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Kaizoku Gakuen

Update 2023: in Überarbeitung
von

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kleine Bemerkung am Rande…

Frohe Weihnachten an alle!

Wie jetzt unschwer zu erkennen ist: Ich lebe noch. Und es wird bei KG auf jeden Fall weiter gehen; ich hoffe, in etwas kürzeren Abständen, als das in letzter Zeit der Fall war. u.u"

Aber jetzt erst mal viel Spaß mit dem neuen Kapitel seit langem und danke an alle, die so lange darauf gewartet haben und weiterlesen! Milli.
 


 

п8. Kapitel – Willkommen zurück!
 

[~2005-05-20 – Friday~]

Mihawk nahm gegenüber des Schuldirektors Platz.

Seit er die Kaizoku Gakuen besuchte, war Gol D. Direktor und er konnte sich auch schlecht jemand anderes vorstellen, der diese Aufgabe übernehmen würde – ebenso wenig kamen ihm viele Menschen in den Sinn, die dieser Aufgabe gewachsen gewesen wären. Das Gleiche traf auf die Lehrer zu. Vergrault hatten sie schon so einige. Ein paar hatten es nur wenige Tage ausgehalten, andere hatten nach einem Monat das Schulgelände in einer Nacht-und-Nebel-Aktion fluchtartig verlassen und waren danach nie wieder gesehen worden.

Es bedurfte wohl einer gewissen Ruhe, um sich von den Ereignissen hier nicht wahnsinnig machen zu lassen, andererseits aber auch eines geradlinigen und rigorosen Führungscharakters, um die Schule nicht im Chaos versinken zu lassen.

Manchmal bewunderte Mihawk den Älteren, dass er es geschafft hatte, diese Schule überhaupt aufzubauen und nun zu führen. Neben den finanziellen Mitteln, die nötig waren, um die Schulgebäude und Unterkünfte zu bauen, Lehrmaterial zu beschaffen und tagtäglich für genügend Essen zu sorgen, waren wohl auch jede Menge Geduld und Erfahrung von Nöten gewesen. Wie sonst sollte man einen Haufen Jugendlicher unter Kontrolle bekommen, der von diesem Wort noch nie zuvor gehört hatten?

Viel schien Gol D. heutzutage nicht mehr zu machen. Man sah ihn kaum, er hockte in seinem Büro und wenn man da mal rein musste, dann war dieser mit dem Lesen fragwürdiger Heftchen oder dem Spielen von Videospielen auf winzig kleinen Geräten beschäftigt. Die Schule schien sich mehr oder weniger alleine zu führen. Mihawk war sich nicht mal sicher, ob er die Lebensmittel bestellte, die an die Küche geliefert wurden, oder ob das Carne übernahm.

Dafür, dass die Schule an sich kein Einkommen, sondern nur Ausgaben hatte, war es schon erstaunlich, dass jeden Morgen der Unterricht aufs neue Beginnen konnte. Klar, sie waren eine öffentliche Schule (nur dass hier niemand hin wollte und niemand freiwillig kam, sondern dieser Schule zugewiesen wurde) und bekam somit Fördermittel vom Staat. Von welchen Spendengeldern der Sportplatz oder der Jeep bezahlt worden waren, wollte Mihawk gar nicht erst wissen.

Sicher war, dass Gol D. noch weit mehr Kontakte hatte, als bloß die zu Regierung, die ihm immer hin erlaubte, seine Schule offen zu lassen, ganz gleich, welche schlechten Nachrichten auch kamen.

Mihawk wusste nicht viel, über den alten Mann, der einmal so viel Schweiß und Arbeit in die Ausbildungsstätte gesteckt hatte, die er nun besuchte. Er wusste nur, dass er einmal ein sehr mächtiger Mann gewesen sein musste, wenn man ihn hatte machen lassen; ihn sogar unterstützt hatte.

Und, es mussten mal mehr beteiligt gewesen sein, als bloß Gol D. – Leute, die Gelder geliehen hatte, um die Baufirmen zu bezahlen, andere, die sich bereiterklärt hatten, zu unterrichten und später auch Professoren, die ihre Stelle an einer sehr wahrscheinlich besser angesehenen Universität aufgegeben hatten, um hier zu arbeiten, mit Schülern, die sicher weit weniger kooperativ gewesen waren.

Es war sicher schwer gewesen, die allererste Klasse zu unterrichten, wo niemand Lust hatte, etwas zu lernen.

Wenn heute jemand neues zu ihnen stieß, dauerte es nicht lange, bis er sich eingegliedert hatte, denn er hatte keine andere Wahl. Es duldete keiner der Schüler, wenn sich ein Fremder einfach so mit einem ihrer Lehrer anlegte; mit einem der Männer, die ihnen ihre zweite, manchen die dritte oder vierte Chance gaben. Wer es bis auf diese Schule geschafft hatte, war wieder dabei. Diejenigen, die das begriffen hatten, waren dankbar und wenn jemand dazustieß, der das erst noch lernen musste, waren die Schüler die ersten, die sich anboten, es ihm beizubringen…

Aber wenn es niemanden gab, der das schon gelernt hatte, war es sicher nicht einfach, sich als Lehrer da durch zu setzten. Es war ja jetzt manchmal noch schwer, die Rasselbande zur Ruhe zu bekommen, wenn die Pause gerade zu Ende war. Smoker konnte davon ein Lied singen…

Trotzdem musste es Gol D. irgendwie gelungen sein, die Grundeinstellung der Schüler radikal zu verändern, dass sich solch eine Gemeinschaft hatte bilden können, in die auch er hineingerutscht war und von der auch er geglaubt hatte, sie könne ihn nicht umkrempeln.

Er war ein dummer Narr gewesen, wenn er geglaubt hatte, dass sein Direktor nicht gewusst hatte, was die wirklichen Gründe seines Schulwechsels waren. So sehr die Shichibukai auch versucht hatte, alles nach einem Standartfall aussehen zu lassen, mit gefälschten Akten, bestochenen Lehrern, die im Notfall beteuern würden, dass er ihre Schule besucht hatte und wegen unzähliger Schlägereien geflogen wäre, so sehr bezweifelte Mihawk es, dass Gol D. es nicht durchschaut hatte.

Und obwohl er gewusst hatte, dass er immer noch Mitglied in einer Untergrundorganisation gewesen war und nur Schutz vor der Polizei suchte, hatte er ihn aufgenommen. Manchmal fragte er sich warum. War er so sehr von seinem Lebenswerk überzeugt gewesen, dass er von Anfang an geglaubt hatte, ihn durch seinen Aufenthalt hier ändern zu können? Damals, mit seinen zarten siebzehn Jahren, hatte er selbst das für unmöglich gehalten und diesen Gedanken für absurd, heute war er sich da nicht mehr so sicher. Wenn er wirklich geglaubt hatte, Erflog zu haben, ihn umkrempeln zu können, allein dadurch, dass er ihn mit einem Haufen bereits Umgekrempelter zusammensteckte, dann – hatte er Recht gehabt.

