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Breaking Marble

von

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la grâce

„Das darf doch nicht wahr sein!“ Es war Ruki, der ein paar Minuten später mit dem Fuß aufstampfte, als könnte er das Geschehene mit dieser kindlichen Geste rückgängig machen. Seine Fäuste waren geballt und kurz darauf war auch sein Gesicht von Feuchtigkeit benetzt. „Er kann nicht ... er wird doch nicht etwa ...?“ Hilfe suchend sah er sich zu seinen Freunden um, in deren Gesichtern er den gleichen Schock und den gleichen Schmerz erkannte, den er auch in sich spürte.
 

Der sonst so rüde Bassist rieb sich die nackten Unterarme, als würde er frösteln. „Es geht ihm gut, es kann nicht anders sein ... Er wollte sicher tanken, hat den Schlüssel stecken lassen – dem Trottel wurde bestimmt das Auto geklaut.“
 

Kai presste die Lippen aufeinander, bis alles Blut aus ihnen gewichen war. Er traute ihrem Leadgitarristen vieles zu. Aber sich das Auto stehlen lassen? Andererseits ... war er der Typ, der ungebremst durch die Leitplanken brach und in einen See fuhr?
 

Der zweite Gitarrist griff ohne Rücksicht auf Verluste nach seiner Zigarettenschachtel und zündete einen der Glimmstängel an, um sich zu beruhigen. Zitternd führte seine Hand die Nikotinschleuder an seine bebenden Lippen, er nahm einen Zug, öffnete das Fenster und atmete aus. Ruki hatte Recht, das durfte nicht wahr sein. Auch Reita hatte Recht, es ging ihm bestimmt gut. Er kreuzte die Arme über dem Fensterbrett und legte seinen Kopf in die Beuge, atmete immer wieder ein und aus. Seine Schultern bebten, ohne dass er etwas dagegen tun könnte.
 

‚Wir müssen leider davon ausgehen, dass Takashima Kouyou heute Morgen verstorben ist. Sie haben mein Beileid, Shiroyama-san.’
 

Aoi lachte bitter auf und fing noch im selben Atemzug wieder an zu weinen. Der Jüngste kam von hinten auf ihn zu, wollte ihn beruhigen, in den Arm nehmen, doch er schlug die tröstende Hand weg. „Fass mich nicht an!“, brüllte er Wut entbrannt, obwohl er nicht sagen konnte, auf wen er eigentlich so wütend war. Auf den Wachtmeister, dass er so schnell aufgab? Auf Uruha, der sich nicht meldete? Oder auf sich selbst, weil er keine Ahnung hatte, wie er reagieren sollte ...
 

„Aoi ... es ... bestimmt ist er irgendwo da draußen ...“, wollte Kai ihn beschwichtigen
 

„Ach ja? Woher willst du das wissen? Woher? Das war sein verdammtes Auto, Kai! Das war Totalschaden! Das hätte niemand überlebt ...“ Ohne es beeinflussen zu können, flossen die Worte, die er dachte, aus ihm heraus. Die Angst der Wirklichkeit, die womöglich bald über ihn hereinbrechen würde, wenn es hieß: Wir haben ihn gefunden. Er wollte nicht darüber nachdenken, aber er konnte nicht verhindern, dass Bilder eines leblosen, blassen und aufgeschwemmten Körpers in seine Gedanken kamen. Wie Uruha angespült wurde. Die Polizeifotos. Jetzt erst dachte er an die Band ... die Fans ... seine Familie ...!
 

Langsam sah er seinen Freunden in die Gesichter und wurde wieder ruhig. Er hatte nicht das Recht, sich so aufzuführen. Nicht, wenn es galt, der Welt wahrscheinlich bald sagen zu müssen, dass sie einen der besten Gitarristen verloren hatte. Er glaubte nicht mehr daran, dass eine frohe Nachricht kommen würde.
 

„Es tut mir leid“, flüsterte er und umarmte Kai mit allem Gefühl, das er noch in sich spürte.
 

Der Drummer nickte. Seine muskulösen Arme erwiderten die Geste und nur Sekunden später kamen die letzten Beiden auf sie zu und schlossen sich dem augenscheinlichen Knoten aus Köpfen und Armen und Körpern an. Niemand traute sich, etwas zu sagen. Die Streicheleinheiten, die sie sich gegenseitig zuteil werden ließen, taten gut und Aoi seufzte auf, ehe er die Locken unter seinen Fingern spürte, die er sonst nie berührte.
 

Ruki bebte wie Aoi es noch nie erlebt hatte. Das Schluchzen ließ seinen ganzen Körper erzittern, dass man kaum annehmen konnte, er würde sich je wieder beruhigen. Vor den Staffmembern und den Fans hatte er oft eine Maske getragen, doch in diesem Moment lag diese am Boden und er ließ zu, dass seine besten Freunde in sein Innerstes sahen, um ihn zu halten, wenn er fiel.
 

Und der Rhythmusgitarrist fasste einen Entschluss, drückte seine Partner und Freunde noch mal, bevor er tief Luft holte. „Wir suchen ihn“, sagte er mit so fester Stimme, dass er selbst überrascht war. Er sah Kai nach seinem Handy greifen. „Du rufst das Management nicht an. Nichts gerät an die Öffentlichkeit.“
 

Etwas überrannt steckte der Leader das Gerät zurück in seine Hosentasche. Ruki schluchzte noch immer in Reitas Armen, dass Aoi das Herz schwer wurde.
 

„Wir dürfen ihn nicht aufgeben. All seine Lieblingskneipen werden abgeklappert, die Gitarrengeschäfte ... ich bezweifle, dass er sich in einem Krankenhaus befindet, dort hätte ihn die Polizei längst gefunden. Und dort, was euch sonst noch einfällt ... Lieblingsorte ... wo er gute Erinnerungen hat ...“
 

„Einverstanden.“ Der Kleinste unter ihnen rieb sich mit dem derben Stoff seines Ärmels über die Augen.
 

