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Rübenfürst und Möhrenkönig

von

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Möhr me, baby!

VII. Möhr me, baby!
 

Gloria Gaynor war in seiner Scheune… Wie war die denn da hin geraten? Und seit wann war die ein Kerl?
 

„It took all the stength I had not to fall apart… Kept trying hard to mend the Pieces of my broken purse… And I spent oh so many nights… Just feeling sorry for myself. I used to cry… But now I hold my head up high… I’ve got all my life to live… I’ve got all my Möhrenschnaps to give… And I’ll become steinreich! Yeah! I will survive!” dröhnte ein warmer Bariton zum Plätschern der Dusche.
 

Irgendwo zwischen Entgeisterung und Faszination, wie man so nur so schräg drauf sein konnte, steckte Ragnar die Nase durch das angelehnte Tor. Sein Waschbesuch stand offensichtlich bestens gelaunt unter dem prasselnden Strahl der offenen Dusche am anderen Ende der Scheune und schrubbte sich ab. Es war kurz nach neun, die Arbeiter waren nach Hause gegangen, doch die Abendsonne reckte noch immer ihre Fühler durch die verschmutzten Fenster ins Innere des Gebäudes. Jason war von Kopf bis Fuß in Gucci, Prada oder weiß der Geier was gehüllt und seifte sich wohlgemut mit etwas sehr angenehm und teuer Duftenden ein, die bereit gestellte Billig-Waschlotion verschmähend. Klar… der hatte wohl kaum eine Waschmaschine für seine Dreckwäsche… offensichtlich löste er das Problem jetzt so. Und dabei sang… und tanzte er.
 

Oh mein Gott! So etwas hatte diese Scheune bis dato wirklich nicht zu Gesicht bekommen. Er auch nicht. Jason gab seine vermöhrte Version des Discoklassikers zum Besten und machte dabei auch noch einen auf John Travolta! In diesen Disziplinen schien er echt fit zu sein, aber dennoch war diese Methode, seine Klamotten zu reinigen nicht nur extravagant, sondern auch selten dämlich. Wollte der sein Zeug direkt am Leibe trocknen oder wie? Nein, wollte er nicht…
 

Jason intonierte irgendetwas, dessen Refrain auf „Gimme möhr! Gimme möhr! Gimme möhr!“ hinaus lief, und begann in bester Discohasen-Manier die frisch abgespülten Kleidungsstücke von sich zu puhlen. Eigentlich wäre das reichlich Anlass für eine heftige Fremdschäm-Attacke, wenn das, was da in Sicht kam, nicht ausgesprochen fantasieanregend gewesen wäre. Oh Gott… der hoppelte wahrscheinlich ansonsten täglich durch irgendein Fitness-Programm, um seinen Luxuskörper in Form zu bringen. War ihm definitiv gelungen. Ragnar mochte zwar sein Leben bisher nicht gerade dem exzessiven Feiern gewidmet haben, aber an ihm war auf jeden Fall noch alles dran, das ab und an versorgt werden wollte. Wenn es ihn juckte – ab nach Kassel, auch da gab es Orte… oder per Internetbörse ein Date abgemacht, das weniger aus Essen bei Kerzenschein als aus einer schnellen Nummer im Hotel bestand… nach Beziehungskäse war ihm irgendwie nie richtig gewesen, er war anderweitig beschäftigt gewesen, und auch jetzt war das Leben gut, ohne dass ihm wer ständig auf den Keks dabei ging… Aber Jason von und zu Buch und Rübenfürst in spe war schon die Steigerung von knackig. Immer noch arg an Barbies Ken erinnernd – hups, Hose war weg… nein, definitiv doch kein Ken… Was für ein Knackarsch! Himmel…! Immer noch irgendwie künstlich, so poliert, epiliert, parfümiert… aber mit steigender Nacktheit relativierte sich Ragnars Bedürfnis zu spotten arg, da andere Hirnregionen in Aktion traten… Brustmuskeln… Waschbrettbauch… genau definierte Lendenmuskulatur…
 

