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»Steig auf!«

[ Otayuri ]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ihr Lieben ♥ Hallo!
Vielen Dank für eure Reviews zum letzten Kapitel. Es hat mich wieder sehr gefreut von euch zu lesen.
Wieder einmal ging mir das Schreiben nicht so leicht von der Hand... Einfach nur, weil mich solche "dramatischen Höhepunkte" in einem Kapitel immer so mitnehmen.
Ich hoffe ihr habt Spaß beim Lesen!
Anni

Edit: Es haben sich einige Rechtschreibfehler eingeschlichen, die ich heute abend korrigieren werde. Nehmt's mir bitte nicht übel :) Komplett anzeigen

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Teil dreizehn: »Rauschen«

Die Atmosphäre am Esstisch war eigentümlich. Normalerweise liefen die Mahlzeiten bei den Katsukis immer sehr harmonisch ab, durchzogen von lauten Gesprächen und fröhlichem Geklapper von Besteck. Heute allerdings war es gespenstisch ruhig. Jeder achtete darauf, möglichst kein Geräusch zu machen.

Yuri hasste es, beobachtet zu werden. Noch mehr, wenn die Leute es nicht einmal gut verbergen konnten. Und erst recht, wenn sie ihm dabei Blicke zuwarfen, die Mitleid suggerierten. Diese offene Anteilnahme, sei sie noch so nett gemeint, war wie ein Splitter in seiner Haut. Sie wollten helfen ihn zu entfernen, trieben ihn jedoch unweigerlich tiefer ins Fleisch. Es war sinnlos so zu tun, als würden sie ihn verstehen. Wie konnten sie auch, wenn er sich selbst nicht einmal verstand?

Er versuchte sie zu ignorieren, versuchte sich auf das Essen vor ihm zu konzentrieren, den vorzüglichen Geschmack zu genießen, das knusprige Fleisch zu ehren und sich über den perfekten Reis zu freuen. Otabeks Lächeln schwebte vor seinem inneren Auge und schlug ihm mit einer harten Faust in den Magen. Er aß weiter, schluckte die faden Sojasprossen und die nach Sumpf schmeckende Brühe, ignorierte das angespannte Schweigen am Tisch und das Ziehen seiner Gedärme. Wenigstens die Hälfte musste er schaffen. Oder ein Viertel. Ein paar Bissen, um nicht unhöflich zu wirken ...

»Yurio.« Frau Katsukis Hand lag plötzlich auf seinem Arm. »Zwing dich doch nicht, wenn du nicht magst.«

Er sah durch sie hindurch, hielt aber inne und stellte die Schüssel langsam auf dem Tisch ab. Merkte man es ihm so sehr an? Offenbar, denn ihre Hand wanderte nach oben zu seiner Stirn. Sein bemühtes Pokerface schmolz unter ihrer Berührung dahin, der Schmerz breitete sich auf seinem Gesicht aus.»Heiß bist du Gott sei Dank nicht, mein Junge. Ist dir übel?«

Den Mund zu öffnen, um etwas zu erwidern, schien keine gute Idee. Er spürte, wie der Reis in seinem Magen aufquoll und um nichts auf der Welt wollte er sich auf den Esstisch übergeben. So atmete er tief durch die Nase ein und nickte, was ein widerliches Stechen hinter seiner Stirn aufflammen ließ.

»Hm.« Victor sah ihn überlegend an. »Du warst heute fast den ganzen Tag im Wasser, das ist dir vielleicht nicht gut bekommen. Du bist immer noch ziemlich blass.«

Im Stillen vergiftete er ihn für diese unterschwellige Andeutung.

»Ein Sonnenstich?« Natürlich hakte das Katsudon gleich nach. Starb man an Sonnenstichen, oder weswegen war sein Gesichtsausdruck so … ekelerregend betroffen? Sich tausend Mal zu übergeben schien verlockender, als das noch länger zu ertragen. Unwirsch stand er auf. Zwar bereute er es sofort, doch er blieb stehen und ballte eine Hand zur Faust.

»Mir geht’s gut. Ich hab‘ nur keinen Hunger!«

»Yuri …«

Seine Unterlippe zitterte. »Okay, Schnauze jetzt! Ja, vielleicht war ich zu lang in der Sonne. Kann schon sein. Aber sonst ist alles gut!« Sein Blick funkelte warnend zu Victor und Yuuri herüber. So gut sie sich momentan auch verstanden, gerade spürte er nur das Verlangen ihnen ihr Mitleid aus den Gesichtern zu schlagen.

»Na komm. Ich mach dir einen Tee.« Frau Katsuki fasste ihn erneut am Arm, um ihn in sein Zimmer zu bringen. Er blieb noch kurz stehen, spürte, wie der Zorn aus seinem Gesicht wich und in ein Flehen überging. Bitte … fragt einfach nicht mehr. Er würde es momentan einfach nicht ertragen.

Zögerlich ließ er sich von Yuuris Mutter aus dem Raum führen. »Hast du Kopfschmerzen?«

Ihr gutmütiges Gesicht zeigte kein Mitleid, nur reine Besorgnis. Egal, wie schlecht er sich fühlte, er konnte ihr nicht böse sein oder sie gar unhöflich behandeln.

