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Live And Learn

Sasuke und Sakura | Modern World
von

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Encounter


 

E I N S
 


 

- φ - 
 

Der Sonnenaufgang ließ noch auf sich warten, aber im Osten stahl sich bereits etwas Licht in den stahlwollgrauen Himmel. Sakura Haruno genoss diesen atmosphärischen Ausblick der schönen Natur auf ihrer sonnengebräunten Haut. Ihr blondes Haar wehte mit dem kühlen Windzug, während ihr regungsloses Gesicht sich von den zwitschernden Vögeln abwandte, die sich auf einem Zweig einer Birke befanden. In ihrem Umfeld hörte sie das Gerede ihrer besten Freundin, Ino Yamanaka – ein bildhübsches Mädchen mit langem wasserstoffblondem Haar, das sie meist zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden hat. Es grenzte beinahe an ein Wunder, dass ein so schönes Mädchen im 21. Jahrhundert als sympathisch galt.

"Heh, Sakura, hörst du mir überhaupt zu?", drang die ästhetische Stimme von Ino Yamanaka in ihre Ohren, woraufhin Sakura sich verdattert über ihre linke Schulter hinweg sah und ihre eingeschnappte Freundin erblickte. Sakura zog ihre Augenbrauen zusammen und blinzelte mehrfach, weil sie nicht wusste, wovon ihre Freundin sprach.

Ino seufzte beim Gehen. "Du solltest wirklich besser deine Ohren waschen und mir gefälligst zuhören. Schließlich beginnt bald das Turnier – und ich möchte nicht nochmal verlieren, hörst du?", erwiderte sie. Ino verschränkte die Arme vor der Brust, während sie eindringlich ihre weibliche Begleitung neben sich besah.

Sakura verrengte erborst ihre Augen zu kleine Schlitzen. "Mit anderen Worten heißt es wohl eher, dass ich wieder einmal die Arbeit übernehmen muss, während du faule Sau vorm Fernseher sitzt und mir Feuer unter dem Hintern machst. Ich versteh schon, Ino", knurrte sie.

"Da habe ich mir das Bein verstaucht, und das weißt du. Ich hätte schon längst gegen dieses Miststück gewonnen und mir diesen Pokal geschnappt. Tse, hattest du auch noch ihr schamloses Grinsen gesehen? So eine Frechheit! Ich hätte am liebsten dieses gefällige Grinsen –"

"Ino, erwecke deine sadistische Ader bitte später", unterbrach Sakura sie monoton, als hätte sie diesen Satz so einige Male wiederholt.

Der Contest war ein Leichtathletik-Turnier, das jedes Jahr an der Konoha-High-School veranstaltet wurde. Mädchen mit besonderen Talenten traten dort auf, wie beispielsweise Sakura, die in rhythmischer Gymnastik begabt war.

Ino schnaubte und rückte ihre Schuluniform, die aussah wie ein Matrosenanzug, nach unten, weil das cremefarbene Oberteil mit blauem Kragen und einer dunkelroten Krawatte hochgerutscht war. "Ich habe bloß keine Lust, erneut gegen diese Tussi zu verlieren, also gib dir gefälligst Mühe!" Neckend zeigte sie Sakura frech ihre Zunge.

Sakuras Mund klappte empört nach unten. "Das soll doch wohl ein Witz sein, oder? Ich gebe mir hier die Mühe, du bist doch diejenige, die faul auf dem Sofa Chips futtert, du blöde Kuh!"

Die Tochter von Inoichi bemerkte die Anspannung ihrer langjährigen Freundin und spürte jenes regelrecht auf ihrer Haut, ehe sich ein schelmisches Grinsen auf Inos Lippen schlich. "Kein Beweis, keine Anschuldigung", gab sie amüsiert von sich und zuckte dabei grinsend mit den Schultern.

"Ich geb dir gleich Anschuldigung!", giftete Sakura laut, ehe sie mit ihrer Schultasche an der linken Hand leicht nach Ino schlug, die sich sofort lachend dem Gebäude ihres Zuhauses näherte.

"Wenn du weiterhin so lahm bist, wirst du nie den Pokal gewinnen, Sakura", lachte sie. Ino entwich gekonnt die braune Schultasche von der wütenden Schülerin aus, bevor die Schiebetür sich automatisch öffnete und der Streithähne den Eintritt gewährte.

Sie führten weiterhin ihren tagtäglichen Streit aus, während Sakura hin und wieder versuchte, Ino zu treffen, die aber wegen ihrem sportlichen Körper durch Völkerball jedem gekonnten Schlag auswich, als wäre er ein Ball. Ohne den Blick dabei geradeaus zu halten, knallten die beiden plötzlich auf mehrere gestapelte Kartons und fielen dabei unsanft auf dem Boden. Ein paar der weichen Kisten öffneten sich durch den Aufprall, worauf unterliegender Staub zum Vorschein kam.

"Aua …", sagte Ino schmerzlich. Ihr Gesicht war auf den Boden gerichtet, auf ihr lagen offene Kartons. Sie zuckte mit den Fingern, ihre Haare stiegen überall magnetisch ab, als hätte Ino sie seit Tagen nicht mehr gekämmt.

"Das ist alles nur deine Schuld, blöde Kuh …", beschuldigte Sakura sie schmerzverzerrt.

"Ich glaube, die Kartons sind heruntergefallen."

"Wäre mir jetzt gar nicht aufgefallen."

Inos impulsiver Gesichtsausdruck rückte zum Vorschein, wobei sich etwas Dreck auf ihren Wangen befand. "Ist ja auch eine Unverschämtheit, die Kartons mitten in den Weg zu stellen. Wer macht denn sowas?", sagte sie laut.

Plötzlich fasste sie jemand am Oberarm an und zog sie aus den vielen Kartons raus, während der Unbekannte einen Arm um sie legte.

"Das war wohl ich. Tut mir wirklich leid, Miss", entschuldigte sich ein wirklich attraktiver Mann bei Ino, während Sakura sich mürrisch alleine befreien musste.

Ino wurde bei dem Anblick rot um die Nase, als sie in das schöne Gesicht des hübschen Mannes blickte, der ihr charmant zulächelte.

"Hast du dich verletzt?", fragte er anmutig. Ino schüttelte abweisend den Kopf, konnte gar nicht realisieren, dass sie sich  in den starken Armen eines gutaussehenden Mannes befand. Sie spürte, wie ihr Herz heftiger gegen ihren Brustkorb schlug. Ob er es hören konnte?

Ihre Träume vom starken Mann gingen rasch vorüber, als er sie langsam wieder losließ. Ino wusste zuerst nicht, was sie sagen sollte. Der Mann vor ihr verschlug ihr buchstäblich die Sprache. "Äh … Äh."

Ino versank in den dunklen nussbraunen Augen, die er besaß. Sie wirkten schon beinahe schwarz. Ino wurde rot wie eine Tomate, es war zum Verrücktwerden.

Sakura schlug sich die Hand vors Gesicht. Jetzt geht das wieder los, dachte sie und musterte mürrisch den Typen.

Der Mann mit dem langen schwarzen Haar, das einen lockeren Zopf besaß, musste bei Inos verlegender Reaktion leicht schmunzeln, ehe er sich Sakura zuwandte. Sie begrüßten sich und stellten sich vor.

"Es tut mir wirklich leid. Mein kleiner Bruder sollte die Kartons eigentlich vor fünf Minuten in den Container bringen. Ich hoffe, ihr verzeiht mir die Unannehmlichkeit", sagte er und verbeugte sich vornehmlich.

Sakura errötete, legte eine Hand hinter den Kopf und eine vors Gesicht, während sie nervös auflachte. "Ah, nicht schlimm. Kann mal passieren, stimmt's –" Bevor sie weiter etwas sagen konnte, schubste Ino mit ihren Hüften sie unsanft weg und versuchte mit dem Mann, der sich als Itachi Uchiha entpuppte, eine Kommunikation zu starten … oder besser gesagt einen Flirt.

Inos Röte im Gesicht verblasste nicht, wohl eher nahmen sie drastisch zu. Sie zupfte an ihrem leicht dreckigen Sailorfuku. "Hi, Itachi-kun. Ich heiße Ino Yamanaka, aber Sie können mich gerne nur Ino nennen, wenn Sie wollen", strahlte sie beschämt.

Itachi lachte leise, wusste aber nicht, welche positive Wirkung er damit auf sie machte. "Du brauchst nicht so höflich zu sein, einmal Itachi reicht nur, Ino", erwiderte er lächelnd, während sein Blick über die Schülerinnen glitt. "Wohnt ihr auch hier?"

Die Mädchen nickten gleichzeitig. "Ja. Ino wohnt im dritten Stock mit der Nummer 132. Ich wohne im gleichen Stock, nur mit der Nummer 122", erzählte Sakura.

Itachi schien recht überrascht gewesen zu sein. "Oh, wie das Schicksal so wollte, sind wir wohl Nachbarn, Sakura. Ich wohne im gleichen Stock, Nummer 123."

Nun verschwand Inos Röte im Gesicht, als sie Sakura einen frostigen Blick schenkte, den das Mädchen auf sich spüren konnte und deswegen entschuldigend mit den Schultern zuckte.

Itachi bemerkte es und musste erneut schmunzeln. "Wenn ich mich nicht täusche, geht ihr auch auf die Konoha High, oder? Mein kleiner Bruder geht nämlich auch dorthin. Wir kommen aus Tokio und sind neu eingezogen, wisst ihr."

"Ach so, deswegen auch die Kartons", dachte Sakura laut, und Itachi nickte daraufhin. Sie hatte kurz den Kopf schief gelegt, ehe sie ein Lächeln aufs Gesicht setzte, das strahlend auf ihn wirkte. "Na dann. Herzlich willkommen in Nagoya!", gluckste sie.

"Du meintest wohl eher die Hölle", korrigierte eine kalte Stimme hinter Itachi, woraufhin ein Jugendlicher aus der dunklen Ecke kam. Dahinter befand sich scheinbar der Abstellraum, aus dem er kam.

Sakura musterte ihn; seine dunklen braunen Augen, diese schwarze Mähne, mit einem ungleichmäßigen Pony und zwei lange Haarsträhnen an den Seiten, die sein blasses Gesicht umrahmten. Ihr Blick ruhte auf seinen Klamotten, er trug die männliche Schuluniform – Gakuran; die Jacke und Hose waren schwarz, die Knöpfe golden.

Itachis Blick blieb regungslos. "Du bist schon fertig mit aufräumen, Otouto-san?"

"Otouto-san?!", riefen Ino und Sakura unglaubwürdig im synchron aus, weil sie nicht glauben wollten, dass er Itachis kleiner Bruder sein sollte. "Er ist dein kleiner Bruder?", fragte Letztere überrascht nach, denn sie konnte die Ähnlichkeit kaum erkennen. Itachi besaß um seine Nase zwei kleine Falten, während das Gesicht seines kleinen Bruders makellos war, also wie ein Babyhintern; keine Pickel, keine Falten und auch keine Bartstoppeln.

Der Junge schnaubte und schüttelte seinen Kopf, während Itachi dabei war, sich am Kinn zu kratzen. "Ich weiß, ich weiß, die Ähnlichkeit ist verblüffelnd", meinte er leise sarkastisch und verdrehte dabei die Augen. Er bekam permanent solche Ausdrücke geschenkt, wenn man herausfand, dass der Teenager sein kleiner Bruder war.

Itachi sah ihn an, wie er lässig an der weißen Wand lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. Seine dunklen Augen ruhten abwechselnd auf den Mädchen, die den Augenkontakt ebenso erwiderten.

Itachi seufzte. "Kannst du dich auch mal vorstellen, Sasuke? Das ist sehr unhöflich von dir."

"Wieso sollte ich? Während ich die ganze Arbeit erledigt habe, flirtest du mit jüngeren Mädchen, anstatt deinem kleinen Bruder zu helfen – das ist sehr unhöflich von dir", äffte Sasuke den fast ähnlichen Satz nach.

Itachi atmete tief durch die Nase aus. "Ich flirte nicht, Sasuke. Sowas nennt man normale Kommunikation unter Nachbarn." Itachi schenkte den Mädchen einen entschuldigen Blick, den sie lächelnd abwinkten.

"Normale Kommunikation", wiederholte Sasuke schnaubend nach, ehe er sich mit bedachten Schritten Sakura näherte, die plötzlich zusammenzuckte. Diese Kälte in seinen Augen waren unheimlich.

Er musterte sie von oben nach unten, bis er bei Sakuras Rock die Augenbrauen hochschob und die Stirn runzelte. Sasuke konnte etwas erkennen, das Sakura vorher nicht aufgefallen war, seitdem sie auf die Kartons geknallt war.

"Rot also?", schmunzelte er, und genoss den fragenden Blick von ihr. Itachi schlug sich vors Gesicht, weil er es bereits ahnen konnte. Ino errötete gegenwärtig im Gesicht. Alle wussten es, bis auf Sakura.

"Was laberst du?", fragte sie despektierlich. Sie folgte einfach seinen Augen, schaute an sich herunter und bemerkte erst jetzt, dass man ihren Slip sehen konnte. Ihr Minirock war durch den Aufprall verrutscht – und nun hatte man eine gute Aussicht.

Sakura stieg die Röte ins Gesicht. "Perverser!", schrie sie und zog augenblicklich ihren Rock runter, sodass man es nicht mehr sah. "Du verdammter Perverser! Was fällt dir eigentlich ein?!" Sie hörte, wie ihr Herzschlag schneller gegen ihren Brustkorb hämmerte.

"Schrei nicht. Ich bin nicht taub, Püppchen", reizte Sasuke sie mit dem neuen Kosenamen an, was Sakura ganz und gar nicht gefiel.

Sie wollte ihn beleidigen, so krasse Wörter nennen – aber sie beließ es, versuchte ihre Wut zu besänftigen und nicht auf seine Provokation hereinzufallen. Sakura ballte die Hände zu Fäusten und presste ihre Lippen zu einem gefälschten Lächeln. Der erste Eindruck war klar: er war verdammt unsympathisch – und pervers!

Mit einer Hand zog sie Ino am Handgelenk und verabschiedete sich von Itachi – und zwar nur Itachi –, während sie den weißen Dreieckknopf am Fahrstuhl drückte und wenige Sekunden später ein Piepen ertönte. Sakura hielt Ino immer noch fest, weil sie sich bewusst war, dass sie ansonsten magnetisch wieder zu Itachi gehen würde. Sie stiegen im Aufzug ein, und Sakura konnte Sasukes dämliches Grinsen sehen. Dieses bescheuerte Grinsen eines bescheuerten Typen.

Sakura schmunzelte ihn schief an, was Sasuke kurz irritieren ließ, ehe sie ihm den Mittelfinger zeigte und laut genug das Wort presste: "Bastard."

"Was?!"

Als Sasuke sich ihr nähern wollte, drückte Sakura schnell den Knopf mit der Ziffer drei. Der Fahrstuhl schloss sich und stieg nach oben. Sasuke konnte es einfach nicht glauben, dass sie ihn gerade beleidigt hatte und danach vverschwand.

Er wandte sich Itachi zu, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. "Wo wohnt die Zicke?", zischte er.

Itachi konnte sich Sakuras Wohnung gut merken, schließlich war es eine Nummer niedriger als seine und Sasukes gewesen. Aber Itachi wusste, dass er es nicht preisgeben würde. Und so schlich sich ein schelmisches Grinsen über seine Lippen. "5. Stockwerk, Nummer 253", log er und sah, wie Sasuke vom Donner getroffen die Treppen aufstieg.

