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Von der Kunst, richtig zu sein

von

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SEAL

Am nächsten Morgen öffnete Shinji träge die Augen, als er bemerkte, dass Nate neben ihm langsam unruhig wurde.

„Hm?" Er murmelte etwas Unverständliches, schloss aber die Augen wieder und vergrub sein Gesicht in Nates Brust.

„Es ist ja noch hell...", grummelte er. „Viel zu früh..." Am Ende dieser Worte war er schon wieder halb eingeschlafen.

Das hielt aber nur so lange, bis Nate neben ihm zusammenzuckte und dann schwer atmend aufwachte. Sofort war auch Shinji wach und löste sich ein wenig, um ihn ansehen zu können.

„Ist alles in Ordnung?", fragte er leise. „Schlecht geträumt?"

„Schlecht? Naaah... nur eine Erinnerung."

Das schiefe Lächeln gab dem ganzen etwas mehr Bedeutung als ein ‚nur'. Aber wenn es tatsächlich eine Erinnerung gewesen war, war es fast offensichtlich, worum es ging.

„Willst du darüber reden?", fragte er vorsichtig. „Ich hör dir zu."

„Ich weiß nicht", antwortete Nate und Shinji konnte das Zögern deutlich in dessen Stimme hören. „Im Moment schirme ich alles bewusst ab. Vielleicht ist das ja auch ein Fehler von mir. Aber ich habe das Gefühl, wenn ich dauernd daran denke, ist es unlogisch hier zu sein."

Okay... das ging jetzt weniger über den Traum, aber Nate sprach darüber. Das war gut. Jetzt musste Shinji nur noch das Gefühl der Überforderung loswerden, um seinen Freund anständig unterstützen zu können. Puh...

Aber wenn er einen Schritt zurück trat und sich die Worte losgelöst von dem darunterliegenden Thema besah, war das eigentlich eine Sache, die ihm sehr bekannt vor kam.

Er rutschte etwas hoch, um Nate eine Hand auf die Wange legen zu können. Er wusste mittlerweile, das solche Berührungen sehr beruhigend wirken konnten.

Die Worte, die er jetzt an Nate richtete, waren vorsichtig, denn er hatte wirklich angst, noch mehr kaputt zu machen. Er war nicht gut mit Menschen, nicht gut mit Worten, aber er musste es versuchen. Wenn Nate schon mit ihm sprach, dann musste er es wenigstens versuchen, auch wenn ihm sein Herz dabei bis zum Hals schlug.

„Du führst aber nicht zwei Leben. Auch wenn es dir vielleicht so vor kommt. Du bist nur eine Person, nicht zwei. Du kannst nicht hier der private Nate sein und dort der SEAL. Du bist beides, auch hier. Es ist nicht das Selbe, aber ich habe ein bisschen Erfahrung damit, wie es ist, einen Teil von sich zu verdrängen... das ist nicht gesund und das geht auch auf Dauer nicht gut."

Er pausierte kurz um zu sehen, ob Nate verstand, was er damit sagen wollte. Er protestierte zumindest nicht, also konnte er sich weiter wagen.

„Ich bin gut im Zuhören und wenn du willst, sage ich auch überhaupt nichts dazu oder frage nur, wenn mir etwas nicht klar ist. Und du brauchst dir auch keine Sorgen machen, dass du mich damit emotional überforderst, denn das ist so abstrakt, dass es mich wahrscheinlich nur sehr wenig berührt."

Nate reagierte erst einmal gar nicht auf das Angebot, sondern sah Shinji nur nachdenklich an. Er legte nur eine Hand auf die an seiner Wange und rang deutlich mit sich.

