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Augenblick

"Es war so ein Moment, den man sonst aus dem Kino kennt..."
von

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Dusche (zensiert)

Dusche
 


 

Minuten vergingen. Gefühlt aber schon eher Stunden.

Die gefüllt waren mit gemischten Gefühlen. Sie lag ihm noch immer um den Hals und verbarg ihr Gesicht vor ihm. Er sollte sie jetzt nicht ansehn, das wollte sie nicht…

Jedoch, irgendwann mussten sie sich ja wieder von einander lösen und so konnte sie seinem Blick nicht ganz entkommen. Schnell setzte sie ein schiefes Lächeln auf.

Sie wollte ihn nicht mit ihrem eigenen Kummer belasten. Seinem Schmerz gab die den Vorrang.

Schmerz…

Da fiel ihr etwas ein.
 

„Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie du dich fühlst.“

Es kam ihr einfach über die Lippen, ohne, dass sie es groß lenken konnte.

„Nun... es ist schon ein bisschen länger her, dass es passiert ist. Aber ich knabber auch noch an einer Trennung.“

Rike spürte Jans Blick. Sie war sich unschlüssig darüber, welcher Ausdruck in seinen Augen lag. Jedenfalls war sie sich sicher, dass sie seine Aufmerksamkeit hatte und das war erst einmal das wichtigste.

Celina war die einzige in dem Ärzte Team, der sie von ihrer Beziehung erzählt hatte.
 

„Kenai hieß er. Und wie man dem Namen schon entnehmen kann; er war Afrikaner und schwarz. Er hatte wirklich einen sehr dunklen Haut Ton. War schon eine recht interessante Kombination bei meiner Hautfarbe.“ Sie grinste. Jan tat es ihr gleich, obwohl sie ihn gar nicht ansah.

„Und er war… nein kann man nicht sagen. Hopper… Man könnte ihn als solchen bezeichnen, aber diese Reduzierung hat er nicht verdient. Aber er lag bei seinem Musikgeschmack in der Richtung und konnte nicht so viel mit meinen Rock Sachen was anfangen. Hat uns aber trotzdem nicht dran gehindert zusammen zu kommen.“
 

Henrike blickte gelegentlich doch zu ihm hoch, um sich zu versichern, dass er ihr auch weiterhin zu hörte. Jan zeigte nicht sonderlich viel Emotion dabei, doch er hörte ihr zu.

Sie erlaubte es sich noch mal kurz zu zögern, dann erzählte sie weiter.
 

„Allerdings… Ich mein… du glaubst echt nicht, wie intolerant die Welt heutzutage noch sein kann, bei einer schwarz-weiß Beziehung.“

„Doch… Ich merke das wirklich immer wieder, dass unsere schnöde Welt noch längst nicht so tolerant ist, wies einem die Medien gern vorgaukeln. Das überrascht mich nicht. Leider…“

Er seufzte. Sie glaubte ihm das sofort, immerhin hatte er die halbe Welt gesehen und konnte es gut beurteilen.
 

„Wir haben ganz schön kämpfen müssen.“, fuhr sie fort: „Einmal wurden wir fast von ner Gruppe Faschos verprügelt, aber bei diesem Mal hatten diese Arschlöcher nur geblufft und ließen uns in Ruhe… Irgendwie haben wir uns doch durch alles durchgedrückt. Gegen die ganzen Vorurteile und dummen Kommentare. Jedoch…“

Man merkte mehr als deutlich die Traurigkeit in ihrer Stimme.

„Er ist nach Berlin gezogen. Wegen seinem Job. Er macht auch Musik, weißt du. Zwar in einer völlig anderen Liga, aber er ist wie ich Vollblutmusiker. Allerdings wollte und konnte ich hier nicht weg und er konnte es sich nicht leisten diese Chance zu versäumen. Und er hatte mich drum gebeten, ihm etwas Ruhe zu gönnen. Etwas widerwillig hab ich da auch zugestimmt.

Als wir uns dann das nächste Mal trafen sagte er mir, dass er die Beziehung beenden möchte. Er meinte es hätte keinen Sinn, auf diese Entfernung und dann seien wir sehr unterschiedlich… Ich war mehr als frustriert… Ich war richtig wütend!!! Ich mein… Wir haben so arg dafür gekämpft beisammen sein zu können und dann macht er wegen so ner verfickten Distanz Schluss!“

Ihre Hände verkrampften sich zu Fäusten und krallten sich in den Stoff ihres Rockes.

