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Der Hogwartsball

von

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Nachtspaziergänge und Verwirrung

Der Hogwartsball
 

Teil: 1/wahrscheinlich 3

Kapiteltitel: Nachtspaziergänge und Verwirrung

Widmung: meiner Sis Sue Black

Autor: Darc Angel

Inhalt: Harry ist verwirrt wegen dem Verhalten der Mädchen, er weiß nicht, was er davon halten soll.

Disclaimer: Die Figuren gehören leider nicht mir, sondern Joanne K. Rowling!
 

Müde schleppte der Teenager sich, seine Bücher unter dem Arm tragend, hinauf in die oberste Etage des Turmes. Es war schon längst nach Mitternacht, genau wie in den letzten Tagen, als er hier hinauf gegangen war. Durch die paar Kerzen an den Steinwänden fiel ein bisschen Licht auf die alten Stufen und ermöglichten einem die Orientierung. Doch er würde den Weg genauso gut im Dunklen finden. Er kannte diesen Teil des Schlosses in und auswendig. Die ganzen letzten sechs Jahre war er immer und immer wieder hier gewesen. So genoss er die Stille der Nacht sichtlich, auch wenn ihm die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben war, und er seine Augen kaum noch aufhalten konnte. Leise betrat er den Schlafsaal der Siebtklässler. Das vertraute leise Schnarchen von Neville drang seit langem nicht mehr in seine Ohren, denn der hatte damit aufgehört, und so erfüllte nur das leise, gleichmäßige Atmen seiner vier Zimmerkameraden den Raum. Er schlich sich zu seinem Bett neben dem großen Fenster, legte seine Sachen auf den Stuhl und sah hinaus. Wenige Sterne leuchteten an dem sonst mit Wolken verhängten Himmel und der Mond war überhaupt nicht zu sehen. Der Wind blies laut gegen das Fenster und er sah wie sich die Äste der Peitschenden Weide im Wind wogen und erinnerte sich noch zu gut daran, wie er ihnen einige Male nur um Haaresbreite entkommen war.

Müde drehte Harry sich um, entkleidete sich und stieg in das vorgewärmte Bett. Er zog die Vorhänge zu und war in wenigen Sekunden eingeschlafen.
 

Früh am nächsten Morgen weckte ihn seine innere Uhr. Er konnte es sich nicht leisten lange zu schlafen, auch wenn er erst ein paar Stunden im Bett lag. Wie jeden Morgen weckte er Ron, dem er versprochen hatte dies zu tun. Er zog die Vorhänge bei Seite und rüttelte ihn wach. "Hey, aufstehen, Ron!", flüsterte er, damit die anderen nichts von ihren frühen Machenschaften mitbekamen. "Noch fünf Minuten, Mama!", nuschelte der Rotschopf. Obwohl sie schon längst einen Monat hier waren, schien er sich immer noch nicht ganz an das frühe Aufstehen gewöhnt zu haben.

Einmal hatte Harry ihn nicht geweckt, weil er nach drei Versuchen immer noch schlief, dafür hatte er sich den ganzen Tag über Rons Strafpredigten und seine vorwurfsvollen Blicke antun müssen. Um dies zu verhindern, rüttelte er ihn immer weiter und spritzte ihm am Schluss mit seinem Zauberstab Wasser ins Gesicht. "Ey!" Sofort saß er kerzengerade im Bett und sah den Übeltäter aus kleinen funkelnden Augen an. "Ließ sich nicht verhindern!" Harry zuckte mit den Schultern und schmiss seinem Freund seine Sachen aufs Bett. "Hier zieh dich an. Wir warten unten auf dich!" Mit den Worten schlich Harry leise aus dem Saal und ging die vielen Treppenstufen des Turmes runter bis zum Gemeinschaftsraum. Vor dem warmen, knisternden Feuer saß Hermine bereits mit einem schnurrenden Krummschwanz auf dem Schoß. "Morgen, Harry!", gähnte sie und streckte sich, "Ist Ron wach?" Harry ließ sich neben sie auf einen der roten Sessel fallen. "Nach dem ich ihn mit Wasser bespritzt habe, nehme ich an, dass er gleich hier unten stehen wird!" Auch er gähnte herzhaft. Wie gerne würde er sich einfach wieder ins Bett legen und genauso lange schlafen wie die anderen. Doch das ging nun mal nicht und zwar aus zwei Gründen nicht. Einmal...

"Morgen!", nuschelte Ron. Er hatte eine Falte über der linken Wange und seine Augen waren noch sehr klein. "Kommt, lasst uns gehen. Es wird Zeit, Harry!" Die beiden standen auf und machten sich auf den Weg zum Portrait der fetten Dame. Diese war wie jeden Morgen schlecht gelaunt, da die drei sie mal wieder weckten. "Könnt ihr nicht mal ein bisschen länger schlafen!", maulte sie ihnen schlaftrunken hinterher. Harry kramte die noch leere Karte des Rumtreibers aus seiner Manteltasche und flüsterte die Worte: "Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin!" Sofort zogen sich feine Linien über das alte Pergament und die Gänge, Räume und Personen von Hogwarts zeichneten sich darauf ab. Auf ihrem Weg befand sich im Moment noch niemand, doch zur Sicherheit belegten die drei sich mit einem Unsichtbarkeitszauber, den sie irgendwann in einem der Bücher in der verbotenen Abteilung der Bücherei entdeckt hatten.

Wie jeden Morgen eilten sie durch die Gänge bemüht leise, falls Filch oder Mrs. Noris ihnen doch irgendwann in den Weg kamen. Aber heute war dies nicht der Fall ohne Probleme gelangen sie zu dem Wasserspeier, dem Eingang zu Dumbledores Büro. "Feuerzungen!", kam es aus Hermines Mund und sofort sprang der Brunnen zur Seite und eine Geheimtür öffnete sich dahinter. Sie betraten die sich nach oben windende Treppe und warfen einen letzten Blick auf die Karte. Niemand war in der Nähe, der sie hätte sehen können und so flüsterte Harry die Worte, welche den Inhalt der Karte wieder verriegelten: "Unheil angerichtet!" und schon hielt er wieder ein einfaches Stück Papier in der Hand, das er wieder in seinen Mantel steckte. Dumbledore würde ihnen die Karte wahrscheinlich nicht abnehmen, aber gefallen würde es ihm wahrscheinlich genauso wenig, deswegen steckte er sie lieber weg.

Oben angekommen klopfte Ron. Drinnen rührte sich nichts. Er klopfte noch mal. Allmählich drangen Geräusche an ihre Ohren und kurz darauf wurde die Tür geöffnet. Ein völlig verschlafener Dumbledore stand in einem mit sternenübersäten Nachthemd und Bommelmütze vor ihnen. Der Rothaarige verkniff sich sein Lächeln. "Oh, ihr seid es. Ist es denn schon so spät?" Der Direktor ließ sie herein. "Guten Morgen.", entgegneten die drei etwas verlegen. Mit einem leichten Schwung seines Zauberstabes hatte der Älteste von ihnen wieder seinen Zauberumhang und Zauberhut an. "Setzt euch!", er deutete auf die drei Stühle gegenüber von seinem Schreibtisch, holte ein seltsames Gerät aus seinem Schrank und setzte sich selbst.

Auf den ersten Blick sah es aus wie ein misslungenes Kunstwerk. Eine alte Kristallkugel auf der eine Art Glasscheibe befestigt war. Doch das war nur eine Täuschung. Mit diesem Teil kommunizierten sie jeden Morgen mit einem Mitglied des Phönix Ordens, je nachdem, wer gerade im Hauptquartier war. So erfuhren sie stets die neusten Nachrichten und wurden auf dem Laufenden gehalten. Denn in den letzten Sommerferien waren die drei endlich in den Orden aufgenommen worden, da Harry wohl oder übel laut der Prophezeiung der Einzige war, der je stärker als Voldemort sein würde, und die drei ihnen doch eine gewisse Hilfe sein konnten. Außerdem waren sie laut Zauberalter ja auch schon volljährig und Harry hatte keinen Vormund mehr, der ihm verbieten konnte, dort dran teilzunehmen und die anderen ließen ihn gewähren. Daraufhin hatten natürlich auch seine beiden Freunde darauf bestanden mitmachen zu dürfen, da Harry es ihnen eh erzählen würde, hatten die anderen Mitglieder nachgegeben und sie schließlich aufgenommen.

Man musste einen geheimen Zauberspruch auf das Gerät legen, seine Hand dann auf die Scheibe drücken, in dem Inneren der Kugel schleuderten dann Blitze gegen die Wände und die Hand, denn nur wenige festgelegte Personen konnten dieses Ding benutzen und zu diesen gehörten sie dank Dumbledore. Es fühlte sich komisch an, wenn diese Blitze einem in die Hand schossen und in das Nervensystem eindrangen, um zu testen, ob es auch die richtige Person war. Falls dies nicht der Fall war, würde die Person für einige Tagen in eine Art Starre gesetzt. Anschließend musste man ein weiteres Passwort sagen, dann verschwand das eigene Spiegelbild, das man an der Kugelwand vorher gesehen hatte und Nebel bildete sich um die Blitze herum. Diese verschwanden schließlich und mit einem leisen Popp erschien ein anderer Kopf in der Kugel.

Auf der ganzen Welt gab es wahrscheinlich nur zwei dieser Geräte. Das eine stand in Dumbledores Büro und das andere in dem Hauptquartier, das sich längst nicht mehr im alten Haus der Blacks befand, worüber Harry insgeheim froh war.

Er würde es nicht ertragen ständig an die schöne, aber kurze Zeit mit Sirius erinnert zu werden. Und er dürfte keine Schwäche zeigen, er musste stark werden, obwohl Dumbledore meinte, dass seine Schwäche, seine Liebe gegenüber den anderen, seine größte Stärke war, irgendwie verstand er das allerdings immer noch nicht.

Hermine hatte heute ihre Hand auf den dafür vorgesehenen Platz gelegt, in der Kristallkugel, die denen in Professor Trelawneys Zimmer überhaupt nicht ähnlich sah, wühlten noch immer die blauen Blitze, während Lupins blasses Gesicht, nach deren verschwinden, erschien. "Guten Morgen ihr vier!", begrüßte er sie anscheinend überhaupt nicht müde. "Morgen, Remus. Gibt es irgendwas Neues?", platze Ron auch sofort heraus. "Nein. Letzte Nacht war überhaupt nichts los. An keinem Punkt der Welt leuchtete das Dunkle Mal am Himmel und auch sonst ist uns überhaupt nichts aufgefallen. Das war eine schöne Abwechslung, nur wird es wohl nicht so bleiben!", er seufzte kurz, "ihr seht müde aus, ihr solltet euch mehr ausruhen!" Der Blond-Grauhaarige schaute den dreien in die Gesichter. "Ach das ist nicht weiter schlimm. Hauptsache es passiert nichts Schreckliches!", meinte Hermine und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken, was ihr ziemlich gut gelang.

"Hat Severus etwas neues herausgefunden?", fragte der Mann in der Kugel und drehte seinen Kopf zu Albus. Am Anfang des Schuljahres hatte diese Frage Harry nicht gefallen, denn er mochte den Lehrer für Zaubertränke noch immer nicht, und es hatte ihm gar nicht in den Kram gepasst, dass sie auf ihn angewiesen waren. Doch Dumbledore vertraute ihm und er musste sich wohl mal endlich daran gewöhnen, dass der auf seiner Seite war, auch wenn die Vorstellung nicht toll war Seite an Seite mit dem Mann zu kämpfen. Ihr Schulleiter schüttelte den Kopf. "Nein, hat er nicht. Letzte Nacht war kein Treffen. Irgendwie beunruhigt mich das!" Lupin sah sie an. "Das hört sich wie die Ruhe vor dem Sturm an, wir sollten vorsichtig sein. Das gilt besonders für dich, Harry!" Er sah ihm tief in die Augen. Doch der Schwarzhaarige war diese Sätze leid, er wusste, dass sich sämtliche Leute um seine Gesundheit sorgten, doch er war längst alt genug, um selbst entscheiden zu können, was für ihn am besten war. Der Satz, den er in seinem ganzen Leben wohl am meisten gehört hatte, hieß wohl, dass er sich nicht in Gefahr stürzen und vorsichtig sein sollte.

Mürrisch stand er auf. "Ich weiß, ich weiß. Kommt ihr? Ich habe Hunger! Bis morgen.", sagte er und ging in Richtung Tür ohne sich noch einmal umzudrehen. Das stimmte nicht, er hatte keinen Hunger, aber er hatte absolut keine Lust sich jetzt mit Lupin über dieses Thema zu streiten. Er hörte Stühle rutschen, seine Freunde verabschiedeten sich von Professor Dumbledore und eilten ihm nach die Treppe runter.
 

Hermine und Ron sprachen Harry nicht mehr auf das Thema an. Sie wussten aus Erfahrung, dass er aufgebracht und wütend antworten würde. Jeder hatte schließlich Punkte, auf die er gereizt reagierte. Bei Hermine waren es meistens Schulsachen, die sie sehr ernst nahm. Bei Ron waren es die nachgetragenen Klamotten seiner Brüder. So ließen sie Harry in Ruhe.

Nachdem der Wasserspeier wieder auf seinem Platz stand, verabschiedete sich der Rothaarige von den beiden. "Wir sehen uns beim Frühstück!" und ging in Richtung des Gemeinschaftsraums, während die zwei ihrer Pflicht nach in die andere Richtung gingen. Als Schulsprecher war es ihre Aufgabe für Ruhe und Ordnung zu sorgen. So gingen sie jeden Morgen nach ihrem Treffen mit Dumbledore durch die Gänge und scheuchten vereinzelt Schüler wieder in ihre Gemeinschaftsräume, da um diese Zeit noch niemand auf den Fluren sein sollte. Ron währenddessen legte sich immer noch mal ins Bett und stand dann später mit Dean, Seamus und Neville auf, als hätte er die ganze Nacht durch geschlafen.

Harry hatte sich schon öfter gefragt, warum gerade er und Hermine Schulsprecher geworden waren?! Sie waren beide in Gryffindor, was schon seltsam war, denn normalerweise, kamen die zwei Schulsprecher aus unterschiedlichen Häusern. Dass es ein Mädchen und ein Junge war, war üblich. Die beiden hatten die Vermutung, dass sie extra wegen Voldemorts Kriegzügen von Dumbledore ausgewählt wurden. Er, Harry, war sein schlimmster Feind und würde ihn entweder besiegen oder dabei sterben. Er hatte es mehrere Male geschafft ihm zu entkommen und ihn am Zurückkommen gehindert. Also war er so was wie ein Bild der Hoffnung für die ganze Welt, somit auch für Hogwarts, seine Lehrer und Schüler. Hermine dagegen war eine Muggelstämmige, ein Schlammblut in vielen Augen. Sie gehörte zu denen, die Voldemort auslöschen wollte, zu denen, die es in seinen Augen nicht Wert waren zu leben, geschweige denn zaubern zu dürfen. Sie stand wohl auch für den Widerstand. Außerdem waren Harry und Hermine Freunde. Dieses Band durfte niemals gebrochen werden. Wenn sich die reinblütigen mit den Muggelstämmigen vereinten, würden sie eine größere Chance haben zu gewinnen. Die Freundschaft musste standhalten. Sie konnten sich kaum einen anderen Grund denken. Es würde zu Dumbledore passen, sie aus diesen Gründen genommen zu haben. Er hatte Harry ja damals nur nicht als Vertrauensschüler genommen, weil er gedacht hatte, Harry würde dem Druck nicht standhalten, weil er ja schon so viel um die Ohren hatte. Doch er hatte sich geirrt und es zugegeben. Jetzt waren die beiden Schulsprecher.

Sie trennten sich an der Treppe nicht. Sie gingen immer nur zusammen. Harry holte die Karte wieder aus seiner Tasche und rief sie auf. Wenn sich irgendein Punkt, mit dem Namen eines Schülers, außerhalb seines Schlaf- oder Gemeinschaftsraumes befand, so würden sie ihn oder sie zwei, denn meistens waren es Paare, die sie in versteckten Winkeln aufgabelten, wieder zurück bringen. Es hatte wahrscheinlich noch keine Schulsprecher gegeben, die so viele Schüler allein im ersten Monat erwischt hatten, wie sie. Denn sie hatten die Karte des Rumtreibers, ihren guten Freund.

Doch wenn sie die ganzen Schüler immer fanden und wegscheuchten, mussten sie sich höchstens an ihre Vergangenheit erinnern. Wie oft waren sie durch die Gänge geschlichen, aus dem Schloss raus, durch verbotene Wege, wie den Verbotenen Wald und Geheimgänge oder hatten Hagrid besucht. Nur der Unterschied war, dass sie so gut wie nie entdeckt wurden, denn sie hatten den Tarnumhang gehabt, unter den sie zu dritt schon längst nicht mehr passten. Dafür konnten sie ja jetzt auch ohne ihn unsichtbar werden. Aber was half es den anderen Schülern das zu werden. Sie wären trotzdem auf der Karte drauf und würden entdeckt werden. Natürlich erwischten sie nicht alle Schüler, was einmal daran lag, dass sie schlecht an fünf Orten gleichzeitig sein konnten und zum anderen daran, dass sie gar nicht alle erwischen wollten. Einmal wären sie fast über Ginny und Dean gestolpert, waren aber umgekehrt, bevor sie die beiden hatten sehen können. Diese Ausnahme machten sie bei den Slytherins natürlich nicht. Diese schlichen sich extra, um sie zu ärgern, im Schloss herum und spielten ihnen Streiche, wenn sie dann aber von Misses Norris Filch entdeckt wurden, bekamen sie gewaltigen Ärger und versuchten es nur noch sehr selten.

Harry genoss das Sonderrecht abends, nachts und frühmorgens auf den Gängen umher irren zu dürfen. Nur durften sie Ron nie mitnehmen, weil der, sonst Ärger bekommen würde und wenn er unsichtbar oder unter dem Tarnumhang war, klappte es auch nicht, da sein Name ja auf der Karte stand und als Dumbledore ihnen einmal so begegnet war, hatte er ihnen gesagt: "Ihr beiden macht eure Arbeit gut. Aber versucht es nicht zu dritt, denn das würde dem Dritten nur Probleme bringen." Sie waren sich sicher, dass er die Karte und auch Rons Namen neben ihnen gesehen hatte, doch er schien das nicht zugeben zu wollen, sondern verschwand wieder. Sie hatten daraufhin ein Gespräch mit Ron geführt und Hermine hatte ihn schließlich dazu gebracht nicht mehr mit auf ihre Streifzüge zu gehen: "Sonst gehen wir auch ohne dich zu Dumbledore!" Etwas beleidigt, dass Harry ihn nicht verteidigt hatte, stimmte er zu und kam von da an niemals mehr mit.

Sie kamen unten in die Große Halle. Dort am Anschlagbrett hingen zwei große Zettel, auf denen mit tanzenden Lettern geschrieben war: 31. OKTOBER HOGWARTSBALL. "Ein Ball?", fragte Harry erstaunt, "das einzige Mal, wo wir hier einen Ball hatten, war zur Zeit als die Durmstrangs und Beauxbatons hier waren, während des Trimagischen Turniers." "Ich finde es gut, dass sie noch einen Ball veranstalten, dass wird mit Sicherheit witzig!", sie lächelte träumerisch. Mit Sicherheit dachte sie gerade an die Zeit mit Viktor Krumm. Harry erinnerte sich ebenfalls, an den Tag vor drei Jahren. Hermine hatte zauberhaft ausgesehen, so zauberhaft, dass es selbst Malfoy die Sprache verschlagen hatte. Sie unterbrach seine Gedanken, indem sie laut vorlas: AM 31. OKTOBER FINDET IN DER GROßEN HALLE, NACHDEM DIE SCHÜLER AUS HOGSMEADE WIEDERGEKOMMEN SIND UM 20UHR DER HOGWARTSBALL STATT! SCHÜLER UND SCHÜLERINNEN AB DER DRITTEN KLASSE KÖNNEN DRAN TEILNEHMEN, KÖNNEN ABER AUCH JÜNGERE ALS IHRE PARTNER ODER PARTENERINNEN EINLADEN! ZU DIESEM ANLASS SOLLTET IHR EURE FESTUMHÄNGE TRAGEN! WEITERE ÜBERRASCHUNGEN WIRD ES GEBEN!

"Was glaubst du wird das sein?", fragte Hermine. Harry zuckte mit den Schultern: "Vielleicht laden sie wieder die Schwestern des Schicksals ein oder ne andere Zaubererband!" "Kann schon sein. Wir werden es ja sehen!" Er nickte.

Als sie auch den anderen Zettel, auf dem es natürlich hieß, dass am 31. Oktober alle Schüler ab der dritten Klasse, die eine Erlaubnis der Eltern oder ihres Vormunds hatten, den Tag in Hogsmeade verbringen durften, wie es jedes Jahr an Halloween so war, gingen die beiden weiter.
 

"Harry!" Der gerufene drehte sich um. Padma, Parvatis Schwester aus Rawenclaw, kam auf ihn zu, was äußerst selten war. Ron und Hermine gingen ein paar Schritte weiter, sie waren gerade auf dem Weg zu Verwandlung, die sie mit den Hufflepuffs hatten. Ziemlich außer Atem stoppte die eine der beiden Schlossschönheiten vor ihm. Sie schien hinter ihm her gerannt zu sein. Was sie wohl wollte? Sie verschnaufte kurz und sah sich dabei wild nach allen Seiten um. Sie schien mit dem was sie erblickte zufrieden zu sein, denn sie lächelte ein wunderbares Lächeln, was selbst ihn verzaubern konnte, wo doch so viele Mädchen ihn anlächelten.

Harry hatte sich in den letzten Jahren stark verändert. Er war noch um einiges gewachsen, aber er sah längst nicht mehr so schlaksig aus. Stattdessen hatte er sich auf Muggelweise ein paar Muskeln antrainiert, was äußerst ungewöhnlich für einen Zauberer war. Denn im Gegensatz zu den Muggeln, wurde die Stärke eines Zauberers nicht nach seinen Muskeln, sondern nach seinem Umgang mit dem Zauberstab beurteilt. Und trotzdem hatte er nicht widerstehen können, etwas für seinen Körper zu tun. Er hatte nicht riesengroße Muskeln, doch mehr als wenn er nicht trainieren würde und so sah er längst nicht mehr so unterernährt und schwach aus. Was man unter seiner Schuluniform nur leicht sehen konnte. Sein Haar ließ sich noch immer nicht bändigen, doch er wollte es auch gar nicht, und so stand es ihm wie immer nachtschwarz in alle Richtungen ab. Seine hellgrünen Augen leuchteten geheimnisvoll und die blitzförmige Narbe prangte rötlich auf seiner Stirn. Seine Ausstrahlung war, auch wenn er es selbst kaum merkte, unglaublich, zumindest bei den Mädchen.

Padmas Augen blitzten glücklich und endlich öffnete sie ihren Mund, um ihr Anliegen vorzubringen, während seine Freunde ein paar Schritte weiter schon auf ihn warteten. Sie hatte ihre Lippen geöffnet, als genau in dem Moment eine andere, nach luftringende Stimme fragte: "Willst du mit mir zum Hogwartsball gehen, Harry?" Der Schwarzhaarige wandte sich um, um die Person, die ihn das gefragt hatte, zu sehen. Padma tat es ihm gleich, doch ihr Lächeln war eingefroren, und das änderte sich auch nicht, als sie ihrem Spiegelbild, der anderen Schlossschönheit, Parvati ins Gesicht sah. Ihr dunkles, seidiges Haar war leicht verstrubbelt und genau wie ihre Schwester einige Sekunden zuvor, war sie völlig außer Puste, schaute ihn aber durchdringend mit ihren blitzenden Augen tief in die seinen. "Man, Parvati!", beschwerte sich ihre Schwester, "das wollte ich ihn gerade fragen! Harry, willst du mit mir oder mit ihr dahin gehen?" Nun schauten ihn diese beiden identischen Augenpaare durchdringend und voller Hoffnung an. Es verschlug ihm die Sprache.

Und damit war er nicht der einzige, Neville, Dean und Seamus, die gerade an ihnen vorbei gegangen waren, blieben stehen und rissen genau wie Ron ihre Münder weit auf.

Harry war geschockt, er hatte nicht erwartet, dass überhaupt eine von den beiden ihn fragen würde, nachdem sie erlebt hatten, wie er vor drei Jahren mit seiner Tanzpartnerin umgegangen war. Er verstand sich zwar sehr gut mit Parvati, während er Padma kaum kannte, aber trotzdem. Parvati war damals stinksauer gewesen und hatte den restlichen Abend mit einem Jungen aus Beauxbaton getanzt. Und jetzt fragte sie gerade ihn, ob er Lust hatte, mit ihr zu tanzen. Damals hatte er sie in letzter Sekunde gefragt und jetzt kam sie, gerade nachdem der Aushang aufgehängt worden war, zu ihm und stritt sich mit ihrer Schwester um ihn. Die Welt und besonders die Mädchen waren echt schwer zu verstehen.

"Oder hast du etwa schon eine?", Parvati klang geradezu enttäuscht. Harry schüttelte den Kopf. "Nein, ich habe noch keine!" "Gut. Willst du denn mit einer von uns gehen?", Padma schubste ihre Schwester kaum merkbar ein Stück zur Seite. Er schluckte. "Sehr gerne!", er lächelte sie an. Nur mit wem der beiden? "Tut mir leid, Padma, aber Parvati hat mich zuerst gefragt, also werde ich mit ihr gehen!" Padma schmollte leicht, grinste ihre Schwester dann aber an. "Dann hast du wohl wie letztes Mal den besseren abbekommen. Wie schaffst du das nur immer?" Sie schüttelte den Kopf. "Ciao, Harry!", und sie verschwand wieder. Parvati dagegen stand lächelnd vor ihm. "Du wirst doch dieses Jahr mehr mit mir tanzen oder?" "Aber klar. Ich kann doch keine Schönheit wie dich auf dem Stuhl sitzen lassen!" Er lächelte zurück. Ihre Augen strahlten ihn an, als wollte sie ihn auf der Stelle umarmen. "Gut, wir sehen uns!", und mit einem Lächeln auf den Lippen harkte sie sich bei ihrer Freundin Lavander ein und ging zum Klassenzimmer von Professor McGonagall.

Seamus klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. "Du scheinst ja ein richtiger Frauenheld geworden zu sein. Die beiden schönsten Mädchen ganz Englands streiten sich um dich, oh man, das Leben ist echt unfair!", er seufzte vernehmlich und ging mit Dean, der immer noch fröhlich war(Er ging natürlich mit Ginny zum Ball), und Neville, der ehr betrübt war, weiter. "Jetzt komm schon, Harry!", drängelte Hermine. "Hermine?", Rons Stimme war sehr leise, "verrätst du uns diesmal, mit wem du zum Ball gehst?" Harry dachte schon, er wollte sie fragen, was ihm überhaupt nicht in den Kram gepasst hätte, weil die beiden sich hundertprozentig wieder in die Haare bekommen hätten, wie er sich sagte. Sie gingen ebenfalls weiter in Richtung Verwandlung. "Noch habe ich keinen Partner, wir sind ja nicht alle so schnell wie Harry!" Das war keineswegs böse gemeint, dass wusste er, doch es hörte sich auch nicht normal freundlich an. Was war bloß los mit ihr?
 

In Verwandlung mussten sie beweisen, dass sie ihre Hausaufgaben gemacht hatten und sich in Hunde verwandeln. Harry juckte es in den Fingern, zu gerne würde er sich in einen Grimm verwandeln, doch das würde äußerst schwer werden und er wusste nicht, ob Professor McGonagall es billigen würde, wenn plötzlich ein großer, schwarzer Hund in ihrer Mitte war und noch dazu das Omen des Todes. Aber die Vorstellung war zu verlockend. Während er noch überlegte, drangen aus dem ganzen Raum die verschiedensten Laute in seine Ohren.

Zu seiner linken saß ein kleiner, süßer Hund mit goldigem, wuscheligen Fell. Ganz eindeutig Hermine. Es ließ sich nicht die kleinste Macke an ihrer Verwandlung feststellen, wie immer. Zu seiner Rechten kauerte ein roter Straßenköter, der mit Krummbein verwandt sein könnte, was dem eigentlichen Ron überhaupt nicht gefallen würde. Er hatte viel längere Hinter- als Vorderbeine, einen viel zu kurzen Schwanz. Und Harry war sich ziemlich sicher, dass er eine leichte Errötung an den Ohren erkannte, wie sein Freund sie immer bekam, wenn ihm etwas peinlich war. Die anderen hatten sich auch alle mehr oder weniger gut verwandelt. "Wollen Sie mir damit sagen, dass sie ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, Mr. Potter?", fragte die Professorin ihn und sah ihn scharf durch ihre Brille an. "Doch, Professor!", und ohne viel nachzudenken, versuchte er sich dann in den Hund, der ihm am schnellsten einfiel zu verwandeln. Wobei seine Wahl ganz eindeutig auf den Grimm fiel, da Sirius immer bei ihm war und das wusste und fühlte er.

Es war ein seltsames Gefühl, wie seine Hände und Füße immer mehr schrumpften, es juckte ihn an den Armen, sein Umhang rutschte ihm von den Schultern und seine Haare wuchsen unaufhörlich. Seine Brille verbog sich und fiel schließlich zu Boden, als sich eine Schnauze aus seiner Nase und seinem Mund bildete. Es kribbelte an seinem Po und ein langes, pelziges Etwas spross aus seiner Hose, die sich allmählich in pechschwarzes Fell verwandelte. Seine Zähne wurden größer und spitzer, so dass er sie kaum noch in seinem Maul lassen konnte. Seine Finger verschwanden und Krallen schnitten in das Holz unter seinen Pfoten. Seine runden, dunklen Augen starrten finster ins Klassenzimmer und ein angsteinflössendes Knurren drang aus seiner Kehle.

Zufrieden grinsend, was man natürlich nicht erkannte, schaute er sich nach seinen sich von ihm entfernenden Klassenkammeraden um. Nur Hermine saß gutmütig auf dem Tisch vor ihm und sah ihn aus ihren kleinen, zutraulichen Augen an. Sie sah einfach aus wie das typische Haustier eines Muggels und trotzdem süß. Harry schnupperte. In der Luft lag eindeutig der Geruch von Hund und, da war noch was, seine Nase merkte es ganz eindeutig, eine Katze. Er drehte sich nach vorne um, dort saß Professor McGonagall als Animagus Katze auf ihrem Pult. Ein paar Hunde bellten laut und näherten sich ihr mit großen Sprüngen. Harry blieb ruhig auf seinem Platz sitzen, während Ron nach vorne spurtete.

Hermine sah ihn immer noch an, er sah zurück. Ihre Blicke trafen sich. Es war wie ein Elektroschock. Plötzlich hatte er das Bedürfnis sie mit seiner großen Zunge ablecken zu wollen, sie zu beschnuppern. Erschreckt versuchte er den Gedanken zu vernichten, aber es gelang ihm nicht. Mein Gott, er dachte schon wie ein Hund. Er begann bedrohlich zu zittern. Nein, er würde keinen Schritt nach vorne gehen, er würde hier unten auf dem Boden sitzen bleiben. Hermine wedelte unterdessen munter mit ihrem Schwanz hin und her.

Ihre Lehrerin hatte sich längst zurück verwandelt, die Hunde, die sie angreifen wollten, lagen wieder zurück verwandelt vor ihr auf dem Boden. Manchen, wie Lavander, war es schrecklich peinlich, ein Rawenclawmädchen giggelte die ganze Zeit durch. Ron dagegen hatte noch rötere Ohren und kam verlegen zu seinem Platz zurück, wo er erstarrt stehen blieb und seine Sitznachbarn ansah. "Schnuffel?", er zitterte und wurde ziemlich bleich.

