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Ai

oder: Die Zukunft in die Hand nehmen
von

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Was der kann kann ich auch!

"Kagome! Kagome warte!" Verzweifelt hetzte Inu Yasha hinter ihr her. Wenn er sie hier aus den Augen verlor, würde er sie nicht wieder finden. Ihr Geruch, den er sonst überall herausfiltern konnte, ging unter in diesem Chaos von Gerüchen, die auf ihn einströmten. Aber Kagome machte keine Anstalten auch nur einen Schritt langsamer zu gehen. Sie schien ganz genau zu wissen wo sie hinwollte. Er dagegen war beinahe vollkommen orientierungslos. Wie konnte man hier nur etwas finden? Wie sollte er Kagome helfen, wenn er die ganze Zeit damit beschäftigt ihr zu folgen.
 

"Verdammt noch mal! KAGOME!" Das schien sie jetzt endlich gehört zu haben. "Was ist denn los Inu Yasha?" "Du sollst nicht so rennen! Ich denke du wolltest was zum Anziehen finden und nicht ziellos durch die Gegend laufen!" "Ich laufe nicht ziellos durch die Gegend Baka! Jetzt komm endlich!" Und schon war sie wieder verschwunden. Weiber! Mehr dachte Inu Yasha nicht als er sich wieder in die Menge stürzte um Kagome zu finden.
 

Plötzlich blieb er abrupt stehen, nur um dann im Sturmschritt in eine andere Richtung davon zustürmen. Kagome, die sich gerade noch einmal nach ihm umgesehen hatte um sich zu vergewissern, dass er ihr folgte, sah nur noch wie der rote Suikan hinter einer Ecke verschwand. "Inu Yasha! Warte!" Aber er hörte sie nicht. Leise fluchend rannte Kagome ihm hinterher. Sie hatten nicht die Zeit um irgendwelche albernen Spiele zu spielen. Wo will er nur hin? Kagome hatte den roten Stoff immer wieder vor sich in der Menge aufblitzen sehen und versuchte so, ihm zu folgen. Aber auf einmal sah sie ihn nicht mehr. Suchend drehte sie sich um die eigene Achse, aber sie konnte ihn nirgends ausmachen. "Inu Yasha! Inu Yasha wo bist du?"
 

Aber sie erhielt keine Antwort. Sie dachte gerade darüber nach, ob es zu riskant wäre ihn mit einem Sitz zu suchen, indem sie einfach dem PATONG folgte. Da hörte sie ein kleines Kind schreien. "Mama Mama! Der böse Mann will mir meinen Luftballon wegnehmen!" Das muss ein herzloser Mensch sein, einem kleinen Mädchen seinen Luftballon wegzunehmen. Sie wollte schon weiterlaufen, als sie auf einmal ihren Ohren nicht trauen wollte. "Keh, du kleines Gör! Gib das her! Das gehört nicht dir!" Nein, das darf nicht wahr sein. Inu Yasha stand vor einem kleinen Mädchen, das zum Herzzereisen heulte und hielt dessen rosa Luftballon in der Hand.
 

"INU YASHA!" Der Hanyou zuckte leicht zusammen. Er wollte doch nur Shippo retten! Er wusste zwar nicht, wie der bescheuerte Kitsune in Kagomes Zeit gekommen war, aber das war im Moment unwichtig. Erst einmal musste Kagome diesen vermaledeiten Schreihals dazu bringen endlich still zu sein. "Keine Angst Shippo! Du bist in Sicherheit. Aber sag mal, wieso verwandelst du dich nicht zurück? Ach so ich verstehe, wegen den vielen Leuten hier. Soviel Klugheit hab ich dir überhaupt nicht zugetraut!" Und dann sah er in das wütende Gesicht von Kagome.
 

Sie ist auch sauer auf das Kind, ist ja auch richtig so. Einfach so unseren Kitsune zu klauen und ihn dann auch noch mit einer Schnur festzubinden. "Inu Yasha SITZ!" PATONG! "Verdammt noch mal Kagome was soll das?" Aber Kagome reagierte überhaupt nicht. Sie hatte ihm den Luftballon aus der Hand gerissen und ging nun vor dem kleinen Mädchen in die Hocke. "Pscht, Kleine, nicht weinen! Hier ist dein Luftballon." Das Mädchen zog noch einmal geräuschvoll die Nase hoch und bedankte sich dann zögernd bei Kagome. Diese seltsamen Leute waren ihm nicht geheuer. Schnell rannte es davon. "Kagome, aber..." Inu Yasha verstand die Welt nicht mehr. Warum hatte Kagome gerade der kleinen Rotznase Shippo überlassen?
 