Nach kurzer Zeit aber entspannte sie sich wieder und wirkte nun vollkommen anders. So, als ob sie sich unglaublich schuldig empfinden würde.

„Er hat es mir nicht direkt gesagt, ich glaube weil er mich schonen wollte. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass einer seiner Gründe auch war, dass ich mich zu sehr an ihn geklammert hab…“
 

Das passte zu ihr.

Jan konnte nicht verhindern, das zu denken.
 

„Und… im nach hinein kann ich ihn auch nicht allzu sehr verfluchen. Er hat sich echt bemüht es mir schonend bei zu bringen und… ich hätte auch nicht gewollt, dass er weiter unter mir… leidet…“
 

Jans Augen weiteten sich etwas erschrocken. „Sag so einen Scheiß nicht!!!“

Henrike zuckte hoch. Jan starrte sie fest an.

„Du frisst so viel in dich hinein. Und mir ist auch aufgefallen, dass du dazu neigst dich selbst fertig zu machen. Ich…“ Er stockte und beschwichtigte seinen Ton etwas: „Ich kenn das zwar nicht so sehr aber… selbst ich kann dir sagen, dass dich das kaputt macht.“

„SCHEIßE MAN! Das weiß ich doch…“, fuhr sie ihn gereizt an.

Keine Sekunde später blickte sie leicht beschämt zur Seite. Jan musste schmunzeln. Ihre Überreaktion hatte ihm nichts ausgemacht, im Gegenteil.

Aber sie hatte sich schnell wieder gefasst.

„Ich hab den Spruch einfach schon so oft gehört, langsam krieg ich wirklich Brechreiz davon…“ Henrike sah wieder zu Jan auf.

„Ich weiß es ja, ich weiß das alles… Leichter ist es dadurch trotzdem nicht wirklich. Aber ich bemühe mich und es ist schon sehr viel besser geworden. Ach wenn ich noch wie vor übersensibel bin.“

Rike grinste zu ihm hoch. Er lächelte und strich ihr mit den Fingern durchs Haar und verfolgte mit ihnen eine Strähne, die in ihrem Nacken endete.

„Du weckst schon nen gewissen Beschützerinstinkt. Nicht nur bei mir.“ Sein Grinsen wurde breiter. Ihres jedoch drohte ab zu sterben und nur knapp rettete sie es. Schnell sah sie wieder in Richtung Boden.

Nein, diese Stellung wollte sie in seinem Leben nicht haben. Das liebe Mädchen, vom Typ her kleine Schwester, das jeder beschützten wollte.

„Echt? Dann ist der Niedlichkeits-Effekt also bei mir doch noch nicht ganz defekt.“ OK, jetzt musste Jan doch lachen. Nur kurz, aber immerhin.

Eigentlich ging es ihm eben noch zum kotzen, aber sie schaffte wes mal wieder.

„Das lieb ich an dir!“, sagte er und konnte es sich nicht verkneifen ihr das Haar mal wieder zu zerwuscheln. Sofern das überhaupt noch mehr ging. Auch Rike lachte und knuffte ihm in die Seite.

Nun war die trübselige Stimmung endgültig verschwunden und die beiden wussten wieder ganz genau, warum sie immer so gern Zeit mit einander verbrachten.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Mit leicht gerötetem Kopf ging sie mit ihm das letzte Stück hinaus aus dem Park.

Letzten Endes fühlte sich doch geschmeichelt, dass er ihr solch intime Dinge anvertraut hatte.

Sogar so intim, dass sie noch nicht einmal Dirk und Rodrigo wussten.

„Hat… hab ich dir helfen können?“, fragte sie etwas schüchtern und blickte zu ihm hoch.

Jan sah zurück und lächelte ihr leicht zu.

„Ja, Frau Seelenklempnerin.“

Die rothaarige grinste.

Sie war glücklich darüber, dass sie ihm wenigstens etwas helfen konnte und es ihm nun, zumindest etwas, besser ging.

Aber gleichzeitig breitete sich in ihr noch ein anderes Gefühl aus, eines, welches sich sogar noch besser anfühlte.