In dem Moment erklang Professor McGonagalls Stimme: "Auch die restlichen können sich wieder zurück verwandeln, sobald ich mir eure Leistung notiert habe, ich werde euch aufrufen!" Da Harry und seine Freunde in der zweiten Reihe saßen, fiel sein Name bald und er konnte sich endlich zurück verwandeln, in der Sicherheit, dass er so gerade wieder gescheit denken konnte. Erleichtert fühlte er, wie er wieder er wurde und der Pelz in seiner Haut verschwand. Er traute sich nicht Hermine anzusehen, sondern sah in Rons immer noch weit aufgerissene Augen.

Er zitterte noch leicht: "Jag mir nie wieder einen solchen Schrecken ein, hörst du? Ich dachte schon...!" Er verstummte und setzte sich noch verlegener wieder auf seinen Platz.

"Eure Verwandlungen waren sehr interessant und einige von euch (Harry war sich sicher, dass sie zu ihnen herüber schaute.) beherrschen das Verwandeln schon sehr gut. Aber vergesst nie, wie gefährlich es sein kann. Nur Animagi können sich ohne Risiken und perfekt verwandeln, weswegen sie auch so stark überwacht werden. Wenn man sich korrekt als nicht Animagi verwandelt, kann es sein, dass man teilweise wie ein Tier zu denken anfängt (Sie schaute zu Neville, der sich eben lange mit der Hinterpfote gekratzt hatte.), was einige von euch wohl erfahren haben, aber wenn man es richtig macht, kommt das nicht vor...." Harry hörte nicht weiter zu. Er war zu erleichtert. Sein Drang, den er als Hund verspürt hatte, war also oft ganz normal, es hatte sonst nichts mit ihm zu tun. Er lehnte sich zurück und sah aus dem Fenster hinaus. Die Sonne stand schon sehr tief und die Blätter der Bäume verfärbten sich bereits. Die warmen Tage waren wohl vorbei.

Es hatte geschellt und Harry zuckte zusammen, er hatte die ganze Zeit vor sich hin geträumt und war über das plötzliche Ende überrascht. Er packte seine Sachen und wollte mit Hermine und Ron gerade das Zimmer verlassen, als eine Stimme rief: "Ms. Granger, Mr. Potter, Mr. Weasley, kommen Sie bitte für einen Moment noch zu mir." Sie machten kehrt und gingen nach vorne. Nun war das Klassenzimmer leer mit Ausnahme von ihnen vier.

"Ich soll ihnen von Professor Dumbledore etwas ausrichten", begann ihre Lehrerin. Harry atmete erleichtert, aber wohl etwas zu laut, aus. "Zu ihrer Leistung kommen wir später", und sah ihn mal wieder durchdringend an, bevor sie sehr leise fortfuhr. "Der Schulleiter möchte, dass ihr nicht mehr morgens vor allen anderen durch die Schule schleicht und zu ihm ins Büro kommt, um die neusten Nachrichten zu erfahren." "Aber Professor!", fuhren die drei wie aus einem Mund ihr dazwischen, die jedoch hob nur die Hand, um ihren Wortschwall abzubrechen. "Er glaubt, und da muss ich ihm vollkommen zustimmen, dass es nicht gut für euch ist so wenig zu schlafen." Sie legte eine Pause ein und sah alle drei mit ihrem forschen Blick an, dann war ihre Stimme weniger als ein Flüstern: "Ich kann ihnen jetzt nicht mehr sagen, es ist zu gefährlich hier. Wie es weitergehen wird, werdet ihr noch frühzeitig erfahren. Bis dahin bitte ich euch, daran zu halten und nicht eure Pflicht als Schulsprecher dafür zu nutzen Professor Dumbledore zu besuchen!" Die drei nickten, auch wenn ihnen diese Mitteilung überhaupt nicht passte. Sie waren im Orden, sie hatten ein Recht zu erfahren, was passierte und passieren würde. Dennoch widersprachen sie nicht.

So begann Professor McGonagall erneut, diesmal aber in ihrer gewohnten Lautstärke: "Über ihre Leistung, Miss Granger, brauche ich ihnen nichts sagen, Sie wissen selbst, nehme ich an, dass ihre Verwandlung fehlerfrei war." Ihre Freundin wurde leicht rot im Gesicht und drehte ihren Kopf peinlichberührt zur Seite.

Dann wandte sie sich Ron zu, dessen Ohren schon, bevor sie auch nur einen Ton gesagt hatte, rot wurden, dennoch senkte er seinen Blick nicht, sondern sah seinem Schicksal mutig entgegen. "Sie wissen wohl, dass ihre Leistung nicht so war, wie sie sein sollte." Ron nickte tonlos. "Allerdings waren sie da nicht der einzigste, wie ich feststellen musste." Wieder nickte er und sie fügte leise hinzu: "Sie sollte das besser lernen, der Zauber kann sehr nützlich sein, hält aber nicht lange an, wie sie wissen müssten." Den dreien war sofort klar, dass diese Anmerkung nichts mit ihrem Unterricht zu tun hat und so nickten sie. "Also, Mister Potter, sie können sich mit Sicherheit schon denken, was ich ihnen sagen will?!" Der Schwarzhaarige sah sie aus seinen hellgrünen Augen zweifelnd an. "Vielleicht, dass es leichtsinnig war, sich in einen Grimm zu verwandeln, Professor?" "Sollte das eine Frage sein." Wie schafften Lehrer es nur immer einen so unsicher zu machen? "Nein, eine Aussage." "Das ist eine Sache. Und ich wäre mit Sicherheit sehr sauer auf Sie, wenn ihre Verwandlung nicht minder gut, als die von Miss Granger war. Wäre ihr Gehirn durch die Verwandlung verändert worden und sie hätten sich wie ein Hund benommen, dann hätten wir eine andere Situation. Aber so, 50 Punkte für Gryffindor. Sie können jetzt gehen." "Danke, Professor!" Ohne einen weiteren Ton zu sagen, verließen sie das Klassenzimmer.

"Ich kann es nicht fassen, Professor McGonagall wird immer unberechenbarer. Sie hat uns tatsächlich 50 Punkte gegeben, obwohl sie mir genauso gut welche hätte abziehen können. Echt unglaublich!" "Snape hätte uns mit Sicherheit welche abgezogen!", gab Ron noch etwas kleinlaut seine Meinung preis. Hermine nickte nur.

"Vielleicht hat Dumbledore Recht. Stellt euch vor, es ist wirklich plötzlich eine Notsituation und ein Kampf steht bevor, wenn wir dann so müde sind wie jetzt," sie gähnte herzhaft, "werden wir, insbesondere Harry, uns schlecht verteidigen oder konzentrieren können. Das wäre ein großer Nachteil und könnte tragische Folgen haben. Da ist es so besser. Und Ron guck dir den Zauber wirklich noch mal gut an, wir helfen dir auch dabei. Wenn so was dann passiert bist du als Tier viel sicherer und schneller, und wenn du dich dann nicht richtig verwandeln kannst, wird das ebenfalls ein Nachteil. Außerdem erkennt man dich als Tier schlechter." "Ja, ja, ich hab's verstanden."

Hermine wandte sich an Harry. Sie sah ihn mit ihren mandelbraunen Augen an und strich ihm die Haare in die Stirn. Er erschauderte leicht und sah sie überrascht an. "Deine Narbe hattest du selbst als Grimm, daran muss man auch was ändern können." Sie drehte sich nach vorne und ihr Blick schweifte in die Ferne, sie überlegte. Während Harry immer noch geschockt von ihrer Berührung hinter ihr herstarrte.
 

Die letzten zwei Stunden dieses Tages hatten sie Zaubertränke. Mit Grauem sah Harry diesen Stunden entgegen. Selbst zu dieser schweren Zeit verstand er sich nicht mehr mit Snape als zu Zeiten des Friedens. Außerdem schien dieser nicht das geringste Bisschen traurig über Sirius Tod zu sein. Es schien ihn ehr noch leicht zu belustigen, so als ob Sirius das verdient hätte. Harry könnte ihm an die Kehle springen, wenn er ihn wie jetzt mit diesem zu einem fiesen Grinsen verzerrten Gesicht ansah. Seither konnte er sich in seinem Unterricht noch weniger konzentrieren, was der Professor in seinen Augen in vollen Zügen ausnutzte. Zum Glück saß er mit Hermine an einem Tisch. Doch diese Tatsache beruhigte ihn heute überhaupt nicht, sie machte ihn ehr noch kribbeliger. Wenn sie aus Versehen seinen Ellebogen berührte oder ihm eine Zutat reichte oder Ähnliches. Irgendwas stimmte nicht mit ihm. Es war doch alles wie immer, oder etwa nicht?! Sie waren doch schon seit Jahren Freunde, da war es schließlich normal, wenn man sich mal ansah, ob das nun von der Seite oder von vorne war. Aber früher war ihm das nie so stark aufgefallen. Schaute sie ihn vielleicht jetzt öfter an?

Er mischte die Zutaten zusammen, während er so vor sich hindachte.

Plötzlich spürte er zwei Ellebogen in seinen Seiten er zuckte zusammen. Hermine und Ron hatten ihm gleichzeitig ihre in seine Seiten gestoßen, er wollte sie gerade anschreien, was das sollte, als er Snapes Stimme hörte: "Wenn Mr. Potter jetzt mal zuhören würde, würde er auch endlich mitbekommen, dass ich, wenn eure schwachen Veritaserumstränke fertig sind oder soll ich lieber schwachen Wahrheitstränke sagen, damit auch Mr. Potter weiß, wovon ich rede, werden wir seins an ihm ausprobieren, damit ihr die Wirkung mit eigenen Augen sehen könnt, falls er es richtig gebraut hat!" Schallendes Gelächter jagte durch den Raum, das von den Slytherins kam. Die Gryffindors starrten Harry verängstig und mitleidig an. Während er wie zu Eis erstarrt nur da saß, das konnte doch nicht wahr sein. Es hätte eigentlich klar sein müssen, dass Snape diese Chance nutzen würde. Auch wenn es nur ein schwacher Trank war, den starken hätte er ihm gar nicht geben dürfen, so könnte es doch passieren, dass er viel zu viel verraten würde. Was könnte ihm da wohl alles rausrutschen, gar nicht auszudenken.

Als es kurz darauf schellte war er immer noch ganz durcheinander. "Vielleicht ist es besser, du versaust den Trank mit Absicht!", zischte Ron ihm zu. Daran hatte er auch schon gedacht, aber wäre das gut? "Nein, das kannst du nicht machen, Harry. Das ist viel zu gefährlich, wer weiß, was dann mit dir geschehen würde!" Der Schwarzhaarige nickte. Hatte sie wirklich nichts davon gesagt, dass seine Note durch ein Vermasselung gewaltig fallen würde und er vielleicht keinen UTZ in Zaubertränke schaffen würde. Hermine hatte sich wirklich geändert, aber was sollte er bloß machen? Er konnte ja nicht wegen jeder Kleinigkeit zu Dumbledore rennen, er war kein kleines Kind mehr, er war 17 und noch dazu Schulsprecher. Er sollte ein Vorbild sein und selber Entscheidungen treffen können. Seine Freunde kannten ihn schon gut genug, als dass sie ihm diesen Vorschlag gemacht hätten.
 

Der Vollmond warf das Licht durch die großen Fenster in den Schlafsaal der Jungen. Wie jeden Abend war es weit nach Mitternacht, doch diesmal konnte er nicht einschlafen. Das Licht, die Ruhe, das warme Bett, alles störte ihn an diesem Abend, aber am meisten die ganzen Gedanken, die in seinem Kopf herum geisterten und ihn einfach nicht in Ruhe lassen wollten.

Er versuchte mit dem Gedanken, was er nach dem 7.Schlujahr machen würde, den Rest zu verdrängen. Müsste er noch weiter ein paar Wochen im Jahr bei den Dursleys wohnen? Müsste er das solange, bis er Voldemort endlich für immer und ewig besiegt hätte? Wie lange würde das noch dauern? Und was würde mit Hermine und Ron? Nein, ob ich die Prüfung zum Auroren wohl schaffe? Mit ihrer Hilfe, nein nicht schon wieder. Warum gleiten meine Gedanken nur immer und immer wieder zu ihr? Ist es wegen dem Hundedasein? Seit der Stunde fühle ich mich so komisch. Vielleicht sollte ich mal zu Madam Pomfrey gehen und überprüfen lassen, ob ich noch irgendwelche Reste eines Hundes in mir habe. Aber wie denken Hunde? Denken sie immer nur an Fressen, Schlafen, Herumtollen und Weibchen? Wer weiß. Ich glaube, ich will es erst gar nicht wissen! Hoffentlich lässt Professor McGonagall uns uns nicht morgen schon wieder verwandeln.
 

Doch genau so war es. In der nächsten Stunde mussten sie sich in Katzen verwandeln. Warum musste ihre Lehrerin das Thema nur so genau durchnehmen?! In wie viele Tiere mussten sie sich denn noch verwandeln? Er wollte nicht mehr. Er wollte es nicht noch einmal probieren.

Doch ihm blieb wohl nichts anderes übrig, wenn er sich weigern würde, würde er wohl ein Gespräch mit seiner Hauslehrerin über das Problem führen müssen und darauf konnte er liebend gern verzichten.

Also verwandelte er sich in einen mittelgroßen Kater. Sein Fell glänzte schwarz, seine rosa Nase und seine grünen Augen leuchteten hervor. Er fühlte sich gut und schnurrte leicht, als er etwas weiches an seiner Schulter spürte. Er sah zur Seite und erblickte eine wunderschöne, kleine, braune Katze, mit weißen Vordertatzen, die sich an ihn kuschelte. Schnell drehte er sich zur anderen Seite, dort saß ein großer Kater mit rötlichem Fell, der Krummbein noch ähnlicher sah, als der Hund gestern. Allerdings war seine Verwandlung heute um einiges besser ausgefallen. Alles war gut geworden, außer sein Schwanz, der irgendwie etwas verstümmelt wirkte.

Hitze stieg in Harry auf. Warum musste Hermine sich auch gerade an ihn kuscheln, wie es Hauskatzen bei ihren Herrchen taten? Es war doch Hermine oder etwa nicht? Er drehte sich noch mal zu ihr um und sah sie genauer an. Ihr Fell war ganz leicht gewellt und hatte eindeutig die gleiche Farbe wie ihre Haare und ihre mandelbraunen Augen sahen ihn eindringend an. Wieso tat sie das? Konnte sie das nicht bei Ron machen? Es fühlte sich so komisch an. Und trotzdem gefiel es ihm auf eine seltsame Art und Weise, an die er versuchte sich zu erinnern. Sie kam ihm leicht bekannt vor, aber vielleicht irrte er sich da auch.

Dann schaute er an ihr vorbei und bemerkte einen etwas mitgenommenen, nicht ungefährlich aussehenden, braungrauen Kater, der mit fletschenden Zähnen und Katzenbuckel auf sie beiden zu kam. Erst da bemerkte Harry, dass Hermine zitterte und anscheinend von ihm beschützt werden wollte. Er schubste sie leicht zur Seite und baute sich in seiner ganzen Größe auf vier Pfoten vor ihr auf und funkelte seinen Gegenüber so an, als wollte er ihm sagen, krümmst du ihr auch nur ein Haar, dann kannst du was erleben. Der Kater knurrte, blieb allerdings stehen. Ron kam ihm ebenfalls zur Hilfe, allerdings war sein Anblick mit dem kleinen Schwanz nicht wirklich angsteinflössend.

Doch schließlich verwandelte Professor McGonagall sie alle wieder zurück und vor den dreien erschien ein verdutzter Ernie McMillan. "Wie komm ich denn hier her? Tut mir leid, habe ich euch was getan?" Harry schüttelte den Kopf. "Nein, alles in Ordnung!" Er und Ron krochen von Hermines Tisch runter und Ernie ging auf seinen Platz zurück. "Der Kerl hätte uns fast angegriffen!", motze Ron. "Du hättest gestern fast Professor McGonagall angegriffen!", grinste Harry ihn an. Die Ohren seines Freundes wurden rot und verlegen guckte er zur Seite: "Musst du mich denn wieder daran erinnern?!"
 

Unsichtbar und leise schlich das Schulsprecherpaar durch die Gänge von Hogwarts. Sie hatten beschlossen, dass es besser war, wenn sie unsichtbar, waren, denn dann würden sie wahrscheinlich nicht gesehen und die Überraschung, wenn sie plötzlich jemanden erwischten, war eindeutig größer. Manchmal machte es ihnen Spaß durch die Gänge zu rennen, selten machten sie irgendwelchen Quatsch, aber herumalbern gehörte nun mal dazu, wie sollten sie denn sonst die ganze Zeit wach bleiben?! Zwar weckte ihre Unsichtbarkeit bei Filch und Misses Norris Misstrauen, aber das störte sie nicht die Bohne. Manchmal allerdings waren sie so müde, dass sie liebend gerne mit Ron und den anderen ins Bett gegangen wären. Nur wenn sie Slytherins fanden, konnte das ihre Laune gewaltig erhöhen. Zu gerne zogen sie diesem Haus Punkte ab, wie die es damals, zu Zeiten der Hochinquisitorin von Hogwarts, als ihre persönlichen Wachen, auch getan hatten. Doch so leicht durften sie das nicht! Sie konnten Malfoy schlecht Punkte dafür abziehen, dass es ihn gab, wie er es bei ihnen gemacht hatte, obwohl das eine große Wohltat gewesen wäre.

In dieser Nacht war weder der eine noch der andere Fall zutreffend. Sie waren zwar müde, aber zugleich doch hellwach. Spaß hatten sie nicht, denn es schien eine sehr, sehr ruhige Nacht zu werden, so zeigte es zumindest die Karte des Rumtreibers. Hermine und Harry hielten sich gegenseitig auf Distanz. Den Abstand zwischen ihnen versuchten sie nicht zu verkleinern. Wenn sie sich aus versehen berührten, flogen die Blitze nur so, dass er glaubte, die blaue Funken in der Dunkelheit sehen zu können. Obwohl diese aus keiner elektrischen Kraft bestanden, bei der diese Blitze entstanden. Die Kraft, welche die beiden anzog,war eine andere.

Als sie einige Stunden später wieder in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors kamen, hatten sie niemanden erwischt. Alles war ruhig gewesen, unerträglich still. Diese Stille war kaum auszuhalten. Sie hatten so gut wie nicht miteinander gesprochen, sich fast nicht angesehen, sich kaum berührt. Sie waren einfach neben einander durch die Gänge gegangen, als wären sie Fremde, die einander nicht verstehen würden. Oder als wären sie Todfeinde, die hierzu gezwungen worden wären und Redeverbot hatten. So in etwa war ihr Verhalten für einen Unbekannten zu deuten. Einer ihrer Freunde hätte geschätzt, dass die beiden sich zerstritten hatten oder ähnliches. Doch wer wäre schon auf den wahren Grund gekommen? Wahrscheinlich niemand.

Das Feuer im Kamin war fast aus. Nur noch ein paar kleine Flammen tanzten dort und warfen große Schatten in den Raum. Der Wind wehte geräuschlos um den Turm. Der Himmel draußen war mit schwarzen Wolken bedeckt, ein Unwetter schien sich dort zusammen zu brauhen. Unschlüssig standen sie vor dem warmen Feuer. Ihre Körper waren leicht durchgefroren und fühlten sich müde an. Ihre Augen glänzten leicht in der Dunkelheit, als sie so dicht nebeneinander dort standen. Keinen sagte auch nur einen Ton. Minutenlang standen sie einfach nur da ohne sich zu rühren, als wenn sie Statuen gewesen wären. Nur ihr Atmen verriet, dass sie nicht stehend schliefen. Hinter ihnen standen ihre roten Lieblingssessel, doch sie setzten sich nicht.

Schließlich hob Hermine ihren Blick vom Fußboden und sah ihn an. Harry, der dies bemerkte, schaute ebenfalls auf und erwiderte ihren Blick. Sodass jeder dem anderen in die dunklen Augen sah. Es knisterte ganz eindeutig im Raum. Die Frage war nur, woher kam das Knistern? Vom Feuer oder von ihnen? Die Blicke sagten soviel, doch waren sie noch nicht bereit es zu sehen, es zu verstehen und die Dunkelheit machte dies auch nur noch schwerer.

Dann ging sie leise auf ihn zu und schlang ihre Arme um seinen Nacken. Sie fühlte seine Wärme und sog seinen Duft ein, bevor sie auch seine Arm an ihrer Taille bemerkte. Sie legte ihren Kopf auf seine muskulöse Schulter und genoss es so da zu stehen. Harry nahm den Duft ihres wirren Haares in sich auf, es roch sehr gut. Schon oft hatte er ein Mädchen umarmt, sie umarmt, doch das hier war anders, anders als die anderen Male. Er konnte immer noch nicht sagen, was so unterschiedlich war, doch er kam des Rätsels Lösung immer näher, das spürte er.

Er drückte sie leicht gegen sich und spürte, was dies in seinem Körper auslöste.

Plötzlich hörten sie etwas. Blitzartig lösten sie sich von einander und schauten in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Kurz darauf erschien Ron auf der Treppe zum Jungenschlafsaal.

Er sagte keinen Ton, als er hinein trat. "Du bist noch wach?", sagte Harry verdutzt. Der Rothaarige nickte, hielt sich dann die Hand vor den Mund und rannte zu den Toiletten. "Oje, dem scheint's ja gar nicht gut zu gehen!", stellte nun auch Hermine fest. "Am besten, gehe ich mal nach ihm schauen. Schlaf gut!", damit eilte Harry seinem Freund hinterher.
 

Ron hatte sich längst wieder erholt, als sie eine Woche später zu Kräuterkunde übers Gelände gingen. Der Wind wurde immer frischer und wehte ihnen stark um die Ohren. Der Boden war jetzt schon leicht matschig und die Bäume hatten längst ihre ersten Blätter verloren. Harry ging müde neben seinen Freunden her. Er hasste dieses Wetter. Vor ein paar Tagen hatte das Quidditchtraining wieder angefangen und zusammen mit den Hausaufgaben, dem Unterricht und den Pflichten des Schulsprechers nahm ihn das fast seine gesamte Kraft. Er fühlte sich leer und teilweise kraftlos. Würde Voldemort jetzt angreifen, wäre er geliefert.

Professor Sprout hatte letzte Stunde schon angekündigt, dass sie heute etwas besonderes machen würden, doch mit dem hatte wohl keiner gerechnet. "Sie werden alle auf den Grund des Sees tauchen und nach einer sehr seltenen Pflanze suchen. Denn wir haben Glück, dass sie auf unserem Gelände wächst. Sie hilft sehr gut bei Verletzungen und Madam Pomfrey hat kaum noch welche im Vorrat. Daher hat sie mich gebeten, welche zu beschaffen. Ich denke ihr wisst genug um sicher diese Aufgabe zu bewältigen! Sie hat lange grüne algenartige Blätter und eine feuerrote Blüte. Ihr dürft sie auf keinen Fall mit der Wurzel aus dem Boden ziehen, dann wächst sie nicht mehr nach. Trennt sie mit euren Zauberstäben kurz vor Boden ab. Nehmt so viele wie ihr tragen könnt. Ihr dürft aber bloß nicht mit den Sprösslingen in Berührung kommen! Sie haben kleine braune Blüten und sind sehr angriffslustig. Wenn sie euch erst mal in die Falle gelockt haben, werdet ihr nur noch schwer los kommen. Schafft ihr es nicht sendet rote Funken zur Wasseroberfläche! Dann wird euch wer zur Hilfe kommen.", teilte sie ihnen vor dem Gewächshaus mit.

Mit offenen Mündern starrten die Schüler sie an. Bei dieser Kälte sollten sie in den noch kälteren See steigen und bei dem Kraken auf dem Grund herumtauchen und nach einer Pflanze suchen? Das konnte doch nicht wirklich der Ernst ihrer Lehrerin sein?! Sie würden morgen alle krank im Bett liegen, wenn sie das jetzt täten. Einige putzten sich jetzt schon geräuschvoll die Nasen, während alle flüsterten und die meisten sich über diese Aufgabe beschwerten. Doch Professor Sprout ließ sich davon nicht abbringen und so gingen sie schließlich alle zu dem dunklen See von Hogwarts.

Harry erinnerte sich noch zu gut daran, wie er im Winter vor drei Jahren dort unten gewesen war. Doch jetzt hatte er kein Dianthuskraut, mit dem er die eisige Kälte nicht spüren, durch Lungen atmen und mit Schwimmhäuten schneller vorwärtskommen würde.

Bevor sie das Wasser auch nur betreten hatten, lief es ihm schon kalt über den Rücken runter und die meisten begannen zu zittern. "Lasst uns doch den Wärme - Zauber anwenden!", schlug Hermine vor. "Super Idee!", stimmten Harry und Ron ihr zu. Als die anderen das sahen, fanden sie das natürlich auch und taten es ihnen gleich. Anschließend ließen sie sich alle eine Luftblase um ihren Kopf erscheinen, zogen Mäntel und Schuhe aus und stiefelten in das noch immer kalte Wasser. Während Professor Sprout am Ufer stehen blieb. "In einer Stunde sollt ihr wieder hier sein, hört ihr?!"

Die dunkle Flüssigkeit stand ihnen schon bis zum Bauch, dann bis zum Hals und sie tauchten unter. Sie konnten nur wenige Meter weit sehen, das Wasser war einfach zu trüb und es war dort zu dunkel, obwohl sie noch keine drei Meter tief getaucht waren. Für Harry bewehrte es sich jetzt zum ersten Mal, dass Ron ihm in den Ferien Schwimmen beigebracht hatte. Dieser hatte sich natürlich herrlich amüsiert, dass der "berühmte" Harry Potter nicht schwimmen konnte. Nun war es die Lächerlichkeiten wenigstens wert gewesen, denn sonst würde er sich jetzt noch mehr blamieren, wenn er wie ein Hund versuchen würde vorwärts zu kommen. So tauchte er elegant neben den beiden her, und fühlte sich pudelwohl. Sie tauchten immer weiter. Seine Züge waren kraftvoll und er kam schnell vorwärts. Nach einigen Minuten waren sie auf dem steinigen Grund angekommen.

"Nehmt euch vor den Grindelohs in Acht!", erzählte Harry ihnen, "die verstecken sich liebend gern in den langen Algen!" Ron schien überrascht, im Gegenteil zu Hermine, die logischerweise daran gedacht hatte. "Am besten teilen wir uns auf!", schlug sie vor. "Ich gehe in die Richtung! Bis dann!", und schon schwamm sie davon. "Bis später, Kumpel!", Ron haute ihm leicht auf die Schulter und verschwand ebenfalls. Munter schwamm er in die Dunkelheit.

Er liebte es zu schwimmen, was hatte er doch alles verpasst. Er fühlte sich so wunderbar frei, wenn er kraulte. Im nächsten Sommer würde er auf jeden Fall im See schwimmen gehen, egal ob da die Krake war. Jetzt verstand er Krumm, der damals selbst im Winter nur in Shorts schwimmen gewesen war. Er drehte noch ein paar Runden, dann suchte er nach der Pflanze, die sie finden sollten. Algen wuchsen überall, doch woher sollte er wissen, wo welche wuchs? Außerdem waren da, wo Algen waren, auch grundsätzlich Grindelohs. Die nur darauf warteten jemanden mit ihren langen Fingern zu fassen.

Harry hatte keine Angst vor ihnen. Er hatte bereits in der dritten Klasse gelernt, mit ihnen umzugehen und in der vierten hatte er sie in freier Wildbahn getroffen. Sie sollten die kleinere Schwierigkeit sein. Immerhin konnte er in dieser Luftblase auch sprechen. Er tauchte etwas tiefer. Dort wuchsen allerdings nur braune, längliche Algen. Noch war ihm niemand begegnet. Kein Schüler, kein Wassermensch, nicht die Riesenkrake und auch nicht diese fiesen, grünen Wasserdämonen. Genau, warum fragte er nicht einfach die Wassermenschen, wo dieses Kraut wuchs?! Die würden das doch mit Sicherheit wissen.

Er versuchte sich daran zu erinnern, in welcher Richtung die Siedlungen lagen. Er war sich ziemlich sicher, dass sie westlich von ihm waren, deswegen machte er sich auf den Weg dorthin. Er konnte ja dabei nach den Pflanzen Ausschau halten.

Als er über eine Art Algenwald schwamm, griffen vier kleine Hände nach seinen Füßen. Er drehte sich kurz um und sagte: "Relaschio!" Einen Augenblick später fielen beide Grindelohs zurück in ihr Versteck und er schwamm den Zauberstab immer bereit haltend weiter.

Er musste noch ein paar Wasserdämonen los werden, die schienen einfach nicht kapieren zu wollen, dass sie gegen ihn nicht die kleinste Chance hatten.
 

Schließlich sah er die Siedlungen. Erleichtert, dass er sich nicht in der Richtung geirrt hatte, schwamm er weiter. Bald tauchten die ersten Wassermenschen mit ihrer grauen Haut und den langen Flossen auf. Er blieb stehen, während immer mehr aus ihren Häusern raus kamen. Ein Mann, wahrscheinlich der Anführer kam auf ihn zu. "Was willst du hier?", fragte er. Er hatte blondes, langes Haar, war größer als Harry und seine graue Haut harmonierte gut mit seinen grauen Augen. Er strahlte eine gewisse Würde aus, was Harrys Annahme noch bestätigte. "Ich bin ein Schüler. Und wir sollen eine Pflanze suchen, die sehr gut bei Verletzungen ist. Sie hat eine feuerrote Blüte und lange grüne Blätter!", erklärte er. "Ich verstehe. Ich bin Karriss. Mein Sohn wird dir zeigen, wo gute Pflanzen wachsen!" "Danke!", Harry lächelte ihn an. Der Mann nickte. Ein jüngerer Wassermann kam auf ihn zu und deutete ihm an, ihm zu folgen. Harry verabschiedete sich von den anderen und schwamm hinter ihm her. Er hätte Mühe mit ihm mitzuhalten, denn er besaß schließlich keine Flosse wie er und war deswegen viel langsamer. Trotzdem verlor er ihn nie aus den Augen.

Wie lange er wohl schon weg war? Ne halbe Stunde war vielleicht schon rum. Er musste sich beeilen, denn er hatte noch immer keine einzige Pflanze. Wäre er doch nicht so lange aus Spaß nur so herumgeschwommen, aber er hatte halt nicht widerstehen können, wie sooft nicht.

Der Wassermann schien den Weg sehr gut zu kennen. Er schwamm geradewegs in eine Richtung. Er drehte sich nie um, sein Abstand zu Harry wurde dennoch nie zu groß.

Plötzlich, als sie schon einige hundert Meter hinter sich hatten, spürte er etwas an seinem Fuß. Wie automatisch hob er seinen Zauberstab über seine Schulter und sagte ohne sich umzudrehen: "Relaschio!" Sein Fuß war wieder frei. Doch etwas war anders als sonst. Er hörte nicht das Meckern der kleinen Wasserdämonen und außerdem war in der Nähe kein Algenfelder. Was hatte er da gerade getroffen?

Sofort drehte er sich um und blickte hinter sich. Erschreckt riss er die Augen auf. Das hatte er nicht gewollt. Hätte er sich doch bloß erst umgedreht. Was sollte er denn jetzt machen? Rote Funken ausstrahlen? Schnell schwamm er zu seinem Opfer und nahm den leblosen Körper in die Arme und drückte ihn leicht an sich. Plötzlich fühlte er sich so hilflos. Er war ein Siebtklässler, ein Erwachsener, im Moment der so ziemlich berühmteste Zauberer, neben Albus Dumbledore natürlich. Und er wusste einfach nicht, was er im Moment machen sollte. Das war lächerlich. Er hatte einen Mitschüler verletzt. Doch war er nie in einem erste Hilfekurs für Zauberer und Hexen oder Ähnlichem gewesen. Etwas zu schienen wäre sinnlos. Er wusste ja nicht mal, was er getroffen hatte, geschweige denn wo es weh tat. Ohnmächtig lag sie ihn seinen Armen.

