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Vom Selben Stern

Eine Southpark-Albumfic
von

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Schütze mich

Kyles POV
 

Äußerlich mochte ich wohl ziemlich ruhig und gelassen erscheinen, doch tief in mir wütete ein wahrer Sturm. Ich hatte Angst und Zweifel, fühle Wut und Verzweiflung, Pflichtgefühl und Abscheu.

Ich hatte Angst um alle, um Kenny, dass ich ihn vielleicht nie wieder sehen würde. Um Butters, der freiwillig zu diesem Psychopathen ging, der ihn durchaus töten würde. Um meinen Bruder und um Damien, die die „Helferlein“, wie sie so schön genannt wurden (und von denen ich nicht wusste, wer oder was sie waren...), abzulenken.

Und um Stan, einfach, weil wir wieder hier waren. Ich hatte auch selbst Angst, Angst, dass wieder etwas schreckliches geschehen würde, dass wir wieder mit Dingen klar kommen müssten, die niemand kontrollieren könnte. Und die WIR nicht mehr ertragen könnten...
 

Zweifel hatte ich bezüglich des Planes und in mir selbst. Zuerst einmal: Der Plan war kein Plan. Wir hofften nur, dass der Fettarsch dämlich genug war, alles auszuposauen und wir dann Butters, Kenny und uns selbst irgendwie lebend aus der Sache raus holen können... (Wie Stan so schön zusammen fasste: „Ein typischer Southpark-Plan“. Ich kann dem nur bedingt zustimmen. Es ist ein Southpark-Anti-Plan...) ...womit wir zu meinen Selbstzweifeln kamen: Was, wenn ich etwas falsch machte? Was, wenn etwas schief ging, und mir nichts einfiel? Was, wenn dieser widerliche Vollidiot Butters einfach umbringen würde, ohne dass wir etwas tun könnten? Zusammengefasst: Was, wenn alles außer Kontrolle geriet? Eigentlich hatte ich schon die Antwort: Es war bereits alles außer Kontrolle.
 

Und ich war wütend auf Cartman... Er hatte mein Leben in der Vergangenheit oft genug zur Hölle gemacht, ohne jede Form von Reue oder Verantwortung hatte er mit Wonne auf allem herum getrampelt, was mir wichtig war. Zuerst war es meine Religion und meine Familie, dann mehr und mehr Stan, meine anderen Freunde, mein Interesse an Naturwissenschaften. In der Grundschule war er nervig. Später wurde er unerträglich. Dicke Freunde waren wir nie gewesen, dazu hatte er mich viel zu oft aufgezogen, doch als Kinder hatten wir ihn noch akzeptiert. In der Mittelschule wurde er schlimmer, gemeiner. Und vor allem aggressiver. Ende der Mittelschule wendete sich diese Aggressivität auch körperlich gegen mich. Zum Bruch kam es schließlich in der Oberstufe. Und für das, was er tat in den Jahren bevor wir von hier weg sind... ich werde ihm wohl nie verzeihen können. Wut brodelte wie wild in mir, wenn ich nur daran dachte, doch ich unterdrückte sie, hielt sie tief in mir...

Denn wenn ich wütend wurde, konnte ich nicht mehr klar denken. Und ich MUSSTE klar denken können.
 

Schütze mich vor Größenwahn und Arroganz.

Halt mich fern vom falschen Glanz.

Mach mein Ego sanft und rein.

Lass mich wie klares Wasser sein.


 

Als Butters schließlich in Sichtweite kam, atmete ich bewusst tief und gleichmäßig ein und aus, versuchte so, mein erhitztes Gemüt abzukühlen. Stan duckte sich etwas tiefer neben mir hinter die schützende Wand aus verschneitem Gebüsch.
 

Einer alten Gewohnheit folgend, versuchte ich meine Umgebung bewusst zu beobachten und zu analysieren. Zuerst fiel mir auf, dass das Haus von Cartman wirklich bessere Zeiten gesehen hatte. Es wirkte irgendwie... verwahrlost. Die Fenster waren seit einiger Zeit nicht mehr geputzt worden, die Fensterrahmen waren schmutzig und stellenweise war die Farbe abgeblättert. Gestreutes Salz hatte krustenähnliche Ablagerungen an den Hauswänden gebildet. Die wenigen Büsche und Bäume im Garten wirkten selbst auf einen Laien wie mich ungepflegt und falsch oder gar nicht verschnitten. Die Einfahrt war nicht geräumt und das Auto, das darin stand, war stellenweise richtig rostig.
 

Mechanisch und distanziert machte ich diese Beobachtungen. Stan hatte mal gemeint, es sei gruselig, wenn ich in meinem „Computer-Modus“ war. Er beschrieb es so, dass man das Gefühl hätte, ich hätte sämtliche Emotionen abgelegt und würde nur noch kühl wie ein Rechner Fakten verarbeiten. Ich wusste nicht, ob das ein Kompliment oder nicht war...
 

Jedenfalls kam es mir schon merkwürdig vor, dass das Haus so heruntergekommen aussah. Mrs. Cartman hielt normalerweise Ordnung... Seltsam. Zudem... hieß es nicht, Cartman hätte die Stadt in seiner Hand? Uns wurde erzählt, dass die Bürgermeisterin von heute auf morgen verschwunden war, mit der Anweisung, Cartman solle sie vertreten. Worauf hin dieser neue (und unsinnige) Steuern eingeführt hatte, mit dem Geld irgendwelche seltsamen Gerätschaften gekauft hatte, den Leuten mit allerhand neuer Verbote, Verordnungen und so weiter das Leben schwer machte... Und er soll nicht auf die Idee gekommen sein, das Haus in Schuss zu halten? Oder umzuziehen? Wirklich merkwürdig.
 