Gut, selbst wenn sie nur eine Freundin war, sie würde es trotzdem einfach genießen, bei ihm sein zu dürfen… Hatte sie ja auch vorher gut hinbekommen, da konnte es doch weiterhin gar nicht sooo schwer sein.
 

Plötzlich fing es über ihnen an zu donnern. Jan blieb stehen, um seinen Kopf in Richtung Himmel zu recken.

„So wies aussieht nieselt´s gleich.“

Und kaum hatte er den Satz beendet, fing es schon an und schwere Regentropfen prasselten

auf sie beide hinab. „Also wenn deine Rockstar Karriere mal ein jähes Ende nehmen sollte, als Wetterfrosch wärst du anscheinend auch recht gut geeignet.“, sagte Henrike sarkastisch, da sie schon nach den ersten Sekunden in denen es begonnen hatte, durchnässt war bis auf die Knochen. Mit so einem heftigen Schauer hatten beide nicht gerechnet, weshalb sie auch dementsprechend unvorbereitet waren, was ihre Kleidung betraf.

„Nee, lieber nich.“

Er klopfte ihr auf die Schulter und forderte sie so auf, mit ihm das letzte Stück zum Hotel zu sprinten. Dank Jan, der nun wirklich wesentlich bessere Laune zu haben schien wurde der Sprint kurzerhand zu einem Wettrennen umfunktioniert, welchen Henrike haushoch verlor.

Breit von einem Ohr zum anderen grinsend stand Jan vor dem Hotel und jubelte:

„I am the champion…“

Ohne Zweifel spielte er damit auf Rikes Verehrung für Freddy Mercury und QUEEN an.

Als Henrike auch endlich das Ziel erreicht hatte, und Jans Siegesgesang mitbekam,

streckte sie ihm als Antwort die Zunge entgegen.

„Oller Nachmacher…“, keuchte sie und obwohl sie sein Gesicht gerade nicht sah (sie hatte die Hände auf ihre Knie abgestützt und versuchte erstmal an Sauerstoff zu kommen) konnte sie sein Lächeln förmlich spüren. Sie war noch nie sehr ausdauernd gewesen was laufen anging, obwohl es sich ein wenig bessert hatte, nachdem sie angefangen hatte zu joggen.

„Haaaaatschiii!!!“, so sah der nächste Kommentar aus den Henrike von sich gab.

Jan unterbrach seine Jubelei und bedachte sie mit einem leicht besorgten Blick.

„´Tschuldigung.“, kam es erneut sniefend von ihr, was er mit einem: „Dafür nicht.“, kommentierte. In diesem Moment musste er sich erneut eingestehen, dass sie wirklich hübsch war. Ihre Haut war so unglaublich blass und sah doch wunderschön an ihr aus.

Und auch wenn ihre roten Haare sie sogar noch blasser machten, so harmonierte gerade dieses rot wunderbar mit ihren grünen Augen. Ohne dass sie es merkte glitt sein Blick zu ihrer Taille und zu ihrer Brust. Sie hatte schon Recht, ihre Figur war nicht Model tauglich, aber ihm gefiel sie. Sein Blick fuhr wieder nach oben zu ihrer markanten Nase, die sich aber dennoch nicht unangenehm auf ihrem Gesicht machte. Und genau jetzt bemerkte Henrike, dass der Gitarrist sie von oben bis unten interessiert musterte. Henrike glaubte dass ihre Wangen von rot bis feuerrot anliefen, als sich ihre Blicke, kurz nach ihrer Erkenntnis, trafen.

Auch Jans Augen schnellten verlegen zur Seite und er beschäftigte sich schnell damit, sein

T-Shirt auszuwringen. Er musste wieder daran denken, wie nah er ihr bereits gekommen war und wie gut es sich angefühlt hatte.

`Nein! Falsche Richtung! Janz falsche Richtung. ´, ermahnte er sich mental und wandte sich wieder an sie.

„Lass uns schnell reingehen, wär nicht so schön, wenn du dich erkältest.“

Er ging bereits voraus und Henrike wurde erst jetzt wieder einigermaßen wach.

„Moment.“

Sie wrang sich noch schnell ihr eigenes T-Shirt aus, dann folgte sie ihm.
 

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Im Hotel beeilten sie sich, in ihre Zimmer zu gelangen und nahmen den Fahrstuhl, der angenehmerweise lehr war.

