sehen. Kaibas Mundwinkel verzogen sich geringschätzig, während er den Kopf neigte. „Pinkel?", wiederholte er und zur Überraschung aller sah man einen Moment lang leichte Belustigung in seinem Blick aufblitzen. Auch Joey verschränkte die Arme, schloss dann die Augen und nickte überlegen. „Ganz recht Alter, ein überheblicher, eingebildeter, großspuriger Pinkel, der -"

„Du erinnerst mich dafür an einen kläffenden Hund", bemerkte Kaiba, wie nebenbei.

Joey ließ sich in seiner Auflistung nicht stören. „- nichts Besseres zu tun hat, als andere zu schikanieren und - wie bitte?! Hund? Wie kommst du bitte auf diesen Mist?"

Kaiba zuckte die Achseln. „Von mir aus auch ein Köter, such es dir aus."

Joey entgleisten die Gesichtszüge. „Du ... das - das ist doch wohl nicht dein Ernst!"

Ein spöttisches Lächeln umspielte Kaibas Lippen. „Warum sollte ich scherzen? Hör dich doch mal an. So wie du einen die ganze Zeit anbellst." Während Kaibas Gesicht die Ruhe selbst widerspiegelte, riss Joey nun endgültig der Geduldsfaden.

„Jetzt hör mir mal zu: Ich weiß nicht, für wen genau du dich hältst, aber wenn du glaubst, du könntest so mit mir reden, dann bist du schief gewickelt!“

Erneut huschte der Anflug eines Grinsens über das Gesicht des Brünetten, dann wandte dieser sich ab. Joey ging vor Wut und Entrüstung beinahe an die Decke. „Bleibst du wohl gefälligst hier?!“ Doch Kaiba ließ sich davon nicht beirren, sondern wandte Joey einfach nur die kalte Schulter zu.

„Dachte ich es mir doch! Du bist eben doch nur ein feiger, selbstgefälliger A –“

„Joseph Wheeler!"

Joey zuckte zusammen. Ganz langsam drehte er seinen Kopf und sah nach links. In der Tür ihres Klassenzimmers stand seine Lehrerin, die Hände in die Hüften gestemmt und mit vor Wut Funken sprühenden Augen. „Warum schreist du Kaiba so an?"

Joey schluckte. „Also, ich – er ... er hat mich ... und Yugi - verstehen Sie?", stotterte er sichtlich eingeschüchtert. Das schien die Frau allerdings nicht zu beruhigen. „Es mag dein erster Tag sein, aber du gehst jetzt bitte vor die Tür!"

Der Blonde ließ den Kopf hängen. „Ja.“ Langsam trottete er zur Klassenzimmertür. Dabei musste er zwangsläufig an Kaiba vorbei.

„Du solltest mich besser nicht unterschätzen, Wheeler", raunte Kaiba ihm im Vorbeigehen zu. Joey ballte erneut die Hände zu Fäusten. „Mistkerl", zischte er zurück, bevor er die Klasse verließ. Und während er draußen vor dem Klassenzimmer stand schwor er sich Rache für diese Demütigung.
 

Ihr Kampf hatte gerade erst begonnen ...
 

*~*
 

Es stimmte sein erstes Aufeinandertreffen mit Kaiba war schon die merkwürdigste erste Begegnung mit jemandem gewesen, die er je gehabt hatte. Und in den letzten vier Jahren war das nicht ihr letztes Aufeinandertreffen geblieben. Himmel, er konnte schon nicht mehr zählen, wie oft sie sich insgesamt schon gestritten hatten. Und die Urheber dieser Streitereien waren oftmals so banal und trivial, dass es schon lachhaft war. Aber irgendwie ... war es für Joey schon beinahe zum Ritual geworden, sich täglich mindestens ein Mal mit Kaiba anzulegen. Ohne diese Auseinandersetzungen wurde ihm etwas fehlen: Die Herausforderung.
 

Mokuba sah ihn eindringlich an. „Joey, Seto hasst dich nicht. Ganz Ehrlich."

