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Der Schreiber...

...legt seine Seele ins Tintenfass
von

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041 Märchen

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Märchen
 

Es war ein wunderschöner, sonniger Tag, als das kleine Mädchen beschloss, dass es seine Großmutter besuchen wollte. Es griff nach seiner blauen Kapuzenjacke und dem Rucksack, der unter der Garderobe stand. Es stopfte einige Süßigkeiten und eine große Flasche Cola hinein, so wie die Blumen, die es mitnehmen sollte.

Anschließend machte es sich auf den Weg. Gut gelaunt hüpfte es den Weg entlang und achtete darauf, immer auf dem Bürgersteig zu laufen. Ihre Großmutter hatte ihm einmal erzählt, dass an dieser Stelle vor vielen Jahren, als sie selbst noch ein Kind gewesen war, nur ein schmaler, einsamer Pfad verlaufen war. Heute hingegen befand sich hier eine breite und stark befahrene Straße, die nur einen schmalen Bürgersteig ihr Eigen nannte.

Das Mädchen setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und achtete darauf, nicht von einem der großen Lastwagen gefressen zu werden. Es dauerte jedoch nicht sonderlich lange, bis ihm anfingen die Beine zu schmerzen. Die Kleine ging nur selten zu Fuß, meistens wurde sie von ihrer Mutter überall hin gefahren.

Das war wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass der Knopf ihrer Hose sich nicht mit richtig schließen ließ. Die blaue Kapuzenjacke wurde auch langsam eng, aber das war nicht weiter schlimm, sie würde ihrer Mama einfach sagen, dass sie eine neue brauchte und dann würden sie zusammen einkaufen gehen. Tapfer stapfte das Mädchen weiter, aber nach ein paar hundert Metern gab es schließlich vorerst auf.

Erschöpft ließ es sich auf seinen Hosenboden fallen und atmete tief ein. Dann zog die Kleine den Rucksack zu sich heran und holte die große Colaflasche heraus Sie war soweit gelaufen, da hatte sie sich das verdient. Als sie, nachdem sie einen großen Schluck genommen hatte, nach den Süßigkeiten suchte, fielen die Plastikblumen aus dem Rucksack. Ihre Mutter hatte extra künstliche mitgebracht, da die Großmutter ohnehin keine Lust hatte, die Blumen zu gießen, weshalb echte Pflanzen schnell eingingen.

Während das Mädchen am Straßenrand saß und die Süßigkeiten in sich hineinstopfte, wurde es beobachtete, doch das bemerkte es nicht.
 

Ein paar hundert Meter entfernt hockte zwischen den Bäumen ein Wolf, der das Kind genau im Blick hatte. Die rote Zunge hing ihm aus dem Maul und verzweifelt hoffte er darauf, dass das Mädchen sich ihm in wenigen Minuten näherte.

Er hatte extra darauf geachtet, sich ganz in der Nähe der schönsten Blumenwiese zu platzieren, denn vor einigen Generationen hatte einer seiner Vorfahren es genau an dieser Stelle geschafft ein Mädchen, das allerdings einen roten Mantel getragen haben soll, zu überreden, Blumen für seine Großmutter zu pflücken.

So hatte er es damals geschafft sowohl das Kind, als auch die Oma hinters Licht zu führen und sie beide aufzufressen. Die Geschichte hatte für den armen Wolf zwar kein gutes Ende genommen, aber dennoch wurde sie von Generation zu Generation weitergegeben. Und jetzt hatte der junge Wolf, der im Gebüsch hockte, die einmalige Chance es seinem Vorfahr gleichzutun.

Alles in ihm war angespannt, als er schließlich sah, wie das Mädchen sich erhob, die Sachen packte und den Bürgersteig der Straße verließ, um direkt auf ihn zu zukommen. Der kürzeste Weg zum Haus der Großmutter führte über diese Blumenwiese, das wusste der Wolf genau. Es fiel ihm schwer, das instinktive Schwanzwedeln zu unterdrücken, aber er gab sich alle Mühe, schließlich wollte er sich nicht frühzeitig verraten.

Doch es dauerte ungewöhnlich lange, bis das Mädchen die Wiese erreichte und der Wolf bemerkte, dass die Kleine nur langsam vorwärts kam. Als es schließlich doch in Reichweite war, sah der Wolf, dass sie einen Strauß Plastikblumen in den Händen hielt. Wir sollten er sie jetzt überreden Blumen zu pflücken, so wie es sein Vorfahr getan hatte?

Das Kind kam immer näher und je näher es kam, desto offensichtlicher wurde es, wie dick es war. Der Wolf war so überrascht, dass sogar der Drang zum Schwanzwedeln verschwand. Wie sollte er ein solches Kind verschlingen? Es war zu groß, zu dick und es passte schlichtweg nicht in seine Magen. Erst Recht nicht zusammen mit der Großmutter, die auch noch auf seinem Speiseplan stand. Er kauerte sich zusammen und ließ seinen Kopf winselnd auf seine Vorderpfoten sinken. Das Mädchen hörte das Winseln des enttäuschten Wolfes nicht, sondern ging einfach daran vorbei, während das Tier es vorbeiziehen ließ.
 

Und die Moral von der Geschicht’, dicke Kinder frisst man nicht ;)



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