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Kaizoku Gakuen

Update 2023: in Überarbeitung
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п7. Kapitel – Späte Rückkehr
 

[~2005-05-19 – Thursday~]

Zorro und Sanji waren wieder alleine in dem Einzelzimmer des Blonden und Sanji schlief. Nach der Standpauke der Lehrer und nachdem er das Mittel gegen seine Übelkeit bekommen hatte, war er plötzlich ganz müde geworden und es hatte nicht mehr lange gedauert, bis er eingeschlafen war.

Zum Abendessen wurde ein heißer Tee ins Zimmer gebracht, den Zorro entgegen nahm und auf dem Klappbrett des Nachttisches abstellte.

Als Sanji wieder erwachte war der Tee jedoch kalt, dem Blonden immer noch übel und Zorro so freundlich, ihm einen neuen (heißen) zu besorgen.

Als kurze Zeit später eine Schwester hereinkam und Sanji immer noch übel war, bekam er eine ganze Ampulle mit durchsichtig-klarer Flüssigkeit, die über einen Schlauch an seinen Zugang geschraubt wurde und dann am Haltegriff des Bettes angehangen wurde.

Auch nach dem Aufwachen war Sanji noch recht schläfrig. Er schlürfte den Tee, dem Zorro ihm hingestellt hatte, wobei ihm immer wieder die Augen zuzufallen drohten.

Er bekam nur noch am Rande mit, dass Zorro ihm die Tasse wieder abnahm, die er immerhin bis zur Hälfte gelehrt hatte. Dass Zorro ihm auch die Decke bis unter das Kinn zog und schließlich das Licht löschte und den Raum verließ, erfuhr er nie.

Vor dem Zimmer traf Zorro (zu seinem Leidwesen) wieder auf seine drei Lehrer, die wohl auf ihn gewartet hatten.

"Er schläft", meinte Zorro, als niemand etwas sagte und er erwartungsvoll angeschaut wurde.

"Hat er noch Bauchweh?", erkundigte sich Kuro mit besorgtem Blick.

"Keine Ahnung, er schläft!", fuhr Zorro ihn an und bereute es im nächsten Moment, in dem er das böse Funkeln in den Augen des Schwarzhaarigen sah. Der wollte gerade losfauchen, als Crocodile ihm behutsam die Hand in den Nacken legte. "Gut, dann können wir ja gehen", beendete er die Auseinandersetzung ehe sie beginnen konnte.

Kuro schien sich augenblicklich wieder zu entspannen und gab seine angriffslustige Haltung, die er eingenommen hatte, wieder auf.

Die drei warteten, bis Zorro an ihnen vorbei war und setzten sich dann in Bewegung, ihn den ganzen Weg im Auge behalten.

Zorro fühlte sich, als würde er schon wieder abgeführt werden, mit den drei Männern hinter sich, die allesamt die Arme vor der Brust verschränkt hatten und deren Blicke alle auf ihn fixiert waren.

Auf dem Krankenhausparkplatz war fast als einziges Auto noch der dunkelgrüne Jeep geparkt, der verlassen und einsam fast am anderen Ende stand.

Zorro musste zusammen mit Crocodile mit dem Rücksitz vorlieb nehmen, während Kuro neben Smoker auf den Beifahrersitz kletterte.
 

[~same time – gambling house~]

Flamingo und Mihawk hatten sich mittlerweile an einem Tisch niedergelassen, der nahe dem Eingang stand, Platz für zwei Leute bot und von dem man ungestört die ganze Szene in dem Laden überblicken konnte, ohne selbst im Mittelpunkt zu stehen.

"Warst ja ganz schön beschäftigt, für dein Alter", nahm Flamingo ihr Gespräch wieder auf, nachdem sie sich auf die Hocker mit dem silbernen Metallgerüst, der niedrigen Lehne aus dem selben Material und den roten Lederpolstern niedergelassen hatten. "Nachts verkaufen und vormittags in einer Bäckerei jobben. Was war mit Schule?"

"Da war ich ungefähr genauso regelmäßig wie bei dieser Bäckerei. Ich bin immer mal hingegangen, wenn Cindry mich drum gebeten hat, manchmal, um bei einer Schulaufführung oder nachmittags bei Proben zuzuschauen, manchmal, wenn sie Ärger mit ein paar Jungs hatte."

"Ja, ich erinnere mich an das Mädchen…"
 

…"Hey, Mihawk!"

"Hm? Was is'?" Mihawk öffnete verschlafen ein Auge und schloss es wieder, als er das blonde Mädchen mit den schulterlangen Haaren vor sich erkannte.

"Du warst 'ne Woche nicht mehr in der Schule!", beschwerte sie sich und setzte sich zu dem Jungen ins Gras, der auf dem Rücken ausgestreckt da lag, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und als Kissen benutzend.

Mihawk hatte sich einen kleinen Park ausgesucht, in dem er nach einer anstrengenden Nacht den Vormittag verdösen wollte, hatte seine Rechnung allerdings ohne seine Freundin gemacht.

"Ich weiß", antwortete er nach einem Seufzen. "Hatte keinen Bock." Und hätte er gewusst, dass sie ihm im Park auflauern würde, wäre er zu Hause geblieben – auch auf die Gefahr hin, dass die Typen, die seiner Mutter nun bereits zum dritten Mal gedroht hatten, noch ein Mal unvermittelt auftauchen würden.

"Heute hab' ich Vorsprechen. Die Theater-AG hat ein neues Projekt angefangen und wir verlosen die Rollen."

"Hmhm… schön…"

"Willst du dir das Stück mal durchlesen?"

Nun öffnete Mihawk doch die Augen und warf seiner Freundin einen abschätzenden Blick zu.

"Nun, ich dachte du könntest mir weiterhelfen", erklärte das Mädchen und kramte in ihrer Tasche herum. "Ich weiß nicht, welche Rolle besser zu mir passen würde. Du musst ja nur mal 'n Blick reinwerfen und die Charakterbeschreibungen durchlesen." Sie reichte Mihawk einen dicken, gebundenen Stapel Blätter.

Der Schwarzhaarige hievte sich in eine sitzende Position hoch und nahm ihr das Werk ab.

"Momotaro?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue, als er die erste Seite umgeschlagen hatte. Er überflog die ersten paar Seiten, ehe er das Heft wieder zuklappte. "Na, Momotaro oder der Alte kommen wohl nicht in Frage. Der Fasan, würd' ich sagen. Die Prinzessin taugt zu nichts, kommt bloß zum Schluss vor. Die Alte wäre noch 'ne Alternative. Der Hund und der Affe passen nicht, genauso wenig wie der Oni oder einer der Kobolde."

Er hielt der Blonden das Papier wieder hin und die packte es zurück in ihre Tasche. "Danke!", rief sie und umarmte den anderen, der überrascht die Augen aufriss, einige Sekunden ausharrend still saß und sie schließlich von sich drückte. "Kein Problem", murmelte er und hielt sie eine Armlänge auf Abstand.

"Du bist der Beste!", versicherte sie und als sie aufstand, zog sie Mihawk mit sich hoch. "Aber jetzt müssen wir uns beeilen. In ein paar Minuten beginnt der Unterricht!"

"Aber Cindry!", protestierte der Schwarzhaarige, "ich hab' keinen Bock!"

"Nichts da, keine Widerrede! Heute kommst du mit! Wir fangen ein neues Thema in Japanisch an, da passt es doch, wenn du mal wieder anwesend bist!"

Mihawk beschwerte sich zwar weiterhin und zog auch immer wieder an seinem Arm, mit dem hoffnungslosen Versuch, sich aus ihrem Griff zu befreien, ließ sich aber ansonsten anstandslos mitschleifen.

So viel Mühe sich Cindry aber auch gegeben hatte, den Jungen zur Schule zu bringen, so vergebens war sie auch gewesen. Vor Ort angekommen verfiel er sogleich wieder in alte Verhaltensmuster und war frech zu den Lehrer, antwortete nicht, wenn man ihn fragte, wo er die letzte Woche gewesen sei und weigerte sich, Aufgaben an der Tafel zu lösen, obwohl er den Lösungsweg gewusst hätte. In der dritten Stunde hielt er ein Nickerchen, in der vierten krakelte er gelangweilt auf einem Papier herum, schaute aus dem Fenster und warf seinem Klassenkameraden, der vor ihm saß, Papierkügelchen an den Hinterkopf. In der fünften Stunde zettelte er eine Prügelei an und wurde rausgeworfen.

Zu Cindrys Probe am Nachmittag in einem verlassenen Klassenzimmer tauchte er dann reumütig wieder auf.

"Sorry", meinte er nur knapp und spielte darauf an, dass er sie in der sechsten Stunde und in der Pause danach mal wieder alleine gelassen hatte.

Cindry seufzte bloß. "Schon gut", meinte sie, doch die Enttäuschung schwang in ihrer Stimme mit, was Mihawk einen leichten Stich versetzte.

Der Blonden entging der darauffolgende, schuldbewusste Blick, der Richtung Boden ging nicht.

"Wenigstens bist du pünktlich", meinte sie und versuchte wieder heiterer zu klingen. Sie zwang sich ein Grinsen ins Gesicht und trat auf die offene Tür zu, die in den Raum führte, in dem sich die Theater-AG immer nachmittags traf.