Ich bemerkte auch, dass Butters nervös schien. Seine Hände zitterten, als er den Weg zu Cartmans Haustür hinauf lief. Er ballte schließlich seine Hände zu Fäusten und versteckte sie in seiner Jackentasche. Er zögerte kurz vor der Türklingel, bevor er sie letztendlich drückte.

Den Ton der Klingel konnte ich nicht hören, wohl aber, wie jemand zur Tür lief und diese öffnete.
 

„Butters, mein alter Kumpel!“, rief eine Stimme, so... falsch, dass es mir kalt den Rücken hinunter lief.
 

Diese Stimme... von der ich gehofft hatte, sie nie wieder zu hören. Die Stimme, die mir öfters den puren Horror verkündet hatte. Die mir zuletzt vor gut drei Jahren etwas gesagt hatte, was mich beinahe an den Rand des Wahnsinns trieb. Die Stimme, die ich, ehrlich gesagt, noch heute fürchte. Verabscheue. Furcht und Abscheu, eins zu eins gemischt.
 

Meine Hände begannen zu zittern. Ich bemerkte es gar nicht, erst als Stan seine Hand auf meine legte und die so zwang, ruhig zu bleiben. Ich schaute auf unsere Hände und versuchte meine Selbstkontrolle wieder zu erlangen.

Stan sagte nichts, nickte mir nur zu.
 

Gemeinsam sahen wir, wie Butters in Cartmans Haus verschwand. Im Stillen wünschte ich ihm alles Glück der Welt... er würde es brauchen.

Ich entdeckte ein Fenster ganz in der Nähe, es musste das Küchenfenster sein, wenn ich mich nicht täuschte. Ich nickte Stan zu, dass er mir folgen sollte und gemeinsam schlichen wir uns unter das Fenster. Ich hörte Cartman zu Butters sagen, dass er sich doch setzen sollte und ich hörte Stühlerücken.

Hoffentlich ging das gut...
 

Butters POV
 

Nun, da war ich. Ich saß in der Höhle des Löwen... Oder eher in der Küche des Eric... So wirklich sehe ich da keinen Unterschied... Jesus, wie bin ich hier hineingeraten?

Wie? Indem ich... ich wollte... nun... Jesus, es war schwer, zu beschreiben warum ich tat, was ich tat. Ich wollte meinen Freund zurück holen. Um jeden Preis. Kenny hatte in den paar Monaten mehr für mich getan als sonst jemand in meinen ganzen Leben. Vielleicht, nein, Sicher wollte ich mich dafür bei ihm bedanken. Ihm einfach etwas... zurück geben können.

Mein Selbstwertgefühl war nie sehr hoch... Ich glaube, ich hatte nicht einmal ein richtiges. Nun, Kenny hatte mir eins gegeben, nein geschenkt. Er hatte mir gezeigt, dass man immer auf sich selbst stolz sein konnte, dass man immer etwas wert war... so lange man sich etwas an Wert bewahrte.

Und Kenny... war wirklich immer ein Meister darin gewesen. Selbst, wenn er sich selbst für Geld verkauft hatte, oft ziemlich demütigende Dinge getan hatte... irgendwie schaffte er es, sich seine Würde zu erhalten, trotzdem mit erhobenen Kopf durch Southpark zu gehen. Kenny wusste genau, was er wert war. „Bis auf den Penny genau!“, pflegte er zu sagen und oftmals lachte er darauf.
 

Schütze mich vor Eifersucht und Neid.

Gib mir Geduld und auch mehr Zeit

Lass mich die Drogen übersehen

und lass John Lennon wieder auferstehen.


 

Vielleicht war das der Grund, warum Eric Kenny so sehr hasste in den letzten Jahren... Obwohl Kenny sehr arm war, keine guten Noten in der Schule hatte und meist abgetragene Klamotten trug, bevor er in Job in Raisins bekommen hatte... Kenny war immer sehr beliebt. Jeder kannte ihn. Jeder mochte ihn. Auf die eine oder andere Art und Weise...

Und niemand mochte Eric...

Aber ich musste mich auf das hier und jetzt konzentrieren, wenn ich hier lebend mit Kenny raus wollte!
 

Eric hatte mir ein Getränk hingestellt, es sah aus wie normale Limonade. Früher hätte ich es einfach getrunken und mit Sicherheit hätte mich das Abführmittel darin die nächsten drei Tage auf der Toilette gehalten. Heute würde ich es nicht trinken und so bei Bewusstsein oder am Leben bleiben... Was genau er da hinein gemischt hatte, wollte ich gar nicht wissen.

So naiv war nicht einmal ich!
 

„Also Eric... du wolltest mit mir sprechen?“, fing ich an, bemühte mich, ganz so zu sein, wie Eric glaube, es sei mein wahres Ich... was es komischerweise auch war. Ich war nun mal naiv, blauäugig und leicht beeinflussbar... doch ich habe mir eine mächtige Maske geschaffen. Das, was „Professor Chaos“ in meiner Kindheit war, ist heute der „andere“ Butters, der entschlossene, abgebrühte, harte, unnachgiebige und misstrauische Butters.

„Wir haben uns wirklich lange nicht mehr gesehen...“, redete ich einfach weiter, tat so, als ob ich etwas trinken würde, ehe ich weiter sprach. „Es ist schön, mal wieder mit einem alten Freund reden zu können...“
 

„Ja...“, antwortete Eric. „Gute, alte Freunde. Weist du, irgendwas ist bei uns in der letzten Zeit schief gelaufen, findest du nicht? Ich meine, wir waren schließlich mal richtig gute Freunde, als wir noch Kinder waren.“
 

Ich nickte, doch ich erinnerte mich nur zu gut an diese „Freundschaft“. In meiner Naivität sah ich ihn als Freund an. Doch ich war nie ein Freund für ihn... wenn dann so etwas wie eine Mischung aus Haustier und persönlicher Sklave.

