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Es begann mit Nudelauflauf

Ruki x Reita
von

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You're the One

Lautlos fielen die weißen Flocken vom Himmel. Es war beinahe beängstigend still in den Straßen. Das weiße Polster hatte Straßen und Wege bedeckt und jeder Schritt erklang nur gedämpft.

Ich hatte meinen Hals in einen dicken Wollschal gewickelt, mir die Winterjacke bis zum Anschlag zugezogen und sogar meine Hände in ein paar mollig warme Handschuhe gesteckt. Nur eins hatte ich mir nicht nehmen lassen - meine Chucks. Die würde ich selbst tragen wenn sich unter mir die Erde teilen würde...

Der Winter war wirklich schneller gekommen als erwartet und ich musste zugeben nicht wirklich vorbereitet gewesen zu sein. Fast jede Nacht hatte ich jämmerlich gefroren bis mir endlich der Einfall gekommen war eine dickere Bettwäsche zu nehmen. Auch die Tatsache das mir meine Mutter jeden Morgen eine Thermoskanne mit Tee bereitgestellt hatte, hatte ich geflissentlich ignoriert.

Erst als mir Ruki stolz seine kunterbunten Handschuhe, den dazu passenden Schal und die übergroßen Ohrenwärmer präsentierte konnte ich die Zeichen deuten : es war bereits Dezember. Und wir wissen alle welcher besonderer Feiertag im Dezember ist.

Ich zerbrach mir nun schon seit Wochen den Kopf darüber was ich Ruki denn schenken sollte.

Selbst Yuu konnte mir bei meiner Suche nicht behilflich sein.

Wir hatten uns - wie jeden Donnerstag Nachmittag - in dem kleinen Proberaum in der Schule verabredet. Yuu hatte fröhlich unserem Bandprojekt zugestimmt und war nun mit Feuereifer dabei. Wir spielten oft Songs von berühmten Bands wie Metallica, AC/DC oder den Stones nach. Doch so wirklich befriedigen konnte uns das nicht.

Auf jeden Fall fehlte noch ein Drummer - auch wenn Yuu’s Gitarren - und mein Bassspiel perfekt harmonierte. Doch wo sollten wir den herbekommen?

Seufzend legte ich den Bass bei Seite als wir nun schon zum 20.Mal Metallicas “Nothing else matters” durchgenommen hatten.

“Wieso schreiben wir denn nicht mal was eigenes?”

“Was sollen wir denn mit Texten wenn wir nicht mal ‘ne vollständige Band haben?”

“Na bis wir die haben können wir uns doch schon mal ein paar Songs einfallen lassen..”

“Bitte, aber das kannst du allein machen Ruki. Ich texte nicht.”

“Mensch Yuu du bist so ein richtiger Pessismist.”

Während ich ihrem Streitgespräch so lauschte kam mir die zündende Idee. Ich würde Ruki einen Song schreiben! Nur für ihn, ganz persönlich und selbst verfasst - made by Suzuki, sozusagen.

Mit einem atomaren Grinsen auf den Lippen packte ich mich wieder in meine Wattesachen und verabschiedete mich von meinen beiden Freunden.

Auf dem ganzen Heimweg strengte ich nun mein Gehirn an, in der Hoffnung eine vernünftige Zeile zustande zu bringen. Doch als ich nach Hause kam, meine tropfenden Stoffschuhe und den Michelinanzug ausgezogen hatte, war ich genauso schlau wie beim Verlassen des Proberaums.

Seufzend setzte ich mich an meinen Schreibtisch und wusste nun weshalb Yuu Ruki die Aufgabe des Songschreibens überlassen hatte...

Es wurde eine lange, harte Nacht für mich und meinen Papierkorb. Im Minutentakt landeten kleine weiße Papierkügelchen in dem schwarzen Eimer der bereits überlief. Gegen 3 Uhr morgens gab ich den Kampf gegen die Worte schließlich auf.

Grummelnd schmiss ich mich auf mein Bett und verkroch mich unter der dicken Federdecke. Es konnte doch nicht so schwer etwas vernünftiges aufs Papier zu bringen! Die ganzen Rockstars bekamen das doch auch auf die Reihe. Mit diesem Gedanken glitt ich in einen traumlosen Schlaf der erst durch ein dumpfes Geräusch unterbrochen wurde.

Dunkle Schatten fielen in mein Zimmer als ich die Augen aufschlug. Niemand war zu sehen. Mein Zimmer war vollkommen leer, auch der Rest des Hauses blieb still. Und da war es wieder, ein dumpfer Knall, als ob etwas gegen das Fenster knallte... Schlagartig war ich auf den Beinen, sprintete zum Fenster und riss dieses auf.

