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Von singenden Weihnachtsbäumen und anderen Katastrophen

Sephiroth vers. Christbaumkugel Reno (Sephiroth x Reno)
von

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Der Erbsenschreck

Der Erbsenschreck
 

Eh ich mich versah, stand ich auch schon vor der Essensausgabe. Mein Magen drehte sich schon beim Anblick der Steaks, Schnitzel und sonstigen, mächtigen Mahlzeiten. Ich hatte ja erst kürzlich gut und reichlich gegessen, also machte ich mich über das Gemüse her. Mit leerem Teller hier rumzuspazieren wäre mehr als auffällig gewesen. Da hatte ich aber die Rechnung ohne den 2nd gemacht, der noch immer ein achtsames Auge auf mich hatte: „Das is ja jetzt wohl ein Scherz oder?....Das nennst du Futter?“, und schon zerrte er mich am Kragen zurück, drehte mich um und tauschte mit mir den Teller. Ungläubig starrte ich auf den schwer beladenen Teller, dann ihm ins Gesicht. Dieser schüttelte nur den Kopf und stemmte die Hände in seine Hüften. „Das da ist Futter! Iss das! Sonst wird aus dir, dürrem Klappergestell, nie ein Soldier!“, wurde ich belehrt und er deutete dann auf die Tische, damit ich endlich etwas äße. Mir blieb keine andere Wahl, als mich in Bewegung zu setzen und sah mich nach einem geeigneten Platz um. Überall waren die Tische sehr voll und von manchen drangen schmatzende und grunzende Geräusche an meine Ohren. Denen wich ich aber lieber aus, da solche Gesellschaft meine Tellervernichtung bestimmt erschweren würde. Zum Glück fand ich dann noch einen Platz, an dem nur einer saß und in seinem Essen stocherte. Auf meinen Gruß und die Frage, ob ich mich denn zu ihm gesellen dürfe, erntete ich nur ein „Hmm.“. Nach zehn Bissen hätte ich am liebsten den Teller weggeschoben und so fing ich an meine Speisen lustlos zu sortieren und schmiedete einen alles vernichtenden Plan. Mein Instinkt sagte mir, dass ich noch immer unter Beobachtung stand.
 

Während ich mein Essen strategisch anordnete, fiel mir mein eigentliches Dasein hier wieder ein und die Gelegenheit war günstig, nur das Opfer zum Interviewen schien gänzlich ungeeignet zu sein. Trotz mehrerer Konversationsversuche meinerseits, schwieg mein Gegenüber hartnäckig. Langsam ging mein Schlachtplan auf, das Feld lichtete sich und ich näherte mich dem letzten Endgegner. Dem Steak! Nur an meinem Tischgenossen biss ich mir die Zähne aus. Kein Ton kam über seine Lippen und er betrieb stur weiter seine Gemüsefolterung oder besser gesagt, den Versuch, denn die Erbsen ließen sich das nicht gefallen. Sie traten nach und nach die Flucht an, in die vermeintliche Sicherheit und zwar auf meinen Teller! Ich legte die Gabel nieder, trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte und besah mir die kleinen grünen Eindringlinge. Mein mürrisches Räuspern holte den Grünzeugverächter aus seinen Gedanken.
 

Er starrte auf die Flüchtlinge auf meinem Teller und gab doch tatsächlich ein Wort von sich „Tschuldigung!“, meinte er nur verlegen, senkte wieder den Blick und malträtierte unbeirrt weiter.
 

Weitere Versuche, ihn zum Reden zu bringen, scheiterten kläglich. Er war wirklich eine Herausforderung. Während ich über den Infanteristen sinnierte, beendete ich die Schlacht, spießte das letzte Stück von dem Steak auf und betrachtete es nachdenklich mit gehobener Augenbraue: „Du warst ein würdiger Gegner und gesprächiger als mein Tischgenosse.“ Der Sieg war mein, als ich mir nun auch den letzten Bissen in den Mund schob. Fein säuberlich legte ich mein Besteck auf den Teller und bemerkte, wie ich von dem Gemüseschrecken verwundert angesehen wurde.
 