"Ich will nichts mehr hören!" Kagome war wütend. "Einem kleinen Mädchen seinen Luftballon wegnehmen, schämst du dich nicht?" Luftballon? Was zum Teufel noch mal war ein Luftballon? Das war doch Shippo gewesen, er sah immer so aus wenn er sich in das riesige unförmige rosa Ding verwandelte. Aber Kagome schien nicht auf weitere Erklärungen warten zu wollen. Äußerst unsanft packte sie Inu Yasha bei der Hand und zog ihn hinter sich her. Dabei murmelte sie die ganze Zeit etwas von wegen wie ein Kleinkind und Luftballons. Mehr verstand Inu Yasha. Beziehungsweise mehr wollte er nicht verstehen. Er verstand immer noch nicht, wieso Kagome so sauer auf ihn war. Aber im Moment war nicht gut Kirschenessen mit ihr, also wollte er es auf später verschieben. Wenn sie doch nur schon wieder zu Hause wären!
 

Auf einmal blieb er wieder wie angewurzelt stehen. Er hatte nicht gedacht, dass die Menschen in Kagomes Zeit so grausam waren. In seiner Zeit begegnete man Youkai mit Angst und Schrecken. Aber hier, hier war alles verkehrt. Hatte Kagome das etwa noch nie gesehen? Da stand ein Mann und an seinem kleinen Karren waren mindestens zwanzig verwandelte Kitsune festgebunden. Inu Yasha schauderte. Wie konnte man Youkai nur so zur Schau stellen. Kagome hatte die ganze Zeit versucht auf ihn einzureden, aber er hatte sie nicht wahrgenommen. Noch immer hing sein Blick auf dem Luftballonverkäufer.
 

Da reifte in ihm ein Entschluss heran. Er mochte Kitsune nicht, keineswegs, aber das war nicht richtig. Er würde sie befreien und die Schnüre durchtrennen. "Sankon..." "SITZ!" PATONG. Unzählige Augenpaare richteten sich auf die beiden. Verlegen lächelte Kagome. "Nein, ist das glatt hier. Die müssen hier frisch gebohnert haben. Komm ich helf dir auf." Wieder griff sie recht unsanft nach Inu Yashas Ärmeln und zog in daran hoch. Hastig stolperte sie weiter, den protestierenden Inu Yasha im Schlepptau. Immer noch hielt sie ihn an der Hand fest. Noch einmal wollte sie ihn nicht verlieren. "Du bleibst dicht hinter mir! Und wehe dir du lässt meine Hand los!"
 

Kagome, die sowieso schon gereizt war, stand kurz vorm Ausrasten. Dabei wollte sie einfach nur einkaufen gehen. Ganz normal einkaufen, war das denn etwa zu viel verlangt? Inu Yasha wusste ganz genau, dass es jetzt tödlich wäre Kagome aufzuregen. Er wusste auch, dass keine Antwort ist die beste Antwort in diesem Moment wieder äußerst treffend gewesen wäre, aber es ging wirklich nicht. Das Einkaufen war bis jetzt nur purer Stress für ihn gewesen. "Kagome! Lass sofort meine Hand los!" "Ich denke nicht daran! So wie du dich heute benommen hast, kannst du froh sein, wenn ich dich überhaupt noch mal mitnehme!"
 

Aber ihre Drohung zeigte bei Inu Yasha nicht die gewünschte Wirkung. Denn anstatt geknickt zu sein strahlte er über das ganze Gesicht. "Meinst du das wirklich ernst?" "Ahh Baka. Du machst mich wahnsinnig! Komm jetzt endlich!" Ja, was denn jetzt, ich denke ich kann zurück zum Schrein? Verdammt noch mal. Hoffentlich sind wir bald fertig. Ich bin doch kein Kleinkind, das man an der Hand herumführen muss. Erfolglos versuchte er Kagomes Hand abzuschütteln. Ihr Griff war eisern. Gerade als er sie anfahren wollte, dass sie endlich seine Hand loslassen sollte, warf sie seine Hand plötzlich förmlich von sich.
 