Da schwamm der Wassermann neben ihn. Den hatte er ja ganz vergessen, gut, dass er da war. "Ich habe sie getroffen! Ich habe sie für einen Grindeloh gehalten! Was soll ich tun, hilf mir bitte!", es sprudelte nur so aus ihm raus. Fast schon ängstlich schaute er seinen Führer an. "Bring sie zurück zur Siedlung!", er bückte sich kurz und hob ein paar Pflanzen, die ihr wohl aus der Hand gefallen waren, vom Boden auf und nahm sie in die Hände, "findest du den Weg alleine?" Harry nickte: "Ich denke schon!" "Gut, dann schwimm. Mein Vater wird wissen was zu tun ist!" Er nickte ihm aufmunternd zu.

Vorsichtig und doch schnell schwamm er wieder zurück. Es fühlte sich für ihn so an, als wäre er in seinem Leben noch nie so schnell geschwommen, dabei trug er Hermine doch auch noch. Das war irgendwie unlogisch. Gut, dass er in den Sommerferien sich die Muskeln antrainiert hatte. Es ging eben doch nicht alles nur mit Zauberei, außerdem wollte er Hermine nicht vor sich her schweben lassen.

Es dauerte ihm viel zu lange, bis er die Bauten, in denen die Wassermenschen hausten, sah. Es kam ihm vor, als wäre er eine Ewigkeit lang geschwommen. Wieder erschienen einige Wassermenschen. Anscheinend waren sie erstaunt, dass er schon so schnell zurück war und wunderten sich, wo sein Begleiter war. Karriss kam auf ihn zu. In Kurzform erzählte Harry ihm, was passiert war. Der Wassermensch verstand und brachte die beiden zu einer Art Krankenhaus. Dort legte er Hermine hin und Wassermenschen versorgten sie, während er nicht von ihrer Seite weichen wollte. Er hatte Schuldgefühle.
 

Die eine Stunde war längst rum. Sie hatten so um die 200 Pflanzen zusammen gebracht. Keinem Schüler war etwas passiert, niemand hatte rote Funken ausgesprüht. Alles war reibungslos abgelaufen. Fast alles, zwei Schüler fehlten noch immer. Professor Sprout wurde langsam unruhig. Die Luft in den Luftblasen würde nicht mehr lange reichen und was war passiert? Sie hatte die Verantwortung über die Schüler während ihres Unterrichts. Sie hatte einige Schüler die beiden suchen geschickt. Doch wie groß war die Chance, dass sie gefunden würden? Sehr klein. Der See war riesig und erstreckte sich unterirdisch in sämtliche Richtungen. Die beiden würden doch wohl nicht zu weit rausgeschwommen sein? Sie waren doch wohl so vernünftig gewesen! Immerhin war es das Schulsprecherpaar. Das müsste ja eigentlich ein Grund sein, sich weniger Sorgen zu machen, doch sie konnte einfach nicht still stehen bleiben.

Sie überlegte gerade, ob sie vielleicht Professor Dumbledore Bescheid geben sollte, als Luftblasen aufstiegen. Ihre Schüler waren längst wieder alle draußen. Viele waren bereits rein gegangen, da der Wärmezauber nachließ und ihnen in ihren nassen Klamotten zu kalt geworden war, doch ein paar hockten noch am Uferrand und warteten mit ihr. Die Luftblasen wurden immer größer und bald konnte man leichte Umrisse im dunklen Wasser erkennen. Aber war das ein Mensch, der da kam? Es sah so komisch aus. Kurz darauf tauchten mit einem Male drei Köpfe aus dem Wasser auf. Zwei davon gehörten ihren vermissten Schülern, der dritte war der eines Wassermenschen. "Entschuldigen Sie die Verspätung!", begann Harry, dem die nassen Klamotten schwer am Körper klebten, "wir..." Doch Hermine unterbrach ihn: "Die Wassermenschen haben uns ein ganzes Feld von Pflanzen gezeigt und dann haben wir einfach die Zeit vergessen, entschuldigen Sie!" Bibbernd traten sie aus dem See und legten ihren Stapel zu dem anderen, der unter dem ihren gar nicht mehr zu sehen war. Denn sie hatten so um die 400 bis 500 Exemplare. Natürlich nicht selbst gepflückt. Die hatte Karriss' Sohn ihnen geholt, als Hermine behandelt worden war.

Professor Sprout starrte die Menge mit offenem Mund an, anscheinend wollte sie nicht glauben, was sie da sah.

Harry und Hermine ließen ihre Luftblasen verschwinden und verabschiedeten sich zwinkernd von dem Wassermenschen. Bevor sie jedoch noch Ärger von ihrer Kräuterkunde Lehrerin bekommen konnten, verschwanden sie lieber mit Ron, dem sie natürlich die wahre Geschichte erzählte. Er war beleidigt, belustigt und entsetzt zu gleich.
 

Müde lag Harry in seinem Bett. Er und Hermine hatten heute Abend keinen Rundgang machen müssen und so liebend gerne darauf verzichtet. Weswegen beide bereits im Bett lagen. Doch wie so oft in letzter Zeit konnte er mal wieder nicht einschlafen. Er rief sich noch mal den ganzen Tag in Erinnerung, was er alles erlebt hatte. Er hatte schon von Anfang an erfahren, dass es in Hogwarts so gut wie keinen Tag zum Ausruhen gab, zumindest nicht innerhalb der Woche. Aber musste immer so viel auf einmal geschehen?

Bilder schossen durch seinen Kopf. Er sah Hermine, wie sie dort unten lag. Sie sah so friedlich aus, so unschuldig. Was sie wohl nicht war. Schließlich war sie bis zum Sommer mit Viktor Krumm zusammen gewesen.

Als sie wieder wach geworden war und ihn gesehen hatte, hatte sie gelächelt und sich ihm um den Hals geworfen. Sie war ihm noch nicht mal böse gewesen. Nichts tat ihr weh und sie war wieder topfit. Er hatte sie durchs Wasser gewirbelt und sie hatten gelacht, während die ganzen Wassermenschen sie beobachtet hatten. Schließlich war Karriss' Sohn gekommen mit den Pflanzen, teilweise waren es die, die Hermine gepflückt hatte, den Rest hatte er selbst gepflückt. Sie waren ihm schrecklich dankbar. Denn es hätte schon etwas komisch ausgesehen, wenn sie mit einer enormen Verspätung angekommen wären und noch nicht mal diese Blumen vorzuweisen gehabt hätten.

Ihre mandelbraunen, strahlenden Augen würde er wohl nie vergessen, wie sie ihn so angestrahlt hatten. Sie hatte so glücklich ausgesehen, dabei hatte er sie angegriffen und sie war bewusstlos gewesen. Mädchen waren echt schwer zu verstehen.
 

Die nächste Nacht mussten sie wieder ihre Streife machen und gingen durch die Gänge des kalten Schlosses. Die Fackeln waren alle aus und der Himmel war wie so oft mit Wolken verhangen, sodass kein noch so kleiner Lichtfunke hinein fallen konnte. Die Tage wurden immer kälter und im Schloss war es demnach nachts auch schrecklich kalt. Unsichtbar schlichen sie herum. Immer öfter war kein Schüler unterwegs. Entweder hatten sie verstanden, dass sie eh aufgespürt wurden, wenn sie nachts herum schlichen, oder aber es war ihnen längst zu kalt geworden. Beide Gründe machten Sinn. Aber eigentlich war es Hermine und Harry auch egal. Sie plapperten munter mit einander.

"Gehen wir eigentlich am 31. nach Hogsmeade?", fragte der Schwarzhaarige sie. "Weiß nicht. Wollt ihr denn?", entgegnete sie. Harry zuckte mit den Schultern: "Ist mir eigentlich ziemlich egal. Wenn es regnet habe ich aber ehrlich gesagt keine Lust, dann lass uns besser vor Weihnachten gehen, dann können wir noch Weihnachtsgeschenke kaufen." Sie nickte: "Okay, machen wir es wetterabhängig."

Wieder war es weit nach Mitternacht und die beiden waren immer noch unterwegs. Langsam begannen sie zu zittern. Sie hatten sich vorgenommen, sich immer nur, bevor sie losgingen, mit einem Wärmezauber zu belegen. Langsam ließ der Zauber nach und die Kälte drang durch ihre Kleidung, durch ihre Haut. Wieso musste es im Winter, selbst im Herbst so kalt sein. Dagegen war der Sommer doch viel schöner mit seinen herrlichen warmen Tagen, den warmen Sonnenstrahlen und so.

"Wieso müssen wir bei dieser Kälte hier herum laufen, wenn doch eh alle in ihren Betten liegen. Das ist doch abartig!", sagte Hermine. Es war äußerst selten, dass sie sich über Schulsachen beschwerte. "Weiß nicht. Wir können uns ja bei Dumbledore beschweren!", schlug er grinsend vor. Es sollte ein Scherz sein, doch sie war anscheinend zu müde und wollte sich lieber mit ihm streiten. Was die beiden in letzter Zeit öfter machten, als wäre es eins ihrer Hobbies. "Wir können uns nicht wegen jedem bisschen beschweren gehen. Außerdem hat Dumbledore uns zu Schulsprechern erklärt, weil er uns vertraut und glaubt, dass wir für den Job geeignet sind. Wir dürfen ihn nicht enttäuschen im Moment ist eh so viel los. Voldemort ist noch immer an der Macht. Seine Anhänger verbreiten Angst und Schrecken. Es ist wichtig, dass wir hier für Ordnung sorgen. Die andern müssen verstehen, dass das hier kein Spiel mehr ist. Es ist bitterer Ernst. Jedes Leben ist in Gefahr. Jeder kleinste Fehler kann in einem Desaster enden. Voldemort weiß, wo Hogwarts ist. Schon oft genug war er hier. Sein Anhänger wissen es auch." "Ich dachte, es ist mit Flüchen und Zauberbannen belegt!" "Das ist es ja auch, Harry. Aber bedenk doch, was Voldemort schon alles geschafft hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für ihn allzu schwer sein wird hier rein zu kommen. Er wartet nur den perfekten Augenblick ab. Dumbledore weiß das, es wird ein weiterer Grund sein, warum wir Schulsprecher sind. Wir sind stark zusammen. Wir haben schon so viel zusammen erlebt und geschafft. Du bist ihm schon begegnet. Versteh doch, wir haben von den Schülern hier noch die größte Chance gegen ihn. Wir können die anderen verständigen und viele Leben retten. Was glaubst du, warum das neue Geheimversteck des Ordens da ist, wo es ist?! Damit sie rechtzeitig überall sein können. Es ist so wichtig am Leben zu bleiben, besonders für dich. Nur du kannst ihn besiegen! Du bist die letzte Hoffnung für die Menschen, für das Gute." Sie schaute ihn hoffnungsvoll und ängstlich an. Die beiden wurden wieder sichtbar und blieben stehen. Er legte einen Arm um ihre Schulter. "Ich weiß, mach dir keine Sorgen! Ich bin zwar nur ein halbblütiger Zauberer, der bei Muggeln aufgewachsen ist." Er liebte es sie wütend zu machen. " Red doch nicht so nen Stuss! Du bist der beste Zauberer, den es gibt, Harry! Das hat doch überhaupt nichts mit Blut zu tun. Es ist egal, ob du reinrassig bist oder nicht! Nicht nur ich denke so, Dumbledore nimmt schließlich auch Muggel auf, was bei vielen nicht erfreulich aufgenommen wird. Jeder hat noch eine Zukunft! Aber ohne dich wird es die nicht geben, nicht für das Gute! Wir haben noch eine Zukunft!" "Woher willst du das wissen? Ich könnte genauso gut sterben und alles wäre umsonst!" Das Spiel machte ihm immer mehr Spaß. "Nichts ist umsonst, Harry Potter! Sonst wäre ja auch jedes Leben umsonst, jedes Jahr, jede Woche, jeder Tag bis hin zu jeder Sekunde. Willst du, dass keiner eine Zukunft hat, niemand? Nicht mal du, ich und Ron?" Sie begann zu zittern. Dann er nahm sie in die Arme. Vielleicht war er zu weit gegangen. Er wollte sie nicht verletzen und auch nicht ängstlich machen. Als letztes starb die Hoffnung und die würde er dank seine Freunde nie verlieren. Jeder musste hoffen können, hoffen auf bessere Zeiten. "Ich werde für unsere Zukunft kämpfen, Mine." "Was hast du gesagt?" "Ich sagte, dass wir beiden eine gemeinsame Zukunft haben." Im Bruchteil einer Sekunde veränderte sich ihre Miene. Sie hatte ihn durchschaut, und wenn er sich nicht vorsah, ritzte sie ihm dafür sicher mit ihrem Zauberstab die Adern auf. Schnaubend presste er die Lippen gerade drohend genug aufeinander, das es sie faszinierte. Sie reckte starrsinnig ihr Kinn in die Höhe, wie sie es manchmal tat, wenn sie ihren Willen auf jeden Fall durchsetzen wollte.

Da er bereits in den vielen Jahren, die er sie nun schon kannte, herausgefunden hatte, dass sie es nicht mochte, wenn jemand seine körperliche Überlegenheit ausspielte, baute er sich mit seiner ganzen Größe nah vor ihr auf. Er war mehr als einen halben Kopf größer als sie und viel muskulöser. Bei Zauberern hätte so was vielleicht nicht gewirkt, aber sie kam aus einer Muggelfamilie, was so ein großer Vorteil war.

Während sie ihn aus ihren braunen Augen verärgert und zugleich fasziniert ansah, hob er eine Hand und fuhr berechnend langsam mit dem Daumen die Konturen ihres Schlüsselbeines nach. Ihre Nasenflügel bebten.

Verdammt, die Sache machte wirklich einen Höllenspaß. Nur... was zum Teufel tat er da? Für gewöhnlich kam er im wahren Leben Frauen nicht sehr nahe. Nur jetzt war es bei dieser hier anders. Sie war all die Jahre eine sehr gute Freundin gewesen, aber nun wandte er die denkbar aggressivste Verführungstechnik an ihr an. Und was ihn noch stärker überraschte - das Funkeln ihrer honigbraunen Augen zeigte, dass ihr dieses Vorgehen wider sein Erwarten offenbar gefiel.

"Ich glaube, du solltest mich jetzt küssen!", sagte er mit rauchig leiser Stimme. "Warum sollte ich?!" Sie war wirklich rotzfrech und wollte es anscheinend nicht anders haben. "Hör mal zu, es ist keiner in der Nähe, die schlafen alle noch und hören uns nicht, du tust besser, was ich dir sage." "Ich soll dich also tatsächlich hier in diesem dunklen, kalten Gang mitten in der Nacht küssen?" "Du sollst mich nicht zwingen, es zu wiederholen." "Lass mich überlegen!" Sie überlegte ganz bestimmt nicht! "Ähm, nein!" "Ich hatte gehofft, dass das bleibt uns erspart!"

Er strich mit zwei Fingern über den weißen Kragen ihrer Bluse. Ihre Empörung reichte nicht, als dass sie zurückwich. "Scheint, als müsste ich dich an das Offensichtliche erinnern." Er steigerte die Spannung durch eine lange Pause. Gott, er hoffte, dass er sie anmachte, denn er selbst war längst lichterloh am brennen. "Scheint, als müsste ich dich daran erinnern, wie sehr du mich begehrst. Wie groß dein Verlangen als Hund und als Katze war, mich zu berühren. Jetzt hast du die Chance!" Sie funkelte ihn böse an und öffnete den Mund.Um einen Zentimeter kam sie ihm tatsächlich näher. "Kann es sein, dass du "dein" Verlangen mit dem "meinen" verwechselst?" Stur starrte sie ihm direkt in die Augen. "Das glaube ich nicht. Deine Augen haben dich verraten! Sie haben geglüht vor Gier." Erneut öffnete sie den Mund, um etwas zu sagen, brachte jedoch nichts heraus, weswegen sie ihn schnell wieder schloss.

"Wollen wir doch mal sehen, ob du dich daran erinnerst, wie groß dein Verlangen war."

Er blickte auf ihre vollen Lippen und dachte daran wie süß sie schmecken würden. "Stell dir vor wie es ist, wenn die ersten Sonnenstrahlen durch das große Fenster (Er zeigte links neben sich.) auf uns scheinen, während ich dich berühre!" Unter seinem Hemd brach der Schweiß aus. "Wenn ich eine Flasche Sirup herbeizaubere, sie damit bestreiche und sie dann mit meiner Zunge wieder sauber mache!"

Ihre Augen glänzten und funkelten. Er umfasste ihr Kinn sanft, beugte sich runter und bedeckte ihre Lippen mit den seinen. Sie schmeckte einfach umwerfend, nach seinem Sirup aus der Fantasie, nach Honig und nach betörend glühender Frau. Am liebsten hätte er sie an die kalte Wand hinter ihr gedrückt, gegen so ziemlich alle Schulregeln verstoßen und sie auf der Stelle genommen. Wie es wahrscheinlich im Laufe der Jahre schon viele Schüler getan hatten. Über den Willen "seines Opfers" machte er sich keine Gedanken mehr, sie verschmolz längst mit ihm in diesem umwerfenden Kuss. Er schob seine Finger extrem langsam in ihr wirres, weiches Haar.

Dann löste er sich sanft von ihr. "Komm lass uns woanders hingehen!" "Nein!" Selbst in seinen Ohren klang das ehr wie ein Seufzer, als wie ein Widerspruch. Sie wollte nirgendwo anders hin, sie wollte ihn an Ort und Stelle küssen. Die Gerüche und Gefühle waren mehr, als sie ertrug. Das letzte Mondlicht, das durch das große Fenster auf sie fiel, der Duft der ausgehenden Fackeln und vor allen den dieses einzigartigen, wunderbaren Mannes. Sie war durch und durch trunken - von ihm, von seinem Kuss, von dem erotischen Spielchen, von der kleinen Drohung, welche ihr nicht hätte gefallen dürfen und es aber doch tat.

Seine Zunge glitt vorbei an ihren Zähnen, tief in ihre warme Höhle. Dies war die Art Kuss, die einfach nur wunderbar war, aber die man nicht mit jedem Menschen freiwillig vollzog. Seine starken Hände packten sie an den Hüften und zogen sie noch näher an seinen Körper. Sie spürte seine Erregung und seine Wärme.

"Da siehst du, ich hatte recht!", wisperte er und ehe er noch was sagen konnte, legte sie ihre Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich runter. Sie saugte an seiner Unterlippe, verwöhnte diese in ihrem Mund und spielte mit ihr herum, wie es ihr gefiel. Dann schloss sie seinen Mund mit dem ihren und küsste ihn innig. Wie lange hatte er darauf gewartet. Es war eine große Qual gewesen, sie nicht berühren zu dürfen, sie nicht küssen zu dürfen. Endlich nahm sie ihn diese Last und erlaubte es ihm. Er duellierte sich leidenschaftlich mit ihrer Zunge in ihren Mündern.

Seine Hände lange auf ihrem Rock und drückten sie an sich.

Er löste seinen Mund von ihrem und fuhr ihren Unterkieferknochen mit seiner Zunge nach. Bis er schließlich bei ihrem Ohr angekommen war, er schob mit einer Hand ihre Haare zur Seite und knabberte zärtlich an ihrem Ohrläppchen. Bevor er zu ihrem Hals überging und ihn mit kleinen Küssen überhäufte.

Er schob ihr Haar weiter nach hinten und presste seine Lippen auf ihrem Nacken. Er malte mit seiner Zunge auf ihrer zarten Haut herum, dann begann er zu saugen. Ganz langsam und vorsichtig, bis er nach kurzer Zeit immer schneller und verlangender wurde. Nach einiger Zeit löste er sich von ihr und betrachtete den Knutschfleck, den er ihr gerade verpasst hatte. Zufrieden küsste er sie erneut, während seine Hände zu ihren Brüsten wanderten und sie leicht massierten.

Sie stützte sich gegen die Wand hinter ihr, doch durch den Umhang spürte sie die Kälte kaum. Es fühlte sich längst nicht mehr so an, als wären sie in den kalten Gängen des Schlosses, es war viel zu warm geworden.

Plötzlich drang Lärm an ihre Ohren. Als der nicht wieder verschwand, löste Harry sich von ihren leicht aufgeschwollenen Lippen und sah sie aus glänzenden Augen an. "Mist, wieso muss gerade jetzt jemand auf die Idee kommen Krach zu machen?! Komm, wir sind nicht allein!" Noch recht durcheinander versuchte sie ihr Haar wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen und ging mit glühenden Lippen und rasendem Puls hinter ihm her auf der Suche nach dem Störenfried.
 

Fortsetzung folgt

Angriff in der Nacht

Teil: 2/wahrscheinlich 3

Kapiteltitel: Angriff in der Nacht

Widmung: meiner Sis

Autor: Darc Angel

Inhalt: Hogwarts wird angegriffen( und Harry merkt mal wieder, was es heißt, Angst um jemanden zu haben).

Disclaimer: Die Figuren gehören leider nicht mir, sondern Joanne K. Rowling, un dich verdiene hier mit auch gar kein Geld!
 

Den Störenfried fanden sie wohl schneller, als sie es sich vielleicht gewünscht hätten, wenn sie gewusst hätten, wer er war. Leise und unsichtbar gingen sie durch die Gänge. Sämtliche Fackeln waren aus und von draußen kam auch kein Funken Licht hinein, doch ihre Augen hatten sich längst an die Dunkelheit gewöhnt, außerdem kannten sie sämtliche Gänge und Geheimgänge des Schlosses in und auswendig, sodass sie keine Probleme hatten den Weg zu finden. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Automatisch griffen sie nach ihren Zauberstäben. Ihre Schritte waren nicht zu hören und auch ihr Atem war so leise, dass sie jedes andere Geräusch hören konnten.

Mittlerweile hatte Hermine Harry eingeholt und ging nun neben ihm her, einen guten halben Meter zwischen sich. Ihre Blicke waren starr nach vorne gerichtet. Ihr Gefühl sagt ihnen, dass es gefährlich werden würde, dass etwas Mysteriöses hier sein Spiel trieb. Es waren keine einfachen Schüler, die irgendwelche Tricks ausprobierten, herum knutschten oder einfach nur durch die Gänge schlichen. Harry sah sicherheitshalber noch mal auf die Karte, nein, alle Schüler waren da, wo sie sein sollten, in ihren Schlafsälen. Er zeigte das kurz Hermine, sie nickte nur, um möglichst wenig Lärm zu machen. Auf der Karte war sonst gar nichts zu sehen, was äußerst merkwürdig war, denn irgendwas war hier, und trotzdem war es nicht auf dem Pergament zu sehen. Selbst sie, wenn sie unsichtbar waren, liefen als beschriftete Punkte durch die Zeichnung, nichts entging dem Blatt, zumindest dachten sie das bis gerade. Es roch seltsam in dem Gang, sie wussten nicht wonach, doch es war einfach ein anderer Geruch als normalerweise. Und eins war klar, es gefiel ihnen nicht. Es roch nicht nach Stinkbomben, obwohl man auch nicht behaupten konnte, dass es gut roch, es war er das genaue Gegenteil. Nur was zum Donnerwetter noch mal war es? Sie konnten sich keinen Reim darauf machen.

Dann, als sie schon in einem weiteren Gang waren, hörten sie erneut das Geräusch, was sie eben gestört hatte. Das Brüllen, als das sie es identifizierten, klang unheimlich und grauenvoll, vielleicht sogar ein bisschen beängstigend. Wie waren diese Wesen bloß in die Schule gekommen, oder war es vielleicht doch nur ein Streich? Die Worte: "Soll ich Dumbledore benachrichtigen?", formte Hermine mit ihren Lippen ohne dabei auch nur einen Ton von sich zu geben und sah ihn fragend an. Harry schüttelte den Kopf und er antwortete auf die selbe Art und Weise: "Noch nicht!" Sie nickte und die beiden gingen vorsichtig weiter, während sie ihre Zauberstäbe längst vor sich hielten, um sofort reagieren zu können.

Sie kamen dem Lärm und damit den Treppen näher, die nach unten führten. In Harrys Ohren hörten sich die Laute an, als würden irgendwelche Ungeheuer dort unten sein. Gierige, große, gefährliche Wesen! Unsicherheit beschlich ihn, es war noch keine Angst, denn noch hatte er seinem wahrscheinlichen Feind noch nicht ins Auge geblickt, noch hatte er sich kaum eine Meinung von ihm bilden können, noch hatte er ihn oder sie, vielleicht waren es ja auch mehrere, nicht gesehen. Sein Herz schlug immer schneller, je näher sie dem Treppenhaus kamen und je lauter die Geräusche wurden. Er sah ganz deutlich, dass es Hermine auch nicht besser ging und sie sich gewaltig zusammenriss, schließlich waren sie als Schulsprecher die Vertreter der gesamten Schüler hier an der Schule und somit eigentlich deren Vorbilder. Sie durften keine Schwäche zeigen, sie mussten stark sein! Sie schluckte. Auch bei den Kämpfen mit dem Bösen hatten sie nie wirklich gewusst, was auf sie zu kam und das Gefühl jetzt, diese Ahnungslosigkeit war schwer. Vielleicht war es wirklich der Lord Voldemort, was dann? Ein Schauder lief ihr den Rücken runter und sie fröstelte. Sie beiden waren nur zu zweit, während es sich anhörte, als wären da unten jede Menge Bestien. Da spürte sie etwas lauwarmes an ihrer Hand, doch bevor sie laut schreiend, erschreckt zur Seite springen konnte, bemerkte sie zu ihrem Glück, dass es nur Harrys Hand war, die ihre sanft und aufmunternd zugleich drückte. Sie war ihm in diesem Moment unendlich dankbar dafür, denn sie konnte jetzt jedes bisschen Kraft gebrauchen und musste ihre Angst, genau wie er es all die Jahre getan hatte und jetzt auch wieder tat, überwinden und ihrem Schicksal ins Auge blicken. An seiner Seite und mit seiner Unterstützung würde ihr das mit Sicherheit leichter fallen.

Mutig gingen sie die letzten paar Meter bis zu dem weißen Geländer der Treppe. Sie hatten gelernt keine Sekunde zu zögern und so schauten sie direkt hinunter zu dem Ursprung des Lärms. Sie erstarrten, als ein kleiner Lichtschein von draußen die unterste Etage für einen winzigen Moment erhellte und sie das Grauen in Person sahen. Es waren keine Menschen, es waren Tiere, falls man das noch so nennen konnte. Es waren wohl eher Wesen, Biester, Ungeheuer, die dort unten herum brüllten und das Schloss zerfetzten, indem sie die Wände hoch sprangen und mit ihren Klauen und ihren mindestens messerscharfen Fangzähnen alles, was ihnen in den Weg kam, zerfetzten, was der Grund für die ganzen leeren Portraits war, denn anscheinend waren die Personen längst alle geflohen. Vielleicht hatte ja auch schon wer Dumbledore benachrichtigt von ihnen?! Das könnte ihre Rettung sein. Doch ihre Köpfe waren sonst komplett leer, wie ausgesaugt, denn ihr ganzes Denken und Sein konzentrierte sich im Moment nur aufs Sehen, darauf, was dort unten geschah. Die Treppen drehten sich wie immer und schwanken mal hier hin und mal dahin. Beängstigend war ehr, das diese Ungeheuer sich anscheinend auf den Weg nach hier oben machten, sie sollten sich echt beeilen, sonst wären sie bald deren Mahlzeit. Dort unten waren circa fünfzig hundeähnliche Wesen. Sie hatten leuchtend rote, böse und gefährlich funkelnde Augen, ihre großen Tatzen hatten einen Durchmesser von etwa zwanzig Zentimeter, schätze Harry, die scharfen Krallen blitzten beim Einsatz unheilvoll, Sabber triefte ihnen aus den großen Mäulern, aus denen spitze, breite Zähne herausguckten, ihre Ohren standen eckig ab und waren meistens mit Rissen aus Kämpfen versehen, sie hatten dickes, schmutziges Fell, dass von grau, braun, gelblich, rötlich und schwarz in allen Farben vorhanden war, ihre langen Schwänze sahen bereits gefährlich aus, wenn sie mit ihnen um sich schlugen. Die Tiere waren groß und muskulös in die Breite gegangen und die Kraft die sie aufbringen konnten, war einfach unglaublich. Er wollte sich erst gar nicht vorstellen, wie schnell diese Viecher sein würden.

Eins war klar, weder Hermine noch Harry noch beide zusammen hatten eine Chance gegen diesen Feind, sie brauchten Verstärkung und zwar schleunigst. Harry riss an Hermine Hand, um sie aus der Trance zu reißen und die beiden rannten Hand in Hand, so schnell sie ihre Füße trugen, den Gang zurück. Harry vermisste seinen treuen Besen, mit dem er um einiges schneller und sicherer jetzt gewesen wäre, doch es war viel zu riskant den jetzt zu rufen, also mussten sie wohl laufen, was in den Umhängen nicht einfach war. Er zog erneut die Karte des Rumtreibers aus seiner Tasche und betätigte sie. Er tickte mit dem Zauberstab auf Professor Dumbledore und ein kleines Kästchen erschien neben dem Punkt. Der Schwarzhaarige tickte nochmals mit dem Zauberstab auf das Kästchen und in winzig kleiner Schrift entstand seine Warnung an den Direktor, die er mit einem weiteren daran ticken losschickte. Als sich ein paar Sekunden später der Punkt der Person bewegte, war ihm klar, dass er die Botschaft bekommen haben musste und die restlichen Lehrer benachrichtigen würde.

Sie rannten weiter und Hermine ärgerte sich darüber, dass es an dieser Schule keinen Sportunterricht gab, denn würde es den geben, wäre sie nicht so aus der Übung, da sie schon Monate, wenn nicht sogar Jahre, zu letzt an ihrer Muggelschule, richtig gelaufen war. Harry, der eh schneller war und außerdem letzten Sommer öfter in einigen Fitnessstudios trainiert hatte, zog sie mit sich und beschleunigte ihr Tempo dadurch. Längst waren ihre Schritte nicht mehr mucksmäuschenstill, doch das war ihnen egal, denn jetzt mussten sie rennen was das Zeug hielt, um sich zu retten. Sie achteten gar nicht darauf, wo sie hin rannten, ihre Füße liefen einfach von alleine immer weiter und weiter. Schweiß rann aus ihren Poren, Angstschweiß und Schweiß wegen der Anstrengung. Sie trauten sich nicht sich umzudrehen und zu gucken, ob sie von diesen Bestien verfolgt wurden, es war zu gefährlich, sie würden dadurch an Tempo und dadurch kostbare Zeit verlieren. Und so mussten sie mit dieser Ungewissheit laufen. Es kam ihnen vor wie eine Ewigkeit, die sie einfach nur liefen, an verlassenen Gemälden vorbei, die immer gleichen grau-braunen, alten Steine unter ihren Füßen, die dunkle Decke über ihnen, die seltsamen Schatten, die ihnen sonst nicht auffielen, die Angst, dass vielleicht irgendwo hier oben schon die Eindringlinge waren und aus einem Schatten auf sie springen würden oder dass vielleicht ein böser Zauberer, der diese Viecher reingelassen hatte, hinter der nächsten Ecke hervortrat. Sie hatten ihre Zauberstäbe als Schutz in den Händen und dachten bereits an die passenden Sprüche und Flüche, die sie ihren Feinden aufjagen konnten. Ihre Hände waren glitschig und sie mussten aufpassen, dass sie nicht auseinander rutschten, aber sie hielten einander verkrampft fest, so als könnte ihnen nichts Schlimmeres passieren, als den anderen zu verlieren.

