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Von der Kunst, richtig zu sein

von

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Erstes Mal

Nate setzte sich neben Shinji auf die Couch, näherte sich ihm aber nicht. Langsam fragte der Asiate sich, warum er den Deal überhaupt vorgeschlagen hatte, wenn Nate ihn nicht nutzte. Was brachte das denn? Sie verhielten sich mehr wie Freunde, als jemals zuvor. Was sollte das? Hatte Nate doch das Interesse verloren? Shinji verstand es nicht. Nate hatte doch so glücklich gewirkt.

"Und, alles gut zwischen euch?", fragte er, schließlich wollte er, dass es Nathan gut ging.

"Bestens", erwiderte Nate. "Ich soll am Donnerstag mit ihm was trinken gehen, das wird furchtbar. Aber ansonsten ist alles bestens."

Das... verstand Shinji irgendwie nicht. Warum furchtbar? Genau das hatte Nate mit ihm auch gemacht, als sie sich wiedergesehen hatten. Sollte doch also Routine sein, oder?

"Warum wird das furchtbar?", fragte er deshalb auch. "Ich dachte, du freust dich, ihn wieder zu sehen?"

"Das ganze wird einfach nur ein Besäufnis, deshalb wird es furchtbar." Ehm... und ihr Wiedersehen war keines gewesen? Shinji konnte sich noch immer an kaum etwas erinnern.

"War das nicht genau das, was wir auch gemacht haben? Wer hatte eigentlich die Wette gewonnen?", fragte er dann doch.

Doch Nate lachte nur: "Schuldig. Aber während du nur bis zu einem Filmriss trinkst, kauert er irgendwann neben der Straßenlaterne und kotzt sich die Seele aus dem Leib. Und meistens bin ich die vermeintliche Straßenlaterne."

Hmm... da wollte ihm wohl jemand nicht auf die Frage antworten. Ehrlich gesagt war ihm das lieber, als wenn Nate ihn anlog. Wer wusste schon, was an dem Abend passiert war? Vielleicht hatte Shinji gewonnen und sich was total peinliches in seinem Suff gewünscht? Oder Nate hatte eingesehen, dass es keinen Sinn hatte, ihn zu Aktivitäten zu zwingen? Wer wusste das schon? Nun... Nate... aber was sollte es. Es war auch nicht so wichtig.

"So, Film." Er rief Netflix auf und Nate rutschte an ihn heran, sodass ihre Schultern sich berührten. Ein bisschen entspannte Shinji das ja. Vielleicht bildete er sich die ganze Sache mit dem Abstand auch ein.

Sie scrollten eine Weile, bis Nathan ihn stoppte. "Was ist mit dem?"

'Logan', stand da und nachdem Shinji die Kurzbeschreibung gelesen hatte, wusste er auch, worum es ging.

Doch Nate nutzte lieber die Nähe und strich ihm über den Kopf. Ganz sanft, aber viel zu kurz. Shinji hatte kaum Zeit, um das Gefühl zu genießen, aber er tat es trotzdem. Und das ganz ohne schlechtes Gewissen, denn hier in seiner Wohnung würde es niemand sehen. Niemand würde es erfahren.

Durch die Bewegung konnte er sich auch noch etwas näher an Nate schummeln, sodass der notgedrungen danach einen Arm um ihn legen musste, wenn er ihn nicht total grob und unhöflich weg schubsen wollte.

"Kennst du X-Men?", überging Shinji die Situation einfach und tat so, als würde er gar nichts bemerken. "Das ist der Film über Wolverine."

"Den fand ich damals schon cool. Dann schauen wir doch den."

Shinji startete den Film und sie machten es sich auf dem Sofa gemütlich. Getrennt... zumindest anfangs. Schon während der ersten Szene wanderte der Arm, der hinter ihm auf der Sofalehne gelegen hatte, auf seine Schulter und ehe er es sich versah, hatte Nate ihn an sich gezogen. Das war echt filmreif, da hätte nur noch das vorausgehende, falsche Gähnen gefehlt.