Es war einmal wieder der Beweis für mich, dass Höflichkeit und dessen dazugehöriges Benehmen nicht dazu taugte, um Interesse zu wecken. Ein „blöder“ Spruch erzielte mehr Erfolg, als Respekt. Ich schüttelte nur verständnislos den Kopf, doch das blaue Augenpaar schaute mich noch immer unverwandt an. Dieser Mensch konnte sogar mehr sprechen, als nur ein Wort! Sogar einen ganzen Satz!
 

„Hmmm...war was mit dem Steak nicht in Ordnung?“
 

„Dem Steak geht es bestens. Danke der Nachfrage.“
 

Sogleich stahl sich ein überlegenes Lächeln auf meine Lippen, was bei dem Blondschopf aber für Verwirrung sorgte, seinem Blick nach zu urteilen.
 

„Ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, was mit dir los ist. Du wirktest so abwesend und da du nicht reagiert hast, nach mehrmaligem Ansprechen, hab ich es irgendwann gelassen.“
 

„Oh, das tut mir leid. Ich hab nichts gehört.“ So etwas in der Art hatte ich mir schon gedacht.
 

„Offensichtlich! ... Darf ich fragen, warum du so gedankenverloren warst?“, ich lehnte mich zurück, wartete auf seine Antwort und sah mir seine interessante Frisur einmal näher an. So ein Gebilde hatte ich noch nie gesehen. Sie war mit Sicherheit genauso markant, wie sonst die meine. Müssten Infanteristen nicht immer Helme tragen, würde er mit den Stacheln auf dem Kopf unter Tausenden herausstechen. Dieser legte sein Folterinstrument neben den Teller, seufzte dann und schaute niedergeschlagen auf die Erbsenleichen. Alle meine Instinkte rieten mir zu sofortigem Rückzug. Seelsorge war nun gar nicht mein Fachgebiet und das, was da jetzt vor mir saß, schrumpfte gerade zu einem Häufchen Elend zusammen und es war keine Verstärkung in Sicht.
 

Regel Nr.1: trat sofort in Kraft! Ruhe und Sicherheit ausstrahlen.
 

Regel Nr.2: Nicht locker lassen, das gehört zur Verwirrtaktik.
 

Also hakte ich nach: „Und? Ist das so ein Geheimnis?“, und wieder wartete ich geduldig auf Antwort.
 

Regel Nr.3: mit Bedacht weichklopfen, wenn nötig zermürben, umgangssprachlich auch „auf die Nerven gehen“ genannt.
 

„So schlimm?“, fragte ich noch mal nach, aber er verneinte.
 

Langsam regte sich das Kerlchen wieder, straffte seine Schultern und setzte an: „Ja, ist es. Ich bin ein Nichts! Ich habe meine Prüfung nicht bestanden! Ich werde nie ein Soldier werden. Und ... ach, ist doch egal.“, und schon wurde aus dem Kerlchen wieder ein Häufchen.
 

Irgendwie konnte ich nicht anders, als noch einmal nachzusetzen. „Und was sonst noch?“, er tat mir ein wenig leid.
 

Wieder seufzte er: „Ich hatte so sehr gehofft, ihn wenigstens EINMAL sehen zu dürfen.“
 

„Wen?“
 

„Sephiroth.“
 

„ ...“
 

„Nie bekommt man ihn zu Gesicht.“
 

„ ...“
 

„Er ist so unnahbar.“
 

„ ...“
 

„Egal von wem, man wird von allen abgewimmelt. Sogar von denen aus seinem Fanclub.“
 

„ ...“, in meinem Inneren hörte ich schon den nächsten Zug anrollen.
 

„Manchmal glaub ich, dass es ihn gar nicht gibt. Dass er nur erfunden wurde. Der perfekte Held, von dem alle nur träumen. Ein Mythos.“
 

„ ...“, der mich natürlich nicht verfehlte, erneut erfasste und überrollte. So realisierte ich auch erst nicht, dass sich ein Hauptmann vor unserem Tisch aufbaute, wütend räusperte und meinen Tischnachbarn anbrüllte.
 