Misunderstanding


 

- φ - 

Z W E I

Atemlos schnappte Sasuke nach Luft, als er die 115 Treppenstufen gestiegen war und sich nun im fünften Stockwerk, Nummer 253, befand. Keuchend wippte er leicht in die Knie, um nach Luft zu schnappen. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, die Treppen schnell hoch zu besteigen – aber ein gewisses Mädchen hatte sein Ego gekränkt und ihn zum Kampf herausgefordert.

Sasuke atmete tief den Sauerstoff ein, und rückte sich seine schwarze Schuluniform gerade, weil diese vorhin total zerknautscht wurde. Noch einmal schaute er auf die goldenen Ziffern mit der Zahl 253, danach zu der weißen Klingel, die an der Flurwand befestigt war. Sasuke konnte unter der Klingel das Namensschild von Sakura erkennen – Jigoku.
 

Der Schüler runzelte die Stirn. Jigoku? Warum um alles in der Welt besaß sie so einen Nachnamen? Die Bedeutung davon ist das komplette Gegenteil von Himmel, nämlich Hölle. Nun, wenn Sasuke so tiefsinnig überlegte, musste er feststellen, dass Sakura ein kleiner Teufel war. Also passte es perfekt zusammen.
 

Sasuke klopfte dreimal sonor an der Tür. Einige Sekunden vergingen, indem Sakura nicht die Tür aufmachte. Ob sie eventuell ins Spionglas hineingeschaut hatte und ihm die Tür deswegen nicht öffnen wollte? Sasuke schüttelte den Kopf und versuchte es mit der Klingel. Eine musikalische Melodie ertönte im Inneren der Wohnung.

Eine Minute. Zwei Minuten. Drei Minuten.

"Verdammter Dreck! Mach endlich die scheiß Tür auf!", rief Sasuke laut. Er wollte gerade ununterbrochen an der Klingel drücken, als urplötzlich die Tür langsam aufging und ein alter Mann mit Krückstock verwirrt vor Sasuke stand. Der alte Mann, den Sasuke ungefähr um die 70 schätzte, zitterte etwas mit den schlabbrigen Beinen.
 

Sasukes Mund öffnete sich einen Spalt. Er konnte es kaum in Worte fassen. "Ähhh …", sagte er betreten. Sasuke musterte ihn von oben bis unten; ein langes Shirt mit einer warmen Strickjacke in grau. Eine kurze beige Hose, wo man seine beharrten Beine sah, und rosa Pantoffeln. Wirklich rosa.
 

Der Mann rückte sich die Brille mit den großen Gläsern zurecht, weil sie auf der Nase leicht runtergerutscht war. Seine blauen Augen wurden durch die Gläser wirklich um einiges größer. Er legte den Kopf schief. "Sissy? Sissy bist du's?", fragte er und tastete Sasukes Brust an.
 

Sasuke ging es ruhig an, nahm zähneknirschend die schrumpeligen, fremden Hände von seiner Brust weg und presste seine Lippen bedrohlich zusammen. "Nein …", knurrte er. "Ich bin nicht Sissy."
 

Der Mann kniff die Augen zusammen. "Stimmt. Sissy war um einiges freundlicher. Wer bist du überhaupt, Kleiner? Und was verschafft dich zu mir?", sagte er mit einem sehr saftlosen Ton in der Stimme.
 

"Ich suche ein Mädchen; langes blondes Haar, so um die 1,60 Meter groß, und sie besitzt grüne Augen. Sie soll hier angeblich wohnen. Kennen Sie sie zufällig?", begann Sasuke beherrscht.
 

Der Gefragte blinzelte mehrfach. "Bist du etwa ein Bulle? Herrgott, ich habe es doch schon mal gesagt, dass ich keine Drogen an minderjährigen verticke! Du verwechselst mich mit jemand anderem, und jetzt verschwinde gefälligst!" Der alte Mann schlug mit dem Krückstock nach Sasuke, der schmerzlich kurz zusammen zuckte und den Gegenstand hektisch umfasste.
 

"Was? Nein – nein, verdammt! Mein Name ist Sasuke Uchiha, und ich wohne in diesem Gebäude!" Sasuke sah, wie der Mann sich beruhigte und seinen Krückstock wieder zu sich nahm.
 

"Oh … Verzeihung. Mein Name ist Yugao Jigoku. Komm doch rein, Kleiner. Ich lade dich zu einer Tasse Tee ein. Dann kannst du mir auch etwas von deiner verschollenen Katze erzählen, die dir weggelaufen ist", bat er den verdatterten Jugendlichen und trat einen Schritt zur Seite, um ihn den Eintritt zu gewähren. Mit verschollener Katze meinte er tatsächlich Sakura. Was zum …?! Wo um alles in der Welt befand sich Sasuke gerade?
 

Sasuke verneinte. "Entschuldigen Sie mich jetzt, aber ich suche dann weiter nach meiner verschollenen Katze …" Er verdrehte fassungslos die Augen, und er war sich bewusst gewesen, dass er Itachi eine gewaltige Standpauke halten wird.
 

"Aber, Sissy! Ich habe auch leckere Kekse, die magst du doch so gern!"
 

"Ich heiße nicht Sissy, verdammt nochmal!"
 


 

"Ino? Hallo? Noch am Leben?" Sakura wedelte mit der Hand vor Inos schönem Gesicht, während sie gegenwärtig etwas rot um die Nase war und verträumt auf die weiße Decke starrte.
 

Ihre Augen funkelten prachtvoll. Ino schaute prompt mit einem erwartungsvollen Gesichtsausdruck zur ihrer verdatterten Freundin. "Sakura, meinst du, Itachi-kun hat bereits eine Freundin? Oder vielleicht eine Verlobte? Oder meinst du, er ist bereits verheiratet und hat ein Kind?", fragte sie aufgebracht.
 

Sakuras rechte Augenbraue zuckte. Das war wiedermal eine der Tatsachen, dass Ino sich in jeden charmanten Kerl verschoss, der wirklich auch nur Ansatzweise nett zu ihr war. "Woher soll ich das wissen, du Genie? Ich kenne ihn doch genauso lange wie du; vor fünf Minuten."
 

Inos Röte nahmen noch mehr zu. "Kyaah!", kreischte sie, während sie ihre Hände um ihre glühenden Wangen legte. "Nein, nein, nein! Itachi-kun ist nicht vergeben, sonst hätte er mir niemals so schöne Augen gemacht!", schwärmte sie verliebt, wobei sie ihren Kopf hin- und her schüttelte, als sie an Itachis kleine Rettungsaktion dachte.
 

Sakura verdrehte genervt die Augen. "Hinterher stellt sich noch heraus, dass er schwul ist oder so", sagte sie leise zu niemandem, während sie dabei war, ihre Wohnungstür aufzuschließen. Sie verabschiedete sich vorerst von der verträumten Ino, bevor sie auch schon ihre leere Wohnung betrat.
 

Mit einem erledigten Seufzer stellte Sakura ihre Schultasche in irgendeine Ecke und zog sich danach die Schuhe aus. Ihre rosa Socken mit einem süßen Bärenkopf berührten das kühle Laminat der Wohnung. Mit leicht knarrenden Schritten näherte sich Sakura der kleinen Küche, füllte sich ein Glas kaltes Wasser ein und trank genüsslich draus.
 

Dampfende Schritte ertönten in ihrer Nähe, ehe ihr kleiner Labrador Gesellschaft in der Küche leistete und sofort Sakuras Füße beschnüffelte.
 

Sakura lachte, weil es kitzelte. Sie beugte sich ein Stück runter und hob den Welpen hoch, der prompt begann an Sakuras Nasenspitze zu lecken, was ihr erneut ein Lachen entlockte.

Plötzlich wurde ihr Blick melancholisch, als sie daran dachte, dass sie wieder einmal alleine in der Wohnung war. Diese Wohnung gehörte eigentlich ihrer Eltern, die aber durch geschäftliche Verhältnisse kaum Zeit fanden, nach Hause zu kommen. Manchmal hinterließen sie eine Nachricht an ihre Tochter, doch heute bekam sie keine.

Sakura unterdrückte sich ein Seufzen. Deren Arbeit war wohl wichtiger als die Verbindung der Familie.
 

Kopfschüttelnd, weil sie nicht mehr daran denken wollte, ließ sie den Hund los und holte sich an der Wohnungsflur eine Leine, die an der Wand hing und band sie um Niwaki, ihre Hündin. Niwaki bellte und freute sich, dass sie mit ihr Frauchen endlich spazieren gehen konnte.
 

Sakura und Niwaki stiegen die Treppen hinunter und betraten den Flur. Der Welpe übernahm heute die Führung und schnüffelte an allen Gegenständen herum, nur um möglichst irgendwo hin zu urinieren.
 

"Niwaki, aus!", sagte Sakura scharf, als die Hündin tatsächlich auf eine Vase pinkeln wollte, die bei dem Befehl gehorchte und wieder auf vier Beinen stand.
 

Just in diesem Moment ertönte ein Piepen des Fahrstuhls, der sich automatisch öffnete, woraufhin zwei männliche Bewohner den Flur ebenso betraten. Reflexartig schaute sich Sakura um, und erblickte ihren schlimmsten Albtraum, der mürrisch einen alten Mann am Rollstuhl kutschierte.
 

"Wusstest du, dass ich als einziger Japaner im Zweiten Weltkrieg den Nationalsozialisten damals entwichen bin? Ich sag's dir, mein Junge, diese Idioten dachten, ich wäre viel zu blöd, um denen zu entkommen! Ha! Jetzt wissen die ja, wer zuletzt ins Grab gebissen hat, hahaha!" Yugao lachte, wobei Sasuke tonlos auflachte.
 

Plötzlich schaute er hinauf, geradeaus in Sakuras grüne Augen, und blieb sofort stehen, während der alte Mann fragte, was los sei. Sakura zuckte zusammen, als er sie gesehen hatte – aber sie konnte sich nicht von der Stelle rühren. Sie war wie angewurzelt.

Doch Sasukes Gesichtszüge wurden abrupt düster, als er dachte, was sie zu ihm gesagt hatte und danach wie ein Feigling abgezischt war.
 

"Du …", knurrte Sasuke bedrohlich. Er zog seine schwarzen Augenbrauen zusammen und eine schnurgerade Linie auf die Lippen, während er den Griff vom Rollstuhl enger umfasste, bis die Knöchel seiner Hände weiß hervorragten.
 

Yugao schaute Sasuke fragend an, ehe er seinen Augen folgte und seine Nachbarin sah, die immer noch angewurzelt dort stand. Niwaki bellte einmal laut und holte sie aus den Gedanken raus. "Oh, wenn das nicht die liebe Sakura ist! Wie geht es dir denn, Liebes?"
 

Sasuke zuckte überrascht zusammen, als er den Alten sprechen hörte. Nun kannte er endlich ihren Namen, welch Erleichterung. So fiel die Suche nicht nochmals schwer aus.
 

Sie schaute den alten Mann an und zwang sich zu einem Lächeln. "Yugao-san, guten Tag", begrüßte sie ihn und verbeugte sich optimistisch. Die Schülerin schaute desinteressiert den angespannten Jugendlichen im gleichen Alter an, bis sie anfing mit der Zunge zu schnalzen. "Dir auch, Bastard."
 

"Na warte–"
 

"Ihr kennt euch?", unterbrach der Ältere Sasukes Drohung. Yugao wechselte seinen fragenden Blick zwischen Sasuke und Sakura, während Letztere die Finger knacksen ließ.
 

"Mehr oder weniger", kommentierte sie.
 

Yugao lachte. "Ach ja, die junge Liebe! In eurem Alter waren meine Frau und ich genauso. Wir hatten uns auch immer gezankt, aber gerade deswegen, weil wir uns lieben. Wie lange seit ihr beide schon ein Paar?", fragte er lächelnd.
 

Vor Übelkeit zogen sich deren Mägen zusammen. Im Synchron verneinten die beiden diese abrupte Frage klipp und klar, woraufhin Yugao nachdenklich summte. "Na ja, was nicht ist, kann noch was werden!"
 

"Niemals."

"Lieber sterbe ich."
 

Der Mann lachte und kam aus dem Lachen gar nicht mehr heraus, ehe er anfing zu husten. Sakura und Sasuke zuckten gleichzeitig zusammen, bis Letztere den Rücken des Mannes leicht tätschelte. "Geht's?", fragte er vorsichtig nach.
 

Yugao winkte lächelnd ab. "Ja, geht schon. Danke für deine Hilfe, Sissy."
 

Sasuke knickte wegen dem falschen Namen den Kopf ein. Der Mann litt wirklich an Amnesie, es war zum Verrücktwerden. Er murmelt irgendetwas Undeutliches, während Sakura anfing laut zu prusten.
 

"Si– Sissy? Hahaha! Der passt perfekt zu dir!", lachte sie und hielt sich die freie Hand auf dem Bauch, weil sie Bauchschmerzen vor Lachen hatte. "Sissy, hahaha, neeeein! Ich schmeiß mich weg!"
 

Sasuke errötete. "Halt die Klappe!", brummte er wütend. "Hör auf zu lachen! Das ist verdammt nochmal nicht lustig!"
 

Sakura wollte sich beherrschen, hielt für einige Sekunden inne, bevor sie den Druck nicht mehr halten konnte und anfing wieder laut zu lachen. Einige Lachtränen kamen aus dem Augenwinkel heraus. "T-tut mir l-leid, Sissy", lachte sie mittem im Satz. Yugao lachte mit, während Sasuke das Testament für Sakura unterschrieb.

Contract


 

- φ - 

D R E I

Der Abend schlug heran und erhellte mit dem grellen Mondlicht die japanische Stadt Nagoya. Sasuke Uchiha war gerade leicht bekleidet dabei die Schiebetür des Balkons zu rücken, ehe seine nackten Füße prompt die kalten Fliesen der Terrasse berührten. Sofort begrüßte ihn die kühle Brise und spielte mit seinen nassen Haaren. Kurz schloss er seine Augen, spürte das gute Gefühl nach dem Duschen die angenehme Naturluft einzuatmen. Tief sog er es ein. Sasuke legte verschränkt seine Arme an der Balustrade und ließ sein regungsloses Gesicht harmonisch durch den Anblick schweifen. Er konnte die Autos auf der Straße hören, wie sie hupten oder einfach den Motor zum Starten brachten. Manchmal war der Straßenverkehr genauso schlimm wie in Tokio.
 

Itachi legte die japanische Maneki-neko-Figur auf einem Regal über dem schwarzen Plasmafernseher, woraufhin er automatisch über seine rechte Schulter hinweg sah und seinen jüngeren Bruder an der Veranda entdeckte. Nüchtern setzte er sich in Bewegung und blieb an der offene Schiebetür stehen. "Sasuke, möchtest du etwas Essen? Ich habe Dango im Supermarkt gekauft." Keine Antwort. Itachi seufzte und leistete neben Sasuke Gesellschaft, während er die gleiche Position wie er übernahm. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Ich vergaß, du isst ja nichts Süßes", schmunzelte Itachi.
 

"Warum sind wir hier?", fragte Sasuke gedämpft. Itachi war über diese abrupte Frage recht überrascht gewesen und konnte für einige Sekunden nichts sagen, bis ein geringfügiger Seufzer über seine Lippen kam.
 