»… Ja, ein wenig.«

Sie betrat das Zimmer und zog die Rollläden nach Unten. Die Dunkelheit linderte das dumpfe Pochen über seinen Augen und Yuri atmete erleichtert auf. Ein wenig beschämt wartete er, bis sie das Kissen des Futons aufgeschüttelt und die Decke zurückgeschlagen hatte, bevor er sich bereitwillig hinlegte. Mütterlich deckte sie ihn zu.

»Ich bin gleich wieder da.«

Bewegungslos wie ein Brett lag er da, die Decke bis zur Mitte der Brust gezogen und sah ihr nach. Wenige Minuten lang geschah nichts, nur ein leises Klappern und dumpfe Stimmen drangen aus der Küche an seine Ohren. Schließlich kehrte sie zurück, einen Becher Tee auf einem Tablett balancierend. Der Geruch von Fenchel und Anis erinnerte ihn an sein Gespräch mit Lilia.

»Hüte diese Freundschaft.«

Plötzlich waren da Tränen, die er schnell wegblinzelte.

»Der Tee ist warm, aber nicht heiß. Trink so viel, wie du kannst.«

Am liebsten hätte er abgelehnt, aber er brachte es nicht über sich und schaffte zumindest die Hälfte der Tasse. Als sie bemerkte, dass er genug hatte, nahm sie ihm den Tee wieder ab. »Sehr schön. Jetzt bekommst du noch ein bisschen Öl und dann schläfst du dich aus.«

»…. Öl?«  Der Gedanke, jetzt auch noch Öl schlucken zu müssen, holte die Übelkeit sofort zurück. Frau Katsuki schüttelte allerdings den Kopf, als könne sie Gedanken lesen. »Leg dich ruhig wieder hin.«

Zögerlich kam er der sanften Aufforderung nach. Vorsichtig strich sie ihm ein paar lose Haarsträhnen aus dem Gesicht, legte seine Stirn frei. Das kleine Fläschchen bemerkte er erst, als sie es aufschraubte und sich ein wenig Inhalt auf die Fingerspitzen träufelte. Es roch frisch, ein bisschen ungewohnt, aber nicht unangenehm. Langsam begann sie seine Stirn damit einzureiben. Kreisende Bewegungen über Haaransatz und Schläfen, ein wenig davon verteilte sie sogar in seinem Nacken und entlockte ihm damit ein dankbares Seufzen.

»Reines Minzöl. Das wird dir guttun.«

Beinahe sofort wusste er, wovon sie sprach, denn von den massierten Partien ging eine überraschende Frische aus. Kurz kribbelte die Gänsehaut in seinem Nacken, doch dann begann das Öl einzuziehen und bereits jetzt einen kleinen Teil seiner Kopfschmerzen mitzunehmen. Er sah sie einige Sekunden an und schloss dann die Augen, sog gierig den Geruch ein, der auch seinen Magen beruhigte.

»… Danke.« Seine Stimme klang matt.

»Wenn du etwas brauchst, sind wir im Wohnzimmer.« Kurz und liebevoll drückte sie seine Schulter. Wie sie den Raum verließ, bekam er schon gar nicht mehr mit.

 

Er schlug die Augen auf und fand sich in trüber Dunkelheit wieder. Mondlicht drang unter den Spalt der Jalousien hervor, jedoch zu schwach, um das Zimmer ausreichend zu beleuchten. Unendlich langsam richtete er sich auf, fasste sich an die Stirn. Sein Kopf schmerzte nicht mehr und nur noch eine flaue Nuance erinnerte an die Übelkeit vor wenigen Stunden. Er dankte Yuuris Mutter und ihrem Öl. Trotzdem fühlte er sich, als hätte ihn jemand als Boxsack benutzt. Seine Glieder schmerzten und schienen mit einer zentimeterdicken Rostschicht überzogen zu sein - und sein Kiefer spannte mal wieder.

Aus Gewohnheit tastete er neben sich, griff jedoch ins Leere. Verdutzt brauchte er einen Moment, um sich zu erinnern, dass sein Smartphone wohl noch immer in seinem Rucksack steckte, vergraben unter seinem Handtuch und der Badehose, hineingestopft in fehlender Selbstbeherrschung und Schock - und vor allem mit viel Wut. Er konnte sich nicht erinnern, jemals ohne ins Bett gegangen zu sein. Sobald er aufwachte, ging sein erster Handgriff immer neben sich, um zu sehen, ob ihm jemand geschrieben hatte. Aber, wer sollte ihn um so eine Uhrzeit schon schreiben? Ihm fiel nur einer ein und er war sich nicht sicher, ob er momentan über eine Nachricht erfreut wäre. Dennoch stand er auf, um es holen zu gehen - die Macht seiner ungesunden Gewohnheit zwang ihn dazu.

Auf leisen Sohlen schlich er in Richtung Tür, fand sie nach wenigen Sekunden in der Dunkelheit und schob sie auf. Das Haus ruhte in gespenstischer Stille. Bemüht kein Geräusch zu machen, ging er auf Zehenspitzen zur Lobby des Restaurants. Wenigstens drang hier weitaus mehr Mondlicht durch die Fenster und ließ ihn nicht ganz und gar blind durch den Flur stolpern. Er wollte niemanden wecken, wo er doch schon für genug Wirbel gesorgt hatte. Im Wohnzimmer angekommen sah er sich um. Wo stand sein Rucksack? Rechts neben der Tür zu einem weiteren Flur machte er ihn schließlich aus, ein unförmiger Klumpen in der Dunkelheit. Er ging darauf zu und stieß sich in seiner Ungeduld das Knie an einen der Esstische. Leise fluchend beugte er sich herunter und zog den Reißverschluss auf, wühlte ein paar Sekunden und bekam es endlich zu fassen. Doch kaum hielt er es in der Hand, wurden seine Knie wackelig. Er sank auf den Boden und lehnte sich an die Wand. Ein tonnenschwerer Stein sackte in seinen Magen, ließ ihn in Schweiß ausbrechen. Er fuhr sich durchs Haar, kaute auf seiner Unterlippe. Wovor hatte er solche Angst? Wenige Minuten vergingen, bis das Kribbeln in seinen Zehen langsam nachließ.