Die Blicke, mit denen Mihawk begrüßt wurde, waren alles andere als begeistert, doch keiner wagte es, ihn rauszuschmeißen und so setzte der Schwarzhaarige sich nach hinten in eine Ecke und wartete, dass seine Freundin mit vorsprechen dran war.

Jeder durfte für die Rollen vorsprechen, für die er mochte und danach wurde sich zusammengesetzt und ausdiskutiert, wer welche Rolle bekommen sollte und die Rollen verteilt, die zuvor niemand wollte.

Cindry endete tatsächlich als Fasan und bekam sofort noch einen Helfer zugeteilt, der ihr bei dem aufwendigeren Kostüm helfen sollte.

Nach dem Treffen wartete Mihawk an der Tür auf Cindry, die noch schnell ihre Tasche holte.

"Glückwunsch", meinte er und ließ sie an sich vorbeigehen.

"Danke! Komm, lass uns gehen. Willst du noch mit ins Einkaufszentrum kommen? Wir können ein Eis essen gehen – zur Feier des Tages."

Dass das Ergattern einer Rolle in einer Theater-AG, in dem jeder eine Rolle zugewiesen bekommt, nicht unbedingt einer Feier bedurfte war da nebensächlich. Es war ein Anfang von Cindrys Traum, der später mal als berühmte Schauspielerin enden sollte.

Der Schatten, der ihnen bis zum Einkaufscenter folgte, blieb unbemerkt…
 

"Sie war eine gute Freundin", meinte Mihawk. "Und sie war echt gut in dem, was sie gemacht hat. Sie wär' bestimmt berühmt geworden."

Flamingo nickte. "Ja, ich hab' sie bei diesem Vorsprechen für die Fasanen-Rolle auch beobachtet. Du hast ja nichts gemacht, außer in einer Ecke zu sitzen und da ich davon ausging, dass du das perfekt beherrschtest, konnte ich meine Aufmerksamkeit etwas anderem widmen… Wär' sie an dem Nachmittag bei dir geblieben, hätte ich sie vielleicht bei der Aufführung noch mal gesehen…"
 

…"Morgen ist die Aufführung! Ich bin so aufgeregt!"

"Warum? Du kannst deine Rolle doch einwandfrei."

"Und? Das heißt doch nicht, dass nichts mehr schief gehen kann! Was, wenn ich vor Aufregung meinen Text vergesse, oder stottere oder mich verspreche! – Oder wenn ich hinfalle, oder mein Kostüm reißt!"

"Damit dein Kostüm reißt, müsstest du heute die Eisdiele leer essen. Mach dir mal nich' so viele Sorgen, das wird schon werden."

Sie schlenderten die Straße entlang, Richtung Einkaufszentrum. Dort angekommen hielten sie beim Eisstand, an dem Cindry ihm fast täglich eine Kugel spendierte.

"Kommst du noch mit in den Park?"

Sie gingen meist nach der Schule, beladen mit dem Eis, in den Park, setzte sich auf die Wiese und schleckten schweigend vor sich hin, um danach Fußball zu spielen oder Steine in den See zu werfen. Doch diesmal lehnte Cindry ab. "Tut mir leid, aber ich muss noch ins Bastelgeschäft. Der Gummizug für meinen Schnabel ist zu lose, ich muss mir noch einen neuen kaufen. Aber wir sehen uns morgen! Du kommst doch zur Aufführung, oder?"

Mihawk nickte und lächelte. "Natürlich. Viel Glück mit deinem Schnabel!"

Auch Cindry lächelte. "Danke. Ich treff' dich dann morgen um zwölf Uhr an der Turnhalle, dann kannst du mir noch ein bisschen Mut zusprechen!"

"Sicher."

Doch als Mihawk am nächsten Tag um fünf nach zwölf an der Turnhalle auftauchte, war von Cindry keine Spur. Als er bei den Umkleiden ankam, brauchte er gar nicht anzuklopfen, denn eines der Mädchen aus der Theater-AG steckte gerade den Kopf heraus, um den Gang hinunterzuspähen. Als er Mihawk erblickte, trat sie aus der Umkleide heraus.

"Ah, Guten Tag, Mihawk-san", begann sie etwas schüchtern. "Du hast nicht zufällig Cindry-chan gesehen?"

Mihawk starrte sie mit großen Augen an, so überrascht war er, dass sie ihn angesprochen hatte. Als ihm auffiel, dass sie eine Frage gestellt hatte, schüttelte er nur den Kopf. Er kam gerade noch rechtzeitig zu sich, um selbst eine Frage zu stellen, ehe das Mädchen wieder verschwunden war.

"Wieso, ist sie denn noch nicht da?"

"Nein, ich wundere mich auch schon. Sie ist sonst immer so pünktlich. Ich dachte ja, sie wäre vielleicht bei dir und hätte die Zeit vergessen, aber…" Sie sprach nicht weiter, denn es war offensichtlich, dass dem nicht so gewesen war.

Mihawk, dem das auch klar war, drehte sich abrupt um und verschwand wieder aus der Turnhalle. Kurz blieb er stehen, um zu überlegen, wo Cindry sein könnte, dann machte er sich auf den Weg zum Park. Schon bald begann er zu rennen und ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus. Cindry würde nie eine Theateraufführung sausen lassen, dafür war ihr das alles viel zu wichtig. Es musste etwas passiert sein, wenn sie entschied, nicht aufzutauchen.

Der Park war schnell durchquert und zu Mihawks Enttäuschung war dort keine Spur von Cindry gewesen. Nach Luft schnappend und auf die Knie abstützend schaute Mihawk sich um. Im Einkaufszentrum würde er als nächstes nachschauen und dann den Weg von der Schule zu Cindry nach Hause kontrollieren. Als er beide Alternativen abgearbeitet hatte und immer noch nicht fündig geworden war, war das Gefühl, dass etwas nicht stimmte so stark, dass er sich am Liebsten übergeben hätte.

Er kämpfte die Panik zurück, die in ihm aufstieg und ihm die Kehle zuschnürte. Er hustete ein paar Mal, dann rannte er weiter, eine ganze Weile ohne ein Ziel zu haben, in der Hoffnung, sie durch Zufall irgendwo zu erspähen. Dann machte er plötzlich kehrt, lief in Richtung Einkaufszentrum zurück und bog ein paar Straßen vorher in eine Seitenstraße ab. Hier irgendwo musste das Bastelgeschäft sein, das sie immer aufsuchte, wenn ihr noch Details an ihren Kostümen fehlten. Vielleicht war der Gummizug für ihren Schnabel gestern ja nicht der richtige gewesen und sie war schnell vor der Aufführung noch ein Mal hergekommen.

Doch als Mihawk völlig außer Atem bei dem Geschäft ankam, hing ein Schild innen an der Ladentür, auf dem geschlossen stand und darunter waren die Öffnungszeiten abgedruckt: Samstags von elf bis dreizehn Uhr.

Mit den Ideen und mit der Puste am Ende, drehte sich der Schwarzhaarige ein Mal um die eigene Achse. In seinem Kopf rasten Bilder von Orten vorbei, an denen er sich mit Cindry immer traf. Den Park hatte er schon abgesucht, ebenso das Einkaufszentrum, aber ganz in der Nähe von dem kleinen Bastelladen war eine Sackgasse, in der sich die Häuser mit etwas Abstand aneinander reihten. Der Abstand war groß genug, dass viele Leuten ihren Müll in den Nischen abstellten. In einer Nische hatten sie die Pappkartons so hoch gestapelt, dass man nicht mehr dahinter sehen konnte und den Raum dort freigeräumt. Es war eine Art Geheimversteck. Cindry flüchtete sich immer dorthin, wenn sie sich verstecken wollte, entweder vor Klassenkameraden, die sie ärgerten oder wenn ihre Mutter sie wohin mitnehmen wollte, wo sie nicht hin wollte.

Mihawk bog in die Sackgasse ein und schritt sie entlang, die Mauervertiefungen zählend. Bei der vierten blieb er stehen. Geübt kletterte er ein kurzes Stück an der bröckeligen Backsteinhausfassade hoch, bis er die Feuerleiter erreichen konnte. Er hing sich an die unterste Stange und schwang sich über den Stapel Kartons. Auf der anderen Seite kam er in der Hocke wieder auf.

Vor ihm war der Vorhang zugezogen, den sie über einen Ast gespannt hatten, den sie zwischen die Häuserwände geklemmt hatten. Dahinter lag ihr Lager, das sie mit Decken und einer Notfallration Essen und Trinken ausgestattet hatten (die mittlerweile wohl verschimmelt war). Geschützt wurde das ganze von einem Pappdach, dass auf Kisten und einer alten Fließrolle ruhte und nach jedem stärkeren Regenguss erneuert werden musste.

"Cindry, bist du da?", flüsterte er, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte. Er machte einen zögerlichen Schritt auf den Vorhang zu, als niemand antwortete.

Ein unangenehmer Geruch stieg ihm in die Nase und er nahm sich fest vor, bei nächster Gelegenheit die alten Lebensmittel gegen frische Auszutauschen. Es wurde aber auch höchste Zeit; er konnte sich nicht erinnern, dass beim letzten Mal schon so viele Fliegen um ihr Versteckt geschwirrt waren.