Aber... ich war damals so froh, von Stan, Kyle und Kenny anerkannt zu werden, dass ich mich an all dem nicht störte... weil sie Eric akzeptierten. Widerwillig, aber trotzdem. Und ich wollte nicht einsam sein. Aber ich war es. Stan und Kyle waren eigentlich immer zusammen, Kenny war damals immer wieder tot, high oder sonst wie nicht in der Nähe und Eric... Eric schien wenigstens Interesse an mir zu zeigen...

Im Nachhinein hätte ich darauf verzichten können.
 

Dennoch... machte ich gute Miene zum bösen Spiel und lächelte.
 

Kenny hatte mir einmal erzählt, dass jeder Mensch mit einem Fluch und einem Segen geboren wurde. Kennys Fluch und Segen waren offensichtlich: Sein Fluch war seine hohe Sterberate, sein Segen die Möglichkeit zurück zu kommen.

Über meinen Fluch muss nichts weiter erzählt werden, meine Naivität, meine Eltern, Eric... wenn man so will mein gesamtes soziales Umfeld ist ein Fluch für sich. Doch mein Segen... mein Segen ist mein Lächeln. Ein absolut unschuldiges, glaubhaftes Lächeln. Niemand könnte je feststellen, wann es echt ist und wann nicht, wenn ich es nicht wollte. Mein Lächeln war perfekt.
 

„Ja, Schade, dass wir uns so auseinander gelebt haben.“, stimmte ich schließlich Eric zu, den Blick fest in seinen Augen.
 

„Weist du... ich fände es toll, wenn ich wieder ein Freund für dich sein könnte... in der letzten Zeit standen viele Missverständnisse zwischen uns und ich finde, es wird Zeit, diese auszuräumen, findest du nicht?“
 

Ich lächelte immer noch. Es waren also nur Missverständnisse... klar. Es war also nur ein Missverständnis, als er versucht hatte, mich seinem letzten religiösen Kult zu opfern, es war also nur ein Missverständnis, als er mehrmals mit einer scharfen Waffe auf mich gezielt und zweimal geschossen hatte (zugegebenermaßen daneben, aber wer weis?), es war ein Missverständnis, dass er meinen Eltern erzählt hatte, ich sei schwul (man, waren die sauer! Auch, wenn es gar nicht wahr war... Aber naja, auch ohne Eric hätten sie mich spätestens 3 Wochen später aus dem Haus geworfen. Ich war eine Weile bei Kenny untergekommen, bevor ich eine eigene Wohnung gefunden hatte.), es war also nur ein Missverständnis, dass er mich in all den Jahren wiederholt manipuliert, korrupiert, gedemütigt, demoralisiert, verletzt, verarscht und belogen hatten? Klar, natürlich!

Jesus, wann bin ich so sarkastisch geworden? Nein, ICH war nicht sarkastisch. Die Maske, der „andere“ Butters war es.
 

„Fehler kann jeder mal machen.“, entgegnete ich unverbindlich.
 

„Genau, deswegen bist du heute hier, wir wollen einige Fehler beheben.“, meinte Eric erfreut. „Weist du... es ist fast lächerlich, aber ich habe ein Gerücht gehört. Ein Gerücht, dass mein alter Freund Butters nach jemanden sucht. Nach meinen ebenfalls guten Freund Kenny, um genauer zu sein.“, sprach er mit seiner schmeichelnden Stimme.
 

„Ja, ich suche nach ihm.“, gab ich zu. „Sein Grab ist leer, der tote Körper ist verschwunden. Also muss er irgendwo wiedergekommen sein. Und ich möchte ihn finden.“ Was nützte es, es zu verleugnen? Er wusste, dass ich Kenny suchte und ich wusste, dass er es wusste. Wovon ich hoffte, dass er es nicht wusste war, dass ich IHN im Verdacht hatte.
 

„Nun, das ist wirklich ein glücklicher Zufall, Butters, mein Freund.“, fing Eric an. „Ich hab nämlich von einem Freund eines Bekannten einen Tipp erhalten, wo Kenny eventuell sein könnte...“
 

„Wo?“, fragte ich ein wenig zu hastig.
 

„Oh, wir können sofort hinfahren, wenn du willst, wir nehmen mein Auto, es ist nicht all zu weit.“, entgegnete er grinsend.
 

Ich unterdrückte ein Schaudern. Sein Lächeln ist wie das Lächeln eines Tigers: Wenn du es sehen kannst, bist du zu nahe dran und solltest RENNEN! Stattdessen lächelte ich weiter, stand auf und zog Eric zur Tür... Ok, ich zog an seiner Hand. Eric war immer noch ziemlich beleibt... OK, er war mittlerweile höher als breit, aber trotzdem ein Schwergewicht... ICH hätte ihn im Ernstfall keinen Zentimeter bewegen können! Doch er wollte es... er wollte, dass es so aussah, als ob ich wollte, dass wir hinaus fahren, um Kenny zu suchen. Er wollte, dass ich total ahnungslos ihm folgte.

Er war ein Sadist, durch und durch. Er liebte es, mich in Hoffnung zu wiegen, um diese dann zu enttäuschen, um mich bis auf's äußerste zu ängstigen... und mich sicher dann umzubringen. Eric spielte schon immer gern mit den Ängsten und Sorgen seiner Mitmenschen. Ein grausames Spiel, das ich mitspielen musste, wenn ich wenigstens einmal in meinem Leben etwas sinnvolles tun wollte.
 

Als wir im Auto saßen und los fuhren, sah ich aus dem Augenwinkel Stan und Kyle , wie sie sich langsam von Erics Grundstück entfernten.

Gott sei Dank hatte Ike die Idee mit einem kleinen Peilsender gehabt, der sicher und unbemerkt in meiner Jackentasche lag. Stan und Kyle hatten den Empfänger, so sollten sie aus sicherer Entfernung in der Lage sein, uns trotzdem zu verfolgen.
 