"Das weißt du selbst, Sasuke. Ich weiß, dass du dagegen bist und deswegen strikt klar nicht dieselbe Meinung wie Vater teilst, aber die Situation ist ernst. Unterschrieben ist unterschrieben, daran kann nicht mal der Richter etwas ändern", erzählte Itachi und besah seinen Bruder neben sich mit einem weichen Blick an.
 

Sasuke schnaubte. "Natürlich. Es passiert immer nur das, was Vater will, aber nie das, was ich will. Ich war schon immer das schwarze Schaf in der Familie. Keinem von euch interessiert es, wie ich mich dabei fühle."
 

Der kühle Windzug spielte mit Itachis lockerem Zopf. "Was …? Nein. Wie kommst du denn jetzt darauf, Sasuke?", fragte er und konnte vollkommen verstädnislos zunächst gar nicht realisieren, wie schmerzhaft es für seinen Bruder war. "Mutter und Vater wollen das Beste für dich, nur deswegen tun sie es. Du bist kein–"
 

"Und warum tat Vater es hinter meinem Rücken? Warum konnte er nicht mit mir darüber reden, wie in einem normalen Vater-Sohn-Gespräch? Warum muss er immer alles alleine regeln, Nii-san? Beantworte es mir", unterbrach Sasuke barsch seinen Bruder, der nur ratlos den Mund leicht herunterklappte. Er löste den Blickkontakt und schaute wieder auf die Straße, während die sanfte Brise mit seinem schwarzen Pony spielte. "Lass mich jetzt bitte alleine, Itachi." Sasuke sah nicht, wie Itachi kurz nickte und die Terrasse stumm verließ, und auch nicht, wie er Sasuke einen entschuldigenden Blick zuwarf.
 

Bevor Sasuke seine melancholischen Gedanken weiter fortführen konnte, öffnete sich die Balkontür von seiner Nachbarin auf. Konsterniert riss er kurz die Augen weit auf, als er eine zu bekannte Person entdeckte, die leicht bekleidet die Arme entspannt ausstreckte. Sie machte ein paar gymnastische Übungen, sog die frische Naturluft ein und lächelte stark. Die Hände waren in die Hüfte gestemmt, ihr Blick geradeaus im schönen Anblick eines Hochhauses.
 

Sasukes Kinnlade klappte leicht herunter. Sie wohnte also neben ihn? Wieso zum Teufel hatte Itachi es nicht früher erzählt? Sasuke fiel erst jetzt wieder ein, dass er noch eine Rechnung mit seinem Bruder offen hatte, als dieser die falsche Adresse übergab. Gedankenversunken setzte er eine schnurgerade Linie auf seine Lippen. "So sieht man sich also wieder, Püppchen", sprach er monoton.
 

Sakura zuckte leicht zusammen, ehe sie rasch über ihre rechte Schulter hinweg sah und ihn schließlich erblickte, leicht bekleidet; mit einem weißem Tanktop – wo man auch seine erstaunlichen Muskeln sah, die aber nicht so übernatürlich wirkten – einer schwarzen Boxershort und einem cremefarbenen Handtuch um seinem schmalen Hals.

Der Anblick war zum Dahinschmelzen.
 

Sakura knirschte mit den Zähnen. "Sag mir jetzt bitte nicht, dass wir beide Nachbarn sind", presste sie dysphorisch raus, während sie abweisend die Hände zu Fäusten ballte. Wieso hasste Gott sie nur so sehr?
 

Sasuke zuckte mit den Schultern. "Siehst du doch, oder können deine schönen Augen es nicht wahrhaben, dass sie jetzt jeden Tag einen gutaussehenden Kerl besichtigen werden?", fragte er rhetorisch. Auf seinen Lippen bildet sich ein Grinsen, als er die entstandene Röte um Sakuras Nase entdeckte.
 

"Lieber sterbe ich, als dich jemals hübsch zu finden, du ekeliger Spanner!", erwiderte das Mädchen bissig.
 

Sasuke behielt immer noch dieses schalkhafte Grinsen im Gesicht. "Von mir war überhaupt nicht die Rede, Blondie. Es könnte auch so gut wie mein Bruder sein, er wohnt nämlich auch hier", neckte er sie belustigt, woraufhin Sakura den Blickkontakt abbrach und beleidigt in eine andere Richtung schaute.
 

Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust, spürte die kühle Brise an ihren freien Oberarmen, was ihr eine unwohle Gänsehaut verpasste. "Stimmt, jetzt wo du's sagst. Dein Bruder sieht wahrhaftig besser aus als du, und ist zudem freundlicher und kein Höschengaffer."
 

Seufzend raufte er sich die Haare. "Mann, bist du prüde. Was ist denn so schlimm dran, dass ich deinen Slip sah? Ist doch genauso, als würdest du ein Bikini tragen – nur schöner."
 

Empört sog Sakura die Luft ein, und ihr Mund klappte erschüttert herunter. "Bitte?", fragte sie platt nach. "Das soll dein verdammtes Argument sein? Sag mal, hast du eigentlich Blödheit gefrühstückt? Man glotzt keinen wildfremden Mädchen auf ihre Unterwäsche! Das ist unhöflich!"
 

Sasuke schnaubte. "Ach, und du bist jetzt besser oder was? Du hast zuerst angefangen, mich als einen Bastard abzustempeln und dann wie ein ängstliches Kaninchen abzuhauen – das war sehr unhöflich von dir!", rechtfertigte er sich.
 

"Du hast mit diesem blöden Kosenamen angefangen!"
 

"Und du mit der blöden Behauptung!"
 

Außer sich stampfte Sakura wild mit den Beinen und ballte die Hände kräftiger zu Fäusten, ehe die Knöchel weiß hervorragten. "Du, du, du Arschl… – ach, fahr zu Hölle!", keifte sie laut.
 

Sasuke schlitzte eindringlich die Augen. "Pass besser auf deine Wortwahl auf, sonst komme ich gleich rüber", warnte er sie.
 

"Uhh, Hilfe. Ein Irrer mit niedrigem Niveau will hier einbrechen, uhh. Ich habe ja wirklich große Angst", verspottete ihn  Sakura eintönig und raufte sich gespielt die Haare, während sie gelangweilt den säuerlichen Jungen vor sich besah. "Wen willst du hier was vormachen, du Angeber?"
 

"So! Jetzt reicht's!" Mit diesen Satz griff er mit beiden Händen an die Balustrade, und machte per Handstand einen großen Bogen, ehe er mit einem Klacks die Terrasse von Sakura betrat, die es kaum in Worte fassen konnte. Das Handtuch, das um seinen Hals gebunden war, fiel herunter und landete auf einem Ast.
 

Der ist doch krank, dachte sie. Die Entfernung von den beiden Balkons war eh nicht weit entfernt, so, dass man leicht hinüber klettern konnte. Aber dass Sasuke es wirklich tat, damit hätte sie niemals gerechnet. Wirklich nicht.
 

Sasuke bemerkte es, konnte sich kein Grinsen verkneifen und schaute sie herausfordernd an. "So überrascht, Kleine?"
 

"Seit wann – scheiße, du bist doch echt bescheuert! Verschwinde, bevor ich Niwaki hole! Sie mag es nicht, wenn fremde Menschen auftauchen. Und komm ja nicht heulend an, wenn sie dich im Schritt beißt!", mahnte Sakura ihn energisch.
 

Mikotos Sohn runzelte die Stirn. "Niwaki? Meinst du dieses Stück Fleisch? Ich bitte dich, sogar ein Chicken Wing hat mehr Fleisch dran als ein sowas", spotte er über ihren Hund, was Sakura ganz und gar nicht gefiel.
 

Sakura ging einen Schritt zurück, als Sasuke sich langsam näherte. "V-Vergleich sie nicht mit Chicken Wings, du Scheißkerl!" Sie schrie auf, als Sasuke sie an der Hüften packte und mit einem Ruck auf seine rechte Schulter beförderte.
 

Niwakis Frauchen zappelte und schlug Sasuke abermals auf den Rücken, während sie hin und wieder sagte, er soll sie endlich herunterlassen. Sasuke bemerkte es und stöhnte daraufhin genervt. "Zappel nicht so wie ein Fisch, Herrgott. Du bist wirklich unerträglich." Mit großen Schritten verließ er die Terrasse und schob die Tür zu. Er musste die Augen verdrehen, als Sakura wieder begann zu zappeln.
 

"Lass mich endlich los, du Schei–"

"Sasuke. Ich heiße Sasuke, nicht Scheißkerl."

"Gut, Sasuke, wohin bringst du mich überhaupt, du Irrer?"

"Zu mir."
 

Ehe Sakura energisch etwas erwidern konnte, wirbelte Sasuke sie hin und her, als würde er etwas Bestimmtes suchen. Sakura kam sich vor, als wäre sie im Vergnügungspark, ihr wurde schlecht. "Was … ist bloß falsch mit dir?"
 

"Wo ist dein Schlüssel?"

"Hä?"

"Schlüssel, verflucht! Ein Werkzeug zum Öffnen eines Schlosses!"

"Ich weiß, was das ist, du Klugscheißer!"
 

Sasuke atmete tief aus. "Dann beantworte mir die Frage, anstatt eine blöde Gegenfrage zu stellen!", sprach er laut.
 

Empört gab Sakura ihm einen Klaps am Hinterkopf, woraufhin er sich sofort beschwerte. "Das war keine Gegenfrage! Ich war bei deiner abrupten Frage total durcheinander", gab sie zu erklären. "Und mein Hausschlüssel befinden sich an der kleinen Kommode im Flur. Ein süßer Teddybär als Anhänger – du siehst es sofort. Aber warum willst du überhaupt meinen Schlüssel haben, du Höschengaffer?"
 

"Kannst du endlich mal damit aufhören? Ich hab's ja verstanden. Ich werde dir nie wieder solche Anmerkungen geben, Prinzesschen. Und der Grund für deine Entführung ist dies, weil mein Bruder unbedingt mit dir sprechen will. Frag nicht wieso, ich weiß es selbst nicht. Klärt das jetzt deine Zweifel?", erklärte Sasuke die Situation.
 

"Ach, und da kannst du nicht einfach freundlich Fragen? Musst du wirklich einen auf Chuck Norris machen und mit Leichtigkeit über der Balustrade springen? Was zum Teufel stimmt nicht mit dir, Sasuke?", fluchte sie aufgebracht.
 

"Ich kenne dich zwar nicht lange, aber ich weiß jetzt schon, dass du ein kleiner Sturkopf bist – und eine eingeschnappte Jungfrau." Sasuke schreckte kurz auf, als Sakura ihn tatsächlich am Hintern kniff.
 

Er ergriff sich den Schlüssel auf der Kommode und verließ mit der zappelnden Schülerin ihre Wohnung, ehe Sasuke in wenigen Sekunden seine Wohnung erschöpft betrat. Er besaß bereits eine leicht schweißbedeckte Stirn. "Puh … Mann, bist du schwer. Iss mal weniger."
 

"Fick dich!", zischte sie wütend.
 

Itachi betrat den Wohnungsflur und widmete sich Sakura zu, die nicht aufhörte fäkale Wörter in den Mund zu nehmen. Sasuke packte sie an den Hüften an und ließ sie runter, ehe er prompt einen Schlag an der linken Schulter kassierte. "Nächstes Mal fragst du mich, kapiert?!"
 

"Oh, guten Abend, Sakura. Schön, dich zu sehen", begrüßte Itachi sie mit einem konzilianten Ton in der tiefen Stimme. Er lächelte sie herzlich an, woraufhin Sakura leicht errötete.
 

Sakura, die nur mit einem weißen Hello Kitty Top und einer roten Hotpants, vor Sasukes älterem Bruder stand – der gegenwärtig genauso wie Sasuke aussah –, musste mit glühenden Wangen krampfhaft versuchen nicht wegzuschauen, ehe sie ihn kleinlaut begrüßte.
 

Itachi lachte. "Du brauchst nicht so beschämt zu sein, Sakura. Ich ziehe mir nur schnell etwas über, danach können wir reden, abgemacht?" Er verließ die Teenager, als er ein heftiges Nicken von ihr bekam.
 

Ohne, dass Sasuke etwas kommentierte, schlug Sakura ihn erneut auf dieselbe Stelle, woraufhin er sich schmerzend an der Schulter rieb. "Verdammt, wofür war das denn jetzt?"
 

"Dafür, dass du so ein Arsch bist", antwortete sie derb. Sie entknotete ihren blonden Pferdeschwanz ab und machte sich wieder einen ordentlicheren, weil dieser wegen des Blödmanns total durchwühlt wurde, als hätte Sakura einen Stromschlag erlitten.
 

Sasuke verdrehte konfus die Augen. "Wie großzügig", sagte er sarkastisch. "Hat dir je einer mal erzählt, dass du voll das Mannsweib bist?"
 

"Was?", hinterfragte sie, als würde er eine andere Sprache sprechen. "Wiederhol' es nochmal, falls du dich traust …", ermahnte sie ihn bissig.
 

Sasuke zuckte mit den Schultern. "Mannsweib."
 

Just in diesem Moment, bevor Sakura wieder zuschlagen konnte, betrat Itachi mit einem roten, engen Shirt das Wohnzimmer, wo sich gerade auch die Streithähne befanden. Er lächelte ihnen zu, wusste aber nicht, dass er genau im richtigen Moment kam.
 

"Glück gehabt", murmelte Sakura. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blies die Wangen auf. Sie war wütend, nicht auf Itachi, sondern auf den Höschengaffer.
 

Itachi zeigte auf die perlweiße Ledercouch und sagte freundlich: "Bitte setzt dich doch, Sakura", bat er sie nett, sowohl sie die Bitte freundlich annahm.
 

Sie saß und fragte Itachi etwas verwirrt, weshalb er unbedingt mit ihr reden wollte. Inos beste Freundin sah, wie sein Gesichtsausdruck ernster wurde, als er in das Grün in ihren Augen erblickte. "Versteh mich bitte nicht falsch, Sakura. Aber wie heißt du mit Nachnamen?"
 

Perplex öffnete Sakura den Mund, währenddessen Sasuke die rechte Augenbraue hochschob. "Ähh … Haruno", gestand sie. Warum wollte er es unbedingt wissen? Und vor allem, warum so spät in der Nacht?
 

Itachi nickte. "Wie ich es mir dachte", stellte er fest. Die Stille wurde durch seinen lautes Seufzen unterbrochen, derweil er aufstand und an seiner Jackentasche, die an der Garderobe hing, kramte, bis er einen weißen Umschlang in der rechten Hand hielt. Sakura war überrascht und fragte ihn, was das für ein Brief sei. Sasuke hingegen wurde ganz blass im Gesicht, seine Augen waren weit gerissen.
 

Itachi hielt den Umschlang vor Sakuras Nase herum. "Dies ist kein gewöhnlicher Brief, Sakura. Er kommt von deinen Eltern. Es ist ein Vertrag, um genauer zu sein."
 

"Vertrag?", wiederholte sie schluckend. "Was ist damit?"
 

Itachi atmete tief mit der Nase aus. "Vor einigen Jahren wurde die Uchiha-Company durch Betrug und jede Menge Schulden bankrott. Mein Vater – der Leiter der Firma – musste schnell handeln, also traf er sich irgendwann mit deinem Vater zu einem Gespräch. Herr Haruno wollte helfen, setzte dafür aber eine Gegenleistung ein, indem seine einzige Tochter mit dem jüngsten Sohn des Uchiha-Klans heiratet. Den genaueren Anlass wusste bis jetzt keiner, außer dein Vater selbst. Mein Bruder und ich zogen deswegen hier hin, nach Nagoya, nur um Sasukes Zukünftige zu finden, die sich laut Adresse hier befinden sollte – und das, bist in diesem Fall du, Sakura."
 

