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Gemeinsam... in die Freiheit

Eren x Levi
von

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Wofür kämpfen wir?

Kapitel 5: Wofür kämpfen wir?
 

Noch im vollen Galopp sprang Jean von seinem Pferd ab und rannte die letzten Meter, um zu Armin zu gelangen.

Der Titan unterdessen wurde von den anderen Mitgliedern der Formation in Schach gehalten.
 

„Komm schon, tu mir das nicht an!“ Mit hektischen Bewegungen tastete Jean seinen jungen Freund ab und stellte zu seiner ungeheuren Erleichterung einen Herzschlag fest. „Gott sei Dank...“

Mit nun vorsichtigeren Berührungen prüfte er die restlichen Verletzungen.

Armins Kopf blutete, doch mit etwas Glück war es nur eine Platzwunde. Sein rechter Arm stand in einem unnatürlichen Winkel ab. Es würde schmerzhaft werden, aber es würde verheilen. Auch am Knöchel entdeckte Jean ungewöhnliche Beulen.
 

„Armin?“ Vorsichtig bettete er den Kopf des Jungen auf seinem Schoß und strich die blutigen Strähnen aus der aufgeplatzten Öffnung auf dessen Stirn. Der junge Soldat stöhnte und verzog vor Schmerz das Gesicht, doch diese Reaktion war Jean tausendmal lieber, als wäre er still geblieben.

Er würde Armin nicht sterben lassen. Nie wieder würde er einen seiner Kameraden sterben lassen, nur weil er unfähig war!
 

„...J...Jean? Au..!“ Armin hatte versucht sich aufzurichten, doch er sank direkt wieder zurück.

„Bleib liegen, Armin.“ Der hochgewachsene Soldat suchte bereits nach der orangefarbenen Leuchtrakete an seinem Gürtel. „Wir warten hier auf die anderen.“

„A-aber die Titanen...“, entgegnete der verletzte Junge mit schwacher Stimme.

„Schalt ausnahmsweise mal deinen Kopf ab und hör auf das, was man dir sagt. Ich kümmere mich da schon drum.“

„Mhm...“
 


 

„Sie kommt näher!“ Auruos Stimme war brüchig vor Angst.

Auch er hatte mitbekommen, dass der weibliche Titan mit einer seltenen Zielstrebigkeit hinter ihnen her war. Zwar hatte er schon viele Riesen umgebracht, doch dieser hier war anders als die anderen...

„Kyklo, Moses – auf Postion!“

„Aye, Sir!“

Die nächsten Soldaten stießen sich auf Levis Befehl hin von ihren Pferden ab und verschwanden in dem dichten Blattwerk der Bäume. Eren wandte sich um. Die Riesin holte langsam, aber stetig auf. Sie würde sie bald eingeholt haben, wenn nicht bald etwas geschah!

„Petra, Dieter, ihr seid die nächsten!“

„Aye!“

„Nein!“ Eren sah Petra mit vor Schreck geweiteten Augen an, doch diese lächelte nur.

„Vertrau auf unsere Fähigkeiten, Eren!“ Mit diesen Worten ließ auch die junge Frau ihr Pferd allein weiter reiten.
 

Nun war Eren der letzte Soldat, der hinter Levi ritt.

„In etwa einhundert Metern sind wir an der Reihe. Halte deine Ausrüstung bereit und zieh dich nach oben, wenn ich das Zeichen gebe!“ Der monotone Bass des Leutnants verriet keine Gefühlsregung. Ließ ihn das Geschehen um ihn herum tatsächlich kalt? Wie war das möglich?

Trotz seiner jahrelangen Verehrung für seinen Vorgesetzten, fragte Eren sich zum ersten Mal, wer von ihnen beiden das Monster war.
 

„Jetzt!!“

Auf den Befehl hin betätige Eren seine Haken und landete rasch neben Levi auf einem der gigantischen Äste.

Der weibliche Titan war nicht mehr weit entfernt und schien seine Augen direkt auf sie gerichtet zu haben.
 

„LOS!“ Erwins tiefe Stimme schallte durch den Wald und Eren verspürte einen kurzen Moment der Erleichterung. Wenn der Kommandant noch am Leben war, dann waren vielleicht doch nicht allzu viele Soldaten umgekommen!

Es knallte mehrfach und hunderte von Drahtseilen legten sich um den Körper der monströsen Frau.

„Wa...?“ Ungläubig verfolgte Eren das Szenario am Boden. Katapultähnliche Geschosse waren dort angebracht und von den einzelnen Soldaten betätigt worden. Die Riesin war bewegungsunfähig. Irgendwo in der Ferne hörte man Hanji einen Freudenschrei ausstoßen.

„Was tut sie da?“ Eren sah erst Levi an, folgte dann aber dessen Blick.

Der Titan hatte unter enormer Kraftanstrengung seine Hand schützend auf den Nacken gelegt.

„Es kennt seine Schwachstelle?? Wie ist das möglich?“

„Das ist die Frage...“
 

„ERLEGT SIE!“, donnerte Erwins Befehl durch die Reihen.