„Ich mach mich sofort auf den Weg. Wenn ich was höre, melde ich mich!“ Reita griff nach seinem Motorradhelm und verschwand durch die Tür. Gleich darauf folgte ihm Kai mit einem aufmunternden, wenn auch unglaubwürdigen Lächeln.
 

Als Ruki losgehen wollte, griff Aoi nach seinem Handgelenk, zog ihn an seine Brust und vergrub beide Hände in Rukis Haaren. „Wir finden ihn“, flüsterte er hoffnungsvoll und bemerkte das erneute Zittern, das durch den kleinen Körper ging. „Hab keine Angst.“
 

„Hai“, schluchzte Ruki und ging zur Tür, ehe er sich noch mal umdrehte. „Er – ich ... gestern war ich bei ihm ... was, wenn ich der Letzte war, der ihn lebend ...?“
 

„Du warst nicht der Letzte“, wurde ihm widersprochen. „Morgen kannst du ihn umarmen und küssen, wenn du magst.“ Eine niedliche Röte strahlte ihm entgegen, die ihm ein zaghaftes Lächeln auf die Lippen trieb. „Geh schon ...“ Auf das Zögern hin musste er wirklich schmunzeln. „Ich verrate niemandem dein kleines Geheimnis.“
 

~~~~~
 

‚You’re a slutty bitch! Spreading your legs and rising your ass like a hot cat ...’ Die Worte wurden nur geraunt und der feuchte Atem zusammen mit dem Geruch von altem Whiskey und Wodka schlugen ihm ins Gesicht. ‚The truth is ... you always missed me ... my cock ... in your sweet tightness ... you’re shivering and seeking for someone to fill you up ... or something ...’
 

Uruha hatte nur Bruchteile verstanden, nur manche Worte, die er vom Klang her kannte, deren Bedeutung ihm unter den Kopfschmerzen nur schwer wieder einfallen wollte. Doch sobald er für sich aus dem Englischen übersetzt hatte, begann er tatsächlich zu zittern und drängte sich gegen den Boden, weg von dem Körper, der über ihm lag und ihn begrabschte. Weg von den schweren Händen, die nach Schweiß stinkenden Haaren, die über seinen Nacken und seine Finger hinwegstrichen.
 

Irgendwie war es ihm gelungen, ihm dieses eine Mal noch zu entkommen. Todokumi verschwand, wollte etwas zu Essen und etwas zu Trinken besorgen. Der schwache Körper schauderte noch immer in Erinnerung an die Hitze. Doch jetzt war ihm kalt und er hatte unheimliche Angst, was passierte, wenn sein Peiniger zurückkäme. Die bisherigen Aktionen waren nur Spielerei gewesen. Das Streicheln unter seinem Oberteil, das verräterische Kneifen in seinen Po. Die Hand, die sich über seinen Bauchnabel hinweg in seine Hose schlich, um zu versuchen ihn zu reizen. Die Worte, die er kaum verstand, von denen er aber wusste, was sie ihm sagen sollten, wozu sie dienten: Um Uruha zu sensibilisieren für die Dinge, die noch kommen sollten.
 

Wenn Todokumi zurückkehrte, würde das kein Zuckerschlecken werden. Er musste verschwinden! Sofort!
 

Das hatte er jedenfalls gedacht. Und nur – es schien ihm wie – Sekunden später lehnte er an einer Hauswand, seine Haarsträhnen klebten ihm regennass in der Stirn. Er sah nicht gut aus. Jedenfalls fühlte er sich nicht so. Noch von Rukis Besuch her schmerzte das Knie, das er sich verdreht hatte. Obwohl er die Kleidung erst am heutigen Tage angezogen hatte, fühlte er sich schmutzig und unwohl.
 

Er ging los und ging und ging. Er stolperte immer wieder über seine eigenen Schuhe, über die offenen Schnürsenkel, seine schweren Füße. Er hinkte über Straßen und Gehwege, über Bordsteinkanten und Treppen, bis er in einen Park kam und dort an einem der Bäume hängen blieb. Voller Kraftlosigkeit ließ er sich auf den nassen Boden fallen, er fühlte die Rinde an seinem Rücken, spürte, wie sie ihm die Haut aufschürfte. Seine Jeans wurde grün und braun, fleckig von Erde und Gras.
 

Der Regen war erbarmungslos und drückte ihn immer weiter zu Boden, doch in der Ferne hörte er das stetige Plätschern eines Springbrunnens. Fließendes Wasser ... Sauberkeit ... Uruha stemmte sich wieder hoch, auf die Knie, hielt sich wieder an der Rinde fest, rutschte ab, landete erneut im Matsch. Er war schwach, schwach und ausgelaugt. Träne um Träne kämpfte sich aus seinen Augenwinkeln.
 

Heute Morgen war er losgegangen, hatte seine Wohnung verlassen – sofort lag er in Todokumis Armen, der ihn zur Seite riss, in den Gang zog und seinen Mund zuhielt, während im Hauptflur eine von seinen Nachbarinnen entlangging. Es hatte nicht lange gedauert, bis er das Bewusstsein verlor. Er wachte auf und fand sich in einem Kellerloch wieder, umgeben von einem Nebel aus Alkohol und Fäulnis.
 

Wussten seine Freunde, dass er nicht in Sicherheit war? Wusste die Polizei, dass er wieder in Gefangenschaft geraten war – nur anders als vor zwei Jahren? Wusste überhaupt jemand, dass er verschwunden war? Wie viel Zeit war vergangen? Es war wieder dunkel, doch der Regen ... er bedrohte ihn schon seit gestern ...
 