Was war den jetzt schon wieder los? "Hallo Higurashi!" "Ah, hallo Hojo-kun." Interessiert horchte Inu Yasha auf. War das etwa der Spinner, der ihm SEINE Freundin ausspannen wollte? "Geht es dir wieder gut? Ich wollte bei dir anrufen aber dein Großvater hat gesagt, dass bei dir gerade PMS ziemlich ausgeprägt auftritt und du deshalb nicht mit mir reden könntest. Ist alles wieder in Ordnung?" Kagome wurde rot bis unter den Haaransatz. Warum kann sich Opa nicht einmal was Normales ausdenken. Wie wäre es mit Grippe oder so. Aber doch nicht so was! Außerdem hab ich die Schule doch überhaupt nicht geschwänzt. Ich war sozusagen im Urlaub.
 

"Ja, danke es mir geht mir schon wieder viel besser. Aber wieso hast du bei uns angerufen?" Wieso lächelt sie den so Typen an? Mit mir schreit sie nur rum. Ich dachte das Einkaufen wäre so dringend und jetzt hat sie Zeit sich mit diesem Muttersöhnchen zu unterhalten. Inu Yasha spürte wie die Wut in ihm hochstieg. Zumindest dachte er es wäre Wut. Aber es war Eifersucht. Glühende Eifersucht in ihrer reinsten Form. "Ich wollte fragen, ob du mit mir zum Abschlussfest gehen willst." Wieder lächelte Hojo über das ganze Gesicht. "Hier, das ist für dich! Ein Kischkernkissen. Ich habe gelesen, dass Wärme gegen die Beschwerden hilft."
 

Er wollte Kagome das Päckchen gerade geben als Inu Yasha dazwischenfuhr. "Es reicht jetzt! Verschwinde! Und nein, sie geht nicht mit dir zu diesem Abschlussfest! Wir müssen weiter. Komm Kagome!" Diesmal war er es, der Kagome mit sich fortzog. Und zurück blieb ein überaus verwirrter Hojo, der nicht wirklich verstanden hatte, was gerade passiert war. "Inu Yasha, was soll das? Lass mich los! Außerdem warum warst du so unfreundlich zu Hojo-kun? Er hat dir überhaupt nichts getan!"
 

Kagome gab es nicht zu, aber ein klein wenig freute sie sich, dass Inu Yasha eifersüchtig war. Es tat ihr einfach gut. Aber das würde sie ihm sicher nicht verraten. "Du hast doch gesagt, wie wichtig es ist, dass du so schnell wie möglich etwas zum Anziehen findest. Also was regst du dich dann auf?" "Ich reg mich überhaupt nicht auf!" "Doch tust du!" "Tu ich nicht!" "Was ist eigentlich PMS?" Wieder wurde Kagome rot. "Das ist nicht wichtig!"
 

Interessiert hatte Inu Yasha Kagomes Reaktion beobachtet. Natürlich war es war interessantes wenn sie so rot wurde. "Jetzt hab dich nicht so! Sag schon!" "INU YASHA! ES REICHT!" Schluck. In Ordnung. Es reicht. Es war genau der Tonfall gewesen, der in dem Hanyou den natürlichen Selbsterhaltungstrieb wachrief. Still sein und ausnahmsweise gehorchen. Die Betonung lag auf ausnahmsweise. Wenn nur diese verfluchte Halskette nicht wäre.
 

Endlich erreichten sie das Geschäft, das Kagome gesucht hatte. Erwartungsvoll ging Kagome durch die geöffneten Flügeltüren. Sie hatte die Boutique noch nie betreten, sondern immer nur davor gestanden. Schon als kleine Kinder hatten sie und ihre Freundinnen vor dem Schaufenster gestanden und sich die Nasen daran platt gedrückt. Und hatten davon geträumt auch irgendwann ein "Prinzessinnenkleid" tragen zu können. Und endlich war es soweit. Sie kam sich ein wenig kindisch vor, aber mal ehrlich, welches Mädchen hat noch nie davon geträumt, wie eine echte Prinzessin auszusehen? Kagome ging es in dieser Beziehung nicht anders.
 

Und die vielen schönen Kleider, die sie sah, bestätigten ihr, dass sie jetzt für Stunden beschäftigt sein würde. Und noch ahnte Inu Yasha nicht, dass das, was sie auf dem Weg hierher erlebt hatten, gar nichts im Vergleich zu dem war, das ihm noch bevorstand. Eine freundlich lächelnde Verkäuferin trat auf Kagome zu. "Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?" "Nein, danke, wir kommen schon zurecht." Und während Inu Yasha zu Tode gelangweilt vor einem großen Spiegel stand und sich selbst Grimassen schnitt, ging Kagome langsam durch die Reihen und überlegte, was sie anziehen wollte.
 

