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Lewin

von

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Entscheidung

Die Sonne küsste die Häuser, liess ihre rote Farbe über die ganze Stadt schwemmen und verabschiedete sich mehr und mehr, um den beiden Monden Platz zu machen.

Lewin sass wieder auf seiner Mauer und blickte wieder die Stadt an.

Langsam bildete sich der Umriss des Schlosses.

Er sah lange hin und sah es auch wieder verblassen – das Erlenschloss.

Kaum jemand sieht diese Umrisse und die, die es sehen, gehen davon aus, dass es nur eine Einbildung ist. Der Umriss existierte wirklich nur so kurz, dass selbst Lewin manchmal daran zweifelte, doch seine Mutter hatte ihm die Legende erklärt als er sie über den Umriss aufklärte.

Es sei das Erlenschloss, einst gab es eine Welt die nannte man Dere, darin gab es einen Kontinent, Aventurien und auf diesem Kontinent lebten das Haus Eberstamm, welches im Erlenschloss seinen Hauptsitz hatte. Doch diese Welt wurde vor Jahrhunderten, wenn nicht gar Jahrtausenden vernichtet, jedoch behaupteten einige Omayi oder Wesen mit ähnlichen Fähigkeiten, dass sie einige Überreste dieser Welt zu bestimmten Zeiten sehen.

Aillea hat herausgefunden, dass der Umriss des Schlosses immer stärker wird, weil die beiden Monde, welche ihre Welt in der Nacht erleuchten, ihrer Vollkommenheit nähern.

Einer der beiden Monde ist alle 35 Tage rund und wunderschön zum Anschauen, denn bei seiner Reinheit leuchtete er nicht golden sondern rötlich. Der Zweite zeigte seine ganze Rundung nur alle 126 Jahre und in den nächsten Tagen oder Wochen müsste er soweit sein.

Lewin sah noch die Reste des Schlosses, seine Mutter meinte, dass wenn beide Monde zur gleichen Zeit Vollkommen sind, könnte das Schloss länger Sichtbar sein und sich vielleicht so manifestieren, dass man es betreten oder anfassen konnte.

Ein schaudern lief ihm über den Rücken – es war vollkommen verschwunden, wie auch die Sonne, nur noch das letzte rot war da und färbte den Himmel wieder violett.

Eine Hand legte sich auf die seine und er sah zu seiner Begleiterin hinüber.

Elaine hatte ihren Blick vom Schloss gelöst und sah ihn auf ihren grossen blauen Augen an, ihr kurzes braunes Haar umrandete ihr Gesicht und lies sie noch weiblicher erscheinen. Seine Finger fuhren über ihre Wangen und sie zitterte leicht als er ihre Narben berührte, welche ihr Gesicht verunstalteten.

Keine andere Person liess sie die Narben sehen nur ihn. Es war vor vielen Jahren ein Zufall gewesen als er ihr wahres Gesicht sah, ihre wahre Schönheit und nicht die, welche alle anderen sahen.

Er begegnete ihr etwas zum dritten Mal und immer spürte er bei ihr das selbe wie bei seiner Mutter, wenn sie jemanden behandelte, er sprach sie an und vorlauter Verblüffung, dass er bemerkt hatte, dass sie eines der Tore benutzte hatte sie kurz ihre Hülle fallen lassen; keine schwarzen, grosse Augen, kein langes schwarzes Haar, keine weisse Haut sondern blaue Augen, braunes Haar und Narben auf dem leicht Karamellfarbenen Gesicht.

Sie bat ihn niemandem davon zu erzählen, da sie sich für ihr hässliches aussehen schämte, doch er versprach ihr zu schweigen und gleichzeitig, sie eines Tages zu heiraten, denn er mochte ihre Narben mehr als ihre traurigen, schwarzen Augen, die sie jeden Tag zur Schau trug.

Er erwiderte ihre Bewegung. Es war an der Zeit mit ihr zu reden, denn sie war lange weg – zu lange.

