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Rübenfürst und Möhrenkönig

von

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Tannenbergers Rübenfürst

VI. Tannenbergers Rübenfürst
 

„Meine Mohrrüben?“ erwiderte Ragnar verwundert. Himmel, war der Kerl aus dem Ei gepellt. Der zupfte sich garantiert die Augenbrauen und epilierte sich die Beine… War nie sein Fall gewesen. Erstens piekte das wahrscheinlich abscheulich und war eine erbärmliche Zeitverschwendung inklusive hanebüchener Verrenkungen. Zweitens hatte es eher mit richtigen Kerlen, das galt auch für ihn selbst – obwohl, Marke androgyn war der da auch nicht gerade. Der war nur irgendwie zu künstlich für sein Empfinden, zu glatt, zu bewusst attraktiv, zu standarisiert. Wie ein Hochglanzfoto aus einem Modemagazin irgendwie.
 

„Genau!“ bestätigte von Buch, als wolle er ihm ein „U“ verkaufen wie in der Sesamstraße.
 

„Was zur Hölle wollen Sie mit meinen Mohrrüben?“ fragte er verdutzt.
 

„Veredeln“, klärte von Buch ihn auf. „Ich zahle über Marktpreis….“, lockte er.
 

Das war natürlich nicht ganz uninteressant… aber wie wollte der das bitte bewerkstelligen? „Ach ja, und… wollen Sie sie in Gold gießen, „Gucci“ darauf stempeln und dann für das tausendfache verhökern?“ bohrte Ragnar.
 

„Was denken Sie denn für Sachen… Nein, Möhrenschnaps: ökologisch, trendy, extravagant!“ erklärte ihm von Buch allen Ernstes.
 

„Da waren mir die Aliens fast lieber! Wer soll das denn kaufen?!“ fragte Ragnar entgeistert.
 

Von Buch lächelte spitzbübisch, als habe er das vor dem Spiegel trainiert. Vielleicht hatte er das auch. „Ich habe Kontakte“, meinte er nur.
 

In Ragnars Hirn ratterte es, wahrscheinlich konnte er es einfach nicht lassen. „Okay…“, sagte er schließlich. „Sie kriegen die Möhren. Aber ich will dafür kein Geld – sondern eine Gewinnbeteiligung!“ Wenn der gerade anfing, brauchte der nicht viele Möhren… aber das war diesen geringen Einsatz mehr als wert, das war so durchgedreht, dass es entweder klappte – oder auf jeden Fall Unterhaltungswert haben würde.
 

„Dann will ich Ihren Namen!“ pokerte von Buch höher.
 

„Vielen Dank für den Antrag… Aber ich bleibe lieber Junggeselle…“, bremste er ihn aus.
 

Von Buch verdrehte die Augen. „Für den Schnaps! Von Buch geht nicht – das ist der Babybrei, da kommt Möhrenschnaps nicht so gut. So ein Fake-Name ist immer dubios. Aber „Tannenbergers Original“ – das rockt! In handgemachten Eichenfässern gelagert, von Großpapa selbst tagtäglich liebevoll kontrolliert… blabla…“
 

„Sie sind das mit dem Babybrei?!“ staunte Ragnar. Wenn die glücklichen Eltern der Kundschaft wüssten, was mit ihrem Investierten passiert war… Spielzeug für ein ewiges Kind?
 

„Ja... nicht direkt, aber ich bin der Erbe – wenn ich das hier nicht verbocke. Also, was ist? Bereit vom Möhren-Business ins Möhrenschnaps-Business aufzusteigen?“ blieb von Buch auf Kurs.
 

„Mmm… okay, warum nicht. Wie wollen sie das überhaupt brennen?“ wollte Ragnar wissen, den die Sache zunehmend zu faszinieren begann, obwohl er nicht recht zu fassen bekam warum überhaupt.
 

„Rustikal in Heimarbeit. Ich mache das juristisch klar und besorgte die Utensilien – wozu habe ich eine Scheune und Beziehungen zur Nahrungsmittelbranche. Budget für Investitionen habe ich auch, nicht astronomisch viel, aber für den Anfang dürfte es reichen. Notfalls muss ich wen mit Rang und Titel anheuern, aber vielleicht geht das auch so. Das Land urbar zu machen schaffe ich in einem Jahr nie im Leben, so dass es ertragreich wird, nur wenn ich mehr Geld ranschaffe, aber das hier müsste gehen, ist schließlich auch „Landwirtschaft“. Total öko sozusagen – oder haben Sie Skrupel?“
 

„Nö…“, gestand Ragnar. „Wir drehen das ja nicht Grundschulkindern an, sondern entwerfen eine Marke… wie „Jack Daniels“ oder so?“
 

„Genau!“ nickte von Buch, dass eine Haarpracht nur so wogte. „Der hat auch mal klein angefangen. „Tannenbergers“ kommt auch echt gut… rustikal, urdeutsch…“
 

„He!“ protestierte Ragnar.
 