Seine Hand legte sich an den Rand des Vorhanges und er wiederholte noch einmal ihren Namen, dieses Mal etwas lauter, doch es antwortete ihm niemand. Vermutlich war sie gar nicht da, aber er würde nicht gehen, ohne das auch überprüft zu haben. In der Hoffnung, sie habe nur nicht geantwortet, weil sie ihrer Stimme im Moment nicht vertraute (und weil ihm beim besten Willen nicht noch mehr Möglichkeiten zum Absuchen einfielen), festigte er seinen Griff um den Stoff und zog ihn beiseite. Der unangenehme Geruch(1) wurde augenblicklich stärker und die aufgescheuchten Fliegen flogen um seinen Kopf. Das Surren ihrer Flügel klang unheimlich laut an seine Ohren heran und war für Minuten das Einzige, das er hören konnte.

Erstarrt schaute er auf die Decken hinab, die vor ihm ausgebreitet lagen und auf denen Cindry kniete, vorübergebeugt und in sich zusammengesunken. Der Kopf hing ihr auf die Brust und ihr Nacken war aufgeschlitzt. Das Blut war ihr den Rücken und die Brust hinuntergelaufen und hatte sich um die Wunde herum verkrustet, aus der Mihawk glaubte, die Wirbel weiß hervorstehen zu sehen.

Die Hände, die ihr auf dem Rücken zusammengebunden waren, waren mit einem Strick verbunden worden, der an der Hauswand hinter ihr an einen Eisenring geknotet worden war, damit sie nicht vornüber kippte.

Mihawks Augen wanderten das Seil entlang und ruhten einige Sekunden auf dem Ring, der eigentlich für Fahrradschlösser vorgesehen war, dann wurde ihm bewusst, was er anstarrte.

Mit einem Würgen wandte er sich ab von dem schaurigen Bild und versuchte, nicht zu kotzen, während er sich an der Wand abstützte, weiter trocken würgte und verzweifelt versuchte, sein T-Shirt vom Hals wegzuziehen, um besser Luft zu bekommen.

Er wartete nicht, bis er besser Luft holen konnte, sondern stolperte auf die Kartons zu und ließ den Stapel einstürzen, sobald ihm bewusst wurde, dass hinter ihm eine Leiche kniete und er Angst bekam. Er verlor das Gleichgewicht und landete mit den leeren Pappkisten auf dem Asphalt und schlug sich die Knie auf. Doch er spürte den Schmerz gar nicht, genauso wenig, wie er den Gestank noch wahr nahm oder das Surren der Fliegen hörte. Er sah nur noch Cindry, sowohl als er auf den grauen Boden unter sich starrte, als auch, als er sich umdrehte und sie nun einige Meter von ihm entfernt immer noch auf den Decken kniete.

Er krabbelte ein paar Zentimeter rückwärts, dann rappelte er sich hoch und rannte. Er wusste nicht wohin, aber seine Füße trugen ihn immer weiter. Er rannte an dem Bastelladen vorbei, durch den Park, vorbei an der Polizeiwache, an der Schule und an der Bäckerei, in der er gelegentlich arbeitete und rannte immer noch weiter, bis er einfach nicht mehr konnte, stolperte und wieder auf hartem Asphalt landete. Er schlug der Länge nach hin und schrammte sich nun auch Hände und Ellenbogen auf. Der Schmerz, der ihm durch die Arm schoss ging in dem Schmerz unter, der ihn übermannte, als ihm bewusst wurde, dass seine beste Freundin tot war.

Er schniefte und zog Beine und Arme an. Seine Finger krallten sich Halt suchend in den Boden, auf den nach und nach erste Tränen tropften.

Es saß lange auf der Straße und weinte, ohne zu wissen, wo er war und ohne, dass jemand vorbei kam. Es wurde dunkel, es wurde kühler und es begann zu regnen.

Er bekam nichts davon mit. Seine Augen sahen den Regen nicht, der in großen Tropfen zu Boden fiel und sein Körper spürte nicht, wie seine Kleider nass und klamm wurden, wie der Regen sich mit seinen Tränen vermischte und wie der Wind seine Haut auskühlte und seine Ohren hörten nicht, wie das Trommel des Regens immer lauter wurde und ein Donnern den Beginn eines heftigen Gewitters einläutete. Er sah nur Cindrys Körper vor sich, hörte nur das Surren der Fliegen und spürte nur einen dumpfen Schmerz in seinen Handflächen, Knien und Ellenbogen.

Er sah die Scheinwerfer nicht, die immer näher kamen und hörte nicht, wie Räder über nassen Asphalt fuhren. Erst das laute Hupen, ein Bremsgeräusch und ein wüstes Schimpfen drangen durch seine Trauer und er riss erschrocken den Kopf hoch.

"Bist du denn von allen guten Geistern verlassen, Junge?! Ich hätte dich fast überfahren! – Bist du verletzt?" Der Mann, der sich sicher nicht minder erschrocken hatte, hatte die Fahrertür aufgerissen und war bereits halb aus dem Auto. Und die Frage klang schon gar nicht mehr sauer, sondern viel mehr besorgt.

Mihawk starrte den Fremden einige Sekunden mit weit aufgerissenen Augen an, dann sprang er auf und rannte davon.

Der Mann schüttelte nur mit dem Kopf, ehe er seine Fahrt fortsetzte, vermutlich nach Hause, zu seiner Frau und seinen Kinder und zurück in seine heile Welt. Doch das grelle Scheinwerferlicht und der laute und dröhnende Klang der Hupe hatten dem Schwarzhaarigen ins Gedächtnis gerufen, dass seine Welt nicht mehr so heil war, aber, dass immer noch jemand zu Hause auf ihn wartete, der sich sicher schon um ihn sorgte und erleichtert versuchen würde ihm mit einem Handtuch durch die Haare zu rubbeln, ihm die nassen Sachen ausziehen und ihn mit einer warmen Suppe im Magen ins Bett schicken würde.

Er rannte wieder, jedoch nicht nach Hause. Bevor er sich in sein Bett verkriechen und alles vergessen durfte, musste er dafür sorgen, dass Cindry nicht in ihrem kleinen Versteck hocken blieb; das hatte sie nicht verdient.

Er fand eine Telephonzelle und wählte die Nummer der Polizei. Er nannte seinen Namen nicht, er wollte nicht derjenige sein, auf dem man mit dem Finger zeigte und sagte: "Der da, der hat sie gefunden." Genauso wenig wollte er sich den Fragen der Polizei stellen oder mit irgendjemandem darüber reden müssen.

Die Frau am Apparat sprach noch immer auf ihn ein, als er den Höher wieder auf die Gabel zurückhängte.

Er fühlte sich müde und seltsam leer, als er wieder aus der Telephonzelle heraustrat und nach Hause schlurfte.

Dort angekommen war seine Mutter nicht da. In der Küche stand ein Teller, der mit Alufolie bedeckt war, daneben lag ein Zettel. Hab' eine Zusatzschicht angeboten bekommen, es wird spät. Mach' dir das Essen in der Mikrowelle warm, Mama, stand dort in spanisch geschrieben und unter die zwei Zeilen war ein Herz gekritzelt worden. Daneben lag ein Brief, der an ihn adressiert war.

Mihawk nahm den Brief und verschwand in seinem Zimmer, wo er sich auf sein Bett setzte. Er kümmerte sich nicht darum, seine nassen Sachen auszuziehen oder, dass seine Matratze nass wurde. Er lehnte sich gegen das Holzgestell am Kopfende und nahm den Umschlag zur Hand.

Er bekam so gut wie nie Post. Von wem auch?

Er untersuchte das Kuvert, doch konnte keinen Absender finden, ebenso wenig wie eine Briefmarke. Allein sein Name stand darauf geschrieben.

Auf der Rückseite war ein Siegel geklebt, das aus einem einfachen Sticker bestand und den Brief verschloss. Der Aufkleber war einfarbig rot und verriet somit rein gar nichts.

Mihawk pulte ihn ab, faltete ihn in der Mitte, sodass keine klebenden Flächen überstanden und schnippte ihn über die Bettkante auf den Boden.

Er zog die Lasche hervor und hielt die Öffnung nach unten. Ein Stückchen Stoff und ein Zettel segelten in seinen Schoß. Das Din-A-4-Blatt war zwei Mal gefaltet und nur mit einem einzigen Satz bedruckt: Tu puta madre es la hembra próxima(2)!

Mihawk ließ das Papier sinken und griff nach dem Stofffetzen. Er nahm es zwischen Daumen und Zeigefinger und rieb es dazwischen, dann las er den Brief noch einmal. Seine Hand verkrampfte sich und knüllte das Papier, als er es erneut sinken ließ und stattdessen das Stoffstück vor seine Augen hob.

Der Stoff stammte von dem Vorhang aus ihrem kleinen Versteck.

Das Spanische, in dem der Brief geschrieben war, das Stoffstück, damit er Cindry auch ja fand und die Drohung, dass seine Mutter die nächste sein würde, ließen nur seine Verwandten aus Kolumbien in Frage kommen, für das alles verantwortlich zu sein.

Das Wissen, diesem Gegner nicht gewachsen zu sein, dass er nichts ausrichten konnte, um Cindry zu rächen oder seine Mutter zu beschützen, ließen ihn vor Wut zittern.

Cindry hatte das nicht verdient. Sie hätte nicht sterben dürfen; nicht seinetwegen. Das war alles seine Schuld. Wäre er mächtiger, hätte es niemand gewagt, seiner Freundin auch nur ein Haar zu krümmen.

Angst ließ Leute vieles tun – und auch vieles nicht tun. Seine Angst, gemischt mit dem Zorn über Cindrys unnötigen Tod, ließen ihn vom Bett gleiten, Zettel und Stoffstück unbeachtete hinter sich lassend.