„Strife!“, der junge Infanterist zuckte zusammen, „Bewegen Sie ihren nichtsnutzigen Ar***. In fünf Minuten will ich Sie bei der Truppe sehen, sonst reiße ich Ihnen den ebengenannten eigenhändig auf und serviere ihn dem General!“, dann zog er ab und ich rang darum die Fassung zu wahren, sonst hätte ich mit diesem Motzknochen das gemacht, was er dem Jungen gerade eben angedroht hatte. Fassungslos sah ich den Blonden an, der seinem Vorgesetzten angesäuert hinterher starrte. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er sich wieder in ein Häufchen Elend verwandeln würde, stattdessen straffte er seine Schultern und stand missmutig auf.
 

„Entschuldige, ich muss gehen. Hast ja gehört ... ich kann mir den Scheiß jetzt auch die ganzen Feiertage antun“, murrte er und zog nun auch von dannen.
 

Ich blickte ihm noch eine Weile hinterher. Diese Stacheln stachen in der Tat heraus. Beiläufig bemerkte ich, dass Zack sich neben mich setzte und ich meinte nur: „ShinRa hat echt ein Frisurproblem!“, und wandte mich dann dem 2nd zu, der mir ein Wasserglas zuschob, dabei laut lachte und mir freundschaftlich auf die Schulter klopfte.
 

„Ja, das denke ich auch.“, meinte er schelmisch grinsend und erzählte mir wieder eine Geschichte: „Neulich hatten wir mit Genesis und Angeal Training ..........“, ich lauschte ihm interessiert. Vor allem brauchte ich ihm nicht alles herauszuködern, was ich diesmal als sehr angenehm empfand. Es war sogar recht unterhaltsam und ich trank derweil genüsslich mein Wasser. Zack strahlte und unterstrich seinen Bericht noch mit euphorischen Gesten: „ ..., dann kam Genesis wieder aus dem Büro vom General und meinte, dass Rapunzel heute schlechte Laune habe und er ihn morgen wieder aufsuchen würde.“ Reflexartig griff im letzten Moment noch nach meiner Serviette und hielt sie mir vor den Mund, sonst hätte dessen Inhalt sich jetzt in Fairs Gesicht wiedergefunden. Meine Lunge brannte nach dem folgenden Hustenanfall. Zack klopfte mir besorgt auf den Rücken: „Mensch Junge, deine Nerven müssen echt besser werden, wenn du Soldier werden möchtest!“
 

Wenn das SO weiter ginge, würden mich meine eigenen Leute noch ins Grab bringen. Das wurde mir da klar. Genauso wie mir klar war, dass Genesis dafür büßen würde, mich derartig vor den 2nd Class zu betiteln.
 

„Alles wieder in Ordnung?“, fragte mich Zack dann.
 

„Ich werde es überleben, im Gegensatz zu jemandem anderen.“, worauf ich dann nur einen ratlosen Blick erntete. Das brauchte auch der Schwarzhaarige nicht verstehen, das war eine Privatangelegenheit zwischen mir und dem Bücherwurm. Mit dem ich wohl, wie mir schien, so einiges zu klären hatte. Spätestens bei nächsten Training. Für Vergeltungspläne hatte ich jetzt jedoch keine Zeit. Ich wollte ja herausfinden, warum hier so eine gedrückte Stimmung herrschte und was man dagegen unternehmen konnte. Vielleicht kannte ja der Sonnenschein neben mir den Grund und ich fragte noch einmal genauer nach: „Sag mal Zack, was ist hier eigentlich los? Warum ist die Stimmung so komisch? Das war doch nicht immer so? Liegt das alles an diesem Baum, von dem wir sprachen?“ Er bestätigte das: „Ja, das liegt alles an dem Baum. Das muss man aber sehen, um es zu verstehen!“, er sah auf seine Uhr und meinte „Das könnten wir noch schaffen!“, und schon wurde ich am Kragen gepackt, hochgezerrt, halb hinterhergeschliffen und fast dabei getragen.
 

„Ich kann selber laufen!“, zeterte ich.
 

„Ich bin ein Soldier, ich bin schneller als du.“
 

„Das glaubst auch nur DU!“
 

„Fordere mich nicht heraus, Kleiner!“, und wieder lachte er freundlich.
 

