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Von der Kunst, richtig zu sein

von

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Abschied

"Jetzt redest du wieder so schnulziges Abschiedszeug", murmelte Shinji und seufzte.

Doch Nate grinste darauf nur und schüttelte sanft den Kopf: "Wenn ich mich würde verabschieden wollen, würde ich dir sagen, dass die Zeit zwar kurz, aber wunderschön war und du mein Leben in den wenigen Tagen bereichert hast. Das ist schnulziges Abschiedszeug!"

"Ja, du hast Recht. Das ist noch schlimmer."

Und von wegen wunderschön. Nate hatte mehr Zeit damit verbracht, ihn aus irgendeinem emotionalen Loch wieder heraus zu holen, als sonst irgendetwas. Und eigentlich wollte er auch gar nicht über Abschiede sprechen, sondern die verbleibende Zeit mit Nate lieber genießen. Aber da hatte er sich wohl selbst mal wieder hinein manövriert.

"Was meinst du denn mit einem Versprechen?"

Sanft strich Nate ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und legte seine Hand dann auf dessen Wange.

"Ich verspreche dir, dass ich wieder zurück komme und du versprichst mir, dass du dich gut um dich selbst kümmerst."

Hatten sie sich das Versprechen nicht irgendwie sowieso schon gegeben? Na ja, vielleicht nicht offiziell, aber irgendwie war das doch impliziert, oder?

Als Nate dann aber spitzbübisch zu grinsen begann, hob Shinji skeptisch eine Augenbraue.

"Und wenn du es brichst, darf ich mit dir machen, was ich will."

Ah, daher wehte der Wind. Also so etwas wie eine Wette? Oder eher eine Strafe, bei Nicht-Einhalten. Das war so typisch Nate.

"Das ist aber unfair. Was mache ich dann, wenn du deins nicht hältst? Dann muss ich ja rüber fliegen, dich irgendwo ausbuddeln und dich dann zur Strafe ausstopfen oder sowas."

"Ich dachte eigentlich, tot sein, ist schon Strafe genug."

Es war schon erstaunlich, dass Nate es tatsächlich schaffte, noch Witze darüber zu machen. Aber wahrscheinlich durfte er das Thema nicht zu ernst nehmen, denn zu viel darüber nachzudenken, würde nur zu Fehlern führen.

Nate verwuschelte ihm das Haar und fuhr einfach fort, wahrscheinlich wollte er das Thema so umgehen und Shinji ließ ihn:

"Du hast dein Versprechen gebrochen, wenn du in der Öffentlichkeit immer noch so tust, als wären wir Fremde. Ich verlange nicht, dass du an mir klebst, aber zumindest will ich mit dir ein normales Gespräch führen können, mit einem normalen Abstand zu einem Gesprächspartner. Ich denke, das ist ein guter Anfang."

Shinji war es immer noch unangenehm, dass Nate das aufgefallen war und er hoffte wirklich, dass er das hinbekam, bis sein Freund wieder kam. Er musste wirklich einen der Therapeuten anrufen.

"Und du musst regelmäßig einkaufen gehen. Nicht online, sondern so richtig in einem Laden."

"Ich gehe so auch schon regelmäßig einkaufen!", protestierte Shinji sofort. Er verschränkte die Arme vor der Brust. "'Regelmäßig' kann halt auch bedeuten 'immer dann, wenn nichts mehr im Kühlschrank ist'", murmelte er ergänzend.

Er wusste ja, dass er da ein kleines Problem hatte, aber es gab so viel Wichtigeres als das. Aber es war wohl tatsächlich ein Teil von 'Sich um sich selbst kümmern'.

"Okay… da es mir mehr als nichts bringt, wenn du dein Versprechen brichst, bestehe ich auf eine Belohnung, wenn ich meines halte. Es steht ja sowieso außer Frage, dass du wieder kommst." Nate hatte immerhin noch nie ein Versprechen gebrochen. Nicht einmal das, dass sie immer Freunde bleiben würden. Er konnte nichts dafür, dass sein Vater die Anrufe nicht weitergeleitet hatte und sogar nach 15 Jahren, war er ihm so lange auf die Nerven gegangen, bis sie wieder an die alte Freundschaft hatten anknüpfen können. Nate würde wieder kommen, da war sich Shinji sicher. Es gab für ihn keine Alternative.

"Aber das zählt alles nur, wenn du mindestens sechs Monate weg bist. Wenn du davor wieder kommst, habe ich die restlichen Wochen noch Zeit, das alles zu erfüllen."

Daraufhin lachte Nate ausgelassen und verwuschelte ihm die Haare, bevor er die verschränkten Arme vor Shinjis Brust löste und die Hände mit seinen umfasste:

"Normalerweise sagt man seinem Freund, dass er so schnell wie möglich wiederkommen soll. Und du schiebst mich gleich für ein ganzes Jahr ab. Ich fühle mich ein bisschen einsam, muss ich sagen."

"Ein halbes", korrigierte Shinji ihn sofort, aber hatte gleichzeitig ein schlechtes Gewissen. Nate wusste, dass er das so nicht gemeint hatte, aber er sah auch die Aufrichtigkeit in seinen Worten und er hatte ihn nicht verletzen wollen. "Ich bin ein wenig zwigespalten… ich will gar nicht erst, dass du gehst, aber das ist unvermeidlich und wenn du wieder kommst, will ich dir Fortschritte zeigen können. Ich will dafür kämpfen, dass das mit uns funktioniert. Wenn du wieder kommst, will ich dir sagen können, was ich für dich empfinde. Aber für das alles brauche ich Zeit. Aber natürlich will ich auch, dass du so schnell wie möglich wieder kommst. Es wird so komisch, wenn du plötzlich nicht mehr da bist."