Es hatte zwar eine Weile gedauert und er hatte sich vier weitere Jahre in unregelmäßigen Abständen mit Mitgliedern der Shichibukai getroffen und kleinere Aufträge übernommen, die nicht allzu viel Aufsehen erregen würden, um seine Sicherheit nicht zu gefährden, aber dann hatte er Zorro getroffen.

Sicher war diese Begegnung von Gol D. nicht einkalkulierbar gewesen – so glaubte er zumindest – trotzdem hatte er Recht behalten und Mihawk hatte während seiner Zeit mit Zorro jegliche Verbindungen zur Organisation gekappt, sein altes Leben aufgegeben, sich von den Umgekrempelten umkrempeln lassen. Und er hatte jemanden gefunden, für den er sich ändern wollte und den er selbst ändern wollte, sodass auch er eine zweite Chance bekommen konnte.

Nach der Trennung hatte sich an seiner neuen Einstellung nicht viel geändert. In der Zeit auf der Kaizoku Gakuen war ihm nicht nur Zorro ans Herz gewachsen. Er war jetzt Teil dieser Gemeinschaft und würde sie gegen jeden verteidigen, der den Frieden, den sie hier gefunden hatten, gefährden würde.

Und damit auch jetzt endlich wieder Frieden einkehren konnte, saß er hier, auf dem Stuhl vor dem wuchtigen Schreibtisch und legte die Briefumschläge, die er von Flamingo erhalten hatte, seinem Direktor vor.

Dieser studierte sie kurz. Die Umschläge für Smoker, Zorro und Sanji rührte er nicht an. Den eigenen öffnete er und las, was auf einem weißen Blatt Papier in Schwarz geschrieben stand. Als er fertig war, faltete er den Bogen wieder zusammen und schob ihn zurück in den Umschlag.

Sie saßen sich eine Weile schweigend gegenüber. Gol D. starrte ihn an und Mihawk starrte zurück. Gerade, als die Stille begann unangenehm zu werden, stand der Ältere plötzlich auf, gähnte und kam um den Schreibtisch herum. Er ging an Mihawk vorbei, dann an der Tür, die nach draußen und die Treppe herunter führte und verschwand hinter der Trennwand.

Mihawk folgte ihm mit seinem Blick und als der andere aus seinem Blickfeld verschwand, starrte er die Wand an, unsicher, ob er folgen sollte oder nicht.

Als nichts geschah, entschloss er sich, nachschauen zu gehen.

Der Anblick, der sich ihm hinter der Trennwand bot, ließ ihn aufschreien, die Hände vor die Augen schlagen und in einem Schwung wieder umdrehen.

Er hatte zwar nur den nackten Po gesehen, aber das war mehr als genug!

"Warum haben Sie sich ausgezogen!?"

Gol D. drehte sich um; immer noch splitterfasernackt, doch das erahnte Mihawk eher als dass er es sah, denn unter den Händen, die immer noch vor seinem Gesicht lagen, hatte er die Augen fest zusammengekniffen – und umdrehen würde er sich heute auch nicht mehr.

"Weil ich jetzt schlafen gehe", kam die Antwort, in einem verständnislosen Ton, als hätte er das wissen müssen.

"Haben Sie nich' noch was zu sagen?"

Er hörte förmlich wie die Räder sich in dem Kopf seines Rektors drehten, bis dieser antwortete: "Nö, wieso? Es ist eine große Spende eingegangen. Ich werde sie morgen bei den anderen Spenden einsortieren und schauen, was sich mit dem Geld anschaffen lässt. Ich bin dem Spender sehr dankbar, nur zu dumm, dass ich nicht weiß, wer es ist…"

Er wusste es, soweit war sich Mihawk sicher, aber wenn der Alte die Sache so abhaken wollte, bestand kein Grund, zu widersprechen.

"Okay. Gute Nacht!" Mit dem knappen und sehr steif herübergebrachten Gruß suchte Mihawk das Weite.

Der Tag war lang geworden und nachdem er das Bett im Zimmer seines Rektors gesehen hatte, war ihm bewusst geworden, wie müde er selbst bereits war.

Er machte nur noch einen kurzen Abstecher zum Lehrerhaus, wo er Smoker den Brief unter der Tür durchschob und ging dann schnurstracks zu den Unterkünften der Jungs. Im dritten Stock überlieferte er die Umschläge für Zorro und Sanji auf die Selbe Art und Weise, dann stakste er weiter Stufen hoch, bis in den fünften Stock, wo er sich in seinem Zimmer auf das Bett fallen ließ. Er kümmerte sich nicht um seine Klamotten, lediglich die Schuhe streifte er sich ab und ließ sie neben dem Bett achtlos zu Boden plumpsen, ehe er die Bettdecke unter sich hervorzupfte und darin zusammenrollte.

Am nächsten Tag verschlief er das Frühstück, doch seine eigene Vorratskammer enthielt noch etwas zu Knabbern.

Das zugegeben etwas spärliche Frühstück war schnell verputzt und Mihawk verspürte das Verlangen, sich seiner Sachen von gestern zu entledigen. Kurz überlegte er, ob er hinüber zum Duschhaus gehen sollte, entschied sich aber dann für eine Katzenwäsche über dem Waschbecken.

Abgetrocknet und mit Zahnbürste im Mund begutachtete er sein Spiegelbild und während er mit der einen Hand die Zahnbürste bewegte, stricht er sich mit Daumen und Zeigefinger der anderen über Kinn und Wangen. Er befand, dass eine Rasur noch nicht wieder von Nöten war, spülte sich den Mund aus und ging wieder ins Wohnzimmer, wo er seinen Kleiderschrank öffnete.

Schnell waren ein weißes Hemd und eine kurze, schwarze Jeans herausgesucht. Dazu noch ein Paar weiße Socken und frische Boxershorts und erkonnte sich wieder ankleiden.

Gebügelt und gestriegelt konnte er sich dann in den Tag stürzen.

Es war Freitag und die Jüngeren saßen vermutlich in den Klassenräumen und lauschten den Worten ihrer Lehrer.

Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass es bereits um zwölf Uhr herum war und er noch eine knappe halbe Stunde hatte, bevor er selber sich von einem der Professoren voll labern lassen musste. Er erinnerte sich vage, dass Ace freitags immer früh aufstehen musste, aber in der Hoffnung, dass wenigstens Shanks nichts zu tun hatte, machte er sich auf den Weg zum Strandhaus.

Der Rothaarige saß tatsächlich in dem Bretterverschlag und sprudelte mit einem Strohalm Milch in einem Glas auf. Als Mihawk die Tür öffnete, schaute er auf, machte aber munter weiter.

"Hey", meinte der Schwarzhaarige knapp und erwartete keine Antwort, als er sich Shanks gegenüber auf die Couch niederließ.

Shanks schob ihm unaufgefordert einen Stapel Spielkarten zu und Mihawk begann zu mischen.

