Prolog
„Du hast was?!“
Ungläubig sah ich meinen Bruder an.
„Ich habe jemanden gefunden, der uns mitnimmt.“
Meine Augenbraue zuckte leicht, als ich die Gestalten in den weißen Overalls, die das Jolly Roger der Heartpiraten zierte, betrachtete.
„Chris!“
„Ja?“ Er sah mich an wie ein kleiner Hund.
„Erklärung. Jetzt!“ Er seufzte.
„Du sagtest, dass wir bald weiterziehen sollten, wegen „du weißt schon was“. Und da habe ich diese netten Leute getroffen…“
„Unser Käpt’n hat zugestimmt euch mitzunehmen.“ Ich wandte meinen Blick zu einem der weißen Gestalten. Käpt’n der Heartpiraten war Trafalgar Law, ein Rookie, der sich einen ganz schönen Namen auf der ersten Hälfte der Grandline gemacht hatte, vor allem nachdem er im Krieg der Besten aufgetaucht war. Sein Crewmitglied hier vor mir trug einen riesigen Hut, auf dem „Penguin“ stand. Ich griff nach meinem Mantel, der an der Tür hing und warf ihn mir über.
„Chris, nimm unsere Tasche.“ Zustimmend folgte er mir auf die Straße.
„Heißt das, dass wir die Möglichkeit ergreifen und von hier verschwinden?“
"Ich will erst mit dem „Käpt’n“ reden, bevor ich das entscheide.“ Mit langen Schritten lief ich Richtung Hafen.
„Hey, ihr zwei!“ Ich drehte mich um.
„Unser Schiff liegt nicht in der Richtung“, erklärte der zweite der beiden Overallträger. Er hatte eine grüne Mütze mit rotem Schirm auf. Schweigend folgte ich nun ihm und seinem Kameraden durch die abendliche Kleinstadt wohlwissend, dass mein Bruder an meiner Seite lief.
Wir verließen die Stadt und gingen ein gutes Stück am Strand entlang, bis wir auf ein Paddelboot stießen, das am Ufer lag. Die drei Männer schoben das Boot ins Wasser. Mein Bruder half mir beim Einsteigen, bevor die beiden in den seltsamen Anzügen zu rudern begannen. Leise hörte ich die schwarzen Wellen gegen die Nussschale klatschen.
Ich wandte meinen Blick zum Mond, der schon wie ein silberner Spiegel über der See schwebte. Er war wunderschön, so nah und dennoch niemals zu erreichen. Ein Schatten verdeckte die Scheibe am Himmel und zog meine Aufmerksamkeit auf sich.
„Na endlich sind wir da“, stieß der Mann mit der Penguin-Mütze aus. Er vertäute das Boot an einem Deck, das wie ein Steg nur wenige Zentimeter über dem Wasserspiegel gelegen war. Mein Bruder und ich stiegen aus.
„Penguin, Shachi. Warum hat das so lange gedauert?“, sagte eine dunkle Stimme.
„Entschuldigung Käpt’n!“ Die beiden verbeugten sich.
„Schon gut, jetzt holt das Boot rein. Ich will diese Insel endlich verlassen.“
Im fahlen Mondlicht erkannte ich jetzt einen großgewachsenen Mann, zu dem die Stimme gehören musste.
„Und ihr zwei da! Macht, dass ihr Unterdeck kommt!“
„In Ordnung.“
Mein Bruder wollte gerade dem Befehl Folge leisten, als ich ihn zurückhielt. „Es tut mir leid, ihre Pläne noch etwas verzögern zu müssen. Doch ich würde gerne noch mit ihnen darüber reden, was sie mit meinem Bruder ausgemacht haben.“
Ich hörte ein Seufzen. Genervt gab er eine Antwort, die ich lieber vermieden hätte. „Ihr seid meine neuen Mitglieder oder nicht? Also tut, was ich euch sage.“
Ich lächelte. „Einen Moment noch bitte.“ Ich drehte mich zu meinem Bruder.
„Neue Mitglieder in einer Piratencrew, ja?“ Mein Bruder ging einen Schritt zurück.
„Ich kann das erklären-“
„Chris, sagt dir das Wort „unauffällig“ etwas. Genau deswegen, lasse ich dich keine Mitfahrgelegenheiten organisieren!“ Ich konnte mir in der Dunkelheit nur sein verängstigtes Gesicht ausmalen.
„Entschuldigen sie, Mr. Trafalgar, aber ich denke wir haben uns missverstanden.“
„Oh, das denke ich nicht“, kam sogleich die Antwort. „Ihr Bruder trägt bereits mein Zeichen und ist damit Teil meiner Crew.“
„Was?!“ Mein Bruder krempelte seinen Ärmel hoch und im Mondschein konnte ich ein Tattoo erkennen. Das Jolly Roger der Heartpiraten.
„‘Tschuldige?“
