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Zwei Wochen am Telefon

Zorro x Sanji
von

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Von nah und fern

Sonntag, 19. Dezember

„Weißt du, Marimo…“, begann ich am Abend des vierten Advents, „Ich finde ja, du könntest die Wohnung schon mal weihnachtlich schmücken.“

„Und ich finde“, gab Zorro in demselben gelassenen Tonfall zurück, „dass du nicht mehr alle Kochlöffel im Besteckkasten hast.“

„Doch ernsthaft!“ Ich ließ mich ausnahmsweise nicht beirren, wenn auch nur, um ihn zu ärgern. „Der Baum muss geschmückt, der Schwibbogen aufgestellt und die restliche Weihnachtsdeko verteilt werden.“

„Ernsthaft, Koch, du hast sie nicht mehr alle. Ich werde mich jetzt nicht hierhin stellen und deine Wohnung schmücken.“

„Warum denn nicht?“

„Reicht es nicht, dass ich dir den blöden Baum gekauft und aufgestellt habe?“

„Nein?“
 

Er stöhnte genervt und frustriert. „Dann komm her und mach es selbst!“

„Du bist lustig. Morgen ist das Halbfinale, da werde ich wohl kaum jetzt nach Hause fahren!“

„Dann hast du wohl Pech gehabt.“ Wie fies!

„Komm schon, Spinatschädel, wenigstens den Baum und den Schwibbogen!“, versuchte ich ihn runter zu handeln. Mit Absicht hatte ich zuvor um mehr gebeten, als ich eigentlich wollte. Im Übrigen konnte ich den Schwibbogen am 24. Dezember auch noch selbst aufstellen…

„Vergiss es!“
 

„Ach, du bist doof!“ Schmollend verschränkte ich die Arme vor der Brust und strafte ihn, in dem ich vor mich hin nörgelte – und zwar gerade so laut, dass er es hören musste.

Einige Zeit lang ignorierte er mich – und ich dachte mir: „Jetzt erst recht!“ und meckerte weiter – als mich das leise Geräusch inne halten ließ, das man hören konnte, wenn etwas Zartes, Gläsernes zerbrach.
 

„Marimo?“ Ich horchte lauernd, als es am anderen Ende plötzlich sehr still wurde.

„…Was?“, kam es ertappt zurück und irgendetwas sagte mir, dass er gerade dabei war, den Baum zu schmücken und dabei eine meiner teuren – wirklich teuren – Christbaumkugeln fallen gelassen hatte. Ich wägte meine Antwortmöglichkeiten sorgfältig ab und entschied, ihn für die zerbrochene Kugel erst nach den Weihnachtsfeiertagen zu bestrafen. Schließlich wollte ich ja, dass er den Baum zu Ende schmückte…

„Ach nichts“, erwiderte ich deshalb unschuldig. „Ich dachte nur, ich hätte was gehört.“

„Tze, jetzt hast du schon Halluzinationen.“ Zorro klang so erleichtert, dass ich mir auf die Faust biss, um nicht laut loszulachen.
 

„Das wird’s sein.“ So ganz konnte ich den Spott in meiner Stimme nicht verbergen, doch er reagierte nicht darauf. Stattdessen war in der folgenden halben Stunde immer wieder bemüht leises Papierrascheln und Glöckchenklingen zu hören. Anscheinend gab sich da jemand richtig Mühe, stellte ich belustigt fest.