Er wusste nicht, was er erwartet hatte, als zusammen mit dem Display auch Enttäuschung aufflammte. Keine Nachricht. Kein Hallo, kein Irgendwas. Nicht einmal ein Leck mich am Arsch. Natürlich nicht. Ein zweiter Stein leistete dem ersten in seinem Magen Gesellschaft. Auch wenn die anderen glaubten, dass Yuri gesundheitlich angeschlagen war, er wusste es besser. Nicht der angebliche Sonnenstich setzte ihm zu, sondern dieses bescheuerte Foto auf Instagram, auf dem Otabek lächelte, als wäre er der glücklichste Mensch auf der Welt … konnte er das nicht für sich behalten, wenn es tatsächlich so war? So wie alles andere bisher auch?

Zittrig erhob er sich, zog die Balkontür des Wohnzimmers auf und betrat den Garten, der an das Onsen angrenzte. Seine Lungen verzehrten sich nach Sauerstoff. Er glaubte, jeden Moment ersticken zu müssen, sollte er nicht rechtzeitig an die frische Luft kommen. Kaum berührten seine nackten Füße den kalten Boden der Terrasse, rannte er los. Im Stillen dankbar, dass der hintere Teil des Grundstückes nicht eingezäunt war, ließ er den Garten hinter sich. Vor über einem Jahr war er zuletzt hier gewesen und dennoch schien er instinktiv den Weg zu einem Ort einzuschlagen, den er noch sehr gut kannte. Erst als er ein gewaltiges Rauschen, Gurgeln und Geplätscher wahrnahm, blieb er stehen. Der Wasserfall.

Keuchend warf er sich ins Gras, den Blick gen Himmel gerichtet. Der Mond prangte riesengroß über ihm und saugte sämtliche Farbe aus seiner Umgebung. Wütend starrte er ihn an, kniff dann die Augen zusammen und strich sich mit der Hand über die Stirn. Was machte er hier eigentlich?

Otabek postete ein harmloses Selfie und er führte deswegen ein riesiges Melodram auf. Es war doch nur ein dummes Foto … Sein erstes und einziges auf Instagram. Mit einem Mädchen - und sie lächelten.

Wenn er ein ach so guter Freund war, sich sogar bester Freund schimpfte, dann sollte er doch eigentlich euphorisch sein, begeistert und erfreut darüber, dass Otabek jemanden gefunden hatte. Jemanden, mit dem er Selfies auf Instagram postete - und keine mit ihm, obwohl durchaus genug davon geschossen worden waren. Sein Herz stach plötzlich, als bohrten sich Dornen hindurch. Es fühlte sich wie eine Bestätigung an.

Er mag sie mehr, als dich.

Abwehrend warf er den Kopf hin und her, presste die Augen noch fester zusammen und die Hände auf die Ohren, als könnte er so seine innere Stimme ersticken. Leider sprach sie ununterbrochen weiter. 

Er wird keine Zeit mehr für dich haben, sie ist wichtiger.

»So ein Bullshit!« Wütend richtete er sich auf, nahm sein Smartphone, das er vorhin einfach hatte fallen lassen, in die Hand. »Wir sind Freunde, warum sollte ich ihm plötzlich am Arsch vorbei gehen? Ich sollte mich verdammt nochmal für ihn freuen!« Instagram öffnete sich wie von allein, in der Suchleiste tippte er entschlossen Otabeks Usernamen ein. Er erschien ganz oben bei den Vorschlägen. Wie oft hatte er diesen Namen schon eingegeben, wie oft nach Postings gesucht und keine gefunden. Wie oft war er enttäuscht darüber gewesen. Und nun schwebte sein Finger über dem Icon. Wenigstens war sein Profilfoto noch dasselbe, sein heißgeliebtes Motorrad. Nicht nur heißgeliebt von ihm, sondern auch von Yuri. Er riss sich zusammen und öffnete das Profil.

 

'Diese Rolltreppe ist so lang. Wirklich lange her, seit ich das letzte Mal in Almaty war. '*

 

Warum war er so erleichtert darüber, dass auch seine Profilbeschreibung noch dieselbe war? Dieser seltsame Spruch, schwer zu deuten und doch voll spürbarer Nostalgie. Aber dieses Foto ... Das einzige, das er jemals gepostet hatte. Er starrte es an. Selbst in der winzig kleinen Vorschau stach das Lächeln der beiden deutlich hervor. Nur schwer konnte Yuri der harten Faust ausweichen, die erneut in seinen Magen schlagen wollte. Er schluckte. Schweißperlen traten auf seine Stirn, wie paralysiert verharrte sein Daumen nur ein paar Millimeter über dem Display. Sein Mut verpuffte. Allein der Gedanke, ihr Lächeln in Großaufnahme zu sehen, beschwor eine kalte Angst, die durch seinen Körper jagte. Was war das Problem daran, auf dieses Foto zu gehen, ein Herz zu hinterlassen und „Ich freu mich für euch“ drunter zu schreiben? Wieso fühlte er sich nicht einmal imstande, es überhaupt zu öffnen?