Joey stellte neugierig die Ohren auf. Mokuba holte Luft. „Joey, er -"
 

Er brach ab, da die Tür des Zimmers aufging. Kaiba betrat den Raum. „Mokuba, bist du fertig?" Seine Antwort bekam er, als er den Schwarzhaarigen und Joey auf dem Bett erblickte, zwischen ihnen eine Kekspackung. Er schloss die Tür hinter sich, lehnte sich an selbige und verschränkte die Armem und musterte die beiden.

„Ich sagte doch, dass du fertig sein sollst, Mokuba. Es ist schon spät."

Der junge Kaiba verzog den Mund. „Aber Seto, es ist doch Wochenende. Morgen ist Samstag."

Kaiba seufzte. „Mokuba, das diskutieren wir jede Woche aus. Du bist zwölf und es ist spät genug."

„Gemeinheit." Mokuba verschränkte ebenfalls die Arme und wandte sich beleidigt ab. Erneut seufzte Kaiba. Er stieß sich von der Tür ab, durchquerte den Raum und ging vor Mokubas Bett in die Hocke. Regelrecht nachsichtig strich er seinem Bruder über den Kopf. „Wenn du dreizehn bist, können wir drüber reden. Bleib meinetwegen noch zehn Minuten auf, aber dann geh ins Bett, verstanden?"

„Danke Seto", strahlte der Jüngere ihn an. Kaiba nickte und lächelte kaum merklich. Ein Lächeln, das Joey fast die Sprache verschlug. War das hier wirklich der Seto Kaiba, mit dem er sich in der Schule immer angelegt hatte?

„Schon gut", meinte Kaiba und erhob sich. „Gute Nacht Mokuba." Er drehte sich um und ging zur Tür. Er hatte die Klinke schon in der Hand, da wandte er sich noch einmal um. Sein Blick richtete sich auf Joey. „Möchtest du lieber hier bleiben oder mit zurückkommen?"

Joey zögerte und warf Mokuba einen unsicheren Blick zu. Der Kleine hatte eben doch noch etwas sagen wollen, doch Mokuba nickte ihm nur aufmunternd zu. „Geh nur, Joey. Gute Nacht."

Er nickte kaum merklich, erhob sich und sprang schließlich vom Bett. Doch bevor er auf Seto zuging, sah er Mokuba noch einmal durchdringend an. /Erzähl Kaiba nichts./

Der Schwarzhaarige erwiderte den Blick fest und deutete ein Nicken an. Er hatte verstanden. Sofort entspannte sich Joeys Haltung merklich, dann machte er kehrt und lief zur Tür, an der Kaiba auf ihn wartete.
 

oOo
 

Joey döste vor sich hin. Mittlerweile war es halb eins. Geräusche hinter ihm zeigten, dass Kaiba noch immer an seinem Laptop arbeitete. Joey blinzelte, um die Müdigkeit zu vertreiben. Als sein Verstand wieder soweit aktiv war, dass er klar denken konnte, wurde ihm klar, dass die Geräusche verstummt waren. Er hob den Kopf und sah sich um.

Kaiba war eben doch noch da gewesen ...

Sein Blick fiel auf den Laptop, an dem der Firmenleiter noch vor wenigen Minuten gearbeitet hatte. Das Elektrogerät stand aufgeklappt auf dem Nachttisch neben dem Bett. Die Tür des Bades öffnete sich und Seto kam im Schlafanzug ins Schlafzimmer.

/Dann hat er sich also umgezogen./ Joey ertappte sich zu seinem Entsetzen dabei, wie er es leicht bedauerte, dass Seto sich nicht in diesem Zimmer umgezogen hatte. /Das ist bloß die Müdigkeit./

Er beobachtete, wie der Kaiba sich ins Bett legte, jedoch so, dass er den Laptop auf seinen Schoß stellen und weiter arbeiten konnte.

