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I eleniël orco

Die Sternentochter des Orks
von

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Unliebsame Begegnungen

Earenis wollte lieber nicht auf ihr Bein sehen. Wenn sie dieses seltsam verdrehte Ding sah, schmerzte es gleich noch mehr. Verfluchte Orks! Zum Glück hatten sie sich noch nicht an ihr vergangen, die Schläge und Schnitte waren schlimm genug.

Man hatte sie zusammen mit Mistaroa in einen kleinen Käfig gesperrt, aus dem man sie gelegentlich zerrte, um sich seinen Spaß mit ihr zu erlauben. Eine Fluchtmöglichkeit hatte sich bis jetzt noch nicht ergeben. Umso erstaunter war sie, als ganz unverhofft Rettung nahte. Weniger erfreulich war, wie diese Rettung aussah.

Es waren Noldor, das erkannte sie gleich, und als sie das Banner sah, wusste sie auch, wer der hochgewachsene Anführer der Soldaten war: Elrond von Bruchtal.

Unbeteiligt verfolgte sie den Kampf aus ihrer dunklen Ecke heraus. Auch wenn die Orks zahlreich waren, so war der Kampf doch bald entschieden. Ebenso bald hatte man sie gefunden und das Schloss des Käfigs aufgeschlossen. Finster sah die dem Fürsten entgegen, als er kam und sich ansah, was seine Männer da gefunden hatten. Er hatte ihre Mutter damals aus Bruchtal vertrieben, er war Schuld an allem!

„Ceomon, Rethtulu, schnell, meine Tasche! Sie ist verletzt“, wandte er sich an zwei hochgewachsene Noldor an seiner Seite.

Diese eilten sogleich los, während zwei der Menschen, die die Noldor begleitet hatten, sie vorsichtig aus dem Käfig hoben. Schon längst hatte sie König Elessar ausgemacht, immerhin besaß er eine zu markante Gestalt, um ihn nicht sofort als den König Gondors und Arnors zu erkennen. Im Moment hatte sie jedoch andere Sorgen, als sich den Kopf über den König zu zerbrechen, denn ihr Bein schmerzte wieder höllisch. Zischend sog sie die Luft zwischen den Zähnen ein.

„Vorsicht!“, mahnte Elrond die Männer.

Sie legten sie auf einen eilig ausgebreiteten Umhang und sogleich nahm Herr Elrond ihre Wunden genauer unter die Lupe. In dem Moment kamen auch Ceomon und Rethtulu mit der Tasche wieder, die verdächtig nach Kräutern roch.

„Haltet sie fest“, befahl der Fürst ihnen nun. An Earenis gewandt fügte er an: „Dein Knie ist ausgerenkt. Bevor wir irgendetwas anderes mit dir anstellen, muss es wieder gerichtet werden. Das wird wehtun, also sei tapfer.“

Missmutig brummte sie ihre Zustimmung. Es passte ihr gar nicht, dass ausgerechnet dieser Halbelb ihr über den Weg lief. Bis jetzt hatte sie das Verborgene Tal erfolgreich meiden können.

Die beiden Noldor, anscheinend Diener des Fürsten, packten sie bei den Schultern und Armen und drückten sie fest zu Boden. Elrond kniete sich neben ihre Beine und griff fest nach dem verletzten. Dann gab es einen kurzen Ruck, gefolgt von einem fürchterlichen Schmerz und Earenis schrie peinvoll auf, auch wenn sie sich vorgenommen hatte, es nicht zu tun. Sie lehnte sich gegen die Hände auf, die sie fest hielten, doch schon bald war alles vorbei. Elrond holte aus seiner Tasche Verbandszeug, welches er noch vorläufig provisorisch fest um das verletzte Knie band.

König Elessar hatte mittlerweile die Höhle durchsuchen lassen, doch keine weiteren Orks waren auffindbar. Sie hatten alle getötet. Da es damit hier nichts mehr zu tun gab, hieß Elrond Rethtulu sie vorsichtig nach draußen zu tragen und sie verließen diesen stinkenden Ort.

Endlich wieder frische Luft atmen! Zunächst war Earenis von der Helligkeit des Tages geblendet, doch sie genoss den Wind auf ihrer Haut. Sie wusste nicht, wie lange sie gefangen gewesen war, wahrscheinlich mehrere Tage. So tat es gut, endlich wieder in Freiheit zu sein.

Herr Elrond sah zusammen mit König Elessar nach den Verletzten, deren Zahl nicht allzu hoch war. Indes gab man Earenis zu essen und zu trinken. Beides schlang sie gierig hinunter. Dann kamen die beiden hohen Herrschaften wieder zu ihr, dieses Mal gefolgt von einem blonden Noldo, von dem Earenis annahm, er sei Glorfindel, und, zu ihrem Erstaunen, auch Legolas und Gimli. Nicht, dass sie die beiden jemals zuvor gesehen hatte, aber einen laegel in Begleitung eines Zwergs sah man wohl nur einmal im Leben.

Herr Elrond versorgte nun auch ihre übrigen Wunden und verband ihr Bein ordentlich. Erst, als er ihr noch etwas zu essen hatte bringen lassen, erlaubte er es, ihr die obligatorischen Fragen zu stellen.

„Wie ist dein Name?“, wollte König Elessar von ihr wissen.

„Earenis“, antwortete sie widerstrebend. Ihr gefiel die ganze Situation nicht.

„Was treibt dich in diese Gegend?“, fragte der König weiter ungeachtet des Knurrens Mistaroas, der das Unwohlsein seiner Herrin spürte und so alle warnte ihr etwas anzutun.

„Dasselbe wie Euch, nehme ich an“, antwortete sie schnippisch. „Nur dass ich dummer Weise nur meinen Hund dabei habe.“

„Weißt du etwas über diese Orks?“, mischte sich nun Herr Elrond ein. „Weißt du, warum sie auf einmal wieder in so großer Zahl so weit abseits des Gebirges auftauchen?“

Sie sah ihn hasserfüllt an, doch auch wenn ihm dieser Blick freilich nicht entgangen sein konnte, zuckte er nicht mit der Wimper.

„Nein, ich weiß nichts davon“, sagte sie bemüht beherrscht. Elrond sehen zu müssen, ließ alles in ihr wieder aufkochen, was sie über Jahre tief begraben geglaubt hatte. „Das heißt, vielleicht doch. Während meiner Gefangenschaft habe ich die Orks reden hören. Sie erzählten von einem neuen Herrn weiter im Norden, aber ich weiß nicht, wer das ist. Sie nannten ihn lediglich Ghâshburz.“



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