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Blumenfarbspiel

von

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Salbeiviolett


 

Salbeiviolett

Salbei – Ich denke an dich
 


 

Severus wusste, dass es ein Fehler war, der Einladung zum Treffen zu folgen. Er hatte tagelang mit sich gerungen, seine Ledercouch beinahe in einem Anfall der Verzweiflung zerstört und seine Meinung alle halbe Stunde wieder geändert. Und letztendlich und zu später Stunde, war er doch von Hogsmeade aus appariert. Die violetten Lichter im Himmel schienen auf ihn herab, als er vor der Tür des Grimmauldplatzes aus dem Sog gespuckt wurde.

So sehr er es auch versuchte, er konnte dem Drang, den die Verlockung sie zu sehen mit sich brachte, einfach nicht widerstehen. Seit beinahe einem ganzen Jahr suchten ihre Augen ihn in seinen Träumen heim. Er dachte in jeder freien Minute an sie und selbst, wenn er beschäftigt war, waren da diese kleinen Momente, in denen sie sich wieder in seinen Geist stahl.

Bei jedem Trank, den er versuchte den Bälgern beizubringen, dachte er daran, wie sie ihn gebraut und mit welcher Präzision sie gearbeitet hatte. Er dachte an ihre flinken Finger, wie sie die Zutaten sanft berührten und ihre wilden Haare, die ihr durch die Luftfeuchtigkeit der dampfenden Kessel vom Kopf abstanden. Er hasste sich zwar dafür, aber er musste sich eingestehen, dass sie ihm fehlte.

Und nun stand er in der Tür zur Küche im Grimmauldplatz, alle Augen auf ihm, und eine abartige Befriedigung durchströmte ihn, als er sie sah. Sein Blick haftete viel zu lange an ihr und doch konnte er nichts dagegen tun. Erst als Minerva einen Schritt auf ihn zumachte, löste er seinen Blick von Hermine und begrüßte die restlichen Anwesenden mit einem knappen Nicken.

„Wie schön, dass du es doch noch geschafft hast“, sagte Minerva fröhlich, ein Glas voll purpurnem Elfenwein in der Hand, und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Sie wusste, dass es ihn einiges an Überwindung gekostet haben musste, wirklich herzukommen. Und wenn sie wüsste, wieso es ihm doch so leicht fiel, würde sie ihn verurteilen. So wie jeder ihn verurteilen würde, wüsste er, dass er einer Frau hinterherlief, die halb so alt war, wie er selbst.

„Bedien dich“, wies die Schulleiterin ihn an und deutete auf das Buffet, vor dem Hermine stand. Sein Herz zog sich zusammen und er schwor sich, dass er sich noch heute Abend umbringen würde, hätte er sich nicht unter Kontrolle. Und deshalb setzte er seine übliche Maske auf, schließlich war er ein Meister der Selbstbeherrschung, und ging mit geradem Rücken auf den Tisch zu.

Als er neben ihr stand bemerkte er, dass ihr gesamter Körper sich versteifte. Er hätte alles dafür gegeben, wenn er sie in seine Armen hätte nehmen können. Der Drang mit seinen Fingern über ihre vom Alkohol lilagefärbten Wangen zu streichen, war beinahe nicht zu auszuhalten.

Ihr Geruch – Salbei und Brombeere – machte die Sache für ihn nicht besser. Er mochte es, dass sie scheinbar für jede Gefühlslage ein anderes Shampoo benutzte. Vielleicht stellte sie sie sogar selbst her? Ihrem Können nach zu urteilen, könnte sie es jedenfalls.

Severus versuchte mit aller Macht, seinen aufgeregten Puls unter Kontrolle zu bringen und nahm sich ein Glas, nur um es direkt danach randvoll mit Feuerwhiskey zu füllen. In seinem Hals bildete sich ein Kloß, als er sich bewusst wurde, dass sie nur wenige Zentimeter von ihm entfernt stand.

Sein Herz begann zu rasen und ließ in seinem Hirn etliche Lichter explodieren. Violette und blaue Funken sprangen durch seinen Schädel und ließen ihn nicht mehr klar denken.

