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Augenblick

"Es war so ein Moment, den man sonst aus dem Kino kennt..."
von

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Warum, warum…

Warum, warum…
 


 

Taumelnd stieß er gegen den Schrank und blieb an diesen gelehnt stehen.

Noch immer benebelt, erfüllt und ebenso verwirrt.

Über sich.

Sein Herz raste und die Luft stieß vollkommen hektisch aus seinen Lungen. Obwohl er tropf nass war glühte sein Körper. Seine Hände fuhren immer wieder und zitterig über das Gesicht.

Langsam kam er wieder zu Bewusstsein und sah sich um.

Er war in dem Zimmer.

In seinem Hotelzimmer.

Allmählich beruhigte sich sein Atem und er ließ die Hände sinken. Jans Kopf fiel in den Nacken und machte so Bekanntschaft, mit der Holztür des Schrankes. Nicht schmerzhaft, aber doch fest.

Nach Stunden, so kam es ihm vor, konnte wieder geordnet denken. Nur mühevoll hielt er sich auf den Beinen und starrte noch immer fassungslos in den lehren Raum.

`Rike.`

Und plötzlich war alles wieder da. Das war er getan hatte, der schon fast verklungene Rausch und sämtliche Erinnerungen.

„Oh Fuck!!!“

Scheiße.

Scheiße, Scheiße, SCHEIßE!!!

Verdammt was war nur in ihm vorgegangen? Sofort schickte sein Innerstes ihm Bilder zu, wie sie vollkommen nackt vor ihm stand und ihn wunderte gar nix mehr.

Aber…

Seine Augen folgten dem Teppich und glitten zu der Badezimmertür hinüber. Ihm wurde übel, kotzt übel um genau zu sein. Er musste zu ihr, aber er konnte nicht.

Er konnte sie, von seiner Position vor dem Schrank aus, nicht sehen und hatte auch Angst davor. Wie würde sie reagieren? Hasste sie ihn dafür? Oder… ?

Wie in Trance bewegte er sich auf die Klinke zu. Seine Finger hielten sie bereits um griffen, doch da ließ ihn ein Geräusch zusammen zucken.

Sie hatte das Duschwasser abgestellt. Und danach folgte Stille.

Das Schweigen eines Friedhofs war gar nichts dagegen.

Nein... Nein, er konnte jetzt nicht zu ihr. Was hatte er ihr nur angetan…?

Plötzlich prasselte das Wasser wieder los und er fuhr innerlich zusammen. Die Hand sank vom Griff herunter. Auf der Stelle machte er kehrt und ging auf das Bett zu.

Erst jetzt bemerkte er, dass er noch immer das perfekte Ebenbild eines begossenen Pudels war. Ohne weiter nach zu denken riss er sich sämtliche Klamotten vom Leib, schleuderte diese in die Ecke hinter dem Bett, ging nackt wie er war los, riss an der Tür und trat auf den Balkon. Augenblicklich umfasste ihn eine nicht unbedingt sanfte, aber doch sehr angenehme Windböe. Er schloss die Augen und genoss es. Nach einiger Zeit hatte der Wind es sogar fertig gebracht, seine Haut trocken zu wehen.

Jan hatte Glück, sein Balkon befand sich in einem Winkel, von dem man ihn nicht sonderlich gut, von außen, beobachten konnte. Das hätte ihm nun echt noch zu seinem Glück gefehlt…

Er öffnete die Augen. Es dämmerte.

Die Temperatur wurde kühler, das störte ihn aber nicht weiter. Trüb blickte er auf die „Landschaft“ vor ihm. Nun wäre er wirklich gern auf eine seiner Reisen. Abgeschieden von allen, allein in der Wildnis. Wo er sich in Ruhe überlegen könnte, welche Worte die richtigen waren…

Letztendlich setzte er sich auf den Stuhl, der hier parat stand und auf dem ein Handtuch von ihm getrocknet hatte. Daher war der Untergrund auch recht gemütlich.

Er zog die Terrassentür ran und lehnte sich zurück. Jan hatte wirklich geglaubt, noch schlimmer hätte es nicht kommen können, aber das nun herrschende Chaos übertraf echt alles.

Er musste sich erst einmal über alles klar werden, anders konnte er nicht zurück in das Zimmer gehen.
 

Was war nur in ihm vorgegangen, dass er so plötzlich die Kontrolle über sich verloren hatte?

