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Dancing in the Rain of Life

von

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Tag 1 in meinem persönlichen Alptraum

„Also, Miss, wenn Sie jetzt die Güte hätten mir Ihren Namen zu verraten.“

Ich saß auf einem unbequemen Stuhl in der persönlichen Kajüte von Trafalgar Law. Und eben dieser saß hinter dem unnötig großen Schreibtisch in einem feinsäuberlich geordneten Büro. Die Bücher waren Alphabetisch geoordnet und die Stifte penibel in einen dafür vorgesehenen Halter gesteckt.

„Chris.“

„Ihr Bruder heißt so.“

„Das streite ich nicht ab.“

„Und wie lautet ihr Name jetzt.“

„Chris.“

Er massierte sich die Schläfen. Er war offensichtlich genervt.

„Eure Verwirrung ist mir nicht fremd, Mister Trafalgar. Ich muss zugeben, unsere Mutter erwartete kein zweites Kind. Dementsprechend kreativ war sie mit der Namenswahl.“

Seine Gesichtszüge entspannten sich. Anscheinend hatte er verstanden, dass ich ihn nicht verarschen wollte.

„In Ordnung, Chris.“ Er stand auf. „Mitkommen.“ Ich folgte ihm. Alles andere wäre irgendwie lebensmüde gewesen. Immerhin befand ich mich nun in seinem U-Boot, das schon wieder untergetaucht war. Das war in etwa so, als würde ich einen wilden Tiger anstacheln, mit dem ich auf fünf Quadratmeter eingepfercht war.

Er öffnete eine der Türen.

"Das hier ist die Küche. Die Tür daneben führt zum Speisesaal.“ Ah, also beginnen wir mit einer Schiffstour. Interessant. Desweiteren gab es neben Gemeinschaftsbad und Doppelkajüten zig andere Türen, die zu irgendwelchen Maschinen führten, von denen ich wahrscheinlich eh nichts verstand.

„Du wirst dir mit deinem Bruder eine Kajüte teilen. Denk ja nicht, dass ich Ausnahmen mache, nur weil du eine Frau bist.“

Nett mich daran zu erinnern, dass ich anders war. „Das habe ich nicht erwartet.“
 

Wir kamen in einer Art Waschküche an. „Penguin!“ Der Mann mit Namen auf seiner Mütze sprang auf.

„Gib ihr Uniformen und danach Aufgaben für morgen.“

Er salutierte. „Aye, aye.“

„Ich werde mich jetzt in meine Kajüte zurückziehen.“ Damit verschwand er. Ein ziemlich introvertierter Kerl. Naja, vielleicht war es auch einfach nur spät und er wollte schlafen.

„Ähm, darf ich… also…“ Ich sah den Mann an. In seiner Hand hielt er ein Maßband. „Selbstverständlich.“

Ich legte meinen Mantel ab und breitete die Arme aus, sodass Penguin Maß nehmen konnte.

Danach setzte ich mich auf den Boden und betrachtete den Raum weiter. Dafür, dass wir uns in einem U-Boot befanden, war er echt groß. Es standen 2 Waschmaschinen in der Ecke und durch den Raum waren Leinen gespannt, an denen vereinzelt Overalls, Unterwäsche, Socken etc. hingen. Den Waschmaschinen gegenüber saß der Mützenträger an einem Tisch mit Nähmaschine und Zubehör. Neben mir war ein Bügelbrett an die Wand geklappt, das Bügeleisen hing dort ebenfalls auf einem Harken.

„Hier.“ Penguin hielt mir einen weißen Stofffetzen hin, den ich später als Overall identifizieren konnte. Ich nahm das Kleidungsstück. Offensichtlich wollte man, dass ich es anprobierte. Ich befreite mit von meiner Hose und zog den Einteiler an. Er passte wie angegossen. Penguin musste ein ziemlich guter Schneider sein, wenn er es schaffte nur mit bloßen Maßen ein perfekt sitzendes Kleidungsstück zu machen.

