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Ein neues Leben

von

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Test

Seit dem waren nun zwei Wochen vergangen, die Deidara in der dunklen Zelle verbrachte. Nur Ino kam ihn jeden Tag besuchen und auch Naruto mit Itachi im Schlepptau sah drei Mal nach ihm. Sonst bekam er nur die mies gelaunten Wachen zu Gesicht, die ihn morgens bis abends bewachten und ihm ab und zu etwas zu essen in die Zelle hineinschoben. Jedes Mal zeigten sie ihm dabei, was sie eigentlich von ihm hielten. Sie spuckten in die Zelle, warfen ihm böse Blicke zu oder versuchten ihn zu beleidigen, was sie meistens auch schafften. Allerdings hatte sich der Blonde so gut in Griff, dass er es ihnen nicht zeigte. Was brachte es ihm denn, auszurasten? Gar nichts brachte es ihm. In seinem jetzigen Zustand könnte er nicht einmal gegen den schwächsten Ninja der Welt gewinnen, geschweige denn, es mit einer ganzen Armee von Anbus aufnehmen.

Seufzend lehnte er sich an die Wand und sah auf die Decke hinauf, die aus massivem, dunklem Stein angefertigt worden war. Ihm war irrsinnig langweilig. Seit vierzehn Tagen hockte er schon ohne eine Beschäftigung in diesen finsterem Loch. Nur Ino brachte etwas Farbe hier herein, doch sie konnte schließlich nicht die ganze Zeit bei ihm sein. Deidara kam es schon wie eine Ewigkeit vor, dass er die Sonne gesehen hatte.

Plötzlich waren Schritte im Gang zu hören. Sie hallten laut bis zu seiner Zelle und erweckten seine Aufmerksamkeit. Alleine am Geräusch merkte der Blonde, dass er mindestens fünf Personen sein mussten, und das war hier im Kerker eine Seltenheit. Es wunderte ihn nicht sonderlich, als die Leute, die diesen Lärm verursachten, schließlich vor seiner Zelle anhielten. Er fragte sich nur, was nun kommen würde. Die fünf, wie er richtig geschätzt hatte allesamt Männer, sahen grimmig zu dem Gefangenen. Sie schienen noch zu überlegen, was sie tun sollten. So kam es dem Künstler zumindest vor. Doch letztendlich gab sich einer einen Ruck und sperrte die Zelle auf. Unsanft wurde der Iwa-Nin wieder gefesselt, doch dieses Mal so, dass seine Arme an seinem Körper anlagen, und dann aus der Zelle geschubst.

Deidara ließ daraufhin ein widerwilliges Knurren hören. Er konnte es nicht leiden, so behandelt zu werden. Allerdings hatte er auch keine Ahnung, was er im Moment dagegen machen sollte. Selbst jetzt, wo seine Arme nicht mehr schmerzten, konnte er seine Jutsus nicht einsetzten, was ihm wirklich reizte. Jutsus hatten schließlich nichts mit seinem Bluterbe zu tun, – außer dass sie beide Shakra verbrauchten – warum konnte er sie also nicht einsetzten? Er konnte es sich einfach nicht erklären. Allerdings hatte er jetzt andere Sorgen, um die er sich Gedanken machen sollte, zum Beispiel, wo diese Fünf ihn hin brachten.
 

Während dessen war Ino zu Tsunade gerufen worden. Mit pochendem Herzen machte sie sich auf den Weg. Sie konnte sich bereits denken, um was es ging. Sie wollte sie höchst wahrscheinlich unterrichten, wie es mit Deidara nun weitergehen würde. Das Mädchen hoffte wirklich, dass sie sich für den Mann entscheiden würde. Die Wahrscheinlichkeit war gering, doch sie klammerte sich an diesen letzten Funken Hoffnung, wie an ein Rettungsseil.

Kurz darauf kam sie beim Gebäude an und ging zum Büro. Ein letztes Mal atmete sie noch einmal tief durch, dann klopfte sie an die Tür. Sofort ertönte von Innen eine Stimme, die sie hereinbat. Ino versuchte, bereits an der Stimmlage zu erkennen, wie die Entscheidung ausgefallen war, doch sie klang so gewöhnlich, dass sie es nicht vermochte. Das ärgerte sie ein wenig, denn so hätte sie den Raum wenigstens gefasster betreten können. Aber so musste sie sich wirklich bemühen, nicht verkrampft zu wirken.

