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Studenten unter sich

von

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~ Ich lasse ihn gehen, ich lasse ihn nicht gehen...

Zu Beginn noch etwas kurzes vorweg: während ich dieses Kapitel geschrieben habe, habe ich 'Our Farewell' von Within Temptation gehört. Es passt gut dazu und untermalt die Stimmung der Szenen. Empfehlenswert wäre es, das Lied während des Lesens zu hören ^^ Is wie gesagt nur ne Empfehlung ;)
 

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Die nächsten Tage und Wochen verstrichen nur schleppend. Zwar ging es mir wieder etwas besser, meine Müdigkeit war dem Unistress gewichen und ich fühlte mich wieder etwas lebendiger, doch meine Konzentration ließ noch immer zu wünschen übrig. Es gelang mir aber öfters, Strify ganz aus meinen Gedanken zu verbannen und im Hier und Jetzt zu leben. Dass ich so viel geschafft hatte, spornte mich an. Doch wenn man so darüber nachdenkt, ist das gar nichts. Aber dieser Ansporn tat mir gut, mein Ehrgeiz war wieder geweckt und es ging wieder bergauf mit mir.

Doch es sollte sich bald ändern, denn in den nächsten Wochen würde ich tiefer fallen als je zuvor in meinem Leben.

Denn eines schönen Tages kam Strify an unseren Tisch in der Cafeteria gestürmt, mit der Nachricht, dass er schon bald nach Australien fliegen würde. In zwei Wochen würde es soweit sein. Meine Freundin jubelte und freute sich mit ihm, doch meine gute Laune, die ich den Morgen über gehabt hatte, wich dem Schock. Ich hatte bis zum Schluss gehofft, dass der Austausch aus welchen Gründen auch immer nicht stattfinden würde, zumindest so lange, bis ich wieder ganz normal war.

Es war naiv und das hatte ich die ganze Zeit über gewusst, dennoch hatte ich mich stets an diese Hoffnung geklammert. Dies bereute ich nun.

Wieder einmal setzte ich also mein falsches Lächeln auf und tat, als freute ich mich mit ihm. Doch in mir fühlte ich nur noch Kälte.

Zu Hause war Strify total aufgeregt, freute sich sehr und redete von kaum etwas anderem mehr. Das machte es für mich nicht gerade einfacher. Im Gegenteil, mein Herz wurde von Tag zu Tag schwerer, wie eine Last, die man einen Berg hoch trug und die mit jedem Schritt den Körper mehr belastete.

So schleppend die Tage davor vergangen waren, so schnell zogen sie nun an mir vorbei. Zu schnell. Denn schon stand ich mit Strify im Flur unserer Wohnung, seine Koffer waren schon alle gepackt und standen reisebereit neben der Garderobe. Es war der Vorabend vor seinem Abflug und Strify rannte schon den ganzen Tag aufgeregt durch die Wohnung, wuselte überall herum und verbreitete Hektik, wo es nur ging. Alles war ziemlich stressig, er hetzte dauernd und ich musste ihm ständig versichern, dass er nichts vergessen hatte. Innerlich hoffte ich, dass er etwas vergessen würde, damit er gezwungen war, noch einmal zurückzukehren, doch Strify war in diesen Punkten sehr genau und dachte wirklich an alles. Und ich war mir sicher, dass ich Strify nicht gehen lassen würde, wenn ich wüsste, dass er etwas vergessen hatte. Mein Gewissen würde mich ewig plagen, wusste ich doch, dass ich das Strify nicht antun durfte.

Am Abend saßen wir noch lange zusammen und zum ersten Mal seit langem war Strify außerordentlich verschwiegen. Es war einfach nur schön, zusammenzusitzen und diese letzten uns verbleibenden gemeinsamen Augenblicke zu genießen. Wir würden uns lange nicht sehen, jedes Wort wäre nun zu viel gewesen und hätte den Abschied nur unnötig erschwert.

Irgendwann tief in der Nacht gingen wir dann zu Bett, mein Herz schmerzte sehr und fühlte sich an wie ein Steinklumpen, der plump in meinem Körper lag.

Aus irgendeinem Grund war ich jetzt schon nervös, in meinem Magen rumorte es, als ich an den morgigen Tag dachte.

Ich hörte, wie sich Strify in seinem Zimmer noch eine ganze Weile im Bett unruhig hin und her wälzte, er konnte auch nicht schlafen. Wir lagen beide in unseren Betten, starrten an die dunkle Zimmerdecke und wussten doch nicht, dass wir uns nun sehr nahe waren in unseren Gefühlen und unserer Angst.