"Diese malandro(3) werden dafür bezahlen!"

Er verließ sein Zimmer und die Wohnung. Die Wohnungstür schloss er sorgfältig ab, dann schritt er die Stufen im Treppenhaus hinab und draußen die langsam in der aufkommenden Dunkelheit versinkenden Straße entlang…
 

"Ihr Tod war tragisch gewesen. Das Mädchen hatte noch ihr ganzes Leben vor sich und mit Sicherheit eine einzigartige Karriere. – Aber ich hoffe, du bist darüber hinweg, dich als Verantwortlichen für ihren Tod zu sehen?"

Mihawk nippte an seinem Getränk und starrte auf den Tisch, um nicht in das fragende Gesicht mit der hochgezogenen Augenbraue sehen zu müssen.

"Bist du doch, oder?", hakte Flamingo nach.

"…Hätte ich mich schneller entschieden, wäre das vielleicht nicht passiert. Hätte ich das Unvermeidbare nicht vor mir hergeschoben-"

"Du hast nichts vor dir hergeschoben. Niemand hätte wissen könne, wie weit diese Typen gehen würden und schon gar nicht ein dreizehnjähriger Junge."

"Aber es war doch offensichtlich", widersprach Mihawk, ohne den Blick zu heben. "Sie haben meiner Mutter gedroht; auf eine Art und Weise, die deutlich gemacht hat, dass für sie nichts anderes in Frage kommen würde, als ihr Ziel zu erreichen, egal mit welchen Mitteln."

"Und diese Mittel hättest du nun alle kennen müssen? Und selbst wenn du sie gekannt hättest, wärst du dann mit ihnen gegangen?"

Mihawk schüttelte den Kopf. "Aber wenn ich damals einfach schneller begriffen hätte, dass es nicht um ja oder nein, sondern um Leben und Tod ging, hätte ich mich gleich für eine der beiden Seiten entschlossen. Sie hätten ihr nichts getan, wenn ich bereits eingespannt gewesen wäre, genauso, wie sie meiner Mutter auch nichts mehr getan haben."

Flamingo seufzte. "Mihawk, manchmal muss man Fehler machen, um aus ihnen zu lernen. Eine Situation richtig einzuschätzen erfordert viel Erfahrung, die du in dem Alter einfach nicht hattest. Du wusstest kaum, wer diese Leute waren, geschweige denn, wozu zu sie fähig waren. Hör auf, dir die Schuld daran zu geben. Der einzige, der für Cindrys Tod verantwortlich ist, ist derjenige, der dass Messer geführt hat."

"Es war ein Volltrottel gewesen, wenn er geglaubt hatte, so sein Ziel zu erreichen." Er stellte sein Glas wieder ab.

"Ich denke nicht, dass sie gewusst haben, dass ich Verbindung zu dir hatte. Hätte ich die Absichten der Shichibukai, dich aufzunehmen, öffentlich gemacht, wären sie vielleicht unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Ich bin wahrscheinlich mehr Schuld an allem als du. Aber damals war es für dich keine Perspektive, uns beizutreten. Wir glaubten, ein bisschen Druck von den Kolumbianern würde dich eher überzeugen als unsere Worte, doch keiner hätte damit gerechnet, dass sie so schnell so gewalttätig reagieren würde."

"Nein, nicht einmal Die Sieben hatten genügend Lebenserfahrung, um das vorherzusehen. – Oder eher Die Sechs. Ihr wart ja damals schon auf der Suche."

Flamingo zögerte. Ihm war der spöttische Unterton nicht entgangen. "Ich würde nicht unbedingt sagen, dass alle der sechs sich nicht im Klaren darüber waren, wie ernst die Situation war. Ich möchte niemandem unterstellen, dass er darauf spekuliert hat, dass so etwas passiert und die Kolumbianer uns in die Karten spielen würden, ich möchte es aber auch nicht für unmöglich halte. Aber eins musst du mir glauben: Ich wusste nicht, dass es ihnen um ihre existentielle Grundlage ging. Hätte ich gewusst, warum sie hier waren, hätte ich gehandelt."

"Wenn ich sage, ich glaube dir, was würde das ändern? Mein und auch dein Unwissen hat niemandem etwas gebracht."

Flamingo schüttelte den Kopf. "Nein, hat es nicht, aber das ist nicht der Punkt. Tatsache ist, hättest du mehr gewusst, hättest du dich anders entschieden und das ist doch der springende Punkt, der Punkt, der dich nicht zu einem Mörder macht. Hättest du gewusst, dass es passieren würde und gewusst, wie du es verhindern könntest, hättest du es doch getan, oder nicht?"

Mihawk antwortete nicht. So hatte er es noch nie betrachtet und das, was Flamingo da sagte, war durchaus logisch. Hätte es auch nur einen Hinweis darauf gegeben, in was für einer Gefahr Cindry schwebte, hätte er nicht gezögert, Flamingos Angebot anzunehmen. Aber das einzige Mal, dass diese Männer mit ihm direkt gesprochen hatten, war nicht sonderlich einschüchternd gewesen. Sie hatten nicht gewirkt, als hätten sie es sich mit ihm verscherzen wollen. Auch seiner Mutter hatten sie nie etwas getan. Die Worte hatten sie beunruhigt und geängstigt, aber sie waren ihr gegenüber nie gewalttätig geworden, noch haben sie ihr auf dem Weg zur Arbeit aufgelauert und ein Handeln heraufbeschworen. Das mit Cindry kam… überraschend; plötzlich, unvorbereitet.

"Du leidest mehr darunter, als du müsstest", begann Flamingo wieder zu sprechen und Mihawks Gedanken richteten sich wieder auf die Gegenwart. "Cindry hätte dir mit Sicherheit schon längst verziehen, wenn es etwas zum Verzeihen geben würde. Ich weiß nicht, ob sie stolz auf dich ist oder ob es sie gerührt hat, dass du nach ihrem Tod alles daran gesetzt hast, dass alle Beteiligten erfuhren, dass sie einen großen Fehler begangen hatten, dafür kannte ich sie nicht gut genug. Aber ich bin mir sicher, dass sie jetzt stolz auf dich ist. Du hast die Schule abgeschlossen und studierst sogar. Du hast 'ne Menge in deinem Leben erreicht. Vieles, was sicherlich in deiner neuen Welt nicht sonderlich rühmlich ist, aber auch einiges, was Respekt verlangt. Den Mut aufzubringen, uns zu verlassen und damit auch noch durchzukommen und das alles nur für deine Liebe – so verflossen sie auch sein mag – gehört definitiv dazu."

"Auf sie hätte man mittlerweile sicher auch stolz sein können. Mehr noch als auf mich vermutlich. Wer weiß, wie viel Zeit wir noch füreinander gehabt hätten oder ob ich womöglich auch schon Termine brauchen würde, wie jeder Photograph oder Reporter."

"Für dich hätte sie sicher immer Zeit gehabt. Du hattest ja auch immer Zeit für sie. Du hast sogar dein Faulenzen unterbrochen, nur um sie zur Schule zu begleiten."

Mihawk lachte kurz auf. "Ja, das ist wahr. Das bisschen Bruchrechnung, das ich konnte, als ich bei euch aufgekreuzt bin, hab' ich ihr zu verdanken!"

Flamingo grinste. Es hatte damals in der Tat nicht sonderlich berauschend um Mihawks schulische Bildung gestanden. Aber das war nebensächlich gewesen. Bei ihnen hatte er alle Bildung bekommen, nach der er verlangte und die man für ihn als nützlich erachtet hatte. Japanisch, Mathe und Sport waren seine neuen Hauptfächer, auch wenn er sie nicht mehr auf einer normalen Schule belegt hatte. An dem Tag, an dem er zu ihm gekommen war, hatte sein neues Leben angefangen…
 

…Mihawk wusste nicht, wo er hin ging. Die Worte 'Du findest mich bestimmt' schwirrten ihm im Kopf herum und so lief er die Straßen entlang, in der Hoffnung, dass genau das geschehen würde.

Er lief durch den Park und seine Gedanken, die sich den bisherigen Weg nur auf ein Bild in seinem Kopf fixiert hatten, schweiften wieder zu Cindry und wie er und sie immer im Park gesessen und Eis gegessen hatten. Es gab keinen Ort im Park, an dem sie nicht zusammen gewesen waren. Jeder Baum und jeder Busch erinnerte ihn an sie. Den Weg, den er jetzt entlang lief, war er auch mir oft gegangen. Er führte zu einem Spielplatz, auf dem sie oft getobt hatten. Es gab dort zwei Schaukeln. Sie hatten sich immer jeder auf eine Schaukel gesetzt und einen Wettkampf daraus gemacht, wer schneller höher schaukelte. Oder sie hatten sich auf die Schaukeln gelegt, mit dem Bauch auf der Sitzplatte. Dann hatten sie sich im Kreis gedreht und wenn sie mit den Füßen nicht mehr genügend Halt auf dem Sandboden hatten, musste der andere weiterdrehen, bis es nicht mehr ging. Nach dem Loslassen hatte sich die Schaukel dann so lange und so schnell gedreht, dass ihnen immer ganz schwindelig gewesen war, wenn sie endlich gestoppt und sie herunterklettern hatten können.