„Schon gut. Hier sieht es auch nicht gerade „urdeutsch“ aus – ist nur die Marke – Partner!“ freute sich von Buch.
 

Das war echt ein Frettchen… aber kein langweiliges. Die paar Möhren waren den Spaß echt wert zu sehen, was der jetzt anstellte. Trendmarke „Tannenbergers“ – ja, ja, träum weiter.
 

Von Buch grinste schon wieder wie das Flaggschiff einer Bleaching-Zahncreme. Das war nie im Leben echt, dagegen sah selbst Tom Cruise völlig natürlich aus. „Ich seh’s schon vor mir… „Tannenbergers“ – der Fürst unter den Rüben… „Tannenbergers Rübenfürst“!“ schwärmte von Buch und streckte den Arm mit der Bierflasche aus. Ragnar prostete ihm zu.
 

„Ich bin Jason, Partner!“ blitzte er.
 

„Ragnar“, murmelte er selber.
 

Diesen Jason hätte kein Wal fressen können, ohne Magenprobleme zu bekommen als habe er ein Stück parfümierte Seife verdrückt… aber vielleicht hatte er deshalb seinen Namensvetter auch wieder ausgekotzt. Was für ein glattpolierter Typ! Viel Spaß mit meinen Möhren… „Partner“…
 

Wer brauchte schon einen Fernseher, dem so etwas geboten wurde?
 

…………………………………………………………………………………………………………
 

Na, das war ja gut gelaufen, Tannenberger hatte angebissen!
 

Jason fühlte sich äußerst beschwingt, als er in der Abenddämmerung zu seinem Haus zurück lief. Das hier hatte ihm keiner vorgesetzt, das hatte er ganz alleine ausgeheckt! Er war keine Niete…
 

Er würde ein Mohrrübenschnapsimperium errichten, ha ha… Sein Opa hatte ähnliches schließlich auch von hier aus geschafft. Nachbar Ragnar war ja Gott sei Dank kooperativ gewesen, mit dem saß er direkt an der Quelle. Da durften keine Schrott-Möhren rein, nur die handverlesenen Spitzenprodukte, die der da drüben produzierte…
 

Okay, dann würde er halbwegs aus der Versenkung auftauchen müssen, um seine Kontakte spielen lassen zu können… bisher ahnte ja keiner von seinen Kumpanen etwas von seinem Schicksal. Und so sehr interessierte es sie auch nicht, wie die Anrufliste auf seinem Handy verriet, wenn er bei seinen Touren von hier weg denn mal Empfang hatte. Er hatte behauptet, seine Eltern hätten ihn geschäftlich verdonnert, und die glaubten jetzt, dass es sich bei ihm einstweilen ausgepartyt hatte, da er sich auf die Übernahme des Babykram-Imperiums vorbereitete… jemand, der ernsthaft zu arbeiten drohte, war ja per se sehr suspekt… Wenn die wüssten… Taten sie aber nicht. Kein Arsch wusste, dass er lebte wie in der Steinzeit, jede Münze drei Mal umdrehte, und mit einem Ökobauern mit Bier auf die Schnapsbrennerei anstieß.
 

Okay wie ging das… erst vergären lassen… so eine Art Möhrenmost… brennen… er brauchte eine Destille… und Platz…
 

Was war eigentlich in der Scheune? Hatte er sich bisher nicht getraut, hinein zu schauen, um nicht den nächsten Anfall bekommen zu müssen. Auf den ersten Blick sah sie deutlich besser erhalten aus als das Wohnhaus. Hoffentlich nicht total vollgemüllt… oder voller Kuhmumien oder so…
 

Aber jetzt war er guter Dinge… mal sehen…
 

Das Dämmerlicht verriet es ihm, als es ihm gelungen war, das baufällige Tor aufzustemmen. Fast hätte er gelacht.
 

Ein Porsche! Oder vielmehr… ein Porsche-Trecker aus den Fünfzigern…
 

Konnte er endlich wieder Porsche fahren, ganz wie er es ersehnt hatte…
 

Da wollte ihn doch echt wer verarschen. Aber ab jetzt wurde zurück gearscht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Khaosprinzessin
2011-09-08T20:43:12+00:00 08.09.2011 22:43
heeeeeeeeeeeey ich komm ja mitm lesen gar nich mehr hinterher^^
die idee is ja echt mal... ausgefallen? anders? bekloppt? ich bin mir noch nich genau sicher... aber gespannt bin ich wien flitzebogen!
mal schauen, wie gut die beiden schnuckelchen zusammenarbeiten können.... kann jason das überhaupt? naja, wir werden es "erlesen"^^
freu mich aufs nächste kapitel

bb


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