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I eleniël orco

Die Sternentochter des Orks
von

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Weggespräche

Natürlich hatte Aragorn dem zugestimmt, dass es Legolas war, der zu seinem Vater reisen würde, um ihn zu warnen. Aragorn schien sogar recht froh gewesen zu sein, dass Legolas noch am selben Tag von sich aus zu ihm gekommen war, da er selbst schon überlegt hatte, seinen Freund zu schicken, ebenso aber auch geahnt hatte, dass dieser eventuell auch lieber bei ihm bleiben würde, ansonsten vielleicht aber niemanden auf die Schnelle hätte finden können. Dass Earenis mitkommen wollte, fand er zwar ebenso verwunderlich wie Legolas und Gimli, fand aber auch wie sie keinen Grund, der dagegen sprechen würde.

Also hatte Earenis ein Pferd bekommen und brach nun, am nächsten Morgen, zusammen mit den zwei Freunden auf. Legolas, nachdem er Gimli hinter sich auf sein Pferd geholfen hatte, trieb sein Tier an, warf aber dabei einen abschätzenden Blick auf die Halbelbin. Seit den Geschehnissen im Gasthaus wurde er einfach nicht schlau aus ihr. Noch in dem Moment, in welchem er sie mit der Waffe in der Hand erwischt hatte, war die Welt so einfach für ihn gewesen. Ihr Vater war ein Ork, also besaß auch sie böses Blut, das sie zu bösen Taten verleitete. Immerhin verlangte sie Geld dafür, um anderen Leuten zu helfen!

Aber dann… Statt zu den angreifenden Orks überzulaufen, hatte sie für Aragorns Rettung gekämpft (und Legolas musste sich eingestehen, dass sie in diesem Moment die einzige gewesen war, die nennenswert etwas hatte ausrichten können). Das hatte sein gesamtes Bild von ihr auf den Kopf gestellt. Noch immer war sie raubeinig und hüllte sich in eine harte Schale. Aber er hatte das dumpfe Gefühl, dass sich darunter ein weicher, verletzlicher Kern verbarg, der geschützt werden wollte.

Und das verwirrte ihn mehr als alles andere: dass er, seit er so sehr über sie nachdachte, immer mehr das Bedürfnis verspürte sie schützen zu wollen. Sie musste in ihrem Leben viel Unrecht erfahren haben. Das hatte sie mit Sicherheit zu dem gemacht, was sie war. Allmählich glaubte er sie zu verstehen.

Diesen Gedanken nachgehend, ritt er gen Osten. Earenis hielt sich ein wenig hinter ihm, so dass er sie, wenn er sich nicht gerade auffällig umdrehen wollte, nicht beobachten konnte.

Was ging in ihrem Kopf vor sich? Was bewegte sie zu dem, was sie tat? War es ein Bedürfnis nach Gerechtigkeit? Oder doch nur ein Erfüllen niederer Triebe?

Gelegentlich sprang Mistaroa kläffend davon und erschreckte die Pferde. Manchmal jagte er einfach nur Luft, manchmal hatte er tatsächlich Beute ausgemacht. Ansonsten passierte nichts Spannendes. Die Natur war friedlich, wintergrau doch ereignislos. Stille hatte sich über das Land gelegt, der Winter war nah. Bald würde mit Sicherheit der erste Schnee fallen.

„Erzähl uns doch ein bisschen von dir“, bat Gimli mitten in die Stille hinein.

„Ich bin Söldnerin, was soll man da groß erzählen?“, lautete die knappe Antwort.

„Nun, es ist doch sehr ungewöhnlich, dass eine Frau das Schwert schwingt“, versuchte es Gimli erneut.

„Sehe ich gewöhnlich aus?“, antwortete Earenis pampig. Kurz darauf fuhr sie dennoch fort: „Die Welt ist gefährlich und ich stehe für mich allein; ich habe sonst niemanden, der mich beschützt. Also mache ich das selbst.“

„Und wer hat dich dann das Kämpfen gelehrt?“, fragte nun auch Legolas erhielt allerdings nur ein Schnauben als Antwort. Missmut kam in ihm auf. Gimli brachte sie zum Reden und bei ihm wurde sie gleich böse? Er hatte sich doch entschuldigt, das sollte doch reichen!

„Du hast jedenfalls einen… eigenwilligen Stil“, fuhr Gimli fort.

„Hab‘s mir selbst mehr oder weniger beigebracht“, sagte sie leise. „Manchmal gab es jemandem in dem einen oder anderen Söldnertrupp, der mir ein bisschen was gezeigt hat, aber das meiste hab ich mir angeeignet. Ist nicht perfekt, ich weiß, aber Orks macht es einen Kopf kürzer.“

Gimli lachte tief auf. „Was ja die Hauptsache ist, will ich meinen! Und natürlich, dass man selbst aus der Sache wieder heraus kommt!“

Earenis kicherte. „Das stimmt wohl. Und es klappt ja, wie man sieht!“

Legolas bemerkte, wie der Missmut sich verstärkte. Oder war es vielleicht doch etwas anderes? Warum missfiel es ihm, dass sein Freund so gut mit Earenis reden konnte und er nicht? Schon allein dieser Umstand, dass er sich das tatsächlich fragte, verstärkte seinen Missmut noch mehr. Gimli und Earenis jedenfalls verfielen in ein angeregtes Gespräch über die kuriosesten Begebenheiten während diverser Kämpfe, die ihnen passiert waren. Legolas hielt sich vornehm zurück und richtete den Blick stur geradeaus. Wenn die beiden sich so prächtig verstanden, wollte er ja nicht mehr stören…



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