Ich begann zu zittern, vor Angst, vor Aufregung, vor Sorge, vor Anspannung, aber auch irgendwie vor... Freude. Ich würde Kenny wieder finden, auf die eine oder andere Art und Weise... Leider bemerkte Eric mein Zittern.
 

„Butters? Lass das Gezitter! Was soll das?“, fuhr er mich an.
 

„Nichts.“, blockte ich lächelnd ab. „Ich bin nur aufgeregt, Kenny wieder zu sehen.“
 

„Sicher, sicher.“, entgegnete Eric und grinste.
 

Himmel, ich hatte Angst. Schreckliche Angst...
 

Ich wär gern besser als ich bin.

Ist nicht schlimm, ich kriegs nicht hin.

Dafür zünd ich die Kerzen dann,

von beiden Seiten an.
 

All zu lange dauerte die Fahrt nicht. Wir verließen die Stadt und fuhren über die schneebedeckten Felder, Richtung eines größeren Berges. Ich wusste, dass es in dieser Gegend einige alte Bunker gab, stillgelegte Stollen und alte Holzhütten. Viele davon sind längst in Vergessenheit geraten. Der ideale Ort, um jemanden zu verstecken.

Klar hatten wir auch hier gesucht, aber bei der Größe der Fläche, dem Fehlen einer zuverlässigen Karte und den schier unübersichtlichen Möglichkeiten hätten wir, laut Ike, gute 20 Jahre suchen können, ohne auch nur eine Spur von Kenny zu finden. Einer der Gründe, weshalb ich mich zu diesem drastischen Schritt entschieden hatte...
 

„Eric, ist es noch weit?“, fragte ich ihn nach einer Weile.
 

„Nein, wir sind fast da.“, antwortete er mit einem leichten Lächeln. Ich begann dieses Lächeln nicht nur zu fürchten, sondern auch zu hassen. So musste sich Kyle fühlen, wenn er Eric sah... jedenfalls sah so seine Miene aus: Abscheu... und Frucht.
 

Aber Eric behielt Recht: Wenige Minuten später stoppte das Auto vor einer Art... Schneedüne. Ein größerer Hügel der weißen Masse erhob sich vor uns, sah nicht anders aus als jeder anderer Schneehügel hier oben... bis auf eine Ausnahme:

Die meisten anderen Schneehügel besaßen keine Tür.
 

Wir stiegen aus, Eric schritt auf die Tür zu, Ich fragte nicht nach, warum er einen Schlüssel für die Tür hatte. Mein naives Ich würde nicht fragen, weil es nichts befürchtete, mein hartes ich fragte nicht, weil es die Antwort kannte.
 

Eric ließ mir den Vortritt. Ich atmete tief durch und schritt durch die Tür, hinein in den dunklen Bunker...
 

Mein erster Eindruck war Kälte. Es war fast so kalt wie draußen hier drin, doch hier fehlte auch noch das Sonnenlicht, dass wenigstens subjektiv etwas Wärme brachte. Doch hier nicht. Hier war alles kalt und dunkel und... tot.

Trotzdem lief ich weiter den Gang entlang, immer weiter und weiter, immer tiefer und tiefer. Eric blieb die ganze Zeit hinter mir. Was würde nur geschehen?

Irgendwann endete der Gang an einer schweren Stahltür. Ein dicker Metallriegel war davor geschoben, doch einen Schlüssel benötigte man anscheinend nicht... Mit einiger Schwierigkeit öffnete ich die Verriegelung und die Tür schwang auf. Dumpfes Glimmlicht strahlte mir entgegen. Hinter der Tür war eine Art Aufenthaltsraum, kaum Möbel, nur ein Haufen Lumpen in der Mitte des Raumes...
 

Ein Haufen Lumpen, der sich bewegte!
 

„KENNY!“, rief ich und stürzte zu ihm.
 

Es war tatsächlich Kenny. Er trug nur Hosen und einen dünnen Pullover, hatte sich aber offensichtlich in die Lumpen eingewickelt. Dennoch war er so kalt, zitterte die ganze Zeit schrecklich. Er war völlig abgemagert, sein Haar war lang und verdreckt, er selbst roch auch nicht gerade wie ein Strauß Rosen... trotzdem umarmte ich ihn fest, drückte seinen kalten Körper fest gegen meinen. Spürte seinen Herzschlag... er war am Leben! Am Leben! Am Leben, am Leben, am Leben, am Leben...
 

„Oh mein Gott, Kenny!“, flüsterte ich immer und immer wieder. „Endlich habe ich dich gefunden..:“
 

Kenny antwortete mir nicht, scheinbar war er ohnmächtig. Dafür hörte ich etwas anderes... Das Klicken. Ein metallisches Klicken, das ich genau kannte, das ich erwartet hatte zu hören. Es war das Klicken, dass eine klein e Handfeuerwaffe von sich gab, wenn man sie entsicherte.

Ich blieb seltsamerweise völlig ruhig. Ich wusste, dass es so kommen würde.... Wenigstens wussten Stan und Kyle nun, wo Kenny war...
 

Mit meiner ganzen Selbstbeherrschung drehte ich mich langsam um und blickte wie erwartet in den Lauf einer Pistole. Ich hatte Recht gehabt, Eric wollte mich also wirklich töten...
 

„Eric...“, begann ich. „Was soll das?“
 

„Oh Butters, Butters, Butters... bist du wirklich so naiv?“ Erics Stimme strich über meine Nerven wie eine rostige Feile... doch ich blieb still. „Du hast wirklich bis zum Schluss nicht begriffen, was eigentlich ab geht. ICH habe Kenny hier her gebracht, ICH habe all die anderen Leute verschwinden lassen. Neben unseren Freund Kenny hier auch einige andere, weist du? Pip zum Beispiel. Und Jimmy. Und einige andere.“
 

„Warum?“, hauchte ich. Diese Frage interessierte mich wirklich.
 

„Weil ich es kann. Und sie nervten mich. So wie du mich jetzt nervst, Butters.“, entgegnete Eric kalt grinsend.
 