Endlich, war sein erster Gedanke dazu. Sein zweiter war, wie angenehm es doch war, den anderen so nah zu spüren. Und der dritte, wie einfach es ihm jetzt schon fiel, das einfach zu akzeptieren.

"Mann, ist der Kerl alt geworden.", kam der Kommentar von seinem Kuschelkissen.

Shinji änderte noch etwas die Position, damit er es gemütlicher hatte und genoss dann die Nähe des anderen. Dumm war nur, dass er sich jetzt kaum noch auf den Film konzentrieren konnte. Die Eindrücke, die er von Nate bekam, waren viel intensiver. Sein Geruch, sein Herzschlag, seine Wärme und einfach das Gefühl, so nah bei ihm zu sein. Deshalb antwortete er auch nur geistesabwesend mit einem 'Hmhm'.
 

Während Nate sich zunehmend entspannte, je länger der Film andauerte, hatte der andere Körper exakt die gegenteilige Wirkung auf Shinji. Die Nähe zu Nate erregte ihn, sowohl im sexuellen Sinne als im anregenden. Deshalb war er auch etwas irritiert als Nate sich so gar nicht rührte, als der Abspann des Filmes lief, den Shinji keine Sekunde lang verfolgt hatte.

"Nate?", fragte er verwirrt. Aber Nate schlief. Tief und fest. Na toll...

Kurz kamen Shinji tatsächlich ein paar unanständige Gedanken, aber Nate so zu wecken, war ihm dann doch ein wenig zu offensiv.

Stattdessen drehte er sich etwas und strich mit seiner Hand leicht über Nates Wange. "Hey...", sagte er sanft. "Du solltest dich lieber hinlegen. So bekommst du nur Rückenschmerzen..."

Nate murrte müde, zog Shinji noch fester an sich und ließ sich dann einfach mit ihm zur Seite fallen. "Liegst du bequem? Ja? Ich auch... gute Nacht."

Shinji musste lachen, schmiegte sich aber sogar kurz an ihn. Als Nathan ihm über den Rücken streichelte, erschauerte er stark. Sein Körper war komplett überreizt und sein Geist schon seit Stunden nur noch mit unanständigen Bildern gefüllt. Eine etwas intensivere Berührung hätte ihn wahrscheinlich zum keuchen gebracht.

Als er Nates Blick auf sich spürte, grinste er zu ihm hoch: "Wie schade. Ich hätte da viel interessantere Aktivitäten als schlafen im Sinn."

Nate hob amüsiert, aber auch deutlich interessiert eine Augenbraue und kam ihm schon etwas näher. "Ach ja?", fragte er und gab ihm einen sanften Kuss auf die Unterlippe. Es war ein wenig, als hätte sein Freund nur darauf gewartet, dass er den ersten Schritt machte. "So etwas?" Dann küsste Nate ihn noch einmal, diesmal richtig und so intensiv, dass sich Shinji leicht zu winden begann, vor Erregung. "Oder so etwa?"

Und plötzlich lag Nathan über ihm, eine Hand unter seinem Shirt und die Lippen an seinem Hals. "Oder doch lieber so etwas?"
 

Es war wundervoll gewesen. Traumhaft. Besser, als Shinji es in Erinnerung hatte, wenn auch ein wenig schmerzhafter. Es hatte sich heraus gestellt, dass Nathan die ganze Zeit schon ein Kondom und ein Tütchen Gleitcreme in der Hose gehabt hatte. Dennoch war das eine zweite Entjungferung und dementsprechend unangenehm. Aber das war schnell verflogen. Wesentlich schneller als gedacht und sie hatten sich beide in immer höhere Höhen getrieben.

Bis es dann irgendwann vorbei gewesen war...