Wie konnte er ihr je wieder gegenüber treten?

Neben den Berg an Schuldgefühlen kam noch etwas anderes in ihm hoch.

Die Erkenntnis, dass er es genossen hatte. Geschockt über sich selbst verkrampfte er sich augenblicklich. Das alles machte ihn wahnsinnig.

Was war es denn nun? Hatte er absolut Scheiße gebaut, oder nur das getan, wonach sie sich beide gesehnt hatten.

Gesehnt…

Sein Verstand sträubte sich. `Nein, das kann nicht…`

Aber ja länger er es leugnete, desto sinnloser wurde eben dies.

Seine Hand rutschte vom Kopf, als er es endlich realisierte:

Er hatte sich nach ihr gesehnt und er hatte es verdammt noch mal gewollt!!!

`…und hast dabei nicht auf ihre Gefühle geachtet…`
 

Endgültig fertig sank er in sich zusammen.

Am liebsten wollte er hinein stürmen, sie in den Arm nehmen und ihr sagen, dass es nicht das war, wofür sie es sicherlich hielt. Aber etwas hinderte ihn daran und kettete ihn schon beinahe an dem Stuhl fest: Angst.

Er hatte Angst davor, wie sie auf ihn reagieren würde. Verfluchte Scheiße, die Frau wurde vor nicht allzu langer Zeit fast vergewaltigt und dann kam er und…

Fürchtete sie sich womöglich vor ihm? Oder hasste sie ihn, zu Recht wie er momentan empfand, dafür?

Er rechnete mit allem, nur nicht, dass sie…
 

Jan schreckte fast hoch.

Er hatte ein Geräusch aus dem Zimmer gehört. Ohne Zweifel war es Rike und sie schien gerade an zu kleiden. Wie gelähmt saß er da. Schließlich, nachdem es wieder längere Zeit still blieb, beschloss er zu warten. Wann er jetzt nackt ins Zimmer rennen würde, kam er wohl gar nicht weiter, daher wartete er lieber etwas.
 

Plötzlich hörte er einen Knall.

„Was?!“

Sofort begriff er, dass sie gegangen war.

Von seinem Bauchgefühl gelenkt sprang er auf und wollte ihr nach rennen. So verhedderte er sich gleich in den Vorhängen. Während er noch fluchend mit dem bösen Stoff rang kam ihm ein Gedanke.

Die Vorhänge. Vielleicht war sie gegangen, weil sie ihn nicht gesehen hatte und daher dachte, er wäre einfach verschwunden.

„Scheiße!“

Mit einem Ruck befreite er sich (das er eine der Vorhänge halb abriss übersah er völlig) und rannte zur Tür. In der allerletzten Sekunde fiel ihm ein, dass er ja nackt war.

„SCHEIßE!!!“

Er warf fast alles, was auf dem Bett lag von diesem runter, schnappte sich die ersten Kleidungsstücke, dir er zu fassen bekam, zerrte sie sich über und stürmte dann endlich hinterher.
 

Aber in welche Richtung war sie gelaufen? Hektisch blickte er sich um. Er entschied sich für die Treppe…
 

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Gut, jetzt hatte er alles im Hotel abgerannt, wo sie sein konnte. Nach draußen zu rennen würde nicht helfen, da konnte er genauso gut die Welt nach einem Floh mit rotem Iro absuchen. Jan hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, er war jedenfalls fertig.

Vielleicht konnte er sie ja auf ihrem Handy erreichen? Der Gedanke schwebte ihm als nächstes durch den Kopf. Aber wie groß war die Chance, dass sie auch ran gehen würde? Außerdem empfand er es als feige, so etwas per SMS zu klären.
 

Doch plötzlich fiel ihm etwas ein. Es wirkte tatsächlich wie eine letzte Hoffnung. Darauf hätte er schon eher kommen können! Er machte kehrt und rannte statt zu seinem Zimmer auf ein anderes Apartment zu.
 

Es war nur eine Möglichkeit, aber da sich sein Denken eh grad in Grenzen hielt, handelte er ohne groß zu zögern. Das anfänglich zaghafte Klopfen wurde hämmernder und schließlich konnte er seine Klappe auch nicht mehr halten.

„Celina. CELINA MACH AUF!!!“

Und tatsächlich, oder endlich, wurde die Tür nach innen auf gerissen und ein extrem giftig blickende Celina trat in den Rahmen.