Ich merkte, wie Kenny in meinen Armen zusammen zuckte, wie er erneut erzitterte und... schließlich die Augen öffnete. Es war zu dunkel um genaueres zu sagen, doch sicher war, dass er mich ansah.
 

„Butters?“, keuchte er.
 

„Oh, Dornröschen ist also aufgewacht, um zuzusehen, wie sein Prinz besiegt wird.“, höhnte Eric und zielte auf meinen Kopf.
 

„Märchen waren noch nie deine Stärke, Fettarsch. Im Märchen besiegt der Prinz die böse Hexe und rettet Dornröschen.“, erschallte plötzlich eine mir wohl bekannte Stimme.
 

Ich drehte mich um und sah in das Gesicht von Kyle, der hinter Eric stand...
 

Kyles POV
 

Ich war wütend. Verdammt wütend. Die Hitze dieser Wut war so groß, dass es schon fast wieder eiskalt war. Ich spürte das alles, tief in meinem Inneren. Und... es befriedigte mich zutiefst Cartman erschrocken zusammenfahren zu sehen.

Das hier und heute war nicht nur für damals, dafür, dass er uns beide durch die Hölle geschickt hatte. Das hier und heute war auch für Kenny und Butters, für alle in der Stadt und sicher auch für alle in der Zukunft auf der ganzen Welt... man hätte diesen Psychopath längst irgendwo einsperren müssen!
 

Bevor er überhaupt reagieren konnte, schlug ich ihm die Waffe aus der Hand. Sie flog Richtung Kenny und Butters, welcher die sofort aufhob.

Stan war schon vorher hinter mir in den Schatten verschwunden. Wir hatten lange genug mit Cartman zu tun um zu wissen, dass man immer ein Ass im Ärmel haben sollte, wenn man es mit ihm zu tun bekommt. Sicher beobachtet er alles, bereit jederzeit einzugreifen, doch hoffentlich ungesehen von Cartman....
 

Jedenfalls schien der Fettarsch zu meinen Bedauern nicht so geschockt zu sein, wie ich es mir erhofft hatte...
 

„Oh, wen haben wir denn da?“ fragte er breit und widerlich grinsend. „Der kleine Jude spielt mal Retter in der Not. Wo ist denn dein geliebter Freund Stan abgeblieben? Hat er dich verlassen, weil er endlich eingesehen hast, was für ein dreckiger Jude du bist?“
 

Ein Glück, er schien Stan wirklich nicht zu bemerken.
 

„Sei still, Fettarsch.“, zischte ich. „Stan ist nicht hier, das ist alles, was du wissen solltest. Und das bedeutet, dass er mich nicht zurück halten kann.“
 

Ich schritt auf ihn zu, doch er grinste weiter.
 

„Kyle, Kyle, Kyle... glaubst du wirklich, dass du das kannst?“, fragte er überheblich grinsend. Sein Grinsen verbreiterte sich, als ich tatsächlich stehen blieb. „Sieh es ein: Du bist ein Schwächling ohne Mumm. Und das Prinzchen da ist auch zu nichts zu gebrauchen.“, fuhr er fort und deutete auf Butters, der die Pistole fest umklammert hielt.
 

Ich sah zu ihm und sah... den Stahl in seinen Augen. Ehrlich gesagt hatte ich ihn noch nie so gesehen. Butters hatte blaue Augen, aber keine so tiefdunkel blaue wie Stan. Auch kein Himmelblau wie Kenny. Eher... blaugrau. Und heute, in diesem Moment, erinnerte mich diese Farbe an blauen Stahl, eine unglaublich harte, speziell veredelte Legierung. Solche Legierungen werden nur unter großer Hitze und enormen Druck hergestellt... So abwegig erschien mir diese Metapher gar nicht.
 

„Glaubst du wirklich, ich hätte es nicht drauf, dich zu erschießen, Eric?“, fragte Butters unglaublich leise, aber bei Jehova... mir machte diese Stimme Angst. „Ich wäre mir da nicht so sicher.“, fuhr er fort. „Der einzige Grund, weshalb ich es nicht getan hab ist, weil ich einiges von dir wissen will...“
 

Butters stand langsam auf, ließ aber Kenny nicht los. Erst jetzt hatte ich einen guten Blick auf ihn. Himmel, was war mit ihm geschehen? Er sah dünn, blass und... er sah einfach nur aus, als ob er die Hölle erlebt hätte... oder schlimmeres. Aber er schien wach zu sein, er bewegte sich, er hatte die Augen geöffnet.
 

Ich lief zu den beiden, nahm Butters Kenny ab. Butters hielt weiterhin Cartman in Schach, ich konnte also meine Aufmerksamkeit auf Kenny richten.
 

„Kenny? Kenny, alles klar?“
 

„Mir ging es schon mal besser...“ keuchte er, versuchte aber aus eigener Kraft in eine sitzende Position zu kommen.
 

Schütze mich vor Überheblichkeit.

Lass meinen Blick offen und weit.


 

Mit einem halben Ohr konnte ich hören, wie Butters versuchte, sich mit dem Fettarsch zu unterhalten. Kenny saß mittlerweile halbwegs aufrecht atmete aber schwer und zitterte scheinbar vor Kälte. Stan war noch nicht aus den Schatten getreten, ich wusste momentan nicht, wo im Raum er war...
 

Stans POV
 

Cartman hatte mich noch nicht entdeckt. Gut. Sehr gut. Das spärliche Licht hier drin ließ mich unbemerkt bleiben, obwohl ich vorhin für den Kommentar von diesem fetten Schwein ihn beinahe einen saftigen Tritt verpasst hätte.
 

Butters erstaunte mich, wie standhaft er gegenüber Cartman auftrat. Doch er hielt die Waffe ganz ruhig, als er auf den Fattarsch zielte, seine Stimme war kalt und völlig ruhig.
 