Shinji fühlte sich komisch. Er konnte nicht genau sagen was es war, aber er fühlte sich nicht gut. Schon kurz nachdem er zum Höhepunkt gekommen war und Nathan sich von ihm gelöst hatte, waren ihm Tränen in die Augen gestiegen. Aber er wusste nicht warum. Es war perfekt gewesen, warum fühlte er sich plötzlich so elend?

Druck, wie von einem Panikgefühl, legte sich auf seine Brust, während er versuchte sein Gesicht in Nathans Brust zu verstecken, damit der bloß nichts mitbekam. Er konnte doch nicht zu heulen anfangen, direkt, nachdem sie das erste Mal Sex gehabt hatten! Vor allem nicht nach gestern. Nicht, dass Nate noch dachte, er hätte etwas falsch gemacht. Denn das hatte er nicht und Shinji wollte nicht, dass er sich schlecht fühlte, nur weil mit ihm jetzt die Emotionen durchgingen. Was war denn los?

Doch als die ersten Tränen fielen, wurde ihm klar, dass Verbergen keine Option mehr war.

"Es tut mir leid", sagte er vorsorglich, das Gesicht immer noch an der Brust des anderen vergraben, weil er gerade nicht weg konnte. Dieser andere Körper war das einzige, was ihn gerade noch zusammenhielt. Was war denn nur los?

Starke Arme legte sich um ihn und er spürte, wie Nate den Kopf schüttelte. Wohl um ihm zu zeigen, dass er sich nicht entschuldigen brauchte, dabei hatte er wirklich das Bedürfnis dazu. Denn das, was Shinji hier tat, war doch nicht richtig. Man heulte doch nicht nach dem Sex. Zittern vor Lust - ja, aber nicht flennen.

"Gut, Sofa auch abgehakt." Hörte Shinji da plötzlich und er gluckste leise - leider endete es in einem Schluchzen. Doch er ging auf den Scherz ein. Dieses Spiel zwischen ihnen kannte er ja schon und er war sich sicher, Nate konnte ihn auch diesmal beruhigen. Shinji vertraute darauf und es war das einzige, was ihn davon abhielt, sich zitternd und schluchzend zu einem Ball zusammen zu rollen und die ganze Welt auszuschließen.

"Du führst also eine Liste?" Seine Stimme war weit weg von einem Zustand, den man stabil nennen konnte, doch er ignorierte das. Genauso, wie Nate es ignorierte. Vielleicht ging es so ja weg... "Was steht denn sonst noch drauf?"

"Hmm... der Küchentisch, die Dusche... das Bett wäre sicher auch ganz nett... noch mal das Bett aber die andere Seite... oh... und natürlich der Vorraum!"

Während Nate ihm sanft den Nacken kraulte, ließ der Druck auf der Brust ein wenig nach. Es schien zu klappen. Also spielte er auch weiter mit.

"Beide Seiten vom Bett? Dann aber mindestens noch zweimal. Mit dem Kopf jeweils zum Fußende." Was man so für einen Nonsense reden konnte, aber es half, das war die Hauptsache. "Und der Vorraum? Das wird doch mega unbequem. Nicht, dass dich das interessieren müsste. Ich bin ja der mit den Rückenschmerzen danach."

Nathan lachte leise. Shinji hörte, dass es nicht ganz ehrlich war, aber das tiefe Brummen beruhigte ihn zusätzlich. "Eigentlich dachte ich mehr an was vertikales. Ich halte dich und die Wand macht den Rest. Oder war es umgekehrt?"

"Wie? Du hältst die Wand und ich mache den Rest? Das ist aber eine unfaire Arbeitsverteilung. Die Wand ist doch viel zu schwer für dich."

"Ich hab genug Spinat gegessen, dass ich die Wand mit meinem kleinen Finger halten kann."