Ein letztes Mal versuchte er, wieder auf die Füße zu kommen und endlich gelang es ihm. Nur langsam kam er der Wasseranlage näher und nur langsam konnte er wieder freier atmen. Sein Blick klebte am Boden, er verließ sich auf sein Gehör. Der Platz war groß. Er hob den Kopf vom Kieselsteinboden und blickte sich um. Hier war der Park, in dem es dieses Labyrinth gab, in dem sich Liebespaare versteckten und romantische Augenblicke erlebten. Ein Lächeln huschte wie ein Windhauch über seine aufgerauten Lippen.
 

„Uruha?“ Es war die Stimme, die ihn noch gestern Nacht in seinen Träumen verfolgt und die er sich in den letzten Stunden zu hören gewünscht hatte. Nur nicht so gehetzt und verzweifelt ...
 

Uruha drehte den Kopf und sah die dunkle Gestalt sich gegenüber vor dem Brunnen stehen. Die Laternen glitzerten im Wasserspiegel und beleuchteten Aois Gesicht. In seinen Augen machte der Jüngere zwei Gefühle aus, die er nachvollziehen konnte. Erleichterung und Wut. Er sah Aoi auf sich zukommen, voller Elan. Er selbst lächelte, auch wenn er dieses Mal wirklich mit einem heftigen Kinnhaken rechnete.
 

In ängstlicher Vorahnung kniff er die Augen zusammen, als er Aois Schritte lauter werden hörte.
 

Doch alles, was er spürte, waren feste, starke Arme, die sich schützend um seinen Körper legten. Sie hielten ihn. Seine Kraft schwand und ganz leicht klappte er zusammen, lehnte sein Gesicht auf den robusteren Mann, der ihn so sehr drückte, als gäbe es keinen Morgen. Die letzte Energie brachte er auf, um sich an den warmen Körper des anderen zu klammern. Seine Arme schlichen sich unter dem Mantel um dessen schlanke Taille. Er schluchzte. Diese Geste, diese Umarmung war mehr als Trost, mehr als Schutz – sie bedeutete eine nie gekannte Gnade für ihn.
 

Die Tatsache, dass dieser Mann, dem er durch Unachtsamkeit etwas sehr Wichtiges genommen hatte, ihm auf diese schlichte Art und Weise zeigte, wie sehr er sich um ihn sorgte, kam ihm wie ein Wunder vor.
 

Uruha weinte. An seiner Situation mit Todokumi hatte sich nichts geändert, aber er schien Aoi wieder näher gekommen zu sein. Er fühlte sich besser. Dann riss er die Augen auf, als er ein verzweifeltes Schniefen hörte. „Aoi ...?“ Weinte er?
 

Der Dunkelhaarige vergrub sein Gesicht immer tiefer in die Halsbeuge des anderen. „Ich dachte, du wärst ... tot ...“, spuckte er die Worte aus und begann zu zittern, „Wo warst du, Idiot? Was ist passiert? Wer hat dich so zugerichtet? Ich hab es mit den anderen in den Nachrichten gesehen ... Dein Auto ... es war furchtbar ... Was ist denn nur passiert ...?“ Eindringlich schaute er den Kupferblonden an, er heulte Rotz und Wasser ...
 

„Mein Auto? Was ist damit? Das steht zu Hause ...“ Überrascht hielten beide inne.
 

„Aber ... da war dieser Bericht in den Nachrichten. Sie haben dein Auto aus dem See gezogen, es war vollkommen zerstört!“
 

„Was?“ Uruha bebte vor Aufregung, „Aber wieso ...?“
 

Wieder umarmte ihn Aoi genauso fest wie vorher. „Egal ... egal ... die Hauptsache ist, du lebst ...“ Der Regen versagte einen Moment in seinem Tun. „Du lebst, Kami ... du lebst“, murmelte der Kleinere immer wieder, bis er sich beruhigt hatte. „Ich lass dich ab jetzt nicht mehr aus den Augen ... Keine Sekunde ...“
 

„Aoi, du ... brauchst dir wirklich keine Sorgen um mich machen ... ich kann auf mich aufpassen ...“
 

„Schluss! Ich will nichts mehr hören! Dein Anblick sagt mir, dass du das Chaos in deinem Leben nicht allein bewältigen kannst. Mag sein, dass du nicht alkoholsüchtig bist, aber dich bedrückt etwas dermaßen, dass es dir die Luft abschnürt. Die Polizei hat angerufen und wollte dich sprechen. Sie sagten was von Verhandlungen die wieder aufgenommen werden müssten.. Was ist denn da passiert? Du steckst doch in Schwierigkeiten!“
 

Uruha wand sich aus der Umarmung des anderen heraus und drehte ihm den Rücken zu. „Mit mir ist alles okay. Ich muss das ganz alleine lösen ...“ Er wollte nicht, dass Aoi sah, dass er log. Er war nicht okay: Er zitterte am ganzen Körper, war übersäht von blauen Flecken, hatte eine Schürfwunde am Ellenbogen ... Er hatte Angst. Aber Aoi die Wahrheit zu sagen bedeutete, dass er ihm unweigerlich so manches schmutzige Detail erzählen hätte müssen. Er schämte sich zu sehr für das, was ihm passiert war. Viel zu sehr. Schließlich war er ein Mann. Und sein gesellschaftlicher Stand war ebenfalls in Gefahr. Wurde doch alles, was anders oder Opfer war, sofort zum Outcast des Landes ... „Ich werde nach Hause gehen ...“
 

„Nein!“ Aoi lehnte das Gesicht an den schlotternden Nacken des anderen. Er nahm den Geruch von Schimmelpilzen wahr, von Schlamm und Gras und noch einen anderen, den er nicht kannte. „Ich komme mit“, sagte er ganz ruhig.
 

„Nein ... ich will alleine sein ...“
 