„Eric, ich bin heute gekommen, um zu reden. Wir werden jetzt reden.“, fing er an. „Was hast du mit Kenny gemacht? Wo sind die anderen vermissten aus Southpark?“
 

Und Cartman grinste immer noch!
 

„Die anderen vermissten? Wo sie sind?“, fing er an, tippte sich mit dem Finger an das Kinn. „Lass mich überlegen... hmmm... oh, ich kann mich nicht mehr erinnern. Diese Waffe da macht mich ja sooo nervös.“
 

Butters blieb erschreckend ruhig.
 

„Eric. Ich frage ich jetzt, hier und heute. Wo. Sind. Die. Anderen?“
 

Doch Cartman grinste Butters nur weiter an.
 

Ich weiß genau um was es geht.

Das es sich nur um Liebe dreht.


 

Und irgendetwas sagte mir, dass hier etwas schrecklich schief lief. Schließlich öffnete Cartman seinen Mund, um zu sprechen.
 

„OK, wenn du so darauf bestehst... weist du Butters... hier in den Bergen gibt es jede Menge alter Bunker und Stollen... ich musste nur an die Pläne im Rathausarchiv kommen, in das nur der Bürgermeister kommt. Dazu musste ich die Bürgermeisterin erst einmal ausschalten und dann selbst Bürgermeister von Southpark werden... War ziemlich einfach, die Leibwächter der Bürgermeisterin waren ein Witz und sie selbst...“ Er lachte auf, ein Lachen, das mir durch Mark und Bein ging, Butters sicher auch. „Die Bürgermeisterin hat um ihr Leben gebettelt! HA! Ich hatte ihr versprochen, sie nicht zu erschießen, wenn sie mich zu ihrem Stellvertreter ernennen würde. Tja, sie schrieb die Nachricht, ich dankte, fuhr sie in die Berge und stieß sie in eine Gletscherspalte. Ha! Man kann mir wenigstens nicht vorwerfen, ich hätte mein Versprechen nicht gehalten. Erschossen hab ich sie nicht.“ Wieder folgte ein Lachen. Großer Gott, Cartman war schon immer irre und psycho, aber DAS... Das war selbst für ihn heftig. Ich schluckte schwer, musste meine Hände vom Zittern abhalten, musste unauffällig bleiben. Ich hatte wirklich Angst vor diesem Mann, der einmal eine Art Kindheitsfreund war... „Mit den Plänen war es einfach, die alten Bunker zu finden, und dann... naja, der Rest war ein Kinderspiel...“, beendete Cartman schließlich seine Erzählung.
 

„Eric, WARUM ZU HÖLLE DER GANZE AUFWAND?“, schrie Butters. „Warum zur Hölle hast du das alles getan? Alle möglichen Leute entführt, einige getötet, die Stadt übernommen, all die schrecklichen Dinge in letzter Zeit... warum?“
 

„Warum?“, fuhr Cartman auf. „WARUM? Weil ich Rache wollte verdammt! Rache an den Leuten, weswegen mein Leben den Bach runter ging! Weil meine Mum gestorben ist, weil all meine Pläne vereitelt wurden, weil ich sie alle verdammt noch mal hasse! Und ich hab herausgefunden, wer wirklich hinter meinen miesen Leben steht!“
 

„Du selbst mit deiner arroganten, manipulativen, widerlichen Art?“, fragte Kyle verächtlich.
 

„NEIN!“, schrie Cartman auf. „DU! Du verdammter Jude und dieser gottverdammte Stan! Ihr seid ständig dafür verantwortlich gewesen, dass ich nicht Millionär wurde oder das bekam, was ich wollte! Und als ihr zwei weg wart, müsst ihr was ganz mieses gemacht haben...!“
 

„Und nur um die beiden hier her zu bekommen, hast du mich benutzt, auf dass jemand nach mir sucht und schließlich Stan und Kyle zurück holt?“, fragte Kenny mehr wütend als alles andere, während er sich langsam erhob, Kyles helfende Hand zur Seite schlug und recht wackelig, doch ohne weitere Hilfe einige Schritte Richtung Cartman machte.
 

„Genialer Plan, oder? Und es hat funktioniert!“, entgegnete Cartman grinsend.
 

„Nur deswegen? Anstatt den Fehler bei dir zu suchen, du mieses Stück Dreck, hast du versucht, die Schuld einfach auf mich und Stan abzuwälzen?“, fuhr nun auch Kyle auf.
 

„Nein.“, entgegnete Cartman kalt, so kalt, dass es mir himmelangst wurde... „Ich weis, dass es deine Schuld ist!“
 

Eine für seine Körpermasse beachtlich schnelle Bewegung später sah ich etwas in seinen Händen metallisch blitzen. Einen Herzschlag später stellte sich das etwas als eine weitere Pistole heraus. Und dann schoss er. Auf Kyle. Au Scheiße!
 

Ich wär gern besser als ich bin.

Ist nicht schlimm, ich kriegs nicht hin.

Dafür zünd ich die Kerzen dann,

von beiden Seiten an.
 

„Kyle!“, schrie ich.

Das musste wohl Cartman erschrocken haben, denn er zuckte merklich zusammen. Er dreht sich zu mir, ich rannte auf ihn zu.

Heiße Wut brannte in mir, Wut und ein Gefühl, das ich bisher noch nie gefühlt hatte: Hass. Purer, kalter, heißer, widerlicher, und doch so... befreiender Hass. Das Bild des zu Boden gehenden Kyles fackerte vor meinen Augen.

Und ich wollte diesen Hass ausleben, ich wollte Cartman am liebsten umbringen, ungeachtet der Tatsache, dass ich nicht bewaffnet war... er schon.

Er schoss ein weiteres mal... doch verfehlte mich. Wie knapp konnte ich nicht sagen, ich hatte kaum registriert, dass er überhaupt die Waffe auf mich gerichtet hatte. Ein weiterer Schuss zerriss die Stille und Cartman ging auf die Knie, hielt sich keuchend das linke Bein, die Pistole nutzlos am Boden.
 