„Was?“, war ihre knappe Frage. Sie wirkte wahrhaftig, als könne sie ihren Gegenüber auf der Stelle und auf die absolut qualvollste Art meucheln. Plötzlich jedoch blinzelte sie und schien stark verwundert.

„Jan??? Oh ähm… was machst du hier? Schon mal auf die Uhr gesehn?“, stammelte sie. Jan irritierte ihre Reaktion. Gut, dass es sie überraschte war klar, aber dass sie gleich so die Fassung verlor?

„Ich…“, begann er, brach jedoch ab, der ihr kurz den Faden verloren hatte.

„Tut mir Leid wegen dem Terror. Ich suche Rike, Hast du sie gesehn?“

Jetzt war Celina vollkommen munter und sah mit wachen Augen zu ihm hoch.
 

„…… Nein. Ist etwas passiert?“, fragte sie zaghaft. Erst jetzt fiel der Berlinerin die äußere Erscheinung des Rockstars auf. Zerknitterte Kleidung, unordentliche Haare und die Blässe in seinem Gesicht. Für sie war es so gut wie eindeutig, dass etwas geschehen war.
 

Jan blickte fast desinteressiert an ihr vorbei.

Immer wieder jagte der panische Gedanke in seinem Kopf herum, wo Henrike nur war und ob es ihr gut ging. Im Zimmer der Backgroundsängerin war es stockduster. Er konnte nicht anders als in diese Finsternis zu starren. Plötzlich blinzelte er.

„Jan?“

Celina wedelte mit der Hand vor seinen Augen herum. Er schüttelte den Kopf und sah wieder zu ihr. „Was?“

„Hö? Du hast doch meine Tür fast zerdeppert?“, sie war zwar laut, aber man konnte die Besorgnis nicht überhören. Ihr Ton wurde beim nächsten Satz sanfter.

„Was ist pass…“

„Wir haben uns gestritten!“, er kam ihr zufuhr und das so plötzlich, dass sie fast zusammen zuckte. „Und ich habe etwas… gesagt, was ich wohl nicht hätte tun sollen…“

Er versuchte gefasster zu sein, aber er konnte, seine Stimmung nicht sehr gut verbergen. Celina sah ihm deutlich an, wie die Schuldgefühle in ihm nagten.

Auf einmal zuckte sie jedoch leicht nach hinten, was ihn dazu brachte sie wieder anzusehen.

„Ähm, ist´s Okay wenn wir das Morgen weiter besprechen? Mir geht es nicht gut und ich brauch dringend schlaf.“

Jan sah sie fast ungläubig an, dann nickte er kaum merklich. Celina streichelte ihm kurz über die Schulter, dann verschloss sie die Tür.
 

Kopf schüttelnd drehte die braunhaarige sich zurück zum abgedunkelten Zimmer.

„Oh man Rike…“, seufzte sie und ging auf ihr Bett zu…
 

Jan blinzelte mehrmals, erst dann setzte er sich in Bewegung.

„Okay…“
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 


 

Es hatte keinen Sinn. Er würde sie jetzt nicht antreffen können

Ihm blieb eigentlich nichts anderes über, als wieder in sein Zimmer zurück zu gehen. Und zu hoffen, dass er sie bei dem Soundcheck Morgen vorfinden würde.
 

Wie in Trance drückte er die Klinke nach unten. Schwerfällig sprang das Schloss auf und er gab der Tür einen leichten Stoß. Langsam ging sie nach innen auf.

Und das erste, was er sah war Leere.

Kein Leben, nur ein verlassener Raum, den eine drückende Stille füllte.

Er sah sich um. Ihre Kleidung war von seinem Bett verschwunden, erst jetzt fiel ihm das auf. Die Badezimmertür stand offen.

Alles so, wie sie es zurück gelassen hatte…

Und das Chaos, wie er es verursacht hatte…

Mühselig setzte er einen Schritt vor den anderen, schloss die Tür und erreichte, nach einer Ewigkeit, wie es ihm schien, die Mitte des Raumes.

Er fühlte sich einfach furchtbar.

Unendlich müde blickte er auf das eher schlecht als recht hergerichtete Bett und schleppte sich schwerfällig dort hin.

Kurz davor blieb er jedoch stehen. Konnte er denn jetzt überhaupt schlafen?

Sein Blick ging wieder zur Tür.

Er stand für ein paar Minuten da und überlegte, bis er sich schließlich entschied und in die gewählte Richtung ging…



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