Sakura stand außer sich – und extrem verwirrt – von der Ledercouch automatisch auf und besaß einen fassungslosen Gesichtsausdruck, welcher von Sasuke nur allzu gut erwidert wird. Sie dachte, sie hörte nicht richtig, was Itachi da für'n Müll erzählte. Ihr Vater sollte sowas hinter ihrem Rücken vereinbart haben? Was war der Grund dafür? Fassungslos, weil sie es nicht glauben wollte, ging sie einen Schritt zurück und schüttelte immer wieder ihren Kopf hin und her. "Nein", sagte sie mehrmals verstört, und gewisse Wut schwankte mit drin. Sakura wollte keinen Mann heiraten, den sie nicht liebte, vertraute oder gar mochte. Sie wollte Sasuke nicht heiraten, nie im Leben hätte sie diesen dämlichen Vertrag unterschrieben. Sie wollte den Mann ihrer Träume heiraten, nicht Sasuke, nicht ihn. Nein.

Sakura bemerkte nicht, wie Itachi aufstand und sie vorsichtig berühren wollte, ehe sie reflexartig seine Hand zischend wegklatschte. Man sollte sich ihr jetzt besser nicht nähern, dessen war sich Itachi nun bewusst gewesen, als er seine Hände wieder zu sich nahm und seine zukünftige Schwägerin weiterhin nüchtern beobachtete.

In Sakura brodelte unangenehme Wut, die nur darauf wartete, auszubrechen wie ein Vulkan. Sakura ballte die Hände zu Fäusten, und sie konnte nicht realisieren, dass sich ihre Fingernägel in ihrer Haut bohrten und ein wenig Blut floss. Sie spürte diesen Schmerz nicht, weil das, was ihr Vater getan hatte, viel schmerzhafter war. Er hatte sie verschenkt, wirklich wortwörtlich verschenkt.
 

Ihre Eltern waren nie Zuhause, wenn Sakura ein Familienessen zubereitet hatte, gute Noten schrieb oder etwas Aufregendes erzählen wollte. Und nun soll sie die Bedingung ihres Vaters eingehen, nur damit diese blöde Firma wieder bergauf stieg?
 

Ohne etwas zu sagen, setzte Sakura sich stumm in Bewegung, entriss Sasuke ihren Hausschlüssel aus der Hand und knallte die Haustür bedacht laut zu, und ihr war es egal gewesen, ob sie damit die ganze Nachbarschaft aufweckte. Sie war wütend und gleichzeitig verletzt. Enttäuscht von ihrer zerbrochenen Familie.

Heaven or Hell?


 

- φ -

V I E R

Die Schulglocke klingelte. Die Schüler an der Konoha High tummelten sich schwatzend mit ihren jeweiligen Freunden vor Schule, so wie Sakura mies gelaunt mit ihrer besten Freundin zum Eingang der Schule zusteuerte. Ino warf ihren langen Zopf nach hinten und besah dabei das Mädchen neben sich mit einem ratlosen Blick.

"Und, hat Sasuke sich dazu geäußert?", fragte sie und genoss dabei die Anwesenheit ihrer weiblichen Begleitung, die wegen der Frage ihre Schultasche enger umfasste.

"Nein", knurrte Sakura bissig. "Er stand einfach nur da und hatte seinen Flamingo-Stand geübt", erzählte sie. Sakura hatte Ino heut Morgen von der geplanten Verlobung des Vertrags erzählt. Die Blondine war darüber verdammt überrascht gewesen. Schließlich erlebte sie es nicht alle Tage, dass ihre Freundin bald heiraten würde – zumindest nicht in einem jungen Alter.
 

Ino summte nachdenklich. "Ja. Irgendwie hört es sich wirklich nach Sasuke an", sagte sie. "Aber wieso hast du eigentlich die Tür so laut zugeknallt? Mein Vater ist vor Schreck vom Bett heruntergefallen und hat sich beinahe seine Hüftknochen  gebrochen. War etwa ein Nein zu viel verlangt?" Als Ino daran dachte, wie ihr Vater herumgemeckert hatte, konnte sie sich vor Lachen gar nicht mehr einkriegen.
 

"Mach daraus keine Witze, Ino. Die Situation ist verflixt nochmal ernst. Mein Vater hat einfach hinter meinem Rücken einen Vertrag vereinbart, ohne mich überhaupt zu informieren. Weißt du, wie sich das anfühlt, einfach wie eine Puppe behandelt zu werden? Schlimm genug, dass es ausgerechnet dieser Spast ist", sprach Sakura ihre empfindlichen Gefühle aus. Sie hätte beinahe einem jüngeren Schüler eine gewaltige Standpauke gehalten, als dieser mitten in ihrem Weg stand. Sakura warf dem ängstlichen Schüler einen mörderischen Blick zu, der daraufhin mutlos das Weite suchte.
 

"Findest du nicht, du übertreibst ein wenig, Sakura?", hinterfragte Ino stirnrunzelnd. Sie näherte sich ihrem Spind, kramte in ihrer braunen Schultasche nach einem Buch und legte es in ihr Fach rein. "Ich bin mir sicher, dass ihr einfach einen Neuanfang braucht oder so. Dann klappt das schon."
 

Während Ino ihren Spind zuknallte, stand auf Sakuras hübschem Gesicht ein Ausdruck der Empörung geschrieben."Was für einen Neuanfang bitte? Wir verstehen uns nicht, schon seit wir uns zum ersten Mal gesehen haben. Er ist das genaue Gegenteil von Itachi", gab sie zur Geltung, während sie an einem fremden Spind gelehnt war. Sakura schloss entspannt ihre Augen. "Vielleicht ist es nur irgendein dummer Scherz oder so …"
 

"Dann finde es doch einfach heraus."
 

"Wie jetzt?" Sakura schaute verwirrt in die meerblauen Augen ihrer Freundin drein, das eine milde Ausstrahlung blendet.
 

"Ganz easy, Darling. Du gehst einfach zu Sasuke hin und fragst ihn. Wenn er es bejaht, dann musst du damit leben müssen. Ist es aber irgendein Scherz – was ich eher bezweifle –, dann darfst du ihn in die Weichteile treten", erklärte Ino trist und zuckte derweil mit den Schultern.
 

Sakura hob eine helle Augenbraue hoch. "Klingt es nicht ein wenig zu sadistisch?"
 

"Spielt das jetzt überhaupt noch eine Rolle?" Ino verdrehte genervt die Augen, packte Sakura jeweils an die Schulter an und schob sie zum Klassenraum. "Nach der Schule gehst du einfach zu Sasuke hin und redest mit ihm. Oh, und wenn du schon dabei bist, grüße Itachi-kun von mir!", grinste sie zum Schluss.

Wieso hatte Letzteres Sakura überhaupt nicht gewundert? Sie hatte es bereits geahnt, dass Ino darauf anspielen wollte. Die Blondine nahm die Situation gar nicht richtig ernst.
 

"Ich will aber nicht. Ich möchte seine Visage nicht noch einmal ertragen müssen", jammerte Sakura wie ein kleines Kind, das sein Lieblingslutscher nicht bekam, während sie beim Gehen dabei einen Schmollmund zog, der bei Ino keinerlei Wirkung zeigte.
 

"Jetzt hör auf zu heul'n", meckerte Ino massiv. Sie ergriff sich die Türklinke vom Klassenzimmer, stemmte die freien Hand in die Hüfte und blickte scharf Sakura an. "Mein Gott, Sakura. Was ist denn bitte so schwer dran? Ich glaube kaum, dass er wirklich so ein schlechter Mensch ist, wie du ihn heute Morgen so ausführlich beschrieben hast. Also, lass uns jetzt rein gehen und für Geschichte lernen. Hinterher haben wir noch Training, und denk an das Turnier." Ino schlitzte von ganz alleine ihre Augen, und Sakura wusste, wovon sie sprach. Ino wollte nicht verlieren. Nicht noch einmal.
 

Mit einem Seufzer von Sakura drückte ihre Freundin die Türklinke nach unten und schob die Schiebetür zur Seite. Sakura hatte Ino gar nicht dabei zugehört, als sie vom Turnier gesprochen hatte, da Sasukes Verlobte tiefsinnig am Grübeln war, wie sie am besten die Vereinbarung auflösen konnte. Sie hätte diesen Idioten am liebsten zum Mond geschossen, damit sie ihn bloß nicht heiraten musste.

Die Tochter der Haruno-Company bemerkte gar nicht, dass sie ihren nachdenklichen Gesichtsausdruck gen Boden gerichtet hatte und eine Person in ihrem Weg stand, ehe sie mit ihrer Stirn gegen den Oberarm des Schülers knallte. Das Mädchen fiel mit ihrem Hintern hart auf die Fliese, woraufhin sie mit schmerzverzogenem Gesicht an ihren Hüften rieb. Langsam öffnete sie ihre Lider, konnte ihre besorgte Freundin hören, wie sie gegenwärtig ihren Namen rief, bis Sakuras grüne Augen den Jungen vor sich entdeckten, dem sie am liebsten nie wieder in ihrem Leben begegnet wäre. Den Kerl, den sie wie die Pest vermied. Uchiha Sasuke.
 

Sasuke schaute desinteressiert zur ihr hinab, wie sie hilflos am Boden saß, die Beine leicht gespreizt, der Rock wieder einmal verrutscht, und dieser Blick, der gar nicht zu ihre Körperhaltung passte. Wenn Blicke töten könnten, dachte er.

Als er seine Augen gemischt mit einem schamlosen Grinsen auf ihren Rock wandern ließ, stand Sakura wie vom Donner getroffen auf und rückte ihren weißen Schulrock zurecht, so, dass Sasuke keinen weiteren Blick auf ihren Slip werfen konnte. Dieser Perverser.

Außer sich vor Wut, zitterten bereits ihre geballten Fäuste. "Schau gefälligst woanders hin, du perverser Dreckskerl!"
 

"Sakura Haruno! Benimm dich gefälligst!", rief ihre Klassenlehrerin, Kurenai Yūhi, ermahnend. Sie zeigte mit einem Lehrerstock zu ihrer ertappten Schülerin, während Sakura bei dieser Aussage der Mund herunterklappte und sie permanent mit ihrem Zeigefinger auf den grinsenden Jungen zeigte.
 

"Du wirst dich sofort bei deinem neuen Mitschüler entschuldigen!"
 

Fassungslos schaute sie zu ihrer einstigen Lieblingslehrerin, als diese nun ihre Arme vor der Brust verschränkte und immer noch diesen blöden Stock in der Hand hielt. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, wozu manche Lehrer diesen Gegenstand überhaupt brauchten. Um ihre Schüler zu peinigen oder was?

"A-Aber er hat doch angefangen! Ich mach doch nichts!", rechtfertigte Sakura sich. Im Klassenraum war es nach Kurenais Gemecker mucksmäuschenstill geworden. Ino saß brav auf ihrem Platz und wünschte ihrer besten Freundin, dass sie diesen Unterricht möglichst überlebte.
 

Frau Yūhi wippte ungeduldig mit ihrem rechten Fuß. Sie warf ihrer Schülerin einen wirklich bedrohlichen Blick zu, der Sakura klar machen sollte, dass die strenge Lehrerin keine Widerrede duldete. Sakura schluckte unter diese Spannung einen Kloß hinunter, ehe sie ganz leise eine Entschuldigung murmelte.

"Ich habe dich nicht gehört, Sakura. Oder hast du sie etwa gehört, Sasuke?", fragte Kurenai den Neuling, der nur grinsend den Kopf schüttelte. Oh ja, wie Sakura diesen Idioten hasste.
 

Das Mädchen schenkte ihm einen Blick, den sie vorher noch niemanden zugeworfen hatte. So einen grauenhaften Gesichtsausdruck, während sie ihren Kiefer nach vorne drückte, ihre blonden Augenbrauen zusammen zog und ihren Augen eine fürchterliche Kälte funkelte. Sie war nicht sauer, sondern zornig. Verdammt zornig. Sie presste ihre Lippen zusammen, ihre rechte Braue musste automatisch vor Wut zucken. Wie gern hätte sich Sakura jetzt diesen Lehrerstock geschnappt und damit Sasuke zu Tode gepeinigt.

"Es. Tut. Mir. Leid", knirschte sie. Es tut mir leid, dass du ein Arschloch bist!
 

"Ist diese Entschuldigung akzeptabel, Sasuke?"
 

Sasuke grinste das säuerliche Mädchen herausfordernd an. "Ich denke, es ist akzeptabel, Kurenai-sensei", antwortete er amüsiert und genoss dabei Sakuras bedrohliche Körperhaltung.
 

Kurenai nickte. "Gut. Sakura, geh wieder auf deinen Sitzplatz zurück, und du, Sasuke, komm näher zum Pult heran und stelle dich bitte der Klasse vor."
 

Sakura stampfte regelrecht zu ihrem Platz, während sich bei Sasuke ein schadenfrohes Grinsen im Gesicht auf die Lippen legte und er sich dem Pult näherte. Allein bei diesem Anblick, weil ihm die männliche Schuluniform unglaublich phänomenal attraktiver erscheinen ließ, besaßen die Mädchen regelrechte Herzchenaugen. Sie schwärmten um Sasuke, den gutaussehenden und coolen Neuling der Klasse.

"Ohayō. Mein Name ist Sasuke Uchiha, und ich komme aus Tokio", sprach er auf Japanisch und machte eine kleine Verbeugung. Sasuke war sich bewusst, dass er nur an einem Tag die Beliebtheitsskala überschritten hatte.

Die Mädchen fingen an, ihre Hände an ihre glühenden Wangen zu legen und verträumt Sasuke anzustarren. Sakura hingegen verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mürrisch an ihren Holzstuhl. Der tut doch nur so freundlich, innerlich ist er ein wahres Monster. Sie besaß dabei immer noch diesen bedrohlichen Blick.
 

"Gut", sagte Kurenai. "Bitte setzt dich dort hin. Wir beginnen jetzt mit dem Unterricht." Sie zeigte mit ihrem Lehrerstock auf den freien Platz, woraufhin Sasuke gelassen mit Händen in den Hosentaschen dorthin zust0euerte. Sakura wusste das Adjektiv leider nicht, was sie hätte sagen können. Sie hatte nun einen neuen Nachbarn, weil sie auch so viel Glück in ihrem Leben hatte. Verdammt, warum sie? Warum musste sie es sein, die nun neben ihm, diesen Blödmann, sitzen musste?
 

"Nehmt eure Geschichtsbücher raus und schlagt die Seite 133 auf. Makoto fängt an zu lesen", bestimmte Kurenai in einem typischen Lehrerton, während sie auf ihrem Stuhl saß und ihre Lesebrille auf die Nase setzte.
 

Die Schüler holten aus ihren Taschen das Genannte heraus, legten es auf ihre quadratischen Schultische, wovon jeder einen eigenen besaß, und schlugen die Seite 133 auf. Makoto nahm sein Geschichtsbuch und stand dabei auf. "Susanoo benimmt sich wie ein ungezogenes Kind und begeht eine Reihe von bösen Taten und Tabuverletzungen. Sein schlimmstes Vergehen: er wirft ein totes Pferd in die Heilige Webhalle, wo Amaterasu gerade am Webstuhl arbeitet, und tötet eine ihrer Dienerinnen. Amaterasu ist darüber so bestürzt, dass sie sich in eine Höhle einsperrt. Das hat zur Folge, dass die Welt in Finsternis geschlagen wird. Die restlichen Götter versuchen, sie wieder aus der Höhle zu locken, und lassen zu diesem Zweck die Göttin Ama no Uzume vor der Höhle einen ziemlich obszönen und seltsamen Tanz aufführen."
 