Die Frage langes oder kurzes Kleid stellte sie sich überhaupt nicht. Wann hatte man denn schon einmal die Gelegenheit ein richtiges Abendkleid zu tragen. Ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll. Fasziniert strich sie vorsichtig über die Stoffe. Sie würde sich nie im Leben entscheiden können. Inu Yasha hatte sie vorerst vergessen. Der saß immer noch vor dem Spiegel und betrachtete sich beim Grimassen schneiden. Shippo fehlte ihm. Es war so langweilig. Aber mittlerweile musste Kagome ja endlich etwas gefunden haben.
 

Hier hingen ja so viele Kleider herum. Aber er wollte nett sein und ihr noch ein wenig Zeit zum Suchen lassen. Okay, jetzt können wir wieder gehen. Er stand auf und ging zu Kagome. "Bist du endlich fertig? Wir sind schon eine Ewigkeit hier!" Entgeistert starrte Kagome ihn an. "Bitte?! Wir sind keine fünf Minuten hier Inu Yasha! Ich habe noch nicht mal angefangen!" "WAS?!" Das durfte doch nicht wahr sein.
 

"Ich helfe dir jetzt." Suchend drehte der Hanyou sich um die eigene Achse. Ein Leuchten ging über sein Gesicht und keine zwei Sekunden später stand er wieder vor Kagome. Sie schlug einfach nur die Hände vor die Augen. Das war alles nur ein Traum. Bitte lass mich aufwachen. Inu Yasha hatte ihr sicherlich NICHT gerade ein Brautkleid angeschleppt, das mindestens Größe 48 war. Das stimmt einfach nicht. Das war ein Traum. Ein Alptraum der übelsten Sorte.
 

Bleib ruhig Kagome, denk dran was Sango dir zum Thema Aufregung gesagt hat. Nicht aufregen. Tief durchatmen. "Komm Kagome wir gehen. Ich hab hier ein Kleid." "SITZ!" PATONG. Ich hab mich nicht aufgeregt. Ich hab nur ein wenig laut geschrieen. Aber ich bin ganz ruhig. "Baka, jetzt hilft man dir und dann so was!" "Also erstens mal ist das ein HOCHZEITSKLEID, das du da wahllos angeschleppt hast und zweitens ist mir das zig Nummern zu groß!" Nicht aufregen. "Keh, ordentliche Kimonos haben die hier ja nicht. Und außerdem hat meine Alte auch immer so weite Sachen angehabt."
 

Okay, Kagome, er hat wenigstens versucht sich Mühe zu geben. "Inu Yasha, es war ja nett gemeint aber so was zieht man heute nicht mehr an." Sie hielt ihm ein paar Kleider unter die Nase die schon eher ihren Vorstellungen entsprachen. "Dauert es noch lange?" "Hörst du jetzt bald auf zu quengeln!" Aber Drohungen und Schelte stießen bei Inu Yasha auf taube Ohren. Dann eben anders. "Inu Yasha, Schatz", skeptisch sah er sie an. Entweder wollte sie jetzt irgendetwas durchsetzten oder er hatte schon wieder etwas falsch gemacht.
 

"Wenn du mir beim Aussuchen eine richtige Hilfe bist, dann mach ich dir die ganze Woche Ramen." Inu Yasha war hin und her gerissen. Es war ein zu verlockendes Angebot. Und konnte es noch schlimmer kommen als es schon war? "Okay, abgemacht. Aber zweimal am Tag! Und du hast gesagt, es dauert nicht lange wenn ich dir helfe" Lächelnd nickte Kagome. "In Ordnung."
 

Dreieinhalb Stunden und einen riesigen Kleiderstapel später...

"Und wie findest du das?" "Sehr hübsch Kagome." Die nette Verkäuferin hatte ihm schon vor längerem einen Stuhl gebracht. Kagome versuchte nun bestimmt zum fünfzigsten Mal sich von allen Seiten in dem mannshohen Spiegel zu betrachten. "Findest du nicht, dass Rosa zu sehr aufträgt?" Inu Yasha lag schon mehr unter dem Stuhl als dass er darauf saß. "Nein, Kagome", meinte er genervt. "Genauso wenig wie orange, grün, gelb, weiß, schwarz und was weiß ich was du schon alles angehabt hast. Willst du das nicht nehmen?" Er wollte nur noch nach Hause. Und Hunger hatte er.
 