Langsam betrat sie das Zimmer, in dem Tsunade hinter ihren Arbeitstisch saß, und stellte sich vor ihr hin.

„Ihr habt mich rufen lassen?“, fragte sie, wobei ihre Stimme nicht so fest klang, wie sie es sich gewünscht hatte. „Ja.“, antwortete die Frau und sah sich noch einmal die Nachricht an, die sie soeben erhalten hatte. Sie musste zugeben, sie war überrascht, als sie diese gelesen hatte. Sie hatte ihre Entscheidung stark beeinflusst, die sie nun preis geben wollte.

„Nun gut. Ich habe vor zwei Wochen eine Truppe los geschickt, um Nachforschungen über Deidara anzustellen. Ich habe ihren Bericht gerade hereinbekommen und ich bin etwas verwundert. In Iwa gab es tatsächlich einmal eine sehr angesehene Arztfamilie, allerdings waren nur die Frauen von ihnen Ärzte. Die Familie wurde von einem Unbekannten getötet. Dabei kamen der Vater, die Mutter und ihre beiden Söhne ums Leben. Allerdings sollen sie auch eine Tochter gehabt haben. Ihre Leiche wurde nie gefunden.“

„Glauben sie, Deidara habe sie entführt?“ , kam es von Ino.

„Es ist nur eine Vermutung, ich kann es nicht sagen. Aber wenn er sein Handwerk von ihr gelernt hat, dann wird er uns durchaus nützlich sein. Darum habe ich beschlossen, ihn vorerst am Leben zu lassen, wenn er mich von seinen Fähigkeiten überzeugen kann.“

In dem Moment ging hinter ihnen die Tür auf und Deidara wurde unsanft in den Raum gestoßen. Still sah er zu der Frau hinüber, die über sein Leben bestimmen sollte. Er wusste, dass er ihr eines Tages gegenüber stehen würde, allerdings war es doch früher, als erwartet hatte. Nun würde er erfahren, ob er leben oder sterben würde, obwohl er eher das Zweite befürchtete.

Seufzend legte die Hokage den Bericht weg und sah zu dem Mann hinüber, der sie erwartungsvoll anstarrte. Sie konnte nicht sagen, ob er wütend war oder Angst hatte. Er konnte seine Gefühle gut verbergen, das musste sie ihm lassen. Allerdings war es auch genau das, was sie in solchen Situationen hasste. Wenn der Gefangene keine Gefühle preis gab, konnte man ihn nur schwer einschätzen. Man wusste nie, ob er sich freute, eine Chance zu bekommen, oder ob er sich bereits einen Fluchtplan überlegte. Aber sie hatte ihre Entscheidung bereits getroffen. Jetzt hing alles nur noch davon ab, wie gut der Ninja wirklich war.

„Nun gut, Deidara. Ich habe mich entschieden, dir eine Chance zu geben, wenn du mir beweist, wie gut du dich als Arzt tust.“

Als Deidara diesen Satz hörte, atmete er innerlich schon einmal auf, seufzte aber auch gleichzeitig. Er hatte befürchtet, dass er wieder den Mediziner spielen musste, falls er begnadigt wurde, und hatte sich schon darauf eingestellt. Sobald er frei war, würde er so lange den Wohltäter spielen, bis er Naruto erledigt hatte und fliehen konnte. Er musste sich halt zusammenreißen. Dennoch gefiel es ihm nicht wirklich, wieder Kranke und Verwundete behandeln zu müssen.

„Und was soll ich herstellen, hm?“, fragte er so gleichgültig wie möglich. Jetzt Gefühle zu zeigen schien ihm nicht passend. Man wusste ja nie, wie die Frau darauf reagierte.

Dass der Mann nachfragte, bestätigte sie schon einmal, dass er überhaupt etwas konnte. Jetzt war nur die frage, wie weit sein Wissen ging. Wenn es sich nur um ein paar einfache Gifte handelte, die er behandeln konnte, brauchte sie ihn nicht, aber bei den komplizierteren und bei schweren Wunden könnte er durchaus nützlich sein. Trotzdem konnte sie sich Deidara immer noch nicht als Arzt vorstellen. Das klang irgendwie so absurd.