“Sag mal spinnst du?! Es ist 6 Uhr morgens!”

“Ja und? Wir müssen zur Schule!”

“Ru. Schule beginnt in zwei Stunden. Die Sonne ist noch nicht mal richtig aufgestanden und du wirfst Schneebälle an mein Fenster. Also was soll das?”

“Reita , Reita, lass dein Haar herunter.”

“Komm hoch du Spinner.”

Ich schüttelte den Kopf und schloss das Fenster während mein blonder Freund um das Haus herumlief und keine zwei Minuten später an der Haustür klingelte. Wieso war er so gemein und riss mich um diese unchristliche Uhrzeit aus dem Bett?

“Guten Morgen!!!”

“Morgen ..”

Brummte ich und lies ihn in die Küche hüpfen wo er sich zielsicher eine Tasse heiße Schokolade zusammenstellte.

“Was willst du hier?”

“Meinen besten Freund besuchen?”

“Um die Uhrzeit? Hast du gestern zu viele Lollis gegessen und bist jetzt überzuckert oder was?”

“Haha. Sehr lustig. Nein, eigentlich wollte ich was mit dir unternehmen.”

Ungläubig hob ich eine Augebraue und stützte meinen Kopf auf den Händen ab. Etwas unternehmen? Mitten im Dezember? Um 6 Uhr morgens? An einem Schultag? Jap, er war überzuckert.

“Also, was sagst du?”

“Ich weiß ja noch nicht mal was du genau unternehmen willst.”

“Ein Spaziergang.”

“Ein Spaziergang?”

“Ja, ein Spaziergang.”

“Du hast doch nicht mehr alle Latten am Zaun.”

“Hör auf zu meckern und zieh dich an, sonst haben wir keine Zeit mehr. Los, ich will dir was zeigen.”

Die Augen verdrehend stand ich von meinem Stuhl auf und schlurfte nach oben um mich fertig zu machen. Weshalb hörte ich eigentlich auf diesen Winzling? Ich war wohl zu weich geworden.

Als ich dann endlich, fix und fertig vor ihm stand und ihn desinteressiert musterte, klatschte er freudig in die Hände und strahlte mich übers ganze Gesicht an. Das musste ja wirklich ein toller Spaziergang werden.

Seufzend folgte ich ihm nach draußen. Eisige Luft schlug mir entgegen und ich bereute sofort das Haus verlassen zu haben. Ruki schien die Kälte nichts auszumachen. Er hüpfte fröhlich durch den frisch gefallenen Schnee und hinterließ dabei kleine runde Spuren in der weißen Pracht.

Es war bereits kurz vor 7 als er endlich stehen blieb und sich auf eine der vereisten Bänke niederließ die am Rande des Weges standen.

“Ru es ist arschkalt. Ich setz mich nicht hier hin.”

“Reita bitte! Vertrau mir doch mal. Ich muss dir unbedingt was zeigen.”

Ein treudoofer Blick, ein Schmollmund und ich sass neben ihm auf der Bank, den Blick zum Horizont gerichtet. Die Gegend hier kam mir irgendwie bekannt vor. Der Fluss vor uns, eine alte verkommene Lagerhalle hinter uns ... Genau! Das war der Ort an dem wir uns vor dem Schulfest zerstritten hatten. Aber wieso brachte er mich hierher?

Je länger wir so schweigen nebeneinander sassen umso ungeduldiger wurde ich. Doch dann passierte etwas mit dem ich nicht gerechnet hatte. Ganz plötzlich tauchte hinter dem Horizont die Sonne auf. Leuchtende goldene Lichtstrahlen glitten über den weißen Schnee. Der Fluss glitzerte wie flüssiges Silber als er von den Strahlen berührt wurde. Der Himmel über dem Horizont war von einem tiefen orange gezeichnet das sich beinahe kilometerweit über das ganze Himmelsgewölbe zog.

Es war einfach ein atemberaubender Anblick. Sprachlos und mit offenem Mund blickte ich dem Sonnenaufgang entgegen, solch ein Naturschauspiel hatte ich noch nie gesehen.

“Ist es das, was du mir zeigen wolltest?”

“Wunderschön nicht wahr?”

Auch Ruki sah lächelnd dem Sonnenaufgang entgegen und lehnte sich dabei leicht an meine Schulter. All meine Wut über den frühen Besuch und die beißende Kälte war vergessen. Was ich nun spürte, war Wärme. Jedoch hatte diese Art von Wärme nicht mit Temperaturen zu tun. Es war einfach der Moment der mich berührte. Der kleine Blonde an meiner Schulter, die goldene Sonne vor meinen Augen, das stille Vertrauen das uns beide verband. All das löste in diesem Augenblick nur ein Gefühl in mir aus: Freude...
 