Tief in seinem Inneren kannte er die Antwort auf diese einfache Frage: Er würde lügen. So sehr er es auch versuchte, da war keine Freude für die beiden. Und er hasste sich für dieses Empfinden. Aber er war kein Lügner. Lieber schrieb er nichts, bevor er zum Heuchler mutierte und genau das tat, was er bei den anderen verachtete.

Er starrte Otabeks Profil so lang an, bis das Display schwarz wurde. Erst dann konnte er die Augen schließen und aufatmen. »Herzlichen Glückwunsch, Yuri. Du bist der Gewinner aller Arschloch-Goldmedaillen.«

Und für diese Erkenntnis hatte er erst zum Wasserfall flüchten müssen? Wirklich eine sehr schwache Leistung und verschwendete Zeit obendrein, die ihn, mit einer ordentlichen Portion Pech, allerhöchstens noch eine Erkältung bescherte. In Netz seiner Gedanken gefangen, war die Zeit verflogen, wie ein Wimpernschlag. Keine Sterne mehr, kein Mond. Dafür eine zarte Röte, die den Himmel zierte.

Ungelenk stand er auf. Die aufgehende Sonne kitzelte sein Gesicht, doch die sanfte Wärme erreichte seine Glieder nicht. Wie spät mochte es wohl sein? Sein Blick auf sein Smartphone verriet ihm die genaue Uhrzeit: Fünf Minuten vor sechs. Yuri wusste nicht, wann die Katsukis aufstanden, aber es würde wahrscheinlich schon sehr bald sein. Wenn er nicht gesehen werden wollte, war es nun höchste Zeit, sich auf den Rückweg zu machen. Doch er rührte sich nicht. Seine Füße schienen mit dem Boden verwachsen. Fahrig strich er sich eine lose Haarsträhne hinter sein Ohr, zwirbelte das Ende zwischen den Fingerkuppen. Es beruhigte ihn nicht.

Einem Weckruf gleich vibrierte plötzlich das Smartphone in seiner Hand. Eine Nachricht von Otabek. Als könnte er vor dem Moment davonlaufen, sie zu öffnen und zu lesen, nahm Yuri die Beine in die Hand und rannte.

Als er die Lobby betrat, war die Sonne bereits vollends aufgegangen. Aus dem oberen Stockwerk konnte er müdes Fußgetrappel hören, das Schleifen einer Schiebetür. So schnell und leise wie möglich huschte er durch den Flur in sein Zimmer. Gerade, als er sich in seinem Futon verkrochen hatte, ertönten schwere Schritte auf der Treppe. Er schloss die Augen und wartete auf den Morgen.

 

Otabek Altin – 05.06 5:59

»Hey. Ich weiß gerade nicht wie spät es bei dir ist. Ich bin wieder in Almaty. Hoffentlich genießt du deinen Urlaub weiterhin.«

 

Von Genuss konnte momentan keine Rede sein. Aber wenigstens konnte er frühstücken, ohne dass ihm schlecht davon wurde. Frau Katsuki hatte extra für ihn eine leicht verdauliche Mahlzeit zubereitet. Sie war froh, dass Yuri sich besser fühlte und er bedankte sich schüchtern für ihre Fürsorglichkeit.

Das gemeinsame Essen fiel wesentlich gelassener aus, als am Abend zuvor. Sie unterhielten sich über die letzten anstehenden Tage und was man unternehmen könnte. Zwar glitten Victors und Yuuris Blicke manchmal noch forschend zu ihm, doch Yuri schaffte es, dem keine Beachtung zu schenken.

Otabeks Nachricht schwirrte in seinem Kopf herum, zusammen mit der Frage nach einer passenden Antwort. Ihm wollte keine einfallen. Klar, er war froh Otabek wieder in Almaty zu wissen, aber das konnte er ja nicht schreiben! Immerhin war er das hauptsächlich, weil Otabek wieder allein war und nicht mehr bei ihr. Viel zu verdächtig. Sein bester Freund war nicht auf den Kopf gefallen und würde mit hoher Wahrscheinlichkeit sofort merken, dass etwas nicht stimmte. Neutral. Ihm musste etwas möglichst Neutrales einfallen.

»Yurio, du schmierst dich voll.«

»Häh?« Er blickte auf, direkt in Victors grinsendes Gesicht.

»Der Reis gehört in deinen Mund und nicht quer über die Wange.«

»Hmpf.« Peinlich berührt legte er die Stäbchen auf die Schüssel, bevor er sein Gesicht mit einer Serviette säuberte. »Darf ich aufstehen?«

Sein Blick richtete sich, Victor ignorierend, dabei an die Herren des Hauses, die abwinkten und ihn ziehen ließen. Er nickte knapp mit dem Kopf und entfernte sich vom Frühstückstisch.

Frustriert warf er sich auf den Futon und griff nach seinem Smartphone, das daneben lag. Er konnte Otabeks Nachricht nicht unbeantwortet lassen. Der Moment, sich endlich erwachsen und wie ein Freund zu verhalten, stand nun vor der Tür. Trotzdem dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis er die Nachricht abschickte.