"Mau-Mau?", fragte er und Shanks sprudelte enthusiastisch als Antwort.

"Und? Wann geht's wieder zu Ben?"

Ein klägliches Blubbern war zu hören und Shanks ließ von dem Strohhalm ab. "Er hat mit Professor Klahadore geredet, dass er mich schon heute Abend abholen kann, weil er morgen früh den Heizungsmechaniker bei sich hat und sonst nicht mit dem Auto vorbeifahren könnte. Die Lehrer wollen nicht, dass ich schon wieder alleine ins Dorf gehe. Haben Angst, dass noch was passieren könnte…"

"Aber ist das nicht… gut? Sonst könntest du doch erst morgen hin. Oder hat Kuro nein gesagt?"

"Das nicht, aber", und dann wurde seine Stimme weinerlich, "ich hab' heute noch um sieben eine Vorlesung, sonst könnte ich schon viel früher bei ihm sein!" Mit Tränen in den Augen und das Milchglas ganz fest umklammernd schaute er zu Mihawk auf, der augenblicklich zurückschreckte.

"Ähm… dafür kann ich doch nichts…"

Shanks lehnte sich auf seinem Sitzkissen zurück und machte ein eingeschnapptes Gesicht. "Jaja, schon klar, aber es is' trotzdem doof. Wenn wir dann bei ihm zu Hause ankommen, dann werden wir nur noch essen und dann schlafen gehen, weil der Typ morgen so früh kommt. Und damit mein' ich das Schlafen, bei dem man sich ins Bett legt, die Augen zu macht und die Hände bei sich behält und-"

"Ich hab' schon verstanden!" Mihawk hatte abwehrend die Hände gehoben. "Mehr möchte ich von eurem Liebesleben nicht wissen!"

"Sagst du ja nur, weil du selber keins hast", gab Shanks beleidigt zurück.

Mihawk verteilte die Karten. "Da hast du wohl ins Schwarze getroffen." Sein Seufzen war theatralisch langgezogen als er den Kopf hängen ließ und das Sortieren seiner Karten für einige Sekunden unterbrach. "Hier gibt es aber auch wenig Möglichkeiten, jemanden kennen zu lernen."

Shanks nickte. "Naja, aber vielleicht hast du ja Glück und wir bekommen noch jemand Neues zum Halbjahreswechsel."

"Du meinst, wir bekommen noch 'nen Quereinsteiger? So viele verschlägt 's dann doch nicht hier her."

"Es sind immerhin genug, dass die Mittelstufe jedes Jahr einen neuen ersten Jahrgang bekommt."

"Genug? Aus wie vielen bestand der letzte? Fünf?"

"Immerhin." Shanks hatte mittlerweile das erste Mal verloren und teilte für die nächste Runde aus. "Außerdem ist es nicht der erste Jahrgang der Mittelstufe, sondern die siebte Klasse."

"Ja, schon klar. Möcht' mal wissen, wer sich den Schwachsinn ausgedacht hat. In ganz Japan nennt man es nicht siebte Klasse!"

Shanks ignorierte seinen Ausruf, zog eine Schnute und raffte die Karten erneut zusammen. Der Verlierer musste mischen…

"Außerdem können mir die aus der Unterstufe gestohlen bleiben." Mihawk spielte zwei Achten und eine Sieben und Shanks zog mit griesgrämigen Gesichtsausdruck Karten nach. "Ja ja, du Ärmster", grummelte er dabei. "Weißt du, wer wirklich arm dran ist? Ich!"

"Warum das denn schon wieder?"

"Weil ich vom Pech verfolgt bin! Weißt du, wann wir dieses Jahr den Sommerferienurlaub machen? Die ersten drei Wochen! Und weißt du, wann Ben zu einer Ausstellung fährt, um dort Produkte aus seinem Laden anzubieten? Die letzte Woche! Und jetzt rate mal, in welchen Wochen er und ich Geburtstag haben!"

Mihawk machte sich nicht die Mühe, einen Tipp abzugeben, Shanks würde es ihm eh gleich erzählen.

"Richtig! In der dritten und in der letzten Woche!"

"Wie ungünstig…" Zur Abwechslung musste Mihawk mischen und geben und während Shanks weiter rumjammerte, fragte er sich, wie der gewinnen konnte, wo er dem Spiel in der letzten Runde kaum Aufmerksamkeit geschenkt hatte.

"Das ist nicht nur ungünstig, das ist der Weltuntergang!", rief der Rothaarige empört und raffte seine Karten zusammen, um sie aufzunehmen und zu sortieren. "Ich glaub' kaum, dass ich das überleben werde…"

"Oh ja, Ferien, wie schrecklich. Hör doch mal auf zu jammern und freu dich, dass das Büffel mal aufhört. Oder musst du Stoff nachholen?"

"Nachholen? Immer! Du etwa nicht? Aber es ist ja 'ne Menge Zeit, da kann ich mich auch ein paar Tage entspannen. Außerdem, wo lernt es sich schöner als an einem Strand, wenn einem die Sonne auf den Bauch scheint und die Wellen im Hintergrund rauschen?"

"Na siehst du, deine Beschreibung hört sich doch wunderschön an – auch ohne Ben."

"Erinnere mich nicht an Ben, das verkrafte ich noch nicht. Den Tag über zu lernen is' ja okay, zwischendurch ins Wasser springen und Melone essen, aber die Nächte werden schlimm!"

"Wenn du willst, vertreiben ich und Ace dir die Zeit schon! Uns fällt sicher was ein, was wir machen können und danach wirst du wie ein Stein ins Bett fallen, da bleibt dir gar keine Zeit, zu denken."

Shanks seufzte. "Mal sehen, ob eure Anstrengungen überhaupt nötig sein werden. Erinnerst du dich noch an letztes Jahr?"

Mihawk lachte. "Oh ja, nur zu gut! Die Kassen waren leer und die Hälfte der Oberstufe und alle Studenten mussten sich Nebenjobs im Urlaubsgebiet besorgen, damit wir überhaupt fahren konnten."

Shanks nickte, doch er erinnerte sich nicht mit einem Lächeln an die Zeit zurück. Mihawk hatte ja leicht Reden, der hatte ja nur an der Bar arbeiten müssen, was so viel hieß wie ein paar Getränke rausgeben und den Rest der Zeit mit süßen Jungs und Mädels flirten. Er selbst hatte die Klos putzen müssen…

"Nu' schau nich' so verdrießlich! Dieses Jahr wird es sicher anders. Zufällig weiß ich, dass wir nicht ganz auf dem Trockenen sitzen. Und Urlaub wird uns allen gut tun nach diesem ganzen Trubel. – Und solltest du wieder den Scheißjob – im wahrsten Sinne des Wortes – abbekommen, dann tausch' ich mit dir!"

"Versprochen?"

"Versprochen. Wenn du versprichst, nicht alle fünf Minuten zu heulen, dass du Ben vermisst."

