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Gemeinsam... in die Freiheit

Eren x Levi
von

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Angriff!

Kapitel 4: Angriff!
 

Die neuen Soldaten der Einheit hatten sich schnell eingelebt und Erwin hatte sich bereits mithilfe diverser Trainingsstunden ein Bild über das Können eines jeden Einzelnen gemacht.

Viele von ihnen wirkten noch sehr unsicher – der jugendliche Leichtsinn hatte nach den Angriffen der Titanen längst nachgelassen, dennoch war es etwas anderes, sich freiwillig für diesen Wahnsinn zu melden.
 

Jean Kirschstein war einer der Kadetten, der auch Tage danach noch den Kopf über sich selbst schütteln musste. Hatte er sich richtig entschieden?

Sehnsüchtig dachte er an die Sicherheit der Mauern und an die Militärpolizei zurück, nur um kurz darauf ein verächtliches Lachen auszustoßen.

Die Sicherheit der Mauern... daran hatten sie alle geglaubt und sich daran festgekrallt.

Doch spätestens nachdem Jean die Leiche von Marco Bodt in den zerstörten Straßen gefunden hatte, war etwas in ihm zerbrochen.

Es war alles nur eine Farce, die die Menschen ruhig stellen sollte. Die Lordschaft kümmerte sich keinen Deut um das Volk und konnte die Gefahr nicht einmal annähernd einschätzen.

Marco...

Jean packte die Zügel seines Pferdes fester, seine Fingerknöchel traten deutlich hervor.

Er vermisste den fröhlichen Jungen mit seiner offenen Art. Hätte dieser ihm vor Wochen nicht neuen Mut zugesprochen, wäre Jean gewiss nicht mehr am Leben.
 

„Geht es dir gut, Jean?“

Der angesprochene Soldat schreckte aus seinen Gedanken und schaute nach dem Besitzer der Stimme. Armin hatte seinen Hengst direkt neben ihm zum Stehen gebracht und sah ihn prüfend an. „Du wirkst ziemlich angespannt.“

„Ha! Wundert dich das?“ Jeans Blick wanderte wieder nach vorn, auf die großen Tore der Mauer Rose, vor der sie alle standen. „Die erste Mission und dann auch noch nach draußen! Ich muss lebensmüde sein...!“

„Sind wir das nicht alle irgendwie?“ Die nachdenkliche Stimme des blonden Soldaten ließ Jean aufhorchen. „Aber ob wir nun untätig warten, bis auch Rose fällt, oder ob wir die Initiative ergreifen... höchstwahrscheinlich läuft es auf dasselbe hinaus...“

„Ob wir noch viele unserer Freunde verlieren, ehe dieser Wahnsinn ein Ende findet?“

Weder Armin, noch Jean hatten eine Antwort auf diese Frage und so sahen sie sich nur in stillem Einverständnis an.
 

„Meinst du, dass du das heute schaffst?“

Levi, der – zu Mikasas Leidwesen - mittlerweile schon beinahe Erens Schatten glich, schaute diesen prüfend an.

„Äh, L-leutnant?“ Sofort richtete sich der junge Soldat in seinem Sattel auf. Die vielen schlaflosen Nächte forderten ihren Tribut und es fiel ihm zunehmend schwer, sich zu konzentrieren. Leider konnte und wollte er das auf gar keinen Fall vor Levi zugeben.

„Du siehst nicht gut aus. Ich möchte kein unnötiges Risiko eingehen.“

Eren versuchte diesen Umstand mit einem Grinsen zu überspielen. „Na klar, wäre doch gelacht!“

Alles andere als überzeugt, nickte Levi jedoch.

„Bist du dir sicher, Eren?“ Mikasa. Gab der Eine Ruhe, fing der Nächste an.

„Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut!“

Der müde Soldat war froh, als die Tore endlich geöffnet wurden und somit die Aufmerksamkeit aller auf sich lenkten.
 

Die gesamte Einheit der Aufklärungseinheit hatte ihre jeweilige Position in der Formation eingenommen.

Während Eren hinter Levi, Erwin und wenigen anderen Soldaten im Zentrum ritt, war Armin einem der Seitenflügel und Mikasa der Front zugeteilt.

Dies war der erste Ritt außerhalb der Mauern, der keinem Training diente.