Die Schaukeln waren leer als er bei ihnen ankam, was aber nicht hieß, dass niemand auf dem Spielplatz war. Auf dem einen Ende der Wippe saß eine große, dunkle Gestalt, die seltsam aufgeplustert wirkte, unförmig wie ein großer Laubhaufen in der Nacht.

Mihawk blieb ihm direkt gegenüber stehen, der Stamm der Wippe zwischen sich und dem anderen.

Die Gestalt erhob sich und es war, als würden die Blätter auf einem Stamm in die Höhe wachsen und zu der Krone eines dichtbewachsenen Baumes werden, während sie sachte vom Wind gewiegt wurden. Doch Mihawk wusste, dass es keine Blätter, sondern Federn waren.

Er sagte nichts und blieb reglos dort, am anderen Ende der Wippe stehen. Nur seinen Kopf legte er in den Nacken, um dem anderen ins Gesicht zu schauen – oder dahin zu schauen, wo sein Gesicht in der Dunkelheit verborgen lag.

"Willkommen bei Ouka Shichibukai(4)! Du bist jetzt einer von uns, ein Samurai. Und ein Samurai hat sich auch wie solch einer zu verhalten. Du wirst einen Lehrmeister bekommen, jemand, der dir alles beibringt, was du im Bezug auf die Shichibukai wissen musst. Du wirst ihn mit -sensei ansprechen. Sein Wort wird Gesetz sein, seine Forderungen dein oberstes Gebot. Sagt er "Spring!", dann fragst du nicht wie hoch, sondern tust es und zwar nicht ein Mal, nicht zwei Mal, sondern solange, bis du einen anderen Befehl erhältst. Du wirst ihm Respekt zollen, ebenso wie jedem anderen höher gestellten Mitglied, denn dein Leben liegt in ihren Händen und deine Zukunft entscheidet sich nach ihren Auffassungen dich betreffend. Lerne, zu gehorchen, lerne, Sinnloses zu akzeptieren, lerne, Emotionen auszuschalten, denn du wirst sie nicht brauchen, wenn du einer von uns sein willst. Befolge deine neu vorgegebenen Tugenden und dein Name wird schneller wachsen als dein kleiner Körper. Und merk dir eins, umso leiser er ausgesprochen wirst, desto mächtiger bist du geworden."

Mihawk sagte auch jetzt nichts. Als Flamingo sich umdrehte, folgte er ihm und als er zu ihm aufgeschlossen hatte, legte sich ein schwerer, aber weicher, mit Federn bedeckter Arm um seine Schultern und zog ihn etwas näher.

Sie gingen lange nebeneinander her und Flamingo war sensibel genug, ihn nicht auf die Tränen anzusprechen, die ihm über die Wangen liefen und die er mit Sicherheit bemerkt hatte.

Er brachte ihn zu einer kleinen Wohnung, in der er wohl alleine lebte. Er durfte dort schlafen und bekam Essen. Sie redeten erst am nächsten Morgen wieder miteinander.

"Was ist mit meiner Mutter?"

"Dir auch einen wunderschönen Guten Morgen."

"Dieser Morgen ist nicht wunderschön!", widersprach der Schwarzhaarige hitzig. "Was ist mit meiner Mutter?! Und was ist mit den Kerlen, die ihr drohen, die-" Er redete nicht weiter. Er konnte es nicht aussprechen, noch nicht. Es jetzt zu sagen, würde es real werden lassen und er würde sicherlich wieder zu heulen anfangen. Aber er wollte nicht heulen, nicht vor Flamingo. Er war jetzt ein Samurai, er hatte keine Emotionen mehr.

Doch Flamingo sprach die harte Wahrheit aus. "Was mit deiner toten Freundin ist? Sie wird tot bleiben. Dir muss eins klar sein, sie wird nicht wieder kommen, egal was du tust."

Mihawk biss sich auf die Unterlippe und unterdrückte ein Schluchzen, während es gefährlich in seinen Augen brannte.

"Der Tod ist etwas, mit dem du dich abfinden musst. Er wird dich von nun an stets begleiten."

Die Worte waren nicht wirklich beruhigend, trotzdem gab Mihawk dem Verlangen, seinen Tränen freien Lauf zu lassen nicht nach.

Flamingo musterte ihn abschätzend, ehe er sich von der Couch erhob. "Deiner Mamá geht es gut. Einer unserer Leute begleitet sie auf Schritt und Tritt. Kein Kolumbianer wird sich ihr ungestraft nähern können."

Mihawk beruhigte sich sichtlich, doch die Trauer, die immer noch in ihm steckte, konnte er so schnell nicht verbergen und schon gar nicht vergessen.

"Aber wenn du sie wirklich in Sicherheit wissen willst, solltest du sie in Zukunft nicht mehr allzu häufig sehen. Wir sind kein Familienunternehmen, wenn du verstehst. Wir sorgen gerne dafür, dass sie sicher ist, aber ein Familienstreit oder Unterwäschepakete können wir hier nicht gebrauchen. Ich sag' dir das alles unverblümt und ohne darauf Rücksicht zu nehmen, was du willst, weil das auch kein anderer tun wird. Du bist hier in was reingeschliddert, wofür du nichts kannst, aber es wird Zeit, dass du es akzeptierst. Das hier ist dein Schicksal und du kannst ihm nicht entfliehen, wenn dir dein Leben oder das deiner Mutter etwas bedeutet."

Mihawk nickte und Flamingo ging vor ihm in die Hocke und winkte ihn zu sich. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und schaute ihm tief in die Augen, als würde er etwas suchen.

"Wir werden uns um diese Leute kümmern, die das deiner Freundin angetan haben und wir werden dafür sorgen, dass weder sie noch jemand anders deiner Mutter etwas antun kann, einverstanden?"

Mihawk nickte. Soweit hörte sich alles gut an.

"Okay. Komm, setzt dich auf die Couch. Ich mach' mir 'nen Kaffee und dir 'nen heißen Kakao und dann reden wir über alles weitere."

Es dauerte nicht lange, bis sie nebeneinander saßen, Mihawk mit einer Decke um den Schultern und einer Tasse in der Hand und Flamingo neben ihm, ebenfalls eine Tasse haltend.

Ihr Gespräch verriet so viel, dass er nicht viel Zeit zum Trauern haben würde. Sein Unterricht würde in zwei Tagen beginnen und bis dahin würde er bei Flamingo sein und von ihm über alles Nötige unterrichtet werden. Und er war dankbar dafür. Im Moment sehnte er sich nach nichts mehr, als alles zu vergessen, sich zu beschäftigen und seine Gefühle wegzuschieben. Lernen würde ihn davon abhalten, über Cindrys Tod nachzudenken und über die Schuldfrage nachzugrübeln.

Mit Flamingo zusammenzuleben war seltsam. Er war ein chaotischer, lockerer Typ, der es mit Ordentlichkeit und Pünktlichkeit nicht allzu genau nahm, der aber furchtbar penibel war, sobald es um die Organisation ging. Immer, wenn sie darüber sprachen, wurde er furchtbar erst, so ernst, dass Mihawk grinsen musste und sich jedes Mal eine Kopfnuss einhandelte, weil der Blonde von ihm erwartete, mit dem selben Ernst an die Sache heranzugehen.

Dass das Ganze kein Spiel war, hatte Mihawk schon bald begriffen. Bereits an dem Tag, an dem er das erste Mal bei Flamingo erwacht war, war ein Bote zu ihm gekommen, der von zwei toten Kolumbianer berichtete. Der eine war wohl Cindrys Henker gewesen.

Flamingo bestand darauf, dass er sich den Bericht mitanhörte, und hielt ihn danach fast eine Stund im Arm und tröstete ihn, bis keine Tränen mehr flossen. Den nächsten Bericht würde er sich auch anhören und den übernächste auch, egal, ob sie etwas mit ihm zu tun hatten oder nicht und er würde lernen, diese Tränen zurückzuhalten.

Von weiteren toten Kolumbianern hörte er nichts. Am Abend des zweiten Tages erzählte ihm Flamingo, was die Organisation herausgefunden und was er über ein Telephonat erfahren hatte.

Die ganze Sache hatte sich wohl von da an mehr oder weniger von selbst erledigt. Der Rest der Band hatte Angst bekommen und abgesehen davon auch im eigenen Land genug zu tun. Man hatte sich für Mihawk sowieso nur interessiert, weil die Führungsspitze des 'Cartel de Cali' verhaftete und eingesperrt worden war und er als Sohn des Bruders des ehemaligen Bosses der einzige Nachfahre der Linie der Führungsriege war. Doch es hatte zu lange gedauert, ihn überzeugen zu wollen und während die Letzten sich wohl noch im fernen Japan bemüht hatten, war das Kartell in Kolumbien in mehrere kleinere und unabhängig voneinander agierende Gruppen zerfallen.

Man hörte aus Kolumbien nichts mehr, dafür startete Mihawks Training und Ausbildung. Flamingo hatte ihm erklärt, wie es ablaufen würde. Er würde eine eigene Wohnung bekommen – wobei Flamingo ihm auch anbot, dass er fürs Erste bei ihm wohnen bleiben konnte – und von dort zu allen Terminen erscheinen, die man ihm vorgab. Die Organisation würde sich bei ihm melden und nicht umgekehrt. Morgen würde er seinen persönlichen Sensei treffen, der ihn weiter einführen würde. Er würde einen Stundenplan bekommen, der gespickt war mit den verschiedensten Fächern; wie ein ganz normaler Schüler.