Während der Fahrt, die beiden endlos erschien, warf Henrike immer wieder verstohlene Blicke zu Jan. Dieser unterlag beinahe der Versuchung es ihr gleich zu tun.

So kam das Öffnen der Tür praktisch wie eine Erlösung.

„Wer zuerst da ist!“, rief der blonde Gitarist und war schon aus dem Fahrstuhl gestürmt

Sie stürmte ihm hinterher. Dieses Mal würde sie nicht verlieren.

Und tatsächlich!

Kurz vor dem Ziel überholte sie ihn und schlug als erstes ihre Hand gegen die Tür.

„YEAH!!! I am the real champion“, trällerte sie triumphierend.

Doch im nächsten Moment nahm ihr Gesang ein jähes Ende, als sie sich auf der Türklinke abstützte und durch die plötzlich aufschwingende Tür in das Zimmer stolperte.

Mehr als ein erschrockenes Quieken konnte sie nicht mehr von sich geben.

Jan unterdrückte nur noch knapp ein auflachen, das sah einfach zu ulkig aus, und half ihr wieder auf die Beine.

„Boah, da bin ich einmal in etwas die Erste und dann so was…“

Als sie wieder auf den Beinen stand bedankte sie sich erstmal bei Jan, der direkt danach die Tür hinter ihnen Schloss.

Henrike blickte sich um und erst jetzt fiel ihr auf, dass sie sich in seinem Zimmer befanden

„Ach das ist ja dein Zimmer.“, grinste sie.

Sie hatte sich so sehr darauf konzentriert das private Wettrennen zu gewinnen, dass ihr das gar nicht aufgefallen war. Sie sah sich um.

Das Zimmer war größtenteils ordentlich, bis auf mehrere Kleidungstücke, die unordentlich auf dem Bett lagen. In diesem Moment bemerkte sie, wie sehr sie triefte und sich auf dem Teppich schon eine nicht unbedingt kleine Pfütze gebildet hatte.

„Mist! Ich glaub ich geh lieber schnell und überflute mein eigenes Zimmer. Ne Dusche wär auch nicht schlecht.“

Sie wandte sich bereits zum gehen. Doch irgendetwas schlug in Jan Alarm, bei dem Gedanken sie gehen zu lassen und so hielt er sie zurück.

„Du kannst doch auch hier schnell duschen.“

Verwundert sah sie ihn an. Jan war selbst über sich irritiert, aber eines wusste er:

Er würde die Stille und Einsamkeit jetzt nicht ertragen können!

„Könnte ich machen…“, sagte sie schließlich: „Ich hab nichts anderes zum anziehen hier.“

„Das ist kein Problem! Du gehst schon mal unter die Dusche und ich hol dir schnell was zum anziehen.“

Sie sah ihn nochmals mit einem undefinierbaren Blick, der irgendwo zwischen Skepsis und Belustigung lag, an.

„Aber wehe du spannst!“, sie holte ihren Schlüssel hervor.

„Würde ich dir sowieso nicht empfehlen, da dich der Anblick höchstwahrscheinlich blind machen würde.“

Er nahm ihr grinsend den Schlüssel ab.

„Jetzt hast du mich erst recht neugierig gemacht.“

Mit diesen Worten schlüpfte er durch die Tür und war weg.

Ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus.

Dann machte sie schleunigst, dass sie ins Bad kam, da er halbe Teppich (laut ihrer Schätzung) wohl schon nass war.

Im Badezimmer angekommen lies sie sich keine Zeit zum umsehen und zog sich zügig aus.

Von ihren nassen Klamotten befreit (was gar nicht so einfach war, da sie stark klebten)

Griff sie sich ein paar Seifensachen von Jan (unter anderem eine Spülung, die gefärbten Haaren länger ihre Farbe(n) behalten lies) und huschte unter die Dusche.

Das warme Wasser war gerade zu himmlisch und hatte ihren kalten Körper schnell wieder aufgewärmt. Bei dem Gedanken, dass dies hier (mehr oder weniger) Farins dusche war, musste sie plötzlich lachen.

Gut gelaunt begann sie zu singen:
 

Und ich schlafe in der Dusche, weil die Dusche zu mir hält.

Sie ist der einzige Freund, den ich noch habe auf der Welt…
 

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Kurze zeit später war Jan zurück, mit einem Bündel Klamotten in den Händen.