Heute hatten sie einen neuen Erkundungsauftrag zu erfüllen, sodass vorher jede Einzelheit besprochen worden war. Ein jeder Soldat musste sich seine Position einprägen, musste jedes Lichtsignal kennen und ohne zu zögern auf ein von Erwin beschriebenes Szenario reagieren.
 

Das Zentrum bot die sicherste Stelle der Einheit, da es von allen Seiten geschützt wurde. Hier wurde im Normalfall Proviant und die Reserveausrüstung transportiert. Dieses Mal jedoch war es ebenfalls wichtig, ihre momentan wohl stärkste Waffe so lang wie möglich zu schützen: Eren.
 

Im schnellen Galopp hatte die Einheit zügig die erste Hälfte des Weges geschafft. Ihr Ziel war der große Wald, der ihnen zusätzlichen Schutz bieten würde. Außerdem konnten sie dort effektiv ihr Maneuvergear einsetzen, was sich auf dem freien Feld deutlich schwieriger gestalten würde.
 

Armin und Jean, beide im selben Seitenflügel abkommandiert, verspürten bereits eine leichte Euphorie.

Die weite Welt, keinerlei Mauern um sie herum und vor ihnen das weite, schier endlose Feld und keines der Monster weit und breit... so musste sich Freiheit anfühlen!
 

Beinahe schon ausgelassen, jagten sie mit ihren Pferden um die Wette – dementsprechend heftig zuckten beide zusammen, als hinter ihnen der Warnschuss einer Leuchtrakete ertönte.

Erschrocken sahen sie zurück und erkannten Sys, einer der erfahrenen Soldaten, der die Schusswaffe noch immer erhoben hielt.

Aus westlicher Richtung näherte sich, mit rascher Geschwindigkeit, einer ihrer titanischen Gegner.

„Reitet weiter! Greift nur an, wenn ich euch den Befehl gebe!“, lautete die harsche Anweisung des Mannes, die Armin und Jean nur zu gern befolgten.
 

Der Titan holte schnell auf, schenkte den Reitern jedoch keine Beachtung. Ein Unnormaler.

Sys fluchte und schoss ein zweites Lichtsignal ab. Nun endlich wurde es von den anderen Einheiten wahrgenommen und entlang der Formation wurde der Himmel durch rote Rauchschwaden vernebelt, durchbrochen von Erwins grünem Signal. Der Kommandant hatte die Warnung vernommen.
 

„Wir machen ihn fertig, ehe er die anderen Einheiten erreicht!“ Sys machte sich zum Absprung bereit. Das Pferd spürte die Nervosität seines Reiters und nahm an Tempo zu.

Mit einer raschen Bewegung hatten sich die Greifhaken des Gears in den Muskeln des Titanen verfangen, doch dieser bog unerwartet nach rechts ab, sodass Sys schmerzhaft auf dem Boden aufkam, statt sich zum Nacken des Riesen hochhangeln zu können.
 

Armins gesamter Körper wurde von einem Zittern gepackt, doch der junge Soldat biss hartnäckig die Zähne zusammen. Sie mussten das Zentrum schützen, koste es, was es wolle!

Er konnte und wollte die Last um Erens Tod nicht ein zweites Mal auf seinen Schultern tragen müssen...

Mit einem Aufschrei richtete er sich auf seinem Hengst auf, tat es Sys gleich und versenkte seine Widerhaken in der Schulter des Titanen, der seinen Weg in ihre Mitte unbeirrt fortfuhr.

„Armin! Was soll der Scheiß!?“

Jean hatte endlich begriffen, was sein blonder Begleiter vorhatte, doch es war bereits zu spät.
 

Der abnormale Riese, der wild mit den Händen fuchtelte, bemerkte den Menschen nicht, der sich unter ihm in die Luft zog, dennoch schaffte er es, ihm mit der flachen Hand einen heftigen Stoß zu versetzen.

Getroffen von der Wucht lösten sich die Greifhaken aus Armins Ausrüstung und der geschlagene Junge prallte hart auf dem Boden auf.

„ARMIN!!“

Jean wendete sein Pferd, sollten sich doch die anderen Mitstreiter um dieses Monster kümmern!

In einem schnellen Galopp erreichte er Armin und sah schon von weitem das viele Blut um ihn herum.