Shanks überlegte eine ganze Weile, ob er auf das Angebot eingehen sollte. Es würde ihm bestimmt nicht leicht fallen, seine Trauer zu verbergen. Aber wenn er dafür keine Klos schrubben musste… "Abgemacht."

Sie hatten ihre Punkte, beziehungsweise Miese nicht mitgezählt, aber Shanks hatte die meisten Spiele verloren, was ihm aber nicht den Spaß zu verderben schien. Munter mischte er die Karten und verteilte für eine weitere Runde.

"Weißt du schon, wo 's hingehen soll?", fragte er, nun schon nicht mehr ganz so sehr niedergeschlagen, dass er bald von seinem geliebten Ben getrennt sein würde.

Mihawk zuckte mit den Schultern. "Keinen Plan, aber ich denke mal, ans Meer. In den Bergen waren wir ja letztes Jahr und da ich noch nie ein anderes Urlaubsziel miterlebt habe, kenne ich auch keins."

"Ben hat erzählt, sie hatten mal einen Winterurlaub gemacht und sind nach Niseko gefahren. Aber das kam bei den meisten nicht so gut an. Man konnte nur anderen beim Skifahren zuschauen, weil niemand das Geld hatte, sich Skier auszuleihen und Schneeballschlachten waren zwar lustig, aber nichts, was man hier im Winter nicht auch machen konnte. Ich bezweifle, dass es da noch mal hingeht. Meer hört sich auch viel besser an!"

"Klar, du Wasserratte. Ace und sein kleiner Bruder sehen das sicher ganz anders."

Shanks grinste. "Ach, die sind zwar wasserscheu, aber Ruffy liebt es, Muscheln und Quallen und so 'n Zeug zu sammeln. Er wollte sich mal eine mit nach Hause nehmen und in einem Plastikeimer halten, aber ich hatte ihn überzeugen können, dass die es im Meer besser hatte."

"Ja, das klingt nach Ruffy. Der findet aber auch an allem seinen Spaß. So weit ich weiß, mag Zorro das Meer auch. Der Großteil würde sich schon mal freuen. Wie's bei Sanji aussieht, weiß ich nicht."

Shanks überlegte kurz, ob der Blonde ihm gegenüber mal etwas in der Richtung erwähnt hatte, aber sollte er mal seine Meinung zum Thema Meer geäußert haben, so konnte er sich jedenfalls nicht daran erinnern. "Ich auch nicht", meinte er, "aber nach seiner Operation wird er eh nur rumliegen können. Ich weiß ja nicht, wie schnell er sich jetzt erholt, aber bergsteigen wird wohl ebenso wenig drin sein, wie Wettschwimmen."

Mihawk zuckte mit den Schultern. "Zorro wird schon dafür sorgen, dass es ihm nicht langweilig wird. Seid der Kleine angegriffen wurde, hat er sich total verändert."

"Eifersüchtig?"

"Ich? Auf wen?"

"Na, auf Sanji."

Mihawk zog eine Augenbraue hoch. "Du meinst, aus denen wird was? Na, das sehe ich noch nicht kommen."

"Zorro war außer sich vor Sorge, als Sanji nicht zu finden war und seitdem er im Krankenhaus ist, ist er dauernd gereizt und unruhig, als säße er auf heißen Kohlen."

"Er ist immerhin sein Zimmernachbar. Wäre Ace im Krankenhaus gelandet, wärst du genauso."

"Aber Ace ist ein sehr guter Freund, er ist praktisch mein Bruder. Hast du das Gefühl gehabt, Sanji und Zorro würden sich außerordentlich gut verstehen?"

Mihawk grinste. "Das nicht; im Gegenteil. Und eben darum bezweifle ich, dass das mal mehr wird."

Shanks lächelte und klopfte seinem Freund über den Tisch hinweg auf die Schulter. "Ach, Mihawk, du weißt doch, wie schnell aus Hass Liebe werden kann oder umgekehrt. Wenn erst mal Gefühle da sind, ist das eine um einiges bessere Ausgangssituation, als wenn sie einander gleichgültig wären. Du wirst schon sehen."

"Allerdings", entgegnete Mihawk. "Wir werden sehen, dass du Unrecht hast. Die zwei sind viel zu verschieden. – Und außerdem ist Sanji nicht von unserem Ufer. Der interessiert sich für Brüste und… andere weibliche Reize. Zorro strahlt nun wirklich nichts davon aus. Selbst wenn Zorro sich für Sanji interessieren sollte – und wenn es so wäre, dann hätte sich sein Geschmack um hundertachtzig Grad gedreht – heißt das noch lange nicht, dass Sanji auch nur irgendetwas an ihm attraktiv oder anziehend findet."

"Okay, du willst es also einfach nicht wahrhaben. Wie wäre es, wenn wir wetten? Mit so einem verblendeten Gegner wie dir sollte ich es einfach haben. Vielleicht gewinn' ich ja ausnahmsweise mal…"

Mihawk machte ein abfälliges Geräusch. "Was soll dass denn heißen? Du gewinnst doch andauernd!" – Was im Übrigen auch der Grund war, weshalb Mihawk die Wette nicht augenblicklich angenommen hatte. "Aber von mir aus. Wetten wir. Die Sachlage ist in diesem Fall so offensichtlich, damit kann ich deine Glückssträhne nur abschneiden!"

"Träum weiter, Mihawk. Das Ding hab' ich so gut wie in der Tasche."

Mihawk zog eine Schnute. "Wehe, du schummelst. Keiner von uns beiden darf sich da einmischen! Und man darf auch niemanden damit beauftragen, nachzuhelfen. Das muss alles seinen natürlichen Gang gehen. Keine zweideutigen oder gar eindeutigen Kommentare oder Gesten, keine Inszenierungen und arrangierte Zweisamkeit und vor allem keine weiteren Wetten, solange diese läuft."

"Jaja, schon klar…" Shanks verdrehte genervt die Augen. "Findest du nicht, dass du ein bisschen übertreibst?"

"Du weißt, was jaja heißt und nein, ich übertreibe nicht. Wenn du deine Finger im Spiel hast, kann man gar nicht vorsichtig genug sein. Du nutzt doch jedes Schlupfloch, um dich an Regeln vorbeizuschleichen. Aber ich vertraue mal auf dein eigenes Ehrgefühl, dass du nicht bescheißen wirst und verzichte auf meine Spitzel. Aber wehe, mir kommt irgendein Gerücht zu Ohren, dass du nicht sauber spielst!"

"Wenn du sicher gehen willst, dann lass uns doch einen Vertrag ausarbeiten. Wer sich nicht an eine der aufgestellten Regeln hält, verliert automatisch die Wette. Ich unterschreibe gern', wenn du dich dann besser fühlst…"

Und so taten sie es dann auch. Eine Liste von insgesamt sieben Verboten wurde angefertigt und unter dem Text mit dem Wettinhalt vermerkt.