Aber wehe ihm, wenn er noch mehr kaputt machte! Dann würde ich ihn höchst persönlich zur Weihnachtsgans verarbeiten! Und anschließend tranchieren! Jawohl!
 

~~~
 

Mittwoch, 22. Dezember

„Marimo, ich bin‘s.“ Meine Augenbrauen wanderten fragend nach oben, während ich sicherheitshalber noch mal das Display des Telefons prüfte. Tatsächlich. Sanjis Handynummer.

„Koch?“

„Hm?“

„Korrigiere mich, falls ich falsch liege-“

„Da bin ich ja morgen noch nicht fertig.“ Ich ignorierte seine Spitze und fuhr unbeirrt fort.

„Läuft nicht gerade das Finale deiner Meisterschaft im Fernsehen?“

„Korrekt.“

„Und ist das nicht eine Live-Übertragung?“

„Auch das ist richtig.“

„Und… müsstest du nicht – nur mal theoretisch – gerade so etwas tun wie – lass mich überlegen – kochen?!“

„Du bist ja heute ein ganz besonders gewieftes Kerlchen!“
 

Ich massierte mir die Schläfen und schaute auf den Fernseher, wo jedoch immer noch Werbung lief.

„Schön. Jetzt, wo wir das geklärt haben, hätte ich da mal eine Frage.“

„Nur raus damit!“ Für meinen Geschmack klang er ein bisschen zu amüsiert.

„Wo du doch eigentlich gerade – wie war das? – kochen müsstest…“

„Ja?“

„Wie kommt es, dass wir gerade miteinander telefonieren?“

„Aha!“ Er lachte gekünstelt und machte eine dramatische Pause. „Witzige Geschichte!“

„Tatsächlich?“, hakte ich höflich interessiert nach und spielte das Spielchen einfach mal mit.

„Jaah, weißt du, es ist gerade Pause und…“
 

In dem Moment schaltete der Sender wieder ins Studio zurück, wo eine adrett gekleidete Moderatorin gerade backstage den Teilnehmern der Meisterschaft, die eh schon mit den Nerven am Ende waren, ganz liebreizend auf den Zeiger ging.

Die Kamera schwenkte zur Seite und ich sah ihn sofort. Er hatte dem Geschehen um sich herum den Rücken zugekehrt und trippelte unruhig hin und her, während er sich sein Mobiltelefon ans Ohr hielt.

„Ach daher weht der Wind.“, bemerkte ich belustigt und sah, wie er aufhorchend den Kopf hob. Dass die spindeldürre Mikrofonschubse gerade im Vordergrund eine von Sanjis Konkurrentinnen interviewte, interessierte mich im Moment einen feuchten Kehricht.
 

„Du bist nervös.“ Überzeugt stellte ich ihn vor vollendete Tatsachen und musste grinsen. Dieser Idiot hatte jede einzelne Runde mit Bravour und selbstüberschätzender Gelassenheit hinter sich gebracht und bekam jetzt weiche Knie?

„Unsinn!“, knurrte er ertappt in den Hörer. „Warum sollte ich?! Ich habe schon so gut wie gewonnen…“ Und warum klang er dann mit einem Mal so unsicher…? Ich schmunzelte in mich hinein und lehnte mich entspannt zurück, während ich seinem Kater auf meinem Schoß abwesend durchs Fell kraulte.

„Du erwartest jetzt aber nicht von mir, dass ich dir so etwas sage wie „Nur Mut, du schaffst das schon!“ Oder?“

„Mit Sicherheit nicht, du eingebildete Moosbirne!“ Ich konnte gerade noch sehen, wie er sich aufgebracht echauffierte, bevor die Kamera wieder woandershin schwenkte.

„Hm…“ Ich schwieg einen Augenblick und horchte auf sein hektisches Atmen, dann ergriff ich wieder das Wort.

„Kochlöffel?“

„Was?!“, fauchte er ungehalten zurück.

„Du schaffst das schon.“ Dann legte ich auf.
 

Mit einem mehr als selbstgefälligen Grinsen platzierte ich das schnurlose Telefon auf dem Wohnzimmertisch, als diese unfähige TV-Dame meine Aufmerksamkeit erregte, weil sie mitten in ihrem Satz plötzlich irritiert inne hielt. Sanft, aber bestimmt wurde sie beiseite gedrängt und ein mir inzwischen sehr bekannter Blondschopf schob sich ins Bild.

„Worauf du dich verlassen kannst!“, verkündete er der ganzen Nation und streckte der Kamera die Zunge raus. Anschließend machte er auf dem Absatz kehrt, marschierte von dannen und ließ die Nation inklusive Moderatorin und Kameramann perplex zurück.

Schallend lachte ich auf und schreckte dabei Sander hoch, der mich vorwurfsvoll anschaute.

„Sorry“, feixte ich und streichelte ihn beruhigend. Er schnurrte augenblicklich und schaute zum Fernseher. Als ein Bild von Sanji eingeblendet wurde, mauzte er fragend.

„Keine Sorge.“ Ich kraulte ihn hinter den Ohren. „Dein Herrchen ist morgen wieder da. Und er bringt einen goldenen Pokal mit, den du nach Lust und Laune zerkratzen kannst.“
 