~
 

Zwei Wochen waren seit unserem kleinen Ausflug vergangen und noch immer zehrte ich von diesen Erinnerungen. Morgen war Weihnachten und voller Stolz beendete ich meinen Song für Ruki. Ich hatte mich am Nachmittag sofort an den Schreibtisch gesetzt und losgeschrieben. Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus und ich hatte Mühe sie alle im Zaum zu halten.

Nun sollte es bald soweit sein. Ich war ganz aufgeregt und wusste nicht recht wie ich meinem besten Freund sein Geschenk präsentieren sollte. Den ganzen Tag lang war ich abwesend, nur körperlich im Unterricht anwesend, doch in Gedanken ganz weit weg. Ich nahm Ruki’s besorgte Stimme an meinem Ohr wahr, doch wirklich darauf eingehen tat ich nicht.

“Wir sehen uns ..”

“Ähm. Bis dann Rei.”

Vielleicht sollte ich ihm einfach nur den Zettel geben? Oder doch alles nochmal auf dem Computer abtippen und dann ein Schleifchen drumbinden? Oder auf ein Plakat schreiben und es ihm dann übergeben? Argghh!! Das war ja fast genauso schwer wie meine ersten Versuche überhaupt einen Text zustande zu bringen.

Ok, ganz ruhig. Ich hatte noch ein paar Stunden Zeit um alles vorzubereiten. Grübelnd lag ich auf meinem Bett, rollte mich von einer Seite auf die andere, überschlug, verschränkte und kreuzte meine Beine in allen Variationen doch einen Einfall hatte ich dabei nicht.

Da fiel ihm mir plötzlich der Bass ins Auge, der ganz allein an der Wand stand und im Licht meiner Zimmerleuchte leicht schimmerte. Minutenlang starrte ich das Instrument einfach nur an, und dann hatte ich plötzlich das perfekte Geschenk für meinen Freund ..

Es war der 24.Dezember. In unserem ganzen Haus roch es nach Räucherstäbchen, Tannenzweigen und frisch gebackenen Plätzchen. Meine Mutter hatte sich wirklich ins Zeug gelegt was die Weihnachtsdeko anging. Überall diese häßlichen Rentiere oder Elche oder was das auch immer für Viehcher waren. Und dann dieses Weihnachtsgedudel. Es war zum aus der Haut fahren. Gott sei Dank war das ganze Theater in ein paar Tagen vorbei - wenn ich die Besuche bei den Verwandten lebend hinter mich gebracht hatte.

“Mum? Ich bring Ruki schnell sein Geschenk vorbei.”

“Ist gut Schatz. Sei aber zum Essen wieder da.”

“Ich beeil mich.”

Und schon war ich aus dem Haus. Das ich meinen Bass mitgenommen hatte war ihr gar nicht aufgefallen.

Hoffentlich war Ruki zu Hause. Er hatte zwar nicht erzählt das er und seine Mutter über die Feiertage verreisen wollten, dennoch hatte ich ein bisschen Bauchkribbeln. Mit Wucht warf ich einen Schneeball an sein Fenster, doch nichts passierte. Ein zweiter : wieder nichts. So langsam ergriff mich die Panik, doch nach dem dritten Anlauf klackte es im ersten Stock und das große Fenster öffnete sich und ein kleiner blonder Kopf lugte neugierig hervor.

“Rei? Was machst du denn hier? Und warum hast du deinen Bass dabei? Hab ich vergessen das wir heute Proben wollten?”

“Nein. Ich will dir dein Weihnachtsgeschenk bringen. Hörst du zu?”

“Klar hör ich zu.”

“Na dann..”

Tief einatmend hängte ich mir mein Instrument um die Schulter, sah noch einmal auf den Boden und scharrte den Schnee mit den Füßen beiseite. Dann lächelte ich, sah zu Ruki auf und begann zu spielen:
 

“Love me like no other

You have been the Savior of my life

You know my weakness

But see me beautiful through Your eyes
 

And You're the One that I need

The One who makes me complete

And You're the One who is strong

When I am crying and weak

And You're the One that I love

The One who never gives up

And You're the One that I need

You're the One, You're the One
 

Love me like no other

You make it easy for my heart to believe

And when I'm drowning

You're on the way to rescue me
 

I carry on without knowing how

I've never needed how I'm needing now

You're the one

Love me like no other

You're the one “
 

Und dann folgte Schweigen. Als ich die letzten Akkorde auf dem Bass gespielt hatte und zu Ruki aufsah, schlug er das Fenster zu. Na klasse. Ich wusste es war zu schnulzig und nun war es ihm sicher peinlich das ich für ihn gesungen hatte - zumahl ich ja der Meinung war nicht wirklich gut singen zu können.