Doch sie begegneten niemandem, keinem Schüler, keinem Lehrer, weder Mrs. Norris, noch Filch, keinem Geist und auch keinem Feind. Völlig außer Puste kamen sie schließlich vor dem Büro von Professor Dumbledore an. Sie schnauften erst mal und rangen nach Luft. Doch der Wasserspeier war an seinem gewöhnlichen Platz und es war weit und breit niemand zu hören. Hermine sah ihn ängstlich an. Wo war der Schulleiter? Anstatt einfach das Passwort für den Brunnen zu sagen und in das Büro ihres Schulleiters zu rennen, zog Harry die Karte schnell aus der Tasche und sah sie sich an. Sein erster Blick fiel auf die Stelle, wo die hundeähnlichen Wesen gewesen waren, doch er sah natürlich nichts, da fiel ihm wieder ein, dass er sie eben schon nicht hier drauf gesehen hatte, auch wenn er sich das nicht erklären konnte. Also, suchte er Dumbledore und bemerkte, dass der jeden Augenblick von links mit weiteren Lehrern zu ihnen stoßen müsste. Er steckte das Geschenk der Weasley Zwillinge weg und sah in besagte Richtung, Hermine tat es ihm immer noch schwer atmend gleich. Dann wurden die beiden wieder sichtbar, damit sie auch von Professor Dumbledore gesehen werden konnten.

Doch sie sahen nichts, rein gar nichts. Nervosität stieg in ihnen hoch, wo war er bloß? Die Karte hatte doch ganz eindeutig gezeigt, dass der weise Zauberer von dort aus kommen würde. Hatte jemand die Karte manipuliert, oder was war hier los? Er warf Hermine einen ahnungslosen, verwirrten Blick zu, doch sie zuckte nur zitternd mit den Schultern. Sie wusste genauso wenig wie er und hatte eindeutig Angst. Er hätte sie gerne in den Arm genommen und beruhigt. Doch erstens hatte er dazu jetzt absolut keine Zeit und zweitens hatte er, wenn er ehrlich war, selbst Schiss! Er wollte schon seine Karte erneut ziehen, als sie die vertraute Stimme hörten. "Lass sie drin, Harry. Wir sind hier!" Die Stimme kam eindeutig aus der Richtung, in die sie starrten, doch sie sahen immer noch nichts.

Kurz darauf erschien mitten aus dem nichts der grauhaarige Mann und sofort war ihnen klar, dass er auch unsichtbar gewesen sein musste. Hinter ihm tauchten Professor McGonagall, Professor Flitwick, Professor Sprout und natürlich auch Professor Snape, ganz zu ihrem Missfallen, müde aussehend auf. "Kommen wir schnell zum Punkt, was habt ihr gesehen?", begann Dumbledore auch sogleich und alle fünf Augenpaare waren auf sie gerichtet. "Circa zwei Meter große, gefährlich aussehende, hundeähnliche Wesen, vor ein paar Minuten in der untersten Etage im Treppenhaus!", erklärte Harry so schnell er konnte. "Da müssen wir uns wohl ohne eine Ahnung, was uns bevor steht, in die Schlacht stürzen!", meinte Snape sarkastisch, "denn mit ihrer Erklärung kann man wohl kaum etwas anfangen, Potter!" "Severus", warf Minerva ein, "wir haben jetzt keine Zeit zum Streiten!"

Hermine, die längst ihren Zauberstab geschwungen und die passende Formel gemurmelt hatte, verwandelte sich gerade vor ihren Augen. Alle starrten sie an, als wenige Sekunden später genauso ein Ungetüm neben ihnen stand, wie die beiden es kurz zuvor gesehen hatten. Die Lehrer rissen die Augen weit auf. "Reicht ihnen die Veranschaulichung?!", schmiss die Leiterinnen des Hauses Gryffindor ihrem Kollegen an den Kopf.

"Das ist eine sehr gute Idee, Hermine!", überlegte Dumbledore laut, "wir müssen zuerst mal die ganzen Schüler in Sicherheit bringen, und das können wir, wenn wir genauso aussehen und genauso riechen wie unsere Feinde, am besten. Denn auch wenn wir unsichtbar sind, können diese grausamen Wesen uns riechen." "Ich bin in meinem ganzen Leben noch keinem Magnus Canis Ingens begegnet!", meinte der kleinste von ihnen mit seiner piepsinnigen Stimme. "Wir dürfen keine Zeit verlieren", fuhr Dumbledore fort, "Hermine und Harry, ihr rennt so schnell ihr könnt zu den Gryffindors, dort sollen alle durch die Fenster fliegen, die älteren nehmen die jüngeren mit auf ihren Besen. Wir treffen uns in 15 Minuten auf dem Dach. Versteckt euch im Schatten hinter den Türmen, dass keiner von euch gesehen wird. Severus , du gehst zu den Slytherins und führst sie in die Höhlen unter dem See. Was seid ihr denn noch immer hier, los macht euch auf den Weg, wir haben keine Zeit!"

Harry verwandelte sich ebenfalls in eins der Wesen, bevor er mit Hermine zusammen, so schnell sie konnten, in Richtung Gryffindorturm auf allen vieren rannten und nicht mehr mitbekamen, wo sich die anderen Häuser verstecken sollten.
 

Es war stockdunkel, doch sie hätten den Weg so oder so gefunden, denn sie gingen ihn schließlich jede Nacht, jeden Morgen, jeden Tag, einfach ständig. Egal, wo im Schloss sie gerade waren, ihr Instinkt brachte sie stets sicher an ihr Ziel, was im siebten Jahr wohl auch normal war, zumindest für die beiden. Außerdem hatten sie durch die Verwandlung auch die Eigenschaften und Fähigkeiten der Tiere angenommen: mit ihrer guten Nase konnten sie ohne Zweifel den Duft der Gryffindors wittern, sie wussten nicht, woher sie plötzlich den Geruch ihres Hauses kannten, und seit wann es den gab, doch eins war klar, die vier Häuser, ihre Schüler und Professoren rochen anders, sie wussten nicht, wo der Unterschied und was für wen spezifisch war, doch eins war klar, er war eindeutig da; außerdem hatten sie um einiges bessere Augen, die ohne Probleme im Dunklen so gut und genau alles sehen konnten, wie sie es normalerweise im Hellen taten, was natürlich ein weiterer Vorteil bzw. Nachteil war, da sie gerade erkannten, was ihre Feinde alles beherrschten und noch immer war eins unklar: Wer war ihr Anführer, ihr Herrchen, falls man das so nennen konnte, und vor allem wie waren sie auf das Gelände gekommen, wer hatte sie geschickt oder reingelassen? Sie konnten sich nicht vorstellen, dass Hagrid ohne Dumbledores Wissen diese Geschöpfe großgezogen oder eingeschmuggelt hatte. Okay, er hatte einen eigenen Sinn für das, was gefährlich war und das was es nicht war, aber selbst er würde nicht solche Bestien ins Schloss lassen und Harry konnte sich auch nicht vorstellen, dass er überhaupt mit ihnen zurecht kommen würde. Es waren zu viele, selbst, wenn sie noch Welpen gewesen wären, wären sie zu stark für den Halbriesen und ohne Zauberstab und abgeschlossene Ausbildung war die Erziehung wohl vollkommen unmöglich und es wäre ihnen längst aufgefallen. Also, woher kamen diese Bestien?

"Froschlaich", bellte Harry, als er sah, dass die fette Dame und sämtliche andere Personen in dem Gang noch in ihren Gemälden waren. Die fette Dame öffnete langsam ihre Augen und wollte schon anfangen herum zu meckern, dass sie sie so früh weckten, als sie die beiden sah und den Mund aufriss um zu schreien. Doch Hermine war schneller und verwandelte sich zurück, damit die Frau sie erkannte. Noch immer völlig neben sich, starrte sie das Mädchen und Harry, der sich ebenfalls wieder in seine ursprüngliche Gestalt zurückverwandelt hatte, böse funkelnd an: "Was fällt euch ein mich aus dem Schlaf zu reißen und dann auch noch so erschrecken?", legte sie auch schon mit ihrer lauten Stimme los. "PSSSSST!", machte die Schulsprecherin und legte ihren Zeigefinger auf ihre Lippen, "Gefahr droht, keine Zeit zum Erklären, los mach schnell auf, weck dann schnell die anderen Leute in ihren Portraits und versteckt euch irgendwo in Sicherheit, Bestien sind im Schloss!" Innerhalb kürzester Zeit war die alte Dame hellwach und verängstigt, sie klappte den Eingang auf, sodass die beiden schnell hineinklettern konnten, bevor er sich wieder schloss.

Im Gemeinschaftsraum war es ziemlich dunkel, keine Fackeln brannten mehr und selbst das Glühen des Feuers im Kamin hatte längst aufgehört, nur noch ein leichter Lichtschein drang durch die großen Fenster in den Raum. "Weck du die Jungen und lass das Licht ja aus!", sagte Hermine schnell, "wir treffen uns dann oben auf dem Dach!" Harry ließ sie in dieser großen Gefahr nicht gerne alleine herumlaufen, denn dann konnte er sie nicht beschützen, doch er sah ein, dass sie nicht zusammen bleiben konnten, ihnen rann die Zeit weg, welche sie dringend brauchten, um die Leben ihrer Kollegen und Kolleginnen zu retten.

Eine Sekunde, nachdem das braunhaarige Mädchen Richtung Mädchenschlafturm gerannt war, machte auch er sich, so schnell er konnte, auf den Weg die Treppe zu den Jungenschlafsälen hinauf. <Am besten wecke ich zuerst die Ältesten, denn die Erstklässler haben noch keine Besen und würden in Panik ausbrachen. Die Älteren können sich dann jeweils einen von ihnen schnappen und mir folgen!> Also rannte er bis oben zu seinem Schlafsaal, riss die Tür auf und stürmte in den stillen Raum. Hier war, mit Ausnahme von ihm, nicht der kleinste Hauch zu spüren, dass das Schloss grad angegriffen wurde. Er lief durch den Raum und zog sämtliche Vorhänge der Betten auf, aber die anderen schienen tief und fest zu schlafen. Harry packte die Angst, was wenn sie zu lange brauchen würden, um alle rechtzeitig zu wecken, was wenn die Feinde schneller waren?! <Nein, daran darf ich nicht denken!> Er stürmte zu Ron. "Hey, Ron, aufwachen!", er zog seinem Freund die Decke weg und schüttelte ihn durch. Langsam öffnete der Rotschopf seine Augen und blinzelte ihn müde an. "Wasisn los?", murmelte er schlaftrunken. Der Schwarzhaarige zog seinen Freund aus dem Bett, damit dieser erst gar nicht wieder in Versuchung kam einzuschlafen. Er taumelte ein wenig, riss sich dann aber zusammen und starrte ihn an. "Wir werden angegriffen, ich erklärs dir später mit den anderen! Los hilf mir sie zu wecken!", befahl er ihm, während er schon Neville aus dem Bett schmiss.

Innerhalb einer Minute standen die fünf Jungen im Raum und Harry erklärte ihnen so kurz wie möglich die Situation: "Hermine und ich haben unten im Schloss vor ein paar Minuten zirka 50 Wesen namens Magnus Canis Ingens entdeckt, das sind große, hundeartigen Bestien, die unkontrolliert durchs Schloss jagen und alles zerfetzen. Dumbledore hat uns befohlen die Gryffindors in Sicherheit zubringen. Ihr müsst mir helfen, Seamus, Dean und Neville nehmt euch eure Besen und rennt in den Schlafsaal der Erstklässler und weckt sie auf, erklärt ihnen nur das Gefahr im Schloss ist, dann wartet ihr auf die Verstärkung, wenn die da ist schnappt ihr euch je einen und fliegt mit ihnen im Schatten des Schlosses aufs Dach und versteckt euch dort. Wir treffen uns dann dort!" Die Gefühle, die in Harrys Stimme mitschwanken, verfehlten ihre Wirkung nicht. Wenn der Junge, der überlebte, sich fürchtete und so schnell und unruhig sprach, war es schrecklich gefährlich.

Nach einer Schrecksekunde kramten die drei ihre Besen heraus und eilten mit ihnen in der Hand, noch in ihren Schlafanzügen, die Treppe hinunter. Zu Ron gewand sagte Harry: "Nimm dir auch deinen Besen, wir wecken schnell die Älteren, beeil dich!"

Colin schaute erst mal ganz erstaunt aus der Wäsche, als Harry Potter ihn mitten in der Nacht weckte. Alle waren recht schnell wach und wurden von den beiden zur Hälfte in den Raum der Erst- und die anderen in den Raum der Zweitklässler geschickt, um das gleiche wie Neville, Seamus und Dean zu tun, während Colin darauf bestand zu seinem Bruder zu rennen und ihn mit auf dem Besen zu nehmen, denn der Kleine hatte seinen Besen letzte Woche zur Reparatur Madam Hooch geben müssen.

Im Raum der Fünftklässler erklärte Harry dem Vertrauensschüler die genaue Lage, während sonst nur die Siebtklässler bescheid wussten, weil sonst ja vielleicht eine Panik hätte ausbrechen können. Der Junge schien verängstigt und Harry überlegte, ob es richtig war, ihn einzuweihen, doch als Vertrauensschüler zur Zeiten Lord Voldemorts musste er so was gewachsen sein, was er wohl auch wusste, denn er nickte tapfer und rannte mit zwei Freunden zu den Drittklässlern, während der Rest den Sechstklässlern bei den Zweiern half.

Die beiden Freunde liefen zu den Vieren und weckten sie. "Flieg du schon mal mit ihnen aufs Dach, aber seid vorsichtig! Ich schaue eben nach, ob auch alle draußen sind!", warf der Schulsprecher dem ältesten Weasley, der in Hogwarts war, zu und rannte mit seinem Feuerblitz los zu den Jüngsten.

Dort stand das Fenster weit offen und niemand war mehr da, wie es sein sollte. Er stieg auf seinen Besen und flog los aus dem Fenster, schloss es, schnell stieg er empor, aber gezielt im Schatten. Das war so ziemlich das erste Mal in der heutigen Nacht, in der er es für gut empfand, dass der Mond hinter den dicken Gewitterwolken war, denn so war es dunkler. Er sauste in den Schlafsaal der Zweitklässler rein und als keiner da war, wieder raus, nachdem er aus Sicherheit auch das Fenster geschlossen hatte.

So machte er es weiter, bis er alle durch hatte. Dann flog er wieder runter auf das Hauptdach und stellte zu Frieden fest, dass sich die gesamten Jungen hinter einem Turm versteckt hatten und ihn schon sehnlichst erwarteten. Sie sahen größtenteils noch sehr müde aus und waren leicht am Zittern, da sie ja so gut wie nichts an hatten. "Kann uns mal einer sagen, was hier los ist?", wollte ein übel gelaunter Viertklässler wissen und wenige anderen stimmten ihm nicht grad leise zu! "PSSST!", machten die Siebtklässler und Vertrauensschüler. "Erklärt ihnen mal eben die Situation, aber sagt nicht ganz so deutlich, wie gefährlich das alles ist und das wir nicht wissen, wer dahinter steckt!", flüsterte Harry den Eingeweihten zu. "Du meinst, es könnte auch Voldemort sein?", fragte Seamus alles andere als begeistert. "Ja, aber untersteht euch auch nur den Namen in irgendeinem anderen Zusammenhang zu erwähnen!", ermahnte Harry sie, worauf die anderen zwar schluckten bei den Vorraussichten, aber nickten, "gut, ich gehe gucken, wo die Mädchen bleiben!" Und leise hob er wieder ab.

Harrys Herz schlug schnell, sehr schnell. Einmal wegen der großen Gefahr, wegen dem wahrscheinlich bevorstehenden Kampf und dann noch, wegen der Unsicherheit, was mit den Mädchen los war, besonders mit Hermine. Er sah schon, dass die Lichter aus waren, aber was hieß das? Ungewissheit und Angst plagten ihn. Weswegen er sich weit nach vorne über den Besenstiel legte und losbrauste zum Nachbarturm. Der Weg dorthin kam ihm unglaublich lang vor, dabei waren es eigentlich nur einige Meter und er müsste in ein paar Sekunden dort sein. Doch die Zeit verging überhaupt nicht. Er kam sich vor wie in einer Zeitlupe, obwohl er den schnellsten Rennbesen überhaupt besaß und von den anderen eigentlich wegen seiner Geschwindigkeit kaum zu erkennen sein müsste und doch war es ihm zu langsam. Er wollte bei ihr sein, wollte wissen, dass es ihr gut geht, dass es allen gut ging, wollte sich zu ihnen apparieren, doch konnte man in Hogwarts eh nicht disapparieren und apparieren, wie er mittlerweile nicht mehr vergaß. So musste er wohl abwarten, abwarten, bis er endlich da war. Sein Puls schlug immer schneller und das Blut wurde pochend durch seine Adern gejagt, ihm wurde warm, er hielt es kaum noch aus. Er konnte ja nicht mal den schnellsten Weg, einfach schräg hoch nehmen, nein er musste erst zum Turm und dann an ihm hoch, wegen dem Schatten, den er warf, alles war so umständlich. Es war fast so, als wären nicht die Magnus Canis Ingens seine Gegner sondern die Zeit, was schon oft so gewesen war.

Nach schier einer Ewigkeit war er dann an dem ersten großen Fenster angekommen, doch es war zu. "Alohomora!", Harry richtete den Zauberstab auf das Fenster. Doch anstatt aufzuspringen, passierte gar nichts, es blieb verschlossen. <So ein verdammter Mist!> Wegen der Dunkelheit konnte er in dem Raum rein gar nichts erkennen. Er stieg weiter empor zum nächsten Schlafsaal und erneut war das Fenster nicht offen zu bekommen, auch nicht mit der Hand. Er wurde immer unruhiger, er zitterte sogar schon. Wo war nur Hermine? Sie müsste doch längst alle geweckt haben, oder nicht?! Er krallte seine Hände um den feinen Besenstiel und raste zum nächsten Fenster - wieder nichts. Sein Herz schlug noch schneller, falls das überhaupt möglich war. Seine Hände wurden feucht. <Was ist hier nur los? Wo sind die alle?> So ging es von Fenster zu Fenster weiter und sein Atem wurde immer schneller, als er nur noch ein Fenster vor sich hatte, setzte er seine ganze Hoffnung darauf, dass dort alle waren. <Sie müssen einfach da sein!>

Zu seinem Pech lag das Fenster leider nicht komplett im Schatten, aber das war ihm jetzt egal, Hauptsache er fand Hermine und die anderen. Aber auch dort war es stockdunkel und er konnte einfach nichts erkennen. Er flog so nah wie möglich an die Scheibe und landete schließlich an der Fensterbank. Er presste sein Gesicht an die Scheibe, sah jedoch gar nichts. Ihm kam die Idee, dass die Scheiben verhext waren. So dass man von Innen zwar rausgucken konnte, aber nicht anders rum.

Er wollte schon klopfen, als plötzlich ein Fenster aufgerissen wurde und ihm ein Zauber entgegen schoss. Er hatte zwar seinen Zauberstab in der Hand, war darauf aber überhaupt nicht gefasst gewesen, sodass es ihm gleich vom Besen haute. Völlig überrumpelt sauste er rückwärts, mit dem Kopf zuerst den Turm runter. Doch der schnelle Luftzug ließ ihn sich schnell von seinem Schock erholen. <Was soll ich tun?> Sein Kopf lief auf Hochtouren, daran war es zum Glück nur selten gescheitert. <Mein Zauberstab!> schoss es ihm auch kurz darauf durch den Kopf. Er hob seine rechte Hand in Augenhöhe, doch da war nichts, rein gar nichts. <Wo ist der?> Er drehte sich um und sah nach unten. Das würde ein langer Sturz und ein harter Aufprall werden, denn er würde nicht auf dem Dach sondern ganz unten auf dem Gelände landen und noch hatte er nicht mal den Mädchenturm hinter sich. Da sah er seinen Zauberstab im leichten Licht eines Sternes. Er war nur einige Meter unter ihm. <Ich muss ihn erreichen, bevor es zu spät ist!> Er schrie nicht, denn das würde nicht nur die Aufmerksamkeit der Jungen und Mädchen aus Gryffindor auf sich lenken, sondern wohlmöglich auch die seiner Feinde, weswegen er tapfer die Klappe hielt. Jetzt ruderte er mit den Arme und strampelte mit den Beinen um schneller zu fallen und irgendwie klappte es tatsächlich, vielleicht lag es aber auch nur daran, dass der Zauberstab leichter war, als er. Das war ihm in dem Moment egal, es fühlte sich gut an, als er seine rechte Hand um das warme Stück Holz schlang. Ohne zu zögern sagte er nicht laut, aber deutlich "Accio Feuerblitz". Es würde nicht lange dauern, bis sein treuer Besen kommen würde, denn er war ja nicht weit weg, doch wie lange würde es dauern? Und was war, wenn der jenige, der ihn aus dem Fenster geschmissen hatte, ihn bereits in Gewahrsam genommen hatte? Das würde nicht gut enden! Und wieder war die Zeit sein Gegner. Würde er genug haben? Würde sein Besen ihn rechtzeitig retten können? Eine Gänsehaut bildete sich und er zitterte, sowohl vor Kälte als auch vor Angst. Er sah schon die Schlagzeilen im Tagespropheten vor sich: HARRY POTTER STARB BEIM STURZ AUS EINEM TURMFENSTER IN HOGWARTS oder noch besser DER JUNGE, DER DEN ANGRIFF VON DEM DESSEN NAME NICHT GENANNT WERDEN DARF ÜBERLEBTE, STARB AN EINEM FENSTERSTURZ! Das würde peinlich werden, die Todesser und Voldemort selbst würden sich einen ablachen. <Nein, das darf nicht geschehen! Wenn ich sterbe, stirbt damit die Hoffnung für alle Feinde von Voldemort. Denn Dumbledore hat gesagt, dass ich der einzige bin, der ihm gewachsen sein wird von der Kraft her. Ich muss überleben! Für die anderen, für meine Eltern, die sich für mich geopfert haben, für alle, die im Kampf gegen Voldemort gestorben sind, verletzt wurden oder Angehörige verloren haben, für alle die noch Hoffnung haben, für alle die ihm noch immer Widerstand leisten, für den Orden des Phönix, für meine Freunde, für Sirius, der für mich gestorben ist, für Hermine. Ich darf nicht sterben!> Er hätte es am liebsten aus vollem Halse in die Welt hinaus geschrieen, doch er besann sich im letztem Moment dann doch dazu das sein zu lassen. Stattdessen sah er mit dem neu gefassten Mut und der neu gefundenen Kraft kurz nach unten und dann nach oben. Er hörte bereits das Windrauschen seines Feuerblitzes und kurz darauf war der Besen neben ihm.

Harry packte zu mit beiden Händen zu und schwang sich mit Leichtigkeit auf den Rücken seines treuen Freundes. "Gut gemacht!", wie ein lebendiges Wesen fuhr er ihm über den gut gepflegten Stiel, dann zog er ihn noch einige Meter vor dem Boden wieder hoch und raste mit aller Geschwindigkeit, die er aufbringen konnte, hoch zum höchsten Fenster des Mädchenturms, in dessen Fenster er so eben eine Person entdeckte. Mit der rechten Hand umklammerte er seinen Zauberstab, falls dort oben ein Gegner auf ihn wartete, war er jetzt bereit ihm entgegen zu treten. <Hermine, ich komme!>

Als er oben angekommen war, sah er, dass vier Geschöpfe mit im Wind wehendem, langem Haar und erhobenen Zauberstab im Fenster standen und im Hintergrund erblickte er vereinzelt eine Person oder einen Kopf, anscheinend waren die ganzen anderen irgendwo im Raum verteilt oder versteckten sich wer weiß wo. Stille herrschte. Harry saß auf Fensterhöhe auf seinem Besen und schwebte auf der Stelle mit erhobener Waffe. <Wer sind diese vier Wesen?> fragte er sich <Sie sind graziös und doch strahlen sie eine entschlossene Aura aus, als würden sie auf jeden Fall kämpfen wollen, obwohl sie nicht kräftig und groß aussehen! Sind das wirklich meine Feinde?> Der Wind wehte Harry die Kapuze seines Mantels vom Kopf und ließ sein wirres Haar zum Vorschein kommen. Die Situation irritierte ihn noch immer. Irgendwas war eindeutig faul. Drei der vier Gestalten hatten etwas, was wie ein kurzes Kleid aussah, an, was im Wind wehte. Außerdem merkte er bei genauerem hinsehen, dass zwei von ihnen leicht zitterten, obwohl er nicht genau ausmachen konnte, warum!

Noch immer hatte sich nichts gerührt, aber Harry wusste, dass er keine Zeit verschwenden durfte. Er musste es riskieren. "Wo sind die Mädchen?", fragte er, wobei er seine Stimme selbst kaum erkannte. Sie war kräftig, tief und rau, kein bisschen Zittern war zu erkennen, sie war sicher und doch war sie irgendwie anders, ob das daran lag, dass er schreckliche Angst um Hermine hatte?! Er wusste es nicht und konnte es sich auch nicht erklären. "Was willst du von ihnen?", fragte das Geschöpf in der Mitte mit fester Stimme. Aber eins war klar, es war eine Mädchenstimme. Harry kannte diese Stimme, es war ihre Stimme. <Sie muss mich genauso wenig erkennen, wie ich sie erkannt habe?> Das war ihm irgendwie peinlich, aber das tat jetzt nichts zur Sache, sie hatten schon genug Zeit verschwendet, sie mussten sich beeilen. "Sie in Sicherheit bringen was sonst? Kommt, ihr müsst euch beeilen!", das klang schon er nach ihm, da ein Stein ihm vom Herzen gefallen war, denn ihr ging es gut und den anderen auch. Genau in dem Moment schob sich der Mond hinter einer Wolke hervor und tauchte ihn in Mondlicht, wobei er nicht wusste, ob er sich nun darüber freuen sollte oder nicht. Denn so könnten vielleicht nicht nur die Mädchen ihn sehen. "Kommt, das Mondlicht wird uns verraten, beeilt euch!", sagte Harry. Hermine atmete erleichtert aus und nahm ihren Zauberstab als erste wieder runter, als sie ihn erkannt hatte. Sie lächelte verlegen, lief zurück ins Zimmer und kam kurz darauf mit den anderen Mädchen und ihrem Besen wieder. "Du hast Recht, wir sollten uns beeilen!", lächelte sie ihn immer noch peinlich berührt an. Sie flog vor den anderen im Restschatten runter zu den Jungen. Einzeln oder zu zweit flogen sie von oben los und erst einige Sekunden später starteten die letzten. Harry flog als Letzter, nachdem er das Fenster verschlossen hatte auch runter zu dem Rest.

Professor Dumbledore und die Schüler, die mittlerweile alle einen Mantel anhatten, die der Direktor ihnen wohl herbei gezaubert hatte, erwarteten ihn schon unten. Der alte Mann nickte ihm anerkennend zu: "Gut gemacht, aber ich habe auch nichts anderes von euch beiden erwartet!", lächelte er leicht, als Harry neben Hermine gelandet war, dann wandte er sich an die anderen Schüler: "Ich werde jetzt einen Bannkreis um euch errichten, sodass niemand euch sehen, hören, aufspüren oder riechen kann, solange er nicht weiß, dass ihr hier seid. Ich bitte euch trotzdem ruhig zu sein und hier zu bleiben. Neben den beiden momentanen Vertrauensschülern ernenne ich für diesen Notfall auch die beiden des letzten Jahres," er sah Ginny und einen großgewachsenen Jungen an, "sowie den des vorletzten Jahres," damit war natürlich Ron gemeint, "zu euren Vertrauenspersonen. Die fünf werden hier bleiben und auf euch aufpassen!" Harry hatte das Gefühl, dass der Schulleiter kurz ein paar Personen, die damals in Dumbledores Armee waren, leicht zu nickte, was so viel bedeuten sollte, dass auch sie im äußersten Notfall sehr wichtig seien, dann fuhr er fort: "Ich werde jetzt mit den beiden Schulsprechern wieder runter in die Schule gehen. Habt keine Angst, wir werden uns bald alle wieder sehen!"

Die Kleineren schienen trotzdem erschreckt davon, dass er sie dort oben einfach alleine ließ und klammerten sich mit vor Angst großen Augen aneinander. Dann wandte er sich noch mal leise an Ron, der neben seinen beiden Freunden stand: "Wenn es zum Notfall kommt, muss ich dich, auch wenn es mit wirklich leichtfällt, darum bitten, am besten Ginny, da sie gut auf ihrem Besen, klein und geschickt ist, außerdem in ihrer Stufe am besten Zaubern kann, zu uns zu schicken, um Verstärkung zu holen. Ich weiß, dass ist äußerst schwer für dich, aber die anderen brauchen dich an ihrer Seite. Denn mit dem Rest aus dem damaligen Club könnt ihr euch schon einige Zeit wehren, außerdem wissen wir gar nicht, ob es wirklich Voldemort ist. Seid vorsichtig und schick sie wirklich nur im äußersten Notfall." Ron nickte beklommen. "Gib ihm deine Karte, Harry!" Der Schwarzhaarige nickte, meinte dann aber: "Die Magnus Canis Ingens sind aber nicht drauf zu sehen!" Der weise Mann schüttelte geheimnisvoll den Kopf: "Ron wird sie sehen. Du weißt, wie man damit umgeht?" Der Rothaarige nickte wieder und nahm das Stück Pergament entgegen. "Gut, wir haben keine Zeit mehr, kommt ihr beiden, wir müssen gehen!" Harry und Hermine hoben nur die Hand zum Abschied: "Bis später!" Das sollte besonders den Jüngeren unter ihnen die Hoffnung geben, dass niemandem etwas geschehen würde.

Dann gingen sie ein paar Schritte zurück. Dumbledore schwang seinen Zauberstab ein paar mal und murmelte dabei eine unverständliche Formel, schließlich schoss ein leicht schimmerndes, aber sonst unsichtbares etwas aus seiner Spitze. Es wurde groß und zog sich über die gesamten Schüler, die wie unter einem riesen Tarnumhang verschwanden und dann nicht mehr zu sehen waren. Die drei schwangen sich auf ihre Besen und flogen los. "Wenn Molly das mit ihrer Tochter mitbekommt, dreht sie mir den Hals um!", meinte der Anführer. Die beiden wussten nicht, ob er dabei grinste, wie Sirius es wahrscheinlich getan hätte oder vor Sorgen seine Lippen nicht anders formen konnte. "Haben sie den Orden schon benachrichtigt?", fragte Harry leise, während sie in den Schatten eines am anderen Ende des Schlosses liegenden Turmes flogen. "Ja und auch das Ministerium, aber ihr wisst ja, das wird dauern, bis die hier sind!" Die zwei nickten, auch wenn Dumbledore das nicht sehen konnte, da er vor ihnen herflog. Das Geheimversteck des Ordens lag zwar nicht weit weg, aber ne halbe Stunde, wenn nicht noch länger würden sie trotzdem brauchen und das war in einer Notsituation verdammt viel Zeit. Harry drehte sich nach hinten um, um zu gucken, wie es Hermine ging, da sie schon die ganze Zeit nichts mehr sagte. Aber sie saß noch immer tapfer auf ihrem Besen.

Kurz darauf hielten sie am Ende des Turmes. Der Schulleiter tippte mit seinem Zauberstab die dicke Wand an und murmelte schon wieder eine ihnen unbekannte Formel. Dann öffnete sich plötzlich vor ihnen ein Loch. Harry sah ihn mit großen Augen an. "Selbst dein Vater und Sirius kannten nicht alle Geheimgänge, wie du siehst!", lächelte der Mann leicht traurig. Dann flogen sie in das Innere des Gebäudes und, nachdem sie mit "Lumos" und Vollkaracho durch den Geheimgang geflogen waren, kamen sie nach einer Geheimtür hinter einem Spiegel in den Gang, in dem sich das Lehrerzimmer befand, raus.