Er hatte ihr ein schwarzes Shirt, mit einer Comic Fledermaus auf der Vorder- und Rückseite, und eine einfache Jeans mitgebracht.

Als er das Rauschen des Duschwassers hörte lächelte er, schloss die Tür und lies sich auf sein Bett fallen. Ihre Klamotten, inklusive den beiden Schlüsseln, legte er auf dem Bett Ende ab.

Jetzt war es raus.

Der Grund, warum es ihm so lange beschissen ging, er hatte es endlich jemanden erzählt!

Er fühlte sich unglaublich erleichtert, auch wenn es ihn etwas irritierte, dass er es aus gerechnet ihr gebeichtet hatte. Ihr, die er doch gerade mal ein halbes Jahr lang kannte, hatte er so etwas Intimes offenbart.

Trotz der Erleichterung fühlte er mit einem mal eine schwere Müdigkeit in hm aufsteigen.

Ächzend erhob er sich und watschelte in Richtung Bad.

Kurz zögerte er, als er die Hand nach der Klinke ausstreckte.

Er kam aber zu dem Schluss, dass es wohl nicht stören würde, sich einmal schnell mit kalten Wasser die Augen zu befeuchten. Leise drückte er die Klinke nach unten und betrat lautlos das Badezimmer. Sie schien ihn nicht gehört zu haben.

Einem Moment lang stand er unschlüssig da, wandte sich dann jedoch dem Waschbecken zu.

Das eisige Wasser tat gut und machte ihm auch wirklich munterer.

Als er das Wasser wieder abgestellt hatte, fiel sein Blick plötzlich in den beschlagenen Spiegel. Er konnte sich kaum drin erkennen und dennoch starrte er gebannt auf die Scheibe.

Wie in Trance bewegte sich seine Hand vor und legte sich auf die glatte Fläche.

Im Zeitlupen-Tempo glitt sie hinab und zog einen klaren Streifen durch den Dampf.

Er sah sich. Deutlicher als die ganzen letzten Monate davor.

Seine vorher nur leichten Augenränder waren nun tief und dunkel.

Er sah einfach total fertig und erschöpft aus.

Erst jetzt bemerkte er, wie sehr die ganze Sache an ihm genagt hatte.

Und plötzlich fühlte er, ohne es verhindern zu können, den Schmerz wieder aufflammen.

Das Gefühl durchflutete ihn unangenehm schmerzhaft. Sein Körper sackte zusammen und er hielt sich krampfhaft am Waschbeckenrand fest.

`Hört dieser scheiß denn nie auf…`

Ein leichter Anschwall von Verzweiflung überkam ihm und seine Hand fuhr zittrig über sein Gesicht.
 

Henrike zuckte zusammen.

Sie war sich nicht sicher, konnte aber schwören einen wehklagenden Laut gehört zu haben.

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen zog sie leicht den Duschvorhang zur Seite.

Als sie hinter diesem hervor lugte, sah sie ihn.

Vollkommen in Gedanken versunken, aber ebenso offensichtlich war seine nun deutliche Verzweiflung. Henrike schluckte hart. Sie hatte immer zu Farin aufgesehen, hatte ihn führ unzählige Sachen bewundert. Ihn jetzt so niedergeschlagen zu sehen, gab der Farin Projektion einen Riss und ihr einen unfreiwilligen Stich in die Seele.

Jedoch…

Hatte sie inzwischen den Menschen Jan gut kennen gelernt und mehr war er in diesem Moment auch nicht.

Nicht mehr oder weniger als Jan. Und dass er ihr, ohne es zu beabsichtigen, „Schwäche“ zeigte, änderte nichts daran, dass sie ihn unsagbar gern hatte.

Und so trat sie sich mental in den Arsch und bewegte sich auf ihn zu.

„Jan…“, sagte sie und er schreckte hoch.

Die Dusche lief noch immer und dichter Dampf füllte den Raum. Doch dass war jetzt für sie Nebensache. Auch die Tatsache, dass sie ihm völlig nackt gegenüber stand.

Mitleidig hob sie ihre Hände und berührte ihn im Gesicht. Er blieb starr stehen und schien unfähig zu einer Reaktion.

Die Hitze stieg ihm in den Kopf. Sie stand nackt vor ihm.

Unter anderen Umständen hätte er sich jetzt einen Scherz erlaubt aber…. Irgendwie…

Ihre Hände streichelten ihn an den Wangen.