Am nächsten Morgen erwachten wir beide schon sehr früh, an Schlaf war nicht zu denken gewesen diese Nacht. Kurz darauf saßen wir auch schon im Bus in Richtung Flughafen. Als wir schließlich dort ankamen und Strify eincheckte, hatten wir noch gute zwei Stunden Zeit. Wir konnten uns die Zeit nicht recht vertreiben, uns beiden graute es vor dem Abschied. Besonders mir, ich war die ganze Nacht wachgelegen und hatte überlegt, ob ich ihn gehen lassen konnte. Ich wollte, dass er blieb, mich nicht verließ. Seit ich von dem Austausch erfahren hatte, hatte ich überlegt, wie ich ihn zum Bleiben bewegen konnte, doch immer war ich zu dem einen Schluss gekommen, dass er gehen musste, denn sonst würden wir uns beide gegenseitig Vorwürfe machen, wenn wir sie auch nicht aussprechen würden.

Wir redeten nicht viel während wir warteten, stumm sah ich zu, wie die Flugzeuge starteten und landeten. Die Zeit verstrich nur sehr langsam, wir quälten uns mit dem Schweigen.

Als schließlich der unweigerliche Moment gekommen war und Strify zu der Maschine aufbrach, war die Zeit doch zu schnell vergangen. Ich hätte alles für einen weiteren Tag mit ihm gegeben. Doch als er vor der Absperrung noch einmal innehielt und sich zu mir umdrehte um sich von mir zu verabschieden, wusste ich, dass es kein Zurück mehr gab.

Seine Augen glänzten verdächtig, als er mich umarmte und ein Auf Wiedersehen flüsterte. Die ganze Zeit über hatte ich mit den Tränen gekämpft, jetzt brach der Damm und sie brachen aus mir heraus, rannen in Strömen über mein Gesicht. Ich wurde geschüttelt von Schluchzern, warum nur schmerzte mein Herz so?

„Nicht weinen.“, bat Strify, fing eine Träne auf und wischte sie fort.

Ich riss mich zusammen. Gestattete ich mir einmal zu weinen, so fand ich damit kein Ende. Und ich durfte es nicht, nicht jetzt! Später, wenn Strify gegangen, wenn ich allein war, konnte ich meinen Tränen freien Lauf lassen, aber jetzt musste ich stark sein und tapfer, damit Strifys Freude nicht durch Kummer getrübt wurde.

Gezwungen lächelte ich ihn an, die Augen noch immer feucht und mit so einem tiefen Schmerz darin, dass er sich in Strifys Augen widerspiegelte. Ich fühlte mich in dem Moment so hilflos und klein. Dennoch versuchte ich, tapfer zu bleiben.

Strify streichelte sanft meinen Rücken, versuchte mich zu beruhigen und auch sich selbst. Ich sah ihm an, wie viel Willenskraft es ihn kostete, die Tränen zurückzuhalten.

Ich wollte es Strify nicht so schwer machen zu gehen, aber ich konnte nichts gegen die Tränen tun. Ich ergriff seine Hand und drückte sie, wollte sie nie mehr loslassen. Bitte, bitte bleib bei mir!, schrie es in mir, doch kein Laut kam über meine Lippen. Verlass mich bitte nicht!, dachte ich. Ich will dich nicht fortlassen, will, dass du für immer bei mir bleibst!

Ich klammerte mich verzweifelt an ihn. Ich war hin und her gerissen von meinen Gedanken, wusste nicht mehr, was ich denken, was ich tun sollte. Ich wusste nun nicht mehr, was falsch und was richtig sein würde.

Der Flugbeamte drängte langsam von hinten, dass Strify sich beeilen solle, die Maschine würde gleich starten.

Strify berührte mein Kinn und hob es an, sodass ich ihm in die Augen sah. Aus meinen Augen quollen noch immer Tränen und ich zitterte noch leicht.

„Ich werde dich jeden Abend anrufen, dir schöne Postkarten schicken und ehe du dich versiehst, ist ein Monat vorbei und ich bin wieder zu Hause.“. Diese Worte ließen mich nur noch mehr schluchzen. Ich wollte fortsehen, doch Strify ließ es nicht zu.