„ ...“, langsam bekam ich es wirklich an den Nerven!
 

Als wir wieder im Foyer standen ließ er mich los. Ich sortierte mürrisch meine Kleidung und richtete sie wieder. Zum Teil sehnte ich mich jetzt wieder in meiner Rüstung zu stecken, da ich in dieser eher selten, bzw. noch nie, umhergetragen wurde. Genauso wenig, dass es kaum einer wagen würde, mir so in die Seite zu stoßen, wie Zack es jetzt tat, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Er deutete auf die Kinder, die am Empfang standen und traurig guckten, als ihnen eine Frage beantwortet wurde. Nach und nach gingen sie dann wieder Richtung Ausgang, mit niedergeschlagenen Gesichtern. Diesmal war ich es, der den 2nd fragend ansah.
 

„Sie fragen jeden Abend um 18.00 Uhr, ob nicht doch noch ein Baum aufgestellt wird. So wie mit den Kids, ist das auch mit einigen anderen hier ... “
 

„Wie jetzt?“, hakte ich verwirrt nach.
 

„Viele von ihnen haben keine oder hatten nie eine Familie ... “
 

„Verstehe, dann freuen sie sich, wenn sie sich an etwas Angenehmes erinnern können, da ihnen so schon nicht vieles bleibt.“
 

„Ja, ganz genau!“
 

„Der Baum muss her!“
 

„Tja, das sag mal den Bürosesselwärmern! Leider is keiner von uns Sephiroth, der wäre der einzige, der denen Dampf unter dem Hintern machen könnte.“ Da lag er aber zum Teil falsch in der Vermutung. ER war nicht Sephiroth, aber ICH war es. Unser Interesse galt dann aber Reno, der mit Rude gerade das Foyer, mit etlichen Keksdosen beladen, vor sich hin meckernd betrat. Er fuhr sofort Tseng an, der aus dem Fahrstuhl trat.
 

„Sach ma Alter, bin ich jetzt der Kurierdienst oder was is los? Was solltn der Scheiß, das ich Kekse holen sollte? Rote Kopfbedeckung heißt nich gleich Weihnachtsmann! Is das klar?“
 

Tseng rümpfte aber nur die Nase: „Stell dich nicht so an! Die sind für dein Spatzischatzi! Seine Sekretärin hat die heute geordert, weil das wohl Sephiroths Lieblingskekse sind und zu ihm sollst du sie jetzt auch bringen!“, dann verschwand er auch schon wieder und ließ einen staunenden Reno zurück, der dann mit den Schultern zuckte.
 

„Wenn das so ist.“ Sein Blick wurde leicht verträumt, als er sich dann die besagte Weihnachtsleckerei besah und ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen.
 

Am liebsten wäre ich zu ihm gegangen. Ich hörte zwar, dass Zack wieder über den Baum erzählte, aber ich nahm das nur am Rande wahr. In mir breitete sich wieder dieses warme Gefühl aus, das mein Magen aber nicht gut hieß, weil es sich anfühlte, als ob er sich andauernd um seine eigene Achse drehte. Erschwerend kam noch hinzu, dass er völlig überfüllt war.
 

Weiter ahnte ich noch nichts von der nächsten Zugattacke. „So plüschig, wie Sephiroth auch manchmal mit seinem Rosenshampoo ist, so ist die verwöhnte Memme* wahrscheinlich der einzige, der hier auf wundersame Weise einen Baum hinbefördern könnte.“ Ich fühlte, wie sich in mir ein Schalter umlegte. DAS war ein Zug zuviel!
 

„Plüschig!? Rosenshampoo!? Memme!?”, erbost sah ich Zack an. Doch irgendwas störte an dem Bild, denn der Schwarzhaarige hatte einen Schlagstock unter der Nase, der direkt auf ihn gerichtet wurde.
 