Dumbledore winkte ihnen mit der Hand, auf das sie ihm folgen sollten, was sie auch taten und ins leere Klassenzimmer zu ihrer linken gingen. In dessen Ecke die Professoren McGonagall, Raue-Pritsche, Shacklebolt, der ja eigentlich Auror war, aber jetzt schon zum zweiten Jahr in Folge erfolgreich Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichtete, Vektor, Sinistra und Madam Hooch, Madam Pomfrey und Madam Pince. Während die anderen drei Hauslehrer noch fehlten. Harry warf Hermine einen fragenden Blick zu: ob die Lehrer mit Ausnahme von Kingsley und vielleicht Professor McGonagall überhaupt gut kämpfen konnten?! Denn eine Krankenschwester, eine Bibliothekarin, eine Fluglehrerin, eine Astrologiehexe, eine Arithmantikhexe und eine Lehrerin für Magische Geschöpfe mussten sich ja eigentlich nicht verteidigen können und mit Ausnahme von Raue-Pritsche, Vektor und Kingsley waren sie auch nicht mehr die Jüngsten. Die Geister: der fast kopflose Nick, Professor Binns und der dicke Mönch waren ebenfalls da. Aber konnten Geister kämpfen? Hatten die drei überhaupt noch einen Zauberstab? Aber als Botschafter könnten sie nützlich sein. Außerdem konnte ihnen eh nicht wirklich was passieren.

Kurz darauf kam Professor Sprout hinzu, dann Professor Snape mit dem blutigen Baron und zu guter letzt Professor Flitwick und die weise Lady, die natürlich allesamt unsichtbar durchs Schloss gekommen waren.

"Alle Schüler in Sicherheit?", fragte Dumbledore, während Snape Harry und Hermine mit finsteren Blicken begutachtete. Die beiden nickten, Professor Sprout auch, Professor Flitwick auch und Snape meinte sarkastisch wie immer: "Alle bis auf die zwei da!" "Harry und Hermine können uns eine große Hilfe sein, Severus!", meinte der Schulleiter ruhig. Der Zaubertränkelehrer nickte, auch wenn sein Gesichtausdruck alles andere als überzeugt aussah. "Wie werden wir vorgehen, Albus?", fragte Professor Raue-Pritsche. "Ich schlage vor, wir verwandeln uns in die Magnus Canis Ingens und gehen sie immer zu zweit suchen. Wenn wir welche gefunden haben, rufen wir die anderen!", sagte Dumbledore und sah noch immer so aus, als würde er weiter überlegen, "wir müssen uns eine gute Stunde selbst verteidigen können. Dann bekommen wir Verstärkung!" Die anderen nickten verstehend. Der Schulleiter wandte sich an Harry und Hermine: "Ich nehme an, ihr beiden wollt zusammen losziehen?!" "Ja.", sagten sie wie aus einem Mund. "Gut, aber seid vorsichtig!" Man sah den anderen Professoren an, dass sie teilweise nicht sehr begeistert von der Leichtsinnigkeit Dumbledores waren, wie sie es wohl bezeichnen würden, aber sie sagten nichts.

Nachdem alle Paare gebildet hatten, verwandelten sie sich und gingen dann auf allen vieren durch die Tür in den Gang hinaus. Die eine Hälfte eilte nach rechts zum Treppenhaus und die andere nach links in Richtung Lehrerzimmer.

Mit der Zeit teilten sich alle auf, denn an jeder Weggablung oder den einzelnen Etage im Treppenhaus verließen zwei Hunde die Gruppe, sodass am Schluss alle nur noch zu zweit unterwegs waren.

Sie rannten durch die Korridore, um sich möglichst realistisch zu benehmen, allerdings hatten sie wenig Lust an den Wänden hoch zu springen und ihre Krallen in alte Bilder zu rammen, das hatten sie sich vorgenommen, würden sie nur im äußersten Notfall machen.

Sie hatten keine Ahnung, wo sie hinlaufen sollten. Weswegen sie einfach ihrer Nase nach, bzw. dem Geruch, den sie den Einbrechern zuordneten, hinterher liefen. Harry und Hermine liefen immer höher, bis sie schließlich im obersten Stockwerk, auf dem Gang, von dem es zum Astrologieturm hochging, angekommen waren. Wie ein Blitz traf es die beiden. Wenn die Tiere da hoch und schließlich raus aufs Dach kommen würden, würden sie vielleicht die Gryffindors wittern oder einfach nur aus Zerstörungswut aufs Dach springen und damit eine Panik unter den Schülern auslösen! Nein, das mussten sie verhindern, und zwar auf jeden Fall. Sie nickten sich zu und eilten so schnell sie konnten zum Eingang der Treppe.

Es war noch keiner da. Aber es war eindeutig das Getrappel ihrer großen Pfoten auf dem alten Steinboden zu hören und schließlich kam die ganze Horde oder war es nur die Hälfte (?) von der anderen Seite her angestürmt. Sie hielten vor ihnen an und der Anführer knurrte sie an. Die beiden knurrten so gut sie konnten zurück. Die anderen Wesen hatten aufgehört die Wände zu zerstückeln, sondern schauten interessiert dem Spiel vor dem Turm zu. Die Augen ihres Anführers glühten jetzt noch roter und funkelten angsteinflössend, während er ein lautes Knurren und Zähnefletschen von sich gab. Aber Hermine und Harry ließen sich nicht zurück treiben, sondern knurrten nun genauso angsteinflössend, zumindest hofften sie das. Ihr Gegner scherte wie ein Stier vor einem Kampf mit der rechten Vorderpfoten. Ein schreckliches Quietschen drang durch den Flur, als die scharfen Krallen lange tiefe Spuren in den Steinen hinterließen. Harry machte es ihm mit schlechtem Gewissen gleich, während Hermine ein fürchterliches Bellen von sich gab.

Plötzlich sprang ihr Feind ihnen entgegen und grub seine schrecklichen Fänge in Hermine Bein. Sie jaulte mit schmerzverzehrtem Gesicht auf. Harry reagierte sofort und haute ihrem Peiniger mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, mit seinen Vorderpfoten auf den Kopf und schnitt ihn mit seinen Krallen in die empfindliche Nase. Der Kerl sprang zurück und fauchte, während Blut aus seiner Nase rann. "Das wirst du mir büßen!", fauchte er. Harry stutzte verwundert, hatte sein Feind gerade geredet? Das konnte nicht sein, oder?

Hermine ließ sich in der Zeit langsam an der Wand runter auf den Boden fallen, da sie vor Schmerzen nicht mehr stehen konnte.

Bevor Harry weiter nachdenken konnte, hatte sein Gegenüber sich bereits mit den Hinterpfoten vom Boden abgestoßen. Harry machte es ihm gleich und auf den Hinterpfoten bekämpften die beiden sich nun. Der normalerweise Schwarzhaarige musste einen kräftigen Schlag mit der linken Vordertatze seines Feindes einstecken, bevor mit seiner linken zurück schlug. Dadurch das der andere das Gleichgewicht leicht verloren hatte, nutzte er sein Vorteil und rammte seine beiden Pfoten samt Krallen in die Schultern des anderen und drückte ihn damit gleichzeitig wieder runter auf den Boden. Dann grub er seine Zähne in das Ohr des anderen und riss eine blutige Wunde hinein. Anschließend zog er seine Krallen mit einem Ratschen und Blutspritzen wieder aus dem Fleisch seines Feindes. Seine rechte Backe schmerzte und ein Wischen mit dem Tatzenrücken zeigte ihm, dass er blutete. Er fauchte wütend seinen Gegner an und stellte sich schützend vor Hermine. Das braun - grau - haarige Biest, das ihm immer noch gegenüber stand, sah jedoch nicht besser aus, außer dass bei seiner Fellfarbe das Blut nicht so sehr auffiel, wie bei seinem Schwarz.

Harry sprang im gleichen Moment wie sein Gegner erneut vom Boden ab und die Vorderpfoten trafen sich in der Luft. Da der Schwarze mehr Schwung drauf hatte, haute es den anderen gleich um, sodass der auf dem Rücken landete. Allerdings hatte Harry nicht damit gerechnet, dass das Vieh mit seinen Hinterbeinen ihn über sich schmeißen würde, was er tat. So knallte Harry gegen die nächste Wand und rutschte daran zu Boden. Er schüttelte leicht durcheinander seinen Kopf, als er dann aber sah, dass sein Feind auf ihn zu sprang, reagierte er sofort und drehte sich blitzschnell zur Seite, sodass der Anführer der Horde mit voller Geschwindigkeit mit den Vordertatzen und schließlich dem Kopf gegen die harte Wand knallte, während Harry aufsprang und knurrte: "Die Zauberer sind draußen vor dem Schloss!"

Verwundert, dass Harry ihn nicht einen drüber gehauen hatte, als er da so hilflos auf dem Boden lag, schaute der Braun - Graue auf und sah ihn an. Doch Harry hatte das Gefühl, dass ihn dieser einzige Satz noch längst nicht dazu brachte runter zu laufen. Wenn ihnen die Zauberer egal waren, was wollten sie dann? Einfach nur das Schloss verwüsten? Das wäre etwas zu seltsam. Hoffentlich hatten sie überhaupt verstanden was er gesagt hatte. Aber was wenn nicht? Langsam hatte sich sein Gegenüber wieder aufgerappelt. Er hatte keine Zeit mehr, er musste es einfach versuchen und noch was sagen. "Er ist auch dabei!", Harry versuchte seine Unsicherheit zu verstecken, indem er ein leichtes Knurren mit in seine Worte setzte und seine Augen noch immer auf jeden Schritt des anderen fixiert zu Schlitzen verengt hatte. Stille herrschte. Unsicherheit lag in der Luft. Er musste seine Angst verstecken und er versuchte es, wusste nur nicht, ob es ihm gelang. Er hatte schon als kleiner Junge gelernt, dass Hunde Angst riechen konnten, vielleicht konnten diese Viecher das auch. Das wäre ein wahres Problem, denn diese Situation war gefährlich und Angst war normal, obwohl seine Angst in dieser Situation kleiner war, als die eines Mitschüler es wäre, weil er schon mehr durchgemacht hatte. Außerdem hatte er am meisten Angst um sie, um Hermine. Doch er durfte seine Augen jetzt nicht vor seinem Feind zeigen, denn das würde Schwäche ausdrücken. Er musste hart bleiben und den Blickkontakt halten, egal wie viele Sorgen er sich um sie machte! Es war schwer, doch er schaffte es.

Das Tier schnaubte und Blut schoss aus seiner Nase.

<Bilde ich mir das nur ein, oder hat das böse Funkeln seiner Augen wirklich nachgelassen?> fragte Harry sich <Vielleicht hab ich tatsächlich die richtigen Worte gesagt?! Aber auf wen haben sie es dann abgesehen? Auf mich? Auf Dumbledore? Oder auf jemanden anderen?> Fragen über Fragen schossen ihm durch den Kopf und quälten ihn neben seinen Schmerzen auch noch. Doch er durfte kein Gesicht verziehen. Wie sooft in dieser Nach war die Zeit sein Feind und diesmal verging sie ihm eindeutig zu langsam. <Sind diese Bestien so dumm oder warum brauch der so lange zum Überlegen? Mach doch mal hinne! Du ekliges Ungeheuer. Los haut endlich ab und lasst uns in Ruhe!> Er musste sich zusammenreißen diese Worte nicht laut rauszuschreien. Und wieder war er stark, er wartete und wartete. Sämtliche Knochen taten ihm weh und er wusste nicht, wie lange er noch verwandelt bleiben konnte, schließlich war er kein Animagus. Er wollte gar nicht erst daran denken, was passieren würde, wenn er sich plötzlich vor den Augen dieser Wesen wieder in sein ursprüngliches Ich zurückverwandeln würde. Schon der Gedanke ließ ihn innerlich schaudern. <Was hat Dumbledore noch mal gesagt? Wir sollen ihn rufen, wenn wir die hier gefunden haben?! Aber wie? Ich kann ja wohl schlecht durchs ganze Schloss nach ihm brüllen!> Harry hätte am liebsten geseufzt. Die Situation war wirklich fast aussichtslos. Immer noch hatte dieses Wesen nicht geantwortet. <Vielleicht habe ich mir doch nur eingebildet, dass es geredet hat?!> Das wäre dann das Ende gewesen, doch das war es nicht.

"Wieso hast du das nicht gleich gesagt!", schnaubte nun endlich der Anführer. Erleichterung schoss durch seinen Körper und er zuckte nur leicht mit den Schultern, in der Hoffnung, dass das nicht eine Geste war, die nur die Menschen machten. Der Anführer drehte sich um und verkündete der Truppe: "Er ist draußen!" Ein Gejaule und Gebelle drang durch den ganzen Flur, bevor sich alle Tiere aufmachten die Treppen runter zu rennen.

Sofort, nachdem alle weg waren, drehte Harry sich zu Hermine um, die noch immer auf dem kalten Boden hinter ihm lag und zuckte. Ihr Beim hatte sie lang ausgestreckt und es blutete ziemlich. Er war mit einem Sprung bei ihr und stupste sie sanft mit seiner Schnauze unterm Kopf an. Sie schnurrte leicht. Harry hatte nicht wirklich eine Ahnung von Verletzungen, sah sie sich aber trotzdem mal genauer an. Doch wegen dem Fuchsbraunen Fell sah man nicht wirklich viel. "Es tut mir so leid!", sagte er leise. Sie schüttelte nur tapfer den Kopf. "Du hast keine Schuld an meiner Verletzung!" Er merkte sehr wohl wie schwer ihr diese wenigen Worte fielen, doch er wusste einfach nicht, was er machen sollte. "Halte noch ein bisschen durch!", lächelte er sie lieb an, bevor er sich hinter sie legte und sie sich vorsichtig an ihn lehnte. Er fühlte ihren schnellen Herzschlag und hoffte mit voller Kraft, dass die Bestien ihre verdiente Strafe bekamen. "Weißt du, wie wir Dumbledore bescheid sagen können?", flüsterte er leise. "Ich habe ihm schon gesagt, dass unsere Feinde zum Portal runter kommen.", ihre Stimme klang leise und schwach. Harry wollte nur zu gerne wissen, wie sie das gemacht hatte. <Aber ich kann sie später immer noch fragen, im Moment brauch sie ihre ganze Kraft, um noch verwandelt zu bleiben!>

Nach kurzer Zeit, in der sie noch immer den Lärm der Eindringlinge hörten, meinte Hermine dann: "Du musst den anderen helfen gehen!", flüsterte sie. Er sah sie erstaunt an: "Aber ich kann dich doch so jetzt nicht hier alleine lassen!" <Und ich will auch nicht!> fügte er in Gedanken hinzu. "Mach dir keine Sorgen um mich, ich bring mich in Sicherheit. Aber die anderen brauchen dich jetzt da unten!", ihre Stimme wurde immer leiser. Schwerfällig stand er auf und ging um sie rum. "Versprich mir, dass du nicht hier einschläfst, aber wir uns später gesund wieder sehen!", sagte er. "Ich verspreche es!", sie zwang sich mit aller Kraft ein Lächeln ins Gesicht. Dann beugte Harry sich noch ein letztes Mal runter und leckte ihr zärtlich die Schnauze, was sie gerne erwiderte. "Geh!", sagte sie leise lächelnd. Er schluckte und nickte: "Bis später!" Sie nickte. Dann drehte er sich um und humpelte mit einer verletzten linken Schulter so schnell es ging davon. Hermine sah ihm mit kleinen Tränen in den Augen hinterher, die er aber nicht mehr sah.
 

Kurz darauf hörte sie erneut das Geräusch von sich nähernden Tatzen. Sie zuckte zusammen. Es hörte sich nicht nach sehr vielen an, aber sie war selbst einem in diesem Zustand wahrscheinlich nicht mehr gewachsen. Trotzdem blieb sie da liegen und sah zitternd in die Richtung, aus der sie das Getippel vernahm. Kurz darauf erschien auch schon eins dieser Wesen. Hermine schluckte: <Was soll ich tun? Bitte, geh einfach an mir vorbei! Oder noch besser, lass es einen der Lehrer sein, den Harry zu mir geschickt hat.> Ihre Hoffnung vermischte sich mit ihrer Angst. Mit großen Augen sah sie dem Tier entgegen und starrte es noch immer an, als es vor ihr stehen blieb. Stille lag in der Luft.

Bis die Stimme des Wesens sie unterbrach: "Ich dachte, du wolltest dich in Sicherheit bringen?" Erleichterung, das war wohl das einzige, was sie in dem Augenblick empfand. Sie nickte lächelnd. "Und ich dachte, du wolltest den anderen helfen!" Er nickte ebenfalls. "Aber erst bring ich dich in Sicherheit! Los verwandel dich zurück und dann steig auf meinen Rücken!" Er legte sich vor ihr auf den Boden. Sie tat wie ihr geheißen. In kürzester Zeit war ihre Hose und ihr Mantel blutgetränkt. Schwerfällig zog sie sich die paar Zentimeter zu ihm und kletterte vorsichtig auf ihn drauf. Dann richtete er sich langsam auf und sie krallte ihre Hände in sein dickes Fell. "Wir haben nicht viel Zeit!", meinte sie nur, während sie versuchte sitzen zu bleiben.

Er rannte so vorsichtig wie möglich den Gang entlang.

Bald waren sie vor dem Wasserspeier vor der Geheimtür zu Dumbledores Büro angekommen. "Sag das Passwort, ich weiß nicht, ob er meine Sprache anerkennt!", kam es aus Harrys Maul. Nach einiger Zeit sagte Hermine: "Feuerzungen!" und der Speier sprang zur Seite. Harry sah sich die Tür an, sie kam ihm plötzlich so klein vor. Er steckte seinen Kopf hindurch, merkte aber schnell, dass er dort nicht reinpasste. Also drehte er sich seitlich zur Tür und legte sich erneut auf den Boden. "Steig ab und setz dich auf die Treppe, sie wird dich zu Dumbledores Büro in Sicherheit bringen. Phineas und die anderen wissen schon was zu tun ist!", sagte er leise, dass die Möglichkeit bestand, dass aber auch die Zauberer weg waren, wollte er lieber nicht erwähnen. Hermine rutschte langsam von seinem Rücken und streichelte kurz seine Wange. "Sei vorsichtig!" Er nickte, während er sich gegen ihre kleine Hand schmiegte. Dann sprang er wieder auf und stürmte davon. Wieder mit einzelnen Tränen in den braunen Augen setzte Hermine sich auf die Treppe. Der Wasserspeier sprang wieder vor den Geheimgang und sie fuhr hoch zu Dumbledores Büro mit der Angst, dass Harry was passieren könnte.
 

Harry humpelte, so schnell er konnte, die Treppen runter. Minuten später war er in der Eingangshalle angekommen, die ebenfalls stockdunkel war. Es sah schrecklich aus. Die Vorhänge waren zerrissen und die Bilder zerfetzt. Die Ritterrüstungen waren umgeschmissen, teilweise auseinander genommen und zerkratzt worden. Der Fußboden war voller großer, schmutziger Fußabdrücke und dieser eklige Gestank lag immer noch in der Luft. Nach einiger Zeit war er dann schließlich an der großen Tür, dem Portal der Schule, angekommen. Sie stand nicht offen, wie er es erwartet hatte. Doch er roch ganz genau, das hier noch vor Kurzem die Wesen und auch die Lehrer gewesen waren. Nur eins beunruhigte ihn, die Ruhe. Er hörte keinen Lärm von draußen. Kein Bellen oder Brüllen, kein Gejaule oder Schmerzensschreie, keine Flüche, einfach gar nichts. Trotzdem legte er seine rechte Vorderpfote auf die Klinke und drückte sie runter, umständlicher als sonst, da er ja keine Finger hatte, weil er noch immer verwandelt war, dann zog er die Tür auf.

Genau in dem Moment, wo er seinen Kopf raus steckte und den ersten Fuß raus setzte, zerriss der erste Blitz die Nacht und erhellte den Platz vor dem Schloss, bevor ein grölender Donner hinterher schmetterte. Aber die paar Sekunden hatten gereicht, um Harry sehen zu lassen, ob wer da war. Was eindeutig der Fall war. Die ganzen Viecher, die sie am Anfang unten im Treppenhaus gesehen hatten, standen auf der einen Seite und die Zauberer und Geister, mit denen sie eben im leeren Klassenzimmer gewesen waren, standen ihnen gegenüber. Dazwischen war Platz. Noch war es sauber, aber das würde es wohl nach dem Kampf nicht mehr sein. Dann würde er wohl blut- und dreckverschmiert sein. Im Augenblick starrten viele ihn an, nicht alle, aber viele. "Wieso hast du so lange gebraucht?", fauchte der Anführer, mit dem er eben gekämpft hatte. "Wegen der Verletzung!", knurrte Harry mürrisch zurück, was ja auch zum Teil stimmte. Harry ging die Treppenstufen langsam runter, ohne dabei seinen Blick von den Zauberern zu lassen, insbesondere ruhten seine Augen auf Dumbledore. Er versuchte ihm mit dem Blick klar zu machen, wer er war, aber er wusste nicht, ob es funktionierte. "Hat der nicht gesagt, er wäre auch hier?", meckerte ein Kleinerer der Wesen herum. Die roten Augen waren auf ihn gerichtet, während er auf der untersten Stufe angekommen war. <Wenn ihr Er noch nicht da ist, kann es nicht Dumbledore sein. Aber wer dann? Etwa ich? Das wäre schon logisch!> Für einen kurzen Moment, bis dass er das Gras unter seinen Tatzen spürte, hielt er das Maul, dann meinte er nur kühl: "Ist er denn nicht dabei?!" und starrte weiterhin direkt zu Dumbledore, um den Blickkontakt wieder aufzunehmen. Dann marschierte er, als wollte er sehen, ob ,wer weiß, wer auch wirklich nicht da war näher zu den Zauberern. Aber langsam und vorsichtig. "Hey, bist du übergeschnappt?! Komm sofort zurück. Der Junge ist da nicht bei!", schrie der Leiter der Horde ihm hinterher, als er immerweiter zu den Menschen ging.

Schließlich war er bei ihnen angekommen und stellte sich hinter sie. Shacklebolt nickte grinsend und streichelte ihm kurz über den Kopf, bevor Harry sich teilweise im Schatten seiner Verbündeten wieder zurück verwandelte. Mühsam richtete er sich vom Boden auf. Madam Pomfrey sah ihn zugleich besorgt an, als sie seine Verletzungen sah. <Ob ich wirklich so schlimm aussehe?> fragte er sich. Seine linke Schulter schmerzte ziemlich und er ließ sie einfach runter hängen. Er hatte Blutgeschmack im Mund und sein Kopf schmerzte ebenfalls leicht, außerdem war es ein komisches Gefühl, plötzlich wieder auf zwei Beinen zu stehen. Als er sich sicher war, dass er gehen konnte ging er in die erste Reihe neben Professor Dumbledore und gab sich seinen Feinden somit zu erkennen, die sofort anfingen zu knurren und zu fauchen. Aber er verstand kein Wort. "Gut gemacht, Harry.", lobte Dumbledore ihn, sah ihn jedoch nicht an, "was haben sie gesagt?" Das bestätigte seine Vorahnung nur, Menschen konnten nicht verstehen, was die Biester sagten, anders rum aber schon. <Na super, noch ein Vorteil für sie! Ach du Scheiße, heißt das nicht auch, dass Hermine eben gar nicht verstanden hat, was ich gesagt hab? Wird es wohl. Da hätte ich ja gleich die Klappe halten können. Wer weiß, wie sie meine Worte gehört hat. Vielleicht als Knurren oder Schmatzen oder Quieken. Na super!> "Ich denke, sie haben mich gesucht!", meinte er dann leise. Der Schulleiter nickte nur. Während Harry merkte, dass die Frauen hinter ihm leicht zusammen gezuckt waren. <Warum sind die überhaupt mit gekommen?> Der 17-Jährige wusste aus Erfahrung, dass es schwerer war zu kämpfen, wenn man die ganze Zeit auf irgendwelche Leute aufpassen musste. Allerdings wusste er auch, dass die anderen sowieso das Bedürfnis hatten, auf ihn aufpassen zu müssen, das war schon immer so gewesen. <Irgendwie kann ich sie ja auch verstehen. Aber müssen deswegen immer alle wegen mir sterben? Das ist doch beschissen!> Aber egal wie oft er das noch denken würde, es würde wohl nichts ändern.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ein nasser Tropfen auf seiner Nase landete. Er sah gen Himmel und die nächsten Tropfen folgten. Das würde eine äußerst nasse, rutschige und schlammige Schlacht werden, soviel war jetzt schon klar.

Noch immer standen beide Parteien sich gegenüber und noch immer war sonst nichts geschehen. "Sie können unsere Sprache verstehen!", schmiss der Jüngste der Guten in die Stille. Die anderen nickten nur.

Der Schulsprecher wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit sie alle zusammen aus dem Klassenzimmer gegangen waren. Vielleicht zwanzig Minuten, vielleicht mehr, vielleicht weniger. <Wie lange wir wohl noch auf die anderen warten müssen? Hoffentlich kommen sie bald!>

"Auf drei!", flüsterte Dumbledore plötzlich, "eins, zwei und Drei!" Alle zückten ihre Zauberstäbe und einige Flüche flogen durch die Luft geradewegs auf die Tiere zu. Viele riss es von den Beinen, andere lagen wie eine Statue unbeweglich auf dem immer patschiger werdenden Boden, wieder andere benahmen sich äußerst seltsam, griffen die anderen ihrer Art an oder ähnliches, andere blieben wie versteinert auf der Stelle stehen. Diejenigen, die jedoch nicht getroffen worden waren, und das warn noch immer genug, stürmten einfach auf ihre Feinde los. Sofort flogen die nächsten Flüche durch die Luft "Stupor", "Petrificus Totalus", "Impedimenta", "Crucio" und Flüche, die Harry noch niemals gehört hatte, flogen durch die Luft. Er selbst durfte natürlich den Cruciatus-Fluch nicht benutzen, da er zu den schwarzen Flüchen gehörte, die Schülern strengstens verboten waren und so schlimm war die Situation ja nun auch nicht, als dass die drei Flüche ihm als einzigstes sein Leben retten könnten.

Schlamm spritzte von den hinfliegenden und noch weiterlaufenden Ungeheuern auf und verschmutzte ihre Umhänge, was sie aber in dem Augenblick nicht wirklich störte. Der Siebtklässler hatte das ungute Gefühl, dass irgendwie alle der Magnus Canis Ingens immer auf ihn zu eilten, als wollten sie nur ihn erwischen, als wären die anderen ihnen egal, als gäbe es sie gar nicht. Und wieder einmal konnte Harry nur schmunzeln, wer war so intelligent gewesen solche dummen Tiere nach Hogwarts zu schicken?!

Doch so einfach zu besiegen waren sie dann doch nicht. Denn nach einigen Minuten standen einige der Tiere einfach wieder auf, als wäre nichts gewesen, sie schwankten zwar ein bisschen, waren aber schnell wieder topfit, was den Zauberern einen Grund zu bedenken gab. "Normal ist das nicht!", sagte Professor Raue-Pritsche, die sich mit Zaubertieren doch am besten auskannte, "jemand muss einen Fluch auf sie gelegt haben!" Das war einleuchtend. Anscheinend war ihr Feind zu ihrem Pech doch nicht so dumm, wie Harry angenommen hatte. Die Wesen kamen ihm immer näher, obwohl Kingsley und Dumbledore neben ihm standen und ihn mit aller Art Flüchen beschützten.

Die Minuten verrannen und der Regen wurde immer doller. Harrys sonst so widerspenstiges Haar klebte ihm ziemlich glatt am Kopf und an seinen Brillengläsern liefen bereits kleine Flüsse runter und es wurde für ihn immer schwerer exakt zu zielen. Also, nahm er seinen Zauberstab und tickte mit einem "Impervius" gegen seine Brille. Sofort war diese wieder klar und die nächsten Wassertropfen prallten ohne weiteres am Glas ab, sodass er wieder frei Sicht hatte. Sein Mantel war zwar dick, aber er wusste nicht, wie lange er die Nässe und damit die Kälte noch von seinem Körper fern halten konnte. Denn seine Hände und Füße fühlten sich bereits arschkalt an und seiner wehen Schulter gefielen die darauf fallenden, dicken Tropfen auch überhaupt nicht, aber wenigstens brannten sie nicht in den Wunden.

Der Kampf ging immer weiter und mal waren die Zauberer im Vorteil und dann wieder die Wesen. Einmal war ein Tier gerade aufm Sprung Harry umzuhauen, als der selbst ihm einen ganz Körperfesselzauber aufhalste und ihn dann per "Mobilcorpus" zurück zu den anderen fliegen ließ. Aber einen kleinen Schrecken hatte er doch davon getragen, denn er hatte das Tier erst in den letzten Sekunden gesehen, wie war es bloß so nah an ihn ran gekommen? Der Kampf nahm und nahm kein Ende und wieder kam ein Vorteil der Bestien zum Vorschein, wegen ihrem dicken Fell würde ihnen die Kälte der Nacht nichts antun und der Regen störte sie auch kaum. <Wieso sind sie auch nicht in einer schön warmen Sommernacht gekommen, dann wären wir im Vorteil und sie würden sich den Arschabschwitzen!> dachte Harry zitternd. Er hatte keine Zeit den Wärmezauber anzuwenden, da sie mittlerweile jeden Zauberstab brauchten, um sich ihre Feinde vom Hals zu halten.

Schließlich meinte Dumbledore: "Uns bleibt wohl nichts anderes übrig, als sie zu töten!" Harry wusste, dass er es nicht als gerechte Bestrafung empfand jemanden zu töten und töten an sich auch nicht grad bevorzugte in einem Kampf mit dem Bösen, genauer gesagt, er verabscheute es wohl. Jetzt musste der 17-Jährige sich zurück halten, während sämtliche Zauberer um ihn herum "Avada Kedavra" schrieen. Einer nach dem anderen ihrer Feinde fiel sofort um.

Nach kurzer Zeit lagen sie alle bewegungslos auf dem matschigen Boden. Harry war erleichtert, dass es endlich vorbei war. Der Kampf war ihm wegen seiner Müdigkeit, der Kälte und der Nässe eh schon viel zu lange vorgekommen.

Doch gerade als er sich umdrehen wollte, um wieder rein zu gehen, bewegten sich die großen Bestien von Neuem. Wie gebannt sahen die Zauberer die Wesen an und Harry meinte, dass sie ihn auch kurz angesehen hatten, was ihn zuerst wunderte, bis ihm der Grund einfiel. <Ich bin der einzige, dem dieser Fluch nichts hat antun können. Und jetzt stehen die Tiere einfach wieder auf, als wären sie nie tot gewesen. Oder waren sie das auch nie?!> Erneut beschlich ihn das Gefühl der Unsicherheit.

Die Augen ihrer Feinde glühten noch roter als zuvor und irgendwie schienen sie noch größer und muskulöser geworden zu sein. Und wie sie bemerkten, noch dazu schneller. <Das kann doch nur Einbildung sein!> Harry schloss die Augen kurz und öffnete sie sofort wieder, doch es war Realität. "Wie kann das sein?", fragte er ganz leise, eigentlich ehr an sich selbst gerichtet, als an die anderen. Aber der Schulleiter antwortete trotzdem: "Ich nehme an, dass Lord Voldemort sie mit einem Fluch belegt hat, der gegen alle verbotenen Flüche immun macht und nachher noch stärker werden lässt, als sie schon vorher waren.", beendete er seine Erklärung. Die anderen stimmten ihm nachdenklich zu. "Also, keine schwarzen Flüche mehr benutzen!", schlussfolgerte Madam Pince.