Zur Untermalung seiner Worte, streckte Shinji sich nach oben und gab Nate einen Kuss, der die Chance nutzte, ihre Hände voneinander löste, seine um Shinjis Hintern legte und ihn hochhob, dass der nur noch die Beine um seine Hüfte schwingen konnte.

"Und ich Wirklichkeit kannst du es kaum erwarten, dass ich wieder weg bin", sagte Nate gespielt entrüstet und lachte auf. "Und währned ich erwartungsvoll vor deiner Tür stehe, eine Kiste Bier in der einen Hand und eine Packung Schokoriegel in der anderen, denkst du dir nur 'Mist! Ich dachte, ich wäre ihn endlich losgeworden'. Aber ich sag dir eins: Das hier ist für die Ewigkeit… ha!… okay, das war wirklich schnulzig."

Shinji war ein wenig überfordert mit dem Positionswechsel, der plötzlich sehr intimen Haltung und Nates vollkommen untypischem Redeschwall.

"Ja, natürlich!", antwortete er erst einmal auf den ersten Teil davon, denn sein Kopf hatte den zweiten noch nicht verarbeiten können. "Wegen dir ist mein Einsiedlerleben immerhin vorbei. Das geht mal gar nicht!"

Erst danach hielt er inne und wurde wieder ruhiger. Legte die Arme um Nates Nacken und sah ihn mit einer ungewohnten, inneren Ruhe an: "Für die Ewigkeit, huh? Das ist eine ganz schön lange Zeit…"

Aber es machte ihm keine Angst. Es sollte ihm doch angst machen, oder? Aber Nate gab ihm so viel Kraft und Mut, dass er es sich ohne ihn schon gar nicht mehr vorstellen konnte. Es nicht einmal wollte. Es war so wenig Zeit vergangen, seit Nate wieder in sein Leben getreten war, aber er wollte wirklich nicht mehr ohne ihn sein. Vollkommen verrückt.

Nates gespielt entschuldigendes Lächeln, das von seinem sarkastischen Blick vollkommen entkräftet wurde, wurde erst vorsichtig und dann ganz sanft: "Lang? Oh, das ist mir bewusst. Ich bin darauf eingestellt. Und du?"

Shinji wusste, dass das hier, genau jetzt, einer der größten Wendepunkte in ihrer Beziehung werden würde, aber konnte er das? Das war wie eine Verlobung, nein, eigentlich schon wie eine Hochzeit und dabei waren sie nicht einmal offiziell zusammen. Dabei sehnte sich gleichzeitig alles in ihm danach, dass es funktionierte. Dass einmal in seinem Leben etwas richtig lief und dass er mit diesem einen Menschen glücklich werden konnte. Er war lange genug einsam gewesen, obwohl er früher so ein Gruppenmensch gewesen war. Wenigstens diesen einen Menschen, wenigstens Nate, wollte er für immer an seiner Seite wissen.

"Versteh mich nicht falsch… ich wünsche mir, dass es für die Ewigkeit ist. Aber wir haben uns erst vor kurzem wieder getroffen. Es ist noch viel zu früh für solche Versprechen. Das kann ich nicht."

Er drückte sich näher an Nate, dass er ihn richtig umarmte und seine Wange nun an der seines Freundes lag:

"Ich will, dass es funktioniert und ich werde dafür arbeiten, dass es das tut. Aber ich kann dir nichts versprechen. Noch nicht. Dafür gibt es für mich noch zu viele Variablen, die noch schief gehen können."

Ein sanftes Lachen vibrierte daraufhin durch Shinjis Körper und Nate legte einen Arm um seinen Rücken, um ihn näher an sich zu drücken.

"Mach dir keinen Kopf. Das hätte mich auch sehr gewundert. Hättest du tatsächlich 'ja' gesagt, wäre ich wohl umgekippt und du hättest eine Bruchlandung hingelegt. Mach dir keinen Stress. Ich hol mir die Antwort ab, wenn du so weit bist."

Danach legte sich eine angenehme Stille über sie, die Shinji in vollen Zügen genoss. Auch wenn sie schon einige Male miteinander geschlafen hatten, war das hier doch der bisher intimste Moment. Es war eine ganz besondere Intimität und wie in einem schnulzigen Liebesfilm, fühlte es sich kurz so an, als würden ihre Herzen im gleichen Takt schlagen.

Das änderte sich aber schnell, als Shinjis Herz für einen Moment aussetzte, als plötzlich der Klingelton von Nates Handy erklang. Hoffentlich ging er nicht ran…

Aber natürlcih war Nate zu gutherzig um jemanden einfach im Regen stehen zu lassen und als er einen regelrechten Aufschrei aus dem Handy hörte, hätte er es seinem Freund am liebsten aus der Hand geschlagen. Das konnte eigentlich nur einer sein.

"Erstmal 'Hallo' und 'Wie geht's', das haben wir doch schon gelernt, Randy."

Natürlich…

Doch er hatte gar keine Zeit sich darüber zu ärgern, da klingelte es schon an seiner Tür. Shinji wurde bleich. Oh bitte nicht…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr :)
Wir sehen uns entweder am 31. oder am 1.1. wieder
Ihr dürft gespannt sein, das nächste Kapitel ist nicht umsonst eines meiner liebsten ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2018-12-24T12:38:19+00:00 24.12.2018 13:38
Muss dieser Depp die beiden jetzt stören, man kann der das nicht wann anders machen?
Shinji mochte Randy nicht, der stahl ihm Zeit mit Nat.
Dir auch frohe Weihnachten, und weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3


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