Joey sah dem nur perplex und aus großen Augen zu. /Wie jetzt? Ist der noch ganz dicht? Der hat heute Abend mehr für seine Firma gemacht, als ich in den letzten Monaten für die Schule. Irgendwann dreht er noch wegen Überarbeitung durch.“

Kaiba sah auf, als er ein Knurren hörte. Joey starrte ihn böse an und Kaiba verharrte. „Was ist?", fragte er erstaunt. Nun starrte Joey knurrend auf den Laptop. /Mach das Ding aus und geh gefälligst schlafen!/

Kaiba sah von dem Gerät zu Joey und wieder zurück. „Was hast du denn gegen den Laptop? Ist er dir zu laut?" Joey murrte, Kaiba hob eine Augenbraue. „Soll ich ihn ausschalten?" Ein zustimmendes Jaulen folgte. Kaiba zögerte, bis er den Laptop mit einem Seufzen zuklappte und beiseite stellte.

„Ausnahmsweise. Entweder gewöhnst du dich daran oder du musst in Zukunft bei Mokuba schlafen.“ Joeys stellte die Ohren auf und neigte den Kopf. /Hättest du wohl gerne, was?/

Kaiba schüttelte den Kopf, streckte die Hand aus und schaltete die Nachttischlampe aus. „Schlaf, Joey.“

/Dir auch eine gute Nacht Kaiba/, spottete Joey, bevor er gähnte, sich in seinem Körbchen zusammenrollte und die Augen schloss. Eigentlich war es ja entwürdigend in so zu schlafen, aber immer noch besser, als auf dem Boden. (Das Körbchen war immerhin weich und nicht kalt.) Außerdem ... was war schon Würde? Die besaß er ohnehin nicht mehr.
 

Der Regen prasselte leise auf die Scheiben der Fenster und Joey spürte, wie seine Gedanken langsam abdrifteten und ihn der Schlaf übermannte. Das Unheil verkündende Grollen von draußen bekam er schon nicht mehr mit, sonst hätte er sicher nicht mehr an Schlaf denken können.
 

oOo
 

Mitten in der Nacht jedoch schreckte er auf. Ein greller Blitz zuckte über den Himmel, gefolgt von einem lauten Donner. Mit schreckensweiten Augen saß er kerzengerade in seinem Körbchen. Verstört sah er sich in dem ansonsten stockfinsteren Raum um, bis er wieder klarer wurde und sich darüber bewusst, dass dies hier schlecht seine Wohnung sein konnte. Doch diese Erkenntnis änderte leider nichts an der Tatsache, dass draußen noch immer ein extrem lautes, extrem heftiges und extrem schlimmes Gewitter am Gange war. Und das war weitaus schlimmer. Ein erneuter Donner ließ ihn zusammenzucken.

Joey hasste Gewitter, was möglicherweise darauf zurückzuführen war, dass, als er noch ein kleiner neunjähriger Junge gewesen war, im Park ein Blitz einen Baum gespalten hatte, auf dem er eine halbe Minute vorher noch gesessen hatte. Für einen Jungen seines Alters war es prägend gewesen, zu erkennen, nur durch einen glücklichen Zufall (der aus einem losen Schuh bestand, der ihm runter gefallen war, als er auf dem Baum saß) noch am Leben zu sein. Seither fürchtete er sich vor Gewittern, was er wohl zusätzlich den noch immer wiederkehrenden Albträumen zu verdanken hatte.

Also, was tun? Er lag verlassen - Korrektion - er saß zitternd wie Espenlaub in dem Körbchen und wusste weder ein noch aus. Ein weiterer lauter Donner und es war endgültig um ihn geschehen. Panisch sprang auf, das Bild einer lichterloh in Flammen stehenden Eiche vor Augen. Ein Blitz erhellte den Raum, zog die Schatten skurril in die Länge und Joey erblickte seine letzte Rettungsinsel. Kaibas Bett.

Er wollte jetzt keinesfalls zu Kaiba ins Bett springen, allein die Zweideutigkeit dieses Gedankens ließ ihm einen Schauer über den Rücken jagen. Er wollte unter Kaibas Bett und sich dort verkriechen. Sicher, es entsprach keinesfalls der Natur eines Joey Wheelers sich einfach zu verstecken, aber irgendwann hatte man(n) – oder Hund - seine psychische Belastungsgrenze erreicht. Schneller als er es jemals in diesem Körper und mit vier Pfoten geschafft hatte durchquerte er den Raum und kroch unter das Bett.