„Weißt du...", begann er dann nach einer kleinen Ewigkeit. „Es war ein ziemlich langer Weg, bis ich dort war, wo ich jetzt bin. In der Ausbildung stärken sie den Körper und den Geist, aber viele schaffen es bis über einen gewissen Punkt nicht hinaus und fliegen dann aus der Ausbildung oder gehen freiwillig. Für mich war es aber das einzig Richtige. Ich dachte, ich könnte so die Welt ein wenig sicherer machen. Aber wenn du dann dort bist... wenn du dort bist und einem Jungen in den Kopf schießt, weil der eine Granate in die Menge werfen will, beginnst du dich wirklich zu fragen, wie es nur so weit kommen konnte. Das erste Mal, dass ich abgedrückt habe, war bei solch einem Kind. Er war vielleicht gerade mal zwölf Jahre alt. Ich habe vielen das Leben gerettet, indem ich jemanden getötet habe, der wahrscheinlich nicht einmal wusste, wozu er das tat... Ich habe genauso vielen das Leben genommen. Nein... es waren sogar mehr... Im Quartier haben sie von mir gesprochen, als wäre ich irgendeine Legende, aber das ist nicht wirklich etwas, womit ich mich schmücken möchte. Sie haben sich vermutlich sicherer gefühlt, wenn ich ihren Rücken deckte. Es war dementsprechend naheliegend, dass sie mich für den zweiten Einsatz befördert haben. Mittlerweile leite ich mein eigenes Team, aber ich habe schon länger das Gefühl, dass es nie ein Ende nehmen wird. Du kannst die Welt nicht sicherer machen. Es werden immer welche nachkommen. Du kannst nur versuchen, die Arbeit zu erledigen, um den Schaden zu begrenzen. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur müde geworden..."

Shinji hörte ihm geduldig zu. Bei der Sache mit dem zwölfjährigen erschauerte sogar er kurz, aber das Gefühl verflog so schnell wie es gekommen war. Bald schon war es nur noch ein statisches Bild, das für ihn keine Bedeutung mehr hatte.

„Vielleicht...", begann er dann nachdenklich, hielt aber noch einmal inne, um genau abzuwägen, was er jetzt sagte. Er konnte sich nicht recht vorstellen, wie Nate sich fühlen musste, er wollte das auch gar nicht können... aber das einfach so stehen zu lassen, erschien ihm falsch und Nate hatte nicht den Wunsch geäußert, dass er nur zuhören solle.

„Vielleicht solltest du das anders sehen.", schlug er letztlich vorsichtig vor. „Natürlich kommen immer mehr nach, aber das ist bei allem so. Solange es Menschen gibt, gibt es auch böse Menschen. Aber wenn man von Anfang an nichts dagegen tut, weil es ja sowieso keinen Sinn macht, dann würden auch die weiterhin Unheil stiften, die du eigentlich ausschalten würdest. Verstehst du, was ich meine? Es mag sinnlos erscheinen, aber das ist es nicht. Du rettest nicht nur die Leben, die in diesem Augenblick deines Auftrags bedroht sind, sondern auch alle, die dieser Mensch danach auch noch gefährdet hätte und jene, die dieser Mensch passiv auf dem Gewissen hätte, weil er andere auch zu Extremisten machen würde, die sonst vielleicht gar nicht damit in Berührung kämen, wenn er nicht da gewesen wäre. Das ist ein ziemlich heftiges, exponentielles Wachstum, das du da aufhältst. Wenn man es ganz extrem sieht, dann bewahrst du diese Kinder vor einem ziemlichen furchtbaren Leben. Ich weiß, dass die allgemeine Meinung ist, dass ein furchtbares Leben immer noch besser ist als gar keines... aber wenn ich ehrlich bin, sehe ich das nicht so."

Das war wahrscheinlich eine ziemlich naive Ansicht der Dinge und er fühlte sich nicht ganz wohl damit, weil es so einfach eigentlich nicht war. Aber er wollte auch nicht, dass Nate da in etwas versank und in Zukunft einmal zu lange zögerte und damit sich selbst gefährdete. Er war da egoistisch, auch wenn viele das wahrscheinlich als furchtbar ansehen würden. Dennoch konnte er das alles nicht ganz so stehen lassen:

„Das ist von mir natürlich einfach gesagt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das ist. Ich bilde mir auch nicht ein, das zu können. Das... sind nur meine Gedanken dazu."

Vielleicht war das doch eine etwas zu extreme Ansicht. Vielleicht hätte er doch etwas anderes sagen sollen. Denn wenn er so darüber nachdachte, dann hatte er Nate gerade gesagt, dass es gut war, wenn er Kinder erschoss. Meine Güte, wie hatte er das nur sagen können? So hatte er das auch eigentlich gar nicht gemeint. Natürlich war es nicht gut. Aber sich deshalb fertig zu machen, brachte auch nichts. Nate hatte das ja nicht aus Willkür getan, sondern aus einem sehr guten Grund und wenn Shinji ehrlich war, glaubte er auch nicht, dass Nate mehr Menschen getötet, als gerettet hatte. Wahrscheinlich wogen die Toten für ihn nur wesentlich schwerer.