„Ich zeig dir gleich, wer hier eine plüschige und rosenshampoonierte Memme ist, weil ich eine aus dir machen werde, wenn du noch einmal so einen Scheiß über Sephiroth erzählst!“, hörte ich nun Reno neben mir grollen. „Erstens verabscheut er alles was ansatzweise mit Plüsch, rosa oder sonstigem zu tun hat. Zweitens benutzt er das billige Vanilleshampoo aus dem Reformhaus neben an! Also nichts da, mit Spezialanfertigung und so, er hasst es sogar, wenn man so einen Wind um ihn macht und da macht man eher Bekanntschaft mit seinem Schwert, als einem lieb ist! Und jetzt zu der Memme, du Pfeife! Ich glaube kaum, dass sich alle möglichen Leute, dazu gehörst bestimmt auch du, wenn du ihm das ins Gesicht gesagt hättest, vor einer Memme in die Hose scheißen. Ach, und nur ne Info am Rande, Genesis benutzt das Spezialrosenzeugs. Bist echt toll informiert und in Zukunft solltest du mir vielleicht, aus gesundheitstechnischen Gründen, nicht zu nahe kommen!“, er schaute Zack noch mal eindringlich an, dann trafen sich unsere Blicke und blieben regelrecht aneinander hängen.
 

Es sah so aus, als ob Reno noch etwas sagen wollte, doch weiteten sich seine Augen nur und man merkte, dass er sie nicht von meinen wenden konnte. Mir erging es aber nicht anders. Dieses intensive Blaugrün zog mich irgendwie in den Bann und stand im totalen Kontrast zu dem feuerroten Haar. Eigentlich wollte ich auch noch etwas sagen, aber das war mir auch entfallen. Mir schien es auch nicht mehr wichtig. Ein Räuspern riss uns von einander los. Beide sahen wir Zack verwirrt an. „Oh Mann, Leute! Wir sind hier im Foyer! Wenn ihr übereinander herfallen wollt, dann bitte nicht hier.“, der nun wieder anfing zu lachen, als er das empörte Gesicht von dem Turk sah und sprach unbeirrt weiter: „Eigentlich hatte ich gedacht, dass du auf den General stehst. Wenn ich da so an deine Ansage von eben denke, aber Junior scheint es dir ja wohl auch angetan zu haben.“ „Nerv nicht!“, erwiderte Reno nur und verschwand.
 

Fair schmunzelte wieder breit und klopfte mir abermals freundschaftlich auf die Schulter: „Kleiner, du solltest nicht alles so ernst und schon gar nicht MICH! Das Leben ist es schon viel zu oft. Mit ein wenig Humor sieht alles nicht mehr ganz so finster aus. Was meinst du wohl, was ich für Spitznamen habe? Mann, da wäre ich froh nur „Rapunzel“, wie der General, genannt zu werden!“, ich war jedoch noch zu verwirrt, um zu antworten. Langsam wurde ich auch aus dem Sonnenschein schlau, er gab jedem, den er mochte, die unmöglichsten Kosenamen. Wenn er mich schon „Memme“ nannte, was war Angeal dann erst? Ich fragte aber lieber nicht nach. Meine Nerven hatten heute schon genug gelitten und eigentlich wollte ich jetzt nur noch in mein Büro und ich verabschiedete mich von Zack und wollte gehen, doch er bestand darauf, mich noch nach draußen zu begleiten. Wieder fiel mir Angeals Kommentar über seinen neuen Schüler ein, dass er anhänglich, wie ein kleines Hündchen sei und das traf es in der Tat.
 

Eigentlich wägte ich mich schon in Sicherheit, da ich davon ausging, dass nichts Besonderes mehr passieren würde. Weit gefehlt! Kaum waren wir aus dem Gebäude, wurden wir fast von dem Hauptmann, der meinen Tischgenossen so angebrüllt hatte und dessen Truppe überrannt. „Ja, spinnt der denn? Hier dürfen keine Truppen aufmarschieren, wegen der Zivilisten. Die erschrecken sich doch halb zu Tode, bei so vielen bewaffneten Soldaten!“, knurrte ich.
 

„Miller! Das sind alles arme Schweine, die in seiner Einheit sind.“, hörte ich den 2nd ernst neben mir sagen: „Von denen hat noch nicht EINER die Aufnahmeprüfung zu Soldier bestanden, obwohl da einige gute Jungs bei sind.“
 

„Ich kann dir jetzt nicht folgen.“, meinte ich nur, besah mit gehobener Augenbraue die Gruppe näher und verschränkte die Arme nachdenklich.
 