„Ruki meinte, du hättest totale Angst allein zu Hause ... er muss es gesehen haben, als er dich besucht hatte. Bitte Uruha ... lass mich dich beschützen. Ich will den Uruha nicht verlieren, den ich vor so langer Zeit hier das erste Mal gesehen habe. Du hast auf dem Brunnen gesessen ... schön wie eine der Statuen, die hier überall zwischen all den Rosen stehen ... und du hast Gitarre gespielt. Bitte lass mich mitkommen ... oder komm mit zu mir. Ich will dich nicht verlieren, ich will nicht, dass du ständig Angst haben musst. Bitte ...“
 

Uruha konnte nicht verhindern, dass sich eine leichte Röte auf seine Wangen stahl.
 

Erst jetzt begriff er, dass er seinen Freund tatsächlich schon vor ihrer offiziellen Bekanntmachung durch Ruki gesehen hatte. Uruha war damals hier her gekommen und hatte sich auf die Kante es Brunnens gesetzt und Gitarre gespielt. Das war der Tag, an dem ihm wirklich das Herz gebrochen wurde, durch eine Mitschülerin. Sein Spiel klang so Herz zerreißend, dass Aoi einfach stehen geblieben war. Er hatte ihm als Einziger bis zum Ende zugehört. Erst als Uruhas Gesicht von Tränen überschüttet war, verklang sein Tun im Nichts des halbleisen Stadtlärms. Er hatte nicht die Kraft mehr weiterzumachen. Aoi war schließlich einfach auf ihn zugekommen. Völlig gerührt hatte er den anderen umarmt, so er ihn gar nicht kannte.
 

„Ich hoffe, es geht dir bald besser und dass dein Spiel bald nicht mehr so einsam klingt“, wiederholte Uruha Aois Worte von damals.
 

„Genau ...“, flüsterte der Mann hinter ihm sanft, „Ich weiß dass ich sehr ungehalten reagiert habe, wegen meiner Gitarre, meine ich ... aber das alles ist jetzt unwichtig ... das alles zählt jetzt nicht mehr ... Nicht, dass sie zerstört ist und nicht, was mein Vater dazu sagen wird ... Ich will erst mal, dass es dir wieder gut geht, du bist jetzt das Wichtigste ... für mich ...“
 

Uruha presste das Augenpaar zusammen. Er drehte sich zurück und zog den anderen wieder in die Arme. „Aoi“, schluchzte er nur. Er hätte sich so gerne einfach fallen lassen.
 

„Komm mit zu mir nach Hause ... gib dir ein paar Stunden Ruhe ... Ich benachrichtige die anderen, dass alles in Ordnung ist ... Wenn du willst, dann sage ich ihnen, dass du heute Abend deine Ruhe haben möchtest. Bitte Uruha ... wir kriegen das gemeinsam wieder hin. Hm? Und dann kannst du auch Ruki wieder in die Arme schließen. Wir halten zu dir, egal was immer dich belastet ...“
 

„Ruki? Wie kommst du jetzt darauf?“ Uruha schaute den anderen wieder unsicher an. Dieser lächelte nur lieb.
 

„Ich weiß doch, was zwischen euch los ist ...“, stubste er den anderen an.
 

„Hm?“ Uruha wurde aber ignoriert und einfach an die Hand genommen und mit gezogen.
 

„Soll ich dich stützen?“
 

Ein süßes Nicken folgte. Uruha hatte nicht mehr die Kraft, sich zu wehren oder dem anderen zu widersprechen. Er ließ sich mitziehen, setzte sich wackelig neben Aoi ins Auto. Er schaute den Dunkelhaarigen an, während er dessen Finger über die Tastatur seines Handys fliegen sah, um den anderen einen Stein vom Herzen zu stoßen. Er prägte sich gut das Profil des anderen ein, so interessiert hatte er ihn selten gemustert. Er ließ den Blick über den durchgeweichten beigen Pullover unter dem Mantel schweifen, auf die Hand, die seine gerade so fest gehalten hatte, als wolle er sie nie wieder loslassen wollen. Er musste schlucken. Konnte er doch wieder nicht verhindern, dass er ein bisschen rot wurde, bei dem Anblick, schließlich konnte er sich an einen Aoi erinnern, der nie im Leben in aller Öffentlichkeit mit einem Mann Händchen haltend durch die Stadt gelaufen wäre.
 

„So“, sagte Aoi dann und drehte den Schlüssel herum, nachdem sein Handy auf der Armatur gelandet war. Er drückte die Kupplung durch, während er den Motor startete, eine Vorsichtsmaßnahme, die verhindern sollte, dass das Auto los sprang, wenn er versehentlich vergessen haben sollte, den Gang raus zu nehmen. Aoi ging immer sehr umsichtig mit seinen Dingen um. Es war unfassbar, dass er ihm diese Gitarre übergeben hatte. Er musste ihm in diesem Moment bedingungslos vertraut haben. Und nun hatte er ihm scheinbar auch noch verziehen. Die Güte von Aois Herz war unglaublich groß und trieb Uruha schon wieder die Tränen ins Gesicht. Er zog die Nase hoch und wischte sich die Augen trocken.
 

„Alles okay?“, fragte der Rhythmusgitarrist sofort. „Soll ich rechts ran fahren?“
 

Uruha schüttelte nur den Kopf: „Iie, lass uns einfach zu dir fahren, hai?“, und lächelte tapfer, obwohl er dem anderen schon wieder hätte um den Hals fallen können. Aoi nickte nur. Kurze Zeit später waren sie schon angekommen. Der Kupferblonde liebte Aois kleines Apartment. Besonders seinen kleinen Aufnahmeraum und seine Badewanne. Und das wusste Aoi auch.
 