Eren wollte bereits los stürzen, doch Levi streckte seinen Arm aus, sodass er nicht an ihm vorbei kam.

„Du bleibst hier.“

„Wa..? Aber..?“

„Der ist eine Nummer zu groß für dich.“
 

Fassungslos starrte Eren auf den weiblichen Riesen, der sich noch immer nicht bewegen konnte.

Von der gegenüberliegenden Seite konnte er Auruo ausmachen, der zum Angriff ansetzte und auch Petra, zu seiner linken.

Beide erhielten Unterstützung von einer Handvoll anderer Soldaten, die sich an dem monströsen Rücken empor zogen und die Hand attackierten, die schützend auf dem Nacken lag.
 

Ein bestialischer Schrei klang durch den Wald. Die Titanin brüllte ihre Wut frei heraus.

Zu ihrer aller Überraschung ertönten noch mehr der Rufe und die Erde begann zu beben.

Titanen näherten sich in rascher Geschwindigkeit von allen Seiten.
 

„RÜCKZUG!“ Der Kommandant hatte die drohende Gefahr erkannt, doch noch ehe seine Einheit reagieren konnte, mobilisierte der gefangene Titan seine Kräfte, riss den freien Arm hoch und kappte ein Viertel der Seile.

Den Nacken noch immer schützend, schlug sie mit der nun beweglichen Hand nach den Soldaten. Wie lästige Fliegen wurden manche von ihnen einfach zerquetscht. Darunter Auruo.

Petra hatte gerade ihr Gear betätigt, als sie von der riesigen Hand gegriffen und gegen den nahen Baumstamm gepresst wurde. Ein schauriges Knacken ertönte und die junge Frau rutschte regungslos zu Boden.

„NEIN! Verdammt, ich muss da runter!“ Eren stemmte sich nun gegen Levi, der ihn noch immer gepackt hielt, entwand sich endlich dem eisernen Griff.

Noch ehe der Leutnant reagieren konnte, war der Hitzkopf hinab gesprungen und landete hinter dem weiblichen Titanen auf dem Boden.
 

Mit vor Wut verzerrtem Gesicht hob er die Hand an den Mund, wollte endlich eingreifen und diesem Monster den Garaus machen...!

Doch ehe Eren die Zähne in seinem Fleisch versenken konnte, wurde er von einer menschlichen Faust zu Boden geschlagen.

Levi hatte schnell gehandelt und war seinem Schützling gefolgt. Die anderen Soldaten hielten sich weiterhin in den schützenden Bäumen.
 

Erneut packte Erwins rechte Hand Erens Kopf und schlug ihn unsanft auf die Erde.

„Komm endlich zu dir, wir haben keine Zeit für Spielereien!“, knurrte er mit zusammen gebissenen Zähnen.

Die dröhnenden Schritte, der sich nähernden Titanen, ließen die Erde vibrieren.

Noch immer starr vor Trauer und Wut, richtete Eren sich nur langsam wieder auf.

Als der erste Riese durch die Bäume drang und die Lichtung betrat, griff der Leutnant seinem Schützling resignierend unter die Arme, betätigte seine Ausrüstung und zog sich mit seiner Last in eine der Baumkronen zurück.

„Ich... ich hätte eingreifen müssen...“ Der junge Soldat starrte vor sich hin und schien seine Umgebung kaum wahrzunehmen. Seine glanzlosen Augen waren in die Ferne gerichtet.

„Was hätte sein können und was nicht, ist nicht zu ändern“, war die kühle Antwort, die Eren letztendlich ein trockenes Schluchzen entweichen ließen.

Stumm stand der Leutnant vor Eren auf dem breiten Ast des Baumes. Sein Blick wanderte nach unten. Petra, die in einer unnatürlichen Haltung gegen einen der Baumstämme lehnte. Überall Blut... Petras Blut... Levi wandte sich ab. Nein, nicht jetzt...
 

Die titanische Menge hatte sich auf den weiblichen Riesen gestürzt und es erklangen widerliche Schmatzgeräusche.

Wie gebannt standen die Soldaten der Aufklärungseinheit in den Bäumen und sahen dem grauenhaften Schauspiel am Boden zu.

Es dauerte nicht lang und von ihrer Gefangenen waren nur noch rauchende Knochen übrig, die bereits zu zerbröseln begannen. Die Titanen zogen sich zurück und beachteten die Menschen in ihrer Umgebung gar nicht mehr.
 

Von der gegenüberliegenden Seite der Waldlichtung gab Erwin seinem Leutnant das Zeichen zum Rückzug. Sie hatten mehr als genug Kämpfer verloren und sollten schnellstmöglich nach Hause zurück kehren.
 