Aber Kagome schien noch zwanzigtausend andere Kleider anprobieren zu wollen. Und außer lang und schön war zum Thema was-will-ich, nichts aus ihr herauszubekommen. Aber sie sah doch in allen Kleidern gut aus. In Ordnung in manchen Kleidern gefiel sie ihm besser als anderen, aber gut sah sie immer aus. "Findest du mich zu dick?" Oh nein, nicht schon wieder! "Natürlich nicht." "Du hast nicht mal hingesehen!" Ich werd ja wohl wissen wie meine Freundin aussieht. Inu Yasha war am Ende seiner Kräfte. "Nein, du bist nicht zu dick!" "Du nimmst mich nicht ernst!"
 

Diese Diskussion würde zu nichts führen, außer dass sie wieder sauer war. "Du gefällst mir so wie du bist." Heulend stürzte Kagome zurück in die Kabine. "Ich wusste du findest mich zu dick." Nimmt das denn überhaupt kein Ende mehr. Nie wieder gehe ich mit ihr Einkaufen. Nie wieder. Das war das allerletzte Mal. Da konnte sie ihn mit soviel Ramen locken wie sie wollte. Das war ja schlimmer als gegen Naraku zu kämpfen.
 

In der Umkleidekabine saß Kagome auf einem kleinen Hocker und hatte Kinn auf den Händen abgestützt. Es lief nichts so wie sie sich das vorgestellt hatte. Sie stellte sich auf und betrachtete sich von der Seite im Spiegel. Mit einer Hand strich sie über ihren Bauch. Noch sah man nichts von dem Leben das darin heranwuchs. Oder doch? War sie nicht wirklich ein bisschen runder geworden? Aber ihre Kleider passten noch einwandfrei.
 

Das musste sie sich einbilden. An jedem Kleid hatte es immer eine Kleinigkeit gegeben, die ihr nicht gefallen hatte. Sie wusste nicht, was für ein Kleid sie wollte, aber sie wusste ganz genau, was sie nicht wollte. Sie suchte das eine Kleid. In dem sie perfekt aussehen würde. Und das ging nicht, wenn das Kleid zu rot war, oder nicht genau passte. Oder der Rock nicht lang genug war. Da fiel ihr ein, dass sie Inu Yasha noch sagen musste, dass sie Schuhe kaufen musste. Aber nach einem kurzen Seitenblick auf ihn entschied sie sich, das auf später zu verschieben.
 

Sie wollte sich gerade dem nächsten Kleid in ihrer Kabine zuwenden, von dem sie schon wusste, dass sie es nicht nehmen würde. Plötzlich wurde der Vorhang der Kabine ein wenig angehoben. "Kagome?" Zögernd schob Inu Yasha ein Kleid in die Umkleidekabine. Es war ihm aufgefallen als er wieder gelangweilt alles durchstöbert hatte. Kagome stockte der Atem. Das war IHR Kleid. Inu Yasha hatte es gefunden! Stürmisch fiel sie ihm um den Hals und gab ihm einen Kuss. "Inu Yasha, du bist so wunderbar! Vielen lieben Dank!" Das war Balsam für Inu Yashas angeschlagene Nerven. Er, der strahlende Held, hatte die Rettung gebracht. Was würde sie nur ohne ihn tun.
 

Zufrieden mit sich und der Welt ließ er sich wieder auf dem Stuhl nieder. Nun würde er bald zu Hause sein. Endlich. Dann würde es Ra... Vor Staunen blieb ihm der Mund offen stehen. Kagome stand vor ihm, in dem Kleid, das er ihr ausgesucht hatte. Sie sah bezaubernd aus. Nein bezaubernd erreichte es nicht. Unbeschreiblich, einfach wunderschön. Das Kleid war hellblau und der seidig glänzende Stoff legte sich perfekt um ihren Körper. Weit schwang der Glockenrock während sie sich lachend vor dem Spiegel drehte.
 