Genau in dem Augenblick kamen die Geister wieder, die nachschauen gewesen waren, ob es den Schülern gut ging. "Alles in Ordnung!", trällerte der fast kopflose Nick recht gut gelaunt. Alle Hausgeister waren wieder eingetroffen, nun fehlte nur noch Professor Binns und sie hofften, dass er bald kam. Denn er war los geflogen, um nach zu schauen, ob die Verstärkung schon in Sicht war. Die vier Hausgeister flogen in der Zeit wirr durch die Feinde von Hogwarts hindurch. Am Anfang erschreckten diese sich noch dadurch und schlugen mit ihren Tatzen nach ihnen, als sie nach langen Minuten aber begriffen, dass sie die Geister nicht verletzen konnten, ließen sie sie einfach in Ruhe und beachteten sie nicht weiter. Wofür diese begann mit Schlamm nach den Tieren zu werfen, was immerhin eine Behinderung war, wenn man z.b. Schlamm im Auge hatte und auch nicht gerade gut war, wenn man etwas ins Ohr, die Nase oder den Mund bekam. So waren die Geister doch eine gewisse Hilfe für die Zauberer. Aber der tote Professor war immer noch nicht wieder gekehrt und vielleicht sollte man sich doch mal Sorgen um ihn machen. Auch wenn man nicht wirklich Zeit dazu hatte, denn wegen den Energiezufuhren waren die Viecher kaum noch im Zaum zu halten. Langsam kamen sie ihnen immer näher und ließen sich auch nicht mehr zurück drängen. Was wohl daran lag, dass ein einfacher Schockzauber bei weitem nicht so effektiv war, wie einer der drei verbotenen Flüche. Aber auch wenn die Versuchung groß war, wurden die drei nicht mehr benutzt. Jeder hielt sich daran.

Schließlich schickten sie die weise Lady weg, um den alten Professor zu suchen und ihren Verbündeten mit zu teilen, dass sie auf keinen Fall gewisse Flüche benutzen sollten.

Mittlerweile waren die vierbeinigen Feinde nur noch drei vier Meter von ihnen entfernt und die Situation wurde immer brennslicher. <Wie lange können wir noch durch halten? Bitte, kommt doch endlich!> flehte Harry in Gedanken. Alles tat ihm weh, er spürte jeden einzelnen Knochen und seine Augen würden wohl nicht mehr lange offen bleiben können.

Wie gerufen, kamen plötzlich aus dem Wald einige Zauberer und wegen mehrer Rothaariger unter ihnen war sofort klar, dass das die Verstärkung durch den Orden war. Nun saßen die Magnus Canis Ingens in der Fall, sie mussten schließlich einen sogenannten Zweifrontenkrieg führen. Und es kam noch besser, die Zauberer schlossen einen Kreis um die zurückweichenden Viecher. Anscheinend bekamen die es mittlerweile mit der Angst zu tun, da sie nicht mehr die große Mehrheit waren. Die neu dazu gekommenen wurden schnell über die Situation aufgeklärt und schließlich wurde so leise, dass es die Geschöpfe nicht hören konnten, geflüstert: "Wir fesseln alle und dann bekommt jeder einen großen Schluck von Severus stärkstem Schlaftrank." Für Harry war es äußerst komisch Snape beim Vornamen zu nennen. Doch die Lehrer sowie die Mitglieder des Ordens nannten sich untereinander immer beim Vornamen und da Harry zu letzterem gehörte, müsste er das ja eigentlich auch dürfen, obwohl Snape ihm, wenn er das gehört hätte, mit Sicherheit eine dicke fette Sonderaufgabe aufgebrummt hätte.

Als alle die Informationen bekommen hatten, nickte Hogwarts Schulleiter einmal, und dann schossen aus sämtlichen Zauberstäben dicke Zauberseile hinaus und fesselten die vier Pfoten der Tiere zusammen, sodass diese sich nicht mehr bewegen konnten und umfielen.

Wenige Sekunden später kam der blutige Baron mit einer Glasflasche in der Hand angeflogen, die er Slytherins Hauslehrer in die Hand drückte. Der nun die ehrenvolle Aufgabe hatte, in jedes dieser stinkenden, blutigen Mäuler ein paar Tropfen des Elixiers zu schütten. Anscheinend hatte Harry ziemlich auffällig schadenfroh gegrinst, denn Snape warf ihm einen bitterbösen Blick zu. Bevor Harry etwas erwidern konnte, stand Molly Weasley plötzlich neben ihm und umarmte ihn erst mal feste. "Wie geht's dir, Harry? Du siehst ja gar nicht gut aus!", meinte sie auf ihre besorgte Art und Madam Pomfrey musste ihr da auch noch vollkommen zustimmen. Harry seufzte innerlich. <Okay, ich fühle mich nicht gerade gut, aber so schlimm kann ich nun auch nicht aussehen. Ich will einfach nur ins Bett.> Doch dem sollte wohl nicht so sein, denn die Krankenschwester meinte: "Da solltest du wohl gleich mal mit mir in den Krankenflügel kommen!" <Na genial. Echt ein super Abschluss des Tages!> Seine gute Laune über den Sieg über diese Wesen sank ziemlich schnell bei den tollen Vorraussichten. Zum Glück zog ihn der alte Moody von den Frauen weg. "Alles in Ordnung bei dir?", fragt er und sah ihn prüfend mit seinem echten Auge an, während das unechte irgendwo in seinen Kopf hinein, wahrscheinlich zu den erledigten Widersachern, sah. "Ich bin okay!", sagte Harry. "Das ist gut zuhören!", und damit wandte der alte Mann sich Dumbledore zu, um sich von ihm die heutige Nacht genauer erzählen zu lassen.

Da sah Harry Hagrid, der gerade auf sie zukam. "Na Harry, habt ihr denen gezeigt was ein echter Zauberer ist?!", Harry war sich ziemlich sicher, dass da auch stolz mit in der Stimme des Wildhüters schwang, "ich durfte ja leider nicht hier her kommen. Professor Dumbledore meinte, es wäre zu gefährlich für mich, dabei hätte ich die Biester nur zu gern mal in Aktion gesehen. Sie sollen ja sehr wild sein!" Harry musste grinsen. <Ja, das war Hagrid!> Tonks lächelte ihm zu, Charlie und Bill schlugen ihm freundschaftlich auf die Schulter, wobei Charlie leider die verletzte traf. Was Harry erst mal zusammen sacken ließ. Mit verkrampften Gesicht ließ er sich von den Brüdern wieder hoch helfen. "So gut, wie du vorgibst, scheint es dir ja nicht zu gehen!", meinte der Ältere. "Lass mal sehen!", sagte der Drachenzähmer. Harry zog sich vorsichtig den Mantel von der linken Schulter, und Charlie hob dann den dicken roten Pulli hoch. Er kniff schon beim Anblick die Zähne zusammen. Dann legte er den Pulli und den Mantel wieder vorsichtig auf die Schulter. "Wie hast du das den hinbekommen. Ein Drachenbiss sähe harmloser aus!", meinte er neugierig. Harry erzählte den beiden kurz von dem Kampf mit dem Anführer der Bande. Da beide auf Wildnis und Gefahr standen, gefiel ihnen die Geschichte und sie nickten anerkennend. "Kein Wunder, dass die Mädchen auf dich stehen!", meinte Bill zwinkernd. Harry wäre der Spruch noch vor zwei Jahren peinlich gewesen, jetzt nahm er ihn locker grinsend hin und entgegnete nur immer noch grinsend: "Beklag du dich mal ja nicht. Ron hat mir da schon so einige Geschichten erzählt!" Die beiden schlugen kameradschaftlich ihre Handflächen aneinander. "Na, dem wird ich mal was erzählen, dass der aber auch nichts für isch behalten kann!" Erneut grinsten die drei sich an. "Wo sind eigentlich Fred und George?", fragte Harry. "Die müssen morgen früh auf ein Treffen sämtlicher Scherzartikelläden und unsere Mum hat ihnen verboten mitzukommen!", erklärte Charlie.

"Komm jetzt mit, Harry, deine Verletzungen müssen behandelt werden!", mischte sich Madam Pomfrey in ihr Gespräch ein. Widerwillig ging er mit ihr. "Grüß mir Ginny, Hermine und Ron!", riefen die beiden jungen Erwachsenen ihm nach. "Von uns auch!", sagten Molly und Arthur. Dumbledore nickte ihm nur zu.

Plötzlich blieb Harry noch mal stehen und rannte schnell, was er dann jedoch wegen seiner ließ und langsam weiter ging, zu ihm zurück: "Hermine liegt verletzt bei Ihnen im Büro!" "Gut, ich komme mit euch und bringe sie gleich nach!", lächelte er. Der Schwarzhaarige nickte erleichtert und ging mit der Krankenschwester, nicht ohne sich noch mal von allen zu verabschieden, schließlich hoch ins verwüstete Schloss. Von dem er jedoch nicht mehr allzu viel wahrnahm. Er war zu ausgelaugt von dem Kampf, zu kraftlos, um sich alles nochmals anzuschauen. Er hatte ziemlich Kopfschmerzen und hätte am liebsten sofort die Augen geschlossen. Es war zwar nicht sehr hell im Schloss, doch nur der kleinste Lichtschimmer stach ihn schon, so auch der glühende Zauberstab der Krankenschwester. Er hörte, wie hinter sich das Portal erneut aufging, doch er konnte sich nicht mehr umdrehen, außerdem war er sich eh ziemlich sicher, dass es Professor Dumbledore war.

Nach schier endloser Zeit waren sie schließlich im Krankenflügel angekommen. Dort setzte Harry sich sofort auf das nächst beste Bett, seine Beine wollten ihn nicht mehr länger tragen. Doch noch bevor er sich hinlegen konnte, gab Madam Pomfrey ihm einen großen Riegel Schokolade, den er noch schwerfällig hinunter würgte. Selbst das Kauen fiel ihm schwer und sein Kopf schmerzte dabei. Als er es dann endlich runter geschluckt hatte, drückte sie ihm noch einen Becher mit einer übelriechenden Medizin in die Hand. Er sah, dass sie ihre Lippen bewegte, verstand aber nichts mehr. Es kam ihm fast so vor, als würde sein Gehirn langsamer arbeiten als sonst. Denn nach einiger Zeit erreichten die Worte: "Gegen eine Unterkühlung!" sein Gehirn. Es dauerte dann noch einige Zeit bis er verstand. Nach der Schokolade wurde ihm normalerweise immer richtig warm, nicht so heute, er hatte weiter gezittert, weswegen sie ihm wohl noch diesen scheußlich schmeckenden Trank verpasst hatte.

Dann zog sie einen Vorhang um sein Bett, damit er sich in aller Ruhe aus seinen nassen Klamotten pellen konnte, was sich als schwerer als normal erwies. Denn seine Hände fühlten sich immer noch ziemlich kalt an und erst mit der Zeit bekam er wieder Gefühl in den Fingerspitzen. Schließlich hatte er es geschafft und stand so in voller Größe da, wie Gott ihn geschaffen hatte. Dann nahm er die weiße, kurze Schlafanzughose, welche die Krankenschwester ihm dort hing gelegt hatte und zog sie sich an. Sie fühlte sich warm auf seiner Haut an. Danach drehte er sich um und wollte nach dem Oberteil greifen, doch dort war keins. Er wühlte mit kleinen Augen das Bett durch, fand aber keins.

Also, zog er irgendwann den Vorhang auf und fragte: "Wo ist denn das Oberteil?" "Bist du fertig? Schön, dann kann ich ja mit der Operation anfangen!", meinte Madam Pomfrey ohne auf seine Frage einzugehen. Sie drückte ihn runter aufs Bett, was wohl nicht so schwer sein musste, denn sie schaffte es ohne große Anstrengungen, obwohl Harry sich normalerweise locker gehen eine Lady in ihrem Alter hätte wehren können, aber jetzt war er zu schwach und irgendwie war ihm auch egal, als er auf dem weichen Bett lag, ob er nun ein Shirt an hatte oder nicht. Das Letzte, was er spürte, war ein kleiner Stich, dann waren ihm seine Augen endgültig zu gefallen und er fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
 

Als er aufwachte, war der ganze Saal schon hell. Noch immer war das Gestell mit dem Vorhang um sein Bett, was wenigstens den Großteil der Sonnenstrahlen von seinem Kopf entfernt hielt, der tat nämlich noch immer höllisch weh. Deswegen nahm er sich schnell seine Brille, um wieder scharf sehen können, von der Konsole neben seinem Krankenbett. Als er sich mit der rechten Hand an die Stirn fasste, bemerkte er etwas weiter rechts, dass dort ein zugewachsene, jedoch neue Platzwunde war. Seine Lippen fühlten sich rau, trocken und aufgeplatzt an, mit Krusten an den Rändern. Seine Hände waren zwar wieder sauber, hatten aber an vielen Stellen kleine Schnittwunden.

Schließlich hielt er es nicht mehr aus, er wollte unbedingt wissen, wie sein Körper aussah, ob er überall zu entstellt war?! <Hoffentlich nicht!> Harry mochte es nicht, wenn man seinem Körper, wie dem eines Muggels anhand der vielen Narben, ansah, was er schon alles mit machen hatte müssen. Also, nahm er sich auch seinen Zauberstab und zauberte sich einen großen Spiegel herbei. Vorsichtig setzte er sich im Bett hin. Er fühlte sich noch ziemlich schwach und wackelig. Eigentlich hatte er ja Vertrauen zu der Krankenschwester, sie hatte schon soviel an ihm wieder zusammen geflickt und man sah überhaupt nichts mehr, aber trotzdem wollte er lieber auf Nummer sicher gehen. Vorsichtig setzte er einen Fuß auf den Boden und dann den anderen. <Ich sehe jetzt kurz in den Spiegel, und dann geh ich zu Hermine, gucken wie es ihr geht!> beschloss er <bitte, lass sie in Ordnung sein!> Er stützte sich mit den Händen von der Matratze ab und drückte sich dann hoch. Er kam sich vor wie ein kleines Kind, das gerade laufen lernte und war froh, dass ihn keiner sah, insbesondere nicht Malfoy. Er schaute auf den Boden und hob schließlich seinen Blick, um sich im Spiegel zu begutachten und zu entscheiden, ob er so überhaupt zu Hermine gehen konnte, denn er wollte ihr auf keinen Fall einen Schrecken einjagen. Als er sich sah, weiteten sich seine Augen. Er konnte nicht fassen, wie er aussah. Entsetzt schüttelte er den Kopf und packte sich vorsichtig an die Stelle.
 

Fortsetzung folgt
 

Ich weiß, dass es teilweise ein bisschen kitschig ist, was Harry da ins einer Todesangst so denkt. Aber wer weiß schon, was ein Junge denkt, wenn er Angst hat zu sterben... Ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen.

cu Eure Darc Angel

Die Liebe, ein Geheimnis für sich

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Playboy

Der Hogwartsball
 

Teil: Epilog (4.Teil)

Kapiteltitel: Der Playboy

Autor: Darc Angel

Inhalt: Nach Hermines fluchtartigem Abgang spielen Gerüchte, Streit, Betrug und Liebe in Hogwarts eine wichtige Rolle im Epilog der FF!

Disclaimer: siehe vorige Teile

Widmung: meiner besten Freundin Prinzess of Light zum Geburtstag und meiner Sis Sue Black

Vorwort: Ich weiß, der Epilog ist nicht so schnell gekommen, wie ihr es euch erhofft habt. Aber ihr wisst ja, dass ich nicht so viel Zeit hab! Sorry. Doch dass ist ja jetzt nicht wichtig, denn jetzt ist er ja da.
 

Dann denk ich, ist es längst mal an der Zeit sich bei meinen ganzen Lesern und besonders den Kommischreibern zu bedanken *verbeug*, ihr ward klasse J!!
 

Eigentlich sollte der Epilog ja kürzer als 10 Seiten werden, das hat nur nicht geklappt *g*, plötzlich war er schon länger. Aber seht es mal positiv, jetzt habt ihr mehr zu lesen, na dann viel Spaß!
 


 

Tränen liefen ihr unkontrolliert in Strömen die Wangen runter. Die Schminke, die sie sich ins Gesicht geschmiert hatte, um zu verdecken, wie viel sie vorher schon geweint hatte, verlief mit dem Wasser und verschmierte. Ihre Tränen, schwarz vor Wimperntusche, tropften auf den Steinboden, während sie ziellos durch die Gänge lief. Sie sah alles nur noch verschwommen, die Tränen nahmen ihr die Sicht. Aber das war ihr egal! Egal, wo sie war, Hauptsache sie musste sie und vor allem ihn nicht sehen und solange sie keine sich küssenden, glücklichen Menschen je wieder sehen musste, war ihr egal, wo sie war. Sie wollte nur alleine sein mit ihrem Kummer. Doch nie wieder wollten sie diesen Schmerz fühlen, nie wieder an ihn erinnert werden. Denn er war noch schlimmer als der, als Harry ihr NICHT gesagt hatte, dass er sie liebte!

"Ich hätte es wissen müssen!", schluchzte sie leise vor sich hin und wischte sich mit ihren Armen durchs Gesicht, "doch ich Dummerchen hab ja an die große Liebe geglaubt und ihm mein Herz zu Füßen geschmissen! Wie einfältig ich doch bloß war zu denken, dass Harry, nein, der große, tolle Held Harry Potter, der Junge, der schon mehrere Male überlebte, sich wirklich in mich, eine einfache Muggelgeborene, verliebt hätte, wo ihm doch fast jedes Mädchen zu Füßen liegt!" Immer noch schluchzend rang sie nach Luft, es tat so höllisch weh. Dieses eine Bild ließ sich einfach nicht mehr aus ihrem Kopf verbannen: Harry und Parvati, wie sie ihre Preise entgegen nahmen, ins Publikum lächelten und sich dann auf der Bühne vor der ganzen Schule küssten!! Ihre braunen, nassen Augen überliefen geradezu und die Tränen rannen heraus, sie waren wie zu volle Ozeane.

"Wieso sollte er sich auch auf EIN Mädchen festlegen, wenn er doch jeden Tag ein anderes haben konnte, immer wieder neue Abenteuer, das macht ihm mit Sicherheit viel mehr Spaß!", sie verfiel in einen Zustand, indem sie nichts anderes als weiter laufen und weinen konnte. Es fiel ihr so schrecklich schwer nicht an ihn zu denken, denn es tat so weh, und doch konnte sie an nichts anderes als gerade das zu tun, an ihn zu denken, egal, ob sie wollte oder eben nicht.

"Wie konnte ich mich nur so in diesem Arschloch täuschen?!", brachte sie leise zischend über ihre Lippen, "wie konnte ich nur glauben, dass ich diesen Jungen kenne!?!"

Hinter einer breiten Statue ließ sie sich auf den Boden gleiten. Gegen die Wand gelehnt zog sie ihre Beine an, schlang ihre Arme um sie und vergrub ihr Gesicht in ihrem schönen Kleid.

Die Kälte um sie herum, den ums Schloss jagenden Wind und den lautstark gegen die Fensterscheiben schlagenden Regen nahm sie genauso wenig wahr wie das Knurren ihres Magens, immerhin hatte sie seit dem Frühstück nicht wirklich mehr was gegessen!

<Das hab ich nun davon mich mit Harry eingelassen zu haben. Ich hätte von Anfang an mit ihm über unsere Beziehung reden sollen, anstatt selbst überhaupt nicht darüber und über meine verfluchten Gefühle zu ihm nachzudenken. Immer nur sah ich diese verdammt, schönen Augen, nein! Daran darf ich nicht denken! Niemals mehr, werde ich mich mit einem Kerl einlassen! Verdammt, Harry, warum tust du mir das nur an?>

Ihr Herz schlug hart gegen ihre Rippen, es tat weh! Sie legte eine Hand auf ihr Herz und verzog ihr schmerzverzerrtes Gesicht zu einer Grimasse. "Warum tut es nur so weh?", schluchzte sie, während sie das Bedürfnis hatte diesen Satz durch das ganze Schloss zu brüllen - doch sie ließ es.

Ihr Brustkorb hob und senkte sich schnell, denn noch immer ging ihr Atem schnell vom Weglaufen, oder lag es vielleicht daran, dass sie weinte oder an ihn dachte?! Sie zitterte bereits.

Es war stockdunkel, und sie hatte keinen Schimmer, wo sie war, als sie ihren Kopf anhob und blinzelnd durch den menschenleeren Gang blickte. Niemand war zu sehen, weder Schüler, noch Lehrer, noch Geister, noch wer aus dem Orden, einfach keiner. Sie war ganz allein!

Wieder rannen ihr die Tränen aus den Augen, diese waren einfach zu voll mit der salzigen Flüssigkeit, und Hermine konnte und wollte sie nicht zurück halten. Jede einzelne Träne, die ihre Wange runter lief, hinterließ eine brennende, heiße, rote Spur auf ihrer sonst so schönen Haut. Sie schluchzte und presste sich ihre Hände vors Gesicht um diese gottverdammte Welt nicht mehr sehen zu müssen.
 

Aber ihre Sandalen drückten und so zog sie diese kurzerhand aus. Frische, kühle Luft streifte ihre nackten Füße, die sie erst mal kurz genießerisch in die Luft streckte, bevor sie sie auf den kalten Boden stellte.

Langsam zog sie sich an der Wand hinter ihr wieder hoch und nahm ihre schwarzen Sandalen mit kleinen Riemchen in die Hand. Dann ging sie in die Mitte des Gangs und versuchte sich zu orientieren.

Noch immer liefen ihr leise Tränen über die Wangen, als sie merkte, dass sie gar nicht soweit weg von ihrem Haus entfernt war. Ihre Beine hatten sie ganz automatisch hier her gebracht.

Glücklich darüber, dass sie nicht allzu lange barfuss durch die Kälte gehen musste, lief sie zu dem Portrait der fetten Dame.
 

Erleichtert betrat sie den geheizten Gemeinschaftsraum und nahm zufrieden wahr, dass das Licht aus, sie also alleine war, da alle noch unten auf dem Fest ihren Spaß hatten.

Schon wollte sie erleichtert ausatmen, als sie einen Schatten entdeckte, während sie auf dem Weg zum Turm der Mädchen war. Sollte sie stehen bleiben und sich zu erkennen geben bzw. zu gucken, wer hier war?! Vielleicht hatte derjenige sie eh schon gesehen, dann hatte es überhaupt keinen Sinn weiter zu gehen. Aber sie wollte so wie sie sich fühlte und wahrscheinlich aussah eh niemanden sehen, geschweige denn, dass jemand sie sah und zu erklären, warum sie aussah, wie sie eben aussah, oder irgendwas anderes wollte sie auch nicht. Deswegen ging sie, nachdem sie eine kurze Sekunde lang gezögert hatte, normal und zielstrebig weiter, in der Hoffnung, dass sie noch nicht entdeckt worden war.

Zu ihrem Leid war das nicht der Fall. Sie spürte ganz deutlich im Nacken, wie sie beobachtet wurde. Aber das einzige, was sie hörte, war das angenehme Knistern der Flammen, ihre nackten Füße auf dem Holzboden und ihren eigenen Atem. Wie gerne hätte sie sich jetzt noch kurz vor das Feuer gesetzt, aber eben nur alleine! Durch den Blick ließ sie sich nicht abbringen weiter zu gehen, sie wollte nicht wissen, wer da war, nein!

Doch demjenigen schien das anders zu ergehen. Denn plötzlich, wenige Meter bevor sie die ersten Treppenstufen erreicht hatte, hörte sie Schritte hinter sich. Und es waren nicht die Schuhe eines Mädchens, die sie da hörte, denn alle Mädchen hatten heute welche mit Absatz an und die hinter ihren hatten den 100&-ig nicht. Das hieß nichts Gutes! Also, legte Hermine einen Schritt zu, denn bald war sie in Sicherheit!

Sie spürte wie ihr Herz einen minimalen Freudensprung machte, als sie die erste Stufe bestieg, dann die Nächste und so weiter. Die kalten Steine unter ihren Füßen kribbelten leicht und ihr Haar, das sich teilweise gelöst hatte, wehte im Zugwind! Sie fühlte sich frei und doch zugleich gefangen in einem Käfig, der sich Welt bzw. Hogwarts nannte.

Jetzt, wo sie glaubte, dass sie endgültig in Sicherheit war, schaffte sie es nicht mehr die Tränen, die sie die ganze Zeit unten zurückgehalten hatte, weiterhin weg zu blinzeln, sie machten sich wieder selbstständig und knallten laut auf die Stufen. Hermine hatte schon Angst, dass die Person unten im Gemeinschaftsraum das Plätschern hören konnte.

Plötzlich bemerkte sie, dass ihre Schritte nicht die einzigen waren, die in dem Turm wiederhallten. Sie ahnte schreckliches. <Es ist ein Junge! Allerdings nicht irgendein Junge, sondern ein Vertrauensschüler oder der Schulsprecher. Erstes kann ich mir nicht vorstellen, da der es erstens nicht weiß und zweitens keinen Grund hat mich zu verfolgen. Also ist er es! Scheiße!>

Sie nahm alle Kraft, die sie noch aufbringen konnte, was nicht viel war, da sie vom vielen Weinen ziemlich schwach war, und rannte so schnell es eben ging die Treppenstufen hoch. <Mist, er ist zu schnell!> merkte sie bald völlig außer Atem, als die Schritte hinter ihr, ihr immer näher kamen. <Er hat mich bald, bis zu meinem Schlafsaal ist es zu weit!> schlussfolgerte sie richtig <was soll ich bloß tun?! Ich würde alles tun, nur nicht mit ihm reden, ihn sehen!>

Sie riss sich ihre Kette vom Hals, die sich dabei zurück in das verwandelte, was sie eigentlich war, nämlich ihr Zauberstab, den sie verhext hatte. Sie nahm das feine Stück Holz in die Hand und überlegte welchen Spruch sie benutzen konnte, der ihr in dieser Situation nützlich sein würde! Sie streckte ihren Zauberstaub über ihre Schulter nach hinten, damit sie ihn nicht sehen musste, sie wusste auch so, dass er dicht genug hinter ihr war, sodass sie ihn treffen konnte, und rief ohne zu Zögern: "Tarantallegra!" Dann richtete sie den Stab wieder nach vorne und rannte und rannte. Sie hörte, dass Harry große Schwierigkeiten hatte hinter ihr her zu kommen, da seine Beine nicht das machten, was sie sollten, sondern wild umher tanzten. Ein kleines Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, nicht mehr weit lag ihr Schlafsaal.
 

Sie knallte die Holztür hinter sich zu, hielt ihren Zauberstab auf sie und murmelte: "Colloportus!" Die Tür war verriegelt.

Langsam ging sie zu ihrem Bett und ließ sich erleichtert darauf fallen. Noch immer schlug ihr Herz schnell, hätte sie ein paar Sekunden später reagiert, wäre sie jetzt nicht hier allein, sondern ihm ausgeliefert gewesen. Doch sie wusste, dass er bald die Tür erreichen würde.

Tatsächlich hörte sie kurz darauf gleichmäßige Schritte. <Ich hätte wissen müssen, dass er seinen Zauberstab auch immer dabei hat!> fiel es ihr ein. Er ahnte wohl schon, dass sie die Tür verzaubert hatte, denn er machte sich erst gar nicht die Arbeit die Klinke runter zu drücken, sondern schien es sofort mit "Alohomora" zu probieren, zwecklos natürlich.

"Mach die Tür auf, Hermine!", hörte sie seine Stimme vom Treppenhaus. Sie zuckte zusammen, sie wollte ihn nicht hören, konnte es nicht, ohne dass ihr schon wieder die Tränen kamen - was auch passierte! Sie drückte sich die Hände auf die Ohren und vergrub ihr Gesicht in ihrem Kopfkissen. Stille umgab sie, sie hoffte, dass seine Stimme diese nicht mehr zerstören konnte.

Doch auch das war zwecklos, denn sie hörte es zuerst leise klopfen und dann: "Bitte, Hermine, ich muss mit dir reden!", drang seine Stimme an ihre Ohren.

Immer mehr Tränen liefen. Sie drückte sich ihre Zeigefinger in die Ohren und vergrub ihren Kopf mittlerweile unter ihrem Kissen. Verstand er denn nicht, dass er hier nicht erwünscht war?! Sie wollte ihre Ruhe haben und nicht schon wieder an die letzten Stunden erinnert werden, was sich jetzt nicht mehr vermeiden ließ!

Sie wollte an etwas anderes denken. <Was Kingsley wohl in seiner nächsten Stunde mit uns durchnimmt? Mit Sicherheit wie immer was interessantes. Vielleicht irgendwelche fiesen Flüche, die einem in schwierigen Situationen aus der Patsche ziehen. Warum hab ich eben eigentlich nur so einen harmlosen benutzt. Nein, falscher Gedanke! Ob er Duelle vorschlägt, das fände ich cool. Aber mit wem soll ich dann machen? Ron kämpft mit Sicherheit mit Padma. Und Harry, verdammt, nein!> Doch auch sie kam nicht drum rum sich einzugestehen, dass sie eben keinen schlimmeren Fluch genommen hatte, weil sie Harry keine Schmerzen zufügen konnte, obwohl er ihr das angetan hatte. Aber sie hatte es einfach nicht fertig gebracht und würde wahrscheinlich wieder so reagieren, sie war einfach zu schwach!

"Verdammt, Hermine, mach die Tür auf!", schrie er, und wieder hörte sie es. Sie überlegte nach einem Zauberspruch, den sie benutzen konnte, damit sie ihn nicht hören konnte, aber ihr fiel einfach nichts ein. Ihr Gehirn schien leer zu sein, sie konnte keinen gescheiten Gedanken fassen. Immer nur hörte sie den 17-Jährigen gegen die Tür hämmern. Weiterhin liefen ihr Tränen über die Wangen, was sie nur nebenbei wahrnahm. Sie war zu verwirrt und zu abgelenkt.

"Wenn du mir die Tür nicht öffnen willst,...!", er ließ die Warnung offen stehen. Erschreckt hob sie ihren Kopf und sah zum Eingang. <Was hat er vor?>
 

Ron saß derweilen unruhig auf seinem Stuhl in der großen Halle. Es waren nur noch 20 Minuten bis Mitternacht und dann war der Ball zu Ende, das heißt, dass dann wieder alle Schüler in ihre Häuser und Schlafsäle zurückkehren würden. <Hoffentlich hat er sie bis dahin gefunden und mit ihr geredet, solange sie ungestört sind!> Nervös wippelte er mit den Beinen, wie er es immer machte.

Padma legte ihm lächelnd eine Hand aufs Bein, sie wollte ihn beruhigen, aber diesmal klappte es nicht. "Was ist denn los?", fragte sie ihn leise und sah ihm dabei eindringend in die Augen. Er wollte sie nicht anlügen, doch die ganze Wahrheit wollte er ihr auch nicht erzählen. "Versprich mir, dass du es keinem erzählst, noch nicht mal deiner Schwester!", flüsterte er und beugte sich zu ihr. Sie hob feierlich die Hand und meinte: "Ich schwöre!" Der Rothaarige nickte. "Hermine ist in Harry verliebt!", seine Stimme war kaum mehr als ein Zischen, so war er darauf bedacht, dass es sonst keiner hörte. Padma hob kurz überrascht die Augenbrauen, bevor sie ebenso leise zurück flüsterte: "Das hab ich mir schon gedacht, so wie sie eben nach dem Kuss reagiert hat! Aber warum ist Harry ihr denn dann so schnell hinterher?"
 

~Flashback~

Die Tür knallte ins Schloss, nachdem Hermine fluchtartig den Saal verlassen hatte. Viele, die bis gerade noch auf die Bühne geschaut hatten, fuhren bei dem lauten Knall zusammen und sahen zur Tür. "Was war das?" "Ist wer weggerannt?" "Wer knallt denn so die Türen?!" "Romantikzerstörer!", lauter solche Begriffe und Sätze flogen durch die Luft, aber nur die, die in der Nähe von Hermine gesessen hatten, hatten ihr verweinte Flucht mitbekommen, wenn sie nicht gerade zu sehr von der Bühne fasziniert oder erschreckt gewesen waren. Denn es hatten sich schließlich einige hübsche Mädchen Hoffnung bei Harry gemacht.