Butters hatte ihn angeschossen.
 

Und ich stoppt vor ihm, die Hand zu Faust erhoben. Doch... ich schlug ihn nicht. So schnell der Hass gekommen war... so schnell war er wieder verschwunden, ließ nur Verachtung und Abscheu zurück. Meine Faust senkte sich nutzlos herab, meine Augen wanderten zu der fallen gelassenen Waffe. Ich hob sie auf, spürte das kalte Metall in meinen Händen, fühlte kurz das Verlangen, sie auf Cartman zu richten. Wie einfach es doch war, einen Menschen umzubringen... Nur eine Bewegung mit dem Finger...
 

Doch... ich tat es nicht.
 

Auf ein Nicken von ihm hin warf ich Kenny die Waffe zu, während ich zu Kyle stürzte, der sich seine rechte Schulter hielt, die stark blutete. Er war unglaublich blass, doch war bei Bewusstsein.
 

„Kyle? Kyle! Alles klar?“, kam es von mir.
 

„Wird schon...“, keuchte er nur. Er schien starke Schmerzen zu haben... Natürlich hatte er starke Schmerzen und natürlich war NICHT alles klar, die verfluchte Kugel hatte seine verdammte Schulter durchbohrt! Fuck, Southpark hatte mich mal wieder! Manchmal frage ich mich echt, ob um diese Stadt eine Art Magnetfeld ist, das jedes normal funktionierendes Gehirn in Schmerzkäse verwandelt... oder ob die Gegend nur auf mich so einen Einfluss hatte...
 

Aber momentan hatte ich echt andere Probleme.
 

„Butters, Kenny, kommt ihr mit dem Fettarsch klar? Ich bringe Kyle in ein Krankenhaus!“, rief ich, schnappte mir Kyle und trug ihn halb Richtung Ausgang. Das hört sich sicher schwerer an, als es war, denn Kyle hatte seit seiner Rückkehr vor drei Jahren aus Israel nie wieder sein Normalgewicht erreicht... Man sah es ihn nicht wirklich an (Vor allem durch die vielen Schichten Winterkleidung), doch er war heute noch ziemlich dünn... und ziemlich leicht.

Und während ich ihn so Richtung Auto trug fragte ich mich, warum ich überhaupt Butters und Kenny danach gefragt hatte, ob sie mit dem Fettarsch klar kommen... wenn ich doch sowieso einfach los rannte. Southpark... Hier macht einfach nichts Sinn...
 

Vielleicht war diese Sinnlosigkeit aber auch das, was Kyle das Leben gerettet hatte... wer weis, wo die Kugel sonst gelandet wäre...

Jedenfalls war ich froh, dass wir beide das überlebt hatten. Eine angeschossene Schulter würden die Ärzte schon wieder hinbekommen... hoffentlich. Und Butters und Kenny würden mit dem Fettarsch schon klar kommen. Hoffte ich jedenfalls.
 

Ich weiß genau um was es geht.

Dass es sich nur um Liebe dreht.


 

So brachte ich Kyle also zu unserem Auto, legte ihn auf die Rückbank. Er atmete schwer, doch war noch nicht ohnmächtig. Ein schnell angelegter Druckverband verhinderte, dass er in all zu balder Zeit verblutete. Ich danke im Gedanken meiner Eingebung und Paraneua, die mich dazu veranlassten, den Erste-Hilfe-Kasten in unserem Wagen frisch aufzufüllen, bevor wir die Reise nach Southpark antraten. Nach getaner Arbeit schnallte ich ihn gut fest, deckte ihn mit meiner Jacke zu, setzte mich ans Steuer und fuhr mit durchdrehenden Rädern los.
 

Wo immer du auch bist,

es ist okay, so wie es ist.


 

Kennys POV
 

Ein wenig erstaunte es mich, mit welcher Leichtigkeit Stan Kyle auf den Arm nehmen konnte... und trotz des Gewichtes rennen konnte! Entweder war Stan um einiges stärker, als ich ihn eingeschätzt hatte, oder Kyle um einiges leichter...

Nichts gegen Stan, aber ich schätzte eher das letztere traf zu. Ich hatte Kyle gesehen, kurz nachdem er zurückgekehrt war... „abgemagert“ beschreibt wirklich gut, wie er damals aussah.
 

Allerdings machte ich mir darüber nun keine Gedanken mehr. Stan würde Kyle in ein Krankenhaus bringen. Fertig. Worauf ich mich konzentrieren musste, war das hier und jetzt.
 

Das hier und jetzt beinhaltete unter anderem eine Waffe in meiner Hand, eine Waffe in Butters Hand und einen Fettarsch auf dem Boden. Ich muss sagen: Das hier und jetzt gefiel mir sehr.
 

Bisher hatte ich es niemanden übel genommen, wenn ich zufällig oder ungewollt zu einem neuen Treffen mit meinem knochigen Freund geschickt wurde. In meinen Teenagerjahren fand ich manche Treffen mit Tod ganz nett. Manchmal kehrte ich so schnell zurück, dass er kaum dazu kam, mich IRGENDWO hin zu führen.

Doch bei Cartman war das was anderes. Er hatte mich voller Absicht und wegen eines ziemlich dämlichen Grund wiederholt in den Tod geschickt... und das zum Teil ziemlich schmerzhaft.
 

Da war diese Waffe in meiner Hand, die Waffe, mit der er nebenbei noch Kyle an- und auf Stan geschossen hatte, wirklich eine Versuchung.
 

„Ok, Eric. Jetzt ist niemand mehr hier, nur ich und Kenny und wir beide sind bewaffnet. Ich habe dir vor nicht einmal zwei Minuten bewiesen, dass ich auf dich schießen kann, also würdest du mir jetzt bitte verraten, was mit den anderen ist?“, fragte Butters Cartman gerade aus.
 