"Na ja. Ich werde es ja sehen.", dachte sie seufzend. „Du sollst mir ein einfaches Fiebermittel, ein Mittel gegen Keuchhusten und ein Gegenmittel gegen ein Gift herstellen, das du auch noch bestimmen musst. Schaffst du es, geben wir dir eine Chance.“

Auf diese Aufgabe hin konnte der Blonde nur mit den Schultern zucken. Das Fiebermittel sollte kein Problem für ihn darstellen und auch das Medikament gegen Keuchhusten, sofern er die Mittel dazu bekam. Bei dem Gift war er sich nicht so sicher. Es gab Gifte, für die es noch kein Gegenmittel gab. Wenn er so eines bekam, würde er die Aufgabe nicht bewältigen können. Allerdings schätzte er Tsunade nicht so ein. Sie machte eigentlich einen recht vernünftigen Eindruck, auch wenn er ihren Ruf kannte.

Tsunade beobachtete den Gefangenen noch kurz, in der Hoffnung, eine ordentliche Reaktion zu bekommen. Als dieser aber nur mit den Schultern zuckte, seufzte sie. Sie stand auf und führte die beiden in einen weiteren Raum, in dem sich einige Pflanzen und getrocknete Blätter befanden. Deidara war nicht sonderlich zufrieden damit, da er mit frischen Pflanzen besser arbeiten konnte, doch er würde damit klar kommen müssen. Er kannte die Pflanzen hier und er hatte schon bald die Zutaten für das Fiebermittel und Keuchhusten entdeckt. Das Gift würde er erst einmal untersuchen müssen, bevor er näheres sagen konnte.

Die Frau brachte den Mann zu einem Tisch, wo einige Messgeräte, Schalen und noch weiteres Zeug standen. Das meiste davon war unnötig, fand er, aber er wollte sich darüber nicht beschweren. Immerhin hatte er hier alles, was er brauchte.

„Warte hier.“, befahl Tsunade und ging zu einem Schrank, während Ino und Deidara vor dem Tisch mit den Geräten stehen blieben. Sie öffnete die Türflügel des hölzernen Möbelstücks und betrachtete sich in aller Ruhe die verschieden Flaschen, die darin waren. Jede von diesen hatte einen Aufkleber, auf dem ein Name stand. Dies waren die Flaschen, die die verschiedenen Gifte beinhalteten. Jetzt war nur die Frage, welche der Substanzen sie nehmen sollte. Die Frau entschied sich für ein Gift, mit denen man die Kunais einrieb. Es war nicht unbedingt das Häufigste, aber es war im Gebrauch. Wenn er dafür ein Gegengift herstellen konnte, dann würde er höchstwahrscheinlich auch mit den meisten anderen Giften zurechtkommen.

Sie nahm die Flasche aus dem Kasten, entfernte den Aufkleber und stellte sie auf den Tisch.

„So, nun zeig mal, was du kannst.“, meinte sie und löste seine Fesseln. Danach stellte sie sich zur Tür. Er sollte schließlich keine Chance bekommen, zu fliehen.

Seufzend rieb sich Deidara die Stellen, an denen das Seil angelegt gewesen war. Er konnte ganz deutlich den Abdruck unter seiner Kleidung spüren und es dauerte einige Sekunden, bis er glaubte, seine Hände wieder halbwegs fühlen zu können. "Das diese Stricke auch immer so unangenehm sein müssen.", dachte er sich und begann nun endlich damit, sich alles zusammenzusuchen. Wie er bereits vermutet hatte, war das Fiebermittel kein allzu großes Problem. Er brauchte nur einige trockene Pflanzenblätter von zwei bestimmten Arten zerreiben und in einer Schale kochen lassen. Dieses teeartige Getränk hatte er bereits vielen Leuten verabreicht und es war genauso wirksam wie einfach.