„Elaine… Wir müssen reden“

Sie nickte und lächelte schwach.

„Ich würde gerne beginnen, bevor du sagst, was du mir sagen möchtest“, sie sah ihn an und hoffte ihre Bitte erfüllt zu bekommen, Lewin nickte nun ihr zu und sie begann.

„Ich war lange weg und es ist viel geschehen, ich habe andere Menschen kennengelernt, andere Männer und auch andere Orte.“, sie sah ihn traurig an, etwas verlegen und bitter fuhr sie fort, „Dort draussen würdest du nicht überleben und ich möchte nicht mein Leben hier in dieser Stadt verbringen, zu schwer würde es mir fallen hier zu sein und…“, sie hielt inne und suchte etwas in ihrer Jackentasche, dann streckte sie ihm die Hand entgegen, er hielt seine darunter und etwas goldenes fiel in die seine.

Der Ring, er wusste und fühlte, dass es der Ring war, der er ihr vor zehn Jahren geschenkt hatte zum Abschied, damit sie ihn nicht vergass – nun wollte sie ihn vergessen, wie der Rest ihrer Vergangenheit.

„Es tut mir leid, du hast so lange gewartet und ich habe mich einem anderen versprochen, du warst immer da, hast mir zugehört und auf mich geachtet, du warst der, der mir zeigte, dass ich auch mit meinen Narben geliebt werden konnte, doch aus genau diesen Grund kann ich dich nicht so lieben, wie du es vielleicht gerne hättest.“, Tränen bildeten sich in ihren Augen und er küsste sie auf die Wange.

„Meine Gefühle belügen mich nie, ich habe immer gewusst, dass du dich nicht für mich entscheiden würdest und doch war da irgendwo eine kleine Hoffnung, nur eine winzige Flamme. Nun bin ich froh, dass du wegen mir noch einmal hier hergekommen bist und mir das gesagt hast. Danke vielmal“, er drückte sie an sich und sie liess es geschehen.

Sie sassen noch lange auf der Mauer, lachten über die Dinge, welche früher geschehen sind und wie oft sie vor den anderen Kindern fliehen mussten, wie oft sie sich gegenseitig in den Armen gelegen haben und heulten bis sie kein Wasser mehr in ihrem Körper trugen und beinahe verdurstet sind.

Die Dunkelheit war durchbrochen von den goldenen Monden und irgendwann wurde den beiden bewusst, wie lange sie doch schon zusammen lachten, sie verabschiedete sich, denn am nächsten Tag musste sie abreisen, zurück zu ihrem Verlobten.

Auch er verabschiedete sich, sie umarmten sich noch ein letztes Mal und sie ging weg, als sie zurück blickte sah sie nur noch seinen Rücken und sie fühlte die Kälte in sich aufsteigen, er würdigte sie keines Blickes mehr – sah ihr nicht mehr nach… sie drehte sich wieder um und ging mit schwerem Schritt ihrer Zukunft entgegen, kurz wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht.

Wer von uns leidet mehr? Ich oder er…?
 

Lewin sah nicht zurück.

Lewin konnte ihren Blick spüren.

Er wollte ihr den Gefallen nicht tun, wollte sich nicht selbst noch mehr verletzen, wollte sie nicht noch mehr zu Tränen rühren.

Wenn ich ehrlich bin, ich fühle mich nicht so verletz, wie ich mich fühlen sollte, er sah zu den Monden auf als er an sie dachte, sie würde nun glücklich sein und ihren Weg gehen, so wie er den seinen.

Die Tür ins Haus knarrte, er zuckte zusammen.

Aillea sass am Tisch, neben ihr die rothaarige vom vorigen Abend.

Mit müdem Schritt ging er um den Tisch herum und küsste seine Mutter, der Fremden küsste er die Hand und er setzte sich ihnen gegenüber an Tischende; die beiden musterten ihn und er musterte sie.