Himmel, seine Stimme war eisiger als Southpark an einem Wintertag... und das will was heißen! So kenne ich ihn ja gar nicht. Aber ganz ehrlich: Ich hätte auch nie gedacht, dass Butters es echt bringen würde, den Fettarsch nieder zu schießen. So wie ich das beurteilen kann, ging die Kugel glatt durch sein fettes linkes Bein. Ein fast beängstigend guter Schuss.
 

„Was soll schon mit ihnen sein?“, keuchte Cartman hervor. Sein Atmen ging schwer und er schien zu schwitzen... tja, so ein Schuss durch das Bein tut höllisch weh. Ich weis, wovon ich rede. Eine Kugel durch den Kopf ist noch weniger angenehm, dafür ist der Schmerz von nicht allzu langer Dauer. Einmal tot spürt man nichts mehr.

„Aber lass mich mal überlegen... Jimmy ist tot, der müsste in irgendeinem Stollen noch rumliegen... Die beiden Schlampen... müssten noch irgendwo sein, keine Ahnung, ich war ewig nicht mehr bei denen.... Vermutlich sind die beiden auch tot. Oder... die eine hat die andere aufgegessen... Und der kleine Pip... Ha, mit etwas Glück ist er noch am Leben. War zuletzt vor... ner Woche da gewesen, da hat er noch gelebt. Aber wer weis?“, keuchte er hervor, eher er hysterisch auflachte.
 

„Was... was ist mit Wendy und Bebe?“, fragte Butters, die Stimme etwas zittrig.
 

Kurz verstummte Cartmans Lachen.

„Wendy und Bebe? Keine Ahnung... wäre schade... wenn einer meiner Leute die beiden umgebracht hätte.“, antwortete er, bevor er wieder anfing wie irre zu lachen.
 

So ganz fassen konnte selbst ich das nicht. Wie er über den Tod von Menschen lachte, mit denen wir aufgewachsen sind. Ich meine, mein Tod war nun wirklich nichts dramatisches mehr, aber der eines anderen? Von Menschen, die nicht zurück kamen? Ich glaube auch Butters traf die völlige Gefühlskälte des Fettarsches hart. Er starrte einfach nur fassungslos auf den lachenden Cartman. Und ich glaube an dieser Stelle klinkte sich etwas bei MIR aus.
 

Ich spürte, wie meine Beine mich zu Cartman trugen, wie ich die Waffe in meiner Hand hob und auf den fetten Kopf des Mannes zielte, den ich momentan mit jeder Faser meines Körpers hasste.
 

Und so zünd ich die Kerzen dann,

wieder von beiden Seiten an.
 

So stand ich da, die Pistole auf Cartman gerichtet, dessen Lachen langsam verstummte. Butters tat nichts, um mich aufzuhalten.
 

„Cartman... ich möchte dir etwas über Segen und Flüche erzählen...“, begann ich. Warum ich es tat, wusste ich selbst nicht. „Jeder Mensch wird mit einem Fluch geboren und jedem Menschen wird ein Segen gegeben, um diesen auszugleichen. Mein Fluch und mein Segen sich ziemlich offensichtlich. Von einigen anderen Menschen auch. Bei einigen braucht man lange, um Segen und Fluch zu finden. Ich dachte bisher immer, DEIN Fluch sei einfach, dass du ein Arsch bist, der von seiner Mutter zu sehr geliebt wurde. Aber ich glaube, ich habe mich geirrt...“
 

Ich entsicherte die Waffe, Cartmans Augen wurden weiter. Er lachte nicht mehr, sondern starrte wie hypnotisiert in den Lauf der Pistole. Es war ein seltsames Gefühl, auf der anderen Seite der Waffe zu stehen... sonst war immer ich derjenige, der dem Tod ins Auge blickte.

Ich hätte nie gedacht, dass er mich zum Mörder machen würde...

Und mich dazu bringen würde, so eine Rede hier zu halten... das war normalerweise Stans Ding. Vielleicht noch Kyles... aber sicher nicht meine Sache. Trotzdem tat ich es... So langsam verstehe ich Stans Abneigung gegenüber Southpark... Ach, fuck it!
 

„Dein Fluch, Eric Cartman, war, dass du kein einziges Milligramm an Mitgefühl, Mitleid oder auch nur einen Funken menschliches Gefühl in dir hast. Dass du, ohne es auch nur zu merken, dich so weit vom Menschsein entfernt hast, wie es nur geht. Dein Fluch, Eric Cartman, war dass du schon lange tot warst.“ Und sein Segen, dass ich ihn nur einmal umbringen konnte...
 

Und ich drückte ab.
 


 

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Uff... was für ein Kapitel!
 

Ich weis nicht, wie oft ich einige Stellen umgeändert habe, wie oft ich bestimmte Sprechrollen gewechselt habe oder den gesamten Inhalt ausgetauscht habe...

Ich hoffe, euch hat das Kapitel trotzdem gefallen... Ehrlich gesagt hatte ich große Probleme damit, vor allem mit Cartman. SO irre wollte ich ihn eigentlich gar nicht darstellen... Hat sich aber etwas verselbstständigt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  TheMoonly
2009-11-20T16:42:58+00:00 20.11.2009 17:42
Man...
abgefaren... die geschichte ist echt voll krass
aber das meine ich positiv gesehen echt geil und voll spanend geschrieben^^
ich konte garnicht mehr aufhören zu lesen ...
und ich hoffe du schreibst balt weiter >.<
Von:  RogueTitan
2009-09-08T09:32:42+00:00 08.09.2009 11:32
wow...
das war krass...
okay das cartman stirbt dachte ich mir schn und das entweder kyle oder stan angeschossen wird auch aber das butters so sein kann..
*gansehaut*
echt heftig und cartman ist ja echt krank geworden...
also wow....
aber nein ich find war schön geschrieben^^

lg ma-chan


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