„Wenn ich es jetzt nicht besser wüsste, könnte man meinen, dass du mit Sephiroth verwand wärst. So wie du da stehst!“ Perplex sah ich ihn an.
 

„ Der steht auch immer in so einer Denkerhaltung. ... Naja, zu Miller. Der Typ hat damals nicht die Aufnahmeprüfung geschafft. Das hat ihn wohl so gefrustet, dass er das keinem anderem gönnt. Schon gar keinem aus seiner Einheit, darum scheucht er sie auch immer so durch die Gegend und gönnt ihnen kaum Pausen. So ausgelaugt, schafft natürlich niemand die Prüfungen. Viele regen sich schon über ihn auf, nur irgendwie traut sich niemand, was zu sagen. Da bekommt man dann eher so einen Müll zu hören wie, wäre ja lächerlich, den General wegen ein paar kleinen Infanteristen zu belästigen.“
 

„Na toll!“, langsam wurde ich sauer und so war mein Ton wohl auch. Ich musste ins Büro, also verabschiedete ich mich endgültig von Zack und zog ab. Kaum war ich außer Sichtweite und unbeobachtet, stahl ich mich in einen Schatten und erhob mich aus diesem in die Lüfte, nur um Sekunden später auf dem Fenstersims von meinem Büro zu stehen. Für mich war das der angenehmste Weg dort hin.
 

Es gab viel zu tun und es galt keine Zeit zu verlieren. Mein Blick fiel auf meinen Schreibtisch, den jetzt nicht nur ein singender Baum zierte, sondern auch einen Plätzchenteller. Ich musste schmunzeln, als ich darauf meine neu auserkorenen Lieblingsplätzchen erspähte. Ich ging sofort zu Mrs. Singer nach vorne, die mich aber ganz entgeistert ansah:
 

„Mein Güte! Wo kommen Sie denn her?
 

„Aus meinem Büro?“
 

„Na, Sie sind mir ja ein Schelm!“
 

„Solange ich nur das bin ...“, ich winkte ab.
 

„Mrs. Singer, ich hab noch ein Attentat auf Sie vor. Wäre es möglich, dass Sie heute noch ein paar Stunden länger bleiben könnten?“
 

„Wenn Sie mich schon so lieb bitten, General Crescent.“, sie lächelte nur. „Was kann ich denn noch für Sie tun? Waren Sie erfolgreich? Was haben Sie herausgefunden?“
 

„Wollen Sie das wirklich wissen?“
 

„Ja, natürlich! Sie waren fast drei Stunden unterwegs!“
 

„Tatsächlich? Ohje, wir müssen uns beeilen. Ich möchte, dass Sie eine Abmahnung nach §1455 und nach §2387 verfassen und, dass bei nicht Einhalten dann § 0025 in Kraft tritt. Weiters möchte ich noch, dass Sie eine Bekanntmachung aufsetzen, die besagt, dass jene Rekruten, die dieses Jahr bei den Aufnahmeprüfungen zu Soldier abgelehnt wurden, die Möglichkeit haben, sich nächstes Jahr erneut zu bewerben.“ Ich verfiel wieder in meine Denkerhaltung und überlegte, ob ich noch etwas vergessen hatte, während sie sich fleißig Notizen machte.
 

„In Bezug der Abmahnung werde ich Ihnen gleich die genauen Daten durchsagen, um welchen Hauptmann es sich handelt.“
 

Ich sinnierte weiter, nahm mir einen Becher Kaffee mit und machte mich auf den Weg zu meinem Schreibtisch. Ich hielt noch mal inne: „Ich bin zu einem Schluss gekommen!“, und sah der älteren Dame noch einmal in die Augen.
 

„Alle irre hier!“, und ging dann endgültig. Schnell hatte ich Hauptmann Miller gefunden, griff nach dem Hörer und übermittelte die genauen Daten.
 