„Miss Granger“, sagte er leise und rau, nickte ihr zu und drehte sich schließlich um, um sich zur Gruppe der Älteren zu gesellen. Er konnte sich nicht erklären, wieso er das getan hatte – sie begrüßt hatte –, aber es war ihm egal. Etwas in ihm verlangte danach, sie auf sich aufmerksam zu machen.

„Ach, Severus! Wir sind heute Großeltern geworden“, rief Molly glücklich und mit Tränen in den Augen. Er zog nur einen Mundwinkel nach oben, während seine Augenbrauen tief in sein Gesicht wanderten.

„Schreiende, sabbernde Fleischklöpse. Nichts, worauf man stolz sein könnte“, schnaubte er, ehe er das Glas an seine Lippen führte und einen Schluck daraus trank.

„Wenn du mal Kinder hast, reden wir weiter.“ Molly winkte nur ab und lachte kurz darauf herzlich, als sie Severus' Gesichtsausdruck sah. Er hatte sich an seinem Whiskey verschluckt und rang mit einer ungesunden lila Gesichtsfarbe nach Luft. Nur mühsam schaffte er es, sich vor dem Erstickungstod zu retten und starrte die Frau gegenüber böse an.

„Dafür braucht der Gute doch erstmal 'ne Frau“, lachte Kingsley und schlug Severus herzlich auf den Rücken. Sein Herz machte einen Sprung, als der erste Gedanke, der ihm bei diesen Worten kam, an eine junge Löwin mit braunem Haar war.
 

~*~


 

Hermine stand seit gefühlten Stunden starr an den Tisch gelehnt und starrte den schwarzen Rücken an. Er hatte sie begrüßt, sogar persönlich. Aber sie wäre eine Narrin, würde sie sich darauf etwas einbilden. Dieser geheimnisvolle Mann, brachte sie einfach aus dem Konzept. Ihre Finger griffen wahllos in die Obstschale neben ihr und fischten eine violette Traube heraus, die sie sich auch sogleich in den Mund steckte.

Sie war hibbelig und ihr Körper zitterte so sehr, wie ihr Herz. Alles in ihr sehnte sich danach zu ihm zu gehen, in seiner Nähe zu sein und nur seiner Stimme zu lauschen, doch sie war sich bewusst, dass das keine Option war. Noch immer hallte seine Reibeisenstimme in ihren Gedanken nach. Sie liebte es, wie die rauen Töne ihren Namen umspielten. Ein lila Schauer der Aufregung lief ihr den Rücken hinunter.

Ihr Blick glitt durch den Raum und blieb an dem Lavendelstrauß in der Mitte des Esstisches hängen. Sie selbst hatte ihn heute Mittag noch mit Ginny im Garten gepflückt und dabei musste sie – wiedereinmal – an ihn denken. Sie erinnerte sich an die vielen Zaubertrankstunden, in denen sie die duftende Pflanze unter Severus' prüfenden Blicken zerschnitt und etlichen Tränken beigab. Sie liebte die purpurne Farbe, die die meisten bekamen, sobald diese Zutat hinzugegeben wurde.

„Mine?“ Harrys Stimme riss sie aus ihren Gedanken, ihr Hirn war noch immer benebelt von Lavendel und stechend schwarzen Augen. Sie sah ihren besten Freund verwirrt an und erkannte, dass er ihr eine Hand entgegen hielt. Es war eine stumme Aufforderung zum Tanzen.

Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, ehe sie ihr Glas abstellte und sich von ihm auf die Tanzfläche führen ließ.

Sie lehnte sich nah an ihn heran, genoss die Unbeschwertheit, die sie jedes Mal spürte, wenn sie Harry so nah war, und begann sich mit ihm langsam zu bewegen. Seine freie Hand ruhte auf ihrem Rücken, er presste sie so nah an sich heran, wie es nur ging. Kein Spalt war zwischen ihnen mehr frei. Nicht mal eine Scheibe der aufgeschnittenen Auberginen, die Molly servierte, hätte zwischen sie gepasst.