 

Yuri Plisetsky - 05.06 9:34

»Hattest du einen guten Flug? Du hast dich echt lang nicht gemeldet, ich hab mir Sorgen gemacht«

 

Ohne Smiley, ohne Enthusiasmus. Aber zumindest keine Lüge. Als er die Antwort ein zweites Mal las, verdrehte er von sich selbst genervt die Augen. Keine Lüge zwar, dafür aber ein Vorwurf durch die Blume.

»So viel zum Thema neutral. Fuck, man!«

Um seinen Fluch noch zu unterstreichen, färbten sich die Häkchen blau. »Reife Leistung …«

Gespannt wartete er. Sein Herzschlag wummerte in seinen Schläfen. Ihm war wieder übel.

 

Otabek Altin - 05.06 9:38

»Tut mir leid. Wir waren die ganze Zeit unterwegs. Ich habe eine Menge von Russland gesehen, Sankt Petersburg haben wir auch besucht.«

 

Wie aufs Stichwort zog sich sein Magen zusammen und ließ ihn aufstoßen. Otabek ahnte vermutlich nicht, dass sich mit dieser eigentlich so harmlosen Nachricht ein Loch unter Yuri auftat, dass ihn nach unten Riss, ähnlich einem nächtlichen Treppenabstieg, bei dem man die letzte Stufe verpasste. Zwar hatte Yuri es nie ausgesprochen, aber eigentlich hatte er ihm seine Heimatstadt zeigen wollen - irgendwann mal. Wenn er es nur vorgeschlagen hätte, vielleicht wäre Otabek dann nicht mir ihr dorthin gefahren.

 

Yuri Plisetsky - 05.06 9:40

»Klingt, als hättet ihr Spaß gehabt. Wir sind gerade aufgestanden und schauen mal, was wir in den letzten Tagen noch so machen. Ich hab keinen Bock nach Russland zu fliegen -.- Ist echt viel zu schön hier.«

 

Otabek Altin - 05.06 9:41

»Ihr werdet schon was finden. Ich muss mich jetzt nur ausruhen, ich bin völlig im Eimer. Genieße die restliche Zeit, wir hören uns dann später.«

 

Erleichtert und gleichzeitig seltsam enttäuscht schloss Yuri den Chat, ohne zu antworten. Das lief nicht so, wie erwartet. Im Gegenteil, Yuri spürte plötzlich eine unangenehme Distanz zwischen ihnen. Dieses Wort beschrieb ihren Chat von gerade eben ziemlich gut: Unangenehm. Und ziemlich gezwungen. Ob es zu offensichtlich rüberkam, dass er nichts von seiner „Bekanntschaft“ wissen wollte? Ob er Yuri deswegen auch abgewürgt hatte? Er konnte nur hoffen, dass es lediglich an Otabeks Müdigkeit lag.

Schwer atmend drehte er sich auf den Bauch und wartete auf das Abklingen seiner Übelkeit, das nur sehr langsam vonstattenging. Panik ließ sie immer wieder neu aufkochen. Panik darüber, seinen besten Freund zu verlieren, weil er sich kindisch benahm. Er musste irgendetwas dagegen tun, aber die Lösung dafür blieb ihm vorerst verborgen. Zum hundertsten Mal las er sich den Chat durch, bis seine Augen an der ersten Nachricht von Otabek hängen blieben.

»Hoffentlich genießt du deinen Urlaub weiterhin.«

Wie aufs Stichwort klopfte es leise und zaghaft an seiner Tür, bevor sie sich aufschob und ein Gesicht mit schüchternem Ausdruck erschien.

»Hey, Yuri. Victor und ich wollen mit Makkachin an den Strand. Kommst du mit?«

Er verzog kurz das Gesicht, doch dann rappelte er sich auf. »Ja, okay. Aber wir suchen uns einen Platz im Schatten! Hab keinen Bock wirklich ‘nen Sonnenstich zu kriegen!«

Yuuri grinste ihn an. »Das ist bestimmt machbar.«

»Ich komm‘ dann gleich, wartet einfach draußen oder so.«

Das Katsudon nickte nur, dann ließ es ihn wieder allein. Yuri stand auf und packte wahllos irgendwelches Zeug in den Rucksack. Er konnte nicht leugnen, dass er sich freute und froh war, dass sie ihn wieder dabeihaben wollten. Vielleicht der erste Schritt in die richtige Richtung. Vielleicht sollte er fürs erste wirklich die letzten Tage in Hasetsu genießen.

 

Er gab sich alle Mühe und tatsächlich: Das flaue Gefühl in seinem Magen verschwand langsam zwischen Meerwasser, Spaziergängen und Spieleabenden. Auch die Chats mit Otabek entspannten sich wieder, obwohl wenn Yuri weiterhin feige blieb und ihn nicht nach dem Mädchen fragte. Er wusste nicht genau, woher die Angst kam, oder vor welcher Antwort er sich eigentlich fürchtete. Sein Geist blockierte einfach, seine Finger erstarrten. Und er lenkte jedes aufkommende Gespräch über Russland in eine andere Richtung. Otabek sagte nichts dazu, ließ es sich nicht anmerken, falls er sich darüber ärgerte. Yuri dankte es ihm im Stillen, doch sich selbst verachtete er schon fast.

Was auch immer Victor und sein Katsudon heimlich besprochen hatten, das Ergebnis war, dass auch sie ihn während der letzten Urlaubstage in Ruhe ließen, nichts mehr sagten, nichts mehr fragten. Im Gegenteil, sie trugen einen großen Teil dazu bei, dass Yuri sie so unbeschwert wie möglich verbringen konnte.