Arg, das war alles so ein unglaublich heikles Thema.

Als Nate dann auch noch den Blickkontakt abbrach, befürchtete er, es vollkommen versaut zu haben.

„Diese Sichtweise habe ich schon lange aus den Augen verloren", antwortete Nate dann schließlich und Shinji atemte auf, als er ihn auch wieder ansah. „Aber es tut gut, sie durch dich noch einmal in Erinnerung zu rufen. Die Frage ist nur, wie ich weitermachen kann, wenn ich den Glauben daran endgültig verliere."

Ob Nate wirklich ans Aufhören dachte? Ihm wäre das nur Recht, wenn er ehrlich war. Was ihm natürlich früh einfiel, nachdem er ihn gerade aufgebaut hatte. Er hatte da die ultimative Chance verpasst, Nate den Job auszureden. Aber wenn er ehrlich zu sich war... wollte er nur, dass Nate zufrieden war und bisher hatte es immer so gewirkt, als wäre sein Job ein großer Teil davon. Deshalb würde er ihm den Job nicht ausreden. Er würde ihn unterstützen, solange Nate noch glücklich mit seinem Lebensweg war. Dennoch zeigte er ihm natürlich auch gerne Alternativen auf, denn die gab es durchaus:

„Dann machst du eben nicht weiter. Wenn du an dem Punkt angelangt bist, wird es Zeit aufzuhören. Dann hast du genug für die Welt getan... oder du suchst dir eine andere Möglichkeit. Unterstützt zum Beispiel Ärzte ohne Grenzen. Ich bin sicher, die freuen sich über jeden Schutz, den sie kriegen können, wenn sie in einem Krisengebiet unterwegs sind. Du könntest auch zur Polizei wechseln oder Sozialarbeiter für Kinder auf der Straße werden. Es gibt viele Möglichkeiten."

Gegen Ende hatte er sich wirklich etwas warm geredet und er hoffte, Nate damit nicht überfordert oder überrollt zu haben. Hoffentlich hatte der nicht bemerkt, dass er gegen Ende absichtlich hauptsächlich Alternativen genannt hatte, die er in Amerika, ja, sogar in dieser Stadt ausführen könnte, denn das wäre ihm wesentlich lieber, auch wenn alle Optionen nicht ganz ungefährlich waren, aber nichts war schlimmer, als der Krieg, wie er fand. Und Nate müsste nirgendwo sonst Menschen umbringen und hätte hoffentlich wirklich das Gefühl, etwas zu verändern.

„Bei dir klingt das alles so logisch. Als wäre es ganz klar, was als nächstes zu tun ist."

War das denn nicht auch so? Für Shinji war die Lösung recht einfach, aber vielleicht auch nur, weil er mit alldem nichts zu tun hatte. Wahrscheinlich hatte Nate auch Skrupel, sein Team zu verlassen. Wie er ihn kannte, fühlte sich das für den an, als würde er sie im Stich lassen.

Doch wenigstens lächelte Nate wieder und strich ihm jetzt sogar sanft über die Stirn, dann über den Nasenrücken, bis hin zur Spitze.

„Ich habe jetzt noch einen Grund dazu bekommen, weiter zu machen."

„Einen weiteren Grund? Mich etwa?" Na ganz toll, das hatte er jetzt wirklich nicht erreichen wollen. Wie war das denn jetzt passiert? „Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Wenn hier Krieg ausbricht, besorg ich mir einen hübschen Bunker und warte, bis es vorbei ist." Er grinste schief, aber ironisch, ehe er die nächsten Worte sprach: „Ist ja nicht so, als wäre die Wohnung noch weit von dem Flair eines Bunkers entfernt."

Auf Nates Gesicht legte sich ein ganz sanfter Ausdruck und er strich ihm durch Haar, auch danach den Körperkontakt nicht aufgebend.

„Mag sein", hauchte er. „Aber ich werde mir trotzdem Sorgen um dich machen."

Kurz umspielte ein entschuldigendes Lächeln seine Mundwinkel, ehe er weiter erklärte und ihm mit jedem Satz ein Stückchen näher kam:

„Isst er genug? Ob er wieder zu viel arbeitet? Wie geht's ihm? Gut?"