~~~
 

Donnerstag, 23. Dezember

„Solltest du nicht längst hier sein, oh du großartiger Champion?“ Na das war ja wieder einmal eine freundliche Begrüßung.

„Wieso, vermisst du mich schon?“, gab ich frustriert zurück. Zorro schnaubte, schien aber zu merken, dass ich nicht zu Sticheleien aufgelegt war.

„Was ist los mit dir, Koch? Hat’s dir die Suppenkelle verbogen?“

„Ich komme erst morgen Abend…“, platzte ich heraus, ohne darauf einzugehen.

Er schwieg verblüfft. „…Warum?“

„Die Gleise sind zugeschneit und weil für heute Abend Schneestürme vorausgesagt wurden, werden keine Züge mehr rausgeschickt. Der nächste fährt voraussichtlich erst morgen Nachmittag.“

„Oh.“

„Ja „oh“.“
 

Verstimmt zog ich mir die Decke hoch bis zum Kinn und zappte mich lustlos durch die Fernsehkanäle. Heute Vormittag während der Pressekonferenz und den Interviews war ich noch guter Dinge gewesen, doch meine gute Laune war dahin, als wir erfuhren, dass wir gar nicht erst zum Bahnhof aufbrechen brauchten.

Zorro hatte Recht, ich hätte längst zuhause sein können. Blöde Bahn!

„Morgen Abend also…“, wiederholte er langsam und ich gab einen zustimmenden Laut von mir.

„Aha…“ Sonderlich begeistert klang er nicht – und irgendwie fühlte ich mich dadurch ein bisschen besser. Komisch… ich stellte fest, dass ich diesen arroganten Spinner inzwischen doch ganz gut leiden konnte. Obwohl wir uns noch nie gegenüber gestanden hatten.
 

Die Minuten verstrichen und wurden bald zu Stunden. Manch einer hätte uns vielleicht einen Vogel gezeigt, weil wir ewig einfach nur dalagen, mit eingeschalteten Telefonlautsprechern, er auf meiner Couch Zuhause, während mein Kater faul auf seinem Bauch döste, und ich in einem Hotelbett, ein paar hundert Kilometer entfernt. Wir redeten nicht viel, wechselten nur hin und wieder ein paar zusammenhangslose Worte.

Aber das war okay. Es war die Gesellschaft, nach der mir gerade war. Natürlich wäre ich lieber bereits daheim gewesen, aber unter diesen Umständen war das alles, was ich brauchte. Und woher auch immer ich das wusste, ich war mir sicher, dass Zorro diese entspannte, ruhige Atmosphäre auch als angenehm empfand.
 

„Oi… Marimo…“, brummend unterbrach ich irgendwann das Schweigen. Der Angesprochene gab einen fragenden Laut von sich und wechselte just in dem Moment zum selben Fernsehsender, bei dem auch ich hängen geblieben war.

Ich überlegte, ob ich die Frage, die mir auf der Zunge lag, wirklich stellen wollte, und entschied mich dann dafür.