„Was wollten sie von mir?“, er war zu allen bereit. Ich würde nicht in der Welt da draussen überleben? Das werden wir ja noch sehen Elaine!

„Das du mit mir kommst, ich brauche dich um mich selbst zu retten und vielleicht auch die ganze Welt!“

„Warum ich?“

„Weil du ein Puzzelstück bist in dieser Welt, ein Azomeyi, ein Omayi der für diese Welt von Bedeutung ist, wir werden zu dritt sein“, ihre grauen Augen beobachteten ihn.

Ihm spielte es keine Rolle, was genau ein Azomeyi war, es war ihm egal, wie viele sie waren.

„Warum geht es genau?“

„Mein Vater ist gefangen und muss befreit werden um den Krieg zu gewinnen.“

„Welchen Krieg?“

„Im Norden bricht er jetzt gerade aus und es wird nicht lange dauern bis er hier ist, es sind schon einige Boten da und sie wollen diejenigen töten, die für meinen Vater kämpfen. Doch er wird uns helfen können, er besitzt alle Elementtore und kann sie benutzen, er kann uns retten!

Bitte, du musst mir helfen, meine Familie ist schon getötet worden, ich bin wohl die einzige, die noch lebte! Hilf mir!“, sie sah ihn nicht an, ihr Blick heftete sich auf dem Tischplatt fest.

Er sah seiner Mutter in die Augen, sie sagte nichts und auch ihre Augen schwiegen – er musste für sich alleine entscheiden und das tat er auch.

„Tut mir leid“, er neigte den Kopf als sie entsetzt aufblickte, „doch ich muss ablehnen, ich sehe keinen Sinn darin deinen Vater zu befreien, ich habe auch noch nichts von einem Krieg gehört. Er konnte spüren, wie sie ihre Wut unterdrücken musste und nun fühlte er auch ihre Tore, sie hatte eines leicht geöffnet, doch wohl eher unbewusst, denn sie lenkte es nicht.

„Ist das deine Antwort?“, sie drückte die Zähne zusammen und ihre Augen töteten ihn beinahe.

„Ja.“

Sie erhob sich und nickte kurz Aillea zu, diese machte keinen Wankt, dann marschierte sie an Lewin vorbei, neigte sich zu ihm hinab und flüsterte: „Falls du es dir noch anders überlegen solltest, ich werde dich finden, ruf mich einfach oder komm zu mir, ich werde beim Erlenschloss auf dich warten, dann ich die letzte Möglichkeit den Krieg zu gewinnen, eine Nacht später und alles ist verloren.“

Ihre Lippen berührten sanft seine Wangen und ihr rotes Haar kitzelte seine Nase.

Sie knallte die Tür hinter sich zu.

Ruhe kehrte ein.

Aillea sah ihn an, sah durch ihn hindurch und er schluckte leise.

„Mam?“

Sie antwortete nicht, sie fiel vom Stuhl und knallte mit dem Kopf auf dem Steinboden auf. Blut benetzte ihn und es bildete sich eine Pfütze unter ihr.

Innert Sekunden war er bei ihr, versuchte das Blut zu stoppen und horchte in sich hinein, er öffnete das Tor der Dunkelheit, lief durch das Dunkel und fühlte wie er den Geist seiner Mutter berührte, er durchdrang ihre Barriere und knackte ihr Tor der Erde, weiter schritt er durch das Grün auf den riesigen Baum zu und hielt inne. Erschöpft versuchte er sich seine Mutter vorzustellen, es gelang ihm nur halbwegs und er legte sie auf den Baum – jedoch nur leicht, denn er konnte sie sich nicht genau vorstellen, es kostete ihn zu viel Kraft. Jedoch sollte sie so zu genug Kraft kommen um sich dann selbst wieder zu heilen, bevor er jedoch etwas mitbekam fiel er in Ohnmacht und wurde zurückgerissen – seine Kräfte waren am Ende.



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