„Morgen früh kannst du mir mit der Wäsche helfen, wenn es dir nichts aus macht.“ Das sollte eine Anordnung sein? Er hatte einen leichten Rotschimmer auf den Wangen. Wahrscheinlich hatte er nicht häufig Kontakt mit Frauen. Also lächeln.

„Ich werde da sein.“ Ich verließ den Raum und ging in die Kajüte, die mir und meinem Bruder zugeteilt worden war.

„Hey, Schwesterherz!“ Wenn man vom Teufel sprach. „Ich hoffe du hast nichts dagegen, wenn ich unten schlafe.“ Er saß bereits auf dem Hochbett.

Ich schüttelte den Kopf.

„Findest du das Ganze auch so aufregend, wie ich.“

Erneut schüttelte ich den Kopf. „Chris, ich möchte jetzt etwas schlafen.“

Er nickte und holte aus einem kleinen Schrank mein Nachthemd. Er reichte es mir und ich zog mich um. Ich kletterte die Leiter hinauf und ließ mich ins Bett fallen. Mein Bruder löschte die Lichter.

„Gute Nacht, Schwesterherz.“

Ich murrte ein „Gute Nacht“ zurück. Es schwankte ziemlich. Trotzdem versuchte ich zu schlafen. Wenigstens da würde ich diesem Alptraum entkommen.
 

Ein Rucken weckte mich auf und ich hatte das Gefühl nicht wirklich geschlafen zu haben. Ich griff nach meiner Brille, die ich auf eine kleine Ablage gelegt hatte. „Chris?“, fragte ich in den dunklen Raum hinein.

„Nein, Mama. Ich brauche keinen Besen, weil die lila Wolken Käsekuchen mögen.“ Er schlief.

Leise kletterte ich die Leiter herunter und meinen Mantel vom Türharken. Der Flur war mit elektrischen Lichtern beleuchtet. Auf meinen Weg in die Küche begegnete mir niemand. Anscheinend schliefen alle. Ich nahm mir etwas Milch aus dem Kühlschrank und schüttete sie in ein Glas.

Gerade als ich die Milch aufwärmen wollte, begann etwas zu pfeifen. Vor Schreck machte ich einen Schritt nach hinten. Ein Teekessel? Wer würde so spät denn noch Tee kochen? Ich zog den Kessel vom Herd und stellte diesen aus.

„Was machst du denn hier?“ Trafalgar Law stand in der Tür. Das erklärte den Kessel. Trotzdem hatte er mich ziemlich erschreckt.

„Waren wir schon beim Du, Mister Trafalgar?“, versuchte ich ihn von seiner Frage abzulenken. „Ich bin dein Käpt’n. Sobald ich deinen Namen kenne, brauche ich keine Erlaubnis um sichn zu duzen.“ Ach, so lief der Hase also.

„Dann bitte ich vielmals um Entschuldigung für meine unverschämte Frage.“ Ich nahm einen Schluck von meiner Milch. War zwar kalt, aber besser als gar nichts. Er goss sich Tee auf.

„Das beantwortet immer noch nicht, was du hier machst.“

„Ich konnte nicht schlafen. Und wie steht’s bei Ihnen, wenn ich fragen darf?“

„Ich lese.“ Und mich dann fragen, was ich nachts mache. Idiot.

„Lesen?“

Er nickte.

„Ein Käpt’n muss immer auf einem guten Wissensstand sein. Und ein Arzt sowieso.“ Und das musste er dann nachts tun?

„Mir erschließt sich der Zeitpunkt dadurch nicht so ganz.“ Er lachte leise.

„Ich hasse es unproduktiv zu sein, wenn ich nicht schlafe.“ Ich zog eine Augenbraue hoch. Aja. Ich glaubte ihm nicht wirklich.

„Ich verstehe nicht viel von leiblicher Medizin, allerdings denke ich, dass ein Arzt ausgeschlafen sein sollte.“ Irgendetwas an seiner Haltung veränderte sich. Er wandte sich zu mir und machte einen bedrohlichen Schritt auf mich zu.