 

Er stand vor dem Spiegel und betrachtete sich von allen Seiten, zupfte den Kragen des Blazers zurecht. Dieses Teil machte wirklich etwas her. Yuri war so hingerissen davon, dass er ihn immer mal wieder aus der Shoppingtüte hervorholte und anzog. Vorerst sollte es jedoch das letzte Mal gewesen sein. Er streifte ihn von den Schultern und faltete ihn ordentlich, bevor er zusammen mit dem Rest seiner Klamotten im Koffer verschwand. Der letzte Abend in Hasetsu stand bevor und begrüßte ihn mit köstlichen Düften aus der Küche. Yuri entschied sich für ein lockeres Outfit und folgte dem Geruch. Die Stimmung glich der ihres ersten Abends im Onsen der Katsukis – die Menge an Besuchern ebenfalls. Wieder waren alle um die zusammengeschobenen Tische versammelt. Frau Katsuki hatte ihr Bestes getan, um ein fantastisches Abschiedsmahl zu zaubern und darauf bestanden, dass Yuri ihr zeigte, wie man die Katsudon-Piroschki von seinem Großvater zubereitete. Vermutlich hatte Yuuri einmal davon geschwärmt. Das Ergebnis schien zufriedenstellend, denn die Platte mit den Piroschki leerte sich beeindruckend schnell. Tatsächlich kamen sie so gut an, dass die Katsukis erwogen, es in ihre Speisekarte aufzunehmen – mit dem Namen Pork Cutlet Plisetsky**, was selbst Yuri zum Lachen brachte.

Zum Höhepunkt des Abends überreichten Yuuri, Victor und Yuri den Katsukis ein Geschenk, um ihnen für den Urlaub zu danken: Flugtickets nach Vancouver, wo dieses Jahr das Grand Prix-Finale stattfand und Hotelreservierungen für ganze vier Tage, damit Yuuris Eltern und seine Schwester Mari den kompletten Turnierabschluss hautnah erleben konnten. Vor Begeisterung wurde daraufhin eine weitere Flasche Schampus entkorkt, von der sogar Yuri ein Glas trank.

Eine halbe Stunde später wünschte er sich, mehr davon getrunken zu haben. Vielleicht hätte er dann besser mit dem Foto umgehen können, das Minako ihm aufgeregt unter die Nase hielt. Gerade wollte er einen Schluck Sprite nehmen, doch der blieb ihm im Halse stecken und Yuri spürte förmlich, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich.

»Scheiß Algorithmus! Ich sehe das erst jetzt! Wusstest du, dass er jetzt eine Freundin hat?«

Yuri konnte das Lächeln von Otabek keine zwei Sekunden ertragen, deswegen richtete er den Blick in Minakos Gesicht, in der Hoffnung, dass man ihm seine Bestürzung nicht ansah.

Möglichst teilnahmslos hob er die Schultern. »Hmpf, keine Ahnung, ob das wirklich seine Freundin ist.«

»Hmm.« Minakos Daumen strich über das Smartphone. »Naja, die Kommentare sprechen ziemlich dafür. Und er streitet es auch nicht ab.«

»Na dann wird es wohl so sein.« Yuri zwang sich einen weiteren Schluck Sprite hinunter, damit sein Hals nicht vollkommen austrocknete.

»Wurde aber auch Zeit! Nie hat man ihm mit jemandem gesehen, obwohl er so gut aussieht und eigentlich ziemlich viele Anwärterinnen haben muss.«

»Tja. Die Zeiten sind dann wohl vorbei.«

Minakos Blick kribbelte forschend über seine Haut. Wahrscheinlich war sein Tonfall gegen Ende doch rapide gegen Antarktis gesunken. Doch, was auch immer sie gerade dachte, sie sagte nichts dazu, lächelte ihn an und stand dann auf, um sich zwischen Victor und sein Katsudon zu setzen. Yuri war froh darüber, dass ihn auch sonst gerade niemand beachtete. Minako hatte unbeabsichtigt eine Lawine von seltsamen Gedanken und Emotionen losgetreten, mit der Yuri nur schwer zurechtkam. Er brauchte einen Moment, um es einzuordnen. Zuletzt hatte er es vor Monaten gespürt, zu lang her, um sich sofort daran zu erinnern. Doch das plötzliche Kribbeln seiner Füße sprach für sich. Wenn er die Augen schloss, er würde sie spüren können: Die Klippe unter ihm, die Brandung, die mit kalten Händen nach seinen Fußgelenken griff. Noch bevor er die Augen schloss, wusste er, dass es zu spät zum Umkehren war. Er würde fallen. Er spürte es deutlich.

Bemüht gelassen stand er auf und betrat den Garten. Niemand sah ihn argwöhnisch an oder fragte gar, wo er hinwollte. Das freudige Stimmengewirr strömte nach draußen und verflog an der frischen Luft. Instinktiv wusste er, wohin ihn seine Füße tragen würden. Wahrscheinlich hoffte er, dort nicht gefunden zu werden. Seine Ruhe zu haben. Er riss sich zusammen, solang, bis das Onsen außer Sichtweite war, dann rannte er los. Das Rauschen des Wasserfalls vermittelte ein Gefühl von Sicherheit, doch Yuri wusste, dass es eine Lüge war. Er hing in der Luft, nur ein seidener Faden hielt ihn an Ort und Stelle. Ein Faden, der in den letzten Tagen merklich an Kraft eingebüßt hatte. Nur wegen diesem dämlichen Foto.