Während Makoto weiterhin den Text las, schielte Sakura aus ihrem Geschichtsbuch zu Sasuke, der sehr vertieft in dieses Thema zu sein schien. Seine Verlobte hob eine Augenbraue hoch, ehe sie ihren Hals reckte und ihren Kopf langsam in seine Richtung wandern ließ, während ihr Blick hie und da zu Kurenai wanderte, um nicht beim Quatschen erwischt zu werden. "Sag mir jetzt nicht, dass dich so ein Kinderlinz interessiert", flüsterte sie zu ihm.
 

Sasuke runzelte die Stirn, während er zu seiner Verlobten schielte. "Kinderlinz? Du hast bestimmt keine Ahnung, wer Amaterasu überhaupt ist. Pass lieber besser im Unterricht auf. Ich möchte keine ungebildete Frau heiraten müssen", flüsterte er in demselben Ton.
 

Unwirsch klappte ihre Kinnlade herunter. "Wovon redest du? Ich werde dich nicht heiraten, das kannst du vergessen, oder war meine Aktion gestern Abend nicht deutlich genug gewesen?"
 

"Du meinst diese Aktion, indem du die Tür wie ein gestörter Affe zuknallst? Und ich dachte, du würdest immer so die Türe schließen", erzählte Sasuke mit hochgeschobenen Augenbrauen.
 

Sakura sagte nichts. Im Hintergrund konnte man weiterhin Makoto beim Lesen zuhören: "Neugierig ob des folgenden Lachens und Lärmens schiebt Amaterasu den Stein, der die Höhle verschließt, zur Seite und erblickt ihr eigenes Spiegelbild, denn die anderen Götter haben auch einen Spiegel bereitgestellt", las er konzentriert vor.
 

"Hör mal, ich knalle garantiert nicht so die Türe zu. Aber wenn dein Bruder mir mitten in der Nacht erzählt, dass ich mit einem Idioten verlobt wäre, dann kann können Methoden, die Tür richtig zu schließen, auch anders vorgehen", mahnte Sakura ihn, der nur den Kopf schüttelte.
 

"Du bist bescheuert. Ich werde garantiert nicht die Türen reparieren, wenn du deine Hormone nicht unter Kontrolle halten kannst. Das ist mir erstens zu teuer und zweitens viel zu anstrengend."
 

"Was fällt dir ein?!", rief sie empört, stand reflexartig von ihrem Sitzplatz auf und hielt in ihren zierlichen Händen immer noch das blaue Geschichtsbuch.
 

Makoto brach ab. Sein überraschter Blick verlagerte sich auf Sakura, sogar von der ganzen Klasse. Bei Kurenai musste man ohne hinzusehen, dass an ihrer Schläfe bereits eine Wutader pulsierte. Sie rückte ihre Lesebrille gerade und schaute die Schülerin erwartungsvoll an. "Gibt es etwa ein Problem, Sakura?"
 

"Ähh … nein … ich meine, es gibt kein Problem, Kurenai-sensei. Tut mir leid, dass ich den Unterricht gestört habe." Sakura verbeugte sich im traditionellen Stil. Sasuke grinste in sich hinein und musste sich sein Lachen unterdrücken.
 

Kurenai seufzte. "Ich kann mir dein Verhalten wirklich nicht erklären, Sakura. Gibt es etwa ein Problem mit Sasuke?"
 

Oh ja. Ja, verdammt! Dieser Idiot war das Problem!

Sakura schüttelte den Kopf. "Nein, Kurenai-sensei. Da gibt es keine … Probleme." Das letzte Wort presste sie mühsam heraus, während sie Sasuke einen tödlichen Blick zuwarf, den dieser nur köstlich amüsierte.
 

Kurenai nahm die dunkelrote Brille ab. "Na dann. Wenn das so ist, kannst du auch der Klasse sicherlich erzählen, wer Amaterasu ist. Ich bitte um einen vollständigen Satz."
 

Genau in diesen Moment schwor sich Sakura, dass sie sich bei Sasuke rächen würde. Ob mit Lehrerstock oder ohne, leiden würde er trotzdem.
 

"Was ist dein Problem, Püppchen?", fragte Sasuke unschuldig. Seine Hände waren in den Hosentaschen vergraben, während sein schalkhaftes Grinsen nicht aus dem Gesicht verschwand. Er verfolgte seit der Geschichtsstunde seine Verlobte, die ihn bis jetzt gekonnt ignorierte.
 

Sakura drehte sich erbost zu ihm um. "Du! Du, du verdammtes Arschloch bist mein Problem! Du hast mich vor der ganzen Klasse lächerlich gemacht! Ich muss deinetwegen einen Aufsatz über diese bescheuerte Amaterasu halten, worüber ich null Ahnungen habe! Ich versteh die ganze Zeit nur Tiramisu!", erzählte sie aufgebracht und begann auf Sasukes Brustkorb zu schlagen, was ihm nichts ausmachen schien, außer dass er in Gelächter aussbrach.
 

Mit einer geschickten Bewegung packte er sie an ihren Handgelenken und drückte sie gegen die silbernen Schließfächer. Er grinste sie an, sie besaß stattdessen einen wütenden Blick, was Sasuke irgendwie total niedlich fand. Er liebte es irgendwie, sie zu ärgern.

Sakura wehrte sich nicht, sondern versuchte ihn mit ihren Killerblicken ihn zu töten. Sasuke drückte sich näher an sie, hielt sie immer noch feste an ihren Handgelenken und spürte ihren Brustkorb senken. Sie atmete durch die Nase, ihre Atemluft roch nach Pfefferminze und stieg ihm in die Nase. Ihre Augen funkelten aber eher im negativen Sinne.
 

Sasuke zeigte seine Zähne beim Grinsen. "Weißt du, was richtig süß ist?", flüsterte er verführerisch, während er sich an den Lippen leckte.

Bei dem Anblick musste Sakura schlucken. Ihre Wangen nahmen einen dunklen Farbton an. Langsam schüttelte sie ihren Kopf, konnte ihren Blick nicht von seinen anziehenden Lippen nicht abwenden. Verdammt, was war nur los mit ihr? Diese verdammten Lippen brachten sie völlig aus der Bahn.

Langsam näherte Sasuke sich ihrem linken Ohr, und Sakura spürte, wie er grinste. "Dass temperamentvolle Frauen mich jedes Mal schwach machen", flüsterte er in einem anziehenden Unterton, der Sakuras Herzschlag höher schlagen ließ.
 

Lachend ließ Sasuke sie los, konnte immer noch diese Röte um ihre Nase sehen, und verschwand schließlich im nächsten Gang, während er gar nicht bemerkte, dass er Sakura völlig durcheinander zurückließ. Mit schnellem Herzschlag. Seinetwegen.

Artistically


 

- φ - 

F Ü N F

Der Kunstlehrer an der Konoha High malte äußerst konzentriet eine Zeichnung auf die grüne Tafel – mit einer langen, weißen Tafelkreide, die durch Vibrationen in seiner Eigenfrequenz zur Resonanz ein ohrenbetäubendes Geräusch angeregt wird. Ein paar Schüler empfanden es als derart unangenehm und hielten sich deshalb mit verzogenen Gesichtern die Ohren zu, ehe der Lehrer grinsend sein Werk vollbrachte und einen Schritt zur Seite machte, damit seine Schüler das Bild sehen konnten. Sie nahmen vor Staunen die Hände wieder zu sich.
 

Der Mann, der Kunst studiert hatte, wischte sich das Magnesiumoxid von den Händen, ehe er danach die Kreide auf sein Pult legte und einen kurzen Blick auf das dunkelgrüne Klassenbuch daneben warf. Deidara klatschte einmal laut, um die Aufmerksamkeit seiner Schüler zu bekommen. "So! Wie ihr seht, habe ich mich selbst auf der Tafel gezeichnet. Eure Aufgabe für diese Stunde, ist, dass ihr euren Tischnachbarn auf euren Mal- oder Zeichenblock zeichnen sollt. Ihr könnt dabei bestimmen, ob ihr nur das Gesicht, den ganzen Kopf oder den kompletten Körper zeichnet", erklärte er.
 

Ein Schüler fing an zu prusten und erntete daraufhin sofort einen missbilligenden Blick seines Lehrers, der den blonden Jugendlichen mit verschränkten Armen vor der Brust beobachtete. Seine Augen verengten sich von ganz allein. "Strichmännchen zählen nicht, Naruto." Ein lautes Gelächter brach in der 11d aus, woraufhin der ausgelachte Schüler beschämt die Arme verschränkte und so etwas wie 'der hat doch keine Ahnung von Kunst!' murmelte.
 

"Jetzt ist aber genug gelacht. Nehmt eure Materialien raus und beginnt mit euren Zeichnungen. Am Ende dieser Stunde werde ich sie nämlich einsammeln, da mir noch einige Noten fehlen." Deidara setzte sich auf seinen Stuhl und begann schon mal die vorjährigen Kunstnoten in sein rotes Notenbuch zu notieren.
 

"Tsk. Ich werde es dem Typen zeigen, dass ich voll der zweite Picasso bin und nicht nur coole Strichmännchen malen kann!", gab Naruto selbstsicher von sich und klaute dabei ein leeres Blatt seines Tischnachbarn, der sich natürlich sofort beschwerte.
 

"Kauf dir dein Eigenes, Uzumaki", knurrte er. Der säuerliche Junge sah, wie sein Kumpel mit schneller Geschwindigkeit auf dem beschmierten Blatt etwas abartig Hässliches zeichnete.
 

Naruto knallte seinen Bleistift laut auf den Tisch, präsentierte Kiba, seinem Tischnachbarn, sein Bild. Er hielt sein Meisterwerk vor dessen verdattertes Gesicht. "Tadaaaa! Sieht das nicht voll aus wie du? Die Ähnlichkeit ist doch echt verblüffend, oder?" Auf Kibas Stirn konnte man eine Wutader pulsieren sehen, ehe er zähneknirschend die Zeichnung aus Narutos Händen entriss. "Willst du mich verarschen, du Idiot? Das ist verfickt nochmal ein Hund!"
 

Der Junge mit blondem Haar legte den Kopf schief und blinzelte mehrfach. "Wo liegt der Unterschied?" Naruto gab einen schmerzverzerrten Laut von sich, als er eine heftige Kopfnuss am Hinterkopf kassierte, ehe die beiden augenblicklich eine Ermahnung von Deidara bekamen. Der Kunstlehrer schüttelte nur den Kopf, als hätte er bereits geahnt, dass Naruto genau diese Art von Zeichnung verstand – nämlich gar nicht.
 

Sakura unterdrückte sich ein Seufzen, während sie kurz zu ihrem Sitznachbarn sah, der die vorhandenen Materialien auf seinen Tisch beförderte. Unweigerlich musste Sakura sich wirklich eingestehen, dass die beiden sich näher gekommen waren, obwohl sie sich gar nicht richtig kannten.
 

"Auf was wartest du, Püppchen? Ich habe keine Lust, deinetwegen eine schlechte Note zu bekommen, bloß weil du in meiner Nähe nicht klar denken kannst", reizte Sasuke sie unbeeindruckt und holte sie somit aus ihren Gedanken raus.
 

Sakura runzelte die Stirn. "Bitte was? Das soll wohl ein schlechter Scherz sein", erwiderte sie konsterniert und schob automatisch die blonden Augenbrauen nach oben.
 

Sasuke seufzte entnervt. "Sehe ich so aus, als würde ich Scherze machen?", fragte er beherrscht, woraufhin seine Verlobte nachdenklich mit ihrem Zeigefinger auf ihren rosa Lippen zupfte. Das temperamentvolle Mädchen musterte ihren ungeliebten Verlobten von oben nach unten. "Nein, nicht wirklich. Dafür bist du viel zu grimmig."
 

Uchiha näherte sich ihr und drückte ihre Wangen einander, sodass sie in diesem Moment aussah wie ein aufgeblasener Kugelfisch. "Halt deinen süßen Mund und fang lieber an, zu zeichnen", warnte er sie mit schnurgerade Linie auf den Lippen, bevor er sie grob losließ.
 

Inos beste Freundin rieb sich an ihren geröteten Wangen und warf dem Jungen neben sich mehrere tödliche Blicke zu. Innerlich verfluchte sie ihn für seine Art. Kommentarlos nahm sie ihren Bleistift mit einem süßen Häschen als Radiergummi in die Hand und begann auf ihr leeres Blatt zu zeichnen. Sasuke schüttelte nur den Kopf und wartete auf ihre Zeichnung  – ehe ihm Sakura auch schon nach kurzer Zeit ihr Werk vor die Nase hielt. Sasukes Mund klappte ein wenig herunter. Das Mädchen hatte nicht das gezeichnet, was sie zeichnen sollte, sondern etwas ganz anderes. Ob es eine Beleidigung war, wusste Sasuke nicht.  Sie hatte einen verdammten Smiley mit einer fetten schnurgeraden Linie gezeichnet! "Was zum …? Das bin ich nicht, das ist ein Smiley!"
 

"Oh, ist das so?", sagte sie verblüfft und betrachtete mit einem gefälschten und überraschten Blick ihr Meisterwerk. "Komisch … dabei war ich mir wirklich sicher, dich getroffen zu haben."
 

Sasuke knirschte mit den Zähnen und fing selbst an auf sein Blatt zu zeichnen. Er kritzelte erst einen großen Kreis und obendrauf einen kleinen, fügte ein paar menschliche Gesichtszüge, Arme und Beine hinzu. Danach hielt Sasuke es stolz vor Sakuras überraschtes Gesicht. "Da! Und ich habe dich gezeichnet!"
 

Sakura sog scharf die Luft ein. "Das ist eine dicke Frau! Wie kannst du es wagen? Ich sehe doch nicht so aus", beschwerte sie sich wütend.
 

"Tja, kannst der Wahrheit wohl nicht ins Gesicht sehen, was?"
 

"Arschloch!"
 

"Zicke!"
 

"Sechs." Eine bekannte Stimme riss die Streithähne aus ihrem fäkalen Streit, ehe der Zeigefinger ihres Lehrers auf die nicht zum Thema passenden Zeichnungen zeigte. Deidara schnappte sich die Bilder und notierte eine fette Ungenügend auf Sakuras und Sasukes Blättern. Deidara seufzte, während er die Beschwerden der Genannten gekonnt ignorierte. "Da find ich ja Narutos krüppeliges Strichmännchen viel kunstvoller als das, was ihr beiden gezeichnet habt. Heh. Tut mir Leid, aber wenn ihr meinen Unterricht nicht ernst nehmt, werden eure Noten darunter leiden müssen." Damit ging er wieder zurück zu seinem Pult, währenddessen Sasuke und Sakura sich gegenseitig mit mörderischen Blicken bombardierten.

Ja. Kunst war eine Leidenschaft der Gefühle.
 

"Sag mal, kannst du aufhören, mir hinterher zu laufen?", fragte Sakura, die mies gelaunt ihren Heimweg entlang lief, während sie beim Gehen über ihre Schulter hinweg sah und Sasuke wenige Meter hinter sich erblickte.
 

Sasuke schnaubte. "Wir wohnen in demselben Gebäude, du Genie. Da muss ich den gleichen Weg wie du nehmen." Gelassen vergrub er seine Hände in den Hosentaschen und wandte entspannt sein regungsloses Gesicht gen Boden.
 