„Hör mir gut zu.“, sagte er in weichem, aber bestimmtem Ton. „Ich muss jetzt gehen, das Flugzeug startet gleich. Du winkst mir, ja?“, fragte er, seine Stimmer klang erstickt. Ich nickte. „Ich bin bald wieder da. Pass auf dich auf, versprich mir das.“, sagte er und löste sich von mir, noch bevor ich etwas erwidern konnte. Ich wollte etwas sagen, doch mein Hals war wie zugeschnürt, ich brachte keinen Ton heraus. Alle Worte, die ich niemals aussprach, tobten in mir. Mittlerweile war es mir egal, ob ich etwas aufmunterndes oder etwas sehnsüchtiges sagen würde, ich wollte ihn nicht so ohne ein weiteres Wort gehen lassen.

Er hielt meine Hand noch einen Moment, drückte sie ein letztes Mal, dann ließ er los und schritt durch die Absperrung. Ihn dort so zu sehen, schmerzte sehr. Ich würde ihn eine lange Zeit nicht sehen, schon jetzt vermisste ich ihn, wie ich noch nie jemanden in meinem Leben vermisst hatte. Ein Monat war eine sehr lange Zeit, was sollte ich denn so lange ohne ihn machen?

Da erkannte ich, wie sehr ich auf Strify angewiesen, wie hilflos ich ohne ihn war. Er war immer da gewesen, wenn er nun fortginge, würde eine klaffende Lücke in meinem Leben entstehen, ein dunkles Loch, das nicht so leicht zu füllen sein würde.

Ohne ihn wäre ich verloren.

Noch ein letztes Mal wandte sich Strify um und winkte leicht, in seinem Gesicht war Traurigkeit und auch etwas Angst zu sehen. Ich begriff, ich musste ihn gehen lassen, ihn feigeben. Nun war der Zeitpunkt gekommen, den ich schon immer gefürchtet hatte und ich fragte mich, ob ich es schaffen würde. Doch ich wollte an mich glauben. So lächelte ich ihm durch meine Tränen aufmunternd zu und reckte einen Daumen in die Höhe. Strifys Gesicht hellte sich auf, dann verschwand er ganz aus meinem Blickfeld.

In dem Moment kehret wieder Leben in mich. „Pass bitte auf dich auf!“, rief ich ihm endlich hinterher, so laut ich konnte, ich wollte, dass er heil wieder heimkehrte.

Noch eine Weile stand ich reglos so da, dann sank ich langsam schluchzend auf den Boden. Der Flugbeamte sah mich mitleidig an, doch ich wollte davon nichts wissen. Von draußen hörte ich die Maschine starten und Strifys Worte erklangen erneut in meinem Kopf. ’Du winkst mir, ja?’. Ich sprang auf und hastete zum großen Fenster. Das Flugzeug fuhr an diesem vorbei, ich winkte wild, ohne Strify entdecken zu können. Ich war nicht sicher, ob er mich nun sehen konnte, doch aus irgendeinem Grund wollte ich dies glauben. Ich stellte mir vor, wie er lächelnd im Flugzeug saß und mir zurückwinkte.

Dadurch ermutigt, winkte ich so lange, bis sich der Eisenvogel in die Luft erhob und irgendwann zwischen den Wolken verschwunden war.

Ich hatte losgelassen, hatte es geschafft. Strify ging es gut, er war auf dem Weg in sein Glück, doch aus irgendeinem Grund heiterte es mich nicht auf. Noch immer rannen mir Tränen über das Gesicht, auf einmal fühlte ich mich so alleine. Doch in mir regte sich auch etwas Stolz, dass ich Strify wenigstens jetzt nicht im Stich gelassen hatte, dass ich trotz meines schweren Herzens bis zum Schluss bei ihm geblieben war.

Ich denke, dies zeigte, wie viel Strify mir bedeutete, auch als Freund. Er war der wichtigste Mensch in meinem Leben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Artanaro
2008-03-17T22:13:22+00:00 17.03.2008 23:13
hey!

klasse pitel.
zum heulen schön und emotional.... *schnief*
bin gespannt, wie es weiter geht...
Von:  Karazu
2008-03-17T20:12:19+00:00 17.03.2008 21:12
huuuuch... ich war sogar erste xD
Ach ja... und nochmal danke fürs bescheid sagen...^^
Von:  Karazu
2008-03-17T20:11:30+00:00 17.03.2008 21:11
Hallo^^
Hier ist das versprochene Kommi^^...
Ich finde das Kapitel gut geschrieben... Aber der Inhalt ist traurig.
Ich hoffe, dass sie in kein allzu großes seelische Tief fällt, jetzt wo Strify weg ist.

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel ;-)
Liebe Grüße, Yuna


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