„Ich denke, ich stecke dich erst mal in die Badewanne, hai?“, zwinkerte er und Uruha musste zum ersten Mal an diesem Tag schmunzeln. „Geh schon mal rein, ich hol dir Sachen von mir, deine können wir waschen ...“
 

„Nein, kannst du sie bitte wegwerfen ...? Ich werde sie bestimmt nicht mehr tragen.“
 

Aoi überlegte einen kleinen Moment, dann stimmte er aber zu. „Schmeiß' sie mir einfach vor die Tür ...“
 

Uruha genoss das warme Wasser, das seinen Körper sanft umspielte. Der weiße Schaum gab seiner gepeinigten Haut wieder etwas Unschuldiges. Schon nach kürzester Zeit hatte er das Ziehen in seinen Schrammen erfolgreich verdrängt. Doch er fuhr heftig zusammen, als es an der Tür klopfte. Erleichtert vernahm er, dass Aoi hinter ihr stand und nun vorsichtig in den Raum hinein lugte.
 

„Darf ich kurz reinkommen?“
 

„Was? Anou ... hai ...“ Der Jüngere wusste selber nicht, warum er Aoi einfach rein bat, wo doch nur ein Batzen Schaum dessen Blick von seiner völligen Nacktheit schützte.
 

„Ich leg dir die Sachen hier hin, hai?“ Wie liebevoll sich Aoi um alles kümmerte. Er bemühte sich sogar den anderen Mann im Wasser nicht anzusehen, aus Anstand. Doch kurz vor der Tür hielt er inne. Er schloss ab und nahm den Schlüssel an sich.
 

Sofort beschleunigte Uruhas Herz. Aoi drehte sich mit undefinierbar interessiertem Blick zu ihm um. Er kam näher, setzte sich zu Uruha auf die Kante der Dreiecksbadewanne. „A-Aoi ...?“, fing Uruha an zu zittern – er saß in der Falle.
 

„Bitte, bitte erzähl mir, was passiert ist ... Uruha ... Der Tag war für uns alle schrecklich ... die Hölle, um genau zu sein ... Ich will dir helfen und dir beistehen ... Bitte ... Sag mir, was passiert ist ...“
 

„Ich kann das nicht ... Aoi ...“
 

„Doch.“
 

„Nein! Dann würdest du vielleicht nie wieder etwas mit mir zu tun haben wollen ... Das will ich nicht ...“
 

„Hast du eine Straftat begangen?“
 

„Aoi, bitte zwing mich nicht dazu ...“ Er schlang die Arme fester um die Knie. Wieder zitterte er, obwohl ihn das Wasser immer noch wärmte.
 

„Ich zwing dich zu gar nichts ... ich wünsche mir nur, dass du das Vertrauen, dass ich in dich habe, auch mir entgegenbringst.“
 

Damit hatte er ihn. Das war offenbar das richtige Argument. Mit großen schwimmenden Augen musterte Uruha den lieben und verständnisvollen Blick des Mannes ihm gegenüber. Diesen tiefschwarzen Augen hatte er schon immer schwer widerstehen können. Eine kleine Weile sahen sie sich einfach so an. Uruha wusste nicht wieso, aber ihm kamen auf ein mal Rukis Worte in den Sinn. Er hatte Recht – er war Aoi die Wahrheit schuldig. Schließlich hatte dieser nach all dem, was passiert war, immer noch den Mut so viel auf ihn zu halten. Er starrte eine kleine Weile einfach nur aufs Wasser. Sein Kreislauf sank, sodass Aoi die Farbe aus seinem Gesicht laufen sehen konnte.
 

„Bitte vertrau mir ...“, flüsterte er und lockte ihn, wieder ihn anzusehen.
 

Er brauchte einen weiteren Moment, um sich zu sammeln. Seine Finger pressten sich unangenehm in seine Haut. Ihm wurde schlecht, hätte die Wahrheit gerne auf einen Schlag aus sich heraus gebrochen. Doch er musste alles Stück für Stück erklären.
 

„Als ich ... als ich deine Gitarre in den Kofferraum legen wollte, dachte ich ... ich könnte die Ladefläche mit der Decke auslegen, die ich immer auf dem Rücksitz habe ... damit das feine Leder keine Schrammen bekommt ...“
 

Nun wusste Aoi, dass er gewonnen hatte. Auch sein Herz beschleunigte. Er rückte sich zurecht und hörte aufmerksam zu.
 

„Hai ...“, machte er wehmütig, die Erinnerung an gestern tat natürlich immer noch weh.
 

Uruha fing an, nervös mit den Fingern zu spielen. „Ich hab die Decke von hinten holen wollen ...“ Da musste er jetzt durch – es gab kein Zurück mehr. „Plötzlich hat mich jemand aus dem Wagen gezerrt und mich gegen die Karosse gedrückt ...“, ein scheuer Blick folgte, um Aois Reaktion zu testen. Uruha hatte erwartet, dass der Ältere ihm nicht glauben würde, doch das Gegenteil war der Fall. Alles was er sah, war ein Gesicht voller Überraschung und Betroffenheit. „Er hat mich geküsst ... und mich bedroht ...“
 

Aoi blinzelte auf einmal heftig, doch sein Ausdruck blieb. „Geküsst? Kennst du ihn ...?“
 

„Hai ...“ Uruha musste sich zurückhalten, dass er nicht wieder das Heulen bekam. „Todokumi hat ...“
 

„Todokumi??“, fragte Aoi entsetzt. „Dieser unheimliche Typ von unserem Staffteam damals??“
 

„Hai ...“ Dass der Dunkelhaarige sich daran noch erinnern konnte, hätte Uruha nicht gedacht. „Du weißt also, wen ich meine?“
 

„Hai, klar ... der hat mich doch immer so angegiftet, wenn ich deine Gitarre feingestimmt habe ... Das war mir richtig unangenehm ... Der Typ ist eklig gehässig ...“
 