Wenn er artig lernte und Erfolge zeigte, würde es ihm erlaubt sein, an der Gestaltung dieses Plans mitzuarbeiten, sich Fächer herauszusuchen, die ihn interessierten oder in Fächern, die er besonders mochte, besondere Förderung erhalten.

Einige Fächer musste er machten, andere durfte er abwählen, wenn sie ihm nicht gefielen und er in ihnen alles gelernt hatte, was die Organisation als Grundvoraussetzung erachtete.

Ein gepflegtes Äußeres und eine angemessene Sprache waren in der Öffentlichkeit und anderen Organisationsmitgliedern gegenüber Pflicht.

Mihawk schien nach diesem Gespräch gar nicht so begeistert von den vielen Regeln, aber Flamingo klopfte ihm aufmunternd auf die Schultern und meinte, es würde sich alles komplizierter anhören, als es im Endeffekt war. Und umso höher er kommen würde, umso mehr eigene Regel würde er machen können.

Wenn Mihawk sich Flamingo anschaute, dann musste das wohl stimmen. Er musste grinsen, aber weigerte sich standhaft zu verraten, warum.

Flamingo redete den Abend über nicht mehr mit ihm, weil er meinte, dieser Ungehorsam würde sich einem so hohen Mitglied gegenüber nicht ziemen. Doch er konnte seine Fassade nicht lange aufrecht erhalten und spielte nach dem Abendessen eine Runde Karten mit Mihawk, der ihn noch nie mit einem Titel angeredet hatte und es auch nie tun würde.

Solange das unter ihnen blieb, störte es Flamingo nicht, ebenso wenig, wie es ihn nicht störte, dass der Junge bei ihm wohnte. Aber dass es etwas anderes war, wie man sich in der Öffentlichkeit gab, das würde er schon am nächsten Tag von seinem neuen Lehrer lernen…
 

"Aber ehrlich, der Lehrer war ein Arsch."

Flamingo lachte. "Ja, das hast du mir oft erzählt! Und zwar über jeden Einzelnen! Nur deine Sportübungen hast du gern gemacht. Japanisch mochtest du und Bio auch, die Lehrer trotzdem nicht."

"Es war so langweilig", beschwerte sich Mihawk über längst vergangenen Tage. "Es zog sich alles so hin, bis man was erreichte. Und was mir Flächenberechnung beim Erreichen meines Zieles helfen sollte, wollte mir auch nicht in den Kopf."

"Was willst du eigentlich? Du hast doch recht schnell deinen ersten Einsatz bekommen."

Mihawk verdrehte nur die Augen, als er an seine erste Aufgabe zurückdachte…
 

…"Hier, Junge! Nimm das!" Sein Lehrmeister, der ihn auf Missionen vorbereitete, hatte ihn heute zu seiner aller ersten mitgenommen und Mihawk war furchtbar aufgeregt und erwartungsvoll. Ein bisschen verwundert war er schon, bei dem Gegenstand, den er dann in die Hand gedrückt bekam.

"Was ist das?", wollte er wissen und schaute zu seinem Lehrmeister auf. Als er dessen vorwurfsvollen Blick bemerkte, fügte er hastig ein "Sensei!", an.

"Das ist eine Silvesterrakete." Er drehte sich um und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die Polizeiwache auf der gegenüberliegenden Straßenseite. "Sobald dort ein Auto mit Blaulicht wegfährt, wirst du das Ding zünden. Und zwar so, dass es hoch oben in der Luft explodiert, verstanden?"

Mihawk nickte. "Aber darf ich etwas fragen, Sensei?"

Der Mann nickte. "Nur zu."

"Warum eine Silvesterrakete? Warum nicht was anderes?"

"Das Ding fällt nicht auf, das kann jeder aufgehoben haben und heute zum Geburtstag zünden. Keiner wird verdacht schöpfen, wenn sie explodiert und schon gar nicht, sollte man dann einen kleinen Jungen mit einem Feuerzeug erwischen. – Lass dich trotzdem nicht fangen!"

Der Alte klopfte ihm – ähnlich wie Flamingo es immer tat – noch einmal auf die Schulter, dann verschwand er und ließ einen weniger nervösen und etwas ernüchterten Mihawk zurück…
 

"So 'ne Dinger habt ihr mir nur angedreht. Das ging ewig so. Der Spott der anderen war kaum zu ertragen, wenn sie mir so 'ne blöde Rakete in die Hand gedrückt haben und dann verschwunden sind." Der Schwarzhaarige zog eine Schnute und nahm einen Schluck.

Flamingo zuckte nur mit den Schultern. "Du warst halt noch zu jung…"
 

…Flamingo war ins Hauptquartier gerufen worden und Mihawk alleine in der Wohnung. In einer halben Stunde musste er los, zum Unterricht in einer Zweigstelle. Er war der Jüngste dort. Er hatte mittlerweile noch mit einem anderen Kerl zusammen Unterricht, der acht Jahre älter war. Noch dazu lungerten dort immer noch andere Organisationsmitglieder rum, die sich liebend gern über ihn lustig machten und ihn wegen seiner noch geringen Größe und seinen Alters aufzogen.

In der Hoffnung, im Bad etwas zu finden, was ihn älter wirken ließ, durchstöberte er die Sachen des immerhin erwachsenen Mannes, der bestimmt etwas Passendes besaß.

Er fand eine Packung Kondome, doch die würden ihm kaum helfen. Rasierwasser war auch da, doch ohne Bart war das recht nutzlos. Als ihm ein schwarzfarbener Kayal(5) in die Hände fiel, kam ihm eine Idee. Er wunderte sich noch, wozu Flamingo das Ding brauchte, als er die Kappe abzog, dann konzentrierte er sich auf sein Spiegelbild vor sich.

Fünfundvierzig Minuten später war er an dem Ort angekommen, an dem er Unterricht hatte.

"Was hast du denn da im Gesicht? Hast du dich geprügelt?", wollte einer der beiden wissen, die am Eingangstor zum Gelände rumlungerten.

Der andere beugte sich vor, um ihn näher betrachten zu können. Mihawk machte beleidigt einen Schritt zurück und warf ihnen einen finsteren Blick zu, als der Zweite plötzlich auflachte. "Der hat sich angemalt!", rief er glucksend. "Der hat sich 'nen Bart aufgemalt!"

Nun fing auch der andere lauthals an zu lachen. "Sorry, Kleiner, aber das macht dich auch nicht älter!", brachte der Erste zwischen dem Lachen hervor und tat so, als würde er sich eine Lachträne wegwischen.

"Das is' ja wie Fasching! Komm, wir besorgen dir noch 'ne Augenklappe und eine Pistole mit Platzpatronen, dann kannst du als Pirat gehen!"

Die zwei lachten noch eine ganze Weile weiter und Mihawk schrie sie eine ganze Weile lang an, dass sie die Klappe halten sollten, doch sie hörten nicht auf ihn.

Als Flamingo zwischen ihnen auftauchte, verstummten sie jedoch. Er warf beiden einen tadelnden Blick zu, doch als er zu Mihawk blickte, musste auch er grinsen.

"Komm mit", meinte er schließlich und Mihawk war froh, dass er diesen peinlichen Moment beendete. Mit leicht geröteten Wangen folgte er ihm und fragte sich, was Flamingo von ihm wollte. Sie liefen sich nicht oft über den Weg, wenn er auf Organisationsgelände war und hatten dort noch weniger miteinander zu tun.

Doch heute schien es anders zu sein. Flamingo führte ihn in die große Turnhalle, die er eigentlich erst morgen wieder benutzt hätte.

Auf dem Weg meinte er: "Witzige Idee. Hast du das mit meinem Kayal gemacht?" Er erwartete keine Antwort, denn er redete ohne Pause weiter. "Ich denke, wir müssen noch einmal über Respekt Erziehungspersonen gegenüber sprechen. Aber lass das mit dem Bart, das bist ab sofort du." Und Mihawk beherzigte den Rat und malte sich den Bart auf, sobald er das Haus verließ und als Organisationsmitglied zu erkennen war. Und als die ersten echten Stoppeln zum Vorschein waren, ließ er die Stehen, die dort wuchsen, wo er sich den Bart aufgemalt hatten.

Doch vorerst musste er mit Farbe vorlieb nehmen und mit dieser Farbe im Gesicht führte Flamingo ihn weiter, durch die Turnhalle hindurch und zur gegenüberliegenden Wand. Ein großes Kreuz lehnte dort an der Wand, gehüllt in ein schwarz schimmerndes Samttuch.

"Das wird deine Waffe sein als Samurai."

Mihawk hatte schnell gelernt, dass sich nur Die Sieben tatsächlich Samurai nennen durften, alles andere waren nur kairai(6).

"Los, pack es aus."

Mihawk sah überrascht auf, kniete sich dann aber ohne weitere Aufforderung vor den Gegenstand und löste das Tuch, das er vorsichtig kontinuierlich abwickelte.

Zum Vorschein kam: "Black Sword Yoru. Es hat deinem Vorgänger gehört. Du wirst es noch nicht führen können, aber du wirst ab sofort mit ihm trainieren. Du bist jetzt schon über ein halbes Jahr bei uns. Du hast viel und erstaunlich schnell gelernt und du bist heute, an deinem vierzehnten Geburtstag zum Samurai aufgestiegen. Wer eine Waffe Der Sieben trägt, der ist einer Der Sieben."

Mihawk nickte ehrfürchtig und fuhr mit dem Zeigefinger die Klinge entlang.