Die elektronische Tür öffnete sich automatisch und gewährte den Teenagern den Eintritt. Sakura warf Itachis Bruder einen vernichtenden Blick zu, den Sasuke auf der Stelle umbringen sollte. "Was war eigentlich dieses kleine Spiel, das du nach dem Geschichtsunterricht mit mir gespielt hast, Uchiha?" Sie verengte ihre Augen, als Sasuke daraufhin gelangweilt fragte, was Sakura damit meinte. Das Mädchen ballte die Hände zu Fäusten, während sie gemeinsam mit Sasuke den Aufzug betrat. Sasuke drückte auf die Ziffer Drei, und der Fahrstuhl schloss sich und setzte sich in Bewegung.

Sasuke war mindestens zwei Köpfe größer als sie, wie Sakura gerade gedanklich feststellte, als sie neben ihm stand. "Jetzt tu nicht so, als würdest du darüber nichts wissen! Deine kleine Ich-näher-mich-mal-Sakura-weil-ich-plötzlich-Stimmungsschwankungen-habe Methode ist total hirnrissig! Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Dass ich vernarrt nach dir werde, du Idiot?!"
 

"Hat's denn geklappt?", fragte er ruhig und beugte sich zu ihr runter, um ihre aufgerissenen Augen näher zu betrachten. Plötzlich schlich sich ein vergnügtes Grinsen auf seine Lippen, als er die entstandene Röte auf ihren Wangen entdeckte. Sasuke lachte rau und entfernte sich von ihr. "Ich denke, das ist Antwort genug."
 

Sakura blies ihre Wangen kindlich auf, was in diesem Moment total niedlich aussah, und pikste warnend mit ihrem Zeigefinger auf seine Brust. "Du bist nichts weiter als ein Großmaul, Sasuke!"
 

"Und du bist nichts weiter als eine eingeschnappte Jungfrau." Sasuke wich gekonnt ihrem Faustschlag aus, ehe der graue Fahrstuhl innehielt und sich öffnete. Als er gerade einen Schritt in den Flur setzten wollte, sprang Sakura auf seinen Rücken und hakte sich schnell um seinen schmalen Hals ein. Sasuke schwankte, drohte fast umzufallen, und hopste kurz wie ein Kaninchen auf einem Fuß. "Bist du bescheuert?! Du wiegst 'ne Tonne! Geh von mir runter, du Irre!"
 

"Entschuldige dich erst!"
 

"Träum weiter!"
 

"Onkel-Suuuuuuuuuuuuke!", schrie ein kleiner Junge euphorisch und rannte mit weit ausgestreckten Armen zum Genannten, der verdattert zum grinsenden Sprössling blickte und dabei mehrfach blinzelte.  "Takeru?"
 

"Ich hab sooooo lange auf dich gewartet! Mein Papa ist auch hier, und Mama auch! Wir wollten dich und Onkel-Ita besuchen. Warum, weiß ich nicht mehr. Können wir– oh, wer ist das Mädchen, Onkel-Suke?", plapperte Takeru munter, bis sich sein fragender Blick auf Sakura verlagerte, die nur den Mund leicht herunterklappte, als sie ein Stück weiter hinter ihm die lächelnden Eltern von Takeru entdeckte.
 

Sasuke überging die Frage, Sakura stieg peinlich berührt von ihm herunter und senkte ihren glühenden Kopf. Sie kniff die Augen zusammen und wünschte sich in diesem Moment, dass es nur ein beschissener Albtraum war. Sasuke kratzte sich am Hinterkopf und legte den Kopf schief. "Obito? Rin? Was macht ihr denn hier?"
 

Der Mann, der Obito hieß, verschränkte schmunzelnd die Arme vor der Brust. "Wir freuen uns auch, dich wiederzusehen, Sasuke." Seine dunkelbraunen Augen wanderten zu Sakura. "Und wer ist dieses Mädchen, Sasuke? Du hast mir noch gar nicht erzählt, dass du dir bereits eine hübsche Freundin geangelt hast. Wo bleibt bloß deine Kommunikation unter der Familie, Kleiner?"
 

"Sie. Ist. Nicht. Meine. Freundin …", sagte Sasuke beherrscht, als hätte er es bereits so einige Male ausgesprochen. "Sie heißt Sakura Haruno und ist meine Nachbarin. Jetzt lenk' nicht vom Thema ab, so wie du es sonst tust, und sag mir endlich, was ihr hier wollt. Sollen Itachi und ich etwa schon wieder Babysitter spielen?", fragte er monoton. Sasuke zeigte unter sich auf Takeru, der Sasukes Bein umschlungen hatte, als sei dieser ein gefährliches Krakenmonster und Takeru selbst der Held, der ihn besiegen wollte.
 

Rin nickte kichernd, woraufhin Sasuke genervt aufstöhnte. Obito lachte ertappt und kratzte sich am Kopf. "Hehehe … es ist wirklich nur für ein paar Stunden, Sasuke. Tust du mir bitte diesen Gefallen?"
 

Sasuke seufzte ergebenst. "Fein. In ein paar Stunden holt ihr den Racker ab." Er hob den Sprössling hoch und beförderte ihn auf seine Schulter, woraufhin der Kleine sofort begann, an Sasukes Haaren zu ziehen.
 

"Haha! Guck mal, Mama! Ich bin Ratatouille!", rief er begeistert und versuchte Sasuke nach rechts zu der Wohnungstür zu lenken, indem er kräftig an den schwarzen Haarsträhnen zog.
 

Sasuke kniff schmerzverzerrt sein linkes Auge zusammen. "Wenn du damit nicht aufhörst, mach ich dich gleich zu Ratatouille!", zischte er bedrohlich. Takeru ließ daraufhin sofort schmollend seine Strähne wieder los. "Blöder Spielverderber."
 

Sakura musste sich ihr Lachen verbergen, indem sie so tat, als würde sie husten. Sasuke war sich bewusst gewesen, dass sie diese Szene recht amüsant gefunden haben musste, und so entschied er, sich zu rächen. "Sagt mal, macht es euch etwas aus, wenn Sakura uns Gesellschaft leistet? Sie liebt Kinder nämlich sehr. Stimmt doch, oder?", fragte Sasuke hinterhältig und schaute siegessicher zu der Genannten rüber, die bei der gelogenen Aussage die Augen weit aufriss.
 

Sakura erhielt die ganze Aufmerksamkeit der Familie Uchiha, die auf eine simple Antwort ihrerseits wartete. Sie selbst jedoch bekam ihre Nervosität kaum unter Kontrolle. Verdammt. Was sollte sie nun sagen? Sie konnte doch wohl schlecht gestehen, dass das Gegenteil von Sasukes Behauptung bezüglich der Kinderliebe der Fall war. Nein, das wäre zu unhöflich und würde überhaupt keinen guten Eindruck auf seine Familie machen. Mit der Zeit bildeten sich feine Schweißperlen auf ihrer Stirn, ehe sie mit einem nervösen Lachen letztendlich  aufgab und meinte, sich sogar sehr zu freuen, wenn sie zusammen mit Sasuke  auf Takeru aufpassen durfte. Sakura warf Sasuke insgeheim allerdings einen bitterbösen Blick zu, der Sasuke lediglich zum Schmunzeln brachte. Jetzt würde sie ihren freien Abend ausgerechnet mit diesem Idioten verbringen.
 


 

... doch dann stellte sich heraus, dass es eigentlich gar keine schlechte Idee gewesen war, die milde Nähe diesem Idioten zu forschen. Es war wie eine Sucht und Sakura war die Abhängige.


 

Food Fight


 

- φ - 

S E C H S

Obito stemmte mit einem total unguten Gefühl die Hände in die Hüfte und besah dabei Sasuke vor sich mit einem skeptischen Blick, während seine schöne Frau im cremefarbenen Kleid unruhig zu ihm hinauf schaute. "… und das macht dir wirklich nichts aus?", fragte er unsicher. "Normalerweise bist du sonst immer der Erste, der ablehnt."
 

"Heute nicht", erwiderte Sasuke locker. "Nach dem ganzen Umzugsstress ist es auch mal etwas abwechslungsreicher, das Geschreie und Gequängel deines Sohnes zu hören. Glaub mir, der Gesang meines Bruders beim Autofahren war miserabel."
 

Obito lachte herzhaft, während Rin mit einem gut gelaunten Kichern miteinstimmte. "Itachi hat es wohl immer noch nicht verlernt, was?", fragte der ältere Uchiha grinsend und genoss dabei die Anwesenheit seiner Ehefrau, die ihr Lachen verstummen ließ und kurz auf die Knie wippte, um lächelnd das schwarze Haar ihres Sohnes zu streicheln.
 

Seufzend verdrehte Sasuke die Augen und verschränkte dabei seine Arme vor der Brust. Er beobachtete scharf seinen Onkel, der in einem schwarzen und maßgeschneiderten Anzug vor ihm stand, dabei trug er ein weißes Hemd und passende rabenschwarze Lackschuhe. Seine kurzen dunklen Haare, ähnlich wie bei Sasuke selbst, gaben dem Ganzen noch einen gewissen Kontrast. Itachis Bruder runzelte bei der Bemusterung seine Stirn.

"Habt ihr beide etwa ein Date?", fragte Sasuke ein wenig überrascht, denn er entdeckte seinen Onkel gewiss nicht oft in einem grazilen Anzug.
 

Plötzlich änderte sich die Stimmung ins Negative, als Rin mit gepressten Lippen aufstand und ihren Ehemann bitterböse anfunkelte. Sie verschränkte bockig die Arme vor der Brust und wippte mit ihren linkem Fuß. Obito stattdessen zog einen Schmollmund und warf dem Jüngeren einen Blick zu, der so viel heißt wie: Konntest-du-nicht-den-Mund-halten?
 

"Sagen wir es mal so: Dein idiotischer Onkel hatte tatsächlich unseren siebten Jahrestag vergessen", begann Rin säuerlich. "Als Gegenleistung führt er mich nun in ein teures Restaurant, wo ich sein Geld nur für leckere Meeresfrüchte dahinschmeißen werde!"
 

"Aber, Liebling, ich habe mich doch bereits bei dir entschuldigt", versuchte Obito nervös seine Frau bei Laune zu halten, die jedoch ruckartig ihren Mann so stark anfunkelte, dass diesem klar werden musste, den Mund für die nächsten Minuten zu halten.
 

"Sei bloß still! Wie kannst du nur unseren Jahrestag vergessen und dabei eine lächerliche Entschuldigung erfinden? Tut mir Leid, Liebling, dass ich nicht kommen konnte. Mein Leben als Ninja brauchte Prioritäten  – was zur Hölle stimmt mit dir nicht, Obito?!", fuhr sie ihn an und ballte automatisch ihre Hände zu Fäusten, während sie kerzengerade neben Obito stand, der mindestens einen Kopf größer als sie selbst war.
 

Sakura fühlte sich total fehl am Platz. Ein – hoffentlich nicht geschiedenes – Ehepaar stritt sich im Korridor, ehe Sasuke plötzlich ihres und Takerus Handgelenk packte und die beiden zu seiner Wohnung zerrte, während sie erschrocken aufquietschten. Uchiha schloss vollkommen gelassen die Tür und bemerkte den fassungslosen Ausdruck auf Sakuras Gesicht. Sie konnte es kaum in Worte fassen, was er da gerade für eine kleine Show abgezogen hatte – eine wirklich unhöfliche Aufführung.  "Bist du noch ganz bei Trost? Du kannst doch nicht einfach die Tür vor deren Nasen zuknall'n!"
 

"Natürlich kann ich das. Siehst du doch", erwiderte Sasuke schulterzuckend, ging zur Küche und fischte sich eine kühle Calpis aus dem Kühlschrank. "Rin steckt momentan in einer sehr prekären Lage. Ich kann und werde es meinen Ohren nicht antun, ihr Geschrei bis durch meine Trommelfelder zu hören", erklärte er und schloss mit seinem Ellenbogen den Kühlschrank zu, indem er einen kräftigen Ruck gab.
 

"Was denn für eine prekäre Lage?", fragte Sakura verwirrt. Sie sah, wie ihr attraktiver Verlobter die Küche verließ, worauf sie ihn dann verdattert folgte und ihre Frage erneut wiederholte. Takeru hopste und streckte die Arme weit aus. Sasuke übergab ihm das japanische Softgetränk, und Takeru begann sofort daran enthusiastisch zu trinken.
 

Sasuke schaute über seine Schulter hinweg. "Solltest du, als eine Frau, das eigentlich nicht wissen? Ich dachte, Frauen verstehen sich gut untereinander, ohne dabei großartige Wörter auszutauschen." Er schob die Augenbrauen hoch. "Oder weißt du das ehrlich nicht?"
 

"Sonst würde ich doch nicht fragen, du Frauen-Psychologe." Sakura schnalzte mit der Zunge und nahm ungefragt auf der Wohnzimmercouch platz, während sie dabei elegant die Beine überkreuzte und sich an das Möbelstück lehnte.
 

Sasuke kratzte seinen Nasenrücken, weil es juckte. "Rin ist schwanger", antwortete er kurz und knapp, und erntete dabei einen leicht geschockten Gesichtsausdruck von seiner blonden Verlobten. Das erklärte nun Rins Wutausbruch teilweise.
 

"Oh, … das ist doch schön", sagte Sakura. "Und was soll daran jetzt prekär sein?" Das Mädchen schaute verdattert zu ihm hinauf und betrachtete dabei seine dunklen Augen, die dem Funkeln eines Bernsteins ähnelten.
 

Uchiha zeigte mit seinem nackten Zeigefinger auf Takeru, als dieser immer noch an der cremefarbenen Flasche nuckelte und den aufgelösten Joghurt schmackhaft genoss. "Noch eine Sorte davon überlebe ich nicht." Als Sakura lachte, entlockte es ihm ein Schmunzeln auf die Lippen.
 

Takeru legte die halbleere Flasche auf den mittelgroßen Glastisch und quetschte sich zwischen Sasuke und Sakura. Durch die Stille im Raum hob er seinen Kopf hoch und schaute in das strahlende Grün in ihren Augen. "Wie heißt du?", fragte er und legte nachdenklich den Kopf schief.
 

"Sie heißt Sakura und wird bald zur Familie gehören", übernahm Sasuke lässig die Antwort, die eigentlich von Sakura kommen musste, während diese wegen einer ungewöhnlichen Wärme, die in ihr hochstieg, beinahe schon schwitzte und sich in ihrem Inneren ein Gefühlschaos ausbreitete. Ihre Wangen nahmen einen dunklen Farbton an. Mit pochendem Herzschlag schaute sie rasch in eine andere Richtung, um ihren glühenden Kopf hinter einem imaginären Umhang zu verstecken. Takeru verstand nur Bahnhof, Sasuke grinste schalkhaft, ehe seine weichen Fingerkuppen ihren freien Oberarm berührten. Augenblicklich bekam sie eine unwohle Gänsehaut am ganzen Körper, die sogar ihre Nackenhaare salutierend aufstellte. Sakura klatschte beschämt seine Hand weg. "Pfoten weg. Nur gucken, nix anfassen!" Seufzend verdrehte Sasuke seine Augen. "Typisch Frau."
 