„Der Typ ist krank...“
 

Aoi sah, wie Uruhas Augen sich in diesem Moment zusammen zogen. Er beugte sich schnell vor, seine Hand klatschte auf die weiße harte Kante, an der er sich abstützte. „Was hat er dir angetan, dieses Schwein ...? Ich mach ihn kalt, ich schwörs ...“
 

Einen Moment lang konnte Uruha nur schockiert aufschauen. Er hatte seinen Freund noch nie so reden hören. Aber das zeigte ihm auch, dass Aoi schon damals eine Art Feingefühl für Todokumi entwickelt hatte. Er wusste wohl von Anfang an, dass er gefährlich war. „Er sagte, er wäre noch nicht fertig mit mir ... Ich hatte Todesangst, Aoi, ich dachte, er würde mich wieder in sein Auto schleifen ... Er hat sich verzogen, wahrscheinlich hat er dich kommen hören ... Da hat er mich losgelassen ... Und ich bin in meiner Angst ins Auto und wollte einfach nur weg ... Ich bin angefahren und da war es auch schon zu spät ... Es tut mir Leid, Aoi ... es tut mir so Leid.“
 

Aois Blick wurde wieder betroffen, doch die Wut war noch nicht entschwunden. „Wieder?“
 

„Was?“
 

„Du sagtest, du hättest Angst gehabt, dass er dich >wieder< in sein Auto schleift ...“
 

Uruhas Augen wurden groß wie Teller. Das war die perfekte Überleitung zu dem, was er so gefürchtet hatte. Er nickte, schluckte wieder, konnte eine Träne nicht zurückhalten, die ihm einfach entkommen war ... „Als wir damals auf Tour waren ... hat ... Todokumi ... sich in mich ... verliebt ... Er hat zuerst versucht, immer in meiner Nähe zu sein. Auch als ich ihn zurückgewiesen hatte, nachdem er mich im Bandraum verführen wollte, als ihr in der Stadt unterwegs ward. Er hat nicht aufgegeben ... er hat mich immer wieder abgefangen und mich geküsst ...“ Uruha wand den Kopf zur Seite.
 

Aoi konnte ihm ansehen, wie peinlich ihm das war, so etwas erzählen zu müssen.
 

„Mir war es damals unangenehm, das zu sagen ... Ich wollte die Tour einfach durchhalten und euch nicht damit belasten, dass ich nicht mit dem Liebesambitionen eines anderen Mannes klar kam. Aber er hörte auch nicht auf, nachdem die Tour beendet war. Er rief mich an, schrieb mir widerliche Briefe. Ich traute mich eine Zeit lang kaum mehr aus dem Haus. Er schmierte englische Sprüche an die Wände meiner Wohnung – da wusste ich, dass es für ihn kein Problem darstellte, einfach in meine Wohnung einzubrechen. Als er mir mal auf dem Parkplatz aufgelauert hatte, habe ich ihn an geschrieen, dass er mich in Ruhe lassen soll, dass er mir Angst mache ... dass ich ihn hassen würde und seine Gefühle nie erwidern könnte ... Da ist ... er ausgerastet ...“
 

Aoi bemerkte, dass Uruha bereits jetzt am Ende war..., aber er konnte und wollte ihn nicht unterbrechen.

„Er hat mich geschlagen, solange bis ich das Bewusstsein verlor ... Als ich aufgewacht bin, lag ich auf dem Rücksitz seines Autos. Er hat ewig lange mit mir diskutiert und mich mit einem Messer bedroht. Ich hab ihn nur immer wütender gemacht, wenn ich ihm widersprach. Plötzlich setzte er sich auf mich ... er hat ... versucht, mich auszuziehen und ... er wollte ... mich stimulieren ...“ Nicht nur Uruhas Hände verkrampften sich in diesem Moment unangenehm. „Er hat meine Sachen zerrissen ... und ich konnte mich nicht bewegen ... er ist viel stärker als ich ... Dann hat er sich aufgeknöpft ... er ist zwischen meine Beine gerutscht und ...“ Wieder kniff Uruha die Augen zusammen. Die Bilder in seinem Kopf sprengten ihm fast die Schädeldecke. „Als ich ihn leicht an mir gespürt habe, bin ich durchgedreht. Ich hab wie wild um mich getreten, auch in sein Gesicht ... er ist gegen die Scheibe geknallt und war sofort ohnmächtig ... Ich hab mich irgendwie aus dem Auto raus gekämpft und mich durch den Wald in den nächsten Ort geschleppt. Da hab ich dann die Polizei verständigt.“ Uruha schaute auf, nur mit verschleiertem Blick konnte er das Entsetzen in Aois Blick ausmachen. „Es tut mir Leid, ich will nicht, dass du mich jetzt verabscheust ...“
 

„Was?“ Sofort brach Aois Starre wieder. „Nein, ich verabscheue dich doch nicht ... hey ...“ Uruha bekam längst keine Luft mehr, schluchzte zu heftig. „Warum sollte ich, er ist es den ich verabscheue ...“ Der Dunkelhaarige bemerkte, dass er Uruha so nicht beruhigen konnte und ohne weiter darüber nachzudenken, stieg er zu dem Weinenden in die Wanne. Ihm war es egal, dass er noch Klamotten an hatte, ihm war es egal, dass Uruha nackt war. Alles, was zählte, war, ihn zu umarmen und ihm das zu geben, wonach er sich gerade mehr als alles andere sehnte – Schutz. Er legte beide Arme um den Körper, der nur kurz irritiert zusammen zuckte und sich ihm dann dankbar zuwendete, sich an ihn klammerte.
 