Als Shinji diesmal über diesen vollkommen unwitzigen Witz gluckste, hörte man kein Schluchzen mehr. Stattdessen drückte er sich noch enger und schutzsuchend an Nate. "Wie viel einfacher alles mit dir sein kann...", murmelte er. Und es stimmte. Er wusste, dass er ohne ihn Stunden mit diesen Gefühlen gekämpft hätte, die er noch immer nicht zuordnen konnte und die ihm unsagbar peinlich waren. Aber auch wenn Nate sicherlich nicht begeistert davon war, so sagte er nichts. Machte ihm keine Vorwürfe und verurteilte ihn nicht. Er legte die Arme nur noch enger um ihn, knuddelte ihn kurz förmlich und hauchte nur ein Wort "Shinji...". Und in diesem Wort lag so viel Liebe und so viel Herz, dass Shinji gar nicht anders konnte, als sich zu entspannen und sich auf diesen Gefühlen forttragen zu lassen.

"Nate... ich..." Und plötzlich war die Realität wieder da und die Worte, die er fast ausgesprochen hätte, hämmerten in seinem Kopf zusammen mit Gefühlen und Erinnerungen, die so gar nicht dazu passten. Übelkeit schwoll so gewaltig in ihm an, dass er sich sich sofort weg drückte, noch eine Entschuldigung hervorwürgte und dann ins Bad verschwand um sich geräuschvoll zu übergeben.
 

"Trinkst du deinen Tee mit Honig?" Nur Augenblicke später stand Nate in der Tür und Shinji konnte nicht mehr, als den Kopf als Antwort zu schütteln. Zusammengesunken kniete er neben der Toilette und traute sich kein Wort zu sagen, aus Angst, dass der Rest des Abendessens auch wieder raus wollte.

Er schämte sich so unglaublich. Wie hielt Nate es nur mit ihm aus? Jeder andere wäre längst zutiefst beleidigt gegangen und Shinji hätte es ihm nicht einmal übel genommen. Er hätte es verstanden.

Aber Nate blieb und es schürte die Gefühle nur, die er für ihn empfand, was letztlich nur dazu führte, dass er sich noch elender fühlte.

Wir führen keine Beziehung, versuchte er sich einzureden. Wir führen keine, es ist alles gut. Niemand hat es gesehen, niemand wird es erfahren. Es ist alles gut. Dass da mehr war... das war nicht schlimm. Das musste er nicht aussprechen, das konnte sein Geheimnis bleiben. Er trug es seit 15 Jahren in sich, hatte es neu entdeckt und es würde niemals jemand erfahren.

Langsam... ganz langsam und vorsichtig stand er auf. "Ich zieh mich mal an..." Doch er stoppte noch bevor er nur einen Schritt getan hatte.

Er stoppte, weil die Vorstellung, so in Kleidung zu steigen, ihn anwiderte. Er widerte sich selbst an. Er war schmutzig... er fühlte sich so unsagbar schmutzig. Er konnte sich so nicht anziehen.

Aber unter der Dusche würde er wieder versacken. Diesmal würde es nicht bei geröteter Haut bleiben und davor hatte er Angst. Würde er jetzt duschen, er würde sich die Haut blutig schrubben und wer wusste, was sonst noch. Selbst wenn er sich die Haut abzog, würde das Gefühl ja nicht verschwinden, aber was sonst tun? Er wollte ja klar bei Verstand bleiben, aber es fiel ihm so schwer.

Was wusste er? Er wusste, dass etwas gerade ganz und gar nicht in Ordnung war. Er wusste, dass es an dem lag, was sie gerade getan hatten und daran, was er nach Nathans Worten kurz empfunden hatte. Wahrscheinlich hatte er eine Panikattacke... wenn er Pech hatte, war es ein kleiner Nervenzusammenbruch und er wusste schon, zu was das noch führen würde. Man sollte ihn nicht allein lassen.

Es blieb nur eine einzige Option und auch wenn alles in ihm dagegen schrie, zwang er sich dazu, sich an Nate zu wenden. "Gehst du... mit mir duschen?"