Erneut blitzte das Bild von Marcos Leichnam vor seinem inneren Auge auf. Im nächsten Moment erinnerte er sich an das warme Lächeln des toten Soldaten, welches aber nun von Armin abgelöst wurde.

Nein, nein, nein! Nicht schon wieder! Das durfte sich nicht wiederholen!
 

Die ersten Einheiten der Formation hatten mittlerweile die Grenze des Waldes erreicht und Position in den Kronen der riesigen Bäume bezogen.

Angestrengt blickte Mikasa in die Ferne, um den Kommandanten zu erspähen, der ihren Adoptivbruder mit sich bringen würde.

„Dort hinten kommen sie!“ Nanaba stützte sich am Stamm ab und deutete mit der freien Hand auf den Horizont. Die junge Soldatin entspannte sich merklich. Er war also in Sicherheit.

„Halte dich bereit, Mikasa“, ergänze Nanaba nun und legte seine Hände auf die Schwertgriffe. „Titanen nähern sich von beiden Seiten.“

Überrascht bemerkte nun auch Mikasa die riesigen Ungetüme, die am Waldrand entlang liefen und scheinbar die ersten Soldaten entdeckt hatten. Manche von ihnen versuchten, unbeholen an der glatten Rinde empor zu klettern, während andere nach einer leichteren Beute suchten oder einfach nur mit ihren grinsenden Visagen nach oben starrten.

Erens Ziehschwester packte ihre Schwertgriffe fester. Ihr Bruder sollte den Waldrand unbehelligt passieren können, dafür würde sie Sorge tragen!

Mit einem Aufschrei stürzte sie sich auf den ersten Riesen, gefolgt von Nanaba und Gunter.
 

Mit offenem Mund starrte Eren nach vorn.

Natürlich, sie hatten auch innerhalb der Mauern Wälder, doch diese waren nichts im Vergleich zu den majestätischen Bäumen, die sich nun vor ihnen erhoben. Diese Giganten mussten etwa 20 Meter hoch sein, größer also, als die meisten Titanen!

Eine angenehme Stille senkte sich über die Truppe, als sie in den Wald hinein ritten. Die Sonne wurde von den vielen Blättern verschluckt und nur vereinzelte Sonnenstrahlen fanden ihren Weg hindurch und verliehen der Umgebung einen träumerischen Glanz.

Das Laub unter den Hufen ihrer Pferde raschelte stetig und der trügerische Frieden wurde vom Gesang der Vögel unterstrichen.
 

„Es ist wunderschön, nicht wahr?“

Während Levi vor ihm ritt, hatte Petra ihre gewohnte Stellung neben Eren bezogen. Das Strahlen in den Augen des Jungen war ihr nicht entgangen und sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie selbst das erste Mal diesen Wald betreten hatte. Sie war mindestens genauso ergriffen von dessen Erhabenheit gewesen.

„Der Stützpunkt ist nicht weit von hier. Sobald die Umgebung gesichert ist, kannst du dich dort ganz in Ruhe umsehen.“

Eren nickte begeistert. Seit Armins Erzählungen träumte er davon, das weite Meer zu sehen, doch kam ihm dabei nie in den Sinn, dass es noch andere, wunderschöne Plätze geben könnte. Die Welt außerhalb der Mauern barg so viele Geheimnisse, die er unbedingt mit Mikasa, Armin und all den anderen ergründen wollte!
 

Erds Ausruf unterbrach Erens euphorische Gedanken. „Aye! Titan hinter uns! Nähert sich schnell!“

Die gesamte Truppe wandte sich um.

Ein riesiges Ungetüm mit weiblicher Statur preschte durch die Bäume und jagte ihnen hinterher. Das stampfende Geräusch der riesigen Füße dröhnte in der friedlichen Stille des Waldes.
 

„Mike, Erd, Keiji, Moblit – auf Position!“ Erwins harscher Befehl wurde vom Wind an die Ohren aller Soldaten getragen.

„Aye!“ Sie alle, selbst Erwin, machten ihr Maneuvergear bereit und stießen sich von den Pferden ab.

„Ihr bleibt bei mir.“ Die kühle Stimme des Leutnants, nicht laut gesprochen, wurde von allen Soldaten vernommen.