„Noch eine Bitte. Ich möchte, dass sie Tseng augenblicklich in mein Büro bestellen!“
 

Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück, drehte mich mit ihm um, damit ich aus dem Fenster sehen konnte und wartete auf das Eintreffen des Turks.
 

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*Zack bezeichnet Sephiroth in Crisis Core, vor Tseng, wirklich so.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2009-02-25T16:10:58+00:00 25.02.2009 17:10
Da wäre ich anfänglich ja fast versucht gewesen Mitleid mit dem großen General zu haben, sooft, wie er dem Erstickungstode nahe war, durch die Gegend geschubst, bedroht und abgeklatscht wurde.
Er wurde gemästet, führte einen Kampf gegen grüne Eindringlinge aber gewann letztendlich doch noch die Schlacht - nur um, während seiner kleinen Maskerade zu erfahren, dass er wohl für manch einen nur ein Mythos sei.
Dass andere versuchen ihn zu hacken, manche ihre Kompetenzen erbarmungslos überschreiten, etc., aber wenigstens gibt es da jemanden, der sich voll und ganz nach ihm verzehrt, ihn verteidigt und jedem Schläge androht, der sich auch nur traut irgendwas gegen ihn zu sagen und sei es auch nur als Scherz gedacht.

Es war einfach zu amüsant zu lesen, wie sich Reno für seine Liebe einsetzt, ja sogar bestens darüber Bescheid weiß, wer welches Shampoo verwendet. Einfach köstlich! Köstlich? Was mir auch noch diese leckeren Lieblingsweihnachtsplätzchen ins Gedächtnis ruft. Vielleicht sollte er mehr davon naschen, dann könnte man ihn nicht mehr so einfach durch das halbe Gebäude „tragen“.

Hatte wieder sehr viel Spaß beim Lesen und freue mich schon unheimlich auf das nächste Kapitel!

HDGDL Lidsi ***
Von:  Jadestern
2009-02-09T20:54:36+00:00 09.02.2009 21:54
*lach und immer noch unterm tisch lieg*
gott, nein wie geil... sephiroth als rapunzel zu bezeichnen. Ehrlich, ich weiß nicht, wieso du sowenige kommis hast. Ich finds einfach nur hammerlustig. Gute Idee Seph mal auf ne undercovertour zu schicken und das haste auch noch super beschrieben. ich war echt nur am schmunzeln und lachen.
meine güte... wirklich ne klasse geschichte. ich freu mich schon aufs nächste kapitel!!!
LG
Anka
Von:  sniper2931
2009-02-07T11:03:35+00:00 07.02.2009 12:03
Hoi!
Das Kapi is dir richtig super gelungen^^.
Seph tut mir voll Leid - muss nen zweites üppiges Mittag zu sich nehmen. Ich denke, wenn Zack wüsste, wenn er da vor sich hatte, würde er ganz klein mit Hut sein XD. Diese Engelsgeduld, die Seph an den Tag legt - einfach genial (würd ich auch gern haben).
Das Wölkchen haste auch super hinbekommen - mit seiner Schüchternheit und allem drum und dran^^.
Ich kann kaum das nächste Kapitel abwarten - schreib bitte ga~nz schnell weiter!! *Hundeblick aufsetz* GLG
Von:  SemSephiroth
2009-01-26T15:07:31+00:00 26.01.2009 16:07
Juhu!
Ja ja das netzt ist klein, ich weiß!
Das ist bei weiten der beste Teil, bis jetzt!
Wenn man den liest ist jede miese Laune weg.

Eins muss man dir lassen was du schreibst kann man sich Bildlich vorstellen! Und das liebe ich so an deinen Storys.

Mach weiter so und hoffentlich werden die anderen noch besser!

MFG Sem

Von: abgemeldet
2009-01-25T16:04:29+00:00 25.01.2009 17:04
Hupps verschrieben , sollte Seph heißen^^
Von: abgemeldet
2009-01-25T16:03:50+00:00 25.01.2009 17:03
Wieder ein tolles Kapie^^
Die Selbstbeherschung von SAeph würd ich gerne haben, ich wäre schon an die Decke gegangen oder vor Scham in dem Boden versunken XD
Ich freu mich schon auf die weiteren ^^
LG A-m-l


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