Auch Harry und Parvati fuhren auseinander, wobei er den Kuss abbrach. Überrascht sah er auf, zur Tür. Jemand war rausgerannt. <Hermine!> schoss es ihm wie ein Blitz durch den Kopf <Nein! Alles nur das nicht!> Schnell spürte er, dass alle ihn ansahen. Manche waren am grinsen, andere waren entsetzt und von den Slytherinmädchen bekam er abfällige Kussmündchen zugeworfen. Seine Augen weiteten sich kurz. <Was ist passiert?>

Ganz langsam drehte er seinen Kopf zur Seite. Dort stand Parvati, seine Ballkönigin mit ihrem Preis in der Hand und strahlte ihn förmlich mit leuchtenden Augen an. <Bitte, sag dass das nicht wahr ist!> flehte er in Gedanken und drehte sich zu der Jury. Fudge lächelte ihn, wie er das immer tat, an. Lupin lächelte auch leicht, obwohl Harry meinte zu erkennen, dass sich Remus nicht so sicher war, was er über das gerade geschehene denken sollte. Tonks schüttelte kaum merklich entsetzt den Kopf. Und Dumbledore deutete ganz eben lächelnd leicht mit dem Kopf Richtung Tür.

Harry drehte sich wieder zu Parvati. Noch immer starrten ihn alle an, doch das störte ihn im Moment nicht. Dann lief er los, er sprang die Bühne runter, stürmte durch den Saal, sodass die Pärchen auf der Tanzfläche ihm ausweichen mussten, und eilte zur Tür. Diese riss er auf und knallte sie genauso hinter sich zu, wie eine gewisse andere Person nur einige Sekunden zuvor.

~Flashbackend~
 

Ron warf einen kurzen Blick zur Tür, dann auf seine Uhr und überlegte, was er sagen sollte: "Ich denke mal, dass er auch sehr viel für sie empfindet!" Er sah kurz auf den Boden, was Padma aber nicht mitbekam. "Aber warum hat er dann vorher meine Schwester vor uns allen geküsst?", fragte sie irritiert. Der Weasley sah sie wieder an, diesmal ahnungslos, er zuckte mit den Schultern, während er sagte: "Da fragst du mich zu viel." Sie nickte nachdenklich.

"Wollen wir noch mal tanzen gehen, bevor gleich Schluss ist?", fragte Ron, einmal um vom Thema abzulenken und weil er wirklich noch mal gerne mit ihr tanzen ging, insbesondere weil sie gerade mal wieder einen langsamen Schmusesong spielten. Sie willigte lächelnd ein und ließ sich dann von ihm auf die Tanzfläche führen.
 

Als Hermine leise zischend die Worte: "Flamma Ignis" hörte, war es bereits zu spät, wie sie kurz darauf registrierte. Denn da wo vorher die breite Holztür gewesen war, befand sich nur noch ein Häufchen Asche. Die Tür war innerhalb einer Sekunde vor ihren Augen runtergebrannt und jetzt stand er im Rahmen.

Ihre Augen huschten über seinen gut gebauten Körper und sein ernstes Gesicht, was alles weniger als eine Sekunde dauerte, denn dann schaute sie auch schon wieder weg und legte sich wieder hin. Sie vergrub ihr Gesicht erneut in ihrem Kissen, bereute, dass sie ihn angesehen hatte, denn sie wollte ihn nicht sehen. "Hau ab!", rief sie ihm zu.

Aber wie sie befürchtet hatte, hörte er nicht auf sie und ließ sie endlich in Ruhe, sondern kam geradewegs, wenn auch langsam, auf sie zu. Sie hörte seine Schritte auf dem Holzboden. Immer noch rannen ihr unaufhörlich Tränen aus den Augen.

"Bitte, Hermine, hör mir doch zu!", er flüsterte geradezu, doch sie verstand es. Denn gerade setzte er sich auf die Bettkante ihres Himmelbettes. <Vor nicht allzu langer Zeit haben wir beiden hier...! Nein, daran darf ich nicht denken!> unterbrach sie selbst ihre Gedanken. Sie schüttelte den Kopf, als Antwort darauf was er gesagt hatte.

"Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst!", begann er leise.

Plötzlich wich die Trauer teilweise aus ihr, ehr gesagt, sie wurde vertrieben, und zwar von der Wut, die sich nach dem Satz in ihr breit machte. Sie riss sich zusammen, die Tränen waren ebenfalls so plötzlich versiegt und durch die ansteigende Wut packte sie der Mut und sie hob ihren Kopf und funkelte ihn voller Hass, zumindest wollte sie das, an.

"Du hast doch keine Ahnung, was für'n Scheiß du da redest!", schrie sie ihn da an. Verwundert und entsetzt blickte er sich an, letzteres wahrscheinlich, weil er sie gerade musterte und feststellte, wie verweint und elendig sie aussah. Davon ließ sie sich jedoch nicht irritieren, denn sie hatte gerade erst angefangen ihn fertig zu machen und wenn sie sich einmal in etwas reingesteigert hatte, dann konnte das dauern.

"Du hast keinen blassen Schimmer, wie ich mich fühle!", brüllte sie gerade zu, wobei ihre Stimme noch lauter wurde und er leicht zusammenzuckte, "Du bist nicht der jenige, der betrogen wurde, du bist nicht der jenige der verlassen wurde. Du bist noch nie verlassen worden und wenn dann war es dir doch piep egal, denn du spielst nur mit den Mädchen! Guck mich nicht so bescheuert an, du weißt ganz genau, wovon ich rede, du sexuellgenötigtes Arschloch." Hermine schnappte nach Luft.

Nachdem Harry sich wieder von dem kleinen Schock erholt hatte, er war noch nie von jemandem so angeschissen worden und erstrecht nicht von ihr, und seine Stimme wieder fand, sagte er normal: "Ich wollte mich gerade bei dir entschuldigen. Ich weiß nicht, was da unten in mich gefahren ist, ich wollte das nicht, das musst du mir glauben!" Er versuchte tatsächlich ruhig zu bleiben und es gelang ihm sogar ganz gut.

"Ach ja, muss ich das?", schnauzte sie weiter, "du weißt also nicht, warum du einfach irgendwelche Mädchen küsst, nein?!" Sie kochte vor Wut, für wie doof hielt dieser Trottel sie eigentlich. "So was blödes hab ich noch nie gehört! Weißt du, wem du verdammt ähnlich bist? Nein? Deinem Vater, der war genauso ein Playboy, der mit jeder rum gemacht hat, nur dass er noch weitergegangen ist und selbst mit jeder geschlafen hat, der beste Beweis dafür bist schließlich Du! Aber vielleicht hast du das ja auch schon!!" Sie war richtig in Fahrt gekommen und ihre sonst so fröhlichen, mandelbraunen Augen sprühten nur so voller bösartiger Funken, die Harry genau ins Herz trafen.

Dieser Blick, diese so gehässig funkelnden Augen waren ihm gedacht, er schluckte. <Wie konnte ich es nur soweit kommen lassen?!> Dann realisierte er erst, was sie gerade gesagt hatte, langsam checkte sein Gehirn die Beleidigung und auch in ihm stieg Wut auf. "Wie kannst du es wagen, so was über meinen Vater zu sagen, du Miststück. Ich will, nein, wollte mich bei dir entschuldigen und versuchen dir alles zu erklären, nachdem ich das ganze Schloss nach dir abgesucht und dich endlich gefunden hatte. Was machst du? Du beschimpfst meinen Vater. Verdammt, Hermine, lass andere hier raus. Ich bin ich und du bist du. Und diese Sache geht nur mich und dich was an." Er kämpfte mit aller Kraft gegen die Wut in seinem Inneren an. Sein Stolz war verletzt, doch noch wichtiger als der war ihm sie, Hermine!

"Ach ja, ich glaube, da ist Parvati aber anderer Meinung!", schluchzte Hermine plötzlich wieder. "Das wollte ich dir ja erklären. Ich will nichts von Parvati, wir sind nur Freunde und das wird sich auch nicht ändern. Ich liebe sie nicht, verdammt, begreif das doch und sei nicht so eifersüchtig!", seine Stimme war ruhig, und trotzdem angespannt.

Hermine fragte aufgebracht: "Du liebst sie nicht, ja?! Und warum bitteschön küsst du sie dann vor der ganzen Schule und zwar nicht auf die Backe, sondern mit Zunge auf den Mund?!", schrie sie.

Wäre sie bei klarem Kopf und nicht an dieser Situation beteiligt gewesen, hätte sie das wahrscheinlich witzig gefunden und gemerkt, dass das Mädchen, also sie, schrecklich eifersüchtig war, aber so wollte sie es nicht wahrhaben, merkte es nicht mal. "Du glaubst ja wohl nicht im Ernst, dass ich dir das abkaufe?!", erneut begannen die Tränen ihr aus den Augen zu laufen.

"Bitte, glaub mir doch! Ich empfinde für Parvati nichts als Freundschaft. Ich liebe sie nicht und werde es niemals tun!", er suchte nach den richtigen Worten, "der Kuss war ein Versehen, verdammt noch mal!"

"Der Kuss hat dir also nichts bedeutet?? Du verdammtes Schwein!", schrie Parvati, die in der Tür stand, sie hatte alles gehört und auch ihre Augen wurden schrecklich nass und schließlich kämpfte sich eine erste Träne ihren Weg aus dem Auge die Wange runter und tropfte auf den Boden.

Hermine schenkte der Schwarzhaarigen keinen einzigen Blick, sonst würde sie nachher noch Mitleid für diese Tussi empfinden und das konnte sie nun überhaupt nicht gebrauchen. Also funkelte sie Harry noch immer genauso böse an wie vorher.

Der sah kurz zu Parvati, bevor er seine Augen wieder auf Hermine richtete. "Lass uns bitte allein, Parvati, mit dir hab ich eh noch ein Wörtchen zu reden!", seine Stimme war mehr als nur vorwurfsvoll.

Sie ahnte wohl, dass, wenn sie blieb, alles nur noch schlimmer würde, und so ging sie wieder die Treppe hinunter, während ihr noch ein paar Tränen über die Wangen liefen.

"Ach, mit ihr musst du also auch noch über eure Beziehung reden!", meckerte Hermine so gleich wieder.

Harry glaubte ausnahmsweise mal zu wissen, was in dem Mädchen vorging. Sie versteckte ihren Schmerz, wie verletzt sie wirklich war, unter dieser wütenden Fassade und überspielte das noch, indem sie von dem entscheidendem, dem Kuss, ablenkte. Irgendwie verstand er sie sogar, und zwar nicht nur ein bisschen. Doch jetzt musste er sie erst mal wieder beruhigen, was nicht einfach werden würde. "Nein, wie ich oft muss ich dir noch sagen, dass ich nichts mit Parvati habe. Wir sind nur Freunde!", sagte er ruhig.

Diese Ruhe und Gelassenheit, die er an den Tag brachte, machten sie geradezu wahnsinnig. "Ist das für dich nur ein Spiel oder was? Du tust so ruhig, als wäre dir das alles egal! Wenn das so ist, dann geh doch endlich und lass mich in Ruhe, du hast schon genug angerichtet. Los kümmere dich um Parvati, auch wenn sie nur "eine normale" Freundin ist!", sagte sie abfällig und fuchsteufelswild zugleich. Sie konnte diesen Jungen einfach nicht verstehen, und wollte es auch nicht.

Er schüttelte den Kopf: "Du verstehst das falsch. Ich will nicht mit dir streiten und reg mich nur deswegen nicht auf!"

Sie sah ihn zuerst ungläubig und dann enttäuscht an: "Anscheinend versteh ich heute Abend deiner Meinung nach alles falsch. Ich versteh überhaupt nicht mehr, wie das mit uns beiden passieren konnte! Wir sind so unterschiedlich und reden ständig an einander vorbei!"

Der Schwarzhaarige sah sie liebevoll an und strich ihr zögernd über den Arm, den sie jedoch sofort wieder wegzog. "Lass das!", fauchte sie.

"Wir sind gar nicht so unterschiedlich. Das glaubst du im Moment nur! Selbst Ron meint, wir wären ein schönes Pärchen und dem passt das mit Ginny und Dean immer noch nicht! Versteh doch, wir gehören zusammen, Hermine! Ich liebe dich!", lächelte er hoffnungsvoll.

"Das fällt dir ja früh ein!", schrie sie aufgebracht zurück, "wem hast du das sonst noch gesagt?! Parvati, Ramona, Lissa? Vergiss es, Harry. Ich kann und will dir nicht mehr vertrauen. Zu sehr hast du mich enttäuscht. Du solltest dich freuen, dass du mich los bist, jetzt hast du mehr Zeit für deine anderen Freundinnen, die du ja angeblich nicht hast. Geh endlich und lass mich allein, ich will dich nicht wieder sehen!"

Daraufhin drehte sie ihm den Rücken zu und schloss die Augen, sie hoffte, dass er nun endlich ging, denn würde er diesen einen Satz noch mal sagen, sie noch mal berühren, ihr noch mal so eindringlich in die Augen sehen, wie eben, sie würde sich nicht mehr unter Kontrolle haben und etwas tun, was sie nachher mit Sicherheit bereuen würde...

Anscheinend aber trat die Hoffnung ihres Verstands ein, denn sie spürte, wie er sich von der Bettkante hob und mit schweren Schritten das Zimmer durchquerte. Er reparierte die Tür durch Zauberei und hängte sie wieder ein. Sie sah nicht, dass sich Harry traurig noch mal nach ihr umdrehte und zu ihr rüber schaute, bevor er die Tür schloss und zum Gemeinschaftsraum ging.
 

Hermine drehte sich wieder um und sah zu der geschlossenen Tür. <Warum ist er nur gegangen?! Vielleicht hat er endlich eingesehen, dass er nun mal nicht so viele Freundinnen gleichzeitig haben kann!> sie seufzte theatralisch <wie gerne würde ich ihm glauben. Mein Herz will ihm glauben, aber mein Verstand kann es nicht. Wie auch? Wo er mir doch das schlimmste auf Erden angetan hat! Wieso nur, Harry? Wieso hast du Arschloch alles zerstört?! Mein Herz ist ein reinster Trümmerhaufen und doch sehnt es sich so sehr nach dir, dass ich verrückt werden könnte. Ich dachte, dass ich nie wieder Liebe für jemanden empfinden könnte, und ich will es auch gar nicht, denn diese Qualen will ich nicht noch mal durch machen. Aber mein Herz weigert sich auf mich zu hören, es hat seinen eigenen Willen und es will dich. Es ruft nach dir und nur nach dir! Und ich befürchte, dass sich das nie ändern wird, leider! Es wird immer nur nach dir schreien. Aber du wirst den Ruf nie hören, denn du bist immun gegen Gefühle! Also bleib weg und lass mich allein, bevor du alles nur noch schlimmer machst, als es eh schon ist! Sieh mich nie mehr an, berühr mich nie mehr, verschwinde aus meinem Leben für immer und ewig, damit ich mich zusammenreißen und wieder versuchen kann normal weiter zu leben, ohne dich und ohne Herz, denn meins gehört schon lange nicht mehr mir!!>

Eine einzelne Träne kullerte ihre Wange runter und es blieb bei der einen. Sie konnte nicht mehr weinen, hatte schon viel geweint, zu viel! Sie würde nie mehr Gefühle zeigen können, ohne Herz, deswegen war das die letzte Träne, die sie in ihrem ganzen Leben vergießen würde. Sie musste jetzt stark sein und sich abschotten, keinen, noch nicht mal Ron, an sich ran lassen, damit sie stark würde und sie keiner mehr so tief drin verletzten könnte und niemand mehr wusste, wie es ihr wirklich ging, was sie wirklich wollte.

Entschlossen stand sie auf und betrachtete sich im Spiegel. Entsetzt riss sie die Augen auf. War das Mädchen, das sie da anstarrte, wirklich sie?! Sah sie so grausam aus?!

Die Adern in ihren Augen waren geplatzt und ihre Augen leuchteten geradezu rot vor Blut. Ihre Lippen waren leicht aufgeplatzt und sie blutete an der Unterlippe, auf der sie anscheinend mal wieder herum gebissen hatte ohne es zu merken. Der Lipgloss war nur noch an manchen Ecken zu erkennen. Im ganzen Gesicht hatte sie Make Up Ränder. Da, wo mittlerweile keins mehr war, blickte errötete Haut hervor, was die vielen Tränen bewirkt haben mussten. Manche Tränenspuren waren aber auch schwarz von der Wimperntusche. Am stärksten war die Farbe unter den Augen. Ihre Wimpern klebten nass und noch teilweise schwarz auf ihrer Haut und in einander. Sie sah grauenvoll, fast schon wie ein Monster aus.

Schnell packte sie sich ein Handtuch und rannte ins Nebenzimmer, ein Bad für die 7.Klässlerinnen, bevor noch jemand sie so sah.
 

Traurig ging Harry die Treppe runter. Er hatte vorher schon gewusst, dass es schwer werden würde mit Hermine zu reden, doch so schwer?! Damit hatte er nicht wirklich gerechnet. Er sehnte sich so sehr danach sie wieder in den Arm zu nehmen, mit ihr herum zu albern oder sie einfach nur anzuschauen. Aber irgendwie verstand er, dass sie ihm nicht glaubte. Er konnte es ja selbst noch kaum fassen, was er da eben gesagt hatte.

<Ich liebe sie?? Hab ich das wirklich gesagt?> völlig verwirrt ging er langsam weiter runter <wie komm ich darauf ihr so was in einer solchen Situation zu sagen?! Wie komm ich darauf so was überhaupt zu sagen? Dieses Mädchen hat mich echt voll aus dem Konzept gebracht!> er seufzte leise <ich hab sie in der ganzen Zeit, in der ich sie jetzt schon kenne, noch nie so aufgelöst gesehen. Ich hab sie auch noch nie so sehr weinen gesehen. Ich muss sie wirklich schwer verletzt haben. Aber da konnte ich nun wirklich nichts für! Dann kam auch noch Parvati und hat ihre Show abgezogen. Na, die wird jetzt erst mal was von mir zu hören bekommen!!>

Wieder wütend ging er schneller die Treppe runter, nicht dass die Schwarzhaarige noch auf die dumme Idee kam zu kneifen. Denn er wollte das jetzt mit ihr klären in den paar Minuten, die sie noch hatten, bevor die anderen Gryffindors eintreffen würden.
 

Anscheinend hielt Parvati doch noch was von ihrer Freundschaft, denn sie saß unten in einem großen, roten Sessel und sah ihm schon entgegen, als er die Treppe runter kam. Ihr Blick konnte Bände sprechen, doch Harry hatte sich angewöhnt nicht auf ihre Augen zu "hören" bzw. ihnen nicht zu vertrauen. Denn sie waren wunderschön und glänzten meistens lieb, treu und vertrauensvoll, sodass man ihr so gut wie keine Bitte abschlagen konnte.

"Gut, dass du gewartet hast!", begann er und setzte sich in einen Sessel, der dem ihren gegenüber stand. Sie nickte nur und sah ihn abwartend an.

Harry schaute sie nachdenklich an, er wusste nicht so recht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Sie dachte allerdings, dass er ihr Zeit ließ anzufangen, um die Sache einfacher zu machen, worauf sie gerne einging, denn im Nachhinein verspürte sie Reue und natürlich Hass auf sich selbst. <Hoffentlich hab ich unsere Freundschaft durch diese Aktion jetzt nicht zerstört!> dachte sie traurig.

"Du ahnst mit Sicherheit schon, was passiert ist!", begann sie vorsichtig und sah ihn dabei an. Er nickte: "Du hast mich manipuliert!" Sie schluckte, das war ein ganz schön hartes Wort für das, was sie getan hatte. Doch sie wusste, dass es der Wahrheit entsprach und so nickte sie still: "Ja, ich weiß! Ich hoffe, du glaubst mir, wenn ich dir sage, dass es mir wirklich leid tut. Besonders das mit Hermine und dir. Ich wusste ja nicht, dass ihr...!"

"Das tut überhaupt nichts zur Sache, Parvati!", unterbrach er sie.

Sie zuckte zusammen, es war verdammt bedrohlich, wenn er sie Parvati nannte! Ihr fiel ein, dass er das oben im Mädchenschlafsaal schon gemacht hatte. Eindeutig kein gutes Zeichen!!

"Das mit Hermine und mir ist was anderes. Du hast es zwar noch stark verschlimmert, aber das ist jetzt ERST MAL nicht unser Thema. Denn du wusstest nichts davon, als du deinen Plan in die Tat umgesetzt hast! Und auch ohne das Wissen war es mehr als nur hinterhältig das zu tun, was du getan hast!", seine Stimme wurde etwas lauter.

Sie blickte ihn aus ihren schönen Augen an, doch der Glanz verblasste zunehmend und sie wirkte wirklich ernst und schuldbewusst. "Ich weißt, schrei mich nicht so an, es ist schon so schlimm genug.", sie musste die Tränen unterdrücken, "ich weiß, dass das was ich getan hab unverzeihlich ist und ich bereue es wirklich von ganzem Herzen, aber ich kann es nun mal nicht rückgängig machen und es somit nicht ändern. Es tut mir leid!" Die Schwarzhaarige sah zu Boden, weil sie beschämt war und außerdem nicht wollte, dass er sah, wie nass ihre Augen waren.

"Wenigstens siehst du das ein!", seufzte er, er war des Streitens heute echt müde, hatte einfach keine Lust jetzt auch noch mit ihr die Fetzen fliegen zu lassen, zu sehr nagte sein Gewissen noch an der Sache mit Hermine, denn er wusste selbst, dass auch er zum Teil daran Schuld war, was Parvati getan hatte und wie es mit ihm und Hermine zu Ende gegangen war.

Eine unangenehme Pause entstand. Nachdem sie sich sicher war, dass sie sämtliche Tränen weg geblinzelt hatte, hob sie ihren Kopf wieder und sah ihn an. Nachdenklich, traurig und müde saß der 17-Jährige da, der noch bis vor wenigen Stunden ihr bester Freund gewesen war. Ob er das noch immer war? Sie konnte es nicht ertragen, wenn irgendwer traurig war, erst recht nicht, wenn es sich bei der Person um einen ihrer Freunde handelte. Am liebsten hätte sie ihn getröstet, ihn in den Arm genommen, ihm irgendwie geholfen oder ihn mit Albern abgelenkt. Aber dazu war jetzt nicht der richtige Moment, und das wusste sie nur zu gut.

"Du weißt, dass ich zu Dumbledore gehen könnte!", unterbrach er ihre Gedanken. Erschreckt blickte sie ihn mit weit aufgerissenen Augen an, während er zu Boden sah. "Das machst du doch nicht, oder?", ihre Stimme zitterte. Er wartete, bis er antwortete, denn er wusste, dass jede Sekunde, in der Stille herrschte, sie quälen würde. Und es war tatsächlich so, die Ungewissheit jagte ihr Angst ein. Würde er wirklich zum Direx gehen und sie verpetzen? Der müsste dann zum Minister gehen und sie würde von der Schule fliegen. Strafe zahlen müssen. Ihre Eltern wären schrecklich enttäuscht von ihr, sie würde Schande über die ganze Familie bringen. Kaum vorzustellen, was dann alles passieren könnte. Und alles nur, weil sie ihn haben wollte. Weil sie wieder nur an sich gedacht hatte und ihn dazu zwingen wollte, dass er sie wieder so liebte, wie sie ihn noch immer liebte. Sie zitterte ängstlich. War er wirklich in der Lage das zu tun?! Noch nie hatte sie Angst vor einem Jungen gehabt. Es war ein ungewöhnliches Gefühl. Meistens hatte sie ihren Kopf durchgesetzt, ihren Willen bekommen, egal auf welchem Weg, jetzt ging es plötzlich anders rum...

Harry beobachtete erfreut ihre Gefühle, die sich auf ihrem Gesicht deutlich erkennbar machten durch unterschiedliche Mimiken. Erfreut stellte er fest, dass sie Angst bekam, da sie merkte, dass er wirklich ernst machen könnte, dass sie auch mal bestraft werden konnte, für das was sie getan hatte. Er ließ sie noch ein bisschen in der Ungewissheit und der Angst.

Als sie ihn ängstlich ansah, konnte er sich das Lachen nicht mehr verkneifen und begann laut zu lachen. Verschreckt sah sie ihn an, sie verstand überhaupt nicht, was daran so witzig sein sollte! "Dein Gesicht war wirklich einmalig!", lachte er.

Irgendwie kam ihr das alles komisch vor. War er nicht eben noch wütend auf sie gewesen?! <Hoffentlich wirkt der Trank nicht immer noch!> dachte sie entsetzt und sah ihn besorgt an. "Geht es dir gut, Harry? Vielleicht wirkt der Trank noch!", fragte sie vorsichtig und leise. Bald hörte er auf zu lachen und sah sie normal an: "Keine Angst mir geht es blendend und ich bin mir sicher, dass dein miserabel gebrauter Liebestrank nicht mehr wirkt!", bei den letzten Worten hatte angefangen leicht zu grinsen, "Snape wäre enttäuscht von deiner Leistung! Du müsstest doch wissen, dass man keine Tränke in Butterbier kippen sollte, da sie dann ihre Wirkung verlieren oder Nebenwirkungen haben können!", tadelte er sie mit erhobenem Zeigefinger. Sie stellte erleichtert fest, dass er wieder besser gelaunt war, was doch eigentlich nur Gutes verheißen konnte!

"Du weißt doch, dass ich in Zaubertränke mies bin!", gestand sie. "Dann probier nie wieder jemandem einen deiner Tränke anzudrehen, du glaubst gar nicht wir schwindelig und schlecht mir war!", mit Grauen erinnerte er sich daran zurück. Immerhin wusste er jetzt, warum ihm plötzlich so komisch gewesen war. Sie nickte kleinlaut.

"Sei froh, dass mir nichts Schlimmes passiert ist und andererseits hatte das mit dem Butterbier ja auch einen Vorteil, ich war recht schnell wieder ich selbst!", sagte er und fügte noch leise hinzu, "nur leider war es dann schon zu spät!" Sie fühlte sich beleidigt, was er ihr auch deutlich ansah. Zuerst überlegte er, ob er ihr das gönnte, doch dann entschied er sich dazu sie wieder etwas aufzumuntern, immerhin waren sie Freunde: "Hey, Kopf hoch, damit meinte ich nicht, dass du schlecht küsst. Und das müsstest du eigentlich auch wissen, immerhin waren wir letztes Schuljahr zusammen. Hätte ich nicht gefunden, dass du grandios küsst, wäre ich mit Sicherheit nicht ständig in irgendwelchen Ecken mit dir verschwunden!" Verwundert sah sie ihn an und langsam lächelte sie wieder glücklich.

"Bist du mir noch böse?", fragte sie und sah ihn wie ein kleines Kind aus Unschuldsaugen an. Unfreiwillig musste er lächeln: "Hm, schwer zu sagen!", überlegte er scheinbar, "ich würde sagen, ich hab mehr als nur ein bisschen bei dir gut, Pat!" Erfreut fiel sie ihm um den Hals. Was Schöneres konnte sie sich kaum vorstellen. Aber hatte sie das auch wirklich verdient?! Egal, er war ihr nicht mehr böse, sie waren noch immer Freunde, er würde es niemandem, außer wahrscheinlich Hermine, verraten und das war so unglaublich wundervoll!! "Danke!", lächelte sie glücklich und setzte sich wieder in ihren Sessel und jetzt rann ihr wirklich eine Träne die Wange runter, die sie allerdings sofort mit dem Zeigefinger wegstrich.

Er lächelte sie an: "Schwör mir, dass du so was nie wieder tust, Pat!" Sie nickte eifrig: "Ehrenwort!" Sie hob überglücklich, feierlich die Hand. Er nickte zufrieden: "Dann kannst du gleich mal anfangen deine guten Taten bei mir einzulösen!" Sie sah ihn erwartungsvoll an. <Was hat er bloß vor?>

"Du kannst der ganzen Schule erklären, dass wir kein Paar sind, sondern nur beste Freunde!", grinste er und seine Augen blitzen sie schelmisch an, "und mit denen kannst du gleich anfangen!", sagte er und deutete auf die ersten Gryffindors, die den Saal betraten. Parvati lehnte sich weiter nach vorne und flüsterte ihm leise zu: "Muss das wirklich sein?! Kann ich nicht einfach ihre Gedächtnisse löschen?" Er schüttelte grinsend den Kopf: "Von der ganzen Schule?! Nein, so einfach kommst du mir nicht davon. Ohne Zauberei ist die Bedingung!"

Dann stand er auf und ging zum Jungenturm, bevor ihn noch jemand ansprechen konnte, doch kurz davor drehte er sich noch einmal um. "Ich verlasse mich auf dich, Pat!", grinste er und fügte hinzu, "gute Nacht!" Bevor er gähnend die Treppe hochstieg. Das war wirklich ein harter Tag gewesen!
 

Was genau Parvati alles angestellt hatte, um der ganzen Schüler- und anscheinend auch der Lehrerschaft klar zu machen, dass sie nicht mit Harry Potter zusammen war, wusste der Betroffene nicht genau und er wollte es auch nicht wirklich. Ihm reichte der Aushang am schwarzen Brett im Gryffindorgemeinschaftsraum und er war sich sicher, dass Padma auch einen in Ravenclaw ans Brett gehängt hatte. Komischerweise wussten es auch die Hufflepuffs und Slytherins, auch wenn letztere den Gerüchten nicht so ganz glaubten, sie wussten schließlich, was sie gesehen hatte und entschieden selbst was sie glauben wollten. Bei den Hufflepuffs konnte er sich ja noch vorstellen, dass Parvati irgendwen gebeten hatte einen Zettel ans schwarze Brett zu heften, aber hatte sie auch so gute Kontakte unter den Slytherins? Er konnte es sich nicht vorstellen. Aber wie gesagt, genaueres wollte er gar nicht wissen. Er spürte zwar, wie er wieder mal von vielen beobachtet wurde, wahrscheinlich hatten die meisten jetzt die selbe Einstellung gegenüber ihm, wie Hermine, was ihn irgendwie bedrückte. Er war kein Playboy, der nur mit Mädchen spielte!

Am Frühstückstisch setzte er sich neben Ron, der ziemlich verschlafen sein Frühstück in sich reinwürgte. Er fragte ihn keine Fragen, was Harry gefiel, auch wenn er wusste, dass die irgendwann noch kommen würden, denn Hermine hatte er am vorigen Abend mit Sicherheit nicht mehr gesehen und hier am Tisch saß sie eindeutig auch nicht, wie er schon beim Eintreten betrübt festgestellt hatte. Parvati grüßte ihn wie jeden Morgen, indem sie lächelnd die Hand hob und er tat es ihr wie immer gleich. Er hatte zwar noch längst nicht vergessen, was vorgefallen war und er musste wohl oder übel noch mal mit ihr darüber reden, schließlich hatten sie ja letzte Nacht keine Zeit mehr dazu gehabt. Aber jetzt konnte der Schwarzhaarige erst mal in aller Ruhe etwas essen.

Es war erstaunlich ruhig in der großen Halle, die längst nicht so voll war wie sonst. Was zum einen daran lag, dass Sonntag war und viele immer länger schliefen und erst recht heute, vielleicht sogar ganz auf das Frühstück verzichteten.

Bei dem bloßen Gedanken daran knurrte sein Bauch, was wohl soviel hieß, wie dass ihm das bloß nie einfallen sollte, sonst würde sein Magen sich gewaltig beschweren!

Zum zweiten waren die meisten, sich in der Halle befindenden Schüler und teilweise auch Lehrer alles andere als wach, Harry entdeckte sogar welche, die über ihrem Frühstück eingeschlafen waren. Und dem nach war auch die Stimmung.

Er hatte jedoch nichts dagegen, denn so stellte ihm niemand blöde Fragen und die meisten beachteten ihn zum Glück genauso wenig wie sonst. Der Tag begann also gar nicht mal so schlecht. Andererseits hatte der gestrige Tag auch verheißungsvoll angefangen und war katastrophal zu Ende gegangen.
 