Nathan zögerte. Shinji verstand das und es war sinnvoll, dennoch hätte er ihn dafür gerade gerne geschlagen. Wehe er würde nachfragen. Wehe er würde irgendwas sagen. Shinji konnte nichts mehr stand halten. Er wollte nur dieses Gefühl loswerden.

Und - zum Glück - Nate verstand. Er nickt sachte und ging zur Duschkabine, um das Wasser schon einmal warm laufen zu lassen. Als er es als in Ordnung befunden hatte, machte er ihm Platz: "Nach dir."

Als Shinji eintrat, wusste er nicht wirklich, was er erwartete. Keine Ahnung was Nate jetzt tun sollte, damit das weg ging, aber er wusste, dass er nicht allein sein konnte - es gar nicht durfte. Allein Nates Anwesenheit hinderte ihn schon daran, das Wasser heiß zu stellen. Das war schon einmal etwas. Dennoch war er mehr als verkrampft, als er nach dem Duschzeug griff und begann sich ein zu schäumen.

Als Nate den Duschkopf nahm, um ihm beim abwaschen zu helfen, verzog er kurz, und Shinji bekam einen ganzen Schwall Wasser ab.

"Entschuldige", lachte Nate verkrampft, schien dann aber die Situation zu nutzen, um ihm die Haare ganz nass zu machen.

Erst wollte Shinji protestieren, aber dann erinnerte er sich, wie gerne Nate mit seinen Haaren spielte. Vielleicht konnte er ihm damit ja einen Gefallen tun. Als drehte er sich mit dem Rücken zu ihm, ließ sich von der riesigen Pranke die Augen abschirmen und legte den Kopf etwas in den Nacken. Halb blind griff er nach dem Shampoo und reichte es weiter. "Willst du?"

Der Kopf war immerhin keine kritische Zone und irgendwie... wollte er Nate schon danken, für das, was er die ganze Zeit für ihn tat. Er konnte ihm gerade nicht mehr geben, aber es war doch letztlich der Gedanke dahinter, oder?

"Tz... ob ich will, fragt er."

Es war die richtige Entscheidung gewesen, denn er merkte deutlich, dass Nate sich ausgiebig Zeit nahm. Wenigstens konnte er ihn so ein wenig dafür entschädigen, dass er ihm so viel Arbeit machte. Ein angenehmer Nebeneffekt war auch, dass er selbst etwas entspannte. Er konnte bei der Kopfmassage gar nicht anders.

Irgendwann schirmte Nate seine Augen ab, legte seinen Kopf ein wenig nach hinten und spülte das Shampoo wieder aus.

"Blitzeblank", sagte er und verwuschelte Shinji noch einmal die Haare.

"Danke...", murmelte Shinji, was das rauschende Wasser fast übertönte. Er zögerte kurz, nahm aber dann das Duschgel noch einmal zur Hand, um diesmal Nate einzuschäumen. Er merkte wie der kurz die Luft anhielt, sich dann aber auch wieder entspannte. Vielleicht verstand Nate nicht, warum er das machte, aber wie schon am Sonntag, musste er das machen. Er wollte sich von seinen Komplexen nicht übermannen lassen, nicht diesmal. Nicht bei Nate. Er wollte, dass das funktionierte. Er wollte ihm irgendwann einmal Nahe sein, ohne danach Panik zu bekommen, dafür durfte er nicht anfangen ihm aus dem Weg zu gehen. Das hier sollte funktionieren.

Es war ein besonderes Gefühl, den Körper von Nate durch den Schaum hindurch zu spüren, obwohl er nur bei dem Oberkörper blieb. Es war nicht das erste Mal, dass er einen anderen Menschen einschäumte, aber bei Nate war es anders, wie alles andere auch.

"An meinen Kopf kommst du wohl nicht ran", lachte der zwei Meter Riese und entlockte Shinji sogar ein kleines Grinsen.