»Nein.« Yuri schüttelte den Kopf, als führte er eine Diskussion mit einem Geist. »Nicht das Bild ist daran schuld.«

Er zog sein Smartphone hervor. Oh, welch dummen Fehler er gleich machen würde … Aber Minako hatte die Kommentare erwähnt, die Yuri von Anfang an bewusst ignoriert hatte. Das konnte er nun nicht mehr. Er brauchte eine Antwort, auch wenn er das Gefühl hatte, dass seine Angst jeden Moment zur klarer Form gerann und aus den Schatten der Bäume um ihn herum treten würde. Es war keine Angst vor der Antwort - sondern vor seinen Gefühlen, vor seiner eigenen Reaktion darauf.

Dennoch schien eine seltsame Macht seinen Körper fernzusteuern, als er Otabeks Profil auf Instagram öffnete und das Foto antippte. Seine Augen flogen über den Bildschirm und mit jeder Zeile rutschte ihm das Herz tiefer in die Hose.

 

»Ist das deine Freundin?«

»seid wann hast du ne freundin???«

»Whoa, krass!«

»Eh nicht dein ernst«

»Ich wusste es :D :D :D«

»die hats gut«

»deine fruendni??«

»oh nein, das wars dann wohl«

»tolles Paar :)«

»fuck jetzt ist er vom markt«

»Wurde aber auch Zeit«

»Scheiße, ich komm zu spät….«

 

Ja, er fühlte sich ähnlich. Zum ersten Mal spürte er, wie er mit irgendwelchen dahergelaufenen Fangirls einer Meinung war. Und dieser Gedanke erschütterte ihn. Er war …

»… eifersüchtig.«

Das Wort klirrte in seinem Kopf. Wahrscheinlich war das der springende Punkt. Er war neidisch auf das geheimnisvolle Privileg, das die unbekannte Schönheit bei Otabek genoss. Vermutlich irgendwelche tollen Eigenschaften, die sie über Yuri stellten und sie zu etwas Besonderem machten - wovon Yuri immer blind geglaubt hatte, es für Otabek zu sein. Aber er war es nicht. War es vielleicht nie gewesen.

Hatte er sich selbst überschätzt und zu viel in manche Momente interpretiert, die für Otabek alltäglich waren? Yuris Erfahrungen in Sachen Freundschaft beschränkten sich auf das Mindeste, wie sollte er da einschätzen können, ab wann etwas exklusiv war? Der Kurzurlaub in Almaty, Motorradausflüge, Shoppingtouren, Hilfe in Physik, am See liegen und Musik durch das selbe paar Kopfhörer genießen ... Vielleicht war das alles für Otabek ganz normal, etwas dass er mit jedem seiner Freunde tat.

Jedoch wisperte eine böse Stimme in sein Ohr, dass es ihm in Wahrheit nicht um Freundschaft ging. Sein Brustkorb quetschte sich schmerzhaft zusammen. Er wollte nicht darüber nachdenken. Er wollte und konnte nicht. Um sich abzulenken, scrollte er weiter durch die Kommentare - wahrscheinlich seine schlechteste Idee des Abends, wenn nicht sogar des gesamten Jahres.

Und dann, inmitten all der sinnlosen Bemerkungen, stach ihm plötzlich eine ins Auge. Eigentlich war sie so unauffällig, dass er sie beinahe übersah - wenn sie nicht die einzige mit einer Antwort von Otabek gewesen wäre.

 

zanila.smirnowa:

otabek-altin: ♥ ;)

 

Da war sie wieder, die Faust, die in seinen Magen schlug - dieses Mal allerdings mit Eisenstacheln besetzt. Schwindel erklomm ihn und ließ ihn Sterne sehen, zwang ihn, sich ins weiche Gras zu legen. Er spürte den Fall, doch ein Aufprall blieb aus. Jetzt wartete er beinahe sehnsüchtig darauf, in der Hoffnung, von seinen Gedanken erlöst zu werden. Denn die Stimme hatte Recht. Das war keine normale Eifersucht, sondern etwas anderes, etwas viel Größeres … Schnappatmung setzte ein. Ein weiterer Blick aufs Display, während er sich zitternd den Schweiß von der Stirn wischte. Otabeks Lächeln war unerträglich. Ihm war so unglaublich schlecht. Niemals hätte er gedacht, dass -

»Nein, nein, nein, nein!« Dieser Gedanke war so lächerlich, dass Yuri heiser auflachte. Sie waren Freunde, die besten sogar. Anscheinend war die Freundschaft zu Otabek nur wahnsinnig eng. So eng, dass es direkt schmerzte, ihren Kommentar und seine Antwort zu lesen. Warum sonst verletzte ihn das so sehr?

»Dieser beschissene Sekt!« Warum nur hatte er wieder so einen Scheiß getrunken, wo er doch wusste, dass er ihn nicht vertrug? Wenn er bei Sprite geblieben wäre, würde er jetzt weiterhin bei der Feier sein und sich nicht so dermaßen bescheuert aufführen! Und schlecht wäre ihm auch nicht.

Wütend schaltete er sein Smartphone komplett aus. Instagram konnte ihn für die nächsten Tage gestohlen bleiben.