Sie trieben ihre Pferde an und versuchten, den Abstand zu dem weiblichen Titan möglichst groß zu halten. Eren blickte gerade zurück, als Moblit den ersten Angriff startete.

Der erfahrene Soldat hatte bereits die Haken seines Gears in einen der Bäume befestigt, die der Riese bald passieren würde und wartete den passenden Moment ab.

Er machte sich gerade zum Absprung bereit, als das Monster ihm sein Gesicht zuwandte und kurzen Prozess machte. Mit einem Fingerschnippen prallte Moblit gegen den nahe gelegenen Baum und fiel leblos zu Boden.
 

„Aah! Leutnant!“ Eren hatte das Geschehen gebannt verfolgt. Nun sah er wieder nach vorn und musste feststellen, dass Levi von dem Schauspiel hinter ihnen nichts mitzubekommen schien. „Leutnant, die anderen benötigen Hilfe!“

Er starrte auf den Hinterkopf seines Vorgesetzten, der sich nicht rührte. Eren blickte zurück und vernahm einen Schrei, doch konnte er nicht ausmachen, woher oder von wem dieser kam. „Leutnant Levi!“

„Eren, befolge seine Befehle.“ Petra hatte aufgeholt und sah Eren ernst in die Augen.

„Aber ich kann ihnen helfen!“

„Bist du dir sicher?“

„Ja! Ich muss doch nur...-“ Eren stockte. Konnte er ihnen wirklich helfen? Was, wenn die Verwandlung nicht klappte?

„Vertrau auf uns“, redete Petra nun weiter, die sein Zögern bemerkt hatte. „Das Opfer soll möglichst gering gehalten werden, lässt sich aber nie ganz vermeiden. Außerdem ist der Kommandant bei ihnen.“
 

Dem jungen Soldaten schwirrte der Kopf, sein Herz raste.

Hinter ihm schienen die gigantischen Schritte näher zu kommen, vereinzelt waren die Schreie der Männer zu vernehmen – Eren konnte nicht zuordnen, ob es ein Laut des Todes oder Kampfes war. „Leutnant!“ Doch Levi reagierte noch immer nicht.

Was taten sie hier eigentlich? Ihre Männer starben hinter ihnen!

Eren spürte die Hitze in sich aufkommen. Er hatte sich geschworen, nie wieder untätig zuzusehen, wie diese Monster der Menschheit zusetzten!

Er nahm seine linke Hand und führte sie an den Mund, öffnete diesen und... -

„Eren, nicht!“ Erneut lenkte Petra seine Aufmerksamkeit auf sich. „Vertrau uns! Wir haben es schon viele Male so gemacht!“

„Warum lasst ihr mich nicht helfen? Sie sterben sinnlos!“

„Weil das der Preis der Freiheit ist! Vertrau in unser Team! Es wird keiner umsonst sterben!“

„Ich bräuchte nur von meinen Kräften Gebrauch machen und sie würden weiterleben!“

Petra öffnete gerade den Mund, als der Leutnant endlich antwortete.

„Tu, was du für richtig hältst.“

„Levi!“

„Petra, er muss seine eigenen Entscheidungen treffen. Befolgt er die Befehle nicht, muss er mit den Konsequenzen leben und wir ebenso.“

Erneut erklang ein Schrei hinter ihnen und Eren, der sich dadurch nur bekräftigt fühlte, öffnete erneut den Mund, um sich in die Hand zu beißen.

„Eren, bitte nicht...“ Petra sah ihn noch immer eindringlich an. „Vertrau auf unsere Fähigkeiten.“

Die Zähne knirschend, packte der Junge die Zügel seines Pferdes fester. Worauf sollte er vertrauen, wenn er hinter sich Menschen sterben hörte?

Wie weggeblasen war die Müdigkeit der letzten Tage, in ihm tobte nur die unbändige Wut auf die riesigen Wesen, die sie niedermetzelten.

Wieder wanderte seine Hand in Richtung seiner Zähne. Er starrte auf die längst verblassten Bisswunden. Er spürte Petras eindringlichen Blick noch immer auf sich ruhen.

Fluchend ballte er die Hand zur Faust und trieb sein Pferd weiter an. Er hatte geschworen, den Befehlen seines Vorgesetzten Folge zu leisten und wenn sie dies nun von ihm verlangten, würde er es eben tun.



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