"Wir brauchen noch eine Grenze, also einen Zeitpunkt, an dem die Wette abgeschlossen ist, sonst kann ich ja nur gewinnen, wenn einer von beiden stirbt und sie noch nicht zusammen sind", bemerkte Mihawk und Shanks setzte eine nachdenkliche Miene auf.

"…Da hast du recht. Aber ich hatte jetzt auch nicht damit gerechnet, dass die beiden von heute auf morgen ein Paar sind…"

Auch Mihawk überlegte eine Weile, bis er schließlich vorschlug: "Was hältst du von… Ende des Schuljahres? Bis dahin ist noch Zeit, aber sollten sie es dann immer noch nicht gepackt haben, habe ich gewonnen."

"Von mir aus. – Aber was, wenn sie nach dieser Frist dann doch noch zusammen kommen?"

Mihawk zuckte mit den Schultern. "Tja, Pech gehabt, würd' ich sagen."

"Hm… okay, aber dafür hast du Pech gehabt, wenn sie zusammen kommen und sich wieder trenne. Sind sie erst mal zusammen, dann ist die Wette beendet, egal, ob sie sich drei Tage später wieder trennen!"

"Hört sich fair an. Aber ab wann sind sie zusammen? Ich mein, nur weil sie ein Mal kurz Händchen halten, kann man sie ja wohl kaum als miteinander gehendes Paar bezeichnen."

Shanks überlegte kurz. "Sie müssen es schon zugeben. Nicht öffentlich vor der ganzen Schule, aber wenn man sie fragt, müssen sie ja sagen – und zwar beide! Und wenn es erste Anzeichen gibt, wie beispielsweise Händchenhalten, dann darf ich sie danach fragen und das wird dann nicht als Anspielung oder Einmischen gewertet!"

"…Einverstanden."

Sie notierten die weiteren Regeln, dann zog Mihawk einen Strich und schrieb darunter: Wetteinsatz:.

"Und um was wetten wir?" Er schaute fragend zu dem Rothaarigen auf, der sich auch über das Papier gebeugt hatte, um zu überprüfen, dass Mihawk auch ja alles richtig aufschrieb.

"Tja, gute Frage. Also geldmäßig sieht's bei mir übel aus und wer weiß, wie das zum Schuljahresende erst sein wird."

Auch Mihawk überlegte. "Um Sex können wir auch nicht wetten, du hast 'n Freund."

"Ich würd' auch so nicht um Sex wetten!", ereiferte sich Shanks und schlug dem anderen auf den Hinterkopf. "Wie kommst du auf so 'nen Schwachsinn?!"

"Hab' mit Zorro immer darum gewettet, wer oben sein darf." Mihawks Grinsen verriet, wer wohl häufiger gewonnen hatte…

Shanks verdrehte nur die Augen. "Und jetzt bitte vernünftige Vorschläge."

"Okay, versprochen! … Der Verlierer… der Verlierer… der Verlierer muss einen Regenwurm essen! Pur, also ohne Gewürze und nicht gegrillt oder so!"

"Wie kindisch! – Genial Idee!"

Der Wetteinsatz wurde schriftlich festgehalten und das Blatt Papier mit ihren Unterschriften versehen.

Sie falteten den Zettel ordentlich zusammen und verstauten ihn unter dem Tisch zwischen der Tischplatte und dem Verbindungsbalken zwischen zwei Tischbeinen.

"Jetzt müssen wir nur noch warten, bis Sanji wieder hier ist, dann kann der Spaß beginnen", freute sich Shanks.

"Spaß? Welcher Spaß? Du wirst nichts anderes machen, als dasitzen und zuschauen."

"Ich weiß, aber die Sache ist doch gleich viel spannender, wenn man gewettet hat!"

"Welche Sache? Da ist nichts und da wird auch nie was sein!" Mihawk verschränkte entschieden die Arme vor der Brust und wandte sich leicht von dem Rothaarigen ab.

"Wir werden ja sehen. Mittwoch soll er entlassen werden…"
 

Aus Mittwoch wurde Donnerstag und schließlich Freitag, aber dann konnte Sanji tatsächlich endlich gehen. Zu seinem Leidwesen immer noch im Rollstuhl, verließ er das Krankenhaus durch die automatischen Schiebetüren am Haupteingang. In seinem Schoß lag ein Rucksack mit einer Auswahl seiner Habseeligkeiten, die sich im Laufe der Zeit in seinem Krankenhauszimmer so angesammelt hatten. – Den Rest trug Smoker.

Der Weißhaarige ging hinter ihm und ließ Sanji den Rollstuhl selbst bewegen, zum einen, weil der Blonde ihn drum gebeten hatte und zum anderen, weil er die Hände mehr als voll hatten. Und Sanji wollte beim besten Willen nicht noch warten, bis er die große Sporttasche sich so um den Hals gewürgt hatte, dass er seine Hände an die Schiebegriffe legen konnte. Er wollte hier raus, sofort!

Natürlich hatte er sich vorher freundlich bei seinem Arzt und den Schwestern bedankt und verabschiedet, die sich in letzter Zeit regelmäßig um ihn gekümmert hatten. Und Smoker hatte die Entlassungspapiere unterschreiben und die Medikation für die nächsten Wochen entgegen nehmen müssen.

Sanji war von den vielen Tabletten gar nicht begeistert, aber so wie er seinen Lehrer kannte, würde der schon sicher gehen, dass er auch ja jede Einzelne zur richtigen Zeit einnahm. Er würde es nicht selbst kontrollieren, schlimmer noch, er würde Doc. Kuleha damit beauftragen!

Aber davor konnte er Angst haben, wenn es soweit war, jetzt musste er sich erst mal auf das Empfangskomitee auf dem Parkplatz konzentrieren.

Da die Schule bereits zu Ende war, hatten sich nicht nur die drei Studenten Shanks, Mihawk und Ace dort eingefunden, sondern auch Ruffy, Nami, Lysop, Professor Klahadore, Crocodile, Hina, Tashigi, Ben und natürlich Zorro waren dort. Hina schien etwas teilnahmsloser als der Rest der Bande, aber Sanji ahnte schon, dass sie nur mitgeschleift worden war, um mindestens vier der nervtötenden Kinder zu fahren. Vermutlich hatte auch Ben aus diesem Grund seinen Laden früher dicht gemacht, denn so gut kannte Sanji ihn nun auch wieder nicht. Aber er kannte Shanks und wenn der seinen Ben um etwas bat, konnte dieser nur sehr schlecht nein sagen und so hatte er sich vermutlich breitschlagen lassen, ebenfalls eine Hand voll Kinder zum Krankenhaus zu kutschieren.

Sanji rollte über die Straße auf die anderen zu und Ruffy kam schon auf ihn zu gerannt und fiel ihm um den Hals. Er brüllte ihm ins Ohr, wie sehr er sich freute, dass er jetzt wieder mit ihnen aufs Internat kam und wie langweilig es gewesen war. Weiter kam er nicht, weil Ace, Nami und Crocodile ihn gleichzeitig und unter Geschimpfe wieder zurückzogen.