Ich packte gerade den Bass wieder zurück in die Tasche und war im Begriff den Heimweg anzutreten als plötzlich die Wohnungstür aufgerissen wurde und Ruki mir in Bademantel und Plüschhausschuhen entgegen rannte.

Lachend nahm ich ihn in die Arme als er in einem hohen Bogen auf mich zusegelte.

“Oh Rei. Das ist so wunderschön. Danke. Das ist das beste Weihnachtsgeschenk das ich je hatte. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll.”

“Ein Danke reicht völlig aus.”

“Danke!”

Er hatte seine Arme fest um meinen Hals geschlungen und sein Gesicht an meiner Schulter vergraben.

“Hey .. Weinst du?”

“Nein .. Das ist die Kälte, da tränen meine Augen immer.”

Schmunzeln strich ich ihm durch die platinblonden Haare. Ein paar Minuten standen wir einfach nur so da, mitten auf dem Gehweg, zwischen geschmückten Tannen und glänzenden Lichtern.

Erst als ich mir sicher war das er aufgehört hatte zu weinen, lies ich Ruki auf den Boden und musterte dessen leicht gerötete Augen. Vorsichtig strich ihm mit den Fingerspitzen über seine Wangen und stellte fest das diese bereits eiskalt waren.

“Du solltest reingehen. Du erfrierst sonst.”

“Nicht, bevor du auch dein Geschenk bekommen hast.”

Ich sah, wie er aus der Tasche seines Bademantels eine kleine Schatulle herauszog und sie mir vor die Nase hielt. Gespannt öffnete ich das kleine Kästchen und traute meinen Augen nicht. Auf einem schwarz schimmerndem Kissen lag eine dünne silberne Kette mit einem Anhänger, der die Form einer halben Achtelnote hatte. Erst bei genauerem hinsehen fiel mir die kleine Gravur im Notenkopf auf : “Freundschaft” und darunter das Kanji. Gerührt von diesem Geschenk biss ich mir auf die Unterlippe um nicht auch losheulen zu müssen. Grinsend registrierte Ruki meine Reaktion und zog den Bademantel ein wenig nach unten.

Auch er trug eine solche Kette, genau der Teil der Note, welcher bei meiner fehlte.

“Machst du sie mir um?”

“Liebend gern.”

Wie eine zweite Haut schmiegte sich das Schmuckstück an meinen Hals und ich trug nun voller Stolz den Kopf noch ein wenig höher, damit auch jeder sehen konnte, das ich wohl den besten Freund auf dieser gottverdammten Welt bekommen hatte. Wieder nahm ich ihn in den Arm und hauchte kleine sanfte Küsse auf seine Wange und seine Stirn. Dann sahen wir uns tief in die Augen und flüsterten uns wie aus einem Mund “Frohe Weihnachen” entgegen.
 

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Anmerkung: Der Song ist "You're the One" von Skillet : D



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Inan
2010-02-18T17:40:02+00:00 18.02.2010 18:40
Wie süüß~
Im hinterkopf hab ich immer die frage, ob da draus jetzt noch mehr wird, aber ich glaube, in dem moment ist das echt nicht sooo~ wichtig xD
Außerdem stand auf der Note freundschaft drauf, nicht liebe, also spricht das wohl für sich xD
echt schön :3
Von:  Snaked_Lows
2009-07-10T11:34:56+00:00 10.07.2009 13:34
Hach ist das schön :3
Bin richtig ergriffen *_________________________*

Obwohl ich mir Schnee bei dem Wetter nicht wirklich vorstellen kann XD
Von:  Ryouki
2009-07-09T09:34:54+00:00 09.07.2009 11:34
Das ist sehr.. gefühlsduselig geworden.
Aber gut, was hatte man bei Weihnachten auch anders erwartet?
Jedenfalls sehr süß und ich hätte es auf der Arbeit nicht lesen dürfen, nun fühle ich mich ganz überzuckert. x'D
*blinzel*

Ich mag die Stimmung trotzdem, sie beschreibt die Weihnachtszeit sehr schön und ich muss sagen, dass ich jetzt auch gern wieder Winter hätte und nicht diesen verhunzten Sommer, der mal kalt mal warm ist. @_@

Die Zwei sind einfach nur unsagbar süß.


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