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I eleniël orco

Die Sternentochter des Orks
von

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Dunkle Zeichen

Earenis ließ höchste Vorsicht walten. Wenn sie hier wirklich einem größeren Orklager auf die Schliche gekommen war, wie sie es vermutete, dann war hiermit nicht zu spaßen. Mistaroa bemerkte, dass seine Herrin bedeutend vorsichtiger war, und verhielt sich nun dementsprechend.

Langsam schlichen sie näher. Die Fußspuren ließen darauf schließen, dass hier öfters ein- und ausgegangen wurde, ebenso, dass es sich um mehrere Personen handeln musste; die Stiefelabdrücke unterschieden sich in Größe, Form und Tiefe. Manchmal ließen sich auch kaum noch erkennbare barfüßige Abdrücke ausmachen.

Der Eingang, nicht mehr als ein schmaler, natürlich entstandener Tunnel, der nur grob erweitert wurde, schien unbewacht zu sein. Ungewöhnlich. Earenis runzelte die Stirn. Der Geruch, der  ihr entgegenwehte, war charakteristisch, das stand fest. Ansonsten war es aber verräterisch ruhig.

Vorsichtshalber zog sie leise ihr Schwert. Dann wagte sie sich langsam voran. Es war dunkel im Orkstollen und schon bald ließ das Licht, das vom Eingang her herein fiel, stark nach. Sie musste aufpassen, wohin sie trat, denn der Boden war uneben und wenn überhaupt, nur grob bearbeitet. Der Gang wand sich, wurde mal breiter, mal schmaler, was ihre Theorie bestätigte, dass hier ein natürlicher Raum genutzt wurde.

Eine Weile war es ruhig. Aus einem ihr unerfindlichen Grund beunruhigte sie das eher, als das Gegenteil der Fall war. All ihre Sinne waren angespannt, sie blickte sich nervös um.

Als sie hinter sich, aus der Richtung, aus der sie gekommen war, Lärm hörte, wusste sie, welchen Fehler sie begangen hatte: Sie war zu forsch gewesen. Nun steckte sie in der Falle. Nichts ahnend kamen die Hausherren und würden ein kleines Vögelchen finden, das ihnen ganz unverhofft ins Netz gegangen war.

Hastig sah sich Earenis um, doch ein Versteck war nicht auszumachen. Zu allem Übel führten auch noch nicht einmal mehr Seitenwege vom Hauptgang ab. Ihr blieb nur die Flucht nach vorn.

Sie rannte, so schnell sie es im Dunkeln wagte. Beide Arme waren zu den Seiten hin ausgestreckt, damit sie fühlte, wo entlang der Gang führte, denn mittlerweile sah nicht einmal mehr sie etwas in der Finsternis, obwohl sowohl Elben als auch besonders Orks in solch dunklen Höhlen sehr gut sehen konnten. Doch gänzlich ohne Licht würde niemand etwas sehen.

Plötzlich hörten die Wände zu beiden Seiten auf und sie rannte in eine wahrscheinlich durchaus größere Höhle, wie sie am Echo ihrer Schritte und ihres Atems vermutete. Dann stolperte sie in den Rüstungshaufen. Mit einem Schrei fiel sie vornüber. Es schepperte laut und durch das Echo auch noch langanhaltend.

Dann war erschreckende Ruhe.

Sie dauerte nur Momente, dann vernahm sie aus dem Gang, wie die Orks ihre Schritte beschleunigten und dem Lärm nachgingen. Verschreckt übermittelte sie Mistaroa, dass er sich bereithalten sollte. Der Wolfshund schnaufte zur Bestätigung. Sie hörte ihn im Dunkeln knurren.

Nur Augenblicke später tauchte Fackelschein im Gang auf und dann waren die Orks bei ihr. Für eine kurze Zeit waren beide Seiten zu verblüfft, um zu reagieren, doch die Orks hatten sich schnell wieder beisammen. Es war eine Gruppe von wohl mindestens zwanzig Orks, die sie nun umringten und mit ihren Waffen bedrängten.

Earenis sprang auf und schwang ihr Schwert. Die Orks keiften und wurden nun auch ihrerseits rabiater. Mistaroa bellte wie wild geworden und sprang voran, ein grauer Wirbel aus zotteligem Fell, Fängen und Klauen. Die Orks schrien wie wild geworden, als der Rüde unter ihnen wütete und innerhalb weniger Herzschläge zwei von ihnen riss. Erst dann hatten sie sich auch auf diesen Gegner eingestellt.

Es waren dennoch zu viele Orks. Earenis und Mistaroa kämpften mit all ihrem Können und Geschick, doch nichts half. Fünf oder sechs Orks konnten sie töten und weitere verwunden, doch sie waren zahlenmäßig weit unterlegen. Schließlich wurden sie überwältigt. Mistaroa wurde an eine improvisierte Leine gelegt und man band ihm das Maul zu, und auch Earenis wurde das Schwert aus den Händen gewunden und diese gefesselt.

Die Orks lachten.

„Eine schöne Beute haben wir da!“, kreischten sie. „Ein kleines, hübsches Vögelchen, das uns da ins Nest geflattert ist!“

Sie wussten, dass sie eine Elbin war, ging es Earenis durch den Kopf. Wenn sie nicht schnellstmöglich eine Fluchtmöglichkeit fand, könnte das noch übel für sie ausgehen. Sie wusste ja nur zu gut aus eigener Erfahrung, was Orks mit gefangenen Elbinnen anstellen konnten.

„Ein komisches Vögelchen“, bemerkte nun ein Ork. „So wirklich elbisch sieht sie ja nicht aus.“

„Egal“, stellte der erste klar. „Bringen wir sie zum Boss, er wird schon sehen, was mit ihr zu machen ist.“

Sie nahmen ihre Gefangene in ihre Mitte und führten sie ab. Im Schein der Fackeln erkannte sie, dass sie sich hier nur in einer etwas größeren Vorratshöhle befand. Die Orks führten sie mit vielen Knuffen und Stößen durch ein weites Gangsystem, anscheinend der weitaus größere Teil von dem, was sie bisher gesehen hatte. Nach und nach schien es ihr, dass sie wirklich in ein Wespennest gestoßen war, denn vor sich vernahm sie immer lauter werdenden Lärm.

Ihre Vermutung bestätigte sich, als sie eine weitere, weitaus größere Höhle betraten, die schier überzuquellen schien vor Orks. Als sie eintraten, zogen sie sofort einige Aufmerksamkeit auf sich und schnell sprach sich herum, dass der Spähtrupp eine Gefangene gemacht hatte. Man brachte sie vor einen besonders großen und besonders hässlichen Ork.

„Chef“, sagte einer der Orks, „das Spitzohr hier lungerte vorn am Eingang herum. Dachten, sie wäre schönes Spielzeug.“

„Ein Spion!“, donnerte der Anführer. „Na so was. Für wen arbeitest du?“

Earenis schwieg und starrte den Ork nur finster an.

„Wie du willst“, erwiderte er gelassen. „Du wirst schon reden. Vielleicht bist du ja auch etwas für den Meister…“

Verwundert horchte sie auf. Welcher Meister? Doch die Orks ließen ihr keine Zeit mehr für Fragen.



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