„Willst du mir jetzt Befehle erteilen?“ Ich hatte anscheinend einen wunden Punkt getroffen. Sehr schön. Konnte ja nur mir passieren.

„Ich tat lediglich meine Meinung kund.“ Noch immer kam er auf mich zu bis er genau vor mir stand. Die Kante eines Küchenschranks drückte sich gegen meinen Rücken.

To-do-List: es sich mit dem Kapitän verspielen innerhalb der ersten 24 Stunden, Check.

„Als Neuling hast du deine Meinung nicht zu sagen, wenn man dich nicht fragt.“

Ich erwiderte seinen scharfen Blick.

„Ich werde es mir merken.“

„Ab heute wirst du für mich arbeiten, für mich kämpfen, für mich existieren, hast du verstanden?“

Diese Drohung rief ein komisches Gefühl in mir hervor, sodass ich das Bedürfnis hatte mich abzustützen.

„Ich habe verstanden, allerdings kann ich nicht versprechen für immer bei dir zu sein.“

Er kam näher. Mir wurde warm.

„Was soll das heißen?“ Dass meine Wangen heiß wurden, überraschte mich nicht, allerdings gab mir die Hitze in meiner Handfläche zu denken. Ich brach kurz den Blickkontakt ab und sah zu meiner Hand. Na, wer hatte wohl die Hand auf die heiße Herdplatte gelegt? Ich war’s. Herzlichen Glückwunsch.

„Aua!“ Ich riss meine Hand von der Platte.

„Du bist echt dämlich oder?“

Im nächsten Moment war ich in der Luft. Wie einen nassen Sack warf mich mein Kapitän über seine Schulter.

Dem Weg und der Logik nach liefen wir zum Krankenzimmer. Ein weißer Raum mit mehreren Krankenbetten. Ich landete erstaunlich sanft auf einem von denen. „Hand her!“ Ich gab ihm meine verletzte Hand. Er musterte sie einige Zeit.

„Ist nicht ganz so schlimm wie ich dachte.“ Er ließ sich in einen Bürostuhl fallen und rollte bis zu einem Schrank aus dem er einiges an Zeug holte. Dann schmierte er eine Salbe auf meine Handfläche. Sie war kalt. Mit zwei Fingern begann der Arzt die Salbe zu verteilen. Dabei war er erstaunlich sanft.

„Tut das weh?“ Ich schüttelte den Kopf. Plötzlich durchdrangen 1000 kleine Nadeln meine Hand.

„Ah!“ Der Penner hatte tatsächlich zugedrückt. Er grinste. Offensichtlich machte es ihm Spaß, dass ich schmerzen hatte. Was ein Sadist. Mit einem schneeweißen Verband begann er meine Hand zu umwickeln bis hin zu den Fingerspitzen.

„Da wir schon mal hier sind, können wir auch gleich deine Patientenakte ausfüllen. Er rollte rüber zu einem kleinen Schreibtisch und nahm ein Klemmbett herunter. Eins musste man ihm lassen, er war verdammt noch mal ordentlich.

„Also: Name.“

„Chris.“

„Und weiter?“

„Nichts weiter. Wir tragen nur unsere gegebenen Namen.“

„Geburtsdatum.“

„Kenne ich nicht.“

„Gut, dann wie alt bist du?“

„Ich denke so 20.“

„Das heißt, du bist die Ältere?“

Ich nickte. „Chris ist 18.“

„Krankheiten.“

„Keine.“

„Impfungen.“

„Keine.“

„Beschwerden.“

„Keine.“

„Dann schlaf jetzt.“ Ich stand auf und verließ den Raum. Der Boden war kalt unter meinen nackten Füßen und der Mantel hielt auch nicht wirklich warm, da ich nur mein Nachthemd drunter trug. Na, hoffentlich erreichte ich bald mein Bett.



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