Immer wieder wirbelte Harry mit Hermine im Arm durch den Raum. Sie blickte über seine Schulter hinweg und jedes Mal, wenn sie freie Sicht in eine bestimmte Ecke des Raumes hatte, machte ihr Herz einen Satz. Sie sah sah ein stechend schwarzes Augenpaar, das ihr unter tief heruntergezogenen Augenbrauen folgte.

„Wie geht es dir?“, fragte ihr bester Freund nah an ihrem Ohr. Sie hob ihren Kopf von seiner Brust und sah ihm tief in die Augen. Sorge und Zuneigung lagen in seinem Blick und sie war wiedereinmal froh, dass sie ihn ihren Freund nennen durfte.

„Es geht schon irgendwie“, flüsterte sie zurück, während die Beiden sich noch immer über das Parkett drehten.

„Sicher?“, hakte er nach und bedachte sie mit einem tadelnden Blick. Hermine konnte nicht fassen, wie erwachsen er geworden war. Er hatte nichts mehr von dem kleinen Jungen, den sie in Hogwarts kennengelernt hatte. Nein, Harry Potter war ein erwachsener Mann, verheiratet und wahrscheinlich bald Vater, wenn es stimmte, dass er und Ginny planen würden. Und er kannte seine beste Freundin wie kein Zweiter. Nicht einmal Ron konnte so genau in ihr lesen und das, obwohl sie mal ein Paar waren.

„Nein“, gab sie kleinlaut zu und senkte ihren Blick. Sie wollte nicht bemitleidet werden.

„Sprich mit ihm“, erwiderte Harry leise. Schockiert sah sie ihn an. Er schenkte ihr ein kleines Lächeln, beugte seinen Kopf zu ihr herunter und deutete mit seinen Augen auf einen Punkt hinter ihr. Sie wusste ganz genau, wer dort stand und sie, höchstwahrscheinlich, noch immer beobachtete.

„Harry!“, rief sie empört aus und war froh, dass die Musik so laut war, dass es niemand mitbekam. Ein lautes Lachen war ihre Antwort.

„Ich sehe doch, wie du ihn ansiehst. Du denkst an ihn, nicht wahr?“ Hermines Wangen brannten.

„Er würde mich in die sieben Höllen hexen“, murmelte sie und bei dieser Feststellung traten Tränen in ihre Augen. Doch ihr bester Freund schüttelte nur leicht den Kopf.

„Ich sehe, wie er dich ansieht“, antwortete er ihr, ehe er ihr einen kleinen Kuss auf die Wange gab und sich nach dem letzten Ton des Liedes von ihr löste.

Verlassen blieb sie auf der Tanzfläche zurück, die lila- und rotfarbenen Lichter der Discokugel, die Arthur erstanden hatte, tanzten um sie herum. Sie sah sich einem wütend dreinblickenden Tränkemeister entgegen, der sie ununterbrochen anstarrte. Sein Blick hatte sich verfinstert und eine tiefe Furche war zwischen seinen Augenbrauen entstanden.

Ein Gedanke schoss durch ihren Kopf. Was hatte sie zu verlieren, wenn sie es ihm sagen würde? Sie würde so oder so jeden Abend alleine und einsam in ihr Bett fallen und sich die Augen aus dem Kopf weinen. Sie würde sich so oder so jeden Morgen mit viel Make-Up die violetten Ränder um die Augen weg schminken, damit auf der Arbeit niemand sah, wie schlecht ihre Nacht war. Sie würde sich nur nicht mehr vorwerfen können, nichts getan zu haben.

Hermine würde ihm endlich sagen, dass alles, was sie in ihren freien Stunden tat, war, an ihn zu denken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MiezMiez
2015-11-06T21:37:32+00:00 06.11.2015 22:37
Ist ganz gut geworden. Schön wie du die verschiedenen Farbtöne von Lila einbringst. Nur die lilafarbende Wangen und Schauer sind jetzt nicht so gut gewählt. Da hättest du bei den normalen Bezeichnungen bleiben sollen.
Erwarte mit Freude dein nächstes Kapitel.
Liebe Grüße MiezMiez


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