Wie Kaiba bei dem Lärm, den dieses extrem laute (extrem heftige und extrem schlimme) Gewitter draußen fabrizierte, überhaupt noch schlafen konnte, war Joey rätselhaft. Ihm selbst lag momentan nichts ferner als Schlafen. Beim nächsten Donner schloss er zitternd die Augen. Konnte das nicht endlich aufhören? Allerdings musste er zugeben - der Gedanke, dass Kaiba nur ein Stück über ihm in seinem Bett lag und von allem unbeeindruckt weiterschlief, beruhigte ihn etwas. Leider nicht stark genug, um ihn wieder einschlafen zu lassen. Dafür war seine Angst einfach zu groß. Erbärmlich, wenn man es genauer betrachtete. Er verkroch sich unter Seto Kaibas Bett, bloß weil er Angst vor einem Gewitter hatte. Aber das spielte jetzt auch keine Rolle mehr. Seinen letzten Rest Würde hatte er heute Nachmittag beim Baden verloren - was änderte das jetzt daran? Richtig - absolut gar nichts.

Seine Gedankengänge nahmen ein jähes Ende, als er hörte, wie sich die Tür vom Flur in dieses Zimmer leise öffnete.

„Seto?", erklang eine unsichere Kinderstimme.

/Das ist Mokuba./ Joey robbte ein Stück nach vorne.

„Seto", wiederholte Mokuba, nun eindringlicher und deutlich flehender. Joey spürte, wie Kaiba sich im Bett über ihm bewegte.

„Seto." Joey hörte kleine Schritte zögerlich näher kommen.
 

Schon wieder ein Blitz, gefolgt von einem durchdringenden Donner. Joey, der noch ein Stück weiter nach vorne gerutscht war, hätte schwören können, Mokuba sei zusammengezuckt. Anscheinend hatte er auch Angst vor Gewitter.

„Seto!“

„Mokuba?" Kaiba schien endlich wach geworden zu sein. Joey sah es nicht, aber er meinte zu spüren, wie Seto sich aufsetzte. „Was ist denn los?"

„Ich kann nicht schlafen ..."

Die Nachttischlampe wurde angeschaltet und erhellte den Raum. Ein leises Schiefen war zu vernehmen. „Komm her", sagte Kaiba leise. Mokuba schniefte erneut, bevor er langsam auf das Bett zutapste und sich, wie Joey spürte mit drauf setzte.

/Was Kaiba jetzt wohl macht?/, fragte Joey sich und hob leicht den Kopf an. Doch seine Frage wurde beantwortet, als das Schniefen Mokubas zum dritten Mal, jetzt jedoch gedämpft erklang. Joeys schlickte. /Er hat Mokuba in den Arm genommen. Er hat – Moment, was bin ich so überrascht? Mokuba ist sein kleiner Bruder und braucht Trost. Ich würde bei Serenity dasselbe tun./

Ein Grollen erklang und Joey zuckte zusammen, vergrub den Kopf unter seinen Pfoten. /Erstens - dummes Gewitter. Zweitens - wann hört das auf?! Drittens - scheiß Gewitter! Viertens - ich will nicht mehr. Fünftens - abscheuliches Gewitter! Wiederhole ich mich? Sechstens ... warum umarmt mich keiner? Können Hunde auch schniefen?/

Warum hatte er auch so eine alberne Angst vor Gewitter? Jetzt wurde er sogar schon sentimental. Ein Joey Wheeler wurde niemals sentimental. Oder vielleicht dorch?

„Du Seto?"

„Hm?"

„Wo ist eigentlich Joey?" Kaiba sah zu dem Körbchen, in dem Joey lag - oder vielmehr liegen sollte. „Ich weiß es nicht.“ Auch Mokuba sah sich nun im Zimmer um. „Die Tür war zu, als gekommen bin, er muss noch hier sein." Sie hielten inne, als ein kaum hörbares Fiepen erklang.