Als nächstes durften ihm Lysop und Ace auf die Schulter klopfen und Nami gesellte sich schnell zu ihnen. Auch Mihawk, Shanks und Ben versammelten sich um ihn und jeder von ihnen drückte ihn einmal kurz.

Die Lehrer hielten sich vornehm zurück und taten so, als wären sie bloß fürs Fahren zuständig (obwohl knapp die Hälfte von ihnen nicht fahren konnte). Doch zumindest Kuro stand neben Crocodile, den Kopf gegen dessen Schulter gelehnt und lächelte selig, wohl glücklich darüber, dass sie all ihre Schäfchen jetzt wieder beisammen hatten.

Als Letzter war Zorro dran. Er wuschelte ihm nur kurz durch die Haare, dann trat er hinter ihn und schob ihn zum Pickup. Er half ihm aus dem Rollstuhl, den Mihawk auf die Tragfläche hob.

Im Wagen durfte er vorne sitzen und Zorro, der nicht von seiner Seite weichen wollte – und den auch niemand versuchte, von seiner Seite zu drängen – nahm ungehindert neben ihm Platz.

Der Rest der Truppe verteilte sich wieder auf die Autos und die kleine Kolonne setzte sich in Bewegung. Die Fahrt verlief angenehm ruhig. Sanji wurde schon nach wenigen Minuten wieder müde und bald begannen seine Augen zuzufallen und er rutschte immer näher an Zorro heran, bis er schließlich mit seinem Kopf gegen dessen Oberarm gelehnt einschlummerte.

Die anderen ließen ihn schlafen und schauten, mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, aus den Fenstern.

Nach gut einer halben Stunde wurde der Blonde dann wieder wach. Und je näher sie der Schule kamen, umso unruhiger wurde er. Sein Blick wanderte unruhig den Waldrand auf und ab, der an der Windschutzscheibe vorbeizog. Er sagte kein Wort, aber sein Blick war besorgt, seine Ärmel hatte er über seine Hände gezogen und seine Finger in den Stoff vergraben und seine Schultern waren angezogen, als würde er instinktiv versuchen, sich so klein wie möglich machen.

Sie fuhren an der Stelle vorbei, an der er von Boner angegriffen worden war. Wenn man wusste, was passiert war, konnte man immer noch Spuren des Kampfes erkennen.

Sanji wollte gar nicht wissen, was für Schäden ihr Kampf hinterlassen hatte und wo überall noch sein Blut klebte. Als er die Kurve erkannt hatte, hinter der Boner auf ihn gelauert hatte, starrt er nur noch stur durch die Frontschutzscheibe gerade aus, bis die Tore der Schule zwischen den Bäumen vor ihnen erschienen.

Keine fünf Minuten später hielten sie bei dem kleinen Parkplatz. Jeep und Pickup kam unter dem Verdeck zum Stehen. Ben hielt davor an.

Sie stiegen aus und für einen Moment schien niemand zu wissen, was zu tun war.

Sanji schaute sich, um zu überprüfen, ob noch alles so war wie vor dem Angriff.

Mihawk brachte ihm den Rollstuhl und Zorro half ihm, sich hinein zu setzten.

Dann übernahm Ruffy: "Okay, auf zum Strandhaus!" Er hatte seinen Arm samt Finger ausgestreckt und deutete in Richtung See. Mit der anderen Hand hatte er sich seinen geliebten Hut gefasst, damit dieser – bei vollkommener Windstille – nicht von einer Windböe weggeweht wurde.

Sein Ausruf schien die anderen aus ihrer Gedankenverlorenheit zu holen.

"Ja, richtig", hörte Sanji jemanden murmeln. Er schaute sich um und alle sahen aus, als wüssten sie genau, was Ruffy vor hatte und, was er jetzt da unten wollte – nur er nicht.

Sie saßen oft im Strandhaus und spielten Karten oder ein Würfelspiel, tranken kalte Getränke, unterhielten sich oder taten einfach gar nichts. Eigentlich war immer irgendjemand von ihnen da unten anzutreffen und es war einer ihrer beliebtesten Treffpunkte während der unterrichtsfreien Zeit. Aber Freitagnachmittag gab es in der Mensa immer ein Eis oder einen Schokoladenriegel oder etwas in der Art, was zumindest Ruffy sich noch nicht ein Mal hatte entgehen lassen, seitdem er ihn kannte.

Sanji wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Zorro seine Hände an den Rollstuhl legte und diesen mit einem Ruck in Bewegung setzte.

Weit kamen sie allerdings nicht und die Räder blieben in dem weichen Boden stecken.

Zorro bekam ihn mit einem kräftigen Ruck wieder frei und sie konnten ihren Weg fortsetzten.

Keine fünf Schritte später war ihnen klar: Den blöden Rollstuhl konnte man voll vergessen. Er blieb immer wieder stecken und leicht war es auch nicht, ihn über den unebenen Boden zu rollen. Sie kamen nur im Fünf-Schritte-und-dann-drei-Mal-ruckeln-Takt voran, was alles in allem ziemlich langsam war. Zorro bemühte sich mit dem Rollstuhl, während die anderen immer wieder stehen blieben, wenn er ins Stocken kam und sich umdrehten und geduldig darauf warteten, dass er weiterkam. Wortlos schauten sie ihm dabei zu, wie er sich und Sanji vorankämpfte und mehr als mitfühlendes Schweigen kam nicht.

Die Lehrer starrten ihnen vom Parkplatz noch so lange nach, bis sie hinter den ersten Büschen verschwunden waren und dann noch ein bisschen länger, völlig perplex ob dieses Teamworks.

"Irgendwas machen wir falsch…", murmelte Klahadore, den Blick immer noch auf die tiefen Reifenspuren des Rollstuhls gerichtet und seine Kollegen nickten zustimmend.

Außer Sichtweite der Lehrer war Zorro erneut stecken geblieben und der Weg würde nicht leichter werden, denn zum Trampelpfad hin, der hinunter zum See führte, wurde der Boden immer weicher und unten dann schließlich immer sandiger und lockerer.

Es war schließlich Mihawk, der sich seiner erbarmte und neben ihn trat. Er packte den Rollstuhl mit der rechten Hand am Haltegriff und mit der linken an der Armlehne und Zorro tat es ihm spiegelverkehrt gleich.

Sanji sah ihnen zu, ohne was zu sagen. Es war ihm unangenehm, den anderen solche Schwierigkeiten zu bereiten. Als sie ihn schließlich hochhoben, hatte er das Gefühl, sogar rot zu werden.

Mihawk und Zorro waren kaum zwei Schritte gegangen, da kam Ruffy zu ihnen gehüfte und rief: "Ich will auch! Ich will auch!" Er sprang neben Mihawk auf und ab und schaute vor und hinter ihm vorbei, um zu sehen, wie genau er den Rollstuhl hielt.