Ja, das würde ihr Prinzessinenkleid sein. Strahlend betrachtete sie sich im Spiegel. Noch sah ihr nur Kagome in einem langen Kleid entgegen, aber es war ja nur der Anfang. Was Mama dazu sagt, das es schulterfrei ist? Vorsichtig fuhr sie mit den Fingerspitzen über die Schmucksteine, die wie eine Kette ihren Oberkörper umschlangen. "Das nehme ich! Vielen lieben Dank Inu Yasha!" Und fröhlich zog sie den Vorhang der Kabine hinter sich zu um wieder ihre eigenen Kleider anzuziehen. Wenig später verließen sie das Geschäft. Stolz trug Kagome die Tüte mit ihrem Kleid vor sich her.
 

Jetzt geht es endlich nach Hause. Ich hab Hunger! Und ich krieg Ramen! Leise frohlockte Inu Yasha. Aber Kagome schlug nicht die Richtung ein, aus der sie gekommen waren. "Ehm, Kagome?" "Ja?" "Müssen wir nicht da lang, wenn wir zu dir nach Haus wollen?" "Doch, wieso?" Fragend sah Kagome ihn an. "Ja warum gehen wir dann in DIESE Richtung?" Jetzt lächelte Kagome. "Wir müssen doch noch für dich etwas zum Anziehen finden." "WAS?! Kommt überhaupt nicht in Frage. Ich gehe so wie ich bin."
 

Und demonstrativ ließ er sich mit gekreuzten Beinen und verschränkten Armen mitten auf dem Weg nieder, nur um seinen Standpunkt klarzumachen. Er sah schon ein wenig kindisch aus, wie er da so beleidigt saß. Aber Kagome war viel zu froh darüber, dass er ihr mit dem Kleid geholfen hatte als dass sie ihm jetzt böse sein könnte. "Komm schon Inu Yasha. Nur ein einziges Mal. Bitte tu es für mich!" Mit flehenden Augen sah sie ihn an. Er war überrascht gewesen als sie so reagiert hatte.
 

Aber so tief würde er nicht sinken. Ganz sicher nicht. Hosen und noch schlimmer Schuhe! Nein, da konnte sich Kagome auf den Kopf stellen. "Nein." "Inu Yasha, bitte!" "Ich habe nein gesagt!" "Dann geh ich mit Hojo dorthin und lass dich zu Hause!" "Das wagst du dich nicht!" Wütend funkelte er sie an. Okay, wenn du es nicht anders willst, ich kenne deine Schwachstelle. "In Ordnung Inu Yasha. Du kannst so mitgehen."
 

Endlich hat sie es eingesehen. Endlich hat sie erkannt wer uns beiden das Sagen... "Wenn du dich nicht traust. Ich meine für Hojo-kun ist es kein Problem auch mal einen Kimono anzuziehen. Vielleicht ist er ja wirklich mehr Mann als du. Aber mach dir nichts draus. Ich liebe dich so wie du bist." "Wer hat gesagt, dass ich mich nicht traue?! Glaubst du dieser verweichlichte Spinner kann mehr als ich?" "Inu Yasha mach dir doch nichts draus. Dafür hast du andere Vorzüge!" "Kagome, wo finden wir solche Kleider?" "Aber Inu Yasha, lass das doch. Du gehst so dorthin wie du bist. Du hast es doch nicht nötig dich mit Hojo-kun zu messen!"
 

Kagome musste all ihre Willenskraft aufbringen um ernst zu bleiben. Aber Inu Yasha schien keinen Verdacht zu schöpfen. "Kagome, ich frage jetzt ein letztes Mal. WO FINDEN WIR SOLCHE KLEIDER?" Mit gespieltem Erstaunen sah sie ihn an. "Ja, also, wenn dir soviel daran liegt Inu Yasha, dann können wir natürlich nach einem Anzug für dich suchen, aber ich finde das wirklich unnötig!" "Was du denkst ist im Moment egal. Ich will so einen Anzug!" Und schon war er wieder aufgesprungen und zog sie hinter sich her. Das wäre doch gelacht. Diesem Hojo würde er es zeigen. Keiner war Inu Yasha in irgendetwas überlegen. Wütend stapfte er weiter, während Kagome hinter ihm herstolperte. "Ähm, Inu Yasha?" "WAS IST?" "Das ist die falsche Richtung." "Lass mich doch in Ruhe."
 

Wenig später in einem Geschäft für Herrenbekleidung...