Das Mittel gegen Keuchhusten war schon kniffliger, besonders da eine Zutat fehlte, die er normalerweise verwendete. Das machte die Sache eigentlich nur unnötig komplizierter, denn er musste drei Mittel herstellen, um die gewünschte Heilung zu erzielen, was eine Menge Zeit kostete. Nicht dass es ihm schwer viel alle drei Mittel herzustellen, aber er fand es einfach lästig. Schließlich wollte man seine Patienten so schnell wie möglich heilen und nicht unnötig warten lassen.

Interessiert sah Tsunade dabei zu, wie der Gefangene eine Substanz nach der anderen mixte und dabei nicht einmal unsicher wirkte. Das zeigte deutlich, dass er bereits viel Erfahrung hatte, was sie aber nicht weiter wunderte. Nach Inos Beschreibung hatte er sich auch um die Dorfbewohner dort gekümmert. Eigentlich war sie ja noch immer nicht sicher, ob es klug war, ihn aufzunehmen, doch nun hatte sie bereits zugesagt und konnte es nicht mehr rückgängig machen. Ihr würde nichts anderes übrig bleiben, als ihn bewachen zu lassen, so gut es ging.

Deidara war in der Zwischenzeit schon beim Gift angelangt. Sorgfältig überprüfte er Geruch und Farbe des Substrats. Es hatte einen leicht süßlichen Geruch und war auch zähflüssiger, als die meisten Gifte. Daher war es für ihn auch nicht schwer, zu erraten, um was für ein Gift es sich handelte. Er selbst hatte es einige Male bei Sasori gesehen und hatte sich selbst schon oft mit dem dazugehörigen Gegenmittel behandelt. Es handelte sich um eine Art Nervengift, dass die Muskeln verkrampfen ließ. Es tötete nur langsam, war aber wirksam, da sich der Gegner immer schwieriger mit den Bewegungen tat.

Seufzend machte sich der Mann an die Arbeit. Ein Gegenmittel dafür herzustellen war reine Routine und er brauchte nicht viel Zeit dafür. Nun konnte er nur noch hoffen, dass Tsunade ihr Wort hielt.

Ino hatte während dessen alles beobachtet und ein erleichtertes Grinsen bildete sich auf ihren Lippen. Der Mann hatte bei keinem der drei Aufgaben wirklich Probleme, so weit sie sehen konnte, und das beruhigte sie ungemein. Das bedeutete, dass Tsunade ihn nun doch eine Chance geben musste, denn sie hatte es schließlich versprochen. Sie kam nicht drum herum mächtig stolz auf den Blonden zu sein.
 

Schließlich war Deidara fertig und sah zu Tsunade hinüber. Er wusste, dass er alles richtig gemacht hatte, aber trotzdem machte er sich ein wenig Sorgen. Immerhin hatte er die Gefühlsregungen im Gesicht der Hokage gesehen, auch wenn sie versucht hatte, es zu verbergen. Sie war eindeutig nicht wirklich begeistert davon, ihn aufzunehmen. Jetzt war nur die Frage, wie sehr sie zu ihrem Wort stand.

Diese seufzte nach einiger Zeit. Sie brauchte gar nicht überprüfen, ob die Gegengifte wirklich stimmten oder nicht. Alleine schon, wie er zielstrebig nach den Zutaten gesucht und sie verwendet hatte reichten aus, um zu beweisen, dass er wusste, was er tat. Die Frau hatte zwar immer noch Bedenken, was Deidara anging, doch sie würde ihr Wort halten und ihm eine Chance geben. Ein Gewinn würde er, falls er sich tatsächlich ändern würde, auf alle Fälle sein. Allerdings bezweifelte sie das stark.

„Schon gut. Wie ich sehe, verstehst du dein Handwerk. Du bekommst wie versprochen eine Chance.“, meinte die Frau schließlich, „Solange wir allerdings noch nicht wissen, wo wir dich unterbringen, wirst du die Zeit noch in deiner Zelle verbringen.“ Dass sie außerdem noch vor hatte, etwas Besseres als diese Verbände und Holzpflöcke zu finden, um sein Genkai lahm zu legen, verschwieg sie. Schließlich könnte er sie irgendwann abbekommen und dann würden sie ganz schön Probleme bekommen.