Mihawk seufzte bloß, dann ließ er Ruffy ran. Es schaukelte ziemlich, als er seinen Posten an den Jüngeren übergab und danach hing Sanji etwas schief in der Luft, aber Ruffy freute sich. Und kaum war der mit Zorro zwei Schritte gelaufen, kam Ace an und drängelte Zorro beiseite.

Zuerst liefen sie ein paar Schritte, dann joggten sie den Trampelpfad hinunter und schließlich rannten sie zur Hütte und auf einmal hatte der Rest Probleme, Sanji nachzukommen.

Zorro, der gerade Sanji – seinen Sanji! – entführt sah, machte sich sofort daran, die Verfolgung aufzunehmen; er wollte dem Blonden nur helfen, damit der nicht fiel und wieder ins Krankenhaus musste, weiter nichts…

Shanks heftete sich an seine Fersen, ebenso wie Lysop, aber eher, weil sie Spaß am Rennen hatten, als dass sie Sanji retten wollten. Mihawk und Nami hingegen ließen es langsamer angehen und kamen der Gruppe gemütlich hinterher.

Als sie am Strandhaus ankamen, war der Rest bereits versammelt. Zorro hielt Ace eine Strafpredigt mit ausgestrecktem Zeigefinder und Shanks rubbelte lachend seine Fingerknöcheln über Ruffys Kopfhaut, um dessen Hals er seinen Arm geschlungen hatte und der sich dabei lauthals beschwerte und gegen den festen Griff wehrte, aber erst loskam, als Shanks ihn losließ.

Mihawk und Nami gingen an ihnen vorbei und der Ältere hielt die Tür auf und ließ Nami zuerst eintreten. Diese bedankte sich artig und setzte sich drinnen auf die Couch.

Kaum waren sie in der kleinen Hütte verschwunden, wurde ihr Vorbeischleichen von Ruffy bemerkt, der entsetzt auf die Tür deutete und brüllte: "Ahh! Sie haben die Überraschung verdorben!"

'Was für eine Überraschung?', dachte sich Sanji gerade, da hatte Ace auch schon einen Partyknaller gezückt und über seinem Kopf gezogen. Konfetti und kleine Luftschlangen rieselten auf ihn hinab.

"Überraschung!", rief er dabei; als einziger.

Nach einigen Sekunden peinlicher Stille verpasste Zorro auch ihm eine Kopfnuss – warum auch immer, verdient hatte er es sicherlich – und schob Sanji dann in ihre kleine Strandhütte, wo Mihawk sich auf das Sofa gelümmelt hatte und Nami die gesamte Couch für sich beanspruchte.

Sie hatten wohl alle ihr Bestes gegeben, um die kleine Hütte etwas zu schmücken. An der Decke hingen einzelne Zettel mit je einem Buchstaben, die, zusammengesetzt, 'Willkommen zurück' ergaben. Außerdem hatten sie Papierschlangen und Lampions aufgehangen und Luftballons verteilt. Und auf dem Tisch in der Mitte waren Schüssel mit kleinen Snacks aufgereiht, zu denen Ace, der ihnen trotz Zorros ruppigem Verhalten gefolgt war, freudig eine Erklärung abgab: "Okay", meinte er und nahm die Hand von seinem Hinterkopf, "hier haben wir Wasser, ohne Sprudel und nicht zu kalt", also lauwarm, "und hier Tee, ohne Zucker versteht sich. Außerdem gibt's Knabbereien! Etwas Zwieback, Reisbrei und ein paar Salzstangen! Bedien dich!"

Zorro schob ihn zum Tisch und nahm neben ihm auf einem Sitzkissen platz. Die beiden Brüder schubsten Nami beiseite und luden dann Lysop zu sich auf die Couch ein und Shanks setzte sich bei Mihawk auf die Sesselkante.

Sanji wusste gar nicht, was er sagen sollten. Sie hatten sich alle solche Mühe gegeben, nur für ihn.

Etwas verlegen griff er nach einer Salzstange und fühlte sich bald etwas unwohl, wie ihn alle anstarrten und gebannt verfolgten, wie er mit den Lippen einen Bissen von der Knabberei abbrach. "Ähm… Danke."

Sie starrten ihn weiter an. Warum die anderen es taten, wusste Sanji nicht genau, aber zumindest Ruffy wartete nicht mehr darauf, dass er von dem Stückchen Salzstange tot umfallen würde. Er starrte ihn aus einem anderen Grund unverwandt an; nun, eigentlich nicht ihn, sondern vielmehr den Rest Salzstange, den er noch in der Hand hielt. Der erste Speichel begann ihm aus dem Mund zu tropfen, während er angestrengt versuchte, sich zurückzuhalten und den gerade erst aus einem Krankenhaus entlassenen Sanji nicht anzuspringen, um ihm mehr oder weniger aus der Hand zu fressen.

Der Blonde spürte sein drohendes Schicksaal und um es zu verhindern hob er die Schüssel vom Tisch und reichte sie dem Strohhutjungen. "Bedien dich…"

Ruffy strahlte über das ganze Gesicht, dann raffte er die Schale an sich und stopfte sich die salzigen Sticks in den Mund.

Das war dann auch für alle anderen Zeichen, aus ihrer Erstarrung zu erwachen. Mihawk nahm sich einen Zwieback, Shanks und Ace fingen ein Gespräch an, Nami verpasste Ruffy für seine Tischmanieren eine Kopfnuss und schimpfte ihn lautstark aus und Lysop versuchte einen von ihnen für eine seiner Geschichten zu begeistern. Kurz um: Alles war wieder wie immer.

Nur Zorro hielt sich bescheiden zurück. Er angelte für sich und für Sanji einen Zwieback, ehe diese Schüssel auch in Ruffys Klauen geraten konnte und schaute zufrieden zu, wie alles wieder wurde wie früher und wie Sanji, zaghaft aber glücklich lächelnd, das Schauspiel verfolgte.

Nachdem zumindest zwei von drei Schüssel weitgehend geleert waren – den Reisbrei wollte komischerweise niemand anrühren – wurde Ruffy bald langweilig und er zauberte ein Kartenspiel aus seiner Hosentasche hervor.

Der Tag ging zu Ende mit der höchsten Punktzahl auf Mihawks Konto, der sich auf dem gesamten Rückweg Anschuldigen von Ace und Shanks anhören musste, wie gemein und rücksichtslos er doch war und wie er die Situation schamlos ausgenutzt hatte, dass sich alle zurückgehalten hatten, damit Sanji gewinnen konnte, nur um selbst gewinnen zu können.

Mihawk ignorierte die lauten Stimmen links und rechts neben seinen Ohren, vorauslaufend, die Hände in den Hosentasche und zufrieden vor sich hin summend.

Während die drei Studenten die Spitze bildeten, dummelten Lysop und Ruffy als Schlusslicht herum. Sie stritten noch immer darüber, ob es von Ruffy nun richtig gewesen war, sich den letzten Zwieback und die letzte Salzstange einzuverleiben, als gerade niemand hingeschaut hatte oder nicht.