"Du könntest dich ja setzen." Doch der Vorschlag brachte Shinji nur eine gehobene Augenbraue ein: "Als hättest du dann hier drin noch Platz."

Das war ein Argument, denn die Kabine war für sie zwei, wenn sie standen, schon ein wenig eng. Nate würde mit seinen langen Beinen zu viel Platz einnehmen.

Also mussten sie sich damit zufrieden geben, dass Shinji Nate nur abbrausen konnte, doch der nutzte die Gelegenheit sich für den scheinbaren Ausrutscher vorher zu revanchieren und Nate auch Wasser ins Gesicht zu spritzen.

"Ups", kommentierte er das mit einem unschuldigen Lächeln.

Nathan knurrte zur Antwort amüsiert und grinste Shinji teuflisch an, als er ihm geschickt den Duschkopf aus der Hand.

"Oh, Kleiner. Das hättest du nicht machen sollen." Mit diesen Worten stellte er die Temperatur kurz auf kalt und übergoss Shinji damit, der aufquiekte und sofort zurückwich.

"Bah, das kriegst du zurück.", zischte er, aber das Schmunzeln, das um seine Lippen zuckte, zeigte deutlich, dass er das noch immer im Spaß meinte. "Irgendwann, wenn du es nicht erwartest." Diese halbe Drohung war hauptsächlich dem Umstand geschuldet, dass er gerade nicht wirklich kreativ war.

"Oooh, ich bin gespannt." Nate grinste breit und Shinji befürchtete, dass er wusste, dass das nur leere Worte gewesen waren.

Aber statt noch weiter darauf einzugehen, tat Nate ihm den Gefallen und drehte das Wasser ab und trat aus der Kabine.

Shinji erwischte sich erst viel zu spät dabei, wie er auf den Hintern seines Freundes starrte, als der sich zu dem kleinen Schrank vorbeugte um dort Handtücher heraus zu holen.

Kurz flackerte Scham in ihm auf. Scham darüber, solche Gelüste zu haben, aber diesmal schaffte er es, dieses Gefühl wieder zu begraben, was auch an Nate lag, der ihm das Handtuch nicht einfach gab, sonders es ihm aufhielt und ihn dann regelrecht darin einwickelte. Erst dann nahm der sich ein eigenes Handtuch. Shinji wurde richtig warm ums Herz. Es war eine so kleine Geste, aber sie zeigte so viel Liebe. Es war unmöglich sich in Gegenwart dieses Mannes nicht wohl zu fühlen. So konnte er auch das Gefühl ignorieren, noch immer nicht sauber zu sein. Selbst Nate konnte das wohl nicht ändern, aber das war in Ordnung. Wenn das Gefühl schmutzig zu sein, der Preis dafür war, mit einem so wundervollen Menschen zusammen zu sein, dann war er bereit, ihn zu zahlen. Nate war es wert.

"Ich nehme an, du bist müde. Wenn du willst, leg dich ruhig schon ins Bett, ich bleibe noch im Wohnzimmer."

Shinji war definitiv zu wach, um jetzt schlafen zu gehen. Er hatte bis in den Nachmittag geschlafen und er war sowieso das Arbeiten in der Nacht gewohnt. Er konnte noch nicht schlafen, aber Nate hatte einen anderen Tagesrhythmus und den wollte er nicht unnötig stören. Obwohl er, wenn er ehrlich war, immer noch ein wenig Angst davor hatte, allein zu sein. Aber da musste er jetzt eben durch. Nate hatte genug Arbeit mit ihm, er würde ihm nicht auch noch den Schlaf nehmen.

"Siehst du noch fern?", fragte sein Freund dann aber. "Falls ja, würde ich mitmachen."

"Bist du sicher?", fragte Shinji sofort. "Es... es ist wirklich spät."