„Eren, komm jetzt.“ Levi kniete sich zu dem aufgelösten Jungen hinunter, der die Fingernägel in die knorrige Rinde des Baumes gebohrt hatte. Er entdeckte vereinzelte Blutrinnsale, die durch die Splitter hervorgerufen wurden. „Jaeger!“

Endlich sah der Junge auf und Levi bemerkte, dass seine sonst so lebhaft leuchtenden Augen abgestumpft waren. Unaufhaltsam quollen die Tränen aus ihnen hervor.

„I-ich hätte... hätte sie retten können!“, schluchzte er und vergrub das Gesicht in den Händen.

Levi seufzte. Damit konnte er nicht umgehen.

„Dieses Mistvieh war anders als die anderen...“, begann der Leutnant daher zögernd. „Der Preis ihrer Rettung hätte zu hoch sein können – wenn du es überhaupt geschafft hättest.“

Doch Eren schüttelte nur heftig den Kopf, erneut schluchzte er. „Ich h-hätte es v-v-versuchen müssen! Nun sind sie t-tot!“

Der sonst so beherrschte Leutnant zählte innerlich bis zehn. Diese Baustelle hier war nichts für ihn und doch fühlte er sich für seinen Schützling verantwortlich. Hatte er das auch unbedingt großkotzig vor Gericht verkünden müssen? Er seufzte erneut.

„Und doch bist du nicht allein, oder? Denk an deine Freunde, die auf dich warten und ich hab auch versprochen, auf dich aufzupassen.“ Endlich sah Eren verwundert auf, die Tränen schienen zu versiegen. „Such dir jemanden, der dir Halt geben kann.“

Eren nickte und wischte sich mit dem Ärmel seiner Uniform über die Nase. „Lass uns gehen, die anderen warten bereits.“
 

Der Ritt zurück, in die sicheren Mauern der Stadt, wurde zu einer Tortur.

Zwar traf die gesammelte Einheit nur auf wenige Titanen, doch war die Stimmung gedrückt – die Verluste, die sie zu beklagen hatten, waren zu groß.

Eren brachte nur ein schwaches Lächeln zustande, als sie auf die Frontformation stießen und Mikasa berichtete, dass es unter ihnen kaum Tote gegeben hatte. Wenigstens ihr ging es gut...
 

Nach einer ganzen Weile fanden sie auch Jean und Armin.

Fassungslos starrte Eren auf seinen verletzten Freund. Sein Rivale war gerade dabei, Armin mithilfe eines anderen Soldaten auf eine der Karren zu heben und ihm dabei so wenig zusätzlichen Schmerz wie möglich zu verursachen.

Er hatte wieder tatenlos zugesehen. Warum hatte Levi ihn nicht gehen lassen? Mussten noch so viele mehr leiden und sterben?

Sein Blick wanderte nach links. Den Soldaten neben sich kannte er nicht. Er war nicht Petra, die jederzeit ein freundliches Wort für ihn übrig hatte, ihm aufmunternd zulächelte...

Die Hände zu Fäusten geballt, bohrten sich Erens Fingernägel schmerzhaft in die Handfläche. So durfte das nicht weitergehen. Wofür kämpften sie, wenn sie bei den vielen gefallenen Kameraden keinen einzigen Erfolg verzeichnen konnten?
 

„Eren? Ist alles okay? Hanji sagt, er wird es schaffen.“ Mikasa näherte sich ihrem Adoptivbruder von der rechten Seite. Irritiert blickte der junge Soldat auf. Hanji? Wer würde es schaffen?

Er entspannte seine Hände und sah auf die geschundenen Innenflächen. Abgebrochene Nägel und eingerissene Haut. Einzelne Blutstropfen quollen aus den schmalen Wunden.

Mit einem Mal spürte Eren, wie sein Herzschlag schwerer wurde, die Hitzewellen, die durch seinen Körper jagten...

Nein... nein, nicht jetzt!

Der Gestaltwandler konzentrierte sich auf eine ruhige Atmung. Er durfte sich jetzt nicht verwandeln, nicht hier!
 

Mittlerweile hatte die Einheit sich wieder in Bewegung gesetzt. Eren fixierte die Mähne seines Pferdes und richtete jeden Gedanken auf sich selbst, versuchte, sich jede Faser seines eigenen, menschlichen Körpers bewusst zu machen.

Endlich ließen die Hitzewellen nach, das Atmen fiel ihm leichter. Keinen Moment zu früh, denn als Eren aufblickte, erhoben sich direkt vor ihnen die Mauern der Stadt.
 

Mit gesenkten Köpfen machte sich die Aufklärungstruppe daran, sich dem Spott der Bevölkerung auszusetzen. Nichtsnutze und Versager waren sie, eine Verschwendung der Steuergelder...

Doch zwischen all den bösen Worten hörte Eren eine aufgeregte Kinderstimme. Er suchte nach dem Ursprung des Lautes und entdeckte einen Jungen, der sich durch die Menge drängte und mit strahlenden Augen zu ihnen empor sah.

Der geschundene Soldat fühlte sich an sich selbst erinnert und doch schaffte er es nicht, dem Kleinen ein aufmunterndes Lächeln zu schenken.



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