Das klang fast ein wenig wie die Stichwortkarten auf dem Korkbrett, das neben seiner Kaffeemaschine hing, aber es ließ sein Herz dennoch höher schlagen. Er mochte diese Fürsorgliche Art von Nate sehr. Letztendlich hauchte sein Freund ihm einen Kuss auf einen Mundwinkel, zog sich nur ein wenig zurück und schien dann zu Zögern. Doch falls er noch etwas sagen wollte, gingen diese Gedanken in dem Klingelton seines Handys unter. Er tastete blind danach und ging nach einem kritischen Blick auf das Display dann ran.

„Es ist alles okay, Lily", schickte er voraus und Shinji musste tatsächlich kurz überlegen, wer Lily war.

Nates Schwester sprach so energisch in das Handy, dass Shinji ohne Anstrengung mithören konnte. Toll... eigentlich hatte er nicht lauschen wollen, aber solange er nicht aufstehen wollte - und das wollte er gerade definitiv nicht - wäre das unausweichlich.

„Du hast gesagt es würde später werden! Du hast nicht gesagt, dass du über Nacht weg bleibst. Nate, weißt du, was für Sorg-"

Doch Nate ließ sie gar nicht ausreden: „Bei dem Wetter wäre ich kein zweites Mal raus gegangen. Mach dir nicht immer so viele Sorgen. Ich bin älter als du."

„Du kannst meinetwegen hundert Jahre älter sein! Verdammt noch mal, Nate! Wenn du plötzlich nicht mehr da bist..."

Huch? Wo kam denn das her? Warum sollte Nate plötzlich nicht mehr da sein? Als hätte sie Angst, er würde überfahren werden oder so etwas. Nate war ein SEAL, der würde es doch sicher schaffen, selbstständig über eine Straße zu gehen. Dass sie davor Angst hatte, dass Nate plötzlich auf einen Einsatz gerufen wurde oder sich vielleicht etwas angetan hätte, ahnte Shinji im Entferntesten nicht.

Nate beendete das Gespräch mit wenigen Sätzen und wandte sich dann wieder an Shinji: „Okay... ich glaube, ich sollte mal nach Hause."

Und ja, selbst Shinji hatte mitbekommen, dass das eventuell angebracht war. Dennoch bekam er da eine Sache nicht zusammen. Warum machte sich Nates Schwester Sorgen, wenn Nate ihn besuchte? Er wohnte gerade um die Ecke, da konnte wirklich nicht viel passieren. Eigentlich gab es dafür nur eine Erklärung: „Hast du deiner Schwester nicht gesagt, wo du bist?"

Aber Nate schüttelte den Kopf: „Meine Schwester weiß, dass ich auf Kerle stehe. Wenn ich ihr sage, dass ich bei dir bin, zählt sie eins und eins zusammen. Zumal sie schon damals die Vermutung hatte, dass da was zwischen uns gelaufen ist. Wäre das wirklich okay für dich?"

Jetzt stockte Shinji doch und er spürte, wie sein Herz gegen seine Brust hämmerte. Er wollte nicht, dass Nates Schwester sich sorgte, aber wenn er das verhindern wollte, hieß das, dass sie etwas ahnen würde. Selbst wenn es nur eine Vermutung war, fühlte es sich an, als würden sie das, was sie hatten, nach draußen tragen. Aus dieser Wohnung raus. Raus, aus den sicheren Wänden und so wie er Frauen kannte, würde sie die Klappe nicht halten können. Sie war Kellnerin, was, wenn sie einem ihrer Gäste das erzählte? Und wenn dieser Gast ein Arbeitskollege war oder jemand, der in seinem Haus wohnte?

Andererseits hatte Lily gerade wirklich ängstlich und besorgt geklungen und er wusste, dass Nate keine anderen Freunde hier hatte. Er konnte niemanden vorschieben. Das war echt eine unglaublich dumme Situation. Er wollte wirklich nicht, dass sich jemand wegen ihm schlecht fühlte und wenn er Nate das nicht erlaubte, wäre es seine Schuld, niemandes sonst.

Automatisch vergrub er sein Gesicht wieder in Nates Brust.

„Wenn du mir schwören kannst, dass sie es niemals weiter sagt... dann okay." Er atmete tief durch. Das war gar nicht so schlimm gewesen. „Aber sie darf es niemandem sagen! Und... und sie darf mich nie darauf ansprechen!"

