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Der Schreiber...

...legt seine Seele ins Tintenfass
von

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024 Angst

Thema 024 Angst
 

Sabine starrte in den großen Ganzkörperspiegel.

Sie wusste, dass die Frau, die von dort aus zurückstarrte, niemand anders als sie selbst sein konnte, doch in diesem Augenblick wollte sie es einfach nicht wahrhaben. Das vor Sorge eingefallene Gesicht, die tiefen Augenringe, die von einer Nacht zeugten, in der sie keinen Schlaf gefunden, sondern sich immerzu von einer Seite auf die andere gewälzt hatte – das konnte unmöglich zu ihr gehören.

Zu ihr, die ihre Leben doch so fest im Griff hatte, die eine glückliche Kindheit gehabt und es bis an eine der besten Universitäten des Landes gebracht hatte mit der Aussicht auf einen glatten Einserdurchschnitt.

Ihre Finger legten sich auf ihre Brust, dort wo ihr Herz war und hielten inne. Sabine konnte spüren, wie es pochte, schnell, unbarmherzig von ihrer Angst zeugend. Dann wanderten ihre Hände weiter abwärts, strichen sanft über die nackte Haut ihres Bauches und ruhten dort schließlich.

Sie konnte selbst nicht sagen, was sie dazu bewegt hatte, aber ein paar Minuten zuvor hatte sie das Bedürfnis verspürt, sich noch einmal so zu betrachten, wie sie jetzt war, denn sie war sich sicher, dass sich alles ändern würde, ganz egal wie sie sich entschied.

Oder ob sie sich entschied. Sie konnte es auch einfach geschehen lassen, so tun als hätte sie nichts bemerkt. Ihr Blick wanderte im Spiegel auf und ab, musterte ihren fein gebauten, schlanken Körper, die weichen blonden Haare, die sie eben noch mit so viel Sorgfalt gewaschen hatte. Der flache Bauch, auf dem ihre Hände ruhten, die kleinen spitzen Brüste, die vielleicht nicht jedem gefielen, aber ihrer Meinung nach gut mit dem Rest ihres elfenartigen Körpers harmonierten. Was, wenn sie viel zu schwach für so etwas war, wenn ihr Körper zu klein war, um so etwas überleben zu können?

Und was war, wenn sie es schaffte, wenn sie es wirklich tat und alles gut ging? Was würde geschehen, wie würde sie weitermachen?

Konnte sie überhaupt weitermachen?

Konnte sie ein neues Leben anfangen?

War sie überhaupt in der Lage, so etwas zu schaffen? Sie spürte, wie sich ihre Muskeln zusammenkrampften und sah im Spiegel, dass ihre Hände zitterten, obwohl sie fest auf ihrem Bauch auflagen.

Warum? Warum war so etwas geschehen?

Ihr Leben war so perfekt gewesen, so kontrollierbar und jetzt stand sie am Abgrund, voll Sorge und Angst blickte sie in die Zukunft. Was sollte sie mit dem kleinen Wurm anstellen, der jetzt in ihrem noch flachen Bauch heranwuchs?

Wie sollte sie einen Platz für ein Kind in ihrem Leben finden?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TommyGunArts
2010-04-24T18:39:20+00:00 24.04.2010 20:39
Tolle Story!
Sehr bewegend und traurig.
Die Angst wird deutlich sichtbar, auch wenn es nicht die normale Angst ist, die man verspürt, wenn man Spinnen sieht oder sich erschreckt.
Hierbei Handelt esa
sich um die Zukunftsangst. Gut finde ich, dass du so ein Thema gewählt hast.
Vielen Menschen passiert so eine ungewollte Schwangerschaft und die meisten haben nicht die Möglichkeit ein Kind zu ernähren.

Gut gemacht.

lg
schnorzel



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