„Ich glaube, das kam von ... unter deinem Bett." Mokuba sprang vom Bett, kniete sich hin und warf einen Blick darunter. „Joey?!" Er hob den Kopf und sah seinen Bruder fassungslos an „Seto, er ist wirklich unter dem Bett!"

„Ach ja?" Zu Joeys Verblüffen erschien neben Mokubas Kopf nun auch Kaibas. Anscheinend hatte er sich ebenfalls vors Bett gekniet. Joey legte trotz seiner eigentlichen Angst den Kopf schief. /Was starrt ihr mich so an? Noch nie jemanden gesehen, der sich vor Angst unter einem Bett versteckt?/

„Ich nehme an, er hat ebenfalls Angst vor Gewitter", sagte Kaiba nachdenklich. „Da hast du einen Leidensgenossen, Mokuba."

„Und wie kriegen wir ihn dazu, dass er nicht dort ünernachtet?", fragte der Mokuba leise.

/Gar nicht. Ich komme erst wieder raus, wenn das Gewitter vorbei ist!/

„Da gibt es offenbar nur eine Alternative.“ Kaiba wirkte ernst, als er dies sagte und beugte sich vor. „Joey, wenn du jetzt gehorchst und herkommst, darfst du heute Nacht auch bei Mokuba und mir mit im Bett schlafen."

In Joeys Augen lagen Misstrauen und Argwohn. /Wie bitte? Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt oder? Ich bei ihm - bei ihm?! Ehrlich, wo ist der echte Kaiba und was habt ihr mit ihm gemacht? Oder aber - klar, ich träume. Das hier kann doch nur wieder ein verquerer Traum sein./ Er knurrte leise. /Okay, der Kratzer tat weh und ich werde sicher noch 'ne Zeit lang was davon haben. Aber wenn das kein Traum ist, dann - na gut. Er ist der wahre Seto Kaiba und es ist die Realität. Und je länger ich darüber nachdenke, desto verlockender wird dieses seltsame Angebot .../

Waren derartige Gedanken normal?

Mitnichten.

Dürfte er vergleichbares normalerweise denken?

Sicher nicht.

War er momentan normal?

Auf gar keinen Fall.

/Also ... darf ich doch auch abnormal denken und handeln ohne mich rechtfertigen zu müssen. Ha, gutes Argument! Und wie sagt Yugi doch immer: Hör auf dein Herz! Na schön, eigentlich sagt er immer: Hör auf das Herz der Karten!, aber wenn man ein paar Wörter verdreht oder weglässt, kommt es auf Dasselbe hinaus. So Joey Wheeler, und jetzt verschwende deine Zeit nicht mit sinnlosem Denken über richtig oder falsch, sondern tu es einfach: Hör auf dein verwirrtes Hundeherz, sei seltsam und ungewöhnlich und hör zur Abwechslung mal auf Kaiba. Joey Wheeler ist schließlich jemand, der erst handelt und dann denkt. Joey Wheeler ist auch jemand, der entgegen den Erwartungen anderer handelt und dieses Mal eben auch entgegen seinen eigenen Erwartungen. Und jetzt hör verdammt noch mal mit diesem sich ewig in die Länge ziehenden inneren Monolog auf – Kaiba und Mokuba gucken schon so seltsam - und tu endlich etwas! Jetzt wird Joey-Wheeler-Like gehandelt!/

Stück für Stück rutschte er auf Kaiba und Mokuba zu, die sich ebenso langsam zurückzogen, damit er Platz hatte. Vorsichtig streckte Joey die Nase ins Freie und schnüffelte geistesgegenwärtig, dann, nach einigem mit sich

Ringen, folgte der ganze Kopf. Argwöhnisch sah er sich um und kam dann gänzlich unterm Bett hervor.

„Glückwunsch Joey", lache Mokuba und strich ihm über den Kopf. Joey schenkte ihm einen giftigen Blick.