Innerlich schlug Ragnar mit einem imaginären Dreschflegel auf sich ein. Er war kurz davor, stumpf zu sabbern wie der allerletzte Bauer, der es ganz dringend nötig hatte. Okay… war echt mal wieder an der Zeit… Er würde sich garantiert nicht an diesem durchgedrehten Zuckerpüppchen mit der linken Klappe vergreifen, der jetzt nicht nur sein Nachbar, sondern auch sein „Geschäftspartner“ war. Mit dem musste er es auf Dauer aushalten. Eventuell war der gar nicht schwul, obwohl ein Instinkt in ihm das vehement verneinte. Bloß die Finger weg, sonst lief dieser Blödsinn hier noch total aus dem Ruder…
 

Jason hopste immer noch, mittlerweile splitterfasernackt, unter der Dusche rum, und gab „Möhr me up, before you go- go“ zum Besten. Der Typ war echt eine Marke… gerissen irgendwie, aber dennoch auch wie ein spielender Junge. Mit dem Ernst des Lebens kannte der sich null aus, das verlieh ihm wahrscheinlich diese Leichtigkeit und dieses Brechreiz erregende Selbstbewusstsein. Das und die Tatsache, dass er echt scharf war – nicht bloß eingebildet.
 

Vorsichtig machte Ragnar die Biege, bevor Everybodys Darling ihn noch bemerkte, das wäre gewiss nicht so praktisch in Hinsicht auf den lieben Frieden. Da gab es so einen Postboten aus einem Kaff nördlich von Kassel, mit dem er schon häufiger… war wohl an der Zeit, diese „Bekanntschaft“ zu erneuern.
 

„I’m the Möhrman!“ sang Jason hemmungslos und hätte dafür wahrscheinlich einen Tritt in seinen äußerst appetitlichen Allerwertesten mehr als verdient.
 

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Zwei Fliegen mit einer Klappe – er war ja so genial! Jetzt nur noch den Krempel mit den neu erworbenen Wäscheklammern hinterm Haus an der Leine aufgehängt, die er zwischen Hintertür und Plumpsklo montiert hatte – voila! Er war ja so eine gute Hausfrau… Aber solange ihn Ragnar nicht mit der Mistgabel vom Grundstück jagte, würde er sich garantiert nicht mithilfe seiner eigenen rostigen Pumpe waschen. Die gute Nachricht war gewesen: es gab Wasserleitungen, die bis zu Ragnars Hof führten und solche, die einst der Bewässerung seiner eigenen Felder gedient hatten, doch lange außer Betrieb waren. Die schlechte Nachricht war gewesen, dass die keinesfalls bis zu seinem Haus gingen – es gab schlichtweg kein Fließendwasser in seiner Prachtvilla, bis er sich die Installation leisten konnte. Und das konnte noch dauern… Gott sei Dank war Sommer, doch der währte nicht ewig. Würde ihm schon etwas einfallen. Notfalls besorgte er sich einen Berner Sennenhund-Mischling aus dem Tierheim und nutzte den als Wärmedecke. Aber der fraß ihm dann wahrscheinlich die Haare vom Kopf… Ihm würde gewiss noch etwas einfallen, was auch immer. Er war ja keine von diesen chronisch deprimierten Heulsusen, für die das Glas ständig halb leer war. So manches hier war Oberscheiße – aber was sollte es… so war das eben gerade, musste man eben versuchen, es so positiv zu sehen, wie es ging. Immer in Relation, dann ging’s auch aufwärts… und dann: Ab nach Hause und in sein normales Leben.
 

Dank der familiären Kontakte zur Lebensmittelbranche war es gar nicht so schwer gewesen, vom Zollamt eine Lizenz zu bekommen. Die dachten wahrscheinlich, die renommierte Firma von Buch wolle nur expandieren… Wenn die wüssten… Würde schon keiner kontrollieren kommen… so schnell… Musste ja auch nur ein paar Monate gut gehen…
 

Aber derweil: Anschaffungen mussten gemacht werden. Er musste sich schlau machen in Hinsicht auf die Finessen der Herstellung… ein Label musste designt werden… Flaschen her… Vertrieb… Mann-oh-Mann… auf ins Gefecht!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Khaosprinzessin
2011-09-15T20:39:25+00:00 15.09.2011 22:39
ich will jason auch so unter der dusche tanzen und singen und hopsen sehen! oh man, zu geil! wasn freak XD ich liebe ihn dafür! und ragnar auch, weil er hemmungslos gespannt hat ;P
bis zum nächsten kappi

beast


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