Deidara gab sich mit dieser Antwort zufrieden. Zwar war er nicht gerade glücklich darüber, in die Zelle zurück zu müssen, aber immerhin hatte er schon einmal den ersten Schritt zu neuer Freiheit geschafft. Wenn sich die Dorfbewohner in zu großer Sicherheit wiegten, fand er bestimmt eine Fluchtmöglichkeit.

Ino konnte sich bei der Vorstellung, dass der Mann wieder in den Kerker musste, nur seufzen. Sie hatte es bereits bei sich Zuhause probiert, denn sie hatten genug freie Zimmer, die sie vermieten konnten. Doch ihre Eltern waren strickt dagegen. Sie wollten keinen Mörder beherbergen, was Ino ja auch verstehen konnte. Hätte sie nicht einige Wochen bei ihm verbracht, würde sie genau so denken und außerdem war das nicht gerade gut für den Ruf ihres Blumenladens. Trotzdem hätte sie ihm gerne aus der Zelle geholt.

Tsunade selbst fesselte den Blonden erneut und brachte ihn in die Zelle zurück, wo sie ihn unter den wachsamen Augen der Wächter wieder losband. Danach ging sie in ihr Büro zurück, wo Ino auf sie warten sollte. Sie hatte noch etwas mit dem Mädchen zu besprechen, bevor sie es entlassen konnte.
 

Aufgeregt trat Ino von einem Fuß auf den anderen. Sie wusste nicht, was Tsunade mit ihr besprechen wollte. Garantiert hatte es etwas mit Deidara zu tun, doch was? Sie wollte ihn doch hoffentlich nicht in der Zelle lassen. Das Mädchen war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie gar nicht bemerkte, wie die Hokage den Raum betrat und sich auf ihren Platz setzte. Erst als sie sich räusperte, schreckte die Ninjarin aus ihren Gedanken auf. Als sie die Frau erblickte, wurde sie vor Scham ganz rot um die Nase. Es war ihr irrsinnig peinlich, dass sie sie nicht gehört hatte.

Die Frau beließ es aber dabei und achtete nicht mehr auf diesen kleinen Fehler. Mit ruhiger Stimme unterbrach sie das unangenehme Schweigen zwischen ihnen. „Nun, Ino. Ich möchte, dass du mir etwas über die Schwäche Deidaras erzählst, die du gefunden hast. Außerdem möchte ich auch wissen, was du seit der Entführung bei ihm alles erlebt hast. Vielleicht können wir ihn dann besser einschätzen. Jede Kleinigkeit könnte wichtig sein.“

Verwundert sah Ino ihre Vorgesetzte an, nickte dann aber. Es konnte nur vom Vorteil sein, wenn sie erfuhr, dass der Mann sich ganz gut um sie gekümmert hatte und sie sogar vor diesem Perversling beschützt hatte. Ein paar Sachen würde sie aber trotzdem auslassen, ganz besonders ihr letztes Gespräch, bevor sich der Spieß umgedreht hatte und er ihr Gefangener geworden war.

Das Mädchen holte noch einmal tief Luft und begann dann zu erzählen.
 

Nachdem sie die Geschichte erzählt hatte, wurde Ino entlassen. Erleichtert ging sie aus dem Gebäude und schlenderte ein wenig in den Straßen des Dorfes umher. Es war ein herrlicher Tag und sie war nun wieder bester Laune. Außerdem hatte sie Hinata ja noch versprochen, bei ihr vorbei zu sehen. Sie wollten schließlich noch ein Geschenk für Naruto finden. Während ihrer Abwesenheit hatte sich die Schwarzhaarige zu große Sorgen gemacht, um daran zu denken, das behauptete sie zumindest. Allerdings kannte Ino ihre Freundin gut genug, um ihr das zu glauben.

Darum macht sie sich sogleich auf den Weg. Es dauert nicht lange und sie kam beim Haus an. Das Mädchen staunte jedes Mal nicht schlecht, wenn sie vor diesem Bauwerk stand. Hinata war in eine sehr angesehene Familie hineingeboren worden. Darum wunderte es die Blonde immer wieder, wie sie nur so schüchtern werden konnte. Normalerweise würde man von so jemandem erwarten, dass er zickig oder hochnäsig wäre, doch das alles war Hinata überhaupt nicht. Sie glich eher einem schüchternen Reh, war zurückhaltend, still und ließ sich viel zu schnell verunsichern.