Wieder kribbelte Wärme in seiner Brust. Ob Nate ahnte, dass er nicht allein sein wollte? Oder ob er selbst vielleicht noch nicht genug von ihm hatte? Beides waren unglaublich schöne Vorstellungen.

Als Nate nickte, gingen sie zusammen ins Wohnzimmer und Shinji setzte sich wieder vor seinen Laptop.

"Worauf hast du denn Lust? Normales Fernsehen habe ich nicht, nur Netflix, also könnten wir uns eine Serie raus suchen." Wenn er nicht arbeitete oder spielte, schaute er Serien. Mehr Hobbies hatte er nicht wirklich, aber die waren auch zeitfressend genug.

"Serien sind immer gut", antwortete Nate, aber Shinji war sich nicht einmal sicher, ob das die Wahrheit war. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Nate im Fernsehen viel anderes als Nachrichten schaute, aber solange sein Freund sich nicht beschwerte, konnte er ihm auch nicht helfen.

"Whoa, das nächste Mal nehme ich Klamotten mit. Das ist echt furchtbar, dass ich ständig in deinen rumlaufen muss."

Er sah auf und musste sich ein Grinsen verkneifen. Nate trug zwar mittlerweile sein eigenes T-Shirt, aber eine kurze Trainingshose von Shinji und die sah doch sehr... kurz aus. Und ein bisschen eng, aber Shinji lenkte seinen Blick schnell wieder auf den Bildschirm.

Nate und er legten sich kurz darauf aufs Sofa und begannen die Serie, doch es war, wie er schon vermutet hatte: Sein Freund schlief keine halbe Stunde später ein.

Schmunzelnd löste sich Shinji von ihm, setzte sich wieder an seinen Laptop, setzte sich Kopfhörer auf und begann noch zu spielen. Mit Nate direkt bei ihm, war er relativ ruhig und das Spiel half ihm ebenfalls, seine Gedanken aus gefährlichen Gefilden fern zu halten. Um 3 Uhr morgens war er dann endlich müde genug, dass er sich zu seinem Freund legen konnte, auch wenn das Sofa etwas eng war. Nate schien kurz wach zu werden, denn er wechselte die Position, um ihm mehr Platz zu machen und zog ihn zu sich. Aber kurz darauf war dessen Atem wieder gleichmäßig und auch Shinji driftete bald weg.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hab momentan mit dem Werk wiklich eine Schaffenskrise, was ich nicht verstehe, weil die Story mega beliebt ist :/
Es tut mir leid für alle Fans, aber wenn es euch beruhigt:
Ich habe immer noch 10 Kapitel fertig, ich werd jetzt also wieder anfangen 2 wöchentlich hochzuladen und ich lade es jetzt einfach hoch, egal ob ich es gut finde oder nicht.
Ich habe auch vor, die Story während des NaNoWriMo im November fertig zu schreiben. Also ist auf jedenfall Land in Sicht^^

Ich hoffe es hat euch gefallen, ich würde mich (besonders über positive) Rückmeldung sehr freuen, aber kein Stress.

Ich will nochmal auf die Parodie hinweisen, die mittlerweile schon drei Kapitel hat: https://www.fanfiktion.de/s/5b6a0c2500093d3312d3ed9e/1/Von-der-Kunst-und-so
Ich kann die Story wirklich uneingeschrnkt empfehlen. Sie ist wirklich witzig, auch wenn ich immer noch bedaure, dass Nate kein Hund wurde, das war nämlich auch mal in der Diskussion :D

Wünsche euch einen angenehmen Restsonntag und bis in zwei Wochen! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yunaxxx
2018-09-30T19:51:18+00:00 30.09.2018 21:51
danke fürs Kapitel. Alle zwei Wochen ein neues Kapitel hört sich klasse an. Freue mich jetzt schon darauf, wenn die zwei Wochen vorbei sind
Antwort von:  Lyndis
30.09.2018 21:52
Vielen lieben Dank für den Kommi :)


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