/Tu nicht so, als wäre ich der einzige von uns, der Angst vor Gewitter hat. Dir ging es bis eben fast genauso. Außerdem kannst du dir diese Hundetonfall-Nummer sparen - selbst Kaiba redet nicht in dem Tonfall mit mir!/

„Und jetzt", Mokubas Grinsen wurde eine Spur breiter, „darfst du bei Seto und mir mit im Bett schlafen.“

Joey schluckte. Die Betonung von Mokuba wollte ihm ganz und gar nicht gefallen. Der Schwarzhaarige kroch schnell ins Bett und unter die Decke. Er klopfte neben sich auf die Matratze. „Na komm, Joey. Sei ein braver Hund.“

Joey wusste nicht, ob er wütend oder verunsichert sein sollte, angesichts der Aufforderung. Argwöhnisch schielte er zu Kaiba, der noch immer neben ihm hockte.

Der Leiter der Kaiba Corporation fuhr sich durch die Haare. „Geh schon.“ Mit diesen Worten erhob er sich, umrundete das Bett und legte sich hin. Mokuba klopfte erneut neben sich auf das Bett. „Na los, Joey. Oder willst du da Wurzeln schlagen?"

Joey zögerte. Er war hin und her gerissen. Ein Teil von ihm wehrte sich, im selben Bett wie Kaiba zu schlafen, ein anderer drängte ihn geradezu genau das zu tun, denn die Aussicht, dem Gewitter und der Einsamkeit zu entkommen war tatsächlich mehr als verlockend. Schließlich warf er alle Bedenken von sich. Er war nicht umsonst ein Wheeler und zu deren Eigenarten gehörte es, gegen alle Erwartungen und gewöhnlichen Prinzipien zu handeln. Elegant holte er Anlauf und sprang auf das Bett (allmählich fiel es ihm leichter, seinen Leihkörper zu steuern) und setzte dann ganz langsam eine Pfote vor die andere, bis er zwischen Kaiba und Mokuba stand und lange auf sie hinab blickte. Behutsam ließ er sich nieder und legte den Kopf auf die Vorderpfoten. Mokuba schmiegte sich an sein weiches Fell und seufzte zufrieden. „Gute Nacht Joey, Nacht Seto", nuschelte er noch, dann wurde sein Atem rasch regelmäßig.

Joey atmete tief ein und aus, seine Gedanken wanderten zurück. Er dachte an das ernste Gesicht von Mokuba zurück, als er vor Stunden mit ihm geredet hatte. /Der Junge ist manchmal echt zu erwachsen für sein Alter/, dachte er und lauschte dem Atem des Jüngeren. Dann fiel sein Blick auf Kaiba. Der Größere hatte ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. Nun musterte er Mokuba, bevor sein stechender Blick sich selbst in der Dunkelheit des Zimmers beunruhigend in seinen bohrte. Er öffnete den Mund und seine Stimme klang geradezu befremdlich vertraut in der Stille des Zimmers. „Es ist gut, dass du jetzt zur Familie gehörst."

Joey stockte, Sekunden verstrichen, bevor der Sinn der Worte sich ihm gänzlich erschloss. /Familie?/

Dann war der Blickkontakt gebrochen und Kaiba schloss die Augen. Joeys wusste nicht, wie viel Zeit verging, doch schließlich wurde auch sein Atem länger und regelmäßiger.

/Ich gehöre zur Familie?/, dachte er und war noch immer erstaunt. /Ist ja nicht wahr./ Er bettete seinen Kopf wieder auf die Vorderpfoten. /Eine richtige Familie, was?/, war das Letzte, was er dachte, bevor auch er einschlief. Das Donnern, welches immer noch von draußen ins Haus drang, machte ihm jetzt nichts mehr aus. Er war bei seiner Familie.
 

oOo
 

Am nächsten Morgen erwachte er durch das zunehmende Hungergefühl, das seinen Magen malträtierte. Irritiert sah er sich um. Er lag noch immer in Kaibas Bett, allerdings war es jetzt bis auf ihn leer. Die beiden Kaibabrüder waren offensichtlich schon wach. Es war kaum verwunderlich, wie Joey mit Blick auf die Uhr feststellte, denn die Digitalanzeige ging bereits auf die Zwölf zu, während draußen vor den Fenstern die Vögel zwitscherten. Er wandte den Kopf, als er ein Geräusch von der anderen Seite des Zimmers vernahm. Kaiba saß auf dem Sofa und hatte soeben seine Kaffeetasse auf den Glastisch gestellt. „Bist du also auch mal wach?"