Eine kleine Weile ließ Aoi ihn einfach weinen. Ohne es zu merken streichelte er den blassen Körper, als wolle er die Angst vertreiben, legte die Lippen auf die Schulter seines Freundes und küsste sie nur, um ihn zu beruhigen. Nun wurde ihm erst richtig bewusst, wie viel Überwindung es Uruha gekostet haben musste, ihm davon zu erzählen ...
 

„Er hätte mich beinahe, er wäre beinahe ...“ Uruha konnte das nicht einmal aussprechen.
 

„Hab keine Angst, du bist jetzt in Sicherheit, es ist alles gut. Hier kann dir nichts passieren. Solange du bei mir bist, kann er dir nichts tun. Ich werde dich beschützen. Zusammen sind wir stärker ...“ Aoi spürte nur, wie Uruhas Finger sich in seinen nassen Pulli krallten. Er begriff, wie unheimlich Uruha gelitten haben musste.
 

„Und heute Morgen ... heute Morgen hat er mich im Flur mit Chloroform überwältigt ... er hat mich in einen Bunker oder so verschleppt und wollte ... wieder ...“ Der Zitternde spürte wie die Arme um ihn ihr Tun intensivierten. „Er hat schon auf mir gelegen ... aber anscheinend wollte er mir nur drohen ... Er ist weg gewesen, wollte was holen, und ich habe es dann geschafft, irgendwie da raus zu kommen ... Ich ... bin durch den Lüftungsschacht geflohen und bin dann in den Park ...“
 

„Oh, mein Gott ...“, flüsterte Aoi bedeutungsvoll. „Und du wolltest uns nichts davon erzählen ...?“
 

„Nein, ich will nicht, dass er euch auch etwas antut, ich trau ihm alles zu, er ist schrecklich ...“
 

„Aber du musst das Alles nicht allein durchstehen ... Wir können dich doch beschützen ...“
 

„Verstehst du denn nicht?? Er ist zu allem fähig ...“
 

„Beruhige dich bitte erst mal wieder ... Ganz ruhig ...“ Über eine Stunde lang lagen die beiden schließlich stumm neben einander in einer innigen Umarmung in der Badewanne. Der Schaum war längst verschwunden, doch dem Kupferblonden schien das jetzt egal zu sein. Aoi durfte ihn so sehen, denn er akzeptierte diesen Körper, diesen Menschen, ungeachtet dessen, was ihm widerfahren war. Und im gleichen Maße, wie der Schaum verschwunden war, waren auch Uruhas Scham und sein Peinlichkeitsgefühl verschwunden.
 

Aoi wusste nun alles und Uruha erzählte ihm dann noch, dass es ein paar Verhandlungen gegeben hatte, in denen Todokumi alles gestand, angeblich, um ihm seine Liebe zu beweisen. Er wurde eingelocht, für lächerliche drei Jahre ... und nun war er ausgebrochen, bereit zu allem und ... frei ... mit dem ruhigen Gewissen, das Alles aus - Liebe – zu tun ...
 

Aoi hatte Uruha dazu gebracht, aus der Wanne zu steigen, sein Körper war so schwach, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte, zu sehr hatten die Gefahren und Gefühlsausbrüche an ihm gezehrt. Ohne Widerworte ließ er sich von Aoi abtrocknen, der seine Haut nur ganz sanft abtupfte. Er stand hier splitterfasernackt vor seinem besten Freund und es war ihm egal. Er brauchte nichts mehr vor Aoi zu verstecken: Keine feinen Narben, keine blauen Flecke, keine Schürfwunden, keine noch so widerliche Erinnerung, die unsichtbar an seiner Haut klebte. Aoi half ihm auch beim Anziehen, wie eine Mutter kümmerte er sich um ihn, wortlos kämmte er ihm die Haare, versorgte ihn mit pflastern und Bandagen, einem Druckverband für sein Bein. Einen Moment schauten sie sich wieder an.
 

„Aoi?“
 

„Hai?“
 

„Darf ich ... darf ich mit dir in einem Bett schlafen ...?“, fragte Uruha schüchtern.
 

Aoi blinzelte wieder, dann setzte er die liebevolle Version seines unvergleichlichen Aoi-Lächelns auf. „Hai, natürlich ...“ Er brachte den Angeschlagenen ins Schlafzimmer und deckte ihn zu, dann legte er sich daneben.
 

Sofort rückte Uruha näher zu ihm ran, hielt sich an ihm fest, der wieder schützend den Arm um ihn legte. Aber Aoi hatte die Müdigkeit schließlich schneller eingeholt. Eine kleine Ewigkeit beobachtete Uruha den Anderen im Schlaf. Die feinen Wimpern, die wie ein Fächer auf seinen Wangen lagen, die sinnlichen Lippen, die sich vorhin wie ein warmer Strahl Licht auf der Haut angefühlt hatten, das leichte Auf und Ab seines Atmens.
 

Immer wieder erschien ihm Aoi wie eine kostbare Rose – wunderschön und stolz, doch konnte man sich auch an seinen Dornen verletzen. Aber gerade in diesem Augenblick kam ihm Aois Nähe so leicht und wohltuend vor wie reiner Rosenduft, der seit jeher die Menschen verzauberte.
 

Wenn es auf diesem Planeten Engel gab, dann zeigten sie ihre bloße Anwesenheit wahrscheinlich durch die Schlichtheit dieses Duftes. Und Aoi kam ihm in diesem Moment mehr als engelhaft vor.
 

Sein Herz zerriss es fast bei dem Gedanken, dass dieser Rose etwas zustoßen konnte ...
 

Aoi bewegte sich leicht im Schlaf, zog den anderen wieder näher zu sich heran, den daraufhin auch die Müdigkeit übermannte ...
 