„Bist du eigentlich einsam?“ Sie klang komisch in meinen Ohren und es war seltsam gewesen, sie auszusprechen. Aber es interessierte mich, aus welchem Grund auch immer.

„Hmm.“ Zorros Antwort war ein unbestimmtes Brummen, ehe er einige Zeit lang schwieg. Ich ließ ihn und richtete meine Aufmerksamkeit solange auf das TV-Programm.
 

„Im Moment…“, erwiderte er schließlich langsam. „Eigentlich nicht.“

Ohne mein Zutun schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen, bevor ich leise lachte. „Sander kann ziemlich aufdringlich sein, was?“ Es ertönte ein Mauzen und Zorros Lachen.

„Schon, ja“, bestätigte er amüsiert. „Aber das ist es nicht allein…“

Der Rest des Satzes schwebte ungesagt im Raum, doch ich verstand ihn trotzdem. Hin und wieder war jeder einsam. Sogar ein Kerl wie Zorro. Sogar jemand wie ich. Solange, bis man feststellte, dass irgendwo jemand wartete. Sei es nun auf jemand anderes oder darauf, nach Hause zu kommen.

„Aber ein trotteliger Idiot bist du trotzdem, Blondie.“

„Sagt der mit der verschimmelten Birne!“

Und damit war die Beleidigungsquote für diesen Tag auch erledigt…
 

~TBC~



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  verex3
2011-08-15T21:33:45+00:00 15.08.2011 23:33
Aii die Kugel >_<
und zuuuu geil als sanji die zunge rausstreckt xD
und süß am Ende
:3
x3
Von:  Janina
2011-05-08T01:18:11+00:00 08.05.2011 03:18
>>Sanft, aber bestimmt wurde sie beiseite gedrängt und ein mir inzwischen sehr bekannter Blondschopf schob sich ins Bild.

„Worauf du dich verlassen kannst!“, verkündete er der ganzen Nation und streckte der Kamera die Zunge raus. Anschließend machte er auf dem Absatz kehrt, marschierte von dannen und ließ die Nation inklusive Moderatorin und Kameramann perplex zurück.<<
WAHAHAHAHAHA! ZU HERRLICH! ZU GENIAL! xDDDD Oh man ich kann nicht mehr! DU BIST TOLL!! xDDDD
Und wie Zorro heimlich dekoriert hat xDD Hahahaha
Von: abgemeldet
2011-03-02T20:54:33+00:00 02.03.2011 21:54
Die zwei sind ja sooo Zucker XD

Ich könnte mir vorstellen das der "nette" Zorro dem "guten" Sanji ne neue billige moosgrüne Christbaumkugel gekauft hat und zu weihnachten schenkt lach das würde passen.
Schnell weiterlesen.
Von:  _-Kay-_
2011-02-21T10:20:26+00:00 21.02.2011 11:20
Boah wie süss! Und niedlich! Und schön!!!!
Hach ja... ich hätt zu gern gesehn, wie Sanji der Welt die Zunge rausstreckt xD Bei laufender Kamera, der neue Champion... xDDDD

Aber wie die beiden dann wohl dort liegen und einfach nur aufeinander lauschen... und die süsse Frage vom Koch... ein richtig herzliches Kapitel x3
Von:  pbxa_539
2010-12-24T08:48:48+00:00 24.12.2010 09:48
Was soll man dazu noch sagen...

streckt er der ganzen Fernsehnation die Zunge raus *kopfschüttel
Wie son kleines Kind XDD
Bin gespannt, wie Zoro dafür bestraft wird, dass er tatsächlich ne Christbaumkugel kaputt geworfen hat.
Am besten fand ich das sentimentale zum Schluss, das hast du richtig gut rübergebracht.
Schon schade, dass Sanji wegen der verschneiten Gleise nicht heim kann. Aber wer weiß, was sie sich dann alles an den Kopf geknallt hätten XD


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