Joey erhob sich mühselig, streckte sich ausgiebig, sprang dann vom Bett und schüttelte den letzten Rest Müdigkeit ab, bevor er anschließend auf Kaiba zuschritt. Gähnend blieb er vor dem Größeren stehen. Kaibas Mundwinkel hoben sich kaum merklich, dann deutete er neben das Sofa auf den Boden. Dort stand ein Teller mit Resten. Kaiba erhob sich. „Lass es dir schmecken, ich bin in der Firma.“

Joeys Ohren stellten sich auf und sein Kopf schnellte herum. /Noch mehr Arbeit?!/ Knurrend fixierte er den Kaiba, der bereits im Begriff war, das Zimmer zu verlassen, jetzt jedoch innehielt und sich verwundert umdrehte.

„Was ist denn?", fragte er, die Reaktion seines Hündchens nicht begreifend.

Joey bellte genau fünf Mal. /Mach mal eine Pause!/

Kaiba kam wieder näher und ging schließlich vor Joey in die Hocke. „Tut mir leid, zu meinem Bedauern verstehe ich doch nicht. Möchtest du etwa mit? Ich bezweifle, dass es dir dort gefallen wird."

/Nein!/, dachte Joey, brach jedoch ab und dachte nach. /He, warum eigentlich nicht? So kann ich ihn notfalls mit Gewalt daran hindern, zuviel zu arbeiten und sehe außerdem endlich einmal seine Firma von innen.“ Er bellte einmal zustimmend. Schmunzelnd schüttelte Kaiba den Kopf. „Du bist außergewöhnlich, wirklich. Aber bitte, wenn du darauf bestehst. Friss auf, ich warte.“ Er strich Joey kurz über den Kopf, bevor er sich erhob und nun endgültig den Raum verließ. /Na bitte!/, dachte der Blonde triumphierend und widmete sich seinem Frühstück. Als der Teller blank und er selbst satt war richtete er sich wieder auf. Er war bereits im Begriff, das Zimmer zu verlassen, als sein Blick auf die Kommode neben der Tür fiel. Selbst von seiner Position aus konnte er den Brief sehen, den Kaiba am Vorabend dort abgelegt hatte.

Seine Augen blitzten auf. /Den Brief hätte ich beinahe vergessen. Ich wollte doch wissen, was Marik und Bakura geschrieben haben und was Kaiba gestern die gute Laune beschert hat./ Schleichend, als befürchtete er, Kaiba könnte jeden Moment zurückkehren und bemerken, was er im begriff war, zu tun, näherte er sich der Kommode. Er war zwar mit seinem derzeitigen Körper nicht übermäßig groß, wusste sich allerdings zu helfen. Er stellte sich auf die Hinterbeine, stützte sich mit den Vorderpfoten am Holz ab und beugte sich über die Ablage. Seine Augen weiteten sich, als er den relativ kurzen Brief las. Sprachlos starrte er auf das Blatt. /Deshalb die gute Laune?! Nur deshalb? Kaiba, du bist echt mehr als seltsam./

Er ließ sich wieder auf aller Viere sinken und verließ den Raum, durchquerte das angrenzende Arbeitszimmer und betrat den Flur. Es wunderte ihn nicht einmal mehr, dass Zufriedenheit wie eine warme Flamme in seiner Brust loderte. /Wenn das so ist, Seto Kaiba, dann gehöre ich tatsächlich gerne zu deiner Familie. Solange ich kann./
 

Und während er die Treppe zur Eingangshalle herunter sprang, wo Kaiba ihn bereits erwartete, lag in dem Schlafzimmer des Firmenleiters auf der Kommode ein weißes Stück Papier neben einem ebenso weißen Umschlag mit der Aufschrift An Kaiba, das bei zwei Personen so große Wirkung mit seinem vergleichbar geringen Inhalt erzielt hatte.
 