Endlich klopfte Ino an das große Tor und kurz darauf öffnete es sich. Ein Mann mit schwarzen, etwas längeren als schulterlangen Haaren und milchigweißen Augen, wie auch ihre Freundin sie hatte, sah auf sie hinab. Freundlich lächelte er ihr zu, als das Mädchen ihn begrüßte und ließ sie eintreten, worum sich diese nicht zweimal bitten ließ. Sie kannte diesen Herren bereits und wusste, dass er ihr freundlich gesinnt war. Immerhin war er Hinatas Vater. Die Augen waren in dieser Familie angeboren, genau wie viele Fähigkeiten anderer Ninjas. Sie konnten damit durch Wände sehen und auch die Energiefäden in Lebewesen erkennen. Es war wirklich eine beeindruckende Fähigkeit, die ihnen schon oft sehr nützlich gewesen war. Sie selbst besaß diese Fähigkeit nicht, doch es störte sie nicht weiter. Um ein guter Ninja zu werden oder etwas bewirken zu können, brauchte man ja nicht unbedingt ein Genkai.

Der Mann führte Ino durch das große Haus, das nur noch von dem Anwesen der Uchihas übertroffen wurde, zu einer Zimmertür im hinteren Teil. Dieser Raum, so wusste Ino, war Hinatas Zimmer. Der Vater ihrer Freundin klopfte nun leise an die Schiebetür.

„Hinata, Besuch für dich.“, sagte er ruhig. Ein leises Rascheln war von Innen zu hören und im nächsten Moment schob sich die Tür zur Seite. Hinata stand nun vor ihr und lächelte sie schüchtern an. Auch Ino schenkte ihr ein Lächeln und betrat, nachdem ihr Vater gegangen war, das Zimmer. Es war klein und schlicht eingerichtet, wirkte aber dennoch sehr wohnlich. Ihre Freundin verstand es wirklich, aus wenig mehr zu machen. Sie war da ganz anders. Bei ihr hingen überall Poster herum und am Boden waren überall Hefte verstreut. Sie sollte ihr Zimmer wirklich irgendwann aufräumen, doch es fehlte ihr irgendwie die Lust dazu. Das war schon komisch, wenn sie an Deidaras Höhle zurückdachte. Nun gut, es gab dort nicht viel zum Aufräumen, doch sie hatte es gemacht, ohne groß darüber nachzudenken. Jetzt war wieder der Alltag bei ihr eingekehrt und das Aufräumen hatte seinen Reiz verloren.

Ino setzte sich auf das frisch gemachte Bett von ihrer Freundin und wartete dann darauf, dass Hinata irgendetwas machte. Allerdings dauerte es eine Zeit lang, bis die Schwarzhaarige den Mut dazu fand, ihr die Frage zu stellen, die ihr eigentlich schon seit Tagen auf der Zunge lag.

„Sag mal, Ino.“, begann sie zögernd, „Warum willst du eigentlich, dass Deidara begnadigt wird?“ Man sah dem Mädchen sofort an, dass es ihr nicht leicht gefallen war, ihr diese Frage zu stellen. Anscheinend befürchtete sie, ein zu heikles Thema anzusprechen. Wenn Ino genauer darüber nachdachte, war es auch kein Wunder. Immerhin war es nicht alltäglich, dass eine Entführte für ihren Entführer eine Begnadigung anordnete. Woher sollte Hinata auch wissen, dass es ihr nichts ausmachte, darüber zu sprechen.

„Weist du. Wenn man ihn erst einmal näher kennen lernt, dann ist er eigentlich gar nicht so übel.“, meinte das Mädchen lächelnd und hoffte, so ihre Freundin etwas beruhigen zu können.