"Jetzt stell dich nicht so an Inu Yasha!" "Lass deine Finger da weg!" "Hör auf so zu schreien! Die Leute schauen uns schon komisch an! Ich will doch nur wissen ob dir die Hose passt!" "Aua, du hast mich gekratzt!" "Du stellst dich schlimmer an als Shippo! Jetzt halt endlich still!" "Kagome, die ist viel zu eng!" "Nein, das muss so sein." "Aber es zwickt überall!" "Also Hojo-kun beschwert sich nie darüber."
 

Inu Yasha schluckte hart. Nein, er würde nicht klein beigeben. Er hatte noch nie aufgegeben. Und er würde an diesem Tag nicht damit anfangen. Aber zwicken tat die Hose trotzdem... "So, das hätten wir. Die Hose passt. Die nehmen wir. Jetzt brauchen wir noch ein Hemd, die passende Jacke zur Hose, eine Krawatte..." "Was für Watte?" Kagome seufzte auf. "Das wirst du schon noch sehen. Und Schuhe und Strümpfe brauchst du noch." Und Inu Yasha beschlich nicht zum ersten Mal an diesem Tag das ungute Gefühl, dass diese eine Woche schlimmer werden würde als alles was er zuvor durch gestanden hatte. Aber jedes Mal wenn er dachte, dass es jetzt endgültig zuviel wurde und ihm alles egal war, dann kam ihm das Bild von diesem grinsenden Idioten vor Augen. Und er biss die Zähne zusammen und schwor sich zum hundertsten Mal, dass er nie wieder einkaufen gehen würde, oder ,shoppen' wie Kagome es liebevoll nannte. Ihr schien dieses ganze Chaos auch noch Spaß zu machen. Sie wurde ihm wirklich immer unheimlicher.
 

Als sie abends endlich todmüde die Haustür hinter sich schlossen, wollte Inu Yasha nur noch ins Bett. Aber Kagome und ihre Mutter schienen andere Pläne mit ihm zu haben. Freundlich aber bestimmt zogen sie den sich sträubenden Hanyou ins Esszimmer. "Du musst doch schrecklichen Hunger haben!" Frau Higurashi war wie immer die Freundlichkeit in Person. "Kagome hat mir erzählt, dass du dir Ramen gewünscht hast. Hast du aber ein Glück, das wir noch im Haus hatten." Sie stellte eine riesige Schüssel Ramen vor Inu Yasha ab. Der geliebte Duft weckte alle Lebensgeister in ihm. Und keine zwei Sekunden später hörte man ihn zufrieden kauen.
 

Frau Higurashi hatte sich zu ihnen an den Tisch gesetzt und lauschte gespannt Kagomes Erzählungen. "Ach, du musst mir dein Kleid gleich zeigen! Du siehst bestimmt hinreißend darin aus! Und Inu Yasha will auch mitkommen, sagst du? Das ist ja wunderbar!" Inu Yasha reagierte nicht einmal auf seinen Namen. Er war viel zu sehr damit beschäftigt seinen knurrenden Magen zu beruhigen. "Ach wie schön", Frau Higurashi fing an zu träumen. "Ich sehe meine Tochter auf ihrem ersten Ball mit ihrem Freund tanzen. In langem Kleid und Anzug. Fast wie auf einer Hochzeit." "MAMA!" Kagome war puderrot geworden.
 

Aber ihre Mutter fing nur an zu kichern. "Sag mal Inu Yasha", diesmal hatten seine Ohren gezuckt. "Kannst du überhaupt tanzen?" Kagome verschluckte sich vor lauter Schreck und begann fürchterlich zu husten. Verständnislos sah der Hanyou Kagomes Mutter an. "Mama! Woher soll er denn tanzen können?!" Kagome hoffte nur, dass ihre Mutter nicht auf dumme Gedanken kam. Wenn sie Inu Yasha jetzt noch einen Crash-Kurs in Tanzen verordnen wollte, dann wusste Kagome nicht, wie sie Inu Yasha jemals wieder beruhigen sollte.
 

Und sie musste ihm doch noch etwas äußerst Wichtiges sagen. Aber das schien sich für diese Woche erledigt zu haben. Sie würde eine Gelegenheit finden. Da war sie sich ganz sicher. Aber jetzt musste sie ihre Mutter davon abhalten Inu Yasha noch mehr zu Stress aufzuhalsen. Für heute war es wirklich genug. Morgen war auch noch ein Tag. Und sie war selbst rechtschaffen müde. Es war harte Arbeit gewesen eine komplette Abendgarderobe für Inu Yasha zusammenzustellen. Aber sie hatte sich köstlich darüber amüsiert, dass er das ganze am Ende freiwillig gemacht hatte.
 