Zwischen den beiden lärmverursachenden Grüppchen schob Nami den Rollstuhl, während Zorro Sanji Huckepack genommen hatte.

Am Wohnhaus angekommen war der Blonde schon im Halbschlaf und bekam nur noch am Rande mit, wie die Streitereien kurz unterbrochen wurde, damit man sich eine Gute Nacht wünschen konnte.

Der Rollstuhl wurde einfach unten im Flur gelassen, den die Treppen musste Zorro den anderen ohnehin hinauf tragen. Von Fahrstühlen hatte man hier, mitten im Wald, noch nicht gehört. Tatsächlich war das technisch modernste an der ganzen Schule zurzeit der Tageslichtprojektor im Universitätsgebäude – den Kuro selbst gebaut hatte.

Hoffentlich bekamen sie den dämlichen PC bald wieder in Gang. Und wenn es nur zu dem Zwecke gut war, dass Mihawk dann aufhören würde, ihm vorzuheulen, dass er sich schon ewig keine Pornos mehr aus dem Internet herunterladen konnte. Und vielleicht würde Corsa dann auch wieder aufhören, ihn mit einem Auslachen zu begrüßen…

Zorro kramte den Zimmerschlüssel aus seiner Hosentasche hervor und schloss auf. Sie waren Ewigkeiten nicht mehr zusammen in diesem Zimmer gewesen.

Er stieß die Tür auf, trat ein und drehte sich vorsichtig um, darauf achtend, dass Sanji nirgends gegen stieß, um die Tür zu schließen.

Nachdem er den Flur durchquert hatte, fiel ihm auch wieder ein, warum das eigentlich ganz praktisch gewesen war: Im Zimmer stand immer noch nur ein Bett. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht…

Er lud erst einmal den Blonden auf seinem Bett ab, dann drehte er sich um, kratzte sich am Hinterkopf und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Es hatte sich erstaunlicherweise nichts verändert und so blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als Sanji auf die andere Seite des Bettes zu schieben und zu ihm unter die Decke zu schlüpfen.

Als er sich umdrehte, hatte Sanji sich bereits auf die Seite gedreht und einen Zipfel Bettdecke umschlungen.

Zorro beugte sich zu ihm hinunter und löste Sanjis Griff um das Stück Stoff. Vorsichtig, ohne ihn zu wecken, zog er die Decke unter ihm hervor und legte sie ans Fußende. Sanji gefiel es nicht, nichts im Arm zu haben und so drückte er ihm die Stoffente gegen die Brust, die aus dem Rucksack neben dem Bett herausschaute. Smoker oder einer der anderen Lehrer musste das Gepäck hochgebracht haben, als sie unter in der Hütte gewesen war.

Zorro überlegte kurz, ob er die Taschen auspacken sollte, entschied sich aber dafür, das morgen mit Sanji zusammen zu tun, waren schließlich größtenteils seine Sachen.

Er setzte sich auf die Bettkante und drehte Sanji zu sich um, der glücklich seine Ente erwürgte. Er zog ihm die Jogginghose aus und warf sie das Fußende hinunter. Boxershorts und T-Shirt ließ er ihm an. Er wusste, dass Sanji auch gar nicht so gerne oben ohne schlief und abgesehen davon, selbst wenn er gewollt hätte, hätte er es ihm wohl nicht ausgezogen bekommen, denn es sah nicht so aus, als würde Sanji diese Nacht noch mal von seinem Kuscheltier ablassen.

Der Grünhaarige entkleidete sich selbst bis auf die Unterhose und kletterte ins Bett. Sanji rutschte nicht ans andere Ende, wie er es das letzte Mal getan hatte, im Gegenteil, im Schlaf schmiegte er sich sogar etwas an den warmen Körper hinter sich.

Zorro spürte, wie ihm ganz warm im Gesicht wurde und hastig richtete er sich wieder auf und griff nach der Decke. Als er sich wieder hinlegte zog er sie mit sich und über Sanji und sich selbst. Sanji kuschelte sich sofort ein und presste seinen Rücken eng gegen Zorros Brust.

Ja, es war definitiv anders als das letzte Mal!

'Aber auch nicht schlechter…'

Zorro legte den Arm um den Blonden – um nicht herauszufallen! Und es dauerte nicht lange, bis auch er die Augen schloss und auch nur noch ein kleines Weilchen länger, bis sein Atem tief und gleichmäßig ging und er von einer Entenfamilie träumte, die sich im Klassenzimmer eingenistet hatte. Zuerst überschritt sie mit ihrem Gequakte nur Crocodiles heilige Dezibelmarke und verschluckte Kuros Zentrifugalkraft-Tischtennisbälle. Aber in Biologie bot sie dann recht anschaulichen naturwissenschaftlichen Unterricht… Irgendwann waren da dann aber keine Enten mehr, sondern nur noch Sanji – direkt vor ihm – aber der Unterricht ging weiter; an derselben Stelle, wo die Enten aufgehört hatten…
 


 

mikan...



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Tayuya
2011-12-29T16:50:30+00:00 29.12.2011 17:50
Hallo. :)

Es tut mir leid, das ich erst so spät schreibe.
Das Kapitel hat mir wieder super gefallen.
Ihhh ein Regenwurm.. Das ist so eklig.. :I
Aber ich lieeeebe Zorro, dafür das er einfach so süss ist. >.<
Ich lieeeebe Kartenspiele, will auch mal mit den süßen spielen. *.*
Mihawk ist echt ein Vogel, hauptsache der gewinnt einfach die spiele,
obwohl Sanji die gewinnen sollte. :D

Hoffe das es bald weiter geht. :)

Liebe Grüße, Tayuya.
Von:  Jackiieh-Chan
2011-12-25T22:43:47+00:00 25.12.2011 23:43
Jaaaaah Sie? lebt noch ~

Sry, aber ich bin mir immer tootal unsicher ob der Autor männlich oder weiblich is .... :$

Allet so anders!! Die Wette wird Mihawk verlieren :D

Lg Jacky und Merry X-Mas *räusper*
Von:  nanju
2011-12-25T22:15:51+00:00 25.12.2011 23:15
Yay
Endlich ging es weiter :)
Ich hoffe ja inständig das ShNkd die Wette gewinnt. Wenn ich mir Mihawks Gesicht vorstelle wenn er einen Regenwurm essen muss .. XD Super!
Also es hat wieder Spaß gemacht
Das nächste bitte :P
Lg nanju
Von: abgemeldet
2011-12-24T18:37:33+00:00 24.12.2011 19:37
:3 Merry X-Mas :D
also ._.
Shanks, du wirst die Zeit ohne Schatzi überleben oO
und das nur, damit ich weiter über dich lachen kann :D
Von:  sasunaru-freak
2011-12-24T15:25:24+00:00 24.12.2011 16:25
YUHHHHHHHHHHHHHUUUUU!!
ein neues kapitel
endlich!!
das nerven hat sich ja doch noch gelohnt xD
süßeste szene??
die im bett xD (was sonst xD?!?!?!)


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