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Edelstein

Gilbert/Roderich
von

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Ich blieb nicht lange im Büro.

Mein Gemütszustand schlug sich wahrlich negativ auf meine Arbeit nieder und so beschloss ich es lieber bleiben zu lassen bevor ich auch noch meinen Buchhalter mit meiner Ungeschicktheit konfrontieren musste.

Als ich das Haus betrat viel mir direkt ein weißer Umschlag auf, der auf dem verzierten Ebenholztischchen im Eingangsbereich lag.

„Ein Brief von dem liebreizenden Fräulein Zwingli“

Mein Bruder war also wieder eingekehrt.

„Liebreizend?“

„Pardon, ich vergaß, dass du nicht viel für solch liebreizende Geschöpfe übrig hast“, ich strafte ihn mit einem bösen Blick, „es ist dir dennoch nicht zu verübeln“,

„Ich möchte dich an deine… wie soll ich es sagen? Heftige Reaktion des gestrigen Abends erinnern“, flachste ich grinsend.

Seine Wangen nahmen einen verdächtigen Rotton an und ich brach in lautes Gelächter aus.

Kaum etwas bereitete mir so große Freude wie meinen jüngeren Bruder aufzuziehen.

„Keine Sorge ich werde den Brief beantworten sobald mir der Sinn danach steht“, beruhigte ich ihn.
 

Also nahm ich den Brief und ging langsamen Schrittes die Treppe hinauf in meine Gemächer.

Dort setzte ich mich erstmal in den mit rotem Samt überzogenen Sessel, spielte kurz mit dem Brief in meinen Händen und entschied mich dann doch dagegen ihn zu lesen.

Er fand den Weg in die Schublade des Ebenholzpultes und war somit vorerst sekundär.

Es war wohl nicht sehr höflich der Dame nicht direkt zu antworten, aber es war im Sinne ihres Bruders, der mich wohl gemerkt nicht sehr….passend für seine kleine Schwester empfand, aber war es wohl hauptsächlich in meinem eigenen Sinne, denn der Blonde konnte sehr ausfallend werden.

Also widmete ich mich wieder entspannenderen Tätigkeiten.

So legte ich meine Füße hoch und genoss die sanften Sonnenstrahlen die durch das große Fenster ins Zimmer fielen.

Ich entspannte mich merklich, was sehr angenehm bei den Strapazen des heutigen Tages war.

Und wieder war ich alleine mit meinen Gedanken.

Auch wenn ich den Brief nicht ganz verdrängen konnte.
 

Ich erinnerte mich an die Worte mit denen mich einst mein Vater mahnte.

„Wenn du dich so abweisend gegenüber einer Dame verhältst wird dich nie eine heiraten“

Mir legte sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen.

So musste ich wahrlich feststellen, dass ich noch nie wirklich verliebt war.

Zumindest nicht so, wie es die Gesellschaft für angebracht hielt.

Mir gefielen diese fleischigen, gepuderten und parfümierten Leiber gänzlich nicht.

Es weckte in mir immer eine Abneigung, gar einen Würgreiz, wenn sie ihre üppigen Dekolletees in Korsagen zwangen und sie aufreizend präsentierten, wie ein Pfau seine blau-grünen Federn.

Bei dem bloßen Gedanken daran stieg mir ein mulmiges Gefühl in der Kehle auf und ich versuchte diese Bilder verdrängen.

Stattdessen erinnerte ich mich an meine frühste Kindheit zurück.

Schon im Knabenalter hatte ich eine gewisse Neigung für schmächtigere Gleichaltrige.

So kam es eines Tages dazu, dass mich meine Neugier übermannte und ich kurzerhand meine Lippen mit denen meines Kindheitsfreundes Francis versiegelte, was in mir ein unglaubliches Gefühl der Befriedigung auslöste.
 

Dies zog sich letztendlich weiter bis ins Jugendalter, als ich statt mir ein Mädchen anzulachen lieber weiterhin von dieser verbotenen Frucht naschte und mich erst gar nicht auf Damenbekanntschaften einließ.

Wieso auch?

Der bloße Anblick heller Haut, rosa Brustwarzen, die sich so ansehnlich präsentierten wie kleine Aprikosen und dazu einluden sie zu liebkosen, reichte aus um diese durchaus nervigen Geschöpfe auszublenden.

Es war bedauerlich, dass sich mir bisher nicht die Möglichkeit bot dieses Erlebnis voll auszukosten, welches die griechische Mythologie als reine, körperliche und geistige Liebe bezeichnete.

Ohne die natürlichen Zwänge.

Einfach nur die Liebe, die die Herzen zweier Menschen verband.

So sehr meine Mutter immer versuchte mich von jeglichen Versuchungen fernzuhalten, so sehr war ich zuletzt der Sündhaftesten erlegen.

Was sie wohl sagen würde?

Einen Sodomiten würde sie mich nennen, ganz gleich wie sehr sie mich liebte.

Was ich fühlte war gottlos.

Falsch.

Aber die Versuchung war groß.

Vorallem Roderich Edelstein.

Das Antlitz eines Engels und doch so sündhaft.

Vielleicht wäre er eher mit der Frucht des Baumes der Erkenntnis aus der Schöpfungsgeschichte zu vergleichen, ein verführerischer Anblick, aber wenn man von ihm naschte erwartet einen nur Ungnade.

Auch Eva war der Versuchung erlegen und die Konsequenzen sind ja bekannt.

Ich seufzte.

Schon wieder dachte ich an ihn.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-10-03T09:51:55+00:00 03.10.2012 11:51
Wow, ich liebe deinen Schreibstil, er passt einfach perfekt und fesselt einen wirklich. Zudem finde ich die Länge der Kapitel passend; Nicht zu lang und nicht zu kurz.
Mir wurde die FF empfohlen und ich muss sagen, es hat sich gelohnt sie anzufangen und ich hoffe, dass es bald schon weiter geht :)
Auf Rechtschreibfehler habe ich persönlich nicht geachtet, und wenn welche da waren, waren sie wohl nicht so gravierend, als das sie mir aufgefallen sind.
Ich finde nur, dass Gilbert sein 'Ego' ein wenig mehr vertreten könnte, aber sonst wirklich gut. Ich hoffe bald mehr lesen zu dürfen :)



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