Es gab einfach nichts Schlimmeres für ihn, als dass jemand an seinem empfindlichen Ego kratzte. Warum sollte sie sich das nicht zu Nutze machen? Schließlich hatte sie Sango versprochen sich nicht mehr so aufzuregen und sich viel Ruhe zu gönnen. Und sie wollte direkt damit anfangen. Sie versteckte ein herzhaftes Gähnen hinter ihrer Hand und stand auf. "Mama, wir gehen schlafen. Ich zeig dir mein Kleid morgen Früh, ja?" "Ist gut mein Schatz, schlaft gut!" Und keine fünf Minuten hatte Kagome in ihrem Zimmer das Licht gelöscht und war zu Inu Yasha unter die Decke geschlüpft. Ihr Kopf ruhte in seiner Armbeuge, während er beschützend einen Arm um sie gelegt hatte.
 

Selbst hier, wo sie sicher waren, gab er immer auf sie Acht. Kagome liebte dieses Gefühl der Geborgenheit. Kurz bevor er einschlief fiel Inu Yasha noch etwas ein. "Kagome", murmelte er schläfrig "wir gehen diese Woche nicht mehr einkaufen, nicht wahr?" "Nur noch ein paar Kleinigkeiten. Keine Angst." Und schon war Kagome endgültig ins Land der Träume entglitten. Und während er auf ihre gleichmäßigen Atemzüge lauschte schlief auch Inu Yasha bald ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (25)
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Von: abgemeldet
2004-05-06T18:19:05+00:00 06.05.2004 20:19
geht es bald weiter... ich raste noch aus... *heul*
Von: abgemeldet
2004-05-04T08:04:49+00:00 04.05.2004 10:04
Es hat zwar 2 tage gedauert aber ich bin durch und muss sagen es ist wirklich sehr gut geschrieben.mal sehen was inu zu seinem kind sagt^^
Von: abgemeldet
2004-04-25T14:45:52+00:00 25.04.2004 16:45
Ich hab diene ganze FF durchgelesen. TOLL! Dein Stil, wie du immer wieder zwischen den Sichten der Charaktere wechselst. Schreib schnell weiter des macht spaß ich will weiter leseN!

Cat Mutô
Von:  CDTini
2004-04-21T07:54:11+00:00 21.04.2004 09:54
superklasse und witzig!
Schreib schnell weiter
Von:  White_Wolf
2004-04-15T19:28:44+00:00 15.04.2004 21:28
Wow.
Mal wieder einfach supertoll!
Ich weiß nicht, wer mir mehr leid tut, Kagome mit einem murrenden Einkaufspartner oder Inu Yasha, der sich die ganze Einkaufstortur antuen muss.
Ja ja, Männer und Einkaufen.
Also was soll ich noch groß dazu sagen, außer das es mir mal wieder sehr gefallen hat und ich mich riesig auf die Fortsetzung freue.

wölfische Grüße White_Wolf
Von: abgemeldet
2004-04-14T04:36:10+00:00 14.04.2004 06:36
muss InuYasha leider recht geben,aber was lustiges muss ja auch mal sein. Hoffe es geht bald weiter.

Himmel77
Von:  _Momo-chan_
2004-04-12T06:37:26+00:00 12.04.2004 08:37
Dieses Kapi ist zwar ganz gut und auch witzig, aber ich finde, man sollte Inu nich noch kindischer machen, als er sowieso schon is. Ich meine immerhin ist er bald Vater, auch wenner noch nix davon weiß. XD
Von: abgemeldet
2004-04-11T16:02:38+00:00 11.04.2004 18:02
supi,supi,supi!!!
Einfach Geilo!
das mit den Luftballongs oder dem übergroßem Hochtzeitskleid *lööl* einfach zum schießen!
Mach ganz schnell weiter!!
Von: abgemeldet
2004-04-11T14:37:19+00:00 11.04.2004 16:37
Is mal wieder voll goil ^^
Mach schnell weiter!!!!!!!!!!!
Von:  Luma_
2004-04-10T15:09:47+00:00 10.04.2004 17:09
Voll süß!
Und total lustig!
Besonders das mit den Luftballons und das wo er mit dem Hochzeitskleid ankam!^^

Freu mich schon auf nächsten Freitag!^^

Bis dann!^^

Akemi


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