»Du beruhigst dich jetzt. Du stehst gleich auf und gehst zurück ins Onsen. Du setzt dich zu den anderen an den Tisch und feierst und hast gute Laune.«

Er wiederholte diese Worte wie ein Mantra, versuchte sich dabei auf das Rauschen des Wasserfalls zu konzentrieren. Irgendwann wurde es leiser, bis es kaum noch zu hören war. Aber es war noch um ihn herum, nur klang es jetzt plötzlich … wie von einem See.

»Yuri.«

Tausende Sterne glitzerten in der Nacht und der Mond schien näher, als jemals zuvor. Er starrte ihn an und seine Augen weiteten sich. Er glaubte Otabek neben sich liegen zu spüren, den Kopf auf seinen verschränkten Armen gebettet.

»Du hast echt gute Musik auf deinem Smartphone.«

Seine Stimme jagte Wellen durch seinen Körper, schwemmte eine Erinnerung an die Oberfläche. Ein Beben rauschte heran, doch es kam nicht aus der Erde, es kam aus seiner Brust. Sein Herz schlug gegen seinen Kehlkopf, Dornen drückten und schnitten in seinen Magen.

Kein Traum, auch wenn es sich danach anfühlte. Er wusste es, weil er mit einem Mal heiße Tränen spürte, die schwer und dick von seinen Schläfen perlten und im Gras versanken. Und wie schmerzhaft wünschte er sich nun, dass es doch nur ein Traum wäre.

»Wach endlich auf, Yuri.«


Nachwort zu diesem Kapitel:
Deadline für das nächste Kapitel ist der 04.09

Hier noch kleine Anmerkungen zu den Sternen:

* 'Diese Rolltreppe ist so lang. Wirklich lange her, seit ich das letzte Mal in Almaty war. '
Laut Wikia steht folgender Text auf Otabeks Instagram-Profil: 'This escalator is so long. It's been a long time since I last came to Almaty.' --> Ich war so frei und habe es mal ins Deutsche interpretiert. :)

** Pork Cutlet Plisetsky
Der englische Begriff für Katsudon lautet pork cutlet bowl

Bis hoffentlich bald,
Anni ♥ Komplett anzeigen

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Von:  Seredhiel
2018-08-22T14:38:18+00:00 22.08.2018 16:38
armer, kleiner Yuri *ihn ganz lieb knuffelt*
dass er sich wieder so plötzlich mit diesem "scheiß" Gefühl wieder auseinander setzen muss ist echt böse.
dann noch zu so einer Zeit... Er hat Ota verpasst, sein Urlaub ist dadurch fast katastrophal geworden...
oh man er tut mir echt leid, aber es wird auch Zeit, dass er es sich selbst eingesteht:
Er steht auf Ota und will mehr als nur Freundschaft.

Bin echt gespannt wie es weiter geht und ob er im "suff" was zu dem Foto geschrieben hat...
Ich hoffe mal für ihn: er hat nichts geschrieben, sonst wird das nur noch peinlich xD

Ich drück unserem süßen Yuri die Daumen, dass er endlich für sich entscheidet was er will und dann heißt es Angriff XD

Freu mich auf das kommende Kapitel

*Kekse und Eistee da lass*
Von: abgemeldet
2018-08-22T09:44:23+00:00 22.08.2018 11:44
Ach ja, der arme Yuri... Es ist schon schwer, für sich selbst zu akzeptieren, dass an einem völlig verkehrten Platz Gefühle für die falsche Person existieren. Dabei wäre 'nur' eine feste Freundschaft mit Otabek doch eigentlich perfekt gewesen - doch die Dinge gestalten sich ja immer komplizierter als nötig. Da kann ich nur zu gut nachvollziehen, dass er sich zum Wasserfall flüchtet und keinen Appetit verspürt.
Eifersucht ist schon eine miese Sache... Und doch glaube ich noch fest an eine Fehlinterpretation von Yuris Seite aus. Oder eben das Thema erübrigt sich schon sehr bald wieder.
Ich habe sehr über den Kommiwust unter dem Bild gelacht, da waren sehr viele intelligente, lustige Sachen dabei ;D
Schade bloß, dass Yuri seinen Resturlaub nur noch teilweise genießen kann, auch wenn es ihm doch besser gelingt als erwartet. Und dass das Verhältnis zwischen ihm und Otabek abgekühlt ist, ist auch nicht besonders erbaulich...
Nun denn, dann schauen wir Mal, wie es weitergehen wird. Hoffentlich zerbricht Yuri sich nicht allzu sehr den Kopf :(
Antwort von:  Gmork
07.09.2018 10:54
Hey Claire ♥
Ich hinke ziemlich nach, sei es mit den Antworten oder gar mit dem neuen Kapitel. :( Sorry.
Vielen Dank für dein Kommi! ♥ Habe mich sehr darüber gefreut.
Ja, ne einfache Freundschaft wäre auch für unseren Yuri perfekt gewesen, zumal er sich niemals hätte Träumen lassen, dass er sich überhaupt mal in irgendjemanden verlieben würde. Und dann auch noch in Otabek... tja, so ist das Leben manchmal. :(
Ja, der Kommiwust hat mir echt Spaß gemacht beim Schreiben. xD Vor allem weil es bei Instagram teilweise ja wirklich so abgeht :D
Wir können nur die Daumen drücken, dass Yuri sich bald wieder fängt :3

Bis hoffentlich bald (wenn das neue Kapitel endlich mal fertig wird... -.- :D)
Anni ♥


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