Plötzlich kuschelte sich Takeru auf Sakuras Brust, was sie zunächst überrumpelte, aber danach zum Schmunzeln brachte. Sie legte vorsichtig die Arme um seinen kleinen Körper, worauf man hin ein kindliches Kichern seinerseits hörte. Sasuke knabberte an seinen Lippen und beobachtete die beiden mit zusammengezogene Augenbrauen. Im ersten Augenblick sah es so aus, als wäre er eifersüchtig auf Takeru, der sich schön gemütlich sein Gesicht in Sakuras Busen vergrub. Doch im Nachhinein war es anders. Der Sprössling näherte sich normalerweise niemandem, den er nicht kannte. Takeru war da eher skeptisch. Und zwar wirklich skeptisch.
 

"Na? Eifersüchtig, Sissy?", stichelte Sakura ihn, als sie seine gedankenversunkene Mimik die ganze Zeit hin beobachtet hatte und sich kein stimmungsvolles Grinsen unterdrücken konnte, es war zum Lachen. Breiter wurde ihr Grinsen, als sich Sasukes Blick verhärtete. Sie nahm ihn auf den Arm, das wusste er.
 

"Tse", machte er und entfernte sich von ihr. Doch ein Licht ging ihm auf, und Sasuke grinste ebenfalls. Federleicht fasste er ihr Kinn an und hob es in Augenhöhe hoch, während die belustigte Geste ihrerseits vollkommen verschwand. Sakura öffnete leicht den Mund, um etwas zu sagen, aber die plötzliche Berührung seines Daumens auf ihren weichen Lippen, brachte sie abrupt zum Stillschweigen. Sein makelloses Gesicht fand sie anziehend, und sie wusste, weshalb er nur an einem Tag an der Konoha High zum beliebtesten Schüler wurde. Nur sein Grinsen störte sie.

"Du musst wissen, ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch", begann er im verführerischen Flüsterton, und entlockte Sakura dabei unwissend eine unwohle Gänsehaut an den Oberarmen. Er strich ihr immer wieder über ihre Lippen, die er selbst einladend fand. "Somit werde ich nicht länger darauf warten können, Sakura. Ich hoffe, du verstehst, was ich damit meine."
 

"Idiot", erwiderte sie mit erstickter Stimme und gewärmten Wangen, ehe sie erneut seine Hand zum gefühlten hundertsten Mal wegklatschte, während sich ihr verlegener Blick auf Takeru richtete, der die Erwachsenen nur irritierend anstarrte. Sie linste mit leuchtenden Augen zu dem grinsenden Uchiha hinauf. "Du bist doch total bescheuert, neben einem Kind so etwas vorzuführen."
 

"Ey! Ich bin kein Kind!", beschwerte sich Takeru sofort. "Meine Mama sagt, ich bin bereits ein Mann, obwohl ich erst fünf Jahre alt bin!" Bitter verschränkte er die Arme vor der Brust und senkte sein Blick leicht, hielt aber dennoch weiterhin Augenkontakt mit Sakura.
 

Sasuke legte sich gähnend auf die Couch und stützte sein Kinn gelangweilt auf seiner Hand ab. Arglos schloss er seine Lider und lauschte ihnen, bis er erneut anfing zu gähnen. "Uaah, … das sagt sie nur, damit du ruhig wirst, Takeru." Durch die müde Geste bildete sich eine Träne in seinen Augenwinkel aus, die aber nicht hinab lief.
 

Urplötzlich erhielt er eine heftige Kopfnuss, von der er dachte, etwas ultra Schweres hätte ihm am Kopf getroffen. Schmerzverzerrt schrie er kurz auf und rieb sich sofort an der pochenden Stelle, von der er sich sicher war, dort eine Beule vortzufinden. Total aus dem Konzept gebracht, funkelte er seine Verlobte bitterböse an, die dasselbe nur allzu gut erwiderte. Mit sehr lauter und wütender Stimme, fragte er sie, was das sollte. Sakura zeigte auf Obitos Sohn, ohne dabei den offensiven Blickkontakt zu brechen. Sasuke wusste das Adjektiv nicht, was er hätte sagen können.

Takeru weinte.

Der Kleine rieb sich mit geballten Fäusten über seine wässrigen Augen, um die Tränen auf seine Art und Weise verschwinden zu lassen, und um wenigstens ansatzweise wie ein echter Mann zu wirken, woraufhin Sasuke total entnervt über sein Gesicht strich und tief durch die Nase ausatmete.
 

"Du bist wirklich ein scheiß Onkel", kommentierte Sakura sein lächerliches Verhalten und rümpfte unterdessen ihre Nase, während sie Takerus Rücken tätschelte und ihm leise zuflüsterte, dass Sasuke es nicht ernst gemeint hatte.
 

Sein Mund formte konsterniert ein Was. "Ich hab doch nichts getan, verdammt! Das war doch nur ein kleiner Scherz am Rande!"
 

"Sasuke, er ist ein Kind. Die können Scherze von Wahrheiten nicht unterscheiden. Das solltest du, als sein Onkel, eigentlich wissen", erwiderte Sakura kopfschüttelnd.
 

"Ja, ja. Gib schon her", murmelte Itachis Bruder und deutete damit auf den weinenden Jungen, der sich nun auf Sasukes Schoß befand. Sasuke musste sich ein Seufzen unterdrücken und verdrehte deshalb nur die Augen. "Hör auf zu weinen, Takeru."
 

Dieser schluchzte. "A-aber … a-aber d-du hast … du hast gesagt, ich … w-wäre kein Mann. Und du hast g-gesagt, dass meine M-mama … lügt", jammerte er und versuchte immer noch die Tränen mit seinen Händen zu vertreiben. Die Antwort des Jungen veranlasste Sakura dazu, sich auf die Unterlippe zu beißen und ihm mitfühlend durch das Haar zu streichen.
 

Seufzend schloss Sasuke kurz die Augen. Wieso konnte man Kinder auch so schnell zum Weinen bringen? "So habe ich das aber nicht gemeint. Jetzt hör schon auf zu weinen, du machst mich noch ganz nass." Durch die falsche Ausdrucksweise kassierte er von seiner Freundin einen Klaps am Hinterkopf, ehe diese Takeru auf den Arm nahm und einen zarten Kuss auf dessen Wange hauchte. Das Weinen verstummte danach. Mit geröteten Augen und Nase hakte Takeru sich um Sakuras schmalen Hals und vergrub sein Gesicht in ihrem Nacken.
 

Sakura besah den jungen Mann neben sich mit einem schemenhaften Blick, während sie Takerus Rücken weiterhin sanft tätschelte. "Deine Kinder werden mir leidtun. Ehrlich", sagte sie.
 

Die rechte Augenbraue seinerseits schob sich von ganz allein hoch. "Du meinst wohl eher unsere Kinder. Falls du es bereits vergessen hast, sind wir beiden Süßen verlobt", erinnerte Sasuke sie an die abrupte Vereinbarung einer Verlobung, die Sakura beinahe wieder schon vergessen hätte. Wie sollte sie so etwas Unrealistisches auch je glauben können?
 

Schnaubend kehrte sie ihm eiskalt den Rücken zu und setzte sich in Bewegung. "Wie oft soll ich dir es eigentlich noch sagen, dass ich kein Mitspracherecht auf diesem dämlichen Vertrag hatte? Ich werde dich nicht heiraten, eher sterbe ich oder lasse mich aus dem fünften Stockwerk runterschubsen." Sie näherte sich der Küche und durchsuchte diese ungefragt nach einer Bratpfanne, die sie nach kurzer Zeit gefunden hatte. Sie war noch unbenutzt und nagelneu.
 

Bei ihrer Tat beobachtete Sasuke sie genau. Innerlich bedankte er sich beiläufig bei demjenigen, der die weiblichen Schuluniformen erfunden hatte, insbesondere den kurzen Rock. "Wenn du mich besser kennen würdest, hättest du deine Meinung mit Sicherheit geändert", meinte er kühl, lehnte sich an den weißen Türrahmen und verschränkte dabei die Arme vor der Brust.
 

"Mit Sicherheit nicht", knurrte Sakura und betonte das letzte Wort deutlich laut. Mit einer Hand durchsuchte sie den Kühlschrank, fand aber nicht die Zutat, die sie brauchte. Ein genervtes Stöhnen entkam aus ihrer Kehle. "Habt ihr keine Hühnereier?"
 

Seine Brauen stiegen hoch. "Was willst du damit?", fragte er verwirrt. Sakura ignorierte ihn, weil sie das Genannte bereits im Kühlschrank gefunden hatte, das ganz hinten versteckt war. Sie legte es kurz auf die schwarze Küchentheke, um den beruhigten Sprössling gen Boden zu lassen. Dieser legte den Kopf schief und steckte sich den Daumen in den Mund.
 

Kommentarlos schnappte Inos Freundin sich eine schwarze Schürze, wo drauf man eine scharlachrote Wolke erkennen konnte, die schneeweiß umramt war.  Mit einem Ruck warf sie diese ihrem verdatterten Verlobten zu, der sie auffing. "Was soll ich damit?"
 

Sakura band sich eine andere Schürze um ihren Körper, die optisch genauso aussah. "Na was wohl? Du wirst mir gefälligst dabei helfen, Okonomiyaki zu zubereiten. Wie sagt man immer so schön: Eine Hand wäscht die andere", erklärte sie mit undefinierbarem Blick und knotete eine geschickte Schleife hinter ihrem Rücken.
 

"Vergiss es", stellte Sasuke klipp und klar fest. Ein klares Kopfschütteln verdeutlichte, dass er gewiss nicht den kleinen Assitenten des blonden Kochchefin spielen würde. Wo lebte sie denn? Auf dem Mond?
 

"Gut", meinte sie schulterzuckend, "dann erzähle ich Rin und Obito, dass du Takeru zum Weinen gebracht hast. Ah, und nicht zu vergessen, dass du seine Mutter als eine Lügnerin bezeichnet hast und–"
 

"Ist ja schon gut, verdammt!", unterbrach Sasuke sie barsch. "Ich helfe ja schon mit, du Erpresserin." Grummelnd, weil Sakura gerade ein zauberhaftes, triumphierendes und überaus zufriedenes Grinsen besaß, holte er aus einer großen Küchenschublade eine schwarze Bratpfanne heraus und legte diese auf die elektronische Herdplatte, während er mit seiner anderen Hand immer noch die pechschwarze Schürze hielt.
 

Das schöne Mädchen stemmte die Hände in die Hüfte. "Muss ich dir noch beibringen, wie man eine Schürze umbindet, Sasuke?"
 

"Die sind doch total überflüssig und nerven nur. Es ist wohl kaum glaubhaft, dass wir uns wie kleine Kinder bekleckern werden, wenn wir Pfannkuchen machen. Also, reg dich ab", erwiderte er ruhig und schmiss das störende Ding gen Boden.
 

Runzelnd schob sie ihre helle Braue skeptisch hoch. "Ach, ja?", sagte sie mit einem kritischen Tonfall, ergriff sich die geöffnete Mehlpackung und kippte die gemahlenen Getreidekörner auf Sasukes Schuluniform, die ungeschützt weiß wurde, während der Pulverstaub in seine Nase stieg.  Provokant zuckten ihre Mundwinkel. "Siehst du? Wenn du deine Schürze getragen hättest, wäre es nicht passiert."
 

Seine Nase kitzelte, und er nieste. Fassungslos besah er das Mädchen vor sich mit einem undefinierbaren Blick, denn er wusste, dass Sakura nicht lebend aus der Sache heraus kommen würde – das schwor Sasuke sich, indem er die japanischen Hühnereier aus dem braunen quadratischen Karton entnahm und ein weißes Ei gegen Sakuras Schädel unsanft drückte. Sofort spürte er das glitschige Eiweiß an seinen Händen. Herausfordernd betrachtete er genießerisch ihren entsetzten Gesichtsausdruck, während sie das schmierige Eiweiß betastete und es nicht realisieren wollte, was geschah.  "Siehst du? Wenn du deine Hormone unter Kontrolle hättest, wäre es nicht passiert", äffte Sasuke ihren Satz nach. Takeru weitete mit offenem Mund seine Augen und warf jeweils seinen konsternierten Blick den Erwachsenen zu.
 

"Das heißt Krieg, Uchiha …", murmelte sie ziemlich angriffslustig gegen ihre Lippen, ehe auch schon die nächste Ladung Mehl diesmal sein Gesicht traf, volle Kanne – und der Krieg zwischen Pech und Schwefel, mit Lebensmitteln als Waffen, begann hemmungslos.
 

"Ino, bringst du bitte den Müll in den Container? Der stinkt schon fürchterlich", bat ihr Vater, Inoichi Yamanaka, freundlich an seine Tochter gewandt, die hinter ihm im Korridor bereits das Genannte in der rechten Hand trug und mit der freien Hand versuchte ihren Schuh humpelnd anzuziehen.
 

"Jawohl, Sir!", scherzte sie und salutierte amüsiert, als sie ihren Schuh anzog und ihr blondhaariger Vater, der ihr verdammt ähnlich sah, belustigt den Kopf schüttelte, sich umdrehte und der Fußball-WM im Fernseher abermals Aufmerksamkeit schenkte.
 

Hastig verließ sie die Wohnung, um möglichst schnell den dunkelgrünen Beutel loszuwerden, der bereits begann, zu stinken. Heute nahm Ino die Treppe, damit sie schneller ihr Ziel erreichen konnte, ehe sie nach wenigen Sekunden bereits das Gebäude verlassen hatte. Mit einer kurzen, roten Hotpants, die sie in einem Secondhandladen gekauft hatte, und einem cremefarbenen Top mit einem V-Ausschnitt, genoss sie die frischen Abenddämmerung auf ihrer sonnengebräunten Haut. Sie sog die frische Natur ein, worauf ihre Glückshormone einen kräftigen Schub bergauf stiegen. Nicht mal der eklige Gestank des Müllbeutels konnte die herrliche Atemluft zerstören.

Die sanfte Brise spielte mit ihrem blonden Haar, das zu einem hohen Zopf gebunden war. Ino setzte sich zu den vielen grünen Containern in Bewegung, öffnete eine von den großen Abfalltonne und schmiss den Müllbeutel rein. Ein dumpfes Geräusch ertönte, als Ino den Halt um den Container losließ und dieser laut zuklappte. Angewidert rieb sie sich die bakteriellen Hände an ihren Kleidungsstücken ab. Gerade wollte sie ihren Weg fortsetzten, als sie aber urplötzlich den Rücken einer bekannten Person entdeckte, die den Anschein machte, auf jemanden zu warten. Ino erkannte sofort, wer es war. Frauen waren schließlich nicht vergesslich, sagte sie immer wieder.

Vorsichtig näherte sie sich ihm und tippte den Mann an der Schulter an, der leicht erschrocken über seine Schulter hinweg sah, während für kurze Zeit ein überraschter Blick über sein Gesicht huschte, der aber sofort zu einem Lächeln wurde.
 

"Ah, guten Abend, Ino", begrüßte Itachi sie mit verschränkten Armen. "So spät noch draußen?", fragte er schmunzelnd und musterte sie auffällig dabei, als er sich komplett zu ihr umdrehte.
 

Seine Bemusterung entging ihr nicht. Ihre Wangen färbten sich in einen dunklen Farbton. Ino schaute an sich runter und musste wirklich mit Entsetzten feststellen, wie unangenehm halbnackt sie sich fühlte. "Äh … ich musste den Müll rausbringen", antwortete sie verlegen zur Seite und mit verschränkten Armen. Beschämt linste sie zu ihm hinüber. "Und du?"
 