Nachdem er keinen Hunger mehr hatte, stand er auf. "Kommst du mit?", fragte er seinen Freund. Dieser nickte, auch wenn er seltsamerweise noch nicht mal eine Müslischale gegessen hatte, erhob sich gemächlich und trottete müde hinter ihm her. Wobei er natürlich noch einen Blick zum Ravenclawtisch schwenkte und Padma müde anlächelte. Sie lächelte genauso müde, aber glücklich zurück.

Draußen in der Eingangshalle kam ihnen Hermine entgegen. Sie sah nicht so müde aus, wie die meisten anderen. Sie wirkte normal, und doch spürte Harry, dass sie anders war als sonst. Aber noch konnte er nicht sagen, woran das lag. Sie kam wie jeden Morgen auf die beiden zu. Allerdings lächelte sie nicht, sie sah auch nicht mürrisch und verpennt zu ihnen, einfach nur neutral, fast schon so als wären sie Fremde. "Hi!", grüßte sie die zwei kühl und ging dann in die große Halle. Verwundert blieben die beiden stehen und sahen ihr nach. Ron schwenkte seine Augen von der im Saal verschwindenden Hermine zu Harry. Aber er war noch zu müde, um darüber nachzugrübeln und ging so mit seinem Freund Richtung Gryffindorhaus, was Harry doch ziemlich verwunderte, da Ron sogar mitbekommen hatte, dass mit Hermine irgendwas anders war als sonst, hatte er schon befürchtet, dass jetzt die Fragen kamen, doch wieder blieben sie aus. <Ist mit Ron alles in Ordnung? Er ist so komisch, irgendwie!> dachte Harry und musterte seinen Freund aus dem Augenwinkel, was dieser jedoch im Halbschlaf nicht bemerkte.
 

Als Harry und Ron im Bad angekommen waren, legte der Rothaarige sein Badetuch zur Seite. Sein Freund tat dies auch, danach zog er sich den Pullover über den Kopf und legte ihn auch auf einen Stuhl. "Was ist eigentlich los mit dir, Ron?", fragte er und warf einen kurzen Blick zur Seite, wo der Angesprochene eigentlich stehen müsste, was jedoch nicht der Fall war. Der Schwarzhaarige sah nur dessen Badetuch, von ihm keine Spur. "Ron?", er drehte sich um und sah erschreckt auf. "Nein!", schrie er und rannte los, "was machst du denn da?!"

In dem Augenblick, als er neben seinem Freund stand, hatte dieser gerade den Kran betätigt und eiskaltes Wasser spritze auf die beiden runter. Harry sprang zitternd zur Seite, wobei er sich fast hingelegt hätte, so rutschig war der Boden durch die plötzlich Nässe geworden. Ron zuckte ebenfalls zusammen und erschauderte. <Wenigstens ist er jetzt richtig wach!> dachte sein Freund, der mit am Körper klebenden Klamotten mit ansah, wie der Weasley noch immer unter dem Wasserstrahl stand. Den er dann allerdings bibbernd ausstellte.

"Warum hast du mich nicht gewarnt?", fragte er leicht sauer und betrachtete seine klatschnasse Kleidung, dabei war er doch erst vor knapp einer halben Stunde aufgestanden und nun konnte er sich gleich schon wieder umziehen!

"Ich hab dich gerufen, aber du hast mich ja nicht gehört!", erklärte Harry und fragte dann, "was ist eigentlich heute Morgen mit dir los? Du sagst kaum war, träumst die ganze Zeit vor dich hin und hast mich noch nicht mal gefragt, was nun mit Herm und mir ist!?!" Ron ging triefend zu seinem Badetuch und entledigte sich langsam seiner Klamotten, was sich als schwerer als normal erwies.

Irgendwann hatte der Schwarzhaarige das Gefühl, dass sein Freund ihm gar nicht mehr antworten würde. Also entschied er sich dazu sich selbst auch erst mal auszuziehen und dann zu duschen, wie sie es ja eigentlich vorgehabt hatten, nur eben nackt und nicht angezogen.
 

"Pad hat letzte Nacht bei mir geschlafen!", sagte er leise, als er erneut unter die Dusche trat. Zuerst sah der Ältere ihn fragend an, doch dann kapierte er. Verwundert runzelte er die Stirn: "Wie ist das möglich wir anderen waren doch auch alle da und keiner hat was gemerkt?!" Ron grinste: "Wir sind erst ins Haus gekommen, als niemand mehr im Gemeinschaftsraum war und ihr ward auch längst fest am schlafen, so hat keiner uns bemerkt und heute morgen sind wir vor allen anderen aufgestanden und wieder abgehauen!" Ron lächelte noch immer er schien wirklich glücklich zu sein.

Zum zweiten Mal an diesem Morgen stellte er den Wasserhahn an und ließ den kalten Schauer über sich ergehen. "Habt ihrs gemacht?", fragte sein Freund aus der Nebendusche. "Nein!", sagte Ron verlegen und doch mit fester Stimme. Er hatte sich wirklich verändert. "Wir haben nur gekuschelt und eben zusammen in einem Bett übernachtet!", erzählte er weiter. Harry nickte, so was nannte sich eindeutig Liebe. So was hatte Hermine von ihm gewollt und was hatte er gemacht...! Er seufzte leise und Ron sah ihn kurz mitleidig an, was dieser aber zum Glück nicht bemerkte.

"Was ist jetzt eigentlich mit dir und Herm?", fragte er vorsichtig und massierte Shampoo in seine roten Haare. "Ich befürchte, es ist endgültig aus!", sagte er mit gedehnter Stimme. "Du hast sie letzte Nacht doch noch eingeholt oder?" "Ich hab sie im Gemeinschaftsraum abgefangen, ja!" "Dann habt ihr doch auch geredet, oder nicht?!" "Ja, allerdings. Ich musste die Tür zu ihrem Schlafsaal abfackeln, damit ich zu ihr konnte und sie mir zuhören musste." Ron nickte, das konnte er sich nur zu gut vorstellen. Herm konnte wirklich sehr stur sein, genau wie Harry. Er lächelte leicht. <Sie wären so ein schönes Pärchen!>

"Ja, und? Was ist passiert?", fragte er nachdringlich und spülte sich den weißen Schaum wieder vom Kopf. "Man sah ihr richtig an, wie viel sie geweint hat.", Harry erinnerte sich genau daran, wie es ihm einen Stich verpasst hatte, sie so verletzt zu sehen und das alles nur wegen ihm, "aber sie wollte mir nicht glauben. Sie meinte, sie könnte mir nicht mehr vertrauen, nie mehr. Und dann ist auch noch Parvati gekommen....!" Er brach ab. Ron nickte.

"Aber ich versteh auch, dass sie dir nicht glauben will. Warum hast du Parvati auch gestern geküsst? Ich denke, ihr seid nur Freunde!" "Das sind wir ja auch nur. Ähm, sie hat mich manipuliert. Aber erzähl das bitte keinem, okay?!" Ron nickte nachdenklich.

Das war schon ne komische Freundschaft zwischen den beiden, sie hatte schon so seltsam angefangen. Wenn sich ein Pärchen trennt und dass mit der Voraussetzung die besten Freunde zu bleiben, ist das schon hart. Aber die beiden hatten das irgendwie tatsächlich geschafft. Sie waren ständig zusammen gewesen, hatten logischerweise noch zusammen im Unterricht gesessen und so. Natürlich war Harry auch mit ihm und Hermine viel zusammen gewesen, doch eben auch mit Parvati. Aber das war alles nicht seine Angelegenheit und er ließ Harry machen, was der für richtig hielt.

"Herm will dir das nicht glauben?" Harry schüttelte traurig den Kopf. "Was genau empfindest du für sie, Harry!", der Rothaarige sah ihm ernst direkt in die Augen. Hermine war wie eine kleine Schwester für ihn und er wollte nicht, dass Harry sie noch mal so verletzte. Andersrum galt natürlich das Gleiche, er wollte auch nicht, dass sie ihn verletzte. Er wollte, dass seine beiden besten Freunde genauso glücklich seinen konnten wie er, wenn auch zusammen!

Ron sah ihn an. Irgendwie seltsam, normalerweise brauchte der Schwarzhaarige nicht so lange für eine Antwort. Dieser errötete ganz eben, als er den forschenden Blick des Weasleys auf sein Gesicht gerichtet spürte. "Ich habe ihr gestern Abend gesagt, dass ich sie liebe!", sprudelte es dann aus ihm raus. Ron sah ihn lächelnd an, mit so was hatte er gerechnet. Zwar nicht, dass er es ihr letzte Nacht in dem Streit gestanden hatte, aber dass er Liebe für sie empfand. Er wusste, dass Harry kein kalter, herzloser Playboy war, für den ihn im Moment viele hielten. Er traute ihm einfach nicht zu, dass er aus bloßem Spaß mit den Mädchen spielte, das war einfach nicht seine Art und das sollte Hermine eigentlich wissen. Ron nickte also nur.

"Verdammt, Ron, ich hab ihr mitten in dem Streit an den Kopf geworfen, dass ich sie liebe. Darüber hatte ich noch am Nachmittag nachgedacht, als sie mir ihre Liebe gestanden hatte. Aber da war ich zu dem Schluss gekommen, dass ich sie nicht liebte. Und dann das! Ich weiß überhaupt nicht, wie ich darauf gekommen bin. Ich habe es einfach gesagt!", man hörte wie verwirrt der 17-Jähirge war. Ron legte ihm kumpelhaft die Hand auf die Schulter. "Du hast deine Gefühle sprechen lassen und die wollte dir endlich klar machen, dass du sie wirklich liebst, Mann! Denk mal darüber nach, mit wem du am liebsten zusammen bist?! Mit ihr. Wonach riecht sie, hast sie irgendwelche besonderen Merkmale, was magst du so an ihr?! Du wirst staunen, wie viel dir dazu einfällt! Das nennt sich Liebe, Harry!" Damit schnappte er sich sein Handtuch, trocknete sich kurz ab, bevor er es sich um die Hüfte schwang und dann mit der nassen Wäsche auf dem Arm den Raum verließ.

Völlig verdattert blieb Harry zurück. Noch immer prasselte das warme Wasser angenehm auf seinen Kopf. Er sah zur Tür, durch die sein bester Freund grade verschwunden war, aber er sah diese nicht wirklich. Denn er dachte nach und kam zu dem Entschluss: <Er hat Recht. Er hat wirklich Recht! Ich liebe Hermine! Ich liebe sie wie nichts anderes auf der Welt. Wieso ist mir das nicht ehr klar geworden? Ich muss zu ihr, sofort!>

Er stellte den Hahn mit einer schnellen Bewegung ab, schlidderte über den nassen Boden und trocknete sich in Rekordgeschwindigkeit ab. Dann zauberte er seine Kleidung wieder trocken, schlüpfte in sie und eilte noch immer schliddernd aus dem Bad.
 

Im Gemeinschaftsraum war sie nicht zu finden. Er winkte Ron kurz zu und nickte dankend. Sein Freund verstand und lächelte. <Hoffentlich wird alles gut!> dachte er <ich gönn es den beiden wirklich von ganzem Herzen!>

Harry hatte sich in der Zeit schon wieder umgedreht und stürmte durch das Portraitloch raus. Er rutschte förmlich durch die Kurve, so ein Tempo hatte er drauf. <Wahrscheinlich ist sie in der Bücherei!> dachte er und lief so schnell er konnte dorthin. Als gäbe es für ihn nichts Wichtigeres, als jetzt mit ihr zu reden, sie jetzt zu sehen. Und das war wirklich so, er konnte sich nichts vorstellen, was ihm im Moment wichtiger war.
 

Er rutschte kurz an der Bücherei vorbei, da er nicht schnell genug zum Stehen kam. Dann betrat er leise den großen Raum. Madam Pince regte sich schon bei dem kleinsten Laut tierisch auf, und einen Rauswurf wollte er um alles in Welt vermeiden, wenn sie hier drin war. Denn er konnte und wollte nicht warten!

An einem der großen Tische saß sie nicht, also ging er die einzelnen Reihen durch, aber auch hier fand er sie nicht. Er suchte in jeder Ecke des Raums, selbst in denen der verbotenen Abteilungen, wo er und sie als Schulsprecher ja hin durften, ab. Erfolglos! Sie war nicht hier.

Niedergeschlagen ging er wieder, bis ihm der nächsten Platz einfiel, wo sie sein könnte, dann stürmte er wieder los.
 

Nach einiger Zeit war er bei Hagrid im Haus, am See, am Rand des verbotenen Waldes, auf dem Quidditchfeld, in sämtlichen Geheimgängen, die er kannte, eingeschlossen den, den Professor Dumbledore ihnen letztens erst gezeigt hatte, in sämtlichen leeren Klassenräumem, selbst im Raum der Wünsche gewesen. Doch keiner hatte sie gesehen und sie war nirgendwo.

Traurig schleppte er sich zum Gemeinschaftsraum, der zu seiner Verwunderung leer war. <Wo sind sie denn alle hin?> wunderte er sich, bis ihm wieder einfiel <ach ja, es ist Zeit zum Abendessen. Das kommt mir gerade recht! Dann kann ich mal gucken, ob Herm noch oben ist, ohne dass mich jemand sieht.>

Er ging auf den Mädchenturm zu und stieg die Treppen zum obersten Schlafsaal hoch. Er klopfte zur Sicherheit, hörte jedoch keine Antwort. Vorsichtig öffnete er die Tür und steckte seinen Kopf durch den Spalt hinein. Aber auch in dem Raum war keine Menschenseele, wie er enttäuscht feststellte.

Langsam stieg er den Turm wieder hinab und ließ sich unten in seinen Lieblingssessel vorm Kamin fallen. Er seufzte. <Wo ist sie nur? Ob sie vielleicht auch beim Abendessen ist?> dachte er überrascht. Wo war nur die ganze Zeit geblieben, eben war doch noch Morgen gewesen. Okay, er hatte bei Hagrid Tee getrunken und was gegessen und auch noch mit ihm gelabert, aber nicht lange und sonst hatte er sich auch nirgendwo lange aufgehalten, schon seltsam.

Da kam ihm die Idee plötzlich richtig logisch vor. <Wie doof war ich bloß! Ich such sie überall in der Schule und dabei ist grad Zeit zum Essen!> Er haute sich gegen die Stirn.

Dann stand er blitzartig auf und raste die ganzen Treppen zur großen Halle runter.
 

Er riss die große Tür auf und ging dann recht langsam auf den Gryffindortisch zu, was bei ihm immer noch ein Laufen war. Doch die anderen Schüler schienen sich mittlerweile daran zu gewöhnen, dass er den Saal stets nur schnell verließ und betrat, einige hatten sich schon gar nicht mehr nach ihm umgedreht, während ihm andere, die meisten davon waren Slytherins, blöde Sprüche hinterher riefen. Doch das alles beachtete er im Moment überhaupt nicht, er lief einfach auf seinen rothaarigen Freund zu, der sich gerade vom Tisch erhob.

Harry musste sich durch die Schülermenge, die jetzt schon Richtung Tür strömte, kämpfen und gelang schließlich zu Ron. "Hast du Herm gesehen?", fragte er leise. Der Jüngere nickte und sagte ganz verwundert: "Sie war hier beim Essen. Hab mich schon gefragt, wo du warst! Hast du sie denn nicht gesehen, sie hätte dir doch eigentlich entgegen kommen müssen, sie ist, kurz bevor du gekommen, bist gegangen!" Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. "Ich habe sie im ganzen Schloss gesucht!", flüsterte er leise, da schon manche Schüler große Ohren machten, "sie aber nirgendwo gefunden, und entgegen gekommen ist sie mir auch nicht!" Traurig sah er zu Boden, was Ron bedrückt wahrnahm.
 

Mittlerweile standen sie vor der großen Halle und drängelten sich aus den Schülermassen raus, um gescheit und in Ruhe reden zu können. "Wo könnte sie sonst noch sein?", überlegte Ron leise, sodass nur Harry, der dicht neben ihm stand, es hören konnte. Der zuckte mit den Schultern und sah ihn fragend an, ihm selbst fiel nichts mehr ein, er hatte doch schon alles abgesucht, oder etwa nicht?!

"Ich hab's!", rief Ron plötzlich laut auf, sodass sich die letzten Schüler, die aus der Halle kamen, neugierig nach ihm umdrehten. Doch er wurde sofort wieder leise, und sie strengten ihre Ohren umsonst an: "Du weißt doch etwa noch, wo ihr Lieblingsplatz früher neben dem See und der Bibliothek war, oder etwa nicht?!" Er sah ihn forschend an. Harrys Zellen arbeiteten auf Hochdruck. Und da fiel es ihm plötzlich wieder ein: "Der Astrologieturm!" Der Rothaarige nickte grinsend. <Wieso bin ich da nicht ehr drauf gekommen!> dachte Harry sauer auf sich selbst <dann hätte ich mir das ganze Gelaufe sparen können und wäre jetzt längst bei ihr.> "Auf was wartest du noch?", unterbrach Ron dessen Gedanken. "Ähm, eigentlich auf gar nichts!", antwortete dieser etwas aus dem Konzept gebracht. "Dann lauf doch endlich los!", lächelte Ron und schubste ihn Richtung Astrologieturm, der genau in der anderen Richtung lag, als der Gemeinschaftsraum der Gryffindors.

Er stolperte kurz, bevor er sich wieder fing und losspurtete. Ron lächelte ihm nach: <Viel Glück, Mann!> Dann drehte er sich wieder um und wollte zum Gemeinschaftsraum zurückkehren, als er Padma sah, die an der Treppe auf ihn wartete. "Schön, dass du wartest!", lächelte er noch immer und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. "Mach ich doch gern!" erwiderte sie ebenfalls lächelnd und nahm seine Hand in ihre, bevor sie die Treppen gemeinsam emporstiegen.
 

Harry, in der Zeit, war in seinem ganzen Leben noch nicht die Treppen so hochgejagt wie jetzt. Zwar tat ihm längst alles weh vom Rennen, doch aus irgendeinem ihm unerklärlichen Grund hatte er noch immer genügend Kraft. Aber mal wieder fühlte er sich zu langsam, er hielt es nicht mehr aus, wollte endlich bei ihr sein. <Was ist, wenn sie auch dort nicht ist?!> Er seufzte, daran wollte er nicht denken, denn dann konnte er für nichts mehr garantieren.

Der Turm kam ihm höher denn je vor. Und jede einzelne Treppenstufe nagte an seinem "Kraftvorrat". Doch schließlich, nach schier einer unendlichlangen Ewigkeit war er endlich oben angekommen.

<Bitte, sei da, Herm!> flehte er in Gedanken. Er stand nun vor der Tür und legte seine Hand auf die Klinke. <Soll ich da wirklich raus gehen!> plötzlich wusste er nicht mehr, was er ihr sagen sollte, wenn sie nun wirklich dort war. Doch das Zögern war nicht von langer Dauer, denn er hielt es einfach nicht mehr aus, so sehr sehnte er sich nach ihr. Also drückte er die Klinke runter und öffnete entschlossen die Tür.

Ein starker Wind wehte ihm entgegen und er zog den Umhang enger um sich, bevor er hinaus in die Dunkelheit trat. Sie hatten zwar erst halb Neun, aber trotzdem war es draußen schon fast ganz dunkel. Die Sterne am Himmel spendeten das Licht, denn seltsamerweise war der Himmel mal nicht mit Wolken verhängt. Das musste einfach ein gutes Zeichen sein.

Der Schwarzhaarige schloss leise die Tür hinter sich und schaute sich dann auf der "Aussichtsplattform" um.

Tatsächlich da stand sie. Ihr lockiges, langes Haar wehte wild im Wind und ihr Mantel flatterte ebenfalls stark. Sie stand genau vor der Mauer und sah hinauf in den Himmel. Er war sich sicher, dass sie ihn noch nicht bemerkt hatte, denn sonst würde sie nicht so ruhig da stehen bleiben und zu den Sternen lächeln.

<Sie sieht wunderschön aus!> dachte er lächelnd. Er holte seinen Zauberstab hervor und schickte einen Zauberspruch gen Himmel. Kurz darauf war eine Sternschnuppe zu sehen. Es war zwar nur eine optische Täuschung, doch sie sah komplett echt aus und er hoffte, dass die Braunhaarige drauf reinfallen würde, was sie tatsächlich tat, denn sie drehte sich nicht nach ihm um.

Leise trat er hinter sie, blieb allerdings in einem Abstand von einem Meter stehen, er wollte nicht bedrohlich wirken oder so was, obwohl er sie am liebsten in die Arme geschlossen hätte, doch er musste es langsam angehen und das wusste er. "Und, was hast du dir gewünscht?", fragte er mit leiser und sanfter Stimme. Trotzdem fuhr sie erschreckt zusammen und drehte sich mit funkelnden Augen zu ihm um. "Du weißt, dass mein Wunsch, wenn ich ihn dir sage, eh nicht in Erfüllung geht!", ihr Gesichtsausdruck war neutral. Eigentlich hätte er sich ja freuen sollen, dass sie ihn nicht gleich wieder anschrie, aber diese Neutralität war einfach nur schrecklich, er konnte sich nur eins vorstellen, was noch schlimmer war - ignorieren, zum Glück war sie nicht darauf gekommen.

"Was ist, wenn ich schon weiß, was du dir gewünscht hast?", fragte er grinsend. Aus wachen, zweifelnden Augen sah sie ihn an. Er wirkte so sicher, so selbstbewusst wie eh und je. <Wie macht er das bloß?> wunderte sie sich und musste ihn wohl oder übel ansehen. Sie spürte, wie in ihrem Bauch bereits wieder die Schmetterlinge flogen, sie verbot sich selbst, dieses Gefühl für schön zu empfinden, denn sie wusste, dass es Liebe war, denn Liebe konnte nicht von einen auf den anderen Tag einfach so verschwinden, zu ihrem Pech, aber sie wollte dieses Gefühl nicht spüren, wenn sie ihn sah! "Was hab ich mir denn gewünscht?", fragte sie genauso cool und selbstsicher wie er zuvor. Was wiederum ihn irritierte: <Wieso ist sie so sicher?>

"Dass deine Liebe zu mir endlich aufhört!", grinste er immer noch und sah ihr abwartend tief in die Augen, wie er es sonst bei keinem Mädchen machen würde. Verwirrt durch diesen Blick sagte sie erst mal gar nichts, sah ihn nur an, blickte ihm jedoch stur nicht in die Augen. Ihre Blicke schweiften immer wieder schnell über sein Gesicht, blieben allerdings nirgendwo hängen. Das konnte sie sich nicht leisten, die Gefahr war einfach zu groß. Dann erst nahm sie den Satz war. <Woher weißt er das?> fragte sie sich, auf ihrem Gesicht regte sich allerdings nicht der kleinste Muskel.

<Ich weiß, dass das ihr Wunsch war, es war schließlich meine Sternschnuppe, aber warum weißt kein auch nur so kleiner Hinweis an ihrem Körper, ihrer Haltung darauf hin, dass ich Recht habe?!> er kam mehr und mehr durcheinander. "Warum bist du dir da so sicher?", sie grinste ebenfalls herausfordernd und lehnte sie gemütlich an die Wand hinter ihr.

Die Luft zwischen ihnen knisterte. Der Wind wehte zwischen ihnen her und keiner der beiden bemerkte die Spannung dort oben. Seine Augen huschten immer wieder über ihren Körper und ihre taten das gleiche. <Ich werd noch verrückt!> dachte er. Er spürte wie ihm warm wurde. Hitze stieg in ihm auf. Sein Herz schlug schnell. Das lag jedoch nicht nur daran, dass sie verdammt sexy aussah, sondern auch daran, dass er bei ihr war, dass sie in seiner Nähe war, ihn aus ihren wundervollern Augen ansah. Sein Brustkorb hob und senkte sich schnell. Er wunderte sich, dass ihr das nicht längst aufgefallen war. "Weil ich es auf deinem Gesicht sehen kann!", lächelte er sie an.

<Er will mich nur verunsichern!> dachte sie ebenfalls verwirrt <aber woher weiß er das nur?! Er kann Legimentik nicht angewandt haben, denn das hätte ich gemerkt, so gut kenn ich mich dann doch noch mit Okklumentik aus. Der Kerl macht mich echt verrückt. Wie er da so lässig steht! Ich könnte durchdrehen. Er scheint noch nicht mal angespannt zu sein.> Sie stieß Luft durch die Nase aus, die in einer kleiner weißen Wolke zum Himmel stieg.

Plötzlich fiel ihr etwas anderes wieder ein: <Warum ist er überhaupt hier? Hat er mich etwa gesucht und ist dann auf diesen Platz gekommen?! Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Mann, was denk ich denn da schon wieder, vor mir steht ein Playboy und kein normaler Junge. Der hat selbst Parvati überredet ihre Beziehung zu verleugnen; und verlangt dann von mir, dass ich ihm glaube, dass er mich liebt! Lächerlich!>

Er bemerkte natürlich, wie ihre Augen erneut bedrohlich anfingen zu funkeln. Das freute ihn, denn das hieß doch mal was gutes, Gefühle. <Sie kämpft mit sich selbst. Wenn ich doch nur wüsste worum! Ich kann's ja mal testen!>

Langsam ging er einen Schritt auf sie zu. Überrascht sah sie zu ihm auf. Sie roch trotz des Winds ganz eindeutig sein himmlisches Aftershave. Jetzt, wo er ihr so nah war, sah sie wie schön seine smaragdgrünen Augen glitzerten, sie spürte schon, obwohl noch einige Zentimeter zwischen ihnen lagen, seine Wärme. Ihr Herz schlug schneller, ihr Puls raste. <Was hat er vor!?! Damit kommt er nicht durch, nicht noch ein mal, nicht bei mir!> nahm sie sich fest vor und funkelte ihn an.

Er grinste innerlich amüsiert, er hatte richtig gelegen. Er sah, dass sie nervös wurde. <Bitte, lass es an mir liegen!> dachte er und lächelte sie an. "Grins nicht so!", fauchte sie stur. "Ich grinse wann und wo ich will!", entgegnete er ihr mit fester, rauer Stimme. Anschließend machte er den letzten Schritt. Nur wenige Zentimeter trennten noch ihre beiden Körper von einander. Dann beugte er sich zu ihr runter und drückte seine Lippen auf ihre. Dieses Gefühl, wie er es liebte, wie er sie liebte. Da war es nun entgültig um sie geschehen, sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn weiter zu sich runter. Wie sehr hatte sie dieses Gefühl vermisst. Alles in ihr kribbelte schön, Wärme und Glück erfüllte sie, als sie so in seinen Armen "lag", während sie auf dem höchsten Turm des Schlosses standen und das einzige was über ihnen war, war der Sternenhimmel. Einen schöneren Ort musste es auf der ganzen Welt nicht geben.
 

Als sie sich nach einiger Zeit trennten, lächelten beide. "Ich liebe dich, Herm!", gestand Harry ihr noch mal und sah ihr dabei tief in die Augen. Hermine schaute in seine schönen Augen und spürte die Wärme und die Ehrlichkeit, die in seinem Blick lag. Sie nickte, sie glaubte ihm. "Ich liebe dich auch!", sagte sie lächelnd.

Erleichterung breite sich in ihm aus, und glücklich wie noch nie, beugte er sich zu ihr runter und küsste sie zärtlich, als wäre es ihr aller erster Kuss.
 

"Hast du keinen Hunger?", fragte sie, als die beiden Arm in Arm dort oben standen und in den Sternenhimmel schauten. "Nein!", sagte er leise, "das einzige, was ich zum Leben brauche, bist du!" Sie drehte sich zu ihm um und grinste: "Du bist ein hoffnungsvoll schlechter Romantiker!" Er sah sie verwirrt an, hatte aber keine Zeit darauf zu kommen, dass das nicht negativ gemeint war, da sie ihm durch einen leidenschaftlichen Kuss bereits wieder den Kopf verdrehte.
 


 

ENDE
 

Ja, ich weiß, genau das Ende habt ihr gewollt und teilweise auch erahnt. Aber ich hatte von Anfang an vor ein Happy End zu schreiben, denn ein trauriges Ende mag ich überhaupt nicht. Was nicht heißt, dass ich es nie schreiben werde, man muss alles mal probieren. Aber, jetzt laber ich euch nicht weiter voll!

Okay, nur noch eins. Wie wärs mit Kommis??
 

Ciao eure Darc Angel



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Kommentare zu dieser Fanfic (51)
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Von:  vampire_bride
2010-03-09T19:39:19+00:00 09.03.2010 20:39
♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ !!!!

OMG das ist die beste Harry Potter-FF, die ich bis jetzt gelesen habe!!! Die meisten Geschichten hier sind irgendwie mit shonan-ai pairing - aber ich hab ewig nach einer Harry x Hermine Story gesucht! Total süß und sexy und toll!!^^
Von:  Runenherr
2008-03-06T12:11:32+00:00 06.03.2008 13:11
ich möchte hier nur mal meinen dank, dafür das du uns leser an so einer gelungenen arbeit lässt teilhaben. ... einen weiteren und längeren kommi gibbet beim 3. teil der triologier^^
dachte nur das es gemein wäre dir hier nichts hinein zu schreiben ;)
Von: abgemeldet
2007-09-14T14:18:42+00:00 14.09.2007 16:18
also das mauss man dir lassen,
dir ist die FF supermegal gut gelungen,
ich konnt mich gar nicht losreißen,
ich musste alles am stück durch lesen,xD
manchmal war das total romantisch,
teilweise habi gedacht, wasn arsch,
aba das ende...
so toll ;_;
echt genail....würde es sterne geben,
du würdest alle von mir bekommen,
och füg es unter favo´s zu^-^
lg
Miko
Von: abgemeldet
2006-02-19T01:15:26+00:00 19.02.2006 02:15
oh wow, eine wirklich schöne FF!!!
es gibt nämlich si wenige FFs mit dem Pairing HarryXHerm und ich finde die passen so gut zusammen!!!!
du hast wunderbar geschrieben und wunderbar erklärt, die story war einfach wunderschön!!!
dickes lob von mir an dich!!
bye chiaki
Von: abgemeldet
2005-05-19T12:27:09+00:00 19.05.2005 14:27
Wieder mal ich^^!
Tjo hier mal ein Kommi zu dem Epi^^! (klingt das witzig^^)
Tolles Ende! Schön das es ein Happy End geworden ist!
Ich kann es nur wieder sagen, geile FF!!!!!! *g*
Von: abgemeldet
2004-11-24T13:26:36+00:00 24.11.2004 14:26
Aaaaach, mrin happy end *gg
Schöön. Oje, jungs sind doch manchmal sooo schwer von begriff löl
Da hätte er ya fast alles kaputt gemacht tze tze
Ich mochte besonders Ron in deiner ff. Ich glaub mir waren deine Hauptfiguren ein bisschen zu..hmm.. perfekt. ^.^
Ich hab richtig migefiebert als Hermine Harry fertig gemacht hat XD" das hatte er echt verdient *gg
Dein Harry ist verdammt selbstüberzeugt
Von: abgemeldet
2004-11-23T19:55:14+00:00 23.11.2004 20:55
uaaah _._ meine güte is der gefühlskalt <.<
Also, auf mich hat er nur noch wie ein arroganter, von sich selbst überzeugter Lackaffe gewirkt. Die arme Hermine ^.^ Naya, im Buch ist hermine doch nicht so dermaßen hübsch oder? Geschrieben ist es mal wieder spitze
Von: abgemeldet
2004-11-15T15:30:59+00:00 15.11.2004 16:30
Hi!
Die Geschichte ist ja so ssssüüüüüüüüßßßß!!!
Hoffe du denkt an eine Fortsetzung BITTE
Deine Softgirl007
Von: abgemeldet
2004-11-09T12:05:06+00:00 09.11.2004 13:05
hy...
das war ja eine unglaubliche geschichte... hat mir echt mega gefallen!!
dein schreibstil ist echt toll...

mach weiter so...

bye
Von: abgemeldet
2004-11-01T19:28:36+00:00 01.11.2004 20:28
Super!!! Einfach toll!!! Schreib unbedingt weiter!!!

Alles Liebe Sassi-chan


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