Okay... jetzt war ihm doch nach weglaufen. Aber Nate würde schon wissen, was zu tun war. Wenn Nate seiner Schwester vertraute, dann hieß das doch was, oder? Andererseits... Nate hatte auch ihrer Clique vertraut. Das hatten sie beide und er hatte ja gesehen, wohin das geführt hatte. Warum mussten Menschen nur so scheiße sein?

Nate legte eine Hand auf seinen Hinterkopf und streichelte ihn sanft, bis er sich wieder ein wenig entspannt hatte. Der Unterschied zu damals war, dass Nate diesmal hier war. Egal was passierte, da war jemand, der ihn hielt und stützte und aufbaute. Er musste einfach darauf vertrauen, dass am Ende alles gut würde.

„Wenn ich ihr sage, dass ich die Nächte bei dir bin...", begann Nate dann langsam und sanft. „... und sie mich fragt, ob wir zusammen sind... was soll ich ihr antworten? ‚Nein, wir haben einfach nur wilden, leidenschaftlichen Sex'?"

Shinji löste sich sofort von Nate und funkelte ihn böse an. Dass er gleichzeitig dabei rot wurde, konnte er nicht verhindern. Eigentlich sollte er blass werden, aber er wusste, dass Nate seiner Schwester das nie so sagen würde.

„Erzähl ihr... wie es ist", grummelte er dann aber und seufzte schließlich. „Ich hab dir gesagt, wie ich es nicht definiere. Wie du es definierst ist deine Sache."

Aber es war für ihn auch nicht ‚nur Sex', er brachte es nur nicht über sich, Nate das auch so zu sagen.

Plötzlich wurde er an die Brust des anderen gedrückt und förmlich durch geknuddelt.

„Ehrlich, bei dir sterbe ich noch an Herzversagen", seufzte Nate verträumt und schaffte es damit tatsächlich, dass es in Shinjis Brust warm wurde. Es war schön, einen Menschen um sich zu haben, der einen so gern hatte und der ihn einfach nahm, wie er war.

Letztendlich stand Nate aber auf. „Du wirst noch früh genug kapieren, wie ich das hier definiere."

Nachdem Nate seine Sachen zusammen gesammelt hatte, standen sie gemeinsam vor der Eingangstür.

„Das sollten wir wiederholen. Auch wenn ich das Ende vom Film nicht mehr gesehen habe. Es war ein schöner Abend."

Shinji blinzelte vollkommen verwirrt: „Machst du mit mir Schluss?"

Die frage war nicht wirklich ernst gemeint, aber er war doch ein wenig erschrocken. Warum sagte Nate das? „Jedes Mal, wenn ich das gehört habe, habe ich die Frau danach nie wieder gesehen. Wann sind wir denn auf den Status der leeren Floskeln zurück gefallen?"

Eigentlich hatte er wirklich gedacht, sie wären weiter. Das war kein schönes Gefühl, wenn er ehrlich war. Und es passte so gar nicht zu dem, wie Nate gerade eben noch gewesen war. Hatte er was verpasst? Er hatte doch nur seine Sachen zusammen gesammelt. Eben gerade war doch noch alles gut gewesen...

„Kleiner, wenn ich könnte, würde ich dich sogar heiraten."

...? Das war ein ziemlich schneller und krasser Umschwung. Er kam da nicht mehr hinterher.

„Du bist echt irre...", murmelte er dazu nur, weil er wirklich nicht wusste, was er damit anfangen sollte. Nate meinte das sicher nicht ernst. Das war sicherlich auch nur so ein rhetorisches Ding. Oder er übertrieb absichtlich, um seinen Standpunkt klar zu machen.

„Aber wenn du mir nicht glaubst, dann machen wir doch gleich ein nächstes Date aus."

Bei dem Wort ‚Date' lief ihm ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Ob das jemals aufhören würde? Er wollte ja wirklich positiver reagieren, wollte akzeptieren, was er selbst empfand, aber das jahrelange davonlaufen davor, war immer noch so drin, dass er nichts dagegen tun konnte. Er wusste auch nicht, wie er das loswerden sollte. Aber solange sich das alles nur in seiner Wohnung abspielte, war es in Ordnung. Er konnte sich zumindest einreden, dass es in Ordnung war.

„Wann, wo, was?", fragte er möglichst locker. Nate musste nicht mitbekommen, dass er allein mit dem Wort schon ein Problem hatte.