„Aber Ino, er hat dich entführt und gefangen gehalten. Außerdem, wer weiß, was er in unserem Dorf wollte. Er wird sicher nicht einfach so aus Spaß hergekommen sein und sich gedacht haben, „Jetzt entführe ich mal einfach ein Mädchen und lass es bei mir wohnen“.“

Das war ein Argument. Ino hatte Deidara nie danach gefragt, warum er in das Dorf gekommen war, aber jetzt wo Hinata das erwähnte... Was wollte er wirklich hier? Sie hatte er schließlich nur entführt, weil Naruto, Sasuke und Itachi ihn verfolgt hatten. Sie nahm sich vor, ihn danach zu fragen, wenn sie ihn wieder traf. Sie würde wahrscheinlich sowieso keine Antwort erhalten, aber versuchen konnte man es ja.

„Da hast du Recht, Hinata. Ich finde aber trotzdem, dass er eine Chance verdient hat. Bei Itachi hat es doch auch funktioniert.“, beharrte die Blonde darauf.

„Schon, aber Itachi ist doch ein vollkommen anderer Typ von Mensch. Selbst wenn ihn jemand auf der Nase herum tanzt, bleibt er ruhig. Was ich von Deidara weiß, ist, dass er angeblich leicht reizbar ist. Was ist, wenn er das Dorf in die Luft sprengt?“ Alleine schon bei dem Gedanken bekam das Mädchen Angst. Sie konnte sich richtig lebhaft vorstellen, wie alles in einer einzigen, gewaltigen Explosion aufging. Häuser und Straßen würden sich auflösen und die Menschen würden alle in Fetzten gerissen werden. Es schüttelte sie bei diesen Bildern.

„Der wird so schnell nichts mehr explodieren lassen können.“, meinte Ino lächelnd. Sie hatte außer Tsunade noch niemanden davon erzählt, wie es ihr gelungen war, Deidara zu bändigen. Naruto, Sasuke und Itachi wussten es ja auch nur, weil sie dabei waren.

Verwirrt sah Hinata ihre Freundin an. Ihr war schon klar gewesen, dass ihn irgendetwas abgehalten haben musste, sein Genkai zu nutzen. Immerhin hatte man ihn hier her gebracht und ihn für zwei Wochen eingesperrt, ohne dass er etwas angestellt hatte. Allerdings hatte die Schwarzhaarige geglaubt, das wieder Naruto oder vielleicht Itachi dahinter stecken. Dass Ino damit etwas zu tun hatte, hätte sie nicht gedacht. Aber wo sie nun darüber nachdachte, war das gar nicht so abwegig. Immerhin hatte Ino einige Zeit bei Deidara verbracht. Vielleicht hatte sie eine Schwäche an ihm entdeckt.

„Was meinst du damit, Ino?“, fragte das Mädchen nach, doch Ino hatte nicht vor, alles zu verraten. Hinata war zwar ihre Freundin, doch wenn sie es jedem erzählen würde, wüsste sie nicht, ob Deidara sich noch einen gewissen Respekt verschaffen könnte. Schließlich schien er nun fast so wehrlos zu sein, wie ein normaler Bürger. Da konnte es schnell passieren, dass er gemobt wurde.

„Das verrate ich nicht.“, antwortete das Mädchen lächelnd und streckte verspielt ihre Zunge heraus. Ino wusste, dass Hinata ihr das nicht übel nehmen würde. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihr was verschwieg. Die Schwarzhaarige würde es einfach zur Kenntnis nehmen und nicht weiter nachhacken. So war es schon immer gewesen und darum verstanden sie sich auch so gut.

Hinata seufzte innerlich. Sie hatte diese Antwort bereits erwartet. Ino war bekannt dafür, dass sie ab und zu Geheimnisse machte, selbst wenn es sich nur um Kleinigkeiten handelte, die jeder andere sofort und ohne groß darüber nachzudenken verraten hätte. Sie glaubte wahrscheinlich, so interessanter zu wirken, was oft auch klappte. Nur bei Sasuke schien es keinen Effekt zu haben, nicht dass sie es nicht versucht hatte.

Das Mädchen nahm die Antwort zur Kenntnis. Dass der Gefangene anscheinend wirklich unter irgendeinen Bann stand, beruhigte sie schon einmal.

Damit ließ Hinata das Thema auch bleiben. Einige Zeit lang redeten sie noch ein wenig über dies und das und dann machten sie sich auf den Weg das Geschenk zu besorgen.



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