Denk nicht einmal daran, dir jemand anderen zum Streiten zu suchen, Kaiba. Ich bin bald wieder da, verlass dich drauf!
 

Joey



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Kommentare zu diesem Kapitel (35)
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Von:  lilac
2013-09-04T20:02:35+00:00 04.09.2013 22:02
Der Brief ist echt toll.
Ich mag auch total gerne wie du Mokuba beschreibst ...er ist einfach so süß.
Von:  Yamis-Lady
2008-06-13T21:18:01+00:00 13.06.2008 23:18
yay, der brief ist toll XDD
*hihii*

die szene mit 'unter dem bett verstecken' ist voll goldig >///<
und wie moki ihn dann auffordert, zu seto ins bett zu kommen *g*

zuckersüß ^~^
Von:  Freyaria_Fire
2008-01-27T12:42:53+00:00 27.01.2008 13:42
Cool! Dass so ein Brief Seto Kaiba, einmal
glücklich machen könnte.

Mach weiter so! Dein Flammnegirl0303
Von: abgemeldet
2007-08-12T19:29:22+00:00 12.08.2007 21:29
Kapitel 11 ist ja wirklich lang geworden! *grins*

Echt genial!

Und du hast es mit dem Brief so lange hingezogen! *gespannt war*

Total spannend, richtig geil! *schmacht*

Hast du super hinbekommen! ^.^b

Das hat mir an dem Kapitel am Besten gefallen! *ehehehe*

Na dann kann ich mal wieder gespannt auf das nächste Kapi schielen! *smile*

by by

Mimi
Von: abgemeldet
2006-12-27T20:45:52+00:00 27.12.2006 21:45
Mokuba ist doch gemein. Weiß von Anfang an wer Joey ist und will ihm trotzdem Hundefutter geben!!!
Aber zum Kapi: Das war bis jetzt das süßeste von allen. Vor allem der Brief war niedlich^^
Bzw. die Notiz! Aber genug geschwafelt, ich hab noch einige Kapis vor mir!
eLGe
Von:  bebi
2006-12-16T23:49:22+00:00 17.12.2006 00:49
Tolles Kapi! So süß mit dem Gewitter. Und was Mokuba wohl noch sagen wollte? ;)
Ich muss gleich weiter lesen sonst geh ich hier zu grunde.;)
Von:  Legolas
2005-12-29T10:32:01+00:00 29.12.2005 11:32
M-mehr? *lieb guck* das steinchen will wissen wie es weitergeht. *goldie blick aufsetz* *g* Schließlich befindet sich Joey imm noch in der form meines einen spitznamens....Golden Retriever Welpe Goldie...
Von: abgemeldet
2005-12-20T14:59:12+00:00 20.12.2005 15:59
Oh wie genial!
Echt knuffig^^ Moki gefällt mir (*g*).
Und Joey gehört zu Kaibas Family... hach *smnile*
Yeah, mach schnell weiter!!
(Schreib mir ne ENS, ja? *liebschau*)

xxx, dat Sherry
Von: abgemeldet
2005-12-19T00:04:35+00:00 19.12.2005 01:04
Ich bin eigentlich kein Yu-Gi-Oh-fan, aber ich glaub, ich änder meine Meinung bald... Zumindest Seto & Joey find ich jetz schon GEILO!!! *grins* Hab mir alles auf einmal durchgelesen... WOW!!! Deine Fantasie hätt ich gern... dis is voll süß!!! Besonders, dass beide so happy über den Inhalt des Briefes sind! ^^ Hoffe, du kriegst jetz keinen Anfall, dass ich hier auch'n Kommi hinterlass... keine Sorge, der wird nich so lang! *grins* Sorry nochma für die beiden monsterlangen zu deinen Shaman King-Fanfics... O_ö°
Von: abgemeldet
2005-12-11T13:11:47+00:00 11.12.2005 14:11
hey!!!!!!!!
ich find deine fanfic so geil!!!!!
ich würd mich echt freuen, wenn du mir eine ens schreibst wenns weiter geht!!!!!!!!^^
muss dir doch dann n kommi schreiben!!!!!

bye Attentat ^^ *knuddel*


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