Nate schien nichts bemerkt zu haben, denn der zuckte nur die Schultern und grinste ein wenig verschwörerisch:

„Wenn die Wahl bei mir liegt, dann sage ich: Heute Abend, beim Italiener, eine Riesenpizza."

„Okay... holst du mich ab?"

Als Nate sich eben so merkwürdig verabschiedet hatte, hatte Shinji schon befürchtet, einen einsamen Abend vor sich zu haben. Eigentlich war das nichts ungewöhnliches für ihn, aber aus irgendeinem Grund war er einfach davon ausgegangen, dass Nate so viel Zeit mit ihm verbringen würde, wie möglich. Er hatte es irgendwie als selbstverständlich angesehen und als das nicht mehr gegeben gewesen war, hatte er erst bemerkt, wie sehr er sich schon an die Anwesenheit des anderen gewöhnt hatte. Außerdem war er krank geschrieben... er wusste gar nicht, was er mit seiner Freizeit anfangen sollte.

Nate sagte ihm noch, dass er ihn um sieben abholen würde, dann war er weg. Eigentlich hätte Shinji sich einen Abschiedskuss erwartet, aber wenn man bedachte, wie er auf körperliche Nähe reagierte, war es wohl nur allzu verständlich, dass Nate sich zurück hielt. Shinji schloss die Tür mit einem Seufzen und ging zurück ins Wohnzimmer.

Plötzlich von der Stille überwältigt, setzte er sich an seinen Rechner in seinem Schlafzimmer, drehte dort die Musik auf und loggte sich in eins seiner online Spiele ein. Etwas anderes hatte er ja sowieso nicht zu tun.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo Leute^^
Ich muss mich mal wieder entschuldigen, aber wir kennen es ja kaum anders von mir^^"
Es gibt aber gute Neuigkeiten!
Da es mit dem NaNoWriMo gut vorwärts geht, werde ich die Story Ende des Monats evtl. zuende geschrieben haben.
Für euch bedeutet das mehrere Dinge.
1. Ich werde die nächsten 10 Wochen wöchentlich hochladen.
2. Danach wird es regelmäßig 2 Wöchentlich weiter gehen.

Es gibt allerdings noch eine große Ankündigung, die euch (wenn ihr das wollt) aber gar nicht betrifft.
Es war von anfang an geplant, dass ich diese Story irgendwann richtig veröffentliche, ich war mir nur nicht sicher, wie ich das tun will.
Ich wollte es meinen Fans nicht antun, die Story mittendrin auf ne Leseprobe umzustellen, aber ich wollte auch nicht warten, bis ich hier alles veröffentlicht habe, weil das noch eine Weile dauert.
Also habe ich einen Mittelweg gefunden: Ich werde hier weiter veröffentlichen und das Buch im Laufe des nächsten Jahres, als eBook online stellen.
3 Monate, nachdem ich hier das letzte Kapitel eingestellt habe, werde ich das Projekt dann zu einer Leseprobe zusammen stampfen. Ich hoffe, dass es bis dahin jeder gelesen hat, der es lesen wollte.

Euer Vor- und gleichzeitig Nachteil ist es, dass ihr hier die unbearbeitete Version zu lesen bekommt. Vorteil deshalb, weil ihr dann auch Szenen lesen könnt, die nachher vielleicht rausfliegen.
Nachteil ist natürlich, dass sich hier immer wieder noch Rechtschreibfehler etc. finden werden und das ganze nicht so rund ist, wie es hoffentlich am Ende sein wird.
Geplant ist die Veröffentlichung im ersten Halbjahr 2019, ich sage euch dann noch einmal Bescheid, wenn es so weit ist^^

Ich hoffe ihr nehmt mir das nicht irgendwie krumm, aber ich denke, ich habe hier eine schöne Lösung für alle gefunden.
Im Moment sind übrigens etwa 40 Kapitel fertig und ich hab noch mindestens 25000 Wörter vor mir. Das werden also voraussichtlich zwischen 50 und 60 Kapitel und insgesamt um die 140000 Wörter. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Onlyknow3
2018-11-12T21:16:09+00:00 12.11.2018 22:16
Zu deinem Buch wünsche ich dir alles gute. Mir gefällt die Story.
Es ist schön, wie sich Shinji sich entwikelt.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3


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