"Du kannst versuchen, es zu heben", schlug Flamingo vor. "Aber verausgab dich nicht und vertrödel nicht zu viel Zeit. Mach dich mit Yoru bekannt, dann such dir eine Waffe aus, die du beherrschst und komm zu mir."

Mihawk nickte und verbeugte sich, als Flamingo sich entfernte.

Das Schwert war schwer und er war in der Tat noch lange nicht so weit, es zu führen, aber der Griff fühlte sich gut an, in seiner Hand und auf sonderbare Weise, natürlich.

Er hätte um ein Haar die Zeit vergessen, als er sich mit Yoru beschäftigte, aber dann wickelte er es vorsichtig wieder ein und griff nach einem Katana, dass er während des Trainings immer benutzte und mittlerweile sein Eigen nennen durfte, als Belohnung für sein schnelles Vorankommen in der Kampfkunst. Das Kitetsu der dritten Generation.

Flamingo wartete in einem kleinen Zimmer neben dem Ausgang der Turnhalle und gegenüber der Umkleiden.

"Setzt dich", forderte er Mihawk auf und deutete auf einen Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand, hinter dem er saß.

Auf dem Tisch ausgebreitet lagen ein Lageplan, eine Schriftrolle, ein Auftragsformular und ein Turnbeutel. Es waren alles Utensilien, die Mihawk bereits kannte, nur, dass er sie bis jetzt noch nicht selbst benutzt hatte. Lediglich die Lagepläne hatte er sich einprägen müssen.

Diesen schob Flamingo ihm auch als ersten hin. Er wartete solange, bis Mihawk ihn den Plan wieder wortlos zurückgab.

"Alles gemerkt?"

Mihawk nickte. Besonders wichtig war das weiße Kreuz, das ihm markierte, was der genaue Zielort war und die roten Punkte, die Wachen markierten.

Als nächstes bekam er das Auftragsformular hingehalten. Auch das las er sich genau durch. Es beschrieb, was von ihm erwartet wurde, wie es erwartet wurde und welche Einzelheiten verlangt wurden. Bei einem Mord beispielsweise die Art des Todes, wie schnell dieser eintreten sollte und was anschließend mit der Leiche und den Beweisen gemacht werden sollte.

Die Schriftrolle, so hieß es in dem Formular, sollte er einstecken und unterschreiben lassen. Wie immer mit dem Blut des Unterlegenen. Und der andere würde der Unterlegene sein, sonst wäre Mihawks Leben beendet. Wenn sein Kontrahent gewann, würde er ihn töten – und sollte er das widererwartend nicht tun, so würde er von der Organisation umgebracht werden. Versagen war keine Alternative.

Die Schriftrolle, die er bekam, war keine Shi-Kanjiku, sondern bloß ein Vertrag, der unterschrieben werden sollte – nichtsdestotrotz mit Blut.

Nach dem Turnbeutel griff er gleichzeitig wie nach der Schriftrolle, dann stand er auf und verbeugte sich vor Flamingo.

"Mach mir keine Schande", flüsterte der, als Mihawk sich wieder aufrichtete. Er nickte noch ein Mal kurz, dann verschwand er aus dem kleinen Zimmerchen.

Aus dem Turnbeutel holte er die traditionellen Kleider, die ihn als Samurai kennzeichneten. Es war ein langer Umhang und spezielle Sandalen, die er anziehen würde und die ihn als Kämpfender kennzeichnen würden. Würde er die Sandalen tragen, würde jeder wissen, dass er nicht mehr zum Reden gekommen war, sondern um die Angelegenheit aus der Welt zu schaffen. Der Mantel war nur für die 'Reise', er würde ihn ablegen und in seinen alltäglichen Kleidern kämpfen, in denen er es gewohnt war, aber die Sandalen waren Vorschrift.

Mit Waffen durfte er sich ebenso selbst ausrüsten, wie mit Kleidung. Die Sandalen waren nicht sonderlich auffällig, aber da jeder Samurai im Umhang ankam, wusste man, woran man war und die Schuhe, verrieten den entscheidenden Rest. Es war keineswegs ein Nachteil, denn niemand würde es wagen, einen kämpfenden Samurai anzugreifen, wenn man nicht der Gegner war. Es war eine Warnung, ihn passieren zu lassen und ersparte ihm Arbeit und Tote auf der anderen Seite. Ihn anzugreifen, während er so ausgestattet war, war, wie ein Todesurteil zu unterschreiben.

Und mit diesem Schutz kam er im feindlichen Lager an und überbrachte seine Nachricht, ohne aufgehalten zu werden und sein Gegner stellte sich, ohne, dass andere sich einmischten.

Sein erster offizieller Kampf für die Shichibukai verlief nicht ohne Verletzungen. Ein tiefer Schnitt vom rechten Schlüsselbein quer über seine Brust, bis unter seine linke Brustwarze, musste von einem Arzt der Organisation versorgt werden.

Sein Kontrahent hatte eine Hand verloren. Ein einziger, gut gezielter Schlag, für den er lange den richtigen Moment abgewartet hatte, hatte ausgereicht, seinen Gegner zu entwaffnen und gleichzeitig schwer zu verletzten. Das war sein Auftrag gewesen. Die Waffe des Gegner als Trophäe und Beweis seines Erfolges.

Der Sieg hatte der Organisation die Kontrolle über die Einnahmen einer Schwarzbrauerei verschafft und Mihawks Ansehen in der Organisation sofort steigen lassen.

Seine angebliche Aufnahme als ein Samurai verbreitete sich wie ein Lauffeuer und an der offiziellen Zeremonie nahmen alle Mitglieder teil, die in der Stadt waren oder anreisen konnten.

Dieser erste Kampf hatte den Rest Der Sieben/Der Sechs überzeugt und ihm den Weg geebnet und es war bei weitem nicht der letzte Kampf gewesen…
 

"Es gibt schon gute Erinnerungen neben den vielen schlechten, wenn ich den Weg zurückschaue, den ich gekommen bin. Trotzdem bereue ich keine meiner Entscheidungen."

"Ich bin froh, das zu hören. Es wäre schön, wenn du mit deiner Vergangenheit abschließen kannst, ohne sie vergessen zu müssen."

Mihawk seufzte. "Ja, das wäre schön. Aber vergessen will ich sie auf keinen Fall. Das wäre ein Verbrechen Cindry gegenüber und ich kann auch nicht leugnen, dass ich mich ab und zu ganz gerne an den ein oder anderen Pokerabend zurückerinnere, an denen du dir eine Krawatte um den Kopf gebunden hast und behauptet hast, bei dir zu Hause bestehe ein Royal Flash aus einer Pik Drei, einer Pik Sieben, einem Karo König, einer Kreuz Acht und einer Herz Fünf."

"Jaja und du hast mir erzählt, bei dir zu Hause zählen vier verschiedene Farben und vier verschiedene Zahlen als höchst mögliche Wertung, wenn man noch einen Skibbo-Jober dazu legt. Also, wenn man sich schon Karten in den Ärmel schiebt, dann sollten sie doch wenigstens vom selben Spiel sein, mit dem man spielt."

"Vom selben Spiel?", hackte Mihawk nach. "Welches hätte ich nehmen sollen? Das Gelbe Kartenspiel von der Zigarettenfirma, dass du geschenkt bekommen hast, das Uno-Spiel, mit dem wir die fehlenden Karten ersetzt haben oder die Blauen Sterne, die wir aus Phase 10 dazugemischt haben, wenn wir ein Spiel mit Jokern gespielt haben?"

"Not macht erfinderisch", meinte Flamingo und trank sein Glas in einem letzten Zug leer. "Ich musste dich kleinen Wurm beschäftigen, aber das Kartenspiel war uralt und ich brauchte keines, denn mit mir alleine spielte ich ja nie."

"Ein Kartenspiel muss man immer zu Hause haben."

"Das sind die Worte eines Kindes. Aber nun gut, beenden wir dieses Thema. Ich denke, es wird Zeit."

"Ja, das denke ich auch. – Allerdings, eine Frage hätte ich da noch."

Flamingo straffte sich und saß aufrechter auf seinem Stuhl als er nickte.

"Wusstest du, dass Boner im Zeugenschutzprogramm war?"

Flamingo nickte.

"Wie viel von der Entschuldigung eures Eingreifens und seines Todes war wirklich ausgedacht? Ich meine, diese Organisation, gegen die er aussagen sollte, war das die Shichibukai?"

"Nein, damit hatten wir – im engeren Sinne – nichts zu tun."

"Im engeren Sinne?"

"Im Endeffekt hängt doch alles zusammen. Wir kennen diese Organisation und sind natürlich auch mit dem Fall bekannt. Ob Boner nun gegen sie ausgesagt hätte oder nicht, kann uns egal sein. Es hätte schlussendlich eh nicht viel gebracht, die Spur wäre früher oder später im Sand verlaufen. Uns hat er eher interessiert, weil er sich unseren Regeln nicht gebeugt hat und vor allem, weil dein kleiner Freund sich mit ihm angelegt hat und uns ins Spiel gebracht hat."

"Also seid ihr doch nicht so gut auf Zorro zu sprechen?"