~~~~~
 

Als Aoi am nächsten Morgen aufwachte ... war er allein ...
 

Nur ein Zettel lag neben ihm auf dem Bett.
 

»Gomen Nasai«
 

+++++
 

Danke schön fürs Lesen! <3
 

Wir hoffen, es gefiel ^^
 

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Himi_und_Nami
 

Viele, liebe Grüße!

Himitsu_und_Namida



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Kommentare zu diesem Kapitel (25)
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Von:  Len_Kagamine_
2012-12-06T21:59:45+00:00 06.12.2012 22:59
ich kann Aoi wutaus bruch verstehen den so eine nachricht das er vileicht nicht mehr am leben ist schrechlich und wo sie alle da satnden usn sich in den arm genommen haben und am weinen waren kammen mir wieder die tränen hoch
ich bin frph das sie aber die hoffnung nicht auf geben das Uruha noch am leben ist
und das jetzt auch Aoi so denkt den mand arf die hoffnung nicht auf geben so lange es nicht bewiesen ist das er tot ist
ja geht ihn suchen ich hoffe die finden ihn balt
*__* er lebt noch *__*
ich bin soooo erlichtert
nein dieser miskerl sol seine drekigen finger von Uruha lassen
er ist raus gekommen und Aoi hat ihn gefunden *__*
blos sie sollte machen das sie da weg kommen bevor er wider da ist
also haut da schnel ab
udn das Uruha immer noch nichts sagen wiel finde ich nicht gut
so englich sien sie von dem ort weg und in sicher heit
ich bin auch froh das Uruha mit Aoi gegangen ist so ist er erst mal siechera als wen er alleine ist
*schlurtz* zumglück konnte er damal enkommen und ich bin so erleichtert das er sich Aoi englich an vertraut hat
ich finde es auch schhön das Aoi ihn zu hört und nichts sagt und wo er dan in die wane gestigen ist mit klamoten und ihn in den arm genommen hat und ihn weinen lassen hat das wand ich so schön das zeigt ware freund schaft *smile*
ja Aoi ist ein warer engel
O______________________________________O *schok*
nein was hat Uruha gemacht O__O
wieso ist er geganen q___q
ich muss weiter lessen
Von:  Kysume
2009-09-05T17:19:46+00:00 05.09.2009 19:19
boah, endlich hab ich es geschafft euch zu schreiben, man hat echt lang gedauert, aber irgendwie rent die Zeit einfach! T__T
Aoi ist so süß! T___T Ich liebe ihn so sehr, das macht es einfahc aus.... er sorgt sich um Uru egal was passiert ist...
LEute, ich liebe euch beide so sehr für eure wunderschnene Fic, danke! ;___;
Von:  PrincessUruha
2009-08-25T09:09:17+00:00 25.08.2009 11:09
ahhhh<< uruha is dämlich Uu
und wie könnt ihr da azufhören? TT

schnell weita ja?*-*
XDD
Von:  Ruha_Chan
2009-08-20T10:34:38+00:00 20.08.2009 12:34
Sagt mal, wollt ihr mich foltern????
Uruha soll einfach bei den anderen bleiben und sich beschützen lassen, nicht abhauen und meinen, das geht schon.
Wie Aoi ihn tröstet ist wunderbar. Besonders, weil er einfach nur da ist und nicht irgendwelche Sätze wie "Es wird alles gut" bringt. Das ist toll. Besonders auch, weil nichts passiert, was man so deuten könnte, dass Aoi und Uruha gleich mehr machen, als sich zu halten.
Irgendwie tut mir Ruki Leid. Es ist so unglaublich, wie Aoi ihn hält und durchschaut. bin aber wie immer dafür, dass Uruha und Aoi zusammen sein können.
Freu mich schon auf den nächsten Teil!

Ruha_Chan
Von:  Kanoe
2009-08-19T08:23:58+00:00 19.08.2009 10:23
soooo endlich zum lesen gekommen
und.. ihr seid grausam mein armes herz *jammer*
ich verstehe uruha.... kann ich ihn trotzdem für einen idioten halten?

und aoi tut mir leid und was ist das jetzt eigentlich mit ruki o.O
... mein armer malträtierter kopf
Von: Aoifreak
2009-08-17T21:32:43+00:00 17.08.2009 23:32
Ich weiß ehrlich nicht, was ich sagen soll.
Dieses Kapitel ist einfach nur wunderschön geschrieben, mit soviel Gefühl und man kann sich durch eure Be-/Umschreibungen so in die Situation und die Personen hineinversetzen, einfach toll.
Wie Aoi Uruha tröstet ist einfach nur LIEBE*seufz*...
Ich bitte schnellstmöglich um ein neues Kapitel!!!
VLG das Aoifreak
Von:  Saga_the_Cheater_Kid
2009-08-17T21:19:55+00:00 17.08.2009 23:19
uwaaaaaaaa
;____________;

Ich fand das wirklich sehr schön zwischen Aoi und Uruha...
Und Uru tut mir so unglaublich leid ;___;
Aber ich fand es wirklich rührend wie sich Aoi um den anderen gekümmert hat

und das gomen nasai... ;_______; buhuhu~

einfach super <3
macht weiter so ich freue mich schon ^~^

LG,

Saga~
Von:  Armaterasu
2009-08-17T20:17:02+00:00 17.08.2009 22:17
ich hab schon wieder nen puls an die 200... ich sollte echt aufhören diese ff zu lesen, aber ich kann es irgendwie nicht....
ich finde es gut, dass uruha geflohen ist und dass gerade aoi ihn gefunden hat ^^ und vor allem, dass uruha aoi die ganze geschichte erzählt hat... aber ich würde gerne wissen, warum uruha einfahc den nächsten morgen verschwunden ist o.O
ich kann mir das ende zwar schon denken, aber trotzdem ist es spannend ^^

LG
amy
Von:  Neii-da
2009-08-17T19:47:02+00:00 17.08.2009 21:47
Ich finde eure Storry einfach nur ergreifend...
ich habe auch keine Ahnung wie mann das anders ausdrücken sollte.
Einfach toll! Macht weiter so!
Von:  Ruha_Ducky
2009-08-17T19:06:33+00:00 17.08.2009 21:06
krass!!
einfach genial geschrieben!! ^^
bin schon gespannt wie es weiter geht!!


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