Der Anflug eines Lächelns spielte um seine Lippen, bei dessen Anblick sie ein leises Ziehen im Unterleib spürte. "Ich warte auf jemanden", erwiderte er. "Möchtest du mit mir auf sie warten?"
 

"Sie?", wiederholte Ino und drehte ihren Kopf zu ihm, beobachtete dabei etwas elegisch seine anziehenden Augen, die prachtvoll funkelten. Das grelle Mondlicht umrahmte sein blasses Gesicht. Bedrückt, weil es sich um eine Frau handelte, auf die Itachi wartete, senkte sie kurz ihren Kopf und lächelte schwermütig. "Nein, danke. Ich möchte euch beide nicht stören …"
 

Itachi lachte, woraufhin das schöne Mädchen zusammen stockte. Mehrfach blinzelte sie, bevor auch schon das Gelächter von Sasukes Bruder verstummte. Er grinste sie an, weil er ihre Reaktion extrem niedlich fand. "Du verstehst das völlig falsch, Ino. Ich warte auf–" Er unterbrach seinen Satz, als plötzlich ein Autohupen in der Nähe ertönte und bestimmt die halbe Nachbarschaft aufweckte. Überrascht drehte Uchiha sich um und entdeckte einen schwarzen, teuren Audi vor sich, der ihm scheinbar bekannt vorkam. "Ah, da ist sie ja endlich", sagte er. Ino wusste auf Anhieb, dass sie ankam. Kein Adjektiv kam ihr jetzt in den Sinn, wie sie ihre Situation hätte beschreiben können.
 

Der Wagen parkte nahe des Bürgersteigs, während die weibliche Fahrerin die Autolichter ausschaltete und sie in einem grazilen, nachtschwarzen Kleid und einem schneeweißen Pelzmantel aus dem Audi ausstieg. Ein Piepen und ein Klacken waren zu hören, als sie auf die Funkfernbedienung drückte. Das Klackern ihrer niedrigen High Heels ertönte in der Gegend als einziges störendes Geräusch. Die Ausstrahlung der jungen Frau wirkte beinahe arrogant – so stellte sich Ino es sich jedenfalls so vor, während sie die schwarzhaarige Dame mit leicht offenen Mund anstarrte. Aber sie war hübsch.
 

Strahlend nahm sie Itachi in die Arme und tätschelte mit geschlossenen Augen seinen Rücken, als dieser die optimistische Umarmung erwiderte. Nur Ino fühlte sich total fehl am Platz und dachte sich gegenwärtig, ob sie nicht einfach abhauen sollte.

"Es ist schön, dich wiederzusehen, Itachi. Ich habe dich sehr vermisst", sprach sie leicht bedrückt und löste schweren Herzens die Umfassung. Sanft legte sie eine Hand auf seine linke Wange, die sich leicht kalt anfühlte. Immer wieder strich sie lächelnd mit ihrem Daumen über seine samtig weiche Haut, bis sie plötzlich reflexartig einen Blondschopf in ihrer Nähe erblickte. Wegen dieser Entdeckung errötete Ino leicht. "Huh. Wer ist denn das Mädchen, Itachi?", fragte sie etwas verwirrt und nahm die Hand wieder zu sich.
 

"Sie heißt Ino Yamanaka und wohnt in demselben Stockwerk wie ich und Sasuke. Ein recht nettes Mädchen." Itachi lächelte seine Nachbarin an, und Inos Verlegenheit nahm enorm zu. So viel Aufmerksamkeit war sie gewiss nicht gewohnt, besonders über sein indirektes Kompliment freute sie sich am meisten. Er fand sie nett. Aww.
 

"Ah", machte die Ältere erfreut und streckte ihr die Hand aus. "Freut mich, dich kennenzulernen, Ino. Ich bin Mikoto Uchiha  – Itachis Mutter", stellte sie sich behaglich vor. Ok, das mit arrogant nehme ich zurück, dachte Ino. Sympathisch ergriff sie Mikotos Hand, die äußerst viel Wärme ausstrahlte und Inos Körper vollkommen erwärmte, und schüttelte sie strahlend. So eine Milde hatte sie noch nie gespürt.
 

Sie nahmen die Hände wieder zu sich. "So", begann Mikoto und zog das Wort in die Länge, "dann wollen wir mal unserem Sasu-lein einen kleinen Besuch abstatten. Immerhin hast du mich nicht umsonst hier her gerufen, mein Junge", sagte sie im mütterlichen Tonfall zu ihrem ältesten Sohn, der verständnisvoll nickte.
 

Ino wusste nicht wieso, aber sie kannte Mikoto von irgendwoher. Dieser Name. Mikoto. Dieses Aussehen. Hüftlanges, glattes, rabenschwarzes Haar. Ihr teures, maßgeschneidertes Abendkleid. Sakuras hellhaarige Freundin war sich außerdem gar nicht bewusst gewesen, dass Itachis Familie so reich war. Neben ihr sehe ich ja aus wie ein Kartoffelsack, dachte Ino leicht niedergeschlagen. Aber sie war einerseits froh gewesen, dass es nur Itachis Mutter war, und nicht einer seiner heimlichen Verehrerinnen, die Ino sich sofort vorgeknöpft hätte.

Itachi wedelte mit einer Hand vor Inos nachdenklichem Gesicht. "Hey, noch da?", fragte er schmunzelnd, und genoss ihre Reaktion, als sie leicht zusammenzuckte und bei seinem Anblick dahinschmolz. Nervös lachte sie auf und sagte, dass sie nur über etwas nachgedacht hatte und es nicht wichtig war. Uchiha nickte, Mikoto kicherte belustigt.
 

Keuchend ließen Sakura und Sasuke sich auf die dreckigen Fliesen nieder und versuchten, nach Luft zu schnappen. Überall lagen Spuren von Lebensmitteln; die Eierschalen mit enorm viel Eiweiß und Eigelb befanden sich auf dem Boden, das Mehl war komplett verschüttet und sah so aus, als hätte es in der Küche geschneit. Die komplette, teure Kücheneinrichtung wurde durch andere Lebensmittel, wie Obst und Gemüse, beschädigt. Es sah fürchterlich aus. Sogar Takeru bekam etwas davon ab.
 

"… Du wirst … die Küche alleine … aufräumen, Haruno", zischte Sasuke schnaufend zu Sakura, als diese unter seiner abrupte Aussage die Augen bedrohlich schlitzte.
 

"Mach's … selber, Mistkerl. Ich bin doch nicht … deine Putzfrau", stellte sie klipp und klar fest und versuchte nebenbei nach Luft zu schnappen. Takeru war gerade dabei, das Eigelb aus seinen Haaren zu entfernen. Angeekelt schüttelte er vergeblich seine Hände.
 

Sasukes Atemzüge stabilisierten sich. "Na und? Du hast angefangen, mich mit Mehl zu bombardieren, also wirst du die Küche gefälligst auch sauber machen. Ob es dir passt oder nicht, interessiert mich gleich Null", erwiderte er bissig. Seine Schuluniform, wie die von Sakura, war von Orangensaft durchnässt, während auf seiner zusätzlich noch weißes Getreidepulver haftete.
 

"Tse", machte das blondhaarige Mädchen zickig. "Ich lass mir von dir garantiert keine Befehle geben. Das kannst du alles alleine machen, weil es die Rache dafür war, dass ich wegen dir einen verdammten Aufsatz über Tiramisu halten muss–"
 

"Amaterasu, verdammt. Nicht Tiramisu!", ging Sasuke dazwischen.
 

"– und, dass du dich mir genähert hast, mit deinem blöden Machogetue, das sowieso keine Wirkung auf mich zeigt. Ah, und nicht zu vergessen, dass ich wegen dir eine Sechs in Kunst einkassiert habe. Verdammt. Wie kann man bitte in diesem Fach eine schlechte Note bekommen? Natürlich, wenn man dich als Partner hat", erklärte sie aufgebracht und fuchtelte mit den Armen herum, wobei sie Essensreste unbedacht durch die Gegend schleuderte, und eine Person auf der Wange traf, die gerade eben mit zwei weiblichen Begleitungen die Küche betrat, während diesen fassungslos ihre Münder herunterklappten.
 

"Gut getroffen, Sakura", meinte Itachi kühl und schnipste das Essensstück beherrscht weg. Furchtbar zuckten die Teenager zusammen und entdeckte ihn ziemlich überrascht und gleichzeitig peinlich berührt.
 

"Oh. Mein. Gott. Ihr habt ja die ganze Küche demoliert!", war das Erste, was Ino aus ihrer Starre sagen konnte, während Mikoto entgeistert ihre Hand vor den Mund hielt und die verunstaltete Küche stumm betrachtete.
 

Plötzlich fing Takeru an zu lachen und lockte sofort die ganze Aufmerksamkeit auf sich, ehe er sich seinem ältesten Onkel näherte. "Haha, das war soooo cool, Onkel-Ita! Sasu und Saku waren wie Sengo und Vipitis aus Pokémon! Die haben sich bekriegt und mit Essen geworfen, dabei haben sie sich sogar gegenseitig beschimpft! Ich will das nochmals spielen, ja? Bitte!"
 

Entrüstet verschränkte Itachi die Arme vor der Brust und besah das Kind mit undefinierbarem Blick. "Raus. Sofort", befahl er streng, und Takeru befolgte schmollend dem Befehl. Sein Blick verlagerte sich auf Sakuras Freundin, die diesen auf sich spüren konnte und sofort den Blickkontakt erwiderte. "Ino, bitte säubere Takeru", bat er sie ein Tick freundlicher und erklärte ihr, wo sich das Bad befand.  Ino nickte und führte Obitos Sohn zum Badezimmer.
 

Nicht mal anlehnen konnte Itachi sich, als er sogar feststellen musste, dass der Esstisch völlig mit beschädigten Lebensmitteln demoliert wurde.  Seufzend fuhr er sich entnervt über das Gesicht, während Sasuke und Sakura peinlich berührt aufstanden. "Genau das meinte ich, Kami-san. Die beiden benehmen sich wie Kinder. Man kann die beiden nicht mal eine Minute alleine lassen, ohne, dass etwas dran glauben muss. Die arme Küche, verflucht! Das dauert bestimmt Stunden, um es zu reinigen!"
 

Verständnisvoll nickte Mikoto. "Scheint wohl so", murmelte sie gegen ihre roten Lippen, währenddessen ihr Blick zu den Genannten schweifte. "Ich denke, ich bin genau richtig gekommen." Sasuke schaute verwirrt zu seiner Mutter hinauf. "Packt eure Sachen ein, Kinder. Wir fahren wieder nach Tokio", erklärte sie abrupt, und die Verlobten rissen entsetzt die Augen weit auf, denn auch Sakura stand im Wissen, dass Mikoto auch sie damit gemeint hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, die Szene mit den Kartons kennen wir alle. Ich hab sie nachkopiert von Jeanne die Kamikaze Diebin, weil ich die Szene total lustig fand und sie zum Einstieg perfekt passte. ;D Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht übel! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Da-da-da-dammm ... und cut. Im nächsten Kapitel wird dies natürlich alles aufgeklärt. Ich wollte hier nur schluss machen, damit Spannung steigt und ihr eure eigene Vermutungen denken könnt. Ein kleiner Cliffhänger schadet nie, was? (Falls man sowas überhaupt eins nennen kann. oô xD) Ich wollte mich nochmals für eure lieben Kommentare bedanken und die ganzen viele Favos! Ihr seid die besten! Q///Q ♥ Was mich auch interessieren mag: Was denkt ihr eigentlich über ItaIno? Ich finde, die beiden harmonieren perfekt miteinander ... Gentleman-Itachi, argh. /D <3 Falls euch das alles verwirren sollte, oder weshalb Sasuke OOC ist, wartet im nächsten Kapitel ab - da werde ich es extra nochmals erklären. Dann heißt es nur noch: Ab nach Tokio!

Lieben Gruß,
A-materasu Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (98)
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Von:  MissBlackBloodSakura
2022-07-14T16:37:27+00:00 14.07.2022 18:37
Schreibst du noch weiter??
Von:  Samarha90
2019-08-05T16:50:00+00:00 05.08.2019 18:50
Ist finde die ff bis jetzt ziemlich klasse.
😁 ich denke würde für alle sprechen, wenn du vielleicht doch noch weiter schreiben würdest.
Würde sich bestimmt jeder hier darüber freuen 😊
Von:  Annasche
2019-05-15T08:53:13+00:00 15.05.2019 10:53
Tolle FF! Hoffentlich schreibst du irgendwann nochmal weiter!
Wäre schade, wenn nicht!
Möchte gerne wissen, wie sich die sasusaku Beziehung weiter entwickelt! Ihre Sticheleien sind einfach mega Lustig!
Von:  Stef_Luthien
2015-01-26T22:30:45+00:00 26.01.2015 23:30
Ich liebe deine FF und finde es extrem schade das du sie pausiert hast :( Bitte schreib bald weiter oder lade alle Kapitel die du schon vorgeschrieben hast hoch :) ;)
Von:  nobody_
2014-07-16T17:38:55+00:00 16.07.2014 19:38
Wann geht es endlich weiter??? T.T
Ich bin so gespannt drauf was noch alles passieren wird
du kannst mich doch nicht quälen>.<
Von:  xSugarpink
2014-07-13T13:10:08+00:00 13.07.2014 15:10
Geiles Kapitel *^* und von itaIno halte ich nichts, also nichts gutes aber auch nichts schlechtes. Hab noch nie eine itaIno FF gelesen xD ich lass mich überraschen. Yay Ich liebe FF's mit Mikoto! Die ist in FFS immer so cool und die beste Mutter die man haben kann!

Und ich hab noch ne frage Undzwar, ist das ein Rechtschreibfehler oder warum hat Sakura blonde Haare? Interessiert mich mal xD
Antwort von:  A-materasu
13.07.2014 16:10
Nein, das ist kein Rechtschreibfehler. Sie hat Anbeginn der Story erst blondes Haar, weil es natürlicher wirkt als rosa. Später wird sich das aber noch ändern, keine Sorge. :)

Lieben Gruß,
A-materasu
Von:  piranja11
2014-07-12T18:40:49+00:00 12.07.2014 20:40
Hey, echt schönes Kapitel...
Bin schon echt gespannt, wie die Beziehung zwischen Sasuke und Sakura weiter geht...

Schreib bitte schnell weiter, freue mich schon richtig auf das neue Kapitel.

glg
Von:  robyn_-
2014-07-11T00:28:36+00:00 11.07.2014 02:28
Oh mann.
Ich liebe diese Geschichte einfach.
Wie du schreibst ist der Hammer.
Kann mich kaum beklagen.
Schickst du mir eine ENS, wenns weiter geht?

GVLG
Antwort von:  A-materasu
13.07.2014 16:11
Klar. Kann ich gerne machen. :]
Danke fürs kommentieren!

Lieben Gruß,
A-materasu
Von:  Kleines-Engelschen
2014-07-10T18:37:15+00:00 10.07.2014 20:37
ein richtig geiles kapitel. mach auf jeden fall weiter so :D

greetz
Von:  Aiyumii
2014-07-09T06:14:07+00:00 09.07.2014 08:14
xD
echt genialrd Kapitel^^
Sasu + Kinder = disaster ;D
echt genial =)
und wenn ich mir vorstelle wie die Küche ausgesehen haben muss ;D
echt genial^^
ob die beiden in Tokyo wohl Küchenverbot bekommen? :D
aber wenn sie nach tokyo ziehen was ist dann mit Ino?
Und dem aufsatz? :O

mach schnell weiter okay?

Lg Aiyumii =^.^=


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