"Nein, nein, ganz im Gegenteil. Die Aktion, die wir seinetwegen gegen Boner gestartet haben, hat dem ein oder anderen das Fürchten gelehrt. Viel zu tun haben wir Dank ihm an anderen Orten nicht mehr. Das Ansehen unserer Organisation ist sprunghaft angestiegen, sodass es keiner so schnell wieder wagen wird, uns zu widersprechen oder unsere Regeln zu missachten. Die Aufräumaktion war geplant gewesen, nur hätten wir mit Boner definitiv nicht angefangen, wenn wir ihn uns überhaupt vorgeknöpft hätten. Dass er in unserem Gebiet gewildert haben soll, dass haben wir aufgezogen, aber das hatte ich ja erwähnt. Es ist nicht so, dass wir uns in massig Arbeit gestürzt haben, um den Fehltritt von dem kleinen Zorro zu vertuschen, aber wir haben auch nicht nur im eigenen Sinne gehandelt. Wie gesagt, deine Freundschaft bedeutet uns immer noch sehr viel, wenn es auch keine Partnerschaft mehr ist."

"Ich hoffe, sie bedeutet euch genug, dass ihr mich in Zukunft in Ruhe lasst."

"Mit Sicherheit." Flamingo erhob sich. "Es ist spät, es fährt bestimmt kein Bus mehr dorthin, wo du hin musst."

"Da fährt nie ein Bus hin", warf Mihawk ein.

"Darf ich dich dann zum Abschluss von all dem nach Hause fahren."

Mihawk grinste. "Gern."

Die Fahrt verlief schweigend. Nur Flamingo fluchte hin und wieder über den schlechten Zustand des schmalen Weges, den sie für die letzten Meter zur Schule zurücklegen mussten.

Er brachte den Wagen wortlos vor den Schultoren zum Stehen. Erst als Mihawk ausgestiegen war, sagte er noch etwas: "Du solltest das Geld nehmen, dir ein Zugticket kaufen und deine Mamá mal besuchen – und vielleicht auch das Grab deiner Freundin."

Flamingo streckte sich kurz und sog die kühle Nachtluft in seine Lunge.

"Danke für den Rat", meinte er schließlich. "Ich denke, ich werde ihn beherzigen."

Er schlug die Autotür zu und Flamingo wendete. Er ließ die Scheinwerfer noch einmal kurz aufblinken, dann verschwand er den holprigen Weg entlang in der tiefschwarzen Nacht. Die roten Rückleuchten waren schon bald hinter der nächsten Kurve verschwunden.

Mihawk drehte sich um und atmete noch einmal tief durch, dann machte er sich daran, über das Tor zu klettern.

Er sah schon von weitem, dass auf der Etage des Direktors noch Licht brannte und vermutete richtig, wenn er glaubte, dass dieser gleich heute – also jetzt in der Frühe – mit ihm sprechen wollte.

"Du bist spät – oder eher früh", wurde er begrüßt, als er das Büro des Direktors betrat.
 


 

_____________________________________

(1) nach nicht einmal 24 Stunden dürfte der Geruch noch nicht sonderlich stark ausgeprägt sein, aber sagen wir einfach, es war sehr warm und die vergammelten Lebensmittel liegen da wirklich schon 'ne ganze Weile und tragen ihren Teil dazu bei

(2) span.(Kolumbien): Deine Hurenmutter ist die nächste Frau!

(3) span.(Kolumbien): Böse Person, im Sinne von Krimineller

(4) jap.: in etwa "Die sieben königlichen Kriegsherren der Meere", geschrieben mit den Kanji für König, Letzter, Sieben, militärische Angelegenheit und Meer; ou: König, -ka: Suffix für eine Person, die eine bedeutende Tätigkeit/Beruf ausübt; shichi: sieben, bukai: Abteilungs-/Klubversammlung, bu: militärische Angelegenheit, kai (das selbe Kanji wie für umi): Meer

(5) der Stift, mit dem man sich die Augen umranden kann (korrigiert mich bitte, sollte ich doch falsch liegen)

(6) jap. (in der Schriftsprache): Marionette, Strohmann, Werkzeug, Handlanger
 


 

mikan...



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Tayuya
2011-09-29T01:33:08+00:00 29.09.2011 03:33
& noch eine dritte & letzte frage. :D
Zorro ist so lieb zu dem geschwächten Sanji, aber wenn dieser wieder auf den Beinen ist, dann bleibt Zorro aber nicht so weich, oder ? Also wenn es überhaupt weiter geht. :-*
Von:  Tayuya
2011-09-29T01:13:15+00:00 29.09.2011 03:13
Achja, empfindet Mihawk noch was für Zorro ?
Oder ist das eher unwahrscheinlich ?
Von:  Tayuya
2011-09-29T01:12:19+00:00 29.09.2011 03:12
Hach, ich liebe deine FF so. *.*
Die ist so super. Ich hab jetzt die letzten versäumten Kapitel nachgeholt & muss sagen ; Einfach himmlich. :)
Aber eins verstehe ich nicht ganz unzwar warum Mihawk in einem Kapitel durch den Kopf geht du findest mich schon, oder so in der Art. Ist das auf Cindry oder auf seine Mutter bezogen ?
Mhm, das mit Flaminge & Mihawk ist auch super süss, wie ein Papaa. *.*
Das einzige was mit abgesehen von Cindrys grausamen Tod total geschockt hat, war das Papaya grundlos getötet wurde & Conis so hintergangen wird. :/
Naja, aber du hast wirklich außergewöhnliche Ideeen. :) Einfach cool, auf sowas spannendes & ergreifendes kommt wirklich nicht jeder.
Aber eine Frage hätte ich noch.
Wirst du deine traumhafte Fanfiction weiter führen oder ist sie abgebrochen, da so lange nichts mehr hochgeladen worden ist.

Ich hoffe wirklich das es weiter geht & das bald, weil ich bin sehr gespannt was jetzt noch auf alle zu kommt.

Liebe Grüße, Tayuya
Von:  Jackiieh-Chan
2011-01-14T16:00:13+00:00 14.01.2011 17:00
Nach den letzetn Kaps will ich das Don&Mihawk näher kommen ^^
Bleibt das wunsch denken ?? :(

Ein Favo ist deiner FF sicher ich werde sie weiter verfolgen :D
Lg Jackiieh
Von:  Kalahari
2010-01-29T20:15:34+00:00 29.01.2010 21:15
toller ff^^
die story is echt genial und es is auch total schön geschrieben^^
ich bin gespannt was wieder los is, wenn sanji wieder im internat is
die verwendung der charaktere is auch richtig gut^^
besonders unterhaltsam sind die aktionen zwischen dem lehrertrio und den schülern... ich konnte an einigen stellen kaum noch sitzen vor lachen^^
das is dir wirklich sehr gut gelungen und es wird auch nie langweilig, das is echt toll

ich freue mich schon aufs nächste kappi
und natürlich darauf, wenn zorro, sanji und mihawk ihre strafe absitzten müsseen*böselach*
Von:  Crash
2009-11-17T18:59:16+00:00 17.11.2009 19:59
niii ich finde dein ff echt super geil !! ...

ich onnte aba erst jetzt n kommi schreiben weil ich die ganzen kapitel so schnell wie möglich durchlesen wollte weils soooooo spannend war ^_________^ ...

aba ich würde es besser finden wenn du mehr über sanji und zorro als paaring schriben würdest ...

kommt eigentlich noch n adult kapi ?? ;3

ach ja und ich hab n kleinen fehler gefunden ...
ehm ganz am anfang wo zorro gard aus sanjis zimmer gegangen is... hat i-jemand gefragt :
"Hat er noch Bauchweh?", erkundigte sich mit besorgtem Blick."

da hast du wohl i-wie den namen oder so vergessen ^________^

ich werde dein ff mit freude weiter vefolgen ... hoffentlich kommt bald das nächste kapi ^_________^
Von:  DanteMaxwell
2009-10-26T16:19:04+00:00 26.10.2009 17:19
So, ich habe nun schon länger kein Kommi mehr dagelassen, ich war einfach mit meinen Fanfictions und der Schule zu sehr beschäftigt...>.>
Irgendwie mag ich den Gedanken, dass Sanji nun im Rollstuhl sitzt für eine kurze Zeit. Das hat etwas...niedliches, wie Zorro sich dann nun immer um ihn kümmert! *///*
Und zu Falki sage ich nur: Tragisch!

Schreib weiter und schreib mal wieder etwas zu Shanks x Ben! *////*
Von:  SMC_Smoker
2009-08-07T21:20:24+00:00 07.08.2009 23:20
hi^^
schön, dass wieder ien kapi da ist^^

interessant was jetzt so alles über mihawk raus kommt^^
und ich bin gespnnt wie das mit sanji und zorro weiter geht^^
hach je....

mir hat das kapi sehr gut gefallen, bin gesopannt auf weiteres^^

(sorry, bin heute ien bischen wortkarg.)

lg wibi
Von:  Shadow-x1999
2009-08-07T17:49:08+00:00 07.08.2009 19:49
Hallo^^
Weiß garnicht, ob ich dir überhauptmal gekommit habe <.<?
*schäm*
Auf jedenfall hab ich auch dieses Kapitel verschlungen^^ Es war spannend Mihawks Hintergründe zu erfahren, seinen Aufstieg zu einem ser Samurai, aber auch (in den Kapiteln davor) seinen Austrit.
Mir gefällt, wie du mit Witz aber auch sprachgewandt die vielen einzellnen Charaktere zusammen wirken lässt uznd jedem seine eigene Geschichgte gibst.
Ich hoffe, das noch viele weitere Kapitel folgen werden^^
Bis bald :3


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