„Das überstehst du schon. Der Schmerz hört sicher bald auf.“

Langsam gingen ihre Arme ein Stück höher.

„Ist es OK, wenn ich dich umarme?“, fragte sie. Liebevoll lächelte sie ihm zu und strich ihm durchs Haar. „Danach wärst wieder nass, aber…“

Weiter kam sie nicht.

Jan hatte seine Arme um sie geschlungen und presste sie so fest er konnte an sich.

Einen Augenblick glaubte sie fast, er würde sie locker zerdrücken können. Dann überrollte sie die Erkenntnis wie eine Dampfwalze: Jan umarmte sie.

Sämtliches Blut schoss ihr in die Wangen und sie fühlte sich wie im Rausch.

Sie konnte deutlich die Konturen seines festen Körpers spüren und sein klopfendes Herz an seiner warmen Brust. Ihr Gesicht lag an seinem Hals und so sog sie seinen Duft tief ein.

Zwar konnte sie diesen Duft nicht zuordnen, aber trotzdem gefiel er ihr unendlich gut.

Nur eine leichte Spur von After Shave erkante sie. Sein heißer Atem wehte an ihrem Hals und sie hörte allmählich das Blut rauschen. Dann, ganz langsam, legte sie ihre nassen Arme um seinen Rücken. Genießerisch schloss sie die Augen und gab sich ganz dem wohligen Gefühl, welches ihm half und sie glücklich machte, hin. Die Minuten verstrichen und das Duschwasser prasselte munter vor sich hin. Schließlich lies er sie nach einiger Zeit (obwohl es ihr viel zu kurz vorkam) wieder los.

„Danke.“, murmelte er. Sie blickte zu ihm auf und lächelte ihn an.

Etwas erwidern konnte sie allerdings nicht. Als sie ihm in die Augen sah (deren Farbe irgendwo zwischen grün, blau und braun lag) bemerkte sie erst, wie nah sich ihre Gesichter wahren. Das Lächeln verschwand und Unruhe beherrschte sie stattdessen.

Er schien sich ähnlich zu fühlen, denn auch er blieb stumm.

Seine Pupillen fixierten ihre grünen und ließen sie nicht mehr los.

Allmählich wurde Henrike doch nervös und ihr Blick huschte in Richtung Boden.

Wie aus Reflex heraus hob Jan die Hand, um ihr Gesicht wieder ihm zu zuwenden.

Doch sie sah seine Hand und wich ihr aus, was jedoch den Effekt hatte, den Jan beabsichtigt hatte. (und mehr…)

Ihre Nase streifte seine Lippen und hinterließen bei hm ein leichtes Kribbeln, welches auch sie auf ihrer Nasenspitze spürte.

Sie errötete (wie sie selbst (und Jan übrigens auch) schätzte) endgültig auf die Röte einer Tomate. Sie fühlte sich plötzlich so hilflos und beschloss irgendetwas zu sagen.

Doch als sie den Mund öffnete kam er ihr näher. Ihr Herz klopfte nun bis zum Hals und darüber hinaus.

Und schließlich blieb ihr Atem schlagartig stehen.

Er stand weiterhin da, wie schon die ganze letzte Zeit, doch er hatte seinen Kopf zu ihr hinuntergebeugt.
 

Und hatte seine Lippen auf ihre gelegt…
 

Henrike begann zu zittern.

`Oh Gott, das glaub ich nicht! `

Augenblicklich tanzten ihre Endorphine Limbo.

Seine Hände lagen auf ihren Schultern und fuhren mit sanftem Streicheln hinauf zu ihrem Gesicht. Nun regte er sich und fuhr mit seiner Zunge sanft über ihre Lippen.

Völlig außerstande mit dem Verstand zu handeln schloss sie die Augen und öffnete ihm bereitwillig den Mund. Das nahm er sofort an und glitt mit seiner Zunge hinein.

Hitze durch fuhr ihren Köper. Sachte stupste seine Zunge ihre an und sie begann sie zu bewegen und fuhr über seine entlang. Ein wohliges Brummen kam von ihm und er vertiefte den Kuss. Seine Zunge glitt mit mehr Druck aber dennoch sachte zwischen ihre Lippen hindurch und fing an mit ihrer zu ringen. Nun wurde auch sie endlich mutiger und schob sich mehr in seinen Mund. Sie zog den Kopf leicht zurück, lies dabei seine Zunge zwischen ihre vollen Lippen gleiten und schmeckte ihn pur. Genießend seufzte sie und schlang ihre Arme um seinen Hals. Er biss ihr leicht in ihre Unterlippe, saugte kurz an ihr und gab sie wieder frei. Seine Hände streichelten ihren Rücken. Fuhren sanft hinab, bis er ihre Gesäßbacken erreicht hatte. Dort kniff er ihr frech in die linke.

„Hey!“, protestierte sie belustigt, konnte sein Gesicht aber nicht genau sehen.

Sie war sich aber ziemlich sicher, dass er in sich hinein grinste.
 

Immer wieder umschloss sein Mund den ihren und er konnte einen wohligen Brummer nach dem anderen nicht unterdrücken. Ihre Lippen waren so herrlich weich, genauso, wie er sie noch von der Nacht damals in Erinnerung hatte…
 

Die rothaarige lag mittlerweile wie betäubt in seinen Armen. Er hatte sie einfach überrumpelt und so fiel es ihr fast schwer, seine immer stärker werdenden Liebkosungen zu verdauen. Jan schien immer mehr Hemmungen zu verlieren und berührte sie an immer mehr Stellen ihres Körpers. Kurz verweilte seine Hand auf ihrer Hüfte, sachte auf ihrer Narbe. Seine Finger fuhren sie zärtlich nach, so dass sie Gänsehaut bekam.

Ein wenig verunsichert glitt sie mit der Hand unter sein Hemd. Sie wollte seine Haut erfühlen und am liebsten komplett nackt an ihrer spüren.

Mit seiner nächsten Aktion hatte sie allerdings nicht gerechnet. Plötzlich presste er sich wieder an sie. Und sie konnte nur keuchen. Vor allem, da sie einverräterisches Anzeichen deutlich an ihrem Bauch vernahm…
 

Jan blickte sich leicht hektisch um. Nirgends war ein freies Stückchen Wand. Bis auf…

Kurz entschlossen hob er sie an und stieg mit ihr in die breite Badewanne. Dort presste er sie, ohne groß zu fragen, an die freie Fläche. Und sich gleich an sie.
 

Henrike keuchte Luft lehr. Benebelt blinzelte sie. Erst nach ein paar Sekunden begriff sie den Grund für ihre schlechte Sicht. Jan war gegen den Duschkopf gestoßen und dieser ergoss sein warmes Wasser nun auf sie beide. Seine Kleidung war bereits komplett durchnässt, klebte an ihm und machte ihr so seine Umrisse noch deutlicher erkennbar.

Automatisch bewegten sich ihre Hände vorwärts, glitten unter den klebrigen Stoff. Dort fuhr sie seine Konturen immer wieder massierend nach und versuchte jede noch so unwichtige Kleinigkeit zu erfühlen. Bis sie plötzlich leicht abrutschte und ihre Hände reflexartig nach oben gingen.

Halt suchend hielt sie sich an ihm fest, sie wurde fast nur noch durch seinen Körper, der ihren fest an die Wand drückte, gehalten. Sie spürte wie er ihren Kopf zu sich drehte und fühlte sofort mehr als deutlich seine, nun heißen, Lippen auf ihren.

Oh man, alles pochte in ihr, ihr wurde schon richtig schwindelig davon. Seine Zunge grub sich in ihren Mund und erstickte so ihr Stöhnen.

Rikes Verstand blieb komplett auf der Strecke, aber das war ihr in dem Augenblick auch scheißegal. Plötzlich spürte sie seine Faust an ihrem Bauch.

Irritiert öffnete sie die Lider. Und sie sah, wie er heftig an seinem Gürtel herum zerrte.

Trotz des stetigen Wasserniederfalls weiteten sich ihre Augen ein Stück. Was er vorhatte war ja mehr als offensichtlich. Rike wurde nervös.

Sie wollte es, und wie!

Aber seine zügellose Art brachte in ihr auch eine leise Furcht auf. Sie kannte ihn in diesem Gebiet ja noch nicht so wirklich und wusste daher nicht, was er mit ihr anstellen würde.

Aber…war ihr das nicht sogar egal?

Dennoch, er überrumpelte sie.

„Jan…“, sie löste sich von seinen Lippen und versuchte ihn zu erreichen.

„Jan, ich… AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHH!!!!!!!“

Ihr Aufschrei hallte an die Wände das Raumes und schien sich selbst durch das Rauschen der Dusche auf sie zurück zu werfen. Wimmernd klammerte sie sich an ihn…
 

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Hier wäre der Lemon gewesen. Lasst eurer Fantasie einfach freien lauf. ; )

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Rike glitt herunter und fand sich an den Badewannenrand gelehnt wieder.

Ihr Herz raste so extrem, dass sie schon fest glaubte, es könne jede Sekunde aus ihrer Brust platzten.

Absolut alles pochte in ihr. Das hatte sie noch nie erlebt. Gleich nach einem Mal war sie noch nie so ausgelaugt gewesen. Nun gut, sie hatte auch nicht sooo viel Erfahrung was Sex betraf, aber das hier… Er schien ihr, als wäre es ein komplett neues Erlebnis für sie.

Vielleicht lag es daran, dass sie es bisher noch nie so heftig erlebt hatte. Oder dass sie für ihren letzten, zugleich einzigen sexual Partner den sie bisher gehabt hatte, Freund nicht so empfunden hatte wie für ihn. Es kam ihr fast wie eine Explosion vor. Der Sprengstoff war schon ewig ausgelegt und jetzt war er mit einem Knall gezündet worden.
 

Plötzlich spürte sie einen dumpfen Aufschlag in ihrer Nähe. Mühsam öffnete sie die Augen. Verschwommen erkannte sie Jan, der vor ihr saß. Auch er schien seinen Atem noch nicht ganz unter Kontrolle zu haben. Er hatte sich die Hose mehr schlecht als Recht über gestreift. Henrike sah erstaunt zu ihm rüber, als sie deutlich Röte in seinem Gesicht bemerkte.
 

Schüchtern näherte sie sich ihm. Das Duschwasser prasselte noch immer munter vor sich hin, aber das war grad Nebensache. Vorsichtig legte sie ihm die Rückseite ihrer Finger ans Kinn.

Er reagierte nicht. Dessen war sie sich schon hundertprozentig sicher, da nahm er ihre Finger sachte in seine Hand hauchte ihr einen Kuss auf diese.

Rikes Mund verzog sich zu einem Lächeln.
 

„UH!“

Ihr erschrockener Laut hallte durch den Raum. Jan war zusammen gezuckt, sehr plötzlich und nicht vorhersehbar. Verwirrt sah sie ihn an, wich aber nicht weg von ihm.

„Was hast du?“, fragte sie sanft.

Dass er sie, auf Grund des Duschwassers, nicht gut hören konnte übersah sie. Vielleicht lag es auch daran, dass sie, und wahrscheinlich auch er, noch immer leicht benebelt war.

Er hatte sich aufgerichtet und sah ihr nun in die Augen. Ihre Nervosität nahm zu, da sie es nicht schaffte seinen Blick zu deuten.
 

„Was hast du?“, besorgt wiederholte sie ihre Frage.

Er gab ihr keine Antwort. In ihr breitete sich ein mulmiges Gefühl aus.

„Ich…“ Er stotterte.

Als er sie ansah wirkte er aufs höchste irritiert. Als ob ihm jetzt erst auffiel, dass sie nackt vor ihm saß. Henrike bekam allmählich so etwas Ähnliches wie Angst.

Sie erhob ihre Hand erneut, doch plötzlich stemmte er sich auf die Beine.

„Ich… es tut mir leid!“

Was um Himmels… oder Satans Willen war jetzt nur los?

Sie sah ihn an und bemerkte nun auch in seinen Augen Angst. Seine Hand ging mit ihm hinunter und er umfasste ihren Nacken. Doch kaum berührte er sie, zuckte er zurück.

„Es... es tut mir leid…“

Er wirkte so furchtbar durcheinander. Sie versuchte noch seine Hand zu ergreifen, da stieg er endgültig aus der Wanne und verschwand aus dem Zimmer.
 

Rike sank in sich zusammen.

Eigentlich wollte sie ihm nach rennen. Ihm hinterher stürmen und sofort in Erfahrung bringen, was er hatte.

Aber sie blieb wie gelähmt an der Wand liegen.

Eine Befürchtung kroch in ihr hoch und die Angst, vor der Realität